aber die Schelme laffen uns regelmäßig im Stich, wenn wir sie verbinden wollen, auch demnächst mit uns gegen das Ganze zu gehen.

Der Marsch von Fall zu Fall ist schon verständig; aber dabei das Ganze, den Zweck, dem die Fälle dienen sollen, aus den Augen lassen, ist nicht vernünftig, und meist eine böse Schelmerei. Wenn ich nun hier mich gegen die Gründe auflehne, mit denen der Militarismus hergebrachterweise bekriegt wird, so will ich deshalb nicht für die Preußen fechten, sondern nur für Klarheit in ökonomischen Dingen.

Ich möchte behaupten, daß der Druck, den die Kriegsmeister mit ihren enormen Büdgets auf das Volk ausüben, ein winziger ist, im Verhältniß zu bem unerträglichen Elend, das ihm von der kapitalistischen   Wirthschaft angethan wird. Es wird beständig versichert, daß die Völker von unsern Militärstaaten zum ökono­mischen Ruin geführt werden. Jawohl, die Steuern helfen manchem kleinen Manne am Marke zehren; aber daß der kleine Mann auch bei vollständigster Steuerfreiheit von der Konkurrenz herunter geritten werden müßte, leuchtet sogar dem Pastor Stöcker und dem Zunftbürger Miquel ein. Weil die Kultur es durchaus will, daß die Schuhmacherei raisonabel betrieben werden soll, darum muß mein Nachbar, der kleine Schuster, einpacken, wie die andern Nachbarsleute, der Färber und Schlosser, schon eingepackt haben. Sie können alle brei fein raisonables Stück Arbeit herstellen, nicht weil sie ihr Handwerk schlecht gelernt hätten, sondern weil in ihren Metiers Entdeckungen gemacht sind, die wegen der Kosten nur von den Mastbürgern ausgeführt werden können.

Diese letteren nun haben es soweit gebracht, daß sie mehr Getreide, Fleisch, Wolle und Baumwolle, mehr Zeug aller Art auf den Markt schleppen, als Käufer da sind. Deshalb müssen sie von Zeit zu Zeit ihre Arbeit einstellen; und wenn nun die Kriegministerien ihre Soldaten ganz ober theilweise heimschickten, wäre das ein doppeltes Malheur: erstens würde die Zahl der Arbeiter vermehrt, d. h. der Arbeitslosen, und zweitens würde dadurch die Zahl der Käufer vermindert. Der Mensch vergesse niemals, daß wir die Zeit längst überstan­ben haben, wo die Welt Mangel hatte; sie leidet dermalen im Gegentheil an Ueberfluß. Da ist denn nicht zu verkennen, daß bie Militärlast und der Kirchenbau gewissermaßen noch Wohl­thaten sind, indem damit weiblich geholfen wird, das überflüssige Material aufzuräumen. Daß man mit den Erbsen und Bohnen Besseres thun könnte, als Soldaten füttern, daß man die Geschoß­fabriken, Kanonengießereien und Kriegsschiffe produktiver verwenden tönnte, ist keine Frage; aber dennoch muß dem engeren Demo­fraten deutlich gemacht werden, daß der Militarismus einen wohlthätigen Einfluß solange auf die Wirthschaft ausübt, als die Kapitalisten das Regiment haben.

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hängt, höchstens kommt ein solcher hin und wieder ganz hinten| ebelungsgolles für den Verkehr mit Desterreich; dem hin, wenn kein Gepäckwagen zum Anhängen vorhanden ist, um das arge Schwanken der übrigen Personenwagen zu hindern. Nur bei Doppelzügen, die sich auf einer Zwischenstation trennen, finden wir in der Mitte einen Waggon 4. Klasse, der aber nach der Trennung vorn im Separatzuge zu stehen kommt. Weshalb aber werden die Waggons 4. Klasse vorne hin­gestellt?

1) Der Qualm der Lokomotive trifft und belästigt die vor­deren Wagen zumeist;

2) Vorn und ganz hinten ist die Bewegung eines Zuges am wenigsten gleichmäßig, also für die Reisenden unangenehm.

3) Ift bei einem Zusammenstoß das Leben der in den ersten Waggons sich befindenden Personen mehr bedroht, als der in den mittleren und hinteren Wagen.

4) braucht die Eisenbahngesellschaft für Verletzte 4. Klasse viel geringere Entschädigungssummen zu zahlen, als für Verletzte I., geringere Entschädigungssummen zu zahlen, als für Verletzte I., II. und III. Klasse, die ja in ihren Erwerbsverhältnissen höher stehen und deshalb viel bedeutendere Entschädigungsansprüche machen können.

Zu wundern brauchen wir uns freilich nicht über solches Ver­fahren der Eisenbahnverwaltungen; find doch die oben geschilder ten Zustände nur ein getreues Spiegelbild unserer ganzen gesellschaftlichen Zustände!

Es wird aber eine Zeit kommen- und daß sie bald komme, ist unser heißester Wunsch und muß unser eifrigstes Bestreben sein in der es nur eine Eisenbahnklasse und nur einen Stand in der menschlichen Gesellschaft geben wird.

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Sozialpolitische Rundschau.

* Ein erhebendes Gefühl bewegt uns angesichts der von allen Seiten einlaufenden Nachrichten über die Feier des Revolutions­

festes vom 18. März. Fast in allen Theilen der zivilifirten

Welt haben solche mehr oder minder große Feste der Erinnerung an die unvergeßlichen Helden der Revolution und der Begeister: ung für den gegenwärtigen und zukünftigen Kampf stattgefunden und es gibt nur wenige moderne Staaten, aus denen nicht wenigstens von einem kleinen Häuflein von Pionnieren der Freiheit ein Zeichen der Solidarität und ein brüderlicher Gruß gekommen wäre. In Nordamerika   fander zahlreiche Feste, Feſtversammlungen und Bankete statt, davon eines der größten in New- York  . In Südamerika   feierten die Internationale Assoziation französischer Zunge und das Centro di Propaganda Obrera   in Buenos- Ayres, sowie eine Gruppe in Rio Janeiro  ; in London   die deutschen  , spanischen und italienischen Gruppen, sowie einige radikale englische   Gesellschaften. Die zahlreichsten

Feiern fanden natürlich in Frankreich   statt: außer Baris in Marseille  , Lyon  , Grenoble  , Bordeaux  , Beziers  , St. Etienne,

Montpellier  , Cette, Besançon  , Douai  , Rheims  , Montpellier  , Roanne  , Troyes   u. s. f. Weiter fanden Feste statt in Belgien  : Brüssel  , Gent  , Lüttich  , Veviers, Antwerpen 2c.; in der Schweiz  : Zürich  , Genf  , Bern  , Basel  , Arbon  , Winterthur   2c.; Italien  : Mailand  , Bologna  , Carrara  , Rom  , Rimini  , Cesena, Forli  , Florenz  ,

Bundesrath wird es keine große Ueberwindung kosten, diese Forderung anzunehmen, und damit wäre eine Antwort auf den am 16. Februar in Kraft getretenen österreichischen Appreturzoll gegeben, wie sie sich kaum schlagender denken läßt. Wie Dester­reich unsere Kattundruder und Färber geschlagen hat, so sollen jetzt seine Weber getroffen werden, deren Arbeit seither die deutschen   Garne veredelte. Nur ist ein kleiner Unterschied dabei. Die süddeutschen, insbesondere die elsässischen Besitzer von Druckereien und Färbereien sind reiche Leute, welche sich zur Noth dadurch helfen können, daß sie Zweigniederlassungen ihrer Etablissements in Desterreich gründen und sich somit ihre dortige Kundschaft auch für die Zukunft sichern; die böhmischen Weber sind arme Teufel, welche seither froh waren, um Hungerlöhne sich in den Dienst deutscher   Fabrikanten stellen zu können. Wird ihnen die seitherige Nahrungsquelle entzogen, so steht der Nothstand vor der Thür  . Darum aber fümmern sich die heutigen Regierungen wenig; sind sie doch nicht die Regierungen der Armen, sondern die der Reichen!

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Hundedemuth. Ein großes nationalliberales Organ, die Magdeburgische Zeitung" schließt am Tage vor dem Ge­burtstage des deutschen   Kaisers einen Artikel, der sich über die gegenwärtigen russischen Zustände ausspricht, mit folgenden Worten: Bei Betrachtung dieser verworrenen russischen   Verhältnisse aber werden wir erst recht des Segens inne, welchen un­ser Hohenzollernhaus über Deutschland   gebracht hat. Unser greiser Kaiser, dessen Wiegenfest wir morgen feiern, hat sein ganzes Leben dem hohen Ziele gewidmet, Deutschland  die Segnungen der Einheit, der Freiheit(!!) und des Frie dens zu bringen, und die spätesten Geschlechter werden noch die Erfolge preisen, welche sein Regiment erreicht hat. Einmüthig in unentwegbarer Treue schaart sich die Nation um ihn und er­fleht vom Himmel Heil und Segen auf sein theures Haupt!" Wenn ein sogenannter Patriot dem deutschen   Kaiser lobsingt, wenn er ihn preist und gar in den Himmel hebt, so läßt uns das sehr falt es ist ja lediglich seine Sache, sich zum Mame­lucken zu entwürdigen. Wenn aber ein Deutscher sich so weit vergißt, daß er den Kulturfortschritt, den Deutschland   vor Ruß­ land   voraus hat, auf Konto des Hohenzollernhauses setzt, so ist dieser Deutsche einfach eine Hundeseele, die der Professor Jäger schon auf einige Meilen Entfernung riechen wird. Ja, es iſt geradezu eine Hundedemuth, wenn ein deutscher   Literat sein Bolt zu Gunsten seines Kaiserhauses in den Koth zu treten sucht. Bezeichnend aber ist es, wenn ein sozialdemokratisches inter­nationales Blatt, wie der Sozialdemokrat" es ist, die Ehre der deutschen   Nation gegen solche Schlingel schüßen muß, was hiermit geschehen sein soll.

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as Berlin  , 26. März. Am 12. April wird endlich die Verhand­lung in dem durch die erdenklichsten Anstrengungen der Polizei zu einer Hauptaktion aufgebauschten Prozeß Heiland und 12 Genossen wegen Borige Woche fand Verhandlung gegen Hasselmann wegen unbe­Verbreitung des Sozialdemokrat" stattfinden. Weiteres darüber später. fugter Berbreitung von Drucksachen" statt(§. ift bekanntlich bie Rol­

Sicherlich ist das Kriegshandwerk ein Betrieb, den man auf ben Blocksberg wünschen soll; aber zu glauben, daß dem Volt alles Unfugs, ohne die Stapitalherrschaft abzuschaffen- das ist engere Demokratie. Was soll aus der Industrie werden, wenn die Krautjunker kein Blut und kein Geld abzapften? Da wäre der Arbeitsmarkt noch überfüllter, wie er jest ist, und in Folge dessen auch der Waarenmarkt. Man glaube nur nicht, daß arbeits­Soldabesta. Ganz recht, manch kleiner Bauer könnte seinen Sohn zu Haus beſſer verwenden; aber wenn der liebe Bauer nicht weiter ſieht, nicht merkt, daß seine Ackerschaft von Jahr zu Jahr unrentbarer wird, weil die internationale Bürgerschaft die Gefeiert; in ersterem von dem Bund der Internationalen Assoziation, natürlich wie überall in Deutschland   unter schwierigen Berhältnissen, boch

treidezucht und Viehmast besser versteht, dann hat er eben nur

bann jagt er den Knecht weg. Wo geht der hin? Wahrscheinlich nach Amerika   und hilft dort internationalen Weizen bauen, der uns nächstens heimkommt und der gemüthlichen Familien- Wirth­schaft die Preise drückt.

Livorno   2c. Aus Spanien   wird von einem Banket in Madrid  berichtet. Auch in der Türkei  , nämlich in Konstantinopel   und selbst in Egypten, in Alexandrien   wurde der 18. März ge­

in letzterem von dem Zirkel für sozialistische Propaganda, und

zwar war das Banket des letteren sehr zahlreich besucht.

Deutschland  .

Ueberaus bezeichnend für die deutschen   Zustände sind die taler Gewaltthätigkeit von Militärpersonen gegen fich fast alltäglich ereignenden Fälle von Uebermuth und bru über Zivilisten". Dieselben sind im neuen Reich" etwas so Gewöhnliches, daß wir gar nicht erst Notiz davon nehmen; in

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Unsere Schlußmoral und das Ende vom Lied heißt demnach: " Heil Dir im Siegestranz". Der Militarismus schafft Absat für unsern Ueberfluß und läßt die Industrie besser blühen wie fie ohne Militär blühen würde. Tropalledem bleibt die Sache boch eine Niebertracht, und wollen wir auch gegen sie losgehen; aber dabei im Auge halten, daß nach Abschaffung der stehenden Heere sofort und zugleich an die Substanz alles Unheils, an die Abschaffung des ökonomischen Ueberflusses, gedacht werden muß. Kurzem eine Kompagnie des 3. Garderegiments in Berlin   von

Vierte Eisenbahnklasse.

J. D.

r. Am 20. März fand auf dem Bahnhofe zu Halle a/ S. ein gräßliches Eisenbahnunglück statt. Bis jetzt sind 8 Personen gestorben und 15 liegen schwerverwundet in der Klinik zu Halle. Der Weichensteller, der das Unglück verschuldet hat, machte seis nem Leben durch Erhängen sofort ein Ende, 9 Kinber hinter laffend. Sämmtliche Verunglückte gehören dem vierten Stande" demgemäß fuhren sie auch 4. Klasse. Nur die beiden

an

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der letzten Zeit sind aber zwei ganz besonders empörende Fälle vorgekommen, an die wir doch einige Worte wenden müssen, besonders da die deutsche   Bourgeoispresse in ihrer überwiegenden

Mehrzahl kaum mehr als ein Kopfschütteln dafür hatte. Als vor

der Wache abzog, versuchte ein Mann vor der marschirenden Truppe über die Straße zu laufen. Er kollidirte hierbei mit dem die erste Sektion führenden Offizier, worauf dieser den Mann mit dem blanken Degen derart über den Ropf hieb, daß Hut und Krempe durchschlagen wurden und der Mann aus einer erheblichen Kopfwunde blutend auf dem Pflaster zusammenbrach. Von dem aufgeregten Publikum wurde der Verletzte, der später als ein in der Leipzigerstraße 101 woh­nender Schneidergeselle Mofia rekognoszirt wurde, nach der nächsten Sanitätswache geschafft, wo man auf dem Kopfe eine

12 Centimeter lange Wunde konstatirte. Der Mann ist gefährlich frank und sein Aufkommen ist noch zweifelhaft; über eine Be

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Waggons 4. Klasse des Halberstädter Zuges sind zertrümmert. strafung des rohen Epaulettenträgers hat man nichts gehört. Das Fahrpersonal und die Passagiere der anderen Wagenklassen Noch Großartigeres in dieser Nichtung leistete aber ein Ulanen­

blieben unverletzt.

Das sind so die dürftigen Nachrichten, die man bis jetzt hat dürftig wohl, aber graufig und bezeichnend

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lieutenant in Insterburg  . Derselbe trakehlte in Gesellschaft mehrer besoffener Offiziere und Abliger, unter welchen sich auch der erfahren können- Sohn des Kultusministers befand, gegen einige Zivilisten" und genug. stach den einen ihn zurechtweisenden Herrn einfach Das alte Lieb von der Schuld des Weichenstellers klingt recht nieder! Der mörderisch Angefallene liegt hoffnungslos darnieber; schrill durch die Schauernachricht. Der Weichensteller sollte die ber Mörder aber ist nach wie vor auf freiem Fuß und schon Weichen nicht richtig gestellt haben. Aber wodurch ist diese Schuld haben seine Vorgesetzten Partei für ihn ergriffen.

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dige Arbeitszeit und ein Hungerlohn von 1 Mark 50 Pfg. bis marschirenden herrlichen Reich nicht wahr? Aber freilich, ein 1 Mart 80 Pfg. täglich! Wo wird da die Schuld gelegen

haben? Doch sicherlich in der Abspannung des armen Mannes, trachtet und schon in der Schule gepriesen wird, in dem bie

in der Ueberarbeitung und der schlechten Ernährung desselben. Doch das ist schon ein ganz altes, vielfach abgesungenes Lied. Aber aus dem Unglüd tönt noch ein zweites, viel schärferes und noch traurigeres Lied hervor, welches in einer furchtbaren

Gewalt nach Außen und Innen die einzige Rechtsquelle ist- wie kann es in ihm anders kommen! Und es wird auch nicht anders werden, als bis der thatkräftige Sozialismus auf dem Plan erscheint und den brutalen Militarismus mit sammt dem

an seine Stelle die Ordnung der Gerechtigkeit und Gleichheit setzt, in welcher Leben und Wohlfahrt jedes Bürgers heilig und

Anklage gegen die Eisenbahnverwaltung ausflingt. Nur Pas- feigen Bürgerthum, die ganze Gewaltherrschaft hinwegfegt und fagiere 4. Klasse sind getödtet und verlegt worden! Und wer die Bahneinrichtungen kennt, wird es für sehr er flärlich finden, daß die Armen und Arbeiter bei solchen Unglüden untastbar ist! weitaus am meisten, ja fast immer betroffen werden, wenn nicht gerade der ganze Zug entgleist oder zertrümmert wird.

Die Waggons 4. Klasse werden nämlich von allen Personen: wagen immer, oder doch meist, zunächst an die Lokomotive ge

-Dem Bundesrath liegt gegenwärtig ein Antrag vor, welcher Tausende von Arbeitern in das tiefste Elend stürzen wird. Sachsen   beantragt nämlich die Einführung eines Ver­

portage entzogen). Dieselbe sollte in der Redaktion eines Blattes, in der Niederschrift eines Buchhändlerzirkulars, sowie in der Mitnahme eines Ballens Zeitungen als Reisegepäck liegen. Der Gerichtshof fällte jedoch nach kurzer Berathung ein freisprechendes Urtheil.

Darmstadt  , 21. März. Auch hier lebt die Partei noch fort,

der alte Geist ist geblieben. Auch hier hat die Polizei ihr möglichstes gethan an Haussuchungen und sonstigen Maßregelungen, so daß wir uns schon vollkommen daran gewöhnt haben. Kein älterer Genosse blieb ver­schont. Der frühere Parteicolporteur, welcher 5 Tage Haft erhielt, weil man einige Nummern der Tagwacht" bei ihm fand, wurde Tag und Nacht verfolgt, man zog ihn auf dem Polizeirevier ganz nackt aus und durchsuchte ihn nach verbotenen Schriften.( Hauptfächlich galt es der " Freiheit", welche früher hier in Massen verbreitet wurde.) Endlich ent­zog man ihm die Kolportage ganz und machte ihn dadurch existenzlos. Trotz aller dieser Verfolgungen aber geht es unbehindert vorwärts. Bis­mart mit seinen Mameluken und die Gerichtsvollzieher haben es über­nommen, jetzt auf's thatkräftigste für uns zu agitiren. Namentlich auch die Bauern empfinden die Segnungen unserer herrlichen Ordnung; der Gerichtsvollzieher nimmt ihnen Alles weg. So kam es kürzlich hier vor, daß in einer Woche in einem Dorfe 11 Kühe zwangsweise versteigert wurden. Ermittirte kann man jeden Tag sehen. Jedermann fragt: wie soll das enden? Bei der allenthalben herrschenden Stimmung der höch­sten Unzufriedenheit wäre es möglich, bei ausreichenden Mitteln jetzt im hiesigen Wahlkreis einen Sozialisten durchzubringen. Jedoch die Armuth hier ist zu groß, was auch bewirkt, daß die Genossen nicht so opfermuthig sind, wie sonst; jedoch der sie beseelende Geist ist der Beste. Daß der Gesangverein Vorwärts" auf Grund des S0­zialistengesetzes aufgelöst wurde, wissen Sie wohl schon; es geschah auf Denunziation des früheren Parteiwirths K. Osterrath, der deshalb den Genossen bestens empfohlen sei. Zum Schluß habe ich mitzutheilen, daß die hiesigen Genossen mit der Haltung des Sozialdemokrat"( hauptsäch lich mit den letzten Nummern) ganz einverstanden sind; wir be dauern nur, daß derselbe so lange auf sich warten ließ; denn dadurch wurden allerlei Ungehörigkeiten und Streitereien möglich. Doch haben wir ihn ja nun und die Sache geht gut vorwärts. Den Genossen ein kräftiges Glückauf zum Kampfe! Nur der Feige bleibt zurück, und ist derselbe nicht werth, daß es ihm besser gehe. Ein Hoch der Sache der Sozialdemokratie, nieder mit allen Schlechten!

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Sauerf.

u. Aus Schwaben, 26. März. Mit der bei uns ehemals eine so große Rolle spielenden bürgerlichen Demokratie geht es hierzu­lande*) immer mehr abwärts, d. h. sie wird immer zerfahrener und lenkt immer mehr in's Fahrwasser der Reaktion ein; es wird höchste Zeit, daß unsere Genossen allerorten sich mit dieser Partei grind­lich auseinandersetzen, indem sie dieselbe nämlich rückhaltlos zu der Einen reaktionären Masse unserer Gegner werfen, zu der sowohl die Führer als die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder zweifellos gehören, deren sie sich in ihrer Haltung gegen uns so oft vollkommen würdig gezeigt haben. Interessant für die Helden dieser Volkspartei" ist die Thatsache, daß auf einer jüngsten Wählerversammlung in Bietigheim   der ehemalige 48er und jetzige, demokratische" Abgeordnete des Bezirks Beugheim ein Hoch auf Bismark ausbrachte. Nachträglich hat der Mann freilich eingesehen, daß er dummes Zeug gemacht hat und aus der Rolle gefallen ist, und entschuldigte sich in einer öffentlichen Erklärung, daß sein ,, un­

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*) Auch anderwärts ist dasselbe der Fall. Man beobachte nur die hal­tung des Hauptorgans dieser Partei, der Frankfurter Zeitung  "; dieselbe ist so matt und farblos, so zaghaft und muthlos, so gesinnungslos gegen die Sozial­demokratie, daß Fortschritt 8 blätter, wie z. B. die Berliner   Boltszeitung", weit radikaler und energischer geschrieben sind. Borzüglich ist der Demokrat" Sonne  mann auf's ängstlichste bemüht, seine und seiner Partei frühere Beziehungen zur So­zialdemokratie und zu Sozialdemokraten auf jede Weise und selbst durch ziemlich schofle Mittel vergessen zu machen. Er und das Gros der Partei werden wohl bald beim Fortschritt angelangt sein, während die besseren, wirklich demokratischen Elemente über kurz oder lang zu uns fommen werden. Das ist der natürliche Entwickelungs­gang und es ist natürlich nothwendig, daß unsere Genossen allerwärts durch Befolgung des oben gegebenen Rathes, nämlich durch offene Zurückweisung jeder Gemeinschaft mit dieser undemokratischen Demokratie" den Gang dieses Prozesses möglichst be. schleunigen. D. Red.