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Einen Unterschied zwischen politischen und gemeinen Sträflingen| friedenheit mit der hierländischen demokratischen Republik unter­gibt es daselbst nicht; letztere werden im Gegentheil eher be günstigt. Selbstbeköstigung wurde unseren Genossen nicht gestattet. Bankerotte Kaufleute, oft gemeine Betrüger, können sich ihre Lage wesentlich erleichtern, da die im Strafhause maßgebenden Personen gegen klingende Sympathiebezeugungen gern ein Auge zuzudrücken bereit sind. Die Gefängnißkost besteht zumeist in Wasser und Brod, welch' letteres oft faum genießbar ist. Warme Speise" wird in 24 Stunden nur einmal verabreicht; beim Genusse dieser Kost müssen auch die bescheidensten kulinarischen Anforde­rungen in den Hintergrund gedrängt und Gaumen und Magen, wie ein landläufiger Ausdruck lautet, zum Narren" gehalten werden. Die Folgen dieser elenden und mangelhaften Nahrung treten zu Tage im Skorbut, welcher im Strafhause des Prager Landgerichtes eine geradezu schreckliche Ernte hält. Die armen Opfer dieser körperzerstörenden Krankheit finden erst dann Berück fichtigung seitens der Gerichtsärzte, wenn das Zahnfleisch durch Fäulniß zerstört und der übrige Körper in feinen Bewegungen gelähmt ist. Wie mir versichert wurde, find in einzelnen Fällen jnnge fräftige Leute, nachdem sie drei Monate in dieser Musteranſtalt zugebracht, als kraftlose, bleiche Schattengestalten herausgeführt worden.

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Genosse Schwarz mußte seine Zelle mit einem alten, tauben, wegen Nothzucht verurtheilten, ekelhaft schmutzigen und dabei boshaften Manne, also einem gemeinen Verbrecher theilen und seiner energischen Beschwerdeführung gelang es erst nach Ablauf eines Monats, Gehör zu finden.

Diese Mittheilungen, welche mir, wie schon erwähnt, von einem bertrauenswürdigen Genossen zugegangen sind, illustriren wohl zur Genüge die" Humanität und Gerechtigkeit" der öster= reichischen Strafrechtspflege. Man hat keine Zeit, die Berufung, falls sie von einem Sozialdemokraten erhoben, zu prüfen, man n hat keine Zeit, sich um Leben und Gesundheit der Opfer der heutigen Klassenjustiz zu bekümmern, denn Gott Mammon gibt seinen treuen Dienern und Verehrern Freudenfeste und da darf die höhere Büreaukratie nicht dabei fehlen; und ein diesem Gott wohlgefälliges Werk ist es ja, wenn die Störenfriede", so sich auflehnen gegen die herrschende, Ordnung", zur Ruhe, womöglich zur Grabesruhe gebracht werden.

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Wenn aber die österreichische Regierung glaubt, durch zeit­weilige Einterferung unserer Wortführer und durch Polizeimaß­regeln unsere Bewegung zu unterdrücken, so irrt sie gewaltig. Die Logik der Thatsachen wird sie belehren, daß weder Kerker, noch Kugeln und Bajonette den Sozialismus tödten fönnen. Daß man heute am Rande des Abgrunds anscheinend sorglos weiter­tanzt, beirrt uns nicht, denn: die Todten reiten schnell!"

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Mögen sich die österreichischen Arbeiter nicht entmuthigen lassen sondern ihre Kräfte unverzagt zum Parteikampfe organisiren, um dann, wenn es die Nothwendigkeit erheischt, das Banner des Sozialismus dem Volte im Kampfe gegen jedwede Tyrannei borantragen zu können.

Auf der andern Seite dagegen hat die besitliche wie die besitz­lose Arbeiterwelt erst vor kurzem an die Möglichkeit einer Gefahr für die Verfassung des Landes glauben gelernt, ja ahnt sie theil­weise noch kaum was ganz besonders von den Neger- Stimm­gebern des Südens gilt, die kaum je eine Zeitung zu Gesicht befommen, und von ganzen Maffen des Lesens und Schreibens unkundiger französischer Canadier, Chinesen, Italiener , Polen , Mexikaner, Farbiger und Halbblütiger auch des Nordens. Die Kapitalistenpartei sieht deshalb ihren Vortheil in der Ueber­raschung ihrer Gegner. Den Reaktionären fehlt es ja in der Regel nicht an Entschlossenheit zu Staatsstreichen, und dies gilt Regel nicht an Entschlossenheit zu Staatsstreichen, und dies gilt von den unsren so sehr oder mehr als von allen andern. Sie wissen, daß die Gegner der republikanischen( überwiegend kapi talistischen Partei sich äußerst schwer auf einen einzigen Präst­dentschaftsbewerber vereinigen können, weil es keinen gibt, welcher allen ihren Gegnern genehm sein könnte, und weil jeder Bruch­theil derselben sein Programm und seinen Kandidaten maßgebend machen möchte. Nun sind zwar innerhalb der republikanischen Partei unabhängige Männer in großer Zahl, welche von Grant's dritter Präsidentschaft nichts wissen wollen; aber sie sind nicht eine Mehrzahl und würden, auf ihrer Nationalkonvention über­stimmt, nicht leicht sich einer andern Partei in die Arme werfen, zumal wenn diese keinen annehmbaren Kandidaten aufweisen

könnte.

Die Verschwörer wissen, daß das Glück dem Kühnen hold ist", und sie scheuen vor keinem ungesetzlichen oder unfittlichen Mittel zurück, heiße es nun Stimmenkauf, oder betrügerische Stimmenauszählung, oder Einschüchterung der Wähler am Stimm­kasten durch Arbeitgeber oder Bundesmarschälle. Und sie haben seit ein paar Jahren schon ihre Minen angelegt, die geheimen Verräther angekauft und eine Anzahl Ueberraschungen geplant, so daß, falls eine Volkswahl nicht zustande käme und das Haus des Kongresses unter den Kandidaten, welche die höchste Stimmen­zahl davon getragen haben, den Präsidenten auswählen müßte, zahl davon getragen haben, den Präsidenten auswählen müßte, Grant der Gewählte sein wird.

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Nun wollen wir zwar diesen Ausgang keineswegs vorhersagen, weil wir in diesem Lande schon gar manche selbst für uns über­raschende Dinge erlebt haben; aber vernünftigerweise kann man bei der geschilderten Sachlage keinen andern so wahrscheinlichen Ausgang als den erwähnten voraussehen. Gesetzt also, Grant würde auf die eine oder die andere Weise wirklich am 4. März 1881 zum dritten Male Präsident der Ver. Staaten, so wäre er auf alle Fälle ein mit Hülfe von Betrug gewählter Mino­ritätspräsident und darauf verpflichtet, eine starke Regierung" herzustellen, wozu er ganz der Mann ohne Gewissensbisse ist. Er brauchte von vornherein gar nicht revolutionär zu verfahren; er brauchte die wenigen ihm grundsätzlich feindseligen Kongreß mitglieder nur zu kaufen, oder durch bestochene Zuerkennung ihrer Size an besiegte Mitbewerber hinauswerfen zu lassen. Er würde eine Zeitlarg die konstitutionellen Formen beobachten, aber für die Aufstellung eines starken stehenden Heeres und einer noch stärkeren Miliz in den kapitalistischen Staaten des Ostens und Südens sorgen. Damit befäße er alle Mittel, um seine Präsident­

vie Die nächste Zukunft der Vereinigten Staaten . schaft auf Lebenszeit durch ein erzwungenes Geſetz verlängern

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Die Republik der Ver. Staaten ist mit dem Um sturz und der Verwandlung in eine Monarchie be­droht. Was vor wenigen Wochen noch als der wüste Traum überspannter Menschen betrachtet werden mochte, wird jetzt schon

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Seitdem

eine greifbare und nahe Gefahr betrachtet. General Grant, der zum nächsten Präsidenten und zukünftigen Kaiser Auserkorene, von seiner Rundreise an alle Höfe und um en die Erde zurück und in San Francisco gelandet ist, haben die Verschwörer ihn dort und in Oregon , in Newada, in Jowa, in Chicago , in Louisville , Ky , in Pittsburg , in Philadelphia und an mehreren Orten des Südens wie einen Triumphator gefeiert. ein, Sie haben die republikanische Nationalfonvention, welche ihn ein geb: drittes Mal als Präsidentschafts- Kandidaten aufstellen soll, un­hen gewöhnlich früh, nämlich auf den 2. Juni, und nach Chicago im, einberufen, mo ein großer Schwindel am leichtesten gelingt. Sie und arbeiten sozusagen mit Dampf und mit Hochdruck; sie machen ger gar kein Geheimniß daraus, daß sie eine starke Regierung" und on zu diesem Zwecke einen Grant haben wollen. Denn, wenn auch der die Hauptveranstalter mit ihre: Sprache zurückhalten, so doch nicht big ihre Gehülfen und Helfershelfer; und wenn man auch noch nicht egte von Verfassungsänderung und Kaiserthum spricht, so doch davon, rial daß das Kapital herrschen und die rebellischen Arbeiter nieber

halten" müsse. Und daß die Gefahr durchaus nicht eingebildet die ist, das gibt eine Mehrzahl der großen und bestunterrichteten die Zeitungen beider Parteien theils bedauernd, theils frohlockend zu. die Leuten von unserer Parteifarbe kommt die Sache nicht unerwartet; er wir haben nachweislich diese Bewegung schon vor ein paar tisch Jahren vorausgesehen. Eine Minderheit der Stimmgeber, welche off ziemlich an eine Mehrheit kommt, ist schon lange monarchisch di gesinnt, oder doch aristokratisch; und zwar hat dieser Geist beide heil Parteien ziemlich gleich stark vergiftet, durchdringt mehr oder fi weniger die Großgrundbesitzer des Südens( die ehemaligen di Sklavenhalter) wie die des Nordens, die Katholiken wie die Litter Protestanten, die Eingewanderten wie die Eingebornen, soweit de sie ein großkapitalistisches Interesse haben. Denn an die Lohnarbeiter haben überall und unter verschiedenen Organi­coye fationen den Widerstand gegen den Kapitalismus begonnen, als ldig Gewerkschaften, als sozialistische Arbeiterpartei, als Greenbackler jebe und als Arbeiterpartei( in Californien und Massachussetts), end­ourd lich auch die unorganisirten Arbeiter durch viele und zum Theil ent sehr umfangreiche Ausstände und selbst durch Geheimbünde. Die effen Kleinfarmer aber, besonders des Westens, und die Kleinbürger emä überall haben mit den Lohnarbeitern ausgedehnt sympathisirt. ertre Und die Erfolge, welche die Greenbackler anfangs 1878 im ichen Kongreß errangen, haben die Selbsterhaltungsiriebe der Groß­stan tapitalisten nicht minder wachgerufen, als es der große Eisenbahn­dearbeiter- Ausstand im Juli 1877 gethan hatte. Die Nachrichten tsh bon den auffälligen Wahlfiegen der deutschen Sozialdemokraten fun in Berlin und anderen deutschen Großstädten, von den Attentaten mn

in Europa und von der nihilistischen Verschwörung, vom da Mißlingen des Mac Mahon 'schen Staatsstreichs und der wach­den senden Befestigung einer fortschrittlichen Republift in Frankreich eine und viele andere Bewegungen der arbeitenden Bevölkerung in Europa haben in unsern Kapitalisten das Bewußtsein ihrer Soli­barität mit den europäischen erweckt und die gewohnheitliche Zu­

zu lassen, oder den Diktator zu spielen, bis man ihm den Kaiser­titel auf den Präsentirteller brächte. Wie man das macht, das lehrt ja die Geschichte des Cäsar, des Augustus und der beiden Bonaparte. Unsere Bourgeoisie ist vollkommen bereit, Hofämter, Orden und Sinekuren anzunehmen, und ein hungriges Proletariat und eine zahlreiche Preisfechterschaar, ihm die Pferde aus- und sich an seinen Siegeswagen zu ſpannen.

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Sozialpolitische Rundschau.

Deutschland .

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Berlin , 14. Januar. Als am 12. Februar die sozialistischen Reichs­natürlich nicht um der Feier" im tagsabgeordneten hierher kamen weißen Saale beizuwohnen, sondern um sich über die zu beobachtende Tak­tif im Reichstage zu besprechen- so wurden sie auch schon geheimer poli­zeilicher lleberwachung unterworfen. Diese ist aber nie so geheim, daß fie

nicht von Kenneraugen, wie sie die Sozialisten haben, sofort entdeckt wird. Sind doch die polizeilichen Bummler in Civil an ihrer straffen Haltung, an ihren konfiszirten Gefichtern, namentlich aber an den heimtückischen falschen Augen sofort erkennbar. Drei der sozialistischen Abgeordneten, die am 12. auf dem Anhalter Bahnhof ankamen und sich behufs Transports ihres Ge­päcks gemeinsam eine Droschke mietheten, fiel die Dienstfertigkeit auf, womit sich ein Dienstmann bei dem Einsteigen in die Droschke um sie bemühte; und siehe da, als sie abfuhren, entdeckten sie, wie besagter Dienstmann nach dem Geheimen stürzte und diesem die dem Drosch tenkutscher aufgegebene Adresse mittheilte. Für solche Moucharddienste wird schweres Geld hinaus­geworfen und das Volk hungert! Ein nichtswürdiges System.

zu machen;

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Große Heiterkeit auf der einen und große Genugthuung auf der andern Seite haben unter den sozialistischen Abgeordneten die Motive hervorgerufen, welche dem einparagraphigen Gefeßentwurf auf Berlängerung des Sozialisten­geseges beigegeben sind. Diese Motive verrathen, daß man im preußischen hoffent Ministerium des Innern die sozialistischen Blätter eifrig studirt lich ohne sich eine ,, Verbreitung" derfelben im Sinne des Gesetzes schuldig da ist es denn auffallend, daß im Gegensaz zu dem, was die deutsche sozialistische Presse und speziell der Sozialdemokrat" bisher stets noch ausdrücklich betont hat, nämlich, daß eine Verlängerung des So­zialistengesezes unzweifelhaft sei, die Motive die gegentheilige Anschauung als die der sozialistischen Führer" hinstellen. Der Hinweis auf den Rechenschaftsbericht der sozialistischen Reichstagsabgeordneten, der gerade fich über diesen Punkt mit wünschenswerthester Deutlichkeit ausge­sprochen hat, wird bei der bezüglichen Debatte im Reichstag nicht fehlen und wir sind recht neugierig zu hören, wo es denn ,, wiederholt offen ausgesprochen" worden ist, daß das Sozialistengefeß bald aufhören werde. Eine unzweifelhafte Thatsache ist, daß die Motive, die fast die ge­ſammte Preſſe in extenso abgedruckt, der Partei bedeutend nühten. Jede Zeile der Motive verräth natürlich gegen den Willen der Verfasser- Ach­tung und Respekt vor der Partei, die man trotz der ausgesuchtesten Gewalt­maßregeln nicht zu beugen vermocht hat. Daß man sie zu vernichten ver­mag, auch wenn das Gefeß noch länger verlängert wird, als es die Re­gierungen beanspruchen, wagt man schon gar nicht mehr auszusprechen. Ist also der Eindruck, den die Wirkung des Sozialistengesetzes auf die Regierungen gemacht, ein höchst unbehaglicher und wider Willen dem ver­haßten Feinde günstiger, so ist das bei der großen Masse der Bevöl­ferung noch ungleich mehr der Fall. Starr vor Staunen und zitternd halb vor Angst, halb vor Bewunderung, hört der ruhige, friedliche Bürger, dem sein Leib und Morgenblatt schon so oft den Tod der Sozialdemokratie ver­fündet, daß dieser gefürchtete und gehaßte Gegner noch immer und so kräftig als je lebt und einen Muth entwickelt, dessen er, der gute Spießer, rein unfähig ist.

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Und wie die Sozialdemokratie in den Augen des guten friedlichen Bür­gers wegen der Bähigkeit, der Ausdauer und dem Muthe, womit sie ihre Positionen behauptete und, wie die Regierungen selber zugeben, sogar neue eroberte,' an Achtung steigt, so wenden sich ihr auch die Sympathien der Massen zu. Vor dem Ausnahmegesez geschah es nicht selten, daß die Arbeiter selbst, in gegnerische Parteien gespalten, in den Werkstätten und Fabriken sich lebhaft bekämpften; diese Kämpfe haben so gut wie aufgehört. Seit der allgemeinen Heße gegen die Sozialdemokratie fühlt jeder Arbeiter, daß sie es allein ist, die seine Interessen vertritt. Die Gegnerschaft hat sich in Sympathie verwandelt und wenn nicht die Krise und die jedem drohende, ins Ungewisse dauernde Arbeitslosigkeit, wenn er aufs Pflaster geworfen wird, Viele zur größten Vorsicht zwänge- die Sozial­demokratie würde mit einer Kraft und Energie auftreten, die ihre Feinde zittern machte.

Sprechen wir es offen aus: nicht das Sozialistengesez hat es vermocht, daß die Bewegung nicht ganz das ist, was sie sein sollte und sicher einst sein wird, sondern einzig und allein die Krise und das damit Hand in hand gehende Elend in hunderttausenden von Arbeiter, Klein Bürger und Bauern familien. Der Mann, der nur das Allerallernothwendigste auf dem Leibe, oft nichts im Leibe hat, dessen Familie das Allernöthigste fehlt, dem fehlt nothwendig die Energie und der Wuth zum Widerstand und vollends die Möglichkeit zu Opfern, die er in besseren Tagen freudig brachte. Dagegen hat die Krise freilich insofern der sozialistischen Bewegung auch wieder bedeutend genügt, als sie ganze Regimenter aus der Mittelklasse pro­letarisirte, den Klassengegensatz verschärfte, Tausenden die Augen öffnete, die ohne die Herausstoßung aus gewohnten Lebenskreisen und die erzwungene Verzichtleistung auf Genüsse, die sie als unumgänglich zum Leben ansahen, noch lange nicht zur Einsicht gekommen wären. Und was die Hauptsache ist: diese, die einst bessere Tage gesehen, sind die gefährlichsten Revo­lutionäre, fie hassen das System mehr wie Jene, die von Mutterleibe an in Noth und Elend groß geworden, die als Arbeiter geboren und er­erzogen wurden, in der ihnen selbstverständlich erscheinenden Auffassung, als Arbeiter einst zu sterben.

Das Fazit ist: wie können troß mancher berechtigten Klage im Einzelnen mit dem Gang der Dinge im Großen sehr zufrieden sein, und die Ver­längerung des Sozialistengesezes wird daran absolut nichts ändern! Diese Anschauung herrscht auch einmüthig unter den Vertretern der Partei im Reichstag.

Von den Fraktionsbeschlüssen, die gefaßt wurden, theilen wir mit, daß Hasenclever den Antrag einbringen soll auf Einstellung des Strafver­fahrens, das wegen angeblichen Bannbruchs gegen Frische und Hassel­mann eingeleitet ist. Zu dem Rechenschaftsbericht über die Erneuerung des Belagerungszustandes soll Bebel das Wort ergreifen. Gegen die Militair­vorlagen wird sich Liebknecht zum Worte melden. In Bezug auf den Gefeßentwurf betreffend die Anzeigepflicht von Unglücksfällen in Werkstätten und Fabriken will Frische sprechen, event. zu einem der Anträge die Invalidenfaffen betreffend. Bezüglich des Geseßentwurfs: die Verlängerung des Sozialistengeseßes betreffend, wurde beschlossen, vorläufig keinen be­stimmten Redner in Aussicht zu nehmen, da vermuthlich der Gesezentwurf erst ziemlich spät zur Verhandlung kommen dürfte.

Allein so glatt könnte die Sache nur in der Einbildung der Verschwörer abgehen. Sie sind und bleiben eine Minderheit des Volkes. Die Majorität mag überrascht, aber sie kann nicht vertilgt werden. Sie hat sich einmal einem betrügerisch gewählten Präsidenten gefügt; sie würde beim zweiten so erwählten die Geduld verlernen. Es läßt sich nicht voraussehen, ob die Em­pörung des überraschten Volkes schon nach der Ernennung Grant's zum Kandidaten am 2. Juni b. J., oder ob sie nach seiner er schlichenen Volkswahl am 2. November d. J., oder aber ob sie nach seiner betrügerischen Erwählung durch den Kongreß um den 4. März 1881 ausbrechen wird oder selbst noch später. Aber ausbrechen wird sie. Und je später fie ausbricht, desto gründlicher wird sie mit dem Kapitalismus aufräumen und eine desto sozialistischere neue Verfassung wird sie einrichten. Jedenfalls aber entschei det sich das Schicksal der Ver. Staaten in den nächsten zwei Jahren, und ebenso sicher ist, daß jede anfängliche Halbheit in der Reform sich binnen kurzem unthunlich zeigen und weitere Fortschritte in unserem Sinne nach sich ziehen muß. Es ist eine wahre Wohlthat, daß unser arbeitendes Volt, welches eben wieder im Einschlummern begriffen war, weil unsere letztjährige reiche Ernte zur Zeit höherer Lebensmittelpreise in Europa nach einer dortigen schlechten Ernte die darniederliegenden Geschäfte neu­belebt hatte, bessere Löhne und Preise der Acker- Erzeugnisse ge­bracht und so die Prahlerei der Republikaner scheinbar bestätigt hatte, als sei durch ihre Hartgeld- und Finanzpolitik der Welt­frach" für uns überwunden, daß unser Volt durch die be reits hell entlarvte Verschwörung der Kapitalisten zum Verfassungs­umsturz gar unsanft aufgerüttelt werden muß. Der grenzenlose Uebermuth dieser Bande, welche ihre schließliche Niederlage gar nicht für möglich hält, sichert uns einen Umschwung in der kapi­ taliſtiſchen Denkweise unseres Volkes, welcher auf andere Weise Flugblatt in 30,000 Exemplaren im Bezirk vertheilt werden. Auer ist erst nach langen Jahren zu erwarten gewesen wäre.

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Wir werden also unsere Partei unerwartet früh zu einer Thätigkeit aufgefordert sehen, welche wir sehnlich gewünscht, aber zu erzielen nicht die Mittel hatten. Angesichts der allen unsern Menschenrechten drohenden Gefahr wird die Zwistigkeit zwischen politischen Sozialisten und unpolitischen Gewerkschaften, zwischen beiden und den Greenbacklern und der Arbeiterpartei", und zwischen allen diesen Fraktionen und den ehrlichen Elementen der beiden alten Parteien zurücktreten und einem gemeinsamen Streben Raum geben müssen, welches in einer neuen entschiedenen kapital­feindlichen Partei seinen Ausdruck findet und die Herrschaft des Volkes hierlands zu einer Wirklichkeit macht.

New York , 17. Januar 1880.

Adolf Douai.

Die vollzählige Anwesenheit unserer Vertreter gleich bei Eröffnung im Reichstag hat bei den Gegnern einige leberraschung hervorgerufen. So hörte z. B. einer der Unsern zufällig im Vorübergehen im Foyer eine Un­terhaltung zwischen zwei Abgeordneten, die also lautete: Haben Sie be­merkt, daß heute die Sozialdemokraten schon sämmtlich zugegen waren?" Antwort: ,, Ei, jawohl! die müssen doch immer noch Geld haben!" Die Wiedergabe dieses Zwiegesprächs hat uns sehr amüsirt.

Für die Wiederwahl im 2. Berliner Wahlbezirk ist Genosse Körner in Hamburg , der bekanntlich aus Berlin ausgewiesen wurde, in Aussicht ge­nommen. Falls Körner nicht annimmt, soll unser kürzlich ausgewiesener B. Genosse H. Vogel als Kandidat aufgestellt werden.

Aus Sachsen , 15. Februar. Seitens der Sozialisten ist im 17. Bezirk bereits die Wahlagitation in Fluß gekommen. Heute wird das erste

gestern in Glauchau eingetroffen, um persönlich die Agitation für seine Wahl zu betreiben. Es wird von unserer Seite versucht werden, Volks­versammlungen abzuhalten. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß in dem Bericht der Deputation des sächsischen Landtags über die Chemnizer Wahl ausgesprochen wird, daß den Sozialisten Wahlversammlungen auf Grund des Sozialistengefeßes nicht im Voraus verboten werden dürfen. Daß dies in Chemnitz geschah, ist einer der Hauptgründe für die Annullirung der Chemnizer Landtagswahl. Bei der Neuwahl in Chemniß wird von sozia­listischer Seite wieder Vahlteich als Kandidat aufgestellt werden.

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Welcher Opfer die Arbeiter fähig sind, wenn es sich darum handelt, ihr politisches Recht zu wahren, dafür folgendes hoch herzige und bewunderns­werthe Beispiel. In Folge des furchtbaren Nothstandes unter den Webern des Mülsengrundes haben auch vielfach Parteigenossen öffentliche Unterstützung, theils in baarem Geld, theils in der Form des Kaufs billiger Lebensmittel in Anspruch nehmen müssen und ist ihnen in Folge dessen die Aufnahme in die Wählerliste verweigert worden. Dies erfahrend, borgen sich sechs unserer Genossen, sämmtliche Familienväter, das nöthige Geld, um die erhaltene Unterstüßung zurückzahlen zu können, denn sie wollen lieber mit ihren Familien hungern, als sich das Wahlrecht rauben lassen!! Es ist, sobald dieser Aft von