immer mehr zu verallgemeinern, dann würde er der Wahrheit jedenfalls näher kommen. Die Folgen dieser Erbitterung werden sich noch frühe genug zeigen!

Einer der früheren Ausgewiesenen, der Maurer und Hausbe­fizer Gubl in Reinickendorf , war nach Ablauf des im vorigen Jahr verhängten Belagerungszustandes nach Reinickendorf wieder zurückgekehrt. Wie nun die Germania " mittheilt, ist derselbe dieferwegen am Morgen des Tages nach seiner Ankunft von Po­lizeibeamten aus dem Bette geholt und in Haft genommen, um wegen Verlegung des S 28 des Sozialistengesetzes zur Verant­wortung gezogen zu werden. Wie Sie schon konstatirt haben, ist unsere allgemeine Ansicht, daß das Vorgehen der Polizei, die alten Aus­weisungen en bloc auf den neuen Belagerungszustand zu über­tragen, vollständig ungefeßlich, weil in keinem Paragraph des Sozialistengefeßes begründet ist. Deßhalb wird die Sache Gubl's jedenfalls bis an's Reichsgericht getrieben werden. Das neue Reichsgericht kann sich dann in diesem Prozeß seine Lorbeeren holen oder sich in der öffentlichen Meinung zu Grunde richten!

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sp. Berlin , 8. Dez. Die Verlängerung des Kleinen Bela­gerungszustandes auf ein weiteres Jahr hat dahier, und zwar nicht nur in Partei- und Arbeiterkreisen, eine ung heure Erbitte­rung hervorgerufen, weil sie die ganze Rechtslosigkeit und Bru: talität unserer Zustände auf's Neue vor Augen führte. Den erfahrenen Parteigenossen tam fie freilich nicht unerwartet, ob gleich dieselben das Ausnahme-, Gesetz" während voller 12 Mo­nate in einer Weise respektirt" hatten, daß nicht eine nen­nenswerthe Bestrafung wegen Vergehens gegen dasselbe statt­finden konnte zum großen Leidwesen der uns so zahlreich überwachenden Geheimen, die zu gerne eine öffentliche Gefahr entdecken würden, um der Gesellschaft mit einer rettenden That" dienen zu können. Selbst der Minister Eulenburg konnte im Landtag auf die Hänel'sche Interpellation nur erwidern, daß die Sozialdemokratie noch immer in ungebeugter Größe dastehe, ,, weil dies in einer Berliner Korrespondenz an den Sozial­bemokrat" erklärt worden sei." Ein Beweisstück, um das den Herrn Minister jeder preußische Staatsanwalt beneiden dürfte. Und die Herren Liberalen und Demokraten " hat ten fein Wort der Replit, teine mannesmuthige" Rede auf der Zunge gegen eine Regierungsmaßnahme, welche in Einem Augenblick mehr Bürgerfreiheit" vernichtet, als ein Jahrzehnt Verfassungskampfes errungen hat! Wahrlich, diese Menschen verdienen nicht nur an die Wand gedrückt, sondern gepeitscht und mit Skorpionen gegeißelt zu werden!

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Die neueste Posse in politicis spielte neulich der hiesige fort­schrittliche Verein Waldeck". Derselbe feierte in oftentativer Weise den 30. Jahrestag der Freisprechung Waldeck's in dem bekannten Hochberraths- Prozeß. Dieser Verein, dessen Name schon eine große Lüge, rekrutirt sich fast nur aus Handlungs­gehilfen und Lehrlingen jüdischer Abstammung, welche wohl in den Tingeltangels und öffentlichen Balllokalen Bescheid wissen, von Politik und Volkswirthschaft aber absolut nichts verstehen. Sein Vorsitzender erklärte ja auch in einer seiner Versammlungen, daß nur Mitglieder erwünscht seien, die noch keiner politischen Partei angehört hätten. In dieser Walded Feier sprach der In dieser Waldeck Feier sprach der Dichter und Rechtsanwalt Albert Träger . Derselbe empfahl, da das Zustandekommen einer großen, liberalen" Partei unmöglich sei, die Gründung einer demokratischen Partei", welchem Vorschlage die Anwesenden natürlich begeistert" beistimmten. Nun steckt aber in dem Gros der Berliner Fort schrittler nicht ein Funken demokratischen Geistes, was die vor etwa einem halben Jahre erfolgte entschiedene Ablehnung eines eben solchen seitens der Leipziger Fortschrittler gemachten Vorschlages beweist. Die Berliner Fortschrittler können eben nicht leben und auch nicht sterben. Dergleichen Arte, wie die Waldeck- Feier, find nur ein Köder, auf den die dummen Arbeiter" anbeißen sollen was dieselben aber wohl bleiben lassen werden!

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Die Judenverfolgungen werden hier wie anderwärts fortgesetzt, doch sollen noch keine Scheiterhaufen errichtet worden sein, es soll aber der fönigliche Förster in Königs- Wusterhausen bereits eine Anzahl Stämme dazu ausgezeichnet haben. Vielleicht ver wendet man aber noch in letter Stunde statt des theuren Holzes Sozialisten- Knochen, da dieselben gut mit Petroleum durchtränkt sind und daher besser brennen.

Die von ihren Vätern, den damals noch auf dem Ast" fizen­den Nationalliberalen, so viel gelobte Rechtspflege nach neuem Styl läßt sich bis jetzt keineswegs besser an, als die frühere. Ein besonders auch in's Gewicht fallender Uebelstand ist der, daß die Kosten in den bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten unglaublich erhöht sind, so daß mancher der wenig Bemittelten auf sein Recht wird verzichten müssen. So ist es nun geradezu unerfindlich, warum jetzt jede Ladung und Zustellung eines Schriftstückes erst dem Gerichtsvollzieher übergeben wird, welcher lettere an die Parteien per Post absendet und die Gebühren dafür durch Post­vorschuß erhebt. Die Ladung zweier Personen, welche früher nur 16 Pf. Porto verursachte, kostet auf diese Weise den Kläger nach neuem Verfahren 1 M. 10 Pf. So werden die Volks intereffen nach jeder Richtung unaufhörlich geschädigt. Wenn aber in der Volksvertretung" fast nichts als Beamte, Abvo­taten, Fabrikanten, Junker u. dgl. fißen, so kann man sich nicht wundern, wenn die Geseze auch darnach ausfallen.

Der Nothstand nimmt dahier, namentlich in den Vorstädten, in Folge der Arbeitslosigkeit von Tag zu Tag an Umfang zu. Die Bourgeois wollen davon freilich nichts wissen und lassen die vor zwei Jahren zusammengebettelten 90,000 Mart noch immer unbenüßt liegen; d. h. irgend ein Bankier oder Fabrikant wird diese Summe schon für sich fruttifizirt" haben.

-k- Staffel, 5. Dezember. Einen Beweis dafür, daß die schuftigen Piloty's noch immer nicht ausgestorben sind, und daß das deutsche Denunziantenwesen keineswegs mit dem Attentatswahnsinn sein Ende genommen hat, lieferte vor Kurzem der Hersfelder Gymnasialdirektor Dr. Duben. Dieser sich auf seine humanistische" Bildung nicht wenig zu gute thuende Ge lehrte ist im gewöhnlichen Leben wegen seiner anmaßenden Recht­haberei und seines Pedantismus ein nichts weniger als ange nehmer Gesellschafter, welche Eigenschaften durch einen fanatischen Liberalismus nicht genießbarer werden. Es vertragen sich deß­halb mit den Schulzopf auch nur wenige Menschen und selbst in Beamtenkreisen ist er ziemlich gemieden. Am antipathischesten aber war ihm der Kreisthierarzt Fürer, ein wirklich gebildeter und erfahrener, in Hersfeld allgemein beliebter Mann, der trop seiner amtlichen Stellung offen den fortgeschrittensten politischen

und sozialen Anschauungen huldigte und in vielen Bunkten mit der Sozialdemokratie übereinstimmte, welche er, namentlich auch gelegentlich der Attentate, oft gegen die wüthenden Anfeindungen der sogenannten beffern Gesellschaft" Hersfelds und besonders auch gegen den Sozialistenfresser Duden in Schuh nahm. Ins auch gegen den Sozialistenfresser Duden in Schuß nahm. Jns besondere ließ Fürer den Duden, als dieser einmal in Gegen­wart einiger Beamten, Bürger und auch Gymnasiaften mit ihm Streit über den Sozialismus angefangen hatte, bös abblißen, indem er ihm seine kolossale Unwissenheit in dieser Materie so schlagend nachwies, daß der ordnungswüthige Schulmann zum Gespött Hersfelds wurde. Ehren- Duden aber woußte fich in glänzender Weise zu rächen, indem er sich hinseßte und eine ge pfefferte Denunziation gegen den schneidigen Kreisthierarzt schrieb! Er führte aus, daß er es nicht nur nicht für unehren: haft, sondern geradezu für seine Pflicht halte, einen königl. Be­amten, der an einem öffentlichen Orte sozialdemokratische Lehren zum Vortrag bringe und die der Duden'schen Aufsicht übergebenen Schüler für die sozialistische Sache zu gewinnen suche, bei seinen Schüler für die sozialistische Sache zu gewinnen suche, bei seinen Vorgesetzten zur Anzeige zu bringen. Und diese Vorgefeßten, nämlich das Provinzial- Schulkollegium dahier, waren des wackeren Duden durchaus würdig, indem sie die Denunziation begierig annahmen und beförderlichst weiter leiteten. Natürlich wurde nun gegen den pflichtvergessenen" Beamten, der sich heraus: genommen hatte, anders als die Regierung zu denken und die vogelfreien Sozialisten zu vertheidigen, eine gewaltige hochnoth­peinliche Untersuchung eingeleitet, deren Ende war, daß der deren Ende war, daß der Berliner Disziplinargerichtshof den Kreisthierarzt Fürer wegen Dienstvergehens" zur Abseßung verurtheilte. Herr Fürer wird sich als renommirter Veterinär wohl auch ohne die Beamten­qualität weiter zu helfen wissen, um so mehr, als ihm die Sym: pathie aller Wohlmeinenden sicher ist. Der Schuft Duden aber pathie aller Wohlmeinenden sicher ist. Der Schuft Duden aber mag hiemit an den verdienten Schandpfahl genagelt werden!

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Qntrowo, 24. November. Wie vortrefflich viele unserer Gerichte ihre Aufgabe, die sozialistischen Gesellschafts-, Untergräber" um jeden Preis zu verdonnern, verstehen und wie viel demnach ein Sozialist vor Gericht Gerechtigkeit" zu hoffen hat, selbst wenn seine Unschulb auf platter Hand liegt, dafür hat eine dafür hat eine am 10. bs. hier stattgefundene Gerichtsverhandlung einen schreien: den Beleg geliefert. Der Pantoffelmacher Joh. Blum war nämlich angeklagt, sich gegen SS 19 und 21 des Ausnahmegesezes ver­gangen zu haben. Der Sachverhalt ist folgender: Blum befand sich, wegen angeblicher Majestätsbeleidigung" verurtheilt, vom 10. Juni 1878 bis 14. August 1879 im Gefängniß, woselbst er, da man ihn in kollektivhaft hielt, die Bekanntschaft verschie dener Leute machte. Einer dieser Gefängnißbekannten besuchte nun Blum am 17. August d. J. also nur drei Tage nach Blums Entlassung aus dem Gefängniß, bei welcher Gelegenheit Blum dem Besucher sechs sozialistische Broschüren schenkte: Ar: beiterprog amm und Offenes Antwortschreiben von F. Lassalle 2c. Diese Schriften sind bekanntlich verboten, was indessen der An­oeklagte offenbar kaum wissen konnte; denn im Gefängniß hatte er natürlich von Politik überhaupt nichts erfahren und in den ersten drei Tagen des Wiedersehens seiner Familie und in einem abgelegenen Städtchen, woselbst nur wenige Parteigenoffen fine, konnte kaum die Erlassung des Sozialistengeteges, auf keinen Fall aber das Verbot der betr. Schriften zu seiner Kenntniß ge­langt sein. Trotzdem aber verurtheilte der Gerichtshof wegen " Verbreitung verbotener Schriften" den Blum zu 15 Mart Strafe, event. 2 Tage Haft. Strafe, event. 2 Tage Haft. Das Bezeichnendste aber ist, daß die Richter selbst nicht wußten, ob die betr. Broschüren ver­boten seien oder nicht, weßwegen sie sich dieserhalb erst Infor­mationen bei der Regierung zu Posen holen mußten. Was aber die gelehrten und fortwährend mit Zeitungen u. dgl. versehenen Richter nicht wußten, das sollte ein während 18 Monaten von jedem Verkehr abgesperrter Arbeiter wissen, und daß er es nicht wußte, wird ihm als strafwürdiges Vergehen angerechnet! N. -0- Frankfurt a. M., 2. Dezember.

Wenn wir in dieser traurigen Zeit Die Blicke nach Frankfurt wenden, Muß ungeheure Heiterkeit

All' unsern Trübfinn beenden.

Dort treibt man den tollsten Faschingsschwank Mit der bemokratischen Mähre, Vor Lachen könnte man werben frant Wenn's nicht so jämmerlich wäre.

Man schickt in urbemokratischer" Kraft In den Landtag hinein Herrn Labbes-, Vor Freuden feiert die Jüdenschaft Nen urbemokratischen Schabbes.

Doch kaum ist Herr Labbes im Landtag brir, So thut er sich garnicht geniren, Man sieht beim modernden Fortschritt ihn Frisch, fröhlich und frei hospitiren.

Das lendenlahme Fortschrittsroß Und die volksparteiliche Mähre, Das ist ein Anblid so stolz und groß, Nichts gibt es, das größer wäre.

Doch nein, das wäre weit gefehlt, Frankfurt hat größere Geister,

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Der bemokratische" Stadtrath wählt Herrn Miquel als Bürgermeister! Das ist denn doch die köstlichste That, So etwas erdichtet kein Prahler: Der Vater der urdemokratischen Stadt" Ein Nationalliberaler!!

Und daß dem eflen Mischmaschbrei Nicht fehle die richt'ge Begleitung, So schneidet die tollsten Gefichter dabei Die gute Frankfurter Zeitung .

Sie sagt nicht ja, sie sagt nicht nein, Sie darf nicht tabeln, nicht loben, Sie ward aus lauter Gram und Bein Schon ganz und gar verschroben.

Heut schimpft fie in hellem Fi berwahn Auf Frankreichs Sozialisten, Und morgen ist sie gar im Thran Und preist die Nihilisten.

Tas ist die Frankfurter Volkspartei, Von Labbes durch Richter zu Miquel, Wer bei Lichte betrachtet den ganzen Brei, Der gibt dafür feinen Nickel!

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Su. Stuttgart , 1. Dezember. Genosse K. hat in seinem Artikel Schwäbische Zustände"( Nr. 8 des Soz.- Tem.) sehr zutreffend den einen der wichtigsten Faftoren bezeichner, welcher ein gedeihliches Fortschreiten der sozialistischen Jdee in Schwaben bisher stark gehemnit hat. Es will mir aber scheinen, als ob es der wesentlichste doch nicht ist. Zunächst sei bemerkt, daß das Niveau der materiellen Existenz im Allgemeinen hier doch nicht ganz so niedrig steht, als Genosse K. ang bt. Neben den schon von ihm angegebenen Brod, Kartoffeln und dünnem Most" ist auch der Konsum namentlich untergeordneter Wurstwaaren, die immerhin noch einen nennenswerthen Nährwerth haben, nicht unbedeutend, und dann ist doch gewiß zu bedenken, daß der jährliche Biertonfum per Kopf in Württemberg unter den deutschen Staaten der zweitgrößte ist, indem derselbe nur von Bayern übertroffen wird.( In diesem beträgt er nach neue sten Berechnungen 246, in Württemberg 212 Liter jährlich per Kopf.) Aus all diesen Gründen glaube ich die Behauptung aufstellen zu dürfen, daß das Lebensniveau hier noch nicht so tief gesunken ist wenigstens im Allgemeinen-, daß rie Massen die Noth zur Lehrmeisterin des Gedankens werden lassen, um dann bald zur Ueberzeugung zu kommen, daß wir in duch und durch kranken wirth chaftlichen Zuständen leben. Aber das fommt auch bei uns noch!

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Das wesentlichste Hinderniß für ein schnelleres Wachsthum des Sozialismus sehe ich in einem ideellen Momente, in einer Cha­rakterbesonderheit der Schwaben , die übrigens ichon bekannt ist. Der Schwabe ist durchweg ein sehr ausgeprägter Indi vidualist; sein Jch spielt bei all seinen Ueberlegungen eine ganz hervorragende Rolle, häufig die erste und einzige. Ohne deßwegen Egoist zu sein im bösesten Sinne des Wortes, hat er doch entfernt nicht das Solidaritätsgefühl anderer deutscher Volksstämme, besonders der norddeutschen, und gerade in diesem Umstande finde ich das schwerste Hemmniß für eine weitere Aus­breitung der sozialistischen Joee in Schwaben . Diese Eigenart zeigt sich auch charakteristisch in der ganzen bisherigen Entwide­lang der schwäbischen Sozialdemokratie, wie mir jeder aufmerk fame und ehrliche Beobachter derselben bestätigen wird. Ein einiges Vorgehen und Handeln der schwäbischen Parteigenossen ist bisher nie recht zu Stande gekommen; die Gruppen in den einzelnen Städten sind meist ganz selbstständig vorgegangen: bie Stuttgarter allein, die Eßlinger allein u. s. w., so daß d.m von mir schon erwähnten Einzel- Individualismus hier als Pen­dant der Gruppen- Individualismus gegenüber ft ht.

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Und nun seien noch gleich zwei scheinbar kleinere, in Wahrheit aber sehr gefährliche Gegner unserer Bewegung in Schwaben erwähnt, welche psychologisch mit der oben beregten Charakter eigenthümlichkeit auf's Engste zusammenhängen. Läßt der Gruppen­Individualismus kein rechtes Zusammengehen, teine einheitlich planvolle Aktion zu Stande kommen, schwächt er zwischen den Gruppen der einzelnen Städte vom Lande ist noch gar nicht die Rede die Rede das nothwendige Vertrauen, indem er in der Ab­sonderung eine starke und ehrende Selbstständigkeit erblickt, wäh rend ihre Folge doch weiter nichts ist als Schwächung des Ganzen: so läßt der Einzel- Individualismus sehr leicht einen andern Fehler nicht minder schädigender Art auffommen. Ein übermäßiges Hervo tretenlassen der eigenen Verson, ein über­triebenes Selbstbewußtsein und Selbstgefühl ist stets mit der Vorliebe verbunden, an Anderen, besonders den Nahestehenden, ftrenge Kritik zu üben. Das ist an sich nun noch nicht schlimm, sondern vielfach sogar sehr nothwendig und gerechtfertigt. Aber diese kritische Sucht entartet leicht zum Klatsch und zur Leicht­gläubigkeit gegenüber allem Klatsche: zwei Elemente, die feit jeher gerade in dem Bestande der radikalen Parteien die größten Verwüftungen angerichtet haben. Ich lege da die Finger in eine offene Wunde des schwäbischen Parteilebens, indem ich die­felbe gleichzeitig auf die allgemeine Krankh itsursache zurückgeführt zu haben glaube; eine solche offene Darlegung aber halte ich für meine Pflicht. - Kräftiges Selbstbewußtsein ges hört gewiß auch zu einem rechten Sozialdemokraten, aber es muß in den nöthigen Grenzen gehalten werden von dem Gefühle sozialer Solidarität, dann wird es sich auch von klein. lichen Schwächen, die aber für den persönlichen Umgang in der Partei von störendster Bedeutung sind, frei zu halten wissen. An solch armseligen Klippen darf unser schwäbisches Parteileben nicht scheitern, und gerade jest nicht, wo der engste Zu­sammenschluß, wo wenigstens das Zusammengehörigkeitsbewußtsein Aller am nothwendigsten ist!

Nach Schluß des Blattes eingetroffen:

* Soeben erhalten wir aus Magdeburg die Nachricht, daß der Termin der Stichwahl nachträglich vom 27 auf den 23. d. berlegt worden ist. Natürlich! Am dritten Weihnachtsfeiertag würden ja die Arbeiter Zeit zur Wahlbetheiligung ge habt haben, während sie am Tage vor dem Weihnachtsabend alle Hände voll Arbeit haben und von derselben kaum abfonimen fönnen. Man sieht, daß der Regierung ein Mittel zu ge mein ist, um es nicht gegen die verhaßten Sozialdemokraten ans zuwenden. Indessen werden unsere Magdeburger Genossen auch unter diesen neuerdings erschwerten Umständen ihre Pflicht nach Möglichkeit thun und diese neue Infamie unserer Feinde als einen neuen Sporn zur Aufbietung aller Kräfte betrachten!- Die Fortschrittspartei hat Stimmenthaltung beschlossen.

Quittung.

Für den Anterfügungsfonds find eingegangen: Vom 30. November bis 14. Dezember: Ilm 10.-; Brig 16.-; Ronsdorf 7.50; Höchft a. M. 5.-; Erfurt 22.50; Breslau 15.-; Har burg 10-; Darmstadt 18.-; Bittan 10.-; Nurhausen 12 20; Karls­rube 15.; Breßburg 13.60; 3. Regen in Siebenbürgen 3.46; Burg dorf 1.; Großbruch 9.25; Bockenheim 15.-; 3wei preußische Abgeord nete 30.-; fersee 5.15; Halberstadt -50; Chemniz 5-; Schwarzen berg 650; Frankfurt 100.-; Al, ey 25.-; Augsburg 30.-; in Ar beiter, 3midau-.50; Maulbronn 11.-; Edeppingen 5-; B, Leipzia 7.- 3, Leipzig 7.-; Dia fleeberg 240; Leipzig 2 60; Hirschberg i Schles. 1.-; Ramberg 10.-; Non awes 15 40; Br eg i. Schlef 14.41; Elberfeld II. Rate 30-; Großenbahn: Und fie beweg: fich doch, 12.-; Nienburg 3-; Halle a. d. 6. 7.-; Nürnberg 77; Augsburg 5.-; 11finger in Karlsruhe 24.22; Berne 2.-; Hamburg 20.-: Granzow 1.50; Wien 3.99; durch Sch, Leipzig 3 30; Hamburg 10.-; Fries.nheim i. d. Pfalz 5.-; Potsdam 12. Mart;

Beim., Sozialdemokrat": Schneidergenossenschaft 3ürich 10.- Franken. Für den Magdeburger Wahlfonds find eingegangen: Achtundfiebenzig Mart.

Schweiz . Bereinsbuchdruckerei Hottingen Zürich .