P

(

Jod

3179

gern ganz unbekannt wäre!) und dem Fortschritt gedroht, daß,| Eine lohnende Beschäftigung auch für jetzt wäre die Zuschüttung

wenn durch seine Schuld in Wirklichkeit Magdeburg   den Sozial­demokraten überlassen werde, dadurch nur ein weiterer Be weis geliefert würde, daß die Fortschrittspartei in logischer Ron sequenz ihrer Entwicklung unerbittlich und unabweislich zur So­zialdemokratie gelangt". Merkt ihr den Zaunpfahl, Männer des Fortschritts?

Ob diese und alle sonstigen Bemühungen, alle Nichtsozialisten ohne Rücksicht auf ihre sonstige Parteistellung und den Grad ihrer Freifinnigkeit unter Einen Hut gegen uns zu bringen, gelingen, ob insbesondere, die Fortschrittler so schnell ihre Beschwerden und all ihren Groll gegen die Nationalliberalen vergessen; oder ob sie ihren Groll gegen die Nationalliberalen vergeſſen; oder ob ſite in fluger politischer Erwägung vorziehen, durch N chtbegünstigung bes Ordnungsmischmasch- Kandidaten das erfreuliche Anwachsen

der Festungsgräben um Cosel. Die Stadt freilich ist absolut nicht im Stande, die Mittel dazu zu beschaffen. Aber der Herr Oberpräsident der Provinz selbst hat anerkannt, daß die Kosten aus dem Meliorationsfond gedeckt werden müßten. Wenn es überhaupt geschehen soll, so wäre keine Zeit geeigneter dazu als die jetzige, wo die Arbeit billig ist und zur Erlösung wird für viele Hungernde. Noch einmal erheben wir unsere Bitte: " Helft, helft den Nothleidenden, ehe es zu spät ist!"

Sie sehen, daß die billige Arbeitskraft" hier als besonderer Sporn zu Nothstandsbauten angepriesen wird. Und doch ist ge­rade dieselbe billige Arbeitskraft, d. h. der geradezu hundemäßige Lohn neben der vollständigen Arbeitslosigkeit der hauptsächlichste heit soll also zugleich deren Heilung sein!

der Oppofition im allgemeinen zu konstatiren: alles dies en Grunge gegenwärtigen Nothstandes. Die Ursache der Krant

wollen wir bei der bekannten Wankelmüthigkeit und Unzuverlässigkeit der bürgerlichen Parteien dahin gestellt sein lassen. In wenigen Ta­gen, am 27. b. Mts., dem Tag der Stichwahr, werden wir ja überdies Gewißheit haben.

gitDaß unsere Magdeburger   Genossen sich durch diefe Gewiß­heit des Erfolges aber nicht hindern lassen werden, alle Kräfte auf­zubieten, um dem sozialdemokratischen Kandidaten neue Hunderte und Tausende von Stimmen zuzuführen und unsern Feinden badurch zu beweifen, was eine große und gerechte Sache trotz der brutalſten Unterdrückung und gegen die bereinte Macht der politischen und ökonomischen Gewalt vermag: dessen sind wir ge­wiß und bedarf es deßhalb keines Wortes, um sie an ihre Pflicht zu mahnen, Die deutschen Sozialdemokraten, entwickelt, zielbe wußt, fampfgewohnt, brüderlich vereint unter dem altbewährten Banner, fie find fich ihrer Pflicht: allüberall, zu jeder Zeit, in

9

910

910

jeber Weiſe und mit Aufgebot aller Kräfte für unsere große Sache einzutreten, ihr Ehre zu machen und Erfolge zu erringen, feden Augenblick bewußt!

uptodidup di Darum fehen wir dem dritten Weihnachtsfeiertag nicht gleich unfern Gegnern mit Furcht und Bangen, sondern im sichern Be wußtsein unserer Stärte mit Ruhe entgegen. Möge das Reful tat im engern Sinne sein, welches es wolle die deutsche Sozialdemokratie wird auf alle Fälle die Magde burger Wahl als einen neuen, bebeutsamen Sieg zu verzeichnen haben!! 900/1900/1912 aid bibisindo o sis tooded disposinis pdnsspon sid do oni sobi ibi bundud si en oog of mu do fi soming mug iin duu Dojou spiling Idporbit.

Zum Nothstand in Schlesien   di

-win hasdod molpedillnfioint

Auf welch' unerhört miserable Weiſe ſich ein Theil unserer schlesischen Bevölkerung zu ernähren gezwungen ist, ist u. A. aus em Berichte der Schlesischen Zeitung" ersichtlich, welcher aus Guttentag   in Oberschlesien   Folgendes geschrieben wird:

einem

Insion

Gesellschaft, welche es so stiefmütterlich und herzlos behandelt, auf den Kopf gestellt hat. Aber es gibt ja bekanntlich kein gutmüthigeres Volk als das deutsche. Ihm ist Hunger und Entbehrung faft zur zweiten Natur geworden. Wenn stilles Leiden und lautloses Ertragen eine Tugend ist, dann ist das deutsche und speziell das schlesische Volt überaus tugendhaft, ja seine Tugend erreicht einen Grad, der" bald" an den Wahnsinn der Entbehrung grenzt! Aber Alles hat seine Grenze, selbst die Geduld des Deutschen  . Vorläufig allerdings werden wir mit unsern 26 Dynastien, die dem Volke jährlich viele Millionen tosten und deren nothwendiges Anhängsel der Alles verschlingende Militarismus ist, noch manche Jahre die mit Hunger geprügelte Militarismus iſt, noch manche Jahre die mit Hunger geprügelte Nation bleiben, so lange, bis das Volk, durch Schaden und Leid flug geworden, einsehen gelernt haben wird, daß es nur Einen Weg gibt, seinem Elende zu entrinnen und daß es sich diesen Weg selbst bahnen muß. diesen Weg selbst bahnen muß. Denn, von der Regierung und vom Adel ganz abgesehen: das" freisinnige" Bürgerthum befindet sich in fetten Pfründen und kümmert sich um die Leiden des Volkes nur dann, wenn der ausgebrochene ansteckende Hunger­typhus auch sein eigenes genußreiches Leben abzukürzen droht. Von wirklicher, dauernder Abhilfe der Volksleiden kann fo lange keine Rede sein, als die heutige Produktionsweise bestehen bleibt, deren Wesen es ist, das arbeitende, alle Reichthümer er­zeugende Volk zu Gunsten einer Handvoll Bevorrechteter zu d Wer also die Möglichkeit, ja die Nothwendigkeit solcher Zu­stände beseitigen will der trete mit uns ein für die Abschaffung der heutigen kapitalistischen   Gesellschaft, der

Es sind verschiedene Faktoren, die hier zusammenwirken, um zu den ernstesten Befürchtungen Veranlassung zu geben. Es ist die Arbeitslosigkeit der Bevölkerung, die den Nothstand hervor rufen, die geradezu erbärmliche Gesundheitspflege, die ihn ganz unendlich potenziren kann. Der Arbeitslohn für die Landbevöl­terung steht Kopf. Rechtlosigkeit und Elend zu verurtheilen. H jezt auf 20-25 Pf. pro Tag und erreicht; die höchste höhe während bes seine höchste Höhe während des ersten Schneefalles erreicht; die bes etſten Schneefalles Gutsbesitzer fürchteten, die Kartoffeln nicht rechtzeitig hereinzube kommen, und erhöhten infolge dessen den Lohn auf 4-5 6-7

Sgr. pro Tag, der aber ebenso rapide bis auf den heutigen Reihen der Sozialdemokratte an ließe sich den

Lohnfaz fiel. Ich schrieb Ihnen schon von Malapane aus über

100

die Gepflogenheit bei Lieferung von Streu aus den föniglichen Forsten und bedauerte nur, daß der frühzeitige Winter die Streu zum großen Theil unbrauchbar gemacht, was man in umschrei bender Form auch so lesen kann, daß die Auslieferung derfelben rechtzeitig erfolgen möge. Wie wird dies von den Privatförstern gehandhabt? Auf vielen Privatgütern wird in den Wäldern, die Streu für Arbeitslohn angewiesen, das durch Ausharken von Kartoffeln verdient worden ist. Erst nachdem die Kartoffeln jämmtlich geerntet, wird den Arbeitern das Stück Wald zum Abrechen angewiesen. Die hierbei gesammelte Streu ist natür lich schon von der Witterung feucht, und die Jahreszeit ist auch a nicht mehr dazu angethan, die Streu zu trodnen. Es ist dies überhaupt ein wunder Punkt; man hört auf den Privatgütern alles Andere, nur feine bestimmte Antwort auf die auf Nothstand bezüglichen Fragen, Deutlich kann man die Frage von mauchem a Breslau  , 9. Dezember. In unserem engeren Vater- Geficht ablesen: Holla, welch Geistestind 6 st Du?" Ueberhaupt dun bil lande, der Provinz Schlesien  , sieht es sehr trübe und traurig scheinen Fragen um das Wohl und Wehe der hiesigen Bevölke aus. Die Presse von ganz Deutschland   bringt feitenlange Be- rung verhaßt zu sein, und von vielen Seiten Dielen Seiten wird deßwegen richte über den in Schlesien   herrschenden Nothstand, der nament- ein ausnahmsweiser Nothstand geleugnet, um diefen Fragen zu lich in Oberschlesien   so überhand genommen hat, daß eine Hungers- entgehen. Den Hofe Arbeitern wird von den Gutsforsten für Den Hofe Arbeitern wird von den Gutsforsten für noth in Aussicht steht, richtiger schon eingetreten ist. Die Ur- den Winter Brennmaterial" geliefert. Ich habe dies Brenn­jachen, welche diese Wirkung hervorbrachten und hervorbringen material in einer Hütte an der Schönwalder Chauffee dicht bei mußten, haben wir Sozialdemokraten, so lange wir öffentlich in Rosenberg besichtigt. Dies Brennmaterial besteht aus Reifig der der Presse und in Versammlungen das Wort ergreifen fonnten, erbärmlichsten Sorte, das zum Austrocknen der Hütte, deren Fuß­in die Deffentlichkeit gezogen. Das war aber den Machthabern boden die liebe Mutter Erde ist, verwandt werden Joll Die und ihren Schleppträgern höchst unbequem, und wir wurden da: Nahrungsmittel der Familie bestehen aus Startoffeln und Kraut rum mundtort gemacht durch das Ausnahmegeset. Nun aber oder Zur; dies Nahrungsmittel besteht aus meistens auf der wagen fich allmälig, wenn auch nur schüchtern, einzelne Stimmen Handmühle geschrotetem Korn, das mit Waffer und Salz zube­Handmühle geschrotetem Korn, das mit Wasser und Salz zube­in der gegnerischen Presse hervor und wiederholen fast genau reitet und gefäuert ist und in das die Kartoffeln gebrockt werden. bas, um deffentwillen man uns politisch todtschlug. So verstieg Die Leute huldigen gezwungenermaßen meistens dem Vegetarianis fich in diesen Tagen die Tribüne" zu folgendem Ausspruch: mus, das ganze Jahr weist ihr Tisch kein Fleisch auf; aber ich Aus der Unzulänglichkeit des Lohnes resultirt die unzweckmäßige, habe sehr viel darüber schimpfen hören, daß diese ungebildeten ungenügende Nahrung, resultiren alle sozialen Uebelstände, die Leute, deren Magen nur die derbsten, unverbaulichsten und ge den Hungertyphus, Rohheit, Unbildung, Verbreitung des Mißsäuerten Speisen aufnimmt, von ihrem geringen Arbeitslohne noch brauches alkoholischer Getränke im Gefolge haben."

11909

81910 19

an

Wir sind nur neugierig, ob das Ausnahmegesez nicht auch bald dies und ähnliche liberale Blätter unter sein schüßend Dach nehmen wird. Wir wünschen dies feineswegs, obgleich wir das Ausnahmegesetz den Liberalen zu verdanken haben; denn andernfalls müßten wohl die armen Oberschlesier   Hungers sterben, ohne daß ein Schmerzensschrei an die Dhren der satten, tugendhaften Bür­ger bringen könnte. Und doch wird da jetzt so manches zu Tage gefördert, was erhalten zu bleiben werth ist. So schrieb das Stadtblatt in Cosel  ( Oberschlesien  ) vor Kurzem folgender­maßen dosadnin bin

Daß die Noth vor der Thür ist, wird wohl jest Niemand mehr in Abrede stellen. Nach einem Sommer, wie der verflossene war, der durch Ueberschwemmungen und permanente, Regengüſſe alle Feldfrucht verdorben, in welchem die Verdienste für den Ar­beiter sehr spärlich waren, nach einem solchen Sommer ist es nicht wunderbar, daß wir den Ruf um Hilfe für unsere Noth­leidenden erheben müssen. Man möge die Noth nicht unter­schäßen; grade in unserem Kreise, der nur auf Landwirthschaft augewiesen ist, macht sich der eingetretene Mangel viel empfind licher fühlbar, als in der Hüttengegend. Im Cojeler Kreise allein haben im Laufe dieses Jahres 288 Subhastationen und Konturfe stattgefunden eine erschreckende Zahl. Wo kommen bei diesem Stande der Landwirthschaft die Nahrungsmittel her zur Ernährung der Kreisbevölkerung? Kartoffeln find nicht vorhanden; bie wenigen, die zu sehen sind, werden mit 6 Mr. 50 Pf. pro 100 Kilo verkauft( im Vorjahr 2 Mr. 60 Pf.); Kraut kostet das Schock 5 bis 6 Mt., gegen 1 Mt. im Vorjahre. Und bei die­fen enormen Preisen ist nirgends ausgiebiger Verdienst. Dem Allen entsprechen denn auch die Beobachtungen, die gemacht wor den find. Bei Gelegenheit der Aufnahme des Personenstandes ist bemerkt worden, daß die Leute statt der Kartoffeln gekochte 3uderrüben mit Salz aßen, daß an Heizung der Wohnung oft gar nicht zu denken war, daß in fast unbewohnbaren Räumen Menschen hausten, die sich mit Mühe durch eine Strohdecke gegen die Kälte zu schüßen suchten und denen der Hunger aus dem Gesicht blickte. Muß man nicht jeden Tag fürchten, daß der dohende Typhus zum Ausbruch kommt? Wahrlich, es ist hohe Zeit, daß wir mit träftiger Hilfe bedacht werden und soweit es irgend in unsern Kräften steht, selbst helfen. Es genügt nicht mehr, die Privatwohlthätigkeit der Stadt Cofel in Anspruch zu nehmen, es ist geboten, auch von anderer Seite Hülfe in Anspruch zu nehmen. Was irgend geschehen kann, um die Arbeiter zu beschäftigen, das möge geschehen. Der Kreis freilich hat gethan, was er fonnte, um durch den Bau von Chauffeen und Vicinal. wegen Verdienst zu gewähren; bei der Witterung aber, wie wir fie jest haben, ist es ja unmöglich die Bauten fortzuführen.

G

Mittel zum

i

game choisid sie dan Sandnes guttatjan tind

Noch einmal die Eidfrage. adg

Wie wir erwarteten, ist die schon erörterte Frage der Eid­leistung der fozialbenotraffichen, Abgeordneten zum ſächſiſchen Land­von tag von den politisch reifen deutschen Genossen ganz in Ueber­einstimmung mit den Ausführungen des Sozialdemokrat auf­gefaßt worden. Nicht Eine Anfrage, viel weniger eine gegen­theilige Erklärung oder gar ein Proteft ist eingelaufen; man fab die Haltung unserer Genossen Liebknecht  , Freitag und Puttrich einfach für etwas Selbstverständliches an, über bas weiter kein Wort zu verlieren fei. Nur ein augenblicklich, in London   lebender Genosse,( der aber im Uebrigen mit der " Freiheit nicht das Geringste zu schaffen hat) hat sich in seinem Gewissen beunruhigt gefühlt und fich deßhalb in einem sehr leh reichen Briefe an Liebknecht, gewendet. ist lug

Obgleich wir die Eidfrage"( welche für vorurtheilslofe, auf­geklärte Leute, welche Sozialdemokraten doch vor Allem sein sollen, freilich gar keine Frage ist) durch unsere früheren Erklärungen und die Uebereinstimmung der deutschen Genossen* für längst und endgiltig erledigt ansehen, halten wir die nachstehende Antwort auf den von London   an Liebfnecht gesandten Brief doch für all­gemein intereſſant genug, um sie ihrem Wortlaut nach mitzu­theilen. Nur den Namen des Londoner Briefschreiberseines aid jonit bewährten Genossen, halten wir für gut, wegzulassen, da es fich ja nicht um Persönliches, sondern allein um die Sache han delt; übrigens werden mit den Verhältnissen Vertrautere ihn ohnedies, leicht errathen,

Der Antwortbrief lautet folgendermaßen and on h dumbbia Werther Genoffel b Unser beiderseitiger Freund Liebknecht  , der keine Lust hat, persönlich Ihren Brief d. d. 21. November zu beantworten, hat mich ersucht, die Antwort für ihn zu schreiben. Ich würde dieses Gesuch zurückgewiesen haben, wenn es sich um private Ange­legenheiten handelte da Sie aber in ihrem Briefe eine allge meine Barteiangelegenheit: berühren, so stehe ich nicht an, auch Namens der übrigen Leipziger   Freunde, soweit sich deren Gesin­nungen kenne, zu antworten in situ( ali wedsponn

Schnapstrinken übrig haben." In den Hütten, die herrschaftliches Eigenthum und gegen Feuersgefahr versichert find werben die Fensterscheiben zu von darüber geklebtem Zeitungslegenheiten

a

papier   vertreten. Um nun zum Erwärmen dieser luftigen, nur für den Sommer eingerichteten Hütten das nöthige Brennmaterial zu baben, steht der Forstdiebstahl in höchster Blüthe; den kleinen hängt man, den Großen läßt man laufen: wer erwischt wird bei solchem Holzdiebstahl, wird streng bestraft, er müßte denn mit Wagen und Pferden das Holz geholt haben! Hand in Hand mit dem Holzdiebstahl geht der Streudiebstahl. Als Muster der polnischen Bevölkerung werden dem Durchrei jenden einzelne versoffene Edensteher vorgeführt, an denen zur Evidenz erwiesen wird, daß die Bevölkerung einer Unterſtübung nicht werth sei. Wenn die Kinder zur Jetzeit noch barfuß in die Schule gehen, dann sind eben zum Theil die versoffenen El­tern Schuld; unter den die Wachower Schule besuchenden Kin­dern befinden sich 3, die jetzt und wahrscheinlich den ganzen Win­ter hindurch barfuß gehen Troßdem kommt es vor, daß der intelligentere Theil der Bevölkerung, die Lastträger an der Bahn, die Lohnfuhrkutscher, den angebotenen Schnaps zurückweisen, weil fie prinzipiell feinen Branntwein trinken. So lange die Leute für ihr verdientes Geld sich Branntwein faufen, verfällt der Ge­bildete in moralische Krämpfe, findet es jedoch sehr angenehm, wenn er für geleistete Arbeit sich mit einem Schnaps abfinden fann.

Aus Vorstehendem werden Sie ersehen, wie herrlich weit wir

es gebracht haben. Aber glauben Sie ja nicht, daß es in hie­siger Metropole von Schlesien   besser steht. Die Arbeiter laufen zu Tausenden arbeitslos, ein großer Theil auch obdachlos durch die Straßen, ohne jede Aussicht, ihren Hunger stillen zu können. Unsere Kaufleute stehen mit verzweiflungsvollen Gesichtern hinter ihrer Ladentafel und harren oft tagelang vergeblich auf Käufer. Mit einem Worte, die Situation ist eine nahezu unerträgliche geworden. Jeder sayt schlimmer kann es nicht werden, die Besserung muß bald eintreten. Aber diese stehende Redensart geht schon einige Jahre von Mund zu Mund, ohne daß die ge­hoffte Besserung fommt. Der Bankerott unserer herrlich organi firten Gesellschaft rückt mit Riesenschritten näher. Die Sta tiftit der Verhaftungen zeigt ebenfalls deutlich, in welchem Maße das Elend des Volkes zunimmt. Während im Monat November 1876 etwas über 900 Personen wegen Bettels, Diebstahls u. i, w. verhaftet wurden, sind im gleichen Monat dieses Jahres mehr als 1700 folcher Verhaftungen vorgenommen oder zur Anzeige gebracht worden!

Angesichts der vorstehend geschilderten Zustände kann man nur mit Staunen auf das Bolt blicken, daß es alle diese Noth und das Elend fast ohne Murren trägt und nicht längst schon die

Liebknecht hat den Verfassungseid in der sächsischen Kammer geschworen und zwar deßhalb, weil man ihn andernfalls aus

9

Dem Bandtage entfernt haben würde. Hätte Liebknecht nicht ge­schworen, so würden vielleicht einige Genossen im Auslande diese haben, während die deutschen Sozialdemokraten, die mitten im " Heldenthat" bejubelt, fie eine gloriose Demonstration genannt felei zu nennen. Was bedeutet denn dieser Eidschwur? Kampfe stehen, nicht angestanden hätten, diese Heldenthat" meine Wenn Paris  , eine Messe werth war, so ist mir das Wohl der Partei 100,000 Eide werth fagt Liebknecht.  , dit inst Treue gegen die sächsische Verfassung und den König ist kein Abschwur der republikanischen Gesinnung; derfelbe bezieht sich nur auf Liebknechts landtägliche Thätigkeit und erlischt mit dem Mandate. Aber auch in Bezug auf die Landtagsthätigkeit rauch Liebknechts würde ihn der Eid nicht einmal hindern, einen An­trag auf Einführung der Republit im Intereffe des Königs" ( er hat nicht dem Königthum den Eid geschworen) und des

andes stellen zu können. Daß er aber solche Kinderei nicht

berüben wird, ist freilich selbstverständlich. Die Form res Eides aber: Bei Gott dem Allmächtigen 2c. 2c." ist doch ehem wahr

haft freifini igen Manne gleichgültig! Wer sich besonders daran stößt, kommt mir so vor, wie ein Kind, welches im Dunkeln Taute Lieder singt, um die Gespenster zu bannen; ein solcher Freigeist" stedt noch tief in der Religion, mag er sich auch zu keiner von den bestehenden Religionen bekennen.

Von befreundeter Seite wurde der Gedante ausgesprochen, daß Liebknecht den Eid unter Protest hätte leisten sollen; nachdem man aber Erkundigungen angestellt hatte, wäre die Folge davon 910 1909189

did 1pm& 10 mode *) Uebrigens denft man in außerdeutschen sozialistischen   Kreisen ganz ebenso. So schreibt das Organ des Schweizerischen Arbeiterbundes, die Tagwacht: Kaum ist der fächische Landtag eröffnet, so ist auch fon Liebknecht   in altbekannter tapferer Weise ins Feld gerückt und bat damit am besten Diejenigen Lügen geftraft. wilde ibm um einer fimp len Formalität willen( Leistung des Abgeordneteneides) glaubten zu den Apostaten schieben zu dürfen. Nebenbei wollen wir hier daß eins folches Gebahren, wie es vori tadila gen Liebknecht geübt wird, nachgerade läherlich wird. noffe, Liebknecht und auf dem eigneliese Auslassung nicht nur vollkommen an, sondern verft irkt sie noch, indem er die ,, Apo­stat". Schreier mit flämischer Geradheit Lügner" nennt. Eine gegen theilige Ansicht ist uns im ganz n Umfang der sozialistischen   Presse Eu­ ropas   und Amerika's noch nicht begeguet!

ge. Nein, unser Ge

radikal sein wollende Der erte ist der Alte gewerter