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geworden. Sie genügt nicht mehr den ökonomischen Bedürf nissen der Gesellschaft, d. h. der Gesammtheit nicht der sich gerne Gesellschaft" nennenden winzigen Majorität der Priviligirten; ganz abgesehen von der ungerechten Ver­theilung des Arbeitsproduktes ist sie unfähig, allen Gesell­schaftsgliedern das zum menschenwürdigen Dasein Erforderliche zu liefern, und muß schon darum durch eine höhere Produk tionsform ersetzt werden, welche diese Bedingungen erfüllt. Und das kann nur die allgemeine gesellschaftliche Produktion, die sozialistische Organisation der Arbeit, die das konzentrirte Gesammtkapital der Gesellschaft zum Vortheil der Gesammtheit verwendet.

Es ist ein Irrthum, der aus der Verwechselung der Ge­sellschaft mit der privilegirten Minorität, mit den herrschenden Klassen hervorgeht, daß man uns beschuldigt, wir wollten alles Bestehende umstürzen und tabula rasa machen, um auf den Trümmern dann einen phantastischen Neubau aufführen zu können. Wir wollen nur beseitigen, was die gesunde, ver­nünftige Weiterentwicklung der Gesellschaft hindert, nur er wirken, daß die Interessen der großen Mehrheit nicht länger denen der Minderheit geopfert werden, und daß, statt der Priviligien Einzelner, statt des politischen- sozialen Monopols, das Recht und Interesse Aller, die Gerechtig keit zum obersten Gesetz in Staat und Gesell­schaft werde. Was sich überlebt hat, was den steigenden Kulturbedürfnissen der Gesellschaft nicht nicht genügt, soll auf hören, dem emporstrebenden neuen Leben Luft und Sonne zu nehmen. Wir wollen die organische Weiterentwickelung unserer Kultur, die durch die jetzige Klassenherrschaft aufgehalten wird. Wer heutzutage die Abschaffung der Maschinen, die Wieder einführung der mittelalterlichen Kleinindustrie vorschlüge, würde für verrückt gelten, denn jedermann weiß, daß jener Klein produktion eine höhere, ergiebigere Produktionsmethode gefolgt ist: die Großindustrie. Wer aber im Mittelalter, ja wer noch Mitte des vorigen Jahrhunderts gesagt hätte, die Klein­produktion ist zu fostspielig, zu unergiebig sie muß durch sie muß durch eine industrielle Revolution, welche ein anderes Produktions­System zur Herrschaft bringt, von der Erde gefegt worden, der wäre für nun für etwas Aehnliches angesehen worden, wie wir jetzt von den Fanatikern der heutigen Gesellschafts Ordnung, richtiger Gesellschafts Unordnung, angesehen werden. Wer in fünfzig Jahren die Wieder einführung der heutigen Zustände befürwortet, wird in Gefahr sein, mit dem Tollhaus Bekanntschaft zu machen. Und uns, die wir die Reform der heutigen Zustände verlangen, verläumdet und verfolgt man! Und doch ist es gerade so gewiß und so nothwendig, daß die heutige Broduktionsweise durch eine höhere verdrängt wird, als daß die mittelalterliche Produktionsweise durch die heutige verdrängt werden mußte. Nicht wir sind Utopisten, unpraktische Träumer, wie man uns so gerne nennt, diejenigen sind es, welche vergängliche Formen für ewig halten und sie durch Gewaltmaßregeln vor dem Untergang bewahren zu können glauben. Wir stellen keine besonderen Prinzipien auf, wonach wir die Bewegung modeln wollen. Unsere theoretischen Säße beruhen eineswegs auf diesem oder jenem Weltver­

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sich verändert. Ihr Hirn ist in seiner Verengung zu niedrig geworden, um jenen großen Gottheiten: Gerechtigkeit, Wahrheit und Vernunft, Eingang zu gestatten.

Allein hier tritt uns eine Thatsache entgegen, geeignet auch der Verzweiflung wieder Muth einzuflößen. Wenn diese selben Völker, deren Apathie und Knechtschaft ihren Schädel erniedrigt hat, durch irgend einen Zufall in die Freiheit zurückversetzt werden, erlangen sie auch die frühere Beschaffenheit ihrer Organe wieder. Nach zwei oder drei Generationen hat der Rauminhalt des vordern Hirnschädels sich wieder ergänzt. Diese Beobachtung macht man z. B. an den Irländern, welche ein letzter Trieb der Selbsterhaltung als Auswanderer in die Vereinigten Staaten  führt. Sie sind dort als diminuti capitis angelangt und waren fast in den australischen Typus zurückverfallen. Nach zwei Gene­rationen, welche auf einem freien Boden groß geworden und nicht allein reichlicher und mit besseren Nahrungsmitteln, sondern auch allein reichlicher und mit besseren Nahrungsmitteln, sondern auch mit neuen Ideen genährt und gleichsam von dem Geiste eines großen Volkes durchdrungen worden sind, hat sich dort ihre Regeneration vollzogen. Sie schienen zum Steinzeitalter zurück­gefehrt jetzt sind sie wieder zu modernen Menschen geworden, und dies Wunder hat die Freiheit gebracht.

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Die Frage des Despotismus ist also in ein neues Licht gestellt. Die unparteiische Wissenschaft hat zweierlei nachgewiesen: erstens, daß ein Volk unterjochen, so viel bedeutet, als es körperlich schädigen; zweitens, daß sich in die Knechtschaft fügen einem Selbstmord des des Leibes wie der Seele gleichkommt. Schon Homer   hat ein Vorgefühl dieser naturwissenschaftlichen Wahrheit, wenn er in jenen so oft zitirten Versen sagt:" Jupiter mit dem durchdringenden Blick raubt die Hälfte ihrer Vernunft Solchen, welche er zu Sklaven macht."

Der Despotismus ist also nicht blos der falsche Wahn eines Heirschers, sondern er ist Menschenmord im Großen. Die Knecht­schaft ist nicht allein moralische Erniedrigung, sie ist auch eine physische Verstümmelung der Rasse. Man sehe nur, wie selbst die äußere Gestalt sich ändert. Der freie thätige Gedanke ist es, welcher sich im menschlichen Schädel seine Kuppel wölbt. Sobald die Thätigkeit des Gedankens verschwindet, wird der Schädel niedriger und kehrt zum Affentypus zurück. Die Kuppel sinkt ein, der Gott verschwindet und es bleibt nur das Thier im ein, der Gott   verschwindet und es bleibt nur das Thier im Grunde der Höhle zurück. Als man den Menschen nur sagte, daß der Despotismus die Seele tödtet, ergaben sie sich mit ziemlicher Gleichgültigkeit darein; hoffentlich werden sie anderer Meinung, wenn sie erfahren, daß er auch ihre Hirnschale schädigt.

Der Mensch ist und bleibt der König der Geschöpfe nur kraft seines Willens, seines Gedankens, seiner Kunst, kurz seiner täglichen Bestrebung. Sobald diese aufhört, sinkt der Mensch unter die Plebs der Schöpfung zurück und das geringste der Wesen macht ihm seine Krone streitig. Dem Menschen die Freiheit rauben, das heißt also ihn zum Thier herabwürdigen, ihn in vorweltliche Perioden zurückdrängen, wo ihm die Lebens­luft der Gerechtigkeit ausgeht. Es gibt kein größeres Verbrechen

als dieses und wie viel größer ist es noch, wenn es sich dabei, statt um einen Menschen, um ein ganzes Volk handelt!*)

Zu verlangen, daß ein Bismarck   oder irgend ein anderer von

Ideen und Prinzipien, die von beruhen eineswegs auf der mit Riefenfchritten wieser dem Affentypus verfallenden euro

besserer erfunden sind. Sie sind nur allgemeine Aus brüche thatsächlicher Verhältnisse eines eristi renden Klassenkampfes, einer unter unseren Augen vor sich gehenden geschichtlichen Bewegung."

Bismarck   und seine Spießgesellen vor dem

Forum der Naturwissenschaft.*)

Nachfolgende Zeilen sollen eine Wahrheit enthüllen, eine Wahrheit, schrecklich und grausam, die man lieber unter der Erde verborgen lassen sollte, wenn man nicht entschlossen ist, alle Konsequenzen daraus zu ziehen, die sie enthält.

Von allen Gelehrten wird bestätigt, so daß gar kein Zweifel mehr zulässig bleibt, daß der Rauminhalt des menschlichen Schädels sich, in absteigender Linie, von Klasse zu Klasse ver­mindert, in dem Maße wie die Unwissenheit, die Unthätigkeit des Geistes, die Beschränkung der Intelligenz kurz bas menschliche Elend zu= nimmt. Der Europäer des Mittelalters hatte eine viel engere Hirnschale als der moderne Europäer und die gleiche Verschieden heit des Gehirns zeigt sich auf den Kirchhöfen der Armen und Reichen.

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Dies ist also das letzte Wort der Wissenschaft; möge man selbst die Konsequenz daraus ziehen, welche es mit sich bringt. Es folgt daraus, daß wer die Völker zur Unthätigkeit des Geistes verdammt, oder was auf dasselbe hinausläuft sie der Freiheit beraubt, nicht blos ein Attentat auf ihr moralisches Leben und Recht begeht( was ja als etwas sehr Unwichtiges betrachtet wird!) sondern auch die physischen Organe jener Fähigkeiten in ihnen schädigt, deren Uebung er ihnen verwehrt. Das hieße also nicht allein die Seele ersticken, sondern auch den Körper erniedrigen, das Gehirn verstümmeln, den Schädel ver: engen, kurz die menschliche Natur um eine Stufe in der Reihe der organischen Wesen zurückdrängen.

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Auf der andern Seite aber geben die Völker, welche sich den Absolutismus gefallen lassen, nicht nur ihren Geist, sondern auch ihren Körper auf; sie erleiden eine Verkleinerung des Schädels eine Degeneration der Gehirnlappen. Sie werden in Wirklichkeit um den Kopf verringert, diminuti capitis, wie das römische Recht gleichsam in der Vorahnung dieser physiologischen Wahrheit es vom Sklaven sagte. Wer den Schädelinhalt der Römer vor und nach dem Zäsarismus gemessen hätte, würde sicherlich eine Verringerung der vorderen Wölbung gefunden haben. Darum gleichen sich die Völker so wenig vor und nach der Zeit ihrer Knechtschaft; darum erzeugen dieselben Worte, dieselben Begriffe, durchaus nicht mehr dieselben Wirkungen bei ihnen; darum werden sie unempfänglich für das, was sie früher begeisterte, feindlich gegen das, was sie liebten, stolz auf das, was sie verachteten.

Vergeblich spricht man dann zu ihnen die Sprache des freien Mannes, die Sprache der Gerechtigkeit; sie dringt nicht mehr Surch ihr hr in ihr Verständniß ein: ihre Seelenorgane haben

päischen Gesellschaft zum Halbgott emporgehobener Göße diese flare und eindringliche Sprache der Wissenschaft hören solle, wäre Thorheit; ihr aber, ihr Völker des Erdballs, die ihr unter einem unerhörten Drucke seufzet und einem nie dagewesenen Elend entgegensehet die französischen   und deutschen   Bauern, welche im 15. und 16. Jahrhundert gegen ihre Unterdrücker zu den Waffen griffen, waren wohl auch schlimm genug daran, der Hungertyphus aber, der seit Jahren ob die Ernte gut oder schlecht euer ständiger Bast ist und eure Reihen dezimirt, den kannten sie dennoch nicht!-

Vernehmt diese Sprache und handelt darnach, ehe es zu spät ist, oder Ihr seid verloren!

Zur Propaganda im Militär.

Kürzlich machte im Sozialdem." ein Gedienter" den Vor­schlag, das Militär viel mehr als bisher durch unsere Propaganda zu bearbeiten. Ich kann diesen Vorschlag nur loben und wünschen, daß er von den Genossen allerorts möglichst befolgt wird. Ich möchte nur einige Worte darüber hinzufügen, wie die Verbreitung am besten und sichersten geschehen kann.

Es ist bekannt, daß unter den Dienenden" nicht lauter Knechtsseelen sind. Mit solchen schon einigermaßen aufgeklärten Soldaten muß zuerst sichere Fühlung gesucht werden, welche dann zur Gewinnung von einer Masse Soldatenadressen führen muß. Die Militärbriefe sind bekanntlich portofrei und die " Wanzenverreck" und andere gepfefferte Brandschriften", die den Leuten die Augen mit Gewalt aufreißen, kosten ja nur wenige Pfennige. Ich wette, mit ein paar solchermaßen angelegter Mark läßt sich schon ein halbes Bataillon bearbeiten; denn nirgends zirkuliren solche Dinge schneller und besser, als in den Kasernen. Es ist eine grundfalsche Meinung, zu glauben, die Soldaten denunziren einander. Das sind seltene Ausnahmen; in der Regel existirt unter den gemeinen" Kasernenbewohnern eine regelrechte ,, Verschwörung" gegen alle Portepee und Lizzenträger.

Die Briefe müssen selbstverständlich von verschiedenen Händen adressirt und ebenso an verschiedenen Orten aufgegeben werden,

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Falschen komme. Dann schicke man auch die Briefe nie von Orten aus, wo Sozialisten in größerer Zahl wohnen. Bei der persönlichen Agitation muß man natürlich ebenso vorsichtig sein. Hat man daher einmal irgendwo sicheren Eingang, dann wirke man mit Massen von aufklärenden Flugblättern, die sich zusammentretende Gruppen leicht billigst verschaffen können. Zum Versenden kann man bisweilen auch größere Couverts in Amts­form nehmen, weil sie bis zu 60 Gramm portofrei gehen.

Werden diese Vorschläge möglichst ausgenüßt, so wette ich, die Kerle in den Offizierskafinos und die kleinen und großen Feld und Kriegsherrn kriegen die Kränke. Ich weiß einen Fall, wo durch Zusendung von einigen Rechenschaftsberichten der sozialdemokratischen Mitglieder des deutschen Reichstags eine ganze Compagnie fich der Verbreitung verbotener Schriften schuldig machte und sich ein gewaltig rebellischer Geist verbreitete, ohne daß eine Seele davon erfuhr, ausgenommen die ,, Dienenden". Drum druff und feste!

Einer, der auch dabei war.

Deutscher   Parlamentarismus.

Von Friedrich Roth.

( Schluß.)

Was aber den deutschen Reichstag mehr noch charakterisirt als seine Vota selbst, ist die Art und Weise, wie diese Vota zu Stande kommen: es ist der schwunghaft betriebene Stimmen­schacher. Daran, daß die in der Sitzung gehaltenen Reden einen Meinungsaustausch darstellen, daß dieselben die Ansichten der verschiedenen Parteien rektifiziren und klären, daß nach einer dergestalt gewonnenen allseitigen Beleuchtung des Gegenstandes die Stimmenabgabe sich richte, furz von einem wesentlichen oder entscheidenden Einfluß der Debatte auf das Schicksal der Vorlagen kann, zumal wenn diese Kardinalpunkte für die Regie­rung sind, nicht im Mindesten die Rede sein. Das Hauptresultat ist gewöhnlich schon zuvor hinter den Koulissen durch Bespre chungen und Unterhandlungen zwischen Reichskanzler und den betreffenden Parteiführern abgemacht, wobei Jeder der Letzteren seine speziellen Partei- Interessen durch möglichst hohe Verschache­rung der ihm zu Gebote stehenden Stimmen zu fördern, der Reichskanzler aber Jeden über's Ohr zu hauen sucht. Auf wie viele Ja er zählen kann, weiß derselbe daher meist schon vor der Abstimmung. Zu diesem Behufe organisirte auch der Reichs­kanzler seine parlamentarischen Soireen, wo er diese eitlen und nach Auszeichnung lüfternen Gimpel auf den reichsfreundlichen Leim lockte. Selbst mit Einladung zur Hoftafel war man bei der Hand, um einen Schwachmaticus, der von Bedeutung schien, durch die ihm zweifelhafte Ehre kirre zu machen und auf die rechte Seite zu ziehen.

Geschicklichkeit in dieser Beziehung muß man Bismard zuge­stehen. Es gibt ja auch leider Leute genug, die à la Mosle dem ,, magischen Händedrücken" des Kanzlers gern Alles zu Liebe thun und opfern, was sie an Volksinteressen zu opfern haben. So sehen wir die Schauß, Völf, Bennigsen und andere politische Eunuchen, die ihr Mandat lebiblich zur Befriedigung ihres Eitelkeit zu ihrer Anschmeichelung beim Herrn und Meister be­nußen, als ständige Gäste auf diesen Soireen, während Andere, je nachdem sie sich artig oder widerspenstig betragen, mitgehen dürfen ober daheim bleiben müssen. Ein recht passendes Benehmen für einen Volksvertreter, mit dem Gegner der Volksinteressen Schmollis zu trinken und sich seinen Händebrück zur höchsten Ehre zu rechnen. Wenn natürlich ein Volk solche Leute wählt, -nun dann verdient es nichts Besseres, als was dieselben zu Stande bringen! Und was es für Wähler gibt, hat ja jene famose Berliner   Versammlung, in welcher das Einver­ständniß Bismarcks mit dem aufgestellten Kandidaten als die Hauptsache bezeichnet wurde, bewiesen. Ich würde diesen loyalen Herren den Vorschlag machen, einen mit einem Telephon ver­bundenen Sprechapparat als ihren Vertreter aufzustellen, der auf Alles, was in ihn hineintönt, nur ein" Ja" zurückgibt, im Uebrigen aber konstant schweigt. Das wäre ein Jdeal- Abgeord

neter.

Es bedarf übrigens nur einiger Aufmerksamkeit, um dieselbe Kriecherei und Prinzipienlosigkeit, gepaart mit schrankenlosem Egoismus und Rücksichtslosigkeit gegen Andere im ganzen ge­schäftlichen oder privaten Leben Deutschlands   wiederzufinden. Nicht nach der Stufe der Bildung und des Charakters bemißt sich ja heutzutage die dem Menschen gezollte Achtung, sondern ainzig und allein nach dem Inhalte seines Geldsacks, beziehent­lich der von ihm eingenommenen Stellung. Wer aber keinen persönlichen Stolz hat, also vor Einfluß und Geldsack katzen­buckelt, bei dem ist Nationalstolz ein Unding. Kein Volk singt soviel von Volkswohl und Volksfreiheit wie das deutsche; man fingt aber gewöhnlich von dem, was man ersehnt, also nicht besitzt. In militärischen Siegen allein zeigen sich keineswegs Werth und Kraft einer Nation; wir sehen in der Geschichte despotisch regierte halbwilde Völker weit mehr darin leisten, als die Deutschen   in den letzten 20 Jahren; in der Eroberung und Wahrung der eigenen Freiheit aber

was ja nicht schwer zu machen ist. Daß ihr Inhalt, wenn auch Die nicht augenblicklich, so doch sicher wirkt, namentlich, wenn der Sturm auf die alten Vorurtheile immer wieder und von den verschiedensten Seiten wiederholt wird verschiedensten Seiten wiederholt wird darum sorge man sich gar nicht. Die größte Unzufriedenheit und die ärgste verbissene Wuth ist in den bunten und glitzernden Zuchthäusern, die man Kafernen nennt und die oft noch viel schlimmer als jene find ( siehe die zahllosen und haarstiäubenden Soldatenschindereien, z. B. wieder den letzten Würzburger   Soldatenschinderprozeß D. R.  ) zusammengedrängt, und würden nur ein Tausendstel der Maje­stätsbeleidigungen und aufrührerischen Reden" denunzirt, die dort fallen, so wären die Löcher" stets gefüllt mit Hoch- und anderen Verräthern. Der Boden ist da vortrefflich und es han­delt sich nur darum, daß er geschickt und vorsichtig bebaut wird. Sondire man immer erst vorsichtig, damit man nicht an

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Tritt eines Volkes Größe erst hervor, Dies, bied'rer Deutscher, schreib' dir hinter's Ohr.

Anwendung des Sozialistengeseßes im Lichte amtlicher Aftenstücke.

9 Ein Stückchen deutscher   Kulturgeschichte. :=: Mindestens in gleich hohem Grade wie die Volksvertretungen hinsichtlich der von ihnen erlassenen Gesetze, sind auch die mit der prak­tischen Anwendung dieser Geseze betrauten Behörden verantwortlich vor dem Richterstuhle der Vernunft und Geschichte. Dieser Satz hat besonders dann unbedingte Gültigkeit, wenn es sich handelt um ein Ausnahme­gesetz gegen Personen und Prinzipien, bei dessen praktischer Anwendung der Gebrauch und der Mißbrauch nur eine Messerschneide weit von einander entfernt sind, so daß Letzterer sehr häufig an Stelle des Ersteren tritt.

Da haben wir seit dem 21. Oktober 1878 das sattsam bekannte Aus­nahmegesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemo­kratie". Wie viel auch bereits geschrieben und im Reichstage gesprochen sein möge über den Gebrauch und den Mißbrauch desselben seitens der Behörden,- es sind unbedeutende Kleinigkeiten gegenüber

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