nur das Eine ergab, daß nämlich die Denunziation Tottleben's ein ganz niederträchtiger Racheakt war; die Verbreiter konnten weder in den Ge­nannten noch sonst ermittelt werden. Aber irgendwo mußte das gesuchte ,, Brandschriftenlager" doch stecken. Ein paar Tage später erhielt der Amtsvorsteher Roick in Berge eine Postkarte mit dem Inhalt: daß Sonntag Abend gegen 10 Uhr eine Masse verbotene Schriften aus Anlaß einer etwa erwarteten Haussuchung von Forst nach Berge zu einem ge­wissen Hohlfeld geschafft worden seien. Um nun diese Masse Schriften auf einmal fortzubringen, erschienen am 11. ds. nicht weniger als vier Mann Polizei bei dem Genannten. Es wurde eine gründliche Haus­suchung abgehalten und nichts gefunden. Kopfschüttelnd mußten die vier Wächter des Gesetzes unverrichteter Sache abziehen.

Für heute will ich mit meinem Bericht schließen, ersuche aber alle Genossen von hier und Umgegend für die weiteste Verbreitung des " S.-D." Sorge zu tragen, und sich durch keine Polizeiwillkür von der Erfüllung ihrer Parteipflicht abschrecken zu lassen. Allerdings müssen die Genossen jetzt doppelt auf der Hut sein, denn nach den letzten Vorgängen sind von Seite mehrerer Fabrikanten große Summen, und vom Bürger­meister Entzmann eine Ertragratifikation" ausgesetzt worden, für den­jenigen, der einen der sozialdemokratischen Schreckensmänner" erwischt. Aber bei einiger Vorsicht und festem Zusammenhalten ist keinerlei Gefahr. Zur Warnung der Genossen will ich noch die von uns bis jetzt ermittelten hiesigen Zuträger der Polizei öffentlich bekannt machen. Es sind dies: Koinzer( welcher mehrere Jahre das Zuchthaus geziert hat), Kirchhof­gärtner Rahner, Töpfermeister Vogt, Tischlermeister Schierse, ein verkommenes Subjekt namens Buchholz, Bruder des hiesigen Fabrik besitzers Buchholz, genannt Charlottenburger; ferner ein Stadtreisender Richter sowie der Hauptdenunziant Tottleben.

Genossen! thut Eure Schuldigkeit in jeder Hinsicht. Scheuen wir keine Opfer, sammeln wir im engeren Kreise Gelder zu Parteizwecken und übermitteln selbige an die bekannte Adresse. Laßt Euch keine Mühe ver­drießen, unser Wahlspruch sei für und für: Hoch die Sozialdemokratie."

Qefterreich- Angarn.

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L. R.

r. Graz, im Oktbr. Das hier projeftirte Parteiorgan Freiheit" horrible dictu kann deshalb nicht erscheinen, weil keine der hier bestehenden Druckereien den Druck derselben übernommen hat. Es ist leider nicht möglich, in einem österreichischen Blatte dieses Vorgehen so zu charakterisiren, wie es verdiente, und die Grazer Parteigenossen müssen daher ihre Zuflucht zu diesem Organe nehmen, um ihren Ansichten Aus­druck zu geben. Schon im Juni d. J. wurde der Buchdruckerei Guten­berg" in Graz bekannt gegeben, daß wir bereit seien, unter den von ihr gestellten Bedingungen die Freiheit" ihr zum Druck zu übergeben. Infolge verschiedener Hindernisse konnte erst im vorigen Monate an die Verwirklichung des Projektes geschritten und die Herausgabe des Blattes für den 1. Oktober angekündigt werden. Als das Blatt vorschriftsmäßig bei der Staatsanwaltschaft angezeigt wurde, erklärte sofort der im Ein­reichungsprotokolle anwesende Beamte: Das Blatt wird nicht lange er­scheinen, solche Blätter dürfen in Desterreich nicht geschrieben werden." Ob der Beamte nur seine eigene Meinung ausgesprochen oder höheren" Inspirationen Ausdruck gegeben hat, wissen wir allerdings nicht. Da schickte plötzlich am 28. September, also zwei Tage vor Erscheinen des Blattes, der Geschäftsleiter der Buchdruckerei Gutenberg " die Manuskripte mit der Erklärung zurück, daß infolge eines Auftrages des Vertreters der Druckerei die Freiheit" nicht gedruckt werden könne. Wir haben nun aus guter Quelle nachträglich erfahren, daß schon seit längerer Zeit dem Geschäftsleiter dieser Auftrag bekannt war, daß ihm aber gleichzeitig befohlen war, erst in den letzten Tagen dies den Herausgebern mit­zutheilen, jedenfalls, damit dadurch die Herausgabe des Blattes zur an­gemeldeten Zeit verhindert werde.

Infolge dieser Absage wendeten sich die Herausgeber an die Druckerei ,, Leykam- Josephthal", welche schon vor Monaten sich bereit erklärt hatte, unter denselben Bedingungen wie die früher genannte Druckerei die " Freiheit" zu übernehmen, zur Ueberraschung der Herausgeber stellte diese Druckerei nicht nur bedeutend gesteigerte Geldforderungen, sondern ver­langte auch die Prüfung der Manuskripte vor Herstellung des Sazzes also eine Zensur durch die Druckereileitung. Es war evident, daß diese unerfüllbaren Bedingungen, die den früher namhaft gemachten vollständig widersprachen, nur die Weigerung der Druckerei mastiren sollten, über­haupt die Freiheit" zu übernehmen. Diese Voraussetzung findet ihre natürliche Erklärung in der Annahme, daß von Seite der Behörde eine Ordre an die hiesigen Druckereien ergangen ist. Dafür spricht insbesondere die Absage der erstgenannten Druckerei, welcher bisher alle Druckarbeiten der Partei übergeben worden waren, und der Umstand, daß in derselben die offizielle Grazer Zeitung" und die offiziöse Morgenpost" gedruckt werden; dafür spricht ferner die Thatsache, daß auch alle anderen Grazer Druckereien den Druck der Freiheit" unter verschiedenen Vorwänden verweigerten.

Ein bedeutsames Zeichen für die politische Korruption der hiesigen Druckereibesitzer ist es gewiß, wenn sie alle zusammen nicht den Muth besitzen, ein Blatt zu drucken, welches entschieden und rückhaltslos Oppo­sition ankündigte; wir werden aber nicht fehlgehen, wenn wir annehmen, daß auch die Furcht, das neue Blatt werde den Parteiintereffen der flerikalen und liberalen Presse in Graz gefährlich werden, dabei ein ge­wichtiges Wort mitsprach. Allerdings haben die Jammerseelen dadurch vorläufig ihren Zweck erreicht die Freiheit" kann in Graz nicht er­scheinen, aber das hindert nicht, daß wir andere Wege aussuchen, Propaganda für unsere Prinzipien zu machen. Wenn man uns den ge­setzlichen Weg verschließt, werden wir den ungesetzlichen betreten.

Frankreich .

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Die zäsaristische Preßfreiheit fährt fort, die Bourgeois­republik in den monarchischen Geleisen zu halten. Erst am 13. bs. wurden wieder zwei Journale wegen Majestätsbeleidigung, in der scheinrepublikanischen Sprache Beleidigung des Präsidenten der Republik" genannt, angeklagt und schuldig gesprochen, darunter der radikale« Citoyen», dessen Verbrechen" darin bestand, es sonderbar zu finden, daß Herr Grévy, ungeachtet der verwickelten inneren und äußeren politischen Lage fortfahre, auf seinem Land­fize Kaninchen zu jagen. Und neuerdings hat dasselbe wackere Blatt cuf Veranlassung des Kommuneschlächters und jetzigen Ministers des Aeußeren Barthélemy Saint Hilaire zwei weitere Prozesse angehängi bekommen, weil es den Minister und seinen Leibknappen Perrenoud( 1871 Hauptinspektor der Polizeipräfektur) der Fälschung der Handschrift Ferré's, auf Grund welcher letzterer erschossen wurde, anklagte. Die republikani­schen" Größen werden bald bei den Bismarc'schen gedruckten Klageformularen angelangt sein.

Das ärgste Stück aber ist die Verurtheilung des Bramarbas Felix Pyat zu 2 Jahren Gefängniß und 1000 Franken Strafe, wegen Lobpreisung des Königsmordes. Man weiß nicht, was man mehr anstaunen soll: die Infamie, welche den Angriff auf eine in der Republik abgeschaffte und ihr feindselige Einrichtung als strafbar erklärt; oder die Dummheit, welche durch eine solch unerhörte Verfolgung Leuten wie Pyat erst Bedeutung und Anhang verschafft. Daß der fürchterliche Felix infolge dessen ganz außer Rand und Band gekommen ist, fann nicht Wunder nehmen. Seine, Commune" beschäftigt sich nur mehr mit dem Königsmord und treibt ihn allerdings nur platonisch als Spezialität, wie die Révolution soc." das Sprengstofffabriziren und die Freiheit" das Schimpfen. Spaltenlang reihen sich die hochtrabenden Ergüsse der Tyrannenmörder. Mit mehr oder weniger schrecklichen Drohungen, in gebundener und ungebundener Rede, mit dünnflüssiger und dicker Tinte rücken die platonischen Brutusse und Harmodiusfe*) an, zahlen ihre vier Pfennige für

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*) Brutus und Harmodius, zwei Tyrannentödter des Alterthums.

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den famosen Ehrenrevolver" und schwingen dafür ihre schreck­liche Mordwaffe die Feder! Auch in Bezug auf die Versammlungsfreiheit zeigt sich die Regierung auf der So oft in Versamm: Höhe ihrer republikanischen" Sendung. lungen etwas ihr Unliebsames besprochen werden soll, verbietet sie dieselben. So geschah es unlängst mit einer Versammlung gegen die abenteuerliche Orientpolitik, so geschieht es jetzt mit einer Versammlung, welche die Angelegenheit Cissey besprechen will.

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Die pariser Kunsttischler trugen einen vollständigen Sieg über ihre Meister davon. Ihre marseiller Genossen er= zielten einen ähnlichen Erfolg und die von Bordeaux hoffen, durch einen Lohnkampf dasselbe zu erreichen.

Großbritannien und Irland.

* Bekanntlich erregten vor einiger Zeit Nachrichten über Machinationen der Nihilisten in England gewaltiges Aufsehen. Bald hieß es, die Livabia" sollte in die Luft gesprengt werden, bald wieder war der Großfürst Konstantin das Objekt der nihi­listischen Aufmerksamkeiten. Nach den neuesten Nachrichten scheint es, daß allen diesen Gerüchten eine großartige Düpirung der russischen Botschaft in London zu Grunde liege.

Der Präsident einer Schwindelbande, der sich Herr von S., dann Graf S. nannie, zeigte, wie es heißt, einer hochgestellten offiziellen Person der russischen Botschaft an, daß er von einer gegen das Leben des Zars gerichteten Nihilisten- Verschwörung, von der Fabrikation von Höllenmaschinen zu diesem Zwecke und von einer geheimen Brandschriftendruderei zufällig Kenntniß er­halten habe und dies Alles der Botschaft zu entdecken in der Lage sei. Er erhielt zunächst 400 Pfd. St. zur Anstellung von Recherchen. Recherchen. Nun miethete der Schwindler acht Zimmer in ver schiedenen Stadttheilen Londons , deponirte in sieben derselben einige Badete mit Tynamit- Nitroglycerin, Pulver und Werkzeugen und im achten Zimmer einen Seßkasten mit russischen Lettern und in einer Schublade revolutionäre nihilistische Publikationen. Täglich mußte je einer seiner Helfershelfer jedes Zimmer be suchen. Nachdem der Schwindler noch mehr als 300 Pfund als Subvention von der russischen Botschaft erhalten hatte, bestimmte er Tag und Stunde zur Entdeckung der Verschwörer. Man drang in die bezeichneten acht Lokale, wo aber gerade niemand anwesend war, tonfiszirte das Tynamit, den Seßkasten und die Schriften und triumphirte über die Entdeckung. Der Schwindler erhielt noch 50 Pfund als Belohnung, im Ganzen also 780 Pfund. Neuestens wurde bekanntlich wieder denunzirt, daß die russische Livadia" in die Luft gesprengt und der sie bewachende russische Offizier getödtet werden sollte. Die Urheber des Attentats wurden zwar auch in diesem Falle nicht entdeckt, dennoch wurden dem Denunzianten für das angebliche Livadia" Komplott 300 Pfd. bezahlt. Es scheint aber, daß der Schwindler selbst noch nicht festgenommen worden ist.

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Auf jeden Fall ist die Attentatsriecherei ein einträgliches Ge schäft geworden. Dürfte es sich nicht empfehlen, daß auch die Sozialisten auf diese Weise den diversen Regierungen das Geld abnehmen, das sie zur Agitation brauchen? Tie nöthigen Gimpel werden unter den betreffenden Diplomaten stets aufzutreiben sein.

Rußland.

* Man flagt die Beschreibungen der Sozialisten über die wirthschaftlichen Zustände im heutigen Russenreich, namentlich über die Lage der Bauern, gewöhnlich der Lüge und Ueber treibung an. Wer aber sehen will und zwischen den Zeilen zu lesen sowie die nöthigen Schlüsse zu ziehen versteht, der findet die düstersten Schilderungen in der wohlgesinnten" russischen Presse vollkommen bestätigt. So schreibt der Golos", ein ,, liberales" Bourgeoisblatt:

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,, Merken die Pharisäer noch nicht, daß ein entsetzliches Elend uns nicht nur bedroht, sondern bereits siegreich Besitz von unsern Wohnsitzen ge­nommen hat? Es ist das eine schreckliche Thatsache, welche nicht erst nöthig hat, von Untersuchungsausschüssen dargelegt und von Unteraus­schüssen aufgeklärt zu werden. Wir vermögen nicht alle Tiefen des Uebels zu erforschen, aber die Anzeichen sind schlimm genug, um uns fund zu thun, wohin uns die fatale Gewalt der Ereignisse treibt. Ein Frank gilt bereits 40 Kopeken( die kopeke 42, Cent.) und unsere Rubel (= Fr. 4,70) werden bald nicht mehr als 50 gelten. Amerikanische Schiffe, mit Getreide und Talg beladen, kommen in unseren Häfen an und beginnen das zu verkaufen, was wir einst verkauften. Wir werden immer mehr Schuldner Europa's und können nicht einmal sein Geld mehr wechseln. Von allen Seiten kommen unheilvolle Nachrichten über die Ernten; allerwärts flagt man über Noth und Hunger, Krankheiten und Sterblichkeit; Ungeziefer aller Art, besonders die Heuschrecken fressen unser Korn, die Abnahme des Viehstandes überschreitet jede Annahme; die häutige Bränne, rafft die Kinder hinweg; der Preis des Getreides erreicht bereits 5 Kopeken(= 23, Cent.) das Pfund. Jedermann sieht ein, daß Rußland aufgehört hat, von seinen Einkünften zu leben und statt dessen sein Kapital verzehrt, indem es seine Wälder niederschlägt, sein Vieh verkauft, ja das Stroh von den Dächern seiner Hütten ver­filbert."

Man sieht, jagt der Genfer Rév.", Zar Alexander hat den Augenblick gut gewählt, um sich in England ein Lui schiff bauen zu lassen, welches an Pradalle bisher vom Stapel gelaufenen übertrifft. Mit dem Werth ter Teppiche der" Livadia " tönnte man 10,000 Familien ernähren; die Vergoldungen des Schiffes Derkörpern das Brod von 100,000 Muschits( Bauern). Alle diese Reichthümer sind um den Preis einer Hungersnoth erkauft.

Sprechsaal.

Warnung an alle Varteigenossen.

die betr. Genossen nicht länger für ihn Bürgschaft leisten würden. Hierauf äußerte Tottleben: Wenn ihm der Kredit entzogen würde, würde er sich schon zu rächen wissen. Und er führte seine Drohung auch aus, indem er bei der hiesigen Polizei die Anzeige machte, daß der Gerber Liersch und der Zigarrenhändler Zisowsky Flugschriften verbreitet hätten. Daß ferner der Sohn Liersch's in der Schweiz beim Kongreß gewesen sei, daß bei Zisowsky Gelder für diese Zwecke gesammelt worden, und daß endlich eine geheime Versammlung im Walde betreffs des Kongresses stattgefunden hätte. Diese Dinge gab 2c. Tottleben an vom Hörensagen zu wissen.

Die Genossen werden hieraus ersehen, daß der 2c. Tottleben ein ganz gemeiner Denunziant ist. Da derselbe einen Paß nach der Schweiz besitzt, so werden die Genossen allerorts vor diesem Lumpen und Denunzianten gewarnt. Es ist ferner nothwendig, daß es sich jeder hiesige Genosse zur Pflicht macht, dieses Subjekt ferner in keiner Weise zu unterstützen, noch mit ihm irgendwo zu verkehren. Nur auf diese Weise können wir derartige Schufte von uns fernhalten und uns vor Scha­den und Gefahr schützen.

Forst i. L., im Oktober 1880.

Die forster Parteigenossen.

London , 18. Okt. Obschon ich es bis jetzt nicht der Mühe werth hielt, von den Liebenswürdigkeiten des Herrn Most, unserem Verein gegenüber, die geringste Notiz zu nehmen, so veranlassen mich doch seine mehr als barocken Bemerkungen in der letzten Nummer der Freih." in Bezug auf den von Gen. Liebknecht bei uns gehaltenen Vortrag, einmal aus dieser Reserve herauszutreten. Une fois n'est pas coutume.( Ein­mal ist nicht immer.) Diesen Vortrag besprechend, sowie die mit meinem Namen verbundene Resolution, hat Herr M. leider das Sprichwort ver­gessen: Schuster, bleibe bei deinem Leisten!" indem er auf die eigen­thümliche Idee gerieth, anstatt auf unsern Verein zu schimpfen, einmal auf Kosten desselben witzig sein zu wollen. Obschon ich anerkenne, daß Herr M. seine Artikel start, ja etwas zu stark, zu würzen versteht, haben ihm die Götter aber die Kenntniß eines Gewürzes versagt. Es ist dies das attische Salz.*) Wenn man sich einmal mit dem Style eines Père Duchêne identifizirt hat, wie Herr M. und dann einmal à la Roche­fort versuchen will, dann entsteht eine Fehlgeburt. So ist es Herrn M. gegangen.

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In erwähnter Nummer der Freih." glaubt er die drei Worte englisch, die er erlernt, auf eine seiner Ansicht nach- sehr geistreiche Art, durch ein Wortspiel, zu verwenden, um unsern Verein lächerlich zu machen, indem er denselben als einen, der sich den Namen Vieh bil­dungsverein( Arbeaster- Bildungsverein, anmaße", hinstellt. Ar­beiter in einem Wortspiel als Vieh zu bezeichnen wie hübsch für den magister magnus( Großmeister) der Sozialrevolutionäre"!

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Daß Herr M. sagt, meine Resolution sei von allen zwölf Anwesenden" einstimmig angenommen worden, erklärt sich als eine bei ihm eigenthüm­liche psychologische Erscheinung. Unter den verschiedenen Illusionen, denen er unterworfen ist, kommen auch oft optische Täuschungen vor. So jagt man, daß das auf optischer Täuschung beruhende, den Reisenden in der Wüste Sahara bekannte Phänomen fata morgana ihm einmal mitten in London erschienen sei, indem er die Paulskirche für eine Barrikade ansah. Unser ziemlich großer Vereinssaal war bei Anwesenheit Liebknecht's vollständig gefüllt, und da unsere Mitglieder es noch nicht durch Wohlleben zu einer so kolossalen Korpulenz gebracht haben, daß zwölf derselben einen Raum ausfüllen, der für 200 gewöhnliche Menschen­finder bequemen Sitzplatz bietet, so wird Herr M. wohl mit sich handeln laffen und in seinem nächsten Artikel doch wenigstens 152 Anwesendes zu­gestehen. Daß Liebknecht aus Furcht vor M. und seinen Akolythen ( Jüngern) es nicht gewagt habe, eine allgemeine Volksversammlung eins zuberufen, ist eine jener, diesen Herren so geläufigen Großthuerei, daß man mit Achselzucken darüber hinweggehen kann. Die Thatsache ist: nicht Liebknecht, sondern der Vorstand unseres Vereins hat blos in aller Eile, in Aubetracht der kurzen Dauer der Anwesenheit 2.'s, hier einem Theile unserer Mitglieder davon Kenntniß geben können, daß derselbe am betr. Abende in unserem Lokale anwesend sein würde. Der Sache mehr Publizität zu geben und es mehreren zu ermöglichen, anwesend zu sein, dazu mangelte es absolut an Zeit. Den für ihn und seine Lieute­nants und Korporale so beseligenden Gedanken, Furcht vor denselben. sei eine so mächtige Triebfeder unserer Handlungen, möge sich Herr M. u. Co. aus dem Stopfe schlagen. Wenn wir jede Berührung mit dem selben vermeiden, so geschieht es nach dem Grundsay: Einem Betrun tenen weicht ein Fuder Heu aus." Vielleicht auch, weil der Privat­charakter mancher seiner eifrigsten Sozialrevolutionäre" eine Berührung mit denselben nicht als eine Ehre erscheinen läßt. S. Kaufmann.

*) D. h. der Wik.

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Briefkasten

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f. Pfalz : Bf. v. 21. Lausitzer Rothhaut: M.

der Expedition: C. Peter: M. 59,50( Fr. 72,90) am 21. eingeg. J. G. H. B.: M. 3. Ab. 4. Qu. erh. Bisher Alles fort was also fehlt, ist gestiebert. A. Stg. H- brg.: M. 3,-. Ab. 4. erh. Nachnahme unmögl., also Marken senden. B. N. Salzstadt: M. 12, erh. u. u. Vorschr. verwendet. Flsch. fort. Am 21/4. mit 17 Oncel: auch 50 ges. Ad. Dörs: St. Gall . Fr. 3,30 Flgich. erh. 18 mit 42 fort. 43 brachte 3 H. Wm. K. K. a. Rh.: falsch chiffrirt. Losung unortographisch. Sdg. geht an alte Addr. bis Klarheit. M. 3,- Th. 4. Ou. erh. W. Wtkr. London : Fr. 3,8 erh. 2 C. P. abgg. Sch. R. Westf M. 3,- Ab. 4. Qu. erh. hier. Mit 43 mehr ges. Weiteres geordnet. 72, erh. Weiteres verwendet. Bfl. an O. H. Weiteres. Agent d. Br. M.pillen Flsbg. M. 15,50 erh. Vorschr. verw. Weiteres stehe später. Fonds. F. N. R grin: 5,- für Ab. 4. Qu. u. 11.-F. verwendet. A. Lrg. Mbg. M. 2,60 Ab. Rest. 4. Du. erh. Rothkehlchen: M. 3,- f. Cp. 4. Du. gebucht. Hd. wird besorgt, ebenso W. anderwärts. E. V. furt: Addr. v. W. geordnet. Pr 4. Qu. Alles fort. R. V. Rothschwanz: Mahnung u. Geld haben sich ge­kreuzi. Also Alles richtig. C. a. Rh. Auf Bf. v. 22.. folgen fortan 30. Dtschr. A. B. V. Neuenburg: 4. Du folgt p. Nachn. B. F. Jonscher B. 9felgen fortan 50. Weiteres besorgt. Genf Gewünschtes ging Montag a. d. D. W. unter Ihrer Addr. D. Mehnert Amsterdam : Mm: Addr. berichtigt, war ein Schreibfehler. Fr. 12,40 erh. Schit, so weit disponibel, abges. Fehlendes Geld in Brf. ­Marken erbeten. C. J. P. A- y M. 3, Ab. 4. Qu. erh. Schw. B. Brl. London : Fr. 50,40 à Cto. erh. Aufftllg. erwartend. Jacket: M. 4, Ab. 4. Qu. erh. Alles sonst fort. Wunsch berücksichtigt. Feldhauptmann: Ultimatum für V. B. ut. Ctó. Brdtr. hier, aber sehr dunkel altes Haus! Rothhahu: Bf. v. 24. u. 25. hier neb Beilage. Auf 3 Unsrige Antw. erwartet. E. Statist. eingetr. Bürger Hufeisen: Bfe. p. 19/10. u. 25. hier. Ihren Schlüssel sofort an E. senden. 3fft. mit 43 bereits fort nebst Nota. Rothkehlchen: Bfe. v. 25. hier. Haft damnats für Juli 72 Expl. verrechnet. Bandwurmgefahr" schwebend.

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Allen meinen Freunden und Genossen zur Notiz, daß meine Adres Oswald E. Mehnert, Buchbinder, jetzt ist: Regtboomsloot 57, Amsterdam .

Im Frühjahr d. J. kam der Schuhmacher Tottleben von Frank­ furt a.. nach Forst, stellte sich als Parteigenosse vor und wurde freund­lich aufgenommen, zumal derselbe einigen Genossen von früher her dem Namen nach bekannt war. Derselbe erhielt hier Arbeit und arbeitete furze Zeit als Geselle. Dem Anschein nach schien es demselben hier zu gefallen; er verkehrte in den Kreisen hiesiger Genossen, benahm sich über­haupt soweit anständig; hierauf machte derselbe mehreren Genossen die Vorstellung, daß er gern in Forst bleiben möchte, wenn er sich hier eine London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein feste Existenz gründen könnte, und ersuchte mehrere Genossen, ihm hiebei behülflich zu sein. Dies wurde auch schließlich gethan, und wurde von einigen Genossen beim hiesigen Gerbermeister Liersch für ihn Bürgschaft geleistet.

Nach kurzer Zeit aber stellte es sich heraus, daß der zc. Tottleben ein moralisch verkommenes Subjekt ist, wie angestellte Beobachtungen, sowie eine Erkundigung bei Parteigenossen in Frankfurt a. O. selbst ergab. Auf dies wurde derselbe von Genossen auf seinen Lebenswandel aufmerksam gemacht, und ihm bedeutet, daß, wenn er sich nicht ändere,

3 Percy Street Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geö net von Morgens 9 b Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere I. A. Der Sekretär: Adresse zu achten. G. Lemke.

Schweiz . Bereinsbuchdruderei Hottingen- Zürich .