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Ueber die Ausführung des Sozialisten gefeßes| bringt die Volts- 3tg." folgende Zuſchrift:„ Ich hatte das Unglüd, am 13. Januar mit noch 12 anderen Genossen in der Heinersdorferstraße verhaftet zu werden, um ein volles Bierteljahr eine nicht beiden swerthe Untersuchungshaft zu verbüßen und hinterher im Prozeß wider Heiland und Genossen, welcher am 12. April ſtattfand, freigesprochen zu werden. Nun habe ich mich, um nicht gänzlich ruinirt zu werden, indem ich verheirathet bin, grundsätzlich jeder sozialistischen Agitation ferne gehalten, und doch habe ich am 14. d. eine Ausweisungsordre erhalten, nach welcher ich binnen drei Tagen Berlin und die dazu gehörigen Kreise zu verlassen habe. A. Hiller, Tischler, Rüdersdorferstraße 27, 4. Tr.dnglajs Angesichts dieser Zuschrift ist die Unverschämtheit wahrhaft bewunderungswürdig, mit welcher die Poſt" in einer ihr wahr scheinlich von polizeilicher Seite zugehenden Notiz sämmt liche Ausgewiesene als höchst gefährliche Subjekte denunzirt, bei deren jedem man Flugschriften und Sozialdemokraten zu Hunderten gefunden habe. Die Polizei und namentlich die Spitzel sippe werden von Tag zu Tag gemeiner. Sie haben wohl schon den Denkzettel vergessen, de unlängst einer der ihrigen empfing?! lda
Der Spektakel, den die Dombanfeier in Köln machte, war wohl Veranlassung, daß ein unerhörtes Erkenntniß des Leipziger Landgerichtes in der Presse ziemlich spurlos vorüberging. Es betraf die bekannte Zeugnißzwang Affäre Bebel- Liebknecht, welche über Daten, die sie bei der Debatte über die Verlängerung des Belagerungszustandes in Berlin vorbrachten und welche die berliner Polizei arg kompromittirten, Zeugniß ablegen sollten. Natürlich verweigerten sie die Zeugnißabgabe unter Hinweis auf ihre Unverantwortlichkeit als Abgeordnete. Das Gericht erkannte jedoch anders und hat Liebknecht zu 20 Mk. Geldstrafe verurtheilt. Das heißt mit anderen Worten: die Gerichte können die im Parlament gethanen Aeußerungen zum Gegenstand ihrer Beurtheilung machen. Damit hat die Immunität der Volksvertreter ein Loch.
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Die deutsche Einheit" unter der preußischen Pickelhaube scheint wieder eine neue Errungenschaft" aufweisen zu wollen, es soll nämlich eine größere Einheitlichkeit" im Militärgerichtsverfahren herbeigeführt werden. Das richtet sich namentlich gegen Bayern , wo die Oeffentlichkeit der Verhandlungen der Militärgerichte besteht, diese aus Geschworenen( Militärs) zusammengesetzt werden, und der Angeklagte sich den Vertheidiger aus dem Zivilstande wählen kann. Das sind Bestimmungen, welche den Soldatenschindern in Berlin natürlich höchst unbe: quem find; was soll auch aus der glorreichen" Armee werden, wenn die verfluchten" Zivilisten erfahren, wie bestialisch in dieser Moltke'schen„ Volksbildungsanstalt" gewirthschaftet wird. Hoffentlich fügt sich Bayern nicht der preußischen Fuchtel.
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thun, die einzelnen Wahlbezirke Einzelnen zur Bearbeitung zu überweisen; jeder werde auf ein bestimmtes Feld der Thätigkeit verwiesen. Dann ist mehr Aussicht auf Erfolg, als wenn Kommissionen angesetzt werden, die mehr disputiren als handeln.or
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Nowawes, 13. Oft. Im Auftrag der Genossen von hier und Potsdam theile ich Ihnen mit, daß die Beschlüsse und Verhandlungen des Kongresses, wie sie uns durch das Protokoll bekannt geworden sind, sehr günstig aufgenommen wurden. Hauptsächlich freuen wir uns über den Beschluß in Betreff unserer Nichtbetheiligung bei engeren Wahlen, was bei der heutigen Stellung unserer Partei der reaktionären Masse gegenüber entschieden nothwendig ist. Denn bei unserem heutigen Kampfe fann es uns vollständig gleichgültig sein, ob ein offener Reaktionär oder ein Scheinliberaler im Reichstag fißen.
C. Th. Vom Main , Anjang Oktober. Ich hatte in meinem letzten Bericht die Lohnverhältnisse der Zigarrenarbeiter der hiesigen Gegend geschildert, die an Jämmerlichkeit denen der schlesischen und sächsischen Weber in nichts nachstehen. Heute erlaube ich mir über die Lohnverhält nijje unserer Gegend im Allgemeinen zu schreiben. Neben den Zigarrenarbeitern dürften die Eisen- und Stahtarbeiter die erbärmlichsten Löhne aufzuweisen haben, benn auch in dieser Branche wird kaum das Salz zur Suppe verdient. Ganz tüchtige Arbeiter, die früher noch ihre 20 bis 30 Gulden in der Woche verdienten, sind froh, wenn sie mit 16 und 18 Mt. zu Hause gehen können, während der weniger tüchtige Arbeiter faum 10, 12 und 14 wet. erreichen kann. In der Portefeuille- Branche sieht es gerade so aus; auch da ist der Lohn so sehr gedrückt, daß sehr viele Arbeiter derselben zu jeder anderen Beschäftigung, welche sich momentan bietet, mit Freuden übergehen. Wer es übrigens irgend kann, wandert aus, um sich in der neuen Welt eine bessere Heimath zu suchen. Bei den Hutmachern sieht's ebenfalls traurig aus; von dem alten Glanze dieser Branche ist nichts mehr zu spüren und die besten Arbeiter sind froh, wenn's nur nicht ganz still liegt. Jm Baufach herrscht ganz erbärmliche Flauheit und läßt sich daher begreifen, daß die Löhne der Bauhandwerker sehr gedrückt sind. Die ganze Jämmerlich keit der herrschenden verrotteten Zustunde dürfte jedoch aus einem Bericht des Offenb. Tagebl." aus Langen , im Kreiſe Offenbach , hervorgehen. Dort heißt es: Ein recht trauriges, ja geradezu entsetzliches Bild der herrschenden jämmerlichen Zeiten dürfte die Meldung zeigen, daß in unſerer Gemarkung die Ernten von nicht weniger als fünfund sechzig Kartoffeläckern zwangsweise durch Gerichtsvollzieher versteigert wurden. Es ist dies um so mehr bedauerlich, als die Betroffenen meiſt ſolche Leute sind, denen dadurch ihr ganzer Winterbedarf verloren ist, und deren Thätigkeit im Winter, sobald Kälte eintritt, fast gänzlich aufhören muß. Daß diese Leute voll Bangen dem nahenden Winter entgegen sehen, ist wohl begreiflich." Ist da eine Aenderung nöthig oder nicht?
Pforzheim , 12. Oft. Wie es die Polizeim änner und Staatsanwälte hier seit dem Bestehen des Sozialistengesezes treiben, davon will ich auch die Genossen anderwärts in Kenntniß setzen. Als Polizeipascha figurirt ein fettgefressenes Männlein mit ganz gewaltigem Kopf und tazenartigem Blick, namens Deitigsmann. Dieser gab sich alle Mühe, die Vorstands und Ausschußmitglieder der aufgelösten Vereine brodlos zu machen, indem er alle Tage einige mal Polizisten zu ihnen ins Geschäft schickte, um dadurch ihre Entlassung herbeizuführen. So that er z. B. bei Genosse Meier nicht weniger als 49 mal in einem Jahre. Derselbe mußte auch 14 Tage brummen, weil er sich nicht dazu hergab, seine Genossen zu denunziren. Als er einwendete, daß er gesetzlich nicht dazu gezwungen werden könne, sagte ihm Polizeiamtmann Deitigsmann Was fümmern uns Geſetze!" Es ist dies derselbe Wächter des Gesetzes, welcher 1. 3. bei der Nobilingaffäre, als eine Horde Liberaler in Weißenstein einen Ueberfall gegen einige nichts ahnende Sozialdemokraten unternahm, äußerte:„ Das liege in der Moral begründet!" Ae cht liberale Tugenden das! Die Herren glaubten auch schon ganz sicher, daß die Sozialdemokratie hier mausetodt sei. Da, o Schreck, an einem schönen Sonntag fand man in der Stadt und Umgebung eine Masse Flugschriften. Nun hatte es der Staatsanwalt Uebel nennt er sich und zwar nicht mit Un recht, denn er macht seinem Namen alle Ehre wichtig: da ging es an ein Haussuchen und Rennen und Jagen, daß die Polizisten drei, vier Nächte nicht mehr ins Bett famen. Verhöre und Verhaftungen wurden vorgenommen und schließlich wurde auch gegen Hertner eine Anklage zuwege gebracht und er zu vier Monaten verurtheilt. Der Staatsanwalt meinte nämlich, da man leider nur einen strafen könnte, so solle er auch für die andern mit büßen. Ebenfalls echt liberal! Dieser llebel
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- Die bekannte Revolte der Bergleute zu Radzion kau fand am 5. ds. ihren Abschluß vor dem Schwurgerichte. Das Bourgeoisgericht sprach natürlich die sieben Angeklagten schuldig, weil sie nicht gutwillig verhungern wollten, und es vurden die Verurtheilten, mit Ausnahme eines, den seine Jugend - er hat noch nicht das 18. Jahr erreicht schützte, mit Zuchthaus von 1 bis 22 Jahren bestraft". Wir glauben taum, daß sie das bessern" und mit der„ besten aller Welten versöhnen wird. Doch es wird bald besser werden. Die es wird bald" besser werden. Die zweite pofitive Maßregel zur Bekämpfung der Sozialdemokratie dürfte bald das Licht der Welt erblicken: der Volkswirth: schaftsrath. Und, o Wunder! unter den fünfzig Personen, haussuchen". Indeß war alle Mühe umsonst. Doch der Uebel ist so über die ihm angehören sollen, werden nicht nur Industrielle, Landwirthe Kaufleute, sondern sogar leibhafte Arbeiter zu finden sein. Freilich werden die hiefür geeigneten" Persönlichkeiten von den Oberpräsidenten der einzelnen Provinzen in Vorschlag gebracht, nicht aber von den Arbeitern gewählt, es ist also nicht zu fürchten, daß ein störrischer Bock in den Schafstall tomme, #splo der die Herren bei der Schafschur stört.
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In Lemberg unterhielten sich in der Wohnung eines jungen Edelmannes mehrere Herren mit Kartenspiel. Mitten in dieser Unterhaltung wurden sie nach ihrer Ansicht durch einen Werkelmann gestört, der im Hofraume seine Weisen ertönen ließ, und geriethen darüber in großen Zorn. Und da geschah es, daß der junge Graf Drobojesti ohne Warnung und ohne vorherigen Zuruf, ohne daß auch nur der geringste Wortwechsel vorangegangen wäre, nur um die ihm unangenehme Störung zu befeitigen, auf den armen, noch überdies völlig blinden Werkelmann herabschoß und ihn am Halse verwundete. Das bedauernswerthe Opfer einer geradezu unerhörten Rohheit und eines verblüffenden Uebermuthes stürzte zusammen und wurde in das Spital geschafft, doch soll die Verwundung glücklicherweise keine sehr schwere sein. Von einer Justifizirung des Mordbuben ist bisher keine Rede. Natürlich, es ist ja nur ein Attentat auf einen Proletarier! Man bedauert den armen Teufel und bamit ist die Sache abgethan. Das Bolt wird erst dann zu seinem Rechte fommen, wenn es sich dasselbe erobert und die gegenwärtige herrliche Weltordnung über den Haufen wirft.
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Ein hübsches Seitenstück zu dem lemberger Schlachzizen bietet die Behandlung der Bauern auf den Gütern ungarischer Magnaten. Auf den Hesdater Alpen ( Siebenbürgen ), wurden dieser Tage, wie die N. Fr. Pr." berichtet, zwei Bauern beim Sammeln von Heidelbeeren von dem Inspektor des Grafen Julius Andrassy betroffen. Der Inspektor, welcher von mehreren Waldhegern begleitet war, forderte die Bauern auf, die bereits gesammelten Heidelbeeren( etwa eine oder zwei Handvoll) herzugeben. Die Bauern widersetzten sich dem, weil ihnen seit Menschengedenken das Sammeln von Heidelbeeren erlaubt war; dem entgegen berief sich der Inspektor auf das neue Forstgefeß. Der hierüber entstandene Wortstreit endete damit, daß der Inspektor auf einen der Bauern einen Revolver= schuß abfeuerte, in Folge dessen der Schwergetroffene am nächsten Tage starb. Wahrlich, unsere Zustände erinnern immer mehr an die vor der französischen Revolution. Und so wie da mals, wird man auch wieder Zetermordio über die Bluthunde" schreien, wenn das Volk sich endlich einmal erhebt und seinen Bedrückern und Schindern die Mißhandlungen und Mordthaten heimzahlt. simmin mir da p
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Wien , 16. Okt. Nächst Italien dürfte nirgends die Beamtenwillkür sich schamloser zeigen, als innerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle. Wir sind in der Beziehung schon an starken Tabak gewöhnt, aber die Bureaukratenfrechheit nimmt von Tag zu Tag zu und bietet stets Neues und Ueberraschendes. Die obligaten Liebenswürdigkeiten, wie die Ausweisung des Genossen Vogelgraber aus Niederösterreich , die Auflösung der beiden Arbeiterbildungsvereine Neunkirchen und Atgersdorf, letzterer mit gemein erlogener Motivirung dergleichen sind wir gewöhnt. Aber wahrhaft unerhört ist Folgendes: Genosse Schneider wurde bekanntlich wegen mit" Cocles" gezeichneter Korrespondenzen in die Londoner Freiheit" zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Graf Lamezan, der bekanntlich auf die Sozialdemokraten eben so gut abgerichtet ift, als die Bluthunde in den Sklavenstaaten auf die Neger, fungirte in dem Prozeß als Staatsanwalt, obschon er in den bezüglichen Korrespon denzen heftig angegriffen worden war und daher als Staatsanwalt seine eigene Sache führte. Wesentlich seinen gemeinen Machinationen ist es zu danken, daß Genosse Schneider verurtheilt wurde. Aber damit war die rachsichtige Bosheit des edlen Grafen nicht zufrieden gestellt; er legte Berufung ein und erwirkte es glücklich, daß die Strafe des Genossen Schneider von 6 Monaten in 18 Monate Gefängniß umgewandelt wurde! Wahrlich, wenn das Volk ebenso rachsüchtig wäre,
als dieser ziviliſirte Bluthund, dann wäre keine Folter zu grausam, um ihm alles das Elend heimzuzahlen, was er über die Vorkämpfer der Freiheit gebracht hat, kein Galgen? wäre für diesen hohen Herrn zu hoch. Für die Gauner hegen die Herren Staatsanwälte natürlich eine ver mit, als den Bekämpfern der Korruption. wandtschaftliche Zuneigung, denen spielen sie daher längst nicht so arg
iſt der Führer der pforzheimer Liberalen, weshalb die Liberalen auch so übel bestellt sind. Bei einer späteren Flugschriften verbreitung legte der Staatsanwalt noch mehr Eifer an den Tag; er ließ nämlich sämmtliche Sonntags- Spaziergänger, von denen in Erfahrung zu bringen war, daß sie in einem der Orte waren, wo die Schriften ver breitet wurden,„ benicht, er weiß sich zu helfen. Er ließ den bösesten der Sozialdemokraten verhaften und nach dreiwöchentlicher Untersuchungshaft brachte er's fertig, Auflage wegen betrügerischen Bankerotts zu erheben! Doch als es nicht geneigt war, sich ohne Weiteres verknurren zu lassen, wurde die vor dem Landgericht zur Verhandlung kommen sollte und der Angeklagte Sache aus Schwurgericht verwiesen. Hier bot unser Uebel seine ganze Redekunst auf, um den Bourgeois wie sich der Staatsanwalt selbst ausdrückte gruselich zu machen; man hätte glauben können, es handle sich um ein Vergehen gegen das Sozialistengesetz. Doch die Bourgeois waren anderer Meinung und sprachen Lehmann denn das war der Böse fret. Ich könnte noch eine Reihe ähnlicher Polizeichikanen, erruption bas, nicht wahr? Aber das ist noch nicht das Aergſte. Das Sozialdemokratie unermüdlich Propaganda zu machen. Wenn aber der Herr Staatsanwalt Uebel sein Wesen noch länger so forttreibt, so könnte es ihm einmal sehr übel bekommen. .8181 nis
Oesterreich- Angarn.
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W. Berlin, 6. Oft. Es ist sehr bedauerlich, daß sich eine reget mäßige Berichterstattung nicht immer ermöglichen läßt; eine solche hat ber zu große Schwierigkeit zu überwinden, da oft Zentralftellen zur Entgegennahme von Spezialberichten fehlen. Möchten daher Alle ihre Erzählen; indessen werden sie alle uns nicht abhalten, für die Sache der fahrungen sammeln und solche dort kundgeben, wo sie auf sichere Weiter beförderung rechnen. Auch der böse Wille weniger Einzelnen, die über unwesentliche Differenzen die großen Gesichtspunkte vergessen und sich als maßgebenden Faktor für Tausende betrachten, schadet dem einheitlichen Zusammenwirken jemein. In Berlin gibt es Tausende, die von der Forteristenz des Sozialdemokrat" keine Ahnung haben. Die Zustände in Berlin könnten bedeutend besser sein, wenn dem Wirken Einzelner mehr Borschub geleistet würde. Es ist eine traurige Thatsache, daß der Deutsche weit eher geneigt ist, den Staatsretter zu spielen als Angeber u. dergl, als die Angehörigen anderer Nationen. Deutschland liefert die internationalen Denunzianten und stellt immer mehr Leute zu jenem Kontingent, das seine besten Freunde für 30 Silberlinge verräth. Vernicht glaubt, der wird durch folgendes Schriftstück eines Besseren sammeln sich hier die thätigen Genossen eines Wahlkreises, so ist entweder ein Verräther dabei, oder der eine oder der andere kann es sich nicht
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versagen, was er gehört hat, am Biertisch weiter zu verbreiten, anstatt zu schweigen und zu handeln. Doch die erfahreneren Genossen beherzigen diesen Umstand, und so ist es oft nur ein Zufall, wenn der Polizei die Abfangung einiger Zeitungen, einiger Flugblätter gelingt, tipun Das Gros der aufgeklärten Arbeiter kommt ab und an auch zur Geltung; das haben die letzten Streiks der Tischler und verwandter Branchen bewiesen, von denen einige schon Erfolg hatten; dem einmüthigen Zusammengehen der Streikenden konnten die Meister nicht widerstehen. Es wäre interessant, wenn geeignete Kräfte nach Beendigung dieser Streiks eine entwicklungsgeschichtliche Darstellung dieser Bewegung geben wollten. Geist bricht sich leicht Bahn und findet leicht Vers, ständniß, wo die nächsten persönlichen Interessen ins Spiel kommen. Allgemach gewöhnt man sich daran, die Bersammlungen nichtsozialistischer Vereine der Arbeiter und Gewerbtreibenden zu besuchen und zu gelegener Zeit ein träftig Wörtlein zu reden, das nie des Eindrucks verfehlt. Doch geschieht das leider noch zu wenig; und doch ist es das einzige Mittel hier zur Deffentlichkeit zu sprechen. Sobald die Wahlversammlungen ihren Anfang nehmen, hoffen wir, daß unsere Genossen am Blaze sein werden, sich an der Diskussion zu betheiligen. Machen wir der Polizei och ein bischen Arbeit, sonst versumpft sie ganz. Werden solche Vereint, sobald sammlungen geschlossen oder uns nicht dag Eugen Richter , der monarchische. Demokrat, wagt freilich noch nicht, hier öffentlich zu reden. In Elberfeld floß er über von salbungsvoller Ergebenheit gegen den preußischen Königai Jn Spanien hält man den Mann jedenfalls,( wie es beim Prof. Birchow der Fall war) für einen sozialistischen Revolutionär". Wo ist aber sein demokratisches Prinzip? Einmal nennt sich Demokrat und stimmt gegen Ausnahmegeſetze, dann wieder zer geht er wie Butter in Devotion gegen den Heldengreis und lobt die Wirkung des Sozialistengesetzes. Man muß den redseligen Herrn diese Inkonsequenzen gelegentlich zu Gemüthe führen. Bei den schwierigen Wahlverhältnissen wird es rathsam sein, für Berlin ( IV. und VI.) die alten bekannten Kandidaten aufzustellen; neue Namen können nicht publizirt werden und würden schon deshalb wenig Stimmen auf sich vereinigen. Findet eine Doppelwahl statt, so ist bei einer Nachwahl ein neuer Kandidat möglich, vorher nicht. Die thätigen Genossen werden gut
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Wort verstattet wird), so was rathsam e
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Die österreichischen Bezirkshauptleute scheinen beim Profeffor Hausen Unterricht im Spiritismus genommen zu haben, da sie jetzt die Kunst kennen, es einem Briefe von außen anzusehen, ob er sozialdemokratische Mittheilungen enthalte oder nicht. Wer's
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belehrt: Vom f. t. Bezirksgerichte Römerstadt wird in Folge Ane trages ber f. t. Staatsanwaltschaft in Olmüß dto. 13. Sept.
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1880 Nr. 5255 bie Beschlagnahme des die Adresse„ Wohl geboren Herrn Florian Kneifel, Tischlergeselle in Römerstadt", geboren Herrn Florian Kneifel, Tischlergeselle in Römerstadt", ferner an der Vorderseite das Postsiegel Riefing 26/8. 1880", an der Rückseite die Bostsiege! Wien 27/8.( Rest unleserlich) und Römerstadt 28/8. 1880" tragenden, mit einem kleinen Abund Römerstadt 28/8. 1880" tragenben, mit einem kleinen Abbruck enthaltenden Siegel geschlossenen Briefes verfügt und zwar aus dem Grunde, weil nach Anzeige der k. k. Bezirkshauptmannschaft in Römerstadt der Verdacht vorliegt, daß der Inhalt dieses Briefes Mittheilungen sozialdemokratischer Natur an den solchen Tendenzen bekanntlich huldigenden Adresaten enthalte und diefe Mittheilungen muthmaßlich den Thatbestand einer strafbaren Handlung bilden. K. t. Bezirksgericht Nömerstadt, 16. September 1880. Für den t. t. Bezirksrichter:( Unterschrift unleserlich)." Gemüthlicher läßt sich wohl die Stieberei nicht betreiben. Es wird immer deutlicher, daß die österreichischen Beamten auch ohne Kongreß den gesetzlichen Weg von ihrem Programm gestrichen haben.
-Ein rührender Zug von Klassenbewußtsein wird uns aus Graz berichtet. Kein einziger der dortigen Druderei besitzer will die Herstellung des projektirten Parteiorgans, die " Freiheit" übernehmen, daher von der Herausgabe desselben vorläufig abgesehen werden mußte. Hätten die Arbeiter überall ein gleiches Klassenbewußtsein, dann wäre es mit der Bourgeoiswirthschaft bald zu Ende. Aber das Volk ist immer noch geduldig genug, sich alle Uebergriffe der obersten Zehn tausend" ruhig gefallen zu lassen, so daß diese immer underschämter werden. Geradezu haarsträubend ist folgender Fall des schämter werden. Geradezu haarsträubend ist folgender Fall des bestialischen Uebermuthes, der in der guten Gesellschaft herrscht.
Bezeichnend ist da folgender Fall. Der General Graf Mennsdorff, gewesener Kommandant der Militärstation Kornow, und der Obers Intendant Ferdinand Fustioni in Krakau ließen sich durch bedeutende Geldbeträge von 1200 und 600 fl. vom Armeelieferanten Gersch Rappaport bestechen, daß sie von ihm schlechtes, verschimmeltes, nasses, verfälschtes Mehl als reines, gesundes Kornmehl, faulen Hafer ärgster Sorte, mit Kraraden vermischt, als guten Hafer für die Krakauer Gar nison annahmen. Als in Folge dessen eine Untersuchung eingeleitet wurde, gelangte der Briefwechsel zwischen dem Oberkommando und der Staatsanwaltschaft zur Kenntniß des Angeklagten. Eine hübsche Kor Skandalöseste ist das, daß blos der Jude Hersch Rappaport und dessen Gehilfe Cari Kopfer angeklagt wurden, indeß der adelige General und der Ober- Intendant frei ausgingen. Auch wurden Diejenigen, welche den genannten Briefwechsel verrathen hatten, nicht,„, eruirt" und nur ihr Werkzeug, der Diurnist Wilhelm Albrecht , der sich wahrscheinlich blos aus Noth zu diesem Geschäfte hergegeben hatte, in Anklage versetzt. Natürlich, die großen Gauner dürfen von den Herren Staatsanwälten nicht verfolgt werden, fie freffen ia alle aus demselben Trog; ihren ganzen Eifer und Gauerthum bekämpfen. Aber es kommt noch der Tag, wo man auch ihre ganze Strenge wenden sie nur Denen gegenüber an, welche das den großen Gaunern und den Ganneranwälten das Handwerk legen wird.
d matad bin J- r
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Revolution sociale« an den Sozialdemokrat", den jene mit sozialrevolutionärer" Unver- frorenheit für gefälscht erklärte, ist von uns nach Paris gesandt und dort in der uns befreun deten Redaktion des» Citoyen« zum Beweis seiner Aechtheit zur Einsicht für Jedermann aufgelegt worden. Das edle anarchistische Blatt ist nun gezwungen, die vorher dreift abgeleugnete Aechtheit des Briefes anzuerkennen.„ Es genügt uns, dies zu konstatiren," sagt der» Citoyen«, unbekümmert um die Versuche, welche die Verläumber machen, um die Angelegenheit zu verdrehen, und ungeachtet der gewundenen Ausflucht, welche der geschlagene, aber unzufriedene Moniteur der Chemiker" seinen 253 Lefern aufs tischt. Wir bemerken, daß unser pariser Kollege der« Rev. soc. diesen Spottnamen deshalb gibt, weil lettere ihren Lesern mit geheuchelter und lächerlicher Fürchterlichkeit chemische Rezepte zur Ausführung von Sprengungen, Brandstiftungen c. gibt, eine abgeschmackte Nachäfferei der russischen Revolutionäre. Mit einziger Ausnahme des oben gezeichneten Pyat nimmt übrigens tein Mensch in Paris das Blatt ernst, und werden unsere Leser deshalb durch uns nicht so leicht mehr von ihm zu hören bes
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Ein Standalprozeß ärgster Sorte zeigt wieder einmal zur Genüge, wie angefault unsere Gesellschaft bereits ist. Die Hauptrolle in demselben spielte General Cissey, der Kriegsminister des Kommuneschlächters Thiers. Die Gattin des Klägers, Oberst Jung, die Baronin" de Kaulla, welche ihrem Manne durchgebrannt war, um ein Leben der Schande zu führen, hatte als Maitresse des Kriegsministers Cissey Einsicht in alle Geheimnisse der französischen Regierung und konnte nach Belieben mit den