Wer über Politik urtheilen will, muß ein Gelehrter sein; Ihr Arbeiter aber seid geistig Unmündige, dumme Tröpfe! Mit der Politik verdient Ihr keinen Pfennig und werdet noch der hohen Polizei mißliebig. Laßt daher das unnütze Geschwätz über Dinge, die Ihr nicht versteht und die Euch nichts angehen. Die Politik, das Regieren, das Kommandiren und Machtgenießen ist die Sache der Großen, der Fürsten , Minister, Beamten, Advokaten, Fabrikanten und Reichen; Eure Sache ist es, zu arbeiten, zu dienen, Steuern zu zahlen, Euer Blut im Kriege zu vergießen, zu hungern und im Uebrigen das Maul zu halten! Was schwätzt Ihr von Noth, schlechtem Verdienst, Arbeitslosigkeit, ungerechten Gesetzen, von Unterdrückung und Ausbeutung an allen Ecken und Enden, von schlechter Staats- und Gesellschaftsverfassung? Seid Ihr doch an allem Eurem Elend selbst schuld. Ihr Arbeiter seid faul, unverschämt, verschwenderisch, wollt Euch göttlicher und menschlicher Zucht nicht mehr fügen und seid mit allem unzufrieden. Da geschieht Euch Pack ganz Recht, wenn Ihr von Kaiser und Reich, von Bismarck und Polizei, von Arbeitgebern und Geldproßen aller Art gedrängt und gedrückt und geschunden, wenn Ihr
werdet! Kehre zurück, Pöbel, in Deine alten Fesseln, schlage Dir die Flausen von gleichem Recht mit den herrschenden Klassen, von Erlösung aus den Jahrtausende alten Banden, von Freiheit und Glück aus Deinem dummen Kopf und überliefere Dich der Gnade Deiner Herren, der Großen und Reichen!
den Präsidentenstuhl derselben gesezt hatte, um sie zu verrathen. Die faktische Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht und die unumschränkte Herrschaft der Eisenbahn- und Bankbarone in den gesetzgebenden und vollziehenden Behörden scheinen uns diese Schlußziehung zu rechtfertigen. Die Säbelraßler scheinen übrigens in ihrem innersten Herzelein- sofern sie überhaupt so was haben selber so zu denken, da sie den„ Sozialdemokrat" zu ihren Gegnern zählten, ohne ihn gesehen zu haben.
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Uebrigens haben die Herren, mit oder ohne Absicht, ihre Statistik auch abgesehen von uns- schlecht gemacht. Die Die « Revue» von Lausanne schreibt: Die fünf Zeitungen, welche gegen das Projekt geschrieben, seien( so sagen die Obersten) zwei sozialdemokratische Blätter in Zürich , der« Nouveliste vaudois» und zwei ultramontane. Wenn unsere Offiziere die Revue der nicht nur mit Ruthen gezüchtigt, sondern mit Skorpionen gepeitscht Truppen ebensogut pasfiren wie diejenige der Zeitungen, so können wir ihrem Scharfblid keine große Bewunderung zollen. Von den waadtländischen Blättern haben sich alle gegen die Toquade ausgesprochen, ebenso der« Democrate » von Delsberg ( welcher schon bei Berathung des Militärgefeßes die Heißsporne mit Kübeln voll Wasser überschüttete). Was die Ultramontanen be trifft, so preffiren fie mit dem Sprechen nicht, allein ihre Politik riecht nach Kompromiß, und wenn, wie nicht anders möglich, die Befestigungen mit Hülfe der Ultramontanen erbaut werden, so geschieht es auf Kosten der Demokratie und des Fortschritts, und dann können gewisse Dandins, indem sie Befestigungen auf ihrem Bauch errichten sehen, ausrufen:« tu l'as voulu!»
Das war so ungefähr des acht Seiten langen Papieres furzer Sinn. Daß ein solches Preßerzeugniß den deutschen Polizei und Regierungsmännern aus der Seele geschrieben war und ihrer thatkräftigen Förderung sicher sein konnte, ist klar. Und der Verleger der famosen Schrift, der außer dem patriotischen" Zweck auch noch einen hübschen Gewinn erzielen wollte, verfehlte in richtiger Kenntniß der heutigen deutschen Rechts" verhältnisse auch nicht, sich um diese Förderung, um die hohe Protektion der Regierung zu bewerben. Er sandte das Manuffript an den Polizeipräsidenten von Magdeburg , v. Arnim, indem er es mit folgenden Worten begleitete:" Ew. Hochwohlgeboren überreiche ich anliegend das Manuskript einer durch den Druck zu vervielfältigenden Broschüre, welche in konservativem Sinn das Wesen der Sozialdemokratie bespricht und deren Anhänger im Interesse des allgemeinen Wohles(!) zu beeinflussen sucht. Ich war gezwungen, Titel und Anfang scheinbar sozialdemokratisch zu halten, damit das Heftchen auch in diejenigen Hände fomme, für die es bestimmt ist. Bevor ich dieses Manustript dem Druck übergebe, lege ich es Ew. Hochwohlgeboren mit der Bitte vor, den Titel zu gestatten(!) und etwaigen durch denselben seitens der Exekutivbeamten entstehenden Vertriebshindernissen gütigst vorzubeugen." Natürlich traf der Verfasser des edlen„ Werkchens" in dem Polizeipräsidenten eine verständnißinnige, gleichgesinnte Seele und es erfolgte daher nicht nur schon am selben Tage die Antwort,„ daß polizeilich dem Druck nichts entgegenstehe"( man sieht, daß wir bereits wieder auf einem kleinen Umweg zur seligen Zensur gelangt sind!), sondern der Polizeipräsident erwies dem„ Werkchen" sogar die Ehre, Mitarbeiter an ihm zu werden, indem er auf Seite 6 und 7 einige Bemerkungen einschaltete.
Nun schien dem massenhaften Vertrieb, bezw. der Volksbeschwindelung im Großen nichts mehr im Wege zu stehen. Man machte fünf oder sechstausend Abzüge und versandte dieselben dann mit einer Wiedergabe der polizeipräsidentlichen Druckerlaubniß an die Buchhändler zur schleunigen Verbreitung im patriotischem Interesse bei hohem Rabatt."
Aber man hatte die Rechnung ohne die Sozialisten gemacht, die nicht willens waren, den Schwindel ungestraft ausüben zu lassen, sondern schnell entschlossen waren, den Stil umzudrehen, den Gegnern die Waffe aus der Hand zu reißen und sie gegen ihre Verfertiger zu fehren. Im Laufe weniger Tage nach Erhalt des Wisches und noch vor der Ausgabe desselben an die Buchhändler wurde eine Broschüre hergestellt, welche der vom Polizeipräsidenten privilegirten im Umschlag und auf der ersten und letzten Seite täuschend nachgeahmt war, so daß sie nicht nur auf den ersten Anblick, sondern selbst bei flüchtigem Ueberlesen der nicht aufgeschnittenen Blätter von der reaktionären Schwindelschrift nicht zu unterscheiden war. Im Innern aber fand sich eine fulminante ,, Brandpredigt gegen die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung"," wie es die über diesen gelungenen Streich withenden Gegner jeßt nennen. Die Genossen finden dieselbe ihrem wesentlichen Inhalt nach in dem Artikel der heutigen Nummer„ An das deutsche Volk!"
Die so ausgestattete sozialistische Broschüre wurde in etwa 25,000 Abzügen zur gleichen Zeit wie ihre reaktionäre Doppelgängerin ausgegeben und gelangte, da sie allenthalben für die polizeilich befürwortete Schrift gehalten wurde, unter dem Schuh der Polizei ungehindert, ja zum großen Theil an Stelle der letteren in ganz Deutschland zur Verbreitung, so daß sich die überschlaue Polizei mit ihrem eigenen Messer geschnitten und selbst den Sozialisten eihen vortrefflichen Weg zur Propaganda im deutschen Volk geliefert hatte! Und wie gründlich derselbe ausgenützt werden konnte, zeigt die Thatsache, daß die weise Behörde erst jetzt, nach mehr als zwei Monaten, auf die Sache gekommen ist und zum Verbot schreiten founte. Und sauer genug ist ihr letzteres geworden; denn wie die sozialistische Nahrung verbieten, ohne die ganz gleiche reaktionäre mitzutreffen? Das Verbot bermag denn auch kein anderes äußeres Kennzeichen anzugeben, als daß die Farbe des Umschlags hellroth statt blaßroth" sei. Wie viele Polizisten werden aber entwickelten Farbensinn genug haben, um diese heitle Unterscheidung machen zu können? Da wird wohl am Ende nichts übrig bleiben, als daß die Regierung den ganzen Wortlaut der verfehmten und doch so schwer faßbaren Schrift zum Abdruck bringt. Wenn sie das aber nicht will, wird die sozialistische Brandschrift" im gegnerischen Gewande wohl noch lange in Deutschland Verbreitung finden und das„ konservative Interesse", wie das besondere Interesse des reaktionären Magdeburgers gleich schlechte Geschäfte machen.
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Im ganzen sozialistischen Lager erschallt selbstverständlich ein Hohngelächter über die weise Polizei, die in die Andern gegrabene Grube ſelbſt so gründlich und schmerzlich hineingefallen ist Die von den Reaktionären angegaffte„ sozialistische Findigkeit" dürfte aber damit ihr Ende noch nicht erreicht haben, sondern durch den erzielten Erfolg nur zu weiteren Unternehmungen angespornt werden.
Sozialpolitische Rundschau.
Republikanischer Militarismus.
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In der seit einiger Zeit ventilirten Frage der schweizerischen Landesbefestigung haben eine Anzahl Ober- Kriegsgurgeln das Verhalten der Blätter in dieser Hinsicht statistisch rubrizirt. Dabei heißt es:„ Die zwei in Zürich erscheinenden sozialdemokratischen Organe bekämpfen mit aller Entschiedenheit das Projekt"; wozu die Züricher Post" bemerkt, der Sozialdemokrat" habe sich in der Frage ihres Wiffens gar nicht ausgesprochen. Es ist richtig, daß wir uns damit bis jetzt nicht beschäftigten, weil die Frage für ein internationales Organ der Sozialdemokratie von sekundärer Bedeutung ist. Wenn wir aber bei dieser Gelegenheit unsere Meinung furz sagen sollen, dann ist es die:
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Die Landesbefestigung wird der Schweiz nichts nüßen, ist vielmehr die reinste Fronie, so lange man das Asylrecht schändet, die wahren Republikaner des Auslandes ihren Feinden ausliefert, gemeinsam mit den Kaisein und Kartätschenprinzen die republitanische Bewegung in den Nachbarländern- die beste Ver theidigung der Schweiz gegen monarchische Gelüfte von Außen niederdrückt. Bei dieser Sorte Politik würden die Befestigungen vielmehr für das Schweizervolt das werden, was die vom königlichen Minister Thiers begründeten Befestigungen von Paris für bes letteren Einwohner wurden, als dieselben die Republik gegen ben gleichen Thiers vertheidigen wollten, ber sich unterdessen auf
Wir zitiren diese Stimmen gerne zur Erinnerung, daß der Entscheid nicht bei einem Halbbutzend Obersten , sondern beim Volk liegt.
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* Als neuestes Ereigniß der genialen" inneren Politik Bismarcks und ein Markstein der staatlichen Entwicklung Deutschlands liegt jetzt der lange besprochene aber gegen die Vermuthung aller Parteien ausgefallene Gesetzentwurf zur Einleitung des Endes des berühmten Kulturkampfes", die Ver Kulturkampfes", die Ver. ordnung über die Benützung des neuregulirten Weges nach Canossa vor. Wir haben keinen Raum, um unsere Leser mit den Früchten der gesetzgeberischen Weisheit der deutschen Regierung eingehender bekannt zu machen; es ist aber auch gar nicht nöthig, denn wenn man die elf Paragraphen des Ent. wurfes aufmerksam liest, so fommt man zu der Ueberzeugung, daß die ganzen langen Ausführungen eigentlich vollkommen überflüssig sind und woh! durch einen einzigen Paragraphen ersetzt werden könnten:„ Die Regierung hat das Recht, die Maigesetze zu beachten oder zu ignoriren ganz nach ihrem Belieben." Gegen Uebertretungen der Maigeseze darf nur der ( von der Regierung befehligte) Oberpräsident Klage erheben, die gerichtlich abgesetzten Bischöfe können durch die Regierung wieder eingesetzt werden u. s. f. alles nach administrativer Willkür. Man sieht, es ist System in der inneren Politik Bismarcks: das Sozialistengesetz, die indirekten Steuern, das Canossagesetz und die folgenden-die Regierung hat das Recht, die Geseze zu beobachten oder nicht, ganz nach ihrem Gutdünken zu handeln; und alles das vollkommen, verfassungsund gesetzmäßig". Was diese Verfassungen doch für eine schöne Einrichtung sind für findige Staatsmänner!
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Das Interessanteste ist übrigens, daß die katholische Pfaffenschaft, welcher der Appetit im Essen kommt, das Angebot der Regierung furzweg abweist, oder doch vorläufig sich anstellt, als ob es für sie unannehmbar wäre. Welches Schicksal die Vorlage demnach in dem neuzusammenberufenen preußischen Landtag haben wird, läßt sich noch nicht berechnen spielt da boch so viel hinter den Koulissen. so viel hinter den Koulissen. Was uns betrifft, so haben wir nicht allzuviel Interesse an der Sache. Schaden tann uns der Ausgang weder so noch so, vielmehr wird er auf alle Fälle zur Zersetzung und Versumpfung der Parteien und Verhältnisse wesentlich beitragen, zu unserem Nußen.
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th. Reutlingen , 19. Mai. Sechs Mann hoch: ein Amtsrichter nebst Schreiber, der Stationskommandant mit zwei Gendarmen, sowie der Polizeiwachtmeister drang heute früh gegen 8 Uhr die heilige Hermandad in die Wohnung unseres Gen. Fehleisen ein, um sofort das ganze Haus von oben bis unten aufs sorgfältigste durchzustöbern. Ein mitgenommener „ Reichsbürger ", sowie eine„ Leipz. Boltszeitung" vom vorigen Jahre wurden am Abend desselben Tages zurückgegeben; behalten wurden einige Handschriften des Delinquenten, sonst wurde Nichts gefunden. Wie es scheint, handelt es sich um Verbreitung eines Ungeziefer- Tod" betitelten Flugblattes und wird die morgen den 20. ds. in Tübingen stattfindende Untersuchung wohl Näheres zu Tage fördern. Viel Worte über eine im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Deutschland alltägliche Geschichte zu verlieren, wäre lächerlich. Es soll blos konstatirt werden, welch efelhaftes, schuftiges und erbärmliches Gesindel die niederen Polizeihunde sind. Hatte z. B. der Amtsrichter schon sämmtlich Kinderspielzeuge, Schulranzen, Betten, Dienstbotenschränke, Nachttisch, schmutzige Wäsche u. dergl. u. dergl. untersucht, namentlich auch die Wände gemessen und deren Resonanz geprüft, hatte der Stationskommandant mit seinem langen Spieß die größten Staubwolfen unter den Kästen hervorgezaubert: so entdeckte sicher der naseweise Schreiber noch irgend einen vergessenen Winkel, auf welche er die Aufmerksamkeit seines Borgesetzten lenkte. Nur zu gut ist männiglich bekannt, daß Jedermann auch hat einmal einen Hang zum Küchenpersonal". Doch nicht um holde Minne war es dem wackern Gesellschaftsretter zu thun, der mit raschem und kühnem Griff sich eines vom Feueranzünden auf dem Boden der Küche liegen gebliebenen, geheimnißvoll zusammengeknitterten Papierchens bemächtigte, sondern schon mehr um eine allerhöchste Belobigung oder gar um eine Medaille, oder einen Orden! Die Untersuchung des Kellers war eben beendigt, als der dicke Wachtmeister einen Spalt in der Mauer entdeckte und, nachdem er einen Haufen Kartoffeln mit seinen Elephantenhufen zertreten hatte, in das kahle und feuchte Gemäuer, leider mit getäuschten Hoffnungen, hineinleuchtete. Wozu der Stationskommandant sein Gewehr bis unter die oberste Dachlucke, sowie in den untersten Keller mitschleppte, bleibt wohl ewig ein Räthsel. Zu bedauern war Frau Fehleisen, welcher an diesem Morgen auf Schritt und Tritt einer dieser vom Staate bezahlten faul lenzenden Spione nachfolgte!
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H. M. Aus dem Mülsengrund, 18. Mai. Seit einiger Zeit ist es still geworden von der früher, viel besprochenen Noth in unseren Weberbezirken. Und die Lage ist in der That etwas besser geworden, insofern nämlich die Arbeitsgelegenheit nicht mehr so selten wie früher ist. Bei uns fehlt es jetzt an Arbeit feineswegs, aber einen Lohn gibt es nicht; denn eine so niedrige Bezahlung, wie wir sie haben, kann doch nicht wohl ehrlicher Lohn" genannt werden. Der Verdienst ist so schlecht, daß wir die ganze Woche, Sonntags wie Werktags, täglich 14 16 Stunden arbeiten müssen, wenn wir nur trockenes Brod schaffen wollen; an Fleisch und andere, wenn auch noch so bescheidene, Genüsse kann gar nicht gedacht werden. Daß trotzdem mit einem gewissen Recht von einer„ Besserung" gesprochen werden kann, kennzeichnet das Elend dieses Winters und zugleich eine Gesellschaft, in der solche Dinge zur Alltäglichkeit gehören, am besten.
Oesterreich- Angarn.
* Der Vereinigungskongreß der ungarländischen Sozialisten hat trotz des willkürlichen Verbotes der Regierung zu Pfingsten in Budapest stattgefunden und ist vom besten Erfolg begleitet gewesen. Die Vereinigung der bisher in zwei Fraktionen gespaltenen ungarländischen Sozialisten wurde fast einstimmig( 107 gegen 3 Stimmen) angenommen, und das Gleiche war mit dem von Mitgliedern beider Nichtungen ausgearbeiteten Programm, welches die Umwandlung von Grund und Boden wie aller übrigen Arbeitsmittel in gesellschaftliches Eigenthum behufs Abschaffung des Lohnsystems und Einführung des genossenschaftlichen Arbeitssystems" an die Spiße stellt, der Fall. Die weiteren Punkte des Programms fordern: Allgemeines Wahlrecht; wissenschaftlichen unentgeltlichen Volksunterricht; Abschaffung des stehenden Heeres; Trennung von Kirche und Staat; volle Vereins, Versammlungs- und Preßfreiheit; Rechtsprechung durch das Volk; einzige progressive Einkommenssteuer; Normalarbeitstag; Verbot der Kinder- und Beschränkung der Frauenarbeit; wirksame Haftpflicht und Arbeiterschutz- Geseze; strenge Bestrafung der Lebensmittelverfälschung; Regelung der Gefängnißarbeit; Arbeits- Schiedsgerichte; staatliche Arbeitsnachweisbureaus; Verstaatlichung aller Verkehrsmittel; Uebergang aller Knappschafts-, Fabriks: und sonstigen Werkskassen an den Staat; Aufhören der Veräußerung und Verpachtung von öffentlichen Gütern und Uebergang berselben an Produktivgenossenschaften; Aufhebung der Die weiteren BeZahlenlotterie; progressive Erbschaftssteuer. schlüsse bestimmen die Herausgabe eines deutschen und magyarischen Parteiorgans, sowie von Flugschriften in beiden Sprachen, die Gründung einer Agitationskasse, die Beauftragung des Kon greßpräfidiums mit Abfassung und Verbreitung eines Manifeftes an das Volk Ungarns und die Ausarbeitung einer Parteiorga nisation. Zahlreiche Begrüßungsschreiben aus allen Theilen Desterreich- Ungarns , sowie von der Redaktion des, Sozialdemokrat" namens der deutschen Sozialdemokratie waren eingegangen. Die Polizei versuchte, da sie den Kongreß nicht zu hindern wagte, ihm wenigstens möglichst viele Schwierigkeiten zu bereiten und mengte sich alle Augenblicke in die Verhandlungen. Ihr ganzer Erfolg bestand indessen darin, daß sich die geeinigte Partei ins folge des willkürlichen Verbotes der anwesenden, im Namen der Regierung handelnden, Polizeier statt Sozialdemokratische Partei Ungarns " die offizielle Bezeichnung ,, Ungarländische Allgemeine Arbeiterpartei" gab, wodurch selbstverständlich in der That nichts geändert, und die Partei kein Jota weniger sozialistisch wird. Die ganze oppofitionelle Presse verhöhnt die Regierung wegen dieser Lächerlichkeit; die Regierung ist aber über diesen Mißerfolg wüthend und weiß die Sozialisten nicht besser zu bekämpfen, als indem sie dieselben in Berechnung auf den magharischen Chauvinismus ,, Germanisatoren" nennt, um dadurch den Raffenhaß zwischen Deutschen und Magyaren zu schüren, was sie aber nicht abhält, in demselben Athem nach einer ungarischen Ausgabe des Bismarc'schen Sozialistengeseßes zu schreien. Unsere Genossen aber werden sich selbstverständlich weder durch diese noch durch sonstwelche Mittel der Gegner an der eifrigen Verfolgung ihrer Ziele hindern lassen.
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* Am 16. und 17. ds. fand zu Brüssel der Jahres. tongreß der sozialistischen Arbeiterpartei Bela giens statt. Derselbe faßte folgende Beschlüsse: 1) Der Generalrath( Vorstand) wird für ein weiteres Jahr in Gent ſein; nach drei Monaten wird in Antwerpen ein Kongreß zusammentreten, der über Aenderungen der Organisation zu beschließen hat. 2) Es soll eine lebhafte Agitation für Aenderung der Hilfs kaffengesetze ertfaltet werden; auf Januar 1881 wird ein Algemeiner Bergarbeiter- Kongreß einberufen. 3) Es soll eine Schrift über die gesundheitlichen Verhältnisse der Werkstätten auf Kosten der Partei herausgegeben und vertheilt werden. 4) Die Partei fördert die Errichtung von Produktivgenossenschaften als vortheilhaft für die Arbeiter, ist aber zugleich weit entfernt, von denselben die alleinige Lösung der sozialen Frage zu erwarten. 5) Die Frage der Arbeitseinstellungen ist auf den nächsten Kongreß verwiesen und wird dieselbe bis dahin von zwei bazu beauftragten Genossen eingehend studirt, und werden die Ergeb nisse dieser Untersuchung in einer auf Parteitosten erscheinenden Schrift veröffentlicht werden. 6) Thatkräftige Agitation für das allgemeine Wahlrecht. Einberufung eines sozialistischen Weltkon greffes. 7)( siehe den Artikel dieser Nummer Proletarier aller Länder vereinigt euch!"). 8) In der Streitfrage der deutschen So= zialisten( über Zulassung der in Brüssel bestehenden Gruppe der " Freiheit"-Richtung zu belgischen Arbeiter Organisationen) beschloß der Kongreß: daß jede Bruppe fremdländischer Sozialisten ohne Rücksicht auf ihre Stellung in ihrer heimathlichen Partei zu zulassen sei, sofern sie nur Programin und Taktik der belgischen Partei nicht zuwiderhandle. Der Kongreß lautet der Be = schluß dann weiter wörtlich läßt die beiden deutschen Gruppen in Brüssel trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten zu; aber er bes bauert zugleich die Zwiftigkeiten, welche zwischen den deutschen Sozialisten bestehen und mißbilligt( blame) die Art der Polemik, wie sie die Freiheit" übt." Dieser Tabel wurde mit 18 gegen 8 Stimmen beschlossen.
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* Die thiers- gambetta'sche Bourgeoisrepublik arbeitet folgerichtig ganz mit denselben Mitteln fort, mit denen sie begonnen. Verrath, Mord, Unterdrückung das ist die Geschichte ihrer Haltung gegen das Volk, gegen das revolutionäre Proletariat vor allem: ganz wie das infame Kaiserreich; und genau wie dieses, ja fast noch schlimmer handelt die„ republikanische" Regierung auch heute wieder. Am 23. ds. sollte an den Gräbern der zum großen Theil feig ermordeten Kommunekämpfer eine Gedächtnißfeier stattfinden. Die Regierung aber, welche die Beilchenstraußprozessionen der Bonapartisten, die Wallfahrtsdemonstrationen der Ultramon tanen und dgl. ungerügt duldet, beschloß sofort, dem Vol* fichtbare Erinnerung an seine Vorfämpfer zu verbieten " Zuwiderhandlung" mit Gewalt entgegenzutreten. Beschluß ausführte, zeigt der nachstehende Ber uns für heute beschränken.
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