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der Partei entsprechend, nicht gestrichen werden sollten. Die Ab­stimmung ergab eine sehr große Majorität zu Gunsten der Beibehaltung des Namens Sozialistische Arbeiterpartei ". Der sechste Tag war der arbeitsamste der ganzen Session. Es fanden drei Sizungen statt und zwar von 82 früh bis 12 Uhr Mittags, von 22 Nachmittags bis 6 Uhr Abends und von 7 Uhr Abends bis zur Schwelle des neuen Jahres. Zur Diskussion tamen die Konstitution und Platform, welche beide verschiedene wichtige Aenderungen erlitten.

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Die Umgestaltung der Platform und der angehängten Beschlüsse ist eine vollständige, indem fast nicht Ein Satz völlig gleich oder auf derselben Stelle geblieben ist. Der Aufzählung der Planken ( Einzelpunkte der Platform) ist eine Einleitung vorausgeschickt, welche dem Punkt I. des Gothaer Progromms nachgebildet ist und den Rechtsgrund und Zweck der sozialistischen Arbeiterpartei erläutert. Sodann werden die Gleichheit der Lage der arbei­tenden Klasse in allen zivilisirten Ländern und die daraus re­fultirende Internationalität der Arbeiterbewegung und die Noth­wendigkeit der Abschaffung des Lohnsystems und der Ueberführung aller Produktionsmittel in den Allgemeinbesitz betont, und hierauf die Einzelforderungen zur Verbesserung der Lage der Arbeiter­klassen unter dem jetzigen Regime" aufgeführt. Die bedeuten deren davon sind: Planke 1 betont die Nothwendigkeit einer gründlichen Umgestaltung der Vereinigten Staaten - Verfassung zum Zweck der Einführung der direkten Volksregierung schärfer als bisher geschehen. 2 und 3 fordern politische Gleichberech tigung für alle Bürger ohne Unterschied von Glauben, Ge= schlecht und Rasse. 6 verlangt die strenge Durchführung des, Achtstunden- Gefeßes" für alle nationalen Arbeiten; dieselbe Forderung der Achtstundenarbeit wird später bei den Forderungen an die Einzelstaaten und bei den Beschlüssen wiederholt: die Achtstundenarbeit soll sowohl von den Einzelstaaten als von der Vereinigten Staaten - Verfassung als gesetzlicher Arbeitstag aner­kannt werden. 7 und 10 verlangen die gleichheitliche We­Steuerung alles Eigenthums( gegen die Steuerfreiheit der reli­giösen Gemeinschaften und der großen Eisenbahnkompagnien gerichtet). Von den Einzelstaaten wird außer dem schon Erwähnten noch verlangt: die Einführung von Staatsbureaus für Arbeitsstatistik; die Abschaffung der Vermiethung der Gefangenenarbeit; strenge Haftpflichtgeseze; gänzliches Verbot der Kinderarbeit unter 14 Jahren; Schulzwang und Unentgeltlichkeit des Unterrichtes; Ein­führung von Inspektoren für Fabriken, Bergwerken, Werkstätten, Lebensmittel und Wohnungen.-In den Beschlüssen wird dann das lange streitige Verhältniß der sozialistischen Arbeiterpartei zu der Gewerkschaftsbewegung firirt, indem erklärt wird, daß die Partei die Organisirung von nationalen und internationalen Ge werkschafts- und Arbeiter- Unionen begünstigt, den Parteigenossen den Be tritt empfiehlt und ihnen nach Kräften Unterstützung ver­spricht. Sodann wird die Widerrufung aller sogenannten Tramp­geseze, welche unbeschäftigte Arbeiter als Landstreicher bestrafen, verlangt und weiter der Kongreß aufgefordert, die von 22 Eisen­bahnkompagnien verlangten Charters( Privilegien, Eisenbahn­tonzeffionen mit Schenkung von Nationalländereien) zu wider rufen und dadurch 125 Mill. Afres jetzt im Besiz reicher Monopo­listen befindlichen Landes, das über 5 Millionen Bürger ernähren fönnte, für den Gebrauch des Volkes zurückzufordern.

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In den Sitzungen des letzten Tages wurden als Sitz der Exekutive Detroit, als Sitz des Aufsichtsrathes Chicago gewählt und als Plätze für den nächsten Kongreß Chicago , Boston, New York und Cincinnati vorgeschlagen, unter welchen Städten eine Urabstimmung sämmtlicher Parteimitglieder zu wählen hat. Nachdem noch der bisherige Parteisekretär Ph. van Batten wiedergewählt worden, wurde beschlossen, die Parteimit glieder Caleb Pink und Osborne Ward von Brooklin, sowie A O. Bishop von Chicago der Partei als Präsidentschafts Kandidaten zu empfehlen. Wer von denselben die höchste Stimmen­zahl erhalte( in der Urabstimmung) solle zum Kandidaten für die Präsidentschaft und der die nächstmeisten Stimmen erhält, zum Kandidaten für die Vize- Präsidentschaft nominirt werden. Schließlich wurde noch bestimmt: die Partei solle durch Urab: stimmung entscheiden, ob nach Lage der Dinge im Monat Juli eine Extra- Konvention in Chicago abgehalten werden solle.

Damit waren die bedeutenden Arbeiten des Kongresses erledigt und wurde derselbe Nachts 12 Uhr geschlossen. Mögen seine Arbeiten der sozialistischen Arbeiterpartei Nordamerika's und der internationalen Sozialdemokratie zum Nutzen und Vortheil gereichen. H. Dorn.

Sozialpolitische Rundschau.

Deutschland .

Der Sozialdemokrat" genießt seit seinem Bestehen die Ehre, von der deutschen Polizei nach Kräften verfolgt zu werden,-

Feuilleton.

Ein Vorkämpfer der sozialistischen Jdee. He. Seit dem Sozialistengeseße ist von deutschen Werken für uns nicht viel zu berichten gewesen, denn alle Erzeugnisse der Presse, welche irgend ein Körnlein Wahrheit in Bezug auf die soziale Frage enthalten, sind entweder von vornherein konfiszirt worden oder doch dem Ausnahmegesetz während der Zeit unfehl bar zum Opfer gefallen, selbst wenn solche Werke auch nicht spezifisch sozialistischer Tendenz waren. Manchmal aber wird doch ein solches von der Polizei übersehen, oder aber es ist aus an­deren Gründen nicht gut thunlich, dasselbe zu unterdrücken. Wir find nun in der glücklichen Lage, die Genossen auf ein solches neu erschienenes Wert aufmerksam machen zu fönnen, welches sich sowohl seines vorzüglichen Inhalts als auch seiner Billigkeit wegen für jeden Sozialisten zur Anschaffung empfiehlt, und, was das Beste, von dem kaum anzunehmen ist, daß es in Preußen­Deutschland verboten werden kann.

Ich meine das im Bibliographischen Institut in Leipzig er schienene Buch: Shelley's ausgewählte Dichtungen. Aus dem Englischen von Adolph Strootmann.( Bibliothek deutscher und auswärtiger Klassiker.) Dasselbe ist 23 Bogen groß Oftab start( 362 Seiten) und ist für den fabelhaft billigen Preis von 50 Pfg. in jeder Buchhandlung zu haben.

Shelley wurde 1792 als Sohn eines englischen Baronets geboren und darf als Vorkämpfer der sozialistischen Idee betrachtet

wie das im heutigen Deutschland für jedes sozialistische Blatt nur selbstverständlich ist. Seitdem man aber in der Kanzlei des Reichspolizeiministers Madai am Moltenmarkt in Erfahrung ge­bracht hat, welche Ausbreitung der Sozialdemokrat" trotz aller ihm an der Grenze und im Innern in den Weg gelegten Hinder­nisse in Deutschland hat und welch ein reger Verkehr zwischen den Parteigenossen allerorten und dem Parteiorgan besteht( und nicht zu vergessen auch: seitdem Graf Eulenburg selbst im preu­ßischen Landtag den Sozialdemokrat" als offizielles Organ unserer Partei zu proklamiren und zu empfehlen so freundlich war, wodurch die Nachricht von der Existenz des Sozialdemo­frat" in weite bis dahin damit unbekannte Kreise verbreitet wurde, was uns eine sehr erhebliche Anzahl von Abonnenten zuführte): seitdem wird von der deutschen Polizei mit einem einer besseren Sache würdigen Eifer und mit einem großartigen Zeit- und Kraftaufwand daran gearbeitet, des Sozialdemokrat" und noch mehr seiner Verbreiter um jeden Preis habhaft zu werden, um den deutschen Genossen das Halten des verhaßten Blattes zu verleiden und unmöglich zu machen und den, Sozialdemokrat" vom Boden des deutschen Reiches zu vertreiben. Im Laufe der letzten beiden Wochen haben( nur soviel uns bekannt geworden) gering gerechnet 200 Haussuchungen in allen Theilen Deutsch­ lands nach unserm Parteiorgan stattgefunden. In Elberfeld stie: berte man eine Sendung, worauf 15 vergebliche Haussuchungen erfolgten. Aehnliches geschah in Nürnberg ( wiederholt), Darm­ stadt , Forst, München und an arderen Orten. Indessen ist der Liebe Müh schon deshalb fast durchweg umsonst gewesen, da man an den meisten Orten mit bekanntem Geschick so gut wie gar nichts gefunden hat.

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Wir sehen weiteren derartigen Maßregeln mit größter Seelenruhe entgegen; denn wenn sie auch hie und da einzelnen Genossen Schaden verursachen, so können sie unserer Sache der Partei, wie dem Parteiorgan infolge der durch sie unter die Genossen gebrachten Bewegung, der von ihnen hervorgerufenen Erbitterung einer und Neugierde nach dem Verbotenen anderseits, sowie in­folge der unvermeidlichen Reklame für unser Parteiorgan durchaus nicht schaden, sondern nur nüßen. Die herrschgewaltigen Feinde des Sozialismus in Deutschland erweisen sich für diesen eben auf Schritt und Tritt als die Macht, welche wohl im Einzelnen schaden und zerstören kann, im Großen und Ganzen aber zwar stets das Böse aus tiefstem Herzensgrund will, aber wider Willen stets das Gute in die Wege leiten muß.

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Der reißende Strom der Reaktion ergießt seine trüben Fluthen immer unaufhaltsamer über die deutschen Lande; Tag für Tag reißt er neue Stücke der schwachen, liberalen" Schutz­dämme nieder und wird mit jedem neuen Erfolg nur immer gieriger, so daß ihm selbst die ältesten Rinnsale nicht mehr ge­nügen und er auch uralte Freistätten zu überschwemmen strebt. So hat der preußische Landtag letzte Woche ein Klassengesetz ersten Ranges fertig gebracht, welches dem preußischen Volke die letzten Reste eines Stückes Freiheit raubt, das der Uebermuth der Herrscher nicht einmal zur Zeit der ärgsten Knechtschaft des Mittelalters angetastet hat. Das berüchtigte Forst- und Feld: polizeigefeß ist nach langjährigen Versuchen von den preußi­schen Großgrundbesitzern endlich doch durchgedrückt worden, und man steht, wie recht wir hatten, als wir s. 3. bei der ersten Ablehnung in dieser Session wenig Hoffnung äußerten. Durch dies Gesetz wird der Begriff des absoluten"( Privat) Eigen thums in einer Weise ausgedehnt und bis zu seinen äußersten Folgerungen getrieben, wie es bisher noch niemals und nirgends, nicht einmal bei den hierin für alle Zeiten unerreichten Römern geschehen ist. Bisher wurde der befitlosen Mehrheit von der den Grund und Boden monopolifirenden Minderheit doch wenigstens eine sozusagen ideale Mitbenüßung nicht streitig gemacht. In den Wald zu gehen, sich ins Gras zu legen, eine Blume zu pflücken, sich den Hut mit einem Bruch Eichenlaub zu schmücken oder einige am Weg stehende Erdbeeren abzubrechen: das zu ver bieten, hat sich bis jetzt noch keine Mehrheit von Eigenthums: fanatikern gefunden. Die preußischen Landmonopolisten aber haben das Unerhörte fertig gebracht. Fürderhin darf das besizlose Volk Wald und Flur, Wiese und Feld, Bäume und Sträucher, Bäche und Teiche seines Vaterlandes" nur mehr von der Entfernung ansehen. Der Eintritt in den Wald, das Abbrechen von Pflanzen und Zweigen, jeder Schritt vom Weg, das Baden in fremden" Wässern alles, alles ist bei strengen Strafen verboten!

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Und wie die Dinge liegen, ist es ganz gut so. Die erste Be dingung der Befreiung ist die Erkenntniß der Knechtschaft. Diese aber fehlt im großen Ganzen dem deutschen Volke noch voll­ständig. Wenn aber erst jedes Blatt unserer Wälder und jeder Grashalmi unserer Wiesen die Marke seines Eigenthümers" trägt, wenn hinter jedem Baum und aus jedem Busch ein Polizei diener hervorguckt und jeder Mund voll Wasser und jeder Athem­

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werden, für welche er stritt und litt. Sein erstes Werk war eine Schrift: Ueber die Nothwendigkeit des Atheismus. Unser Buch beginnt mit seinem Hauptwerke Königin Mab". In diesem längeren Gedichte wird in entzückend schöner Form die Reise einer idealen menschlichen Seele mit der Feenkönigin Mab in die Weiten des Himmels, wo das Treiben des Menschen­geschlechts aus der Vogelschau betrachtet und einer eingehenden geschlechts aus der Vogelschau betrachtet und einer eingehenden Kritik unterzogen wird Wer Gedichte nicht gern liest( wir find jedoch überzeugt, daß dieses Gedicht Jeden entzücken wird), dem empfehlen wir das eingehende Studium der nun folgenden Anmerkungen, welche Shelley zur Königin Mab" geschrieben und aus welchen wir zur Charakteristik Shelley's und zur Em­pfehlung seiner Schriften folgende Auszüge anführen:

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Es gibt keinen wahren Reichthum außer der Arbeit des Menschen. Wären die Berge von Gold und die Thäler von Silber, so würde die Welt nicht um ein Getreide forn reicher sein; nicht ein Vortheil würde der Menschheit da­raus erwachsen In Folge des hohen Werthes, den wir den edeln Metallen beimessen, ist Ein Mensch im Stande, sich auf Kosten der Lebensbedürfnisse seines Nächsten mit Lurus zu umgeben ein System, das wunderbar geeignet, all die mannichfachen Arten von Krankheit und Verbrechen hervorzubringen, welche jederzeit die beiden Gegensätze von Reichthum und Armuth charakterisiren.

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,, Die Armen werden veranlaßt, zu arbeiten wofür? Nicht für das Biod, nach dem sie hungern; nicht für die Decken, deren Mangel ihre Säuglinge in der Kälte ihrer elenden Hütten er­frieren läßt; nicht für jene Bequemlichkeiten der Zivilisation, ohne

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| zug frische Luft erst von seinem rechtmäßigen Befizer" erbettelt oder erkauft werden muß, wenn das Volk auf Schritt und Tritt fühlt, daß es in seinem eigenen Vaterlande" besiß- und rechtlos ist, daß die Menschheit an der Mutter Erde keinen Thei! hat und daß alles auf ihr, alle Güter des Lebens sich nur im Besitz einiger weniger Usurpatoren befinden: dann wird sich wohl end­lich die Ueberzeugung von dem verbrecherischen Wahnsinn des Privateigenthums an den Produktionsmitteln in die weitesten Kreise Bahn brechen. Und von der allgemeinen Erkenntniß der Gemeinschädlichkeit dieser Institution ist zur Bekämpfung und Ausrottung derselben nur Ein Schritt. Deshalb begrüßen wir dieses wie jedes Klassengesetz, und zwar um so freudiger, je drückender und erbitternder es wirken muß. Je mehr böse Wetter sich ansammeln, desto gewaltiger der Niederschlag, desto näher und gründlicher aber auch die Reinigung!

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Ein weiteres Klassengesetz schlimmster Sorte ist das eben in Berathung befindliche und in seinen Hauptbestimmungen zweifellos zur Annahme gelangende Dienstbotengeset. Es mangelt uns heute der Raum, auf die Bestimmungen desselben weiter einzugehen und versparen wir uns Weiteres deßhalb auf ein andermal. Wie dasselbe beschaffen ist, wird man sich indessen nach den bisherigen Leistungen des Landtags leicht vorstellen können. Zur Charakteristik desselben genüge einstweilen, daß der Kontraktbruch( aber natürlich nur, wenn er vom Dienstboten ausgeht) strafrechtlich verfolgt wird, daß der seinen Dienst ,, widerrechtlich" verlassende Dienstbote seinem Herrn" polizeilich wieder zugeführt werden und unbotmäßiges" Gesinde auf An trag der Herrschaft" ohne weiteres Urtheil eingesperrt werden kann. kann. Als Ergänzung soll sich an diese Gesindeordnung dem­nächst noch eine gesetzliche Regelung der Dienstverhält nisse der ländlichen Arbeiter schließen, in welcher der Herrenübermuth noch größere Orgien feiern wird. So soll als Entlassungsgrund u. A. ein Liebesverhältniß des Knechtes" oder der Magd" mit einem Angehö rigen der Familie des Dienstherrn oder dessen Beamten gelten! Natürlich, Herr und Knecht sind ja zwei ganz verschiedene Menschenrassen und der nähere Umgang der einen mit der andern kann der höheren" nur Unehre bringen. Mertt's Euch, Knechte!

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Die Nothstände bilden jetzt in Deutschland trotz der Abneigung der herrschenden Klasse, sich mit derartigen unange nehmen und gefährlichen Fragen zu befassen, ein stehendes Ge sprächsthema in den Landtagen; das auf die Spize getriebene Elend schreit eben zu laut, als daß es weiter vertuscht werden könnte. Wirkliche Abhilfe aber wird von unsern Pseudo­,, Volksvertretungen" natürlich Niemand verlangen, da man der herrschenden Klasse nicht wohl einen überlegten Selbstmord zu­muthen kann; denn einen solchen, eine Abschaffung des privaten Reichthums setzt die Unterdrückung der Armuth und des Elends nothwendig voraus. Kleine Mittel zur Unterstüßung, zur Fri­stung des Lebens und der Erwerbsfähigkeit der betreffenden Be völkerungen das ist's, was im besten Fall vom heutigen Staat erwartet werden kann. Das bewiesen die durch die schon früher erwähnte Petition der nothleidenden Weber des Erz gebirges hervorgerufenen Verhandlungen des sächsischen Land­tages über dies Thema. Wohl war man gezwungen, den schrecklichen Nothstand in wenigstens schrecklichen Nothstand in wenigstens 12 Distrikten und die Aussichtslosigkeit der Lage der dortigen durch die Konkurrenz der Waschinenweberei ruinirten Bevölkerung anzuerkennen, ja es wurde sogar konstatirt, daß die Verhältnisse noch schlimmer find, als sie die Petition schilderte, indem bei vielen Webern der wöchentliche Verdienst bis auf 2-6 Mart ge sunken ist, wovon 4-7 Menschen zu ernähren sind! Troßdem aber fanden die sozialistischen Ausführungen Liebknechts nur taube Ohren; man schob alle Schuld von sich auf das böse Schicksal" und war nur bestrebt, sich mit einem nothgedrungenen Almosen über die Verlegenheit hinwegzuhelfen, indem man die Regierung zu Erhebungen und Kredit- Forderungen zur Unter stüßung des nothleidenden Landestheiles aufforderte. Und auch dies( für die Hungernden allerdings ein klein wenig besser als nichts) ist nur den sozialistischen Abgeordneten zu danken, ohne welche die Sache wohl einfach todtgeschwiegen worden wäre. Bei einer ähnlichen Sache im bairischen Landtag, wo die herrschende Klasse noch ganz unter sich" ist, kam es nicht einmal soweit und der einzige greifbare Vorschlag, welcher sich ergab, war der eines Pfaffen: daß jeder Jude, welcher sich im Spessart sehen lasse, todtgeschlagen werden müsse, weil die Juden allein Schuld an allem Elend seien. Wer kann von solchen Menschen eine Verbesserung der heutigen Zustände erwarten? Rein vernünftiger Mensch. Sie kann nur von dem zum Bewußt sein seiner Lage gekommenen Volk selbst kommen.

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welche der zivilifirte Mensch weit elender ist als der niedrigste Wilde, da er von all ihren tüdischen Uebeln erdrückt wird, wäh rend man ihm täglich den verhöhnenden Anblick ihrer zahllosen Wohlihaten vor Augen stellt; nein, für den Hochmuth der Gewalt

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Die Einträglichkeit einer Beschäftigung steht im umgekehrten Verhältniß zu ihrer Nüßlichkeit. Die unnüßesten Thätigkeiten erndten Ehre und Reichthum, wäh rend zum Beispiel der Bebauer der Erde, ohne den die Gesell schaft aufhören muß zu bestehen, mit Verachtung und Armuth fämpft. Die Arbeit ist zum körperlichen, die Muße zum geistigen Fortschritte nöthig: von der ersteren sind die Reichen, von der letzteren die Armen durch die unvermeidlichen Bedingungen ihrer Lage ausgeschlossen. Ein Zustand, welcher die Vortheile beider vereinigte, wäre den Uebeln keiner von beiden unterworfen.

Der Reichthum ist eine Macht, welche die We­nigen usurpirt( unrechtmäßig angeeignet) haben, um die Vielen zu zwingen, für ihren Vortheil zu arbeiten. Die Geseze, welche das System stüßen, schöpfen ihre Kraft aus der Unwissenheit und Leichtgläubigfeeit ihrer Opfer; sie sind das Resultat einer Verschwörung der Wenigen gegen die Vielen, welche selber genöthigt sind, diese Bevorzugung durch den Ver lust aller wahren Zufriedenheit zu erkaufen. Würden die zur Erhaltung des Menschengeschlechts nothwendigen Arbeiten gleich­mägig unter Alle vertheilt, so wäre der Antheil jedes Menschen an der Arbeit leicht und seine Mußezeit groß."

( Schluß folgt.)