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erst sagte Er in der Reichstagssitung vom 4. Februar, nachdem Er bereits mehrere Gläser halb Wasser, halb Cognat hinabgegossen hatte. Stimmt auffällig, nur Schade, daß ihn Niemand fragte, wer denn die Kosten dieser Gnade hat tragen müssen!
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" Der Tabat muß noch mehr bluten", sagte Er in derselben Rede. Der Tabak d. h. die Tabatarbeiter, denn die Herren Fabrikanten werden schon gehörig entschädigt
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Proletarierelend. Laut Leipziger Tageblatt " beträgt in ben Meeraner Manufaktur- Fabriken der Lohn eines guten Arbeiters, vorausgesetzt, daß es immer Arbeit gibt, in 7% Tagen neun Mark vier Pfennige macht pro Tag eine Mart fiebzehn Pfennige. Und die Fabrikanten werden dabei Millionäre wie lange noch?
Als charakteristisch für unser Bürgerthum ist hervorzuheben, daß die Flunkereien über Verhängung des kleinen Belagerungszustandes in Kiel , Mannheim 2c. fich vorzugsweise in liberalen und fortschrittlichen Blättern vorfiiben. Die feige Ge sellschaft scheint Stimmung machen zu wollen.
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Bravo ! In Chemniy fand Ende Januar eine Massen verbreitung aufreizender" Flugschriften flatt. In Dresden fanden sich in einer von den Antisemiten arrangirten Verfamm lung die Sozialisten in Massen ein und dokumentirten eine so energische Haltung, daß dem von Berlin verschriebenen Herrn Henrici das tapfere germanische Herz in die Hösen rutschte und er mit echt semitischer Vorsicht sich seitwärts in die Büsche schlug. Bertiner Arbeiter haben jüngst den Herren Körner und Finn in einer von diesen einberufenen zweiten Versammlung gehörig die Wahrheit gesagt. Herr Körner fand es fr gerathen, auf dem Nachhauseweg die Begleitung eines Wächters ber Ordnung vulgo Schußengels in Anspruch zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit möchten wir unseren Berliner Genossen empfehlen, die Versamm lungen jener Herren ebensowenig zu besuchen, wie die HamburgAltonaer Genoffen auf die Versammlungen der unter Anführung des berüchtigten Marr agitirenden Bräuer'schen Klique hineinfallen.) Die Bismarc'schen weißen Blousen haben keine größere Freude, als wenn sich einige entschiedene Sozialisten hinreißen laffen, ihnen Opposition zu machen. Dann haben sie ihren denunziatorischen Zwed erreicht. Es gibt wohl noch geeig netere Gelegenheiten, mit den erbärmlichen Verräthern abzurechnen.
Sie wollen den Bismard'schen weißen Blousen übrigens an Erbärmlichkeit nicht nachstehen, die weißen Blousen des Kapitals. So sah sich jüngst der in Berlin von Arbeitern gegründete Verein zur Wahrung der Intereffen der Tischler und Berufsgenossen" genöthigt, gegen die Denunziationen des Hirsch- Polke'schen Gewerkvereins energischst Protest einzulegen.( int x
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In Löbtau ( Sachsen ) haben trotz krampfhafter Anstrengungen des dortigen Ortsvereins, der durch den Militärverein und Turnverein noch unterstütt much, bei der Gemeinderathswahl der Unansässigen die Reichstreuen nur 55-76 Stimmen erhalten, während die Liste der Sozialdemokraten mit nahe an 300 Stimmen( 280 bez. 272 Stimmen) siegfe. Das deutet auf gute Aussichten für die nächste Reichstagswahl.
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U. X. Berlin , Anfang Febr. Die Versammlungen des Bezirksvereins des 29. Kommunal- Wahl- Bezirks erfreuen sich seit einiger Zeit des Befuches zweier überwachender Polizeibeamten zur großen Verwunderung vieler Mitglieder dieses äußerst liberalen Vereins. Auf Anfrage erklärte endlich ein Vorstandsmitglied, der Klempner Schmidt, wohnhaft Linienstraße 7, ein eifriger Gewerkvereinler, daß die Polizei das Recht der Ueberwachung befize war uns längst bekannt daß sie aber ht dieses Recht bisher nicht geübt habe, weil der Verein für ungefährlich gelte. Da nun aber vor Kurzem im 2. Wahlkreis ein Bezirksverein von Antisemiten und Sozialdemokraten gesprengt worden sei, habe der Vorstand den Beschluß gefaßt, die Polizei um immer gegenwärtigen Schutz gegen derlei mögliche Fälle zu bitten. Natürlich ist nun auch jede etwaige Opposition mundtodt gemacht, auch gegen den Borstand, und dies war der eigentliche Zweck, der erreicht werden sollte. Wahrlich, das sind echt, liberale" Bertreter. Ehre ihnen, deren Vorstand das Hausrecht unter den Büttel stellt!
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Dresden , 5. Febr. Am letzten Dienstag haben die Dresdener Sozialisten dem Unfug der Judenhetzer ein Halt geboten und bei dieser uf- Gelegenheit dargethan, daß sie nach wie vor das öffentliche Leben in der sächsischen Residenz beherrschen, unbekümmert um Ausnahmegesetze und Polizeichikanen. Vor einiger Zeit annoncirte der Dresdener Antifemitenclub eine Reihe von öffentlichen Vorträgen von Agitatoren der Judenhetze in Berlin . Den Anfang sollte der Buchdrucker Ruppel machen, dann sollte Henrici folgen und schließlich Stöcker in eigener Person. Unsere Partei nahm zu dieser Aktion stillschweigend Stellung. Ruppel mit seinem Thema:„ Der Berliner Fortschrittsring" war uns zu unbedeutend, um die Massen gegen ihn in Bewegung zu setzen. Wir beschlossen also, ihn zu ignoriren und erst beim Henrici'schen Vortrag einzugreifen. Die Barteidisziplin bewährte sich auch glänzend. Die Rupche pel'sche Versammlung gegen Ende Januar verlief ungestört, nur wenige
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unferer Genossen waren, gleichsam als Vorposten, auf dem Playze. Die Judenheter glaubten nun, nichts mehr zu fürchten zu haben, und ließen am Dienstag ihren Henrici kommen. Von sozialistischer Seite erging feine Annonce, feine öffentliche Aufforderung zum Besuch der Versammlung, aber die Genossen wußten Bescheid und waren pünktlich am Platze. Kaum war der Saal des„ Tivoli" um 7 Uhr geöffnet, als die Sozialeht, demokraten die besten Plätze besetzt hatten. Die Judenheizer triumphirten, denn sie hielten die Gekommenen für ihre Genossen. Als aber der Andrang stärker wurde, provozirten sie an der Kasse allerlei Erzesse gegen Einzelne, deren Aeußeres den Arbeiter verrieth. Namentlich der Veranstalter der Hetzversammlung, Pinkert, zeigte gegen Arbeiter einen großen Abschen und wies viele derselben zurück, welche sich unten ansammelten. Plötzlich erhob sich unter den Thürstehern ein großes Geschrei:„ Die Sozialdemokraten kommen, Polizei herbei, Polizei!" und auf den Treppen hörte man das Nahen großer Massen. Alles eilte hinunter, um den Sturm abzuschlagen, aber plötzlich füllten sich die Vorräume mit einem großen Menschengewimmel. Die Judenhezer hatten nämlich einen sehr schmalen Eingang arrangirt, damit ja Niemand ungestraft an dem eine Kaffenteller vorbeikomme, und jeder auf seinen Anzug geprüft werden tönne, ob er auch würdig genug sei, dieser Versammlung beizuwohnen. Diese Spekulation rächte sich jetzt, denn die Massen wurden, da sie den Eingang nicht paffiren konnten, von den Nachstürmenden gegen die großen Spiegelscheiben der geschlossenen Eingangsthüre gedrängt, die Scheiben zersprangen und stürzten klirrend zusammen, und nun löfte sich das lebensgefährliche Gedränge in den Vorräumen. Etwa dreihundert Sozialdemofraten, darunter auch die„ notorischen"( die Wortführer, deren Eintritt in der Einladung ausdrücklich verboten war), marschirten durch die *) Einem Arbeiter, der kürzlich von dieser in Hamburg unter den Sozialisten allgemein üblichen Taktik abwich und den Bismarckschwärmern entgegentrat, erklärte der berüchtigte Polizeischuft Engel:„ Sie wollen rch wohl auch ausgewiesen werden, daß Sie hierher kommen und Oppon", fition machen?"
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Bresche in den Saal. Sie wurden von der Majorität der Versammlung mit lautem Hurrah begrüßt, welches draußen erwidert wurde und sich bis auf die Straßen fortpflanzte, wo immer neue Schaaren andrängten. Damit war das Schicksal der Versammlung entschieden, denn jetzt konnte dem immer fortdauernden Eintreten der Sozialisten kein Hinderniß mehr entgegengesetzt werden, bis alle Räume des Saales dicht gefüllt waren. Das Komite und der tapfere Germane Henrici wagten sich gar nicht auf die Tribüne, weshalb die Arbeiter bald sämmtliche dort befindlichen Stühle herunterholten. Wahrscheinlich wären die Redner ebenso heruntergeholt worden, wenn sie den Versuch gemacht hätten, die Versammlung noch stattfinden zu lassen. Aber dazu waren sie schon selbst zu seig. Man löschte die Lichter auf dem Podium aus. Auch das Gas der übrigen Flammen wurde eingedreht und im Schutze der Dunkelheit schlüpfte Binkert auf die Tribüne und meldete, es sei heute kein Vortrag. Stür mischer Applaus. Wo ist Henrici? hieß es. Er hatte sich nach der Garderobe geflüchtet, obgleich er von Niemand erkannt worden war. Jetzt forderten die Leute ihr Eintrittsgeld urück, und während die Polizei mit der Näumung des Saales begann, ertönte die Arbeitermarseillaise, von vielen Hundert begeisterten Sozialisten gesungen, mit dem troßigen Refrain:
Die neue Rebellion! Die ganze Rebellion! Marsch, marsch, und wär's zum Tod! Denn uns're Fahn' ist roth!
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Die Räumung des Saates, bei welcher übrigens die Polizei angesichts der Machtverhältnisse im Saale sehr vorsichtig verfuhr, konnte nur langsam vollzogen werden, und unten wogten noch immer die sozialistischen Massen, welche die ganze Straße füllten, und in Hochs auf Bebel, Lassalle 2e. ausbrachen. Es waren mindestens 2500 Sozialisten auf dem Platze. Unter den„ Antisemiten" herrschte eine furchtbare Banik und man kann wohl annehmen, daß ihnen für immer die Lust zur Veranstaltung öffentlicher Getzversammlungen vergangen ist. Wir unsererseits haben Wir unsererseits haben dadurch unser Hausrecht in den öffentlichen Versammlungen Dresdens gewahrt wud werden dies auch in Zukunft thun. Wenn die Juden eine Versammlung einberufen, in weng r wir nicht ordnungsgemäß zum Worte kommen, werden wir dieselbe ebenfalls sprengen. Prin ipiell gibt es für uns überhaupt eine Judenfrage nicht! Wir ihn vertreten. In erster Linie aber belämpfen wir die erbärmliche Sippbekämpfen den Kapitalismus als solchen, gleich viel ob Christen oder Juden schaft, welche den wirthschaftlichen Experimenten und Volksbetrügereien des Bismarck schen Regime's durch unterstützung der christlich sozialen Komödien Borfchub leistet.
× Hamburg ( Landbezirk), 3. Febr. Hamburg widerhallt von den Kirassiertritten des Reichskanzlers uns die Leiter der Elbrepublik winden sich zu den Füßen eines monarchischen Glücksritters, als ob man durch hündische Demuthsbezeugung, durch einen Aft schmachvollster Erniedrigung den letzten Rest Hamburgischer Selbstständigkeit retten könnte!
ist allerdings aussichtslos, da sich die Gegner wider ihn vereinigen werden und die Volkspartei im besten Falle sich der Abstimmung enthält. Aber möge das Resultat ausfallen, wie es wolle, ein bedeutender moralischer Erfolg ist uns gewiß und das ist die Hauptsache. Unsere Gegner sollen sehen, daß das Ausnahmegesetz keinen andern Erfolg gehabt hat, als den, unsern Haß zu fräftigen, unsere Energie zu verdoppeln!
Qefterreich- Angarn.
Die österreichischen Behörden und deren Vorgesetzte, das Ministerium des Innern, gehen manchmal in ihrer administrativen Unverfrorenheit so weit, daß sich nicht einmal das willfährige Reichsgericht damit einverstanden erklären kann. Dieß war jüngst der Fall in der Angelegenheit imserer Genossen Perz und Loy, welche wegen Verbreitung verbotener Bücher vom Landesgericht Innsbruck zu einer Geldstrafe verurtheilt wurden, welche ihrer Zahlungsunfähigkeit wegen in eine Arreststrafe verwandelt wurde. Nach verbüßter„ Strafe" wurden sie auf Grund des Bagabundengesetzes(!) vom Magistrate Junsbrud aus dem Gebiete dieser Stadt ausgewiesen und diese Abschaffung von der Statthalterei in Junsbruck bestätigt. Diese Art, ohne Sozialistengesetz und Belagerungszustand Ausweisungen zu verhängen, erschien unseren Genossen doch zu preußisch, weßhalb sie sich an's Reichsgericht wendeten. Das Vagabundengesetz erlaubt nur die Ausweisung von entlassenen Sträflingen, welche der Sicherheit der Person und des Eigenthums gefährlich sind. Der Bertreter des Ministeriums erklärte nun vor dem Reichsgericht, die beiden Ausgewiesenen seien der auferlegten Geldstrafe wegen als Sträflinge(!) zu betrachten, und eigenthumsgefährlich wären sie, weil sie als Sozialdemokraten das Eigenthum theilen wollten! Diese Argumentation war selbst dem Reichsgericht zu dumm, und es gab daher dem Rekurs Folge und hob die Verfügung des hochweisen Magistrates trotz Statthalterei und Ministerium als ungesetzlich auf. Ein Fingerzeig für die Behörden, ein andermal nicht gar zu dumm vorzugehen, wenn fie Sozialisten chifaniren wollen.
Die Schulpflicht soll abgekürzt werden. Es sind schon zu viel Schulen in Defterreich und noch zu wenig Kasernen.
J- r. Wien , 2. Februar. Die Bauernbewegung zieht immer weitere Kreise. Der Hunger ist eben ein ausgezeichneter Agitator, wenn eran Kreise herantritt, die bisher in verhältnißmäßigem Wohlstande gelebt haben, wie es beim österreichischen Bauer. der Fall war. Selbst sadie tir ofer Bauern rühren sich. Am 16. Januar haben die zu Brixen versammelt gewesenen Vertreter der alten Gerichtsverbände von Brixen , Mühlbach und Sterzing ein Komite gewählt, welches die Gründung eines Vereins von deutsch - tirolischen Haus- und Grundbesitzern, vorzüglich aus dem Bauernstande behufs Wahrung ihrer materiellen Interessen mit entschiedener Abwehr der bestehenden Agrar- Mißstände anbahnen soll." Das Komite hat in diesen Tagen einen Aufruf an alle kommunalen Vertretungen Deutsch - Tirols erlassen, in ähnlicher Weise vorzugehen, um später gemeinschaftliche Berathungen darüber pflegen zu können, auf welche Weise Hilfe geschaffen werden soll, um eine Besserung unserer Zustände zu erzielen." Besorgniß erregende, staats- und wirthschaftliche Mißstände aller Art," heißt es am Schlusse dieses Aufrufes häufen - sich in unserem lieben Vaterland, so daß es endlich an der Zeit ist, mit eiserner deutscher Konsequenz und neuen Mitteln gründliche Abhilfe mannhaft zu suchen."
Die unmotivirte Verhängung des Belagerungszustandes und der damit verbundenen Maffenausweisungen hat auch hier auf dem Landgebiete bei allen ehrlichen Menschen die entschiedenste Verurtheilung gefunden. Die Liberalen, die Macher des Sozialisteng setzes, dürften kaum mehr den Muth haben, mit einer Kandidatur zum Vorschein zu kommen. Der Vertreter unseres Wahlkreises, Dr. Wolfson, einer der Hauptheroen des dereinstigen gewaltigen liberalen Reichstagswahlvereins, der noch im Jahre 1877 in einer zu Eppendorf abgehaltenen Wählerversammlung pathetisch ausrief:„ Es ist viel an den Arbeitern gesündigt worden und wir müssen daher für Erhaltung und Erweiterung des Koalitionsrechtes eintreten!" und der gleich darauf das Ausnahmegesetz votiren half, wird wohl nicht länger mehr zu den Reichstagsabgeordneten zu zählen sein, obwohl derselbe beim letzten Wahlgang 14,000 Stimmen auf sich vereinigte, während unser Genosse als einziger Gegenkandidat es nur auf 7000 Stimmen brachte.
Die Fortschrittler geben sich alle erdenkliche Mühe, um den Wahlkreis zu erobern, und allem Anscheine nach haben sie schon alle Bezirke orga nifirt. Ihr Kandidat, Dr. Gieschen, der frühere Bundesgenosse von Wolfson und Möring, hat sich ein freiheitliches Mäntelchen umgehängt, nur verspürt man in der Bürgerschaft, deren Mitglied er ist, nichts da von; auch scheint die warme Theilnahme, die er anfangs für die Ausgewiesenen an den Tag legte ziemlich erfaltet zit fein. Nun, es ist ja auch Winter, und Standhaftigkeit von einem Fortschrittler zu verlangen, wäre zu viel gefordert.
Obwohl die Fortschrittler ausgesprochene Freihändler sind, scheint Herr Dr. Gieschen sich über die Frage, ob Zollanschluß oder Freihafen das Beste für Hamburg sei, noch nicht recht klar zu sein. Trotz Alledem glaubt Herr Gieschen Reichstagsabgeordneter werden zu können, nur fürchtet er den sozialistischen Rivalen. Die Sozialdemokraten", so meinte er in einer fürzlich abgehaltenen Bezirksversammlung, kennen gar nicht die Legionen ihrer Anhänger, die unstreitig durch die allgemeine Erbitterung noch gewachsen sind, welche die schroffen Maßnahmen der Regierung überall hervorgerufen haben, sie kennen nicht die Sympathie, deren sie sich in allen Gesellschaftskreisen erfreuen, darum müssen wir doppelt auf der Hut sein."
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Wahrlich, jämmerlicher kann man nicht mehr seinen eigenen Bankerott anzeigen. Sie sind frei und wir gefesselt, sie können uns ungestraft verhöhnen, beschimpfen und verläumden,*) indeß jeder Versuch unsererseits, sie zu widerlegen, als Verbrechen gilt, sie dürfen schreien, indeß man uns gefnebelt hat, und doch hört das Volk nicht auf sie, sondern auf uns! Ihr selbst seid es eben, die am besten für uns agitiren, Eure Feigheit, Eure Unfähigkeit, Eure Habsucht, Eure Frivolität kurz und gut, Eure Schurkerei! Ihr seid Eure eigenen Todtengräber! Wir aber, Genossen, wir wollen dem ganzen Gezücht die richtige Antwort geben, indem wir allen Verfolgungen zum Trozz unentwegt unsere Jdeen in's Volf tragen, es aufrütteln und auf seine Stärke und die Schwäche seiner Feinde aufmerksam machen. Eine unserer ersten Pflichten ist das massenhafte Abonniren auf unser Zentralorgan, den„ Sozialdemokrat". Wohl wird das Verbreiten desselben, nicht aber das Abonniren bestraft, und wenn unsere Abonnentenzahl sich auf Tausende**) beläuft, so wird selbst der scharfsinnigste Staatsanwalt nichts dagegen machen können. Durch das Abonniren nimmt man wieder Theil an der Entwickelung unserer großen Sache, dadurch wird die Organisation wieder hergestellt und zu einer unzerstörbaren gestaltet.
E- d. Aus Würtemberg, Ende Januar. Das Ausnahmegesetz, obwohl uns fast ganz von der Oeffentlichkeit zurückdrängend, hat im Großen und Ganzen unsere Kadres nicht zu zersprengen vermocht. Ueberall im Lande, wo wir früher Anhänger hatten, besteht auch jetzt noch ein mehr oder minder starfer Stamm trener und zuverlässiger Genossen. Einzelne Plätze leiden zwar unter der Ungunst der wirthschaftlichen Verhältnisse, aber in den meisten Orten hat der sozialistische Gedanken nicht nur eine tüchtige Schaar überzeugungstreuer und klarer Anhänger bewahrt, sondern sogar neue, treffliche Elemente gewonnen. Auch auf dem Lande, unter den Bauern, beginnt's heller zu werden, und wir können mit Freuden konstatiren, daß sich nicht nur in kleinen Städten, sondern sogar auf abgelegenen Dörfern Anhänger unserer Sache gefunden haben. An eifriger Propaganda lassen wir es allerdings nicht fehlen. Bereits zu mehreren Malen haben wir trefflich organisirte Flugschriftenverbreitungen vorgenommen. Von besonders durchschlagendem Erfolge war die letzte, wo wir 10,000 Exemplare hauptsächlich unter die bäuerliche Bevölkerung brachten, weil der Inhalt speziell auf diese berechnet war. Kein Genosse wurde ertappt, indem die Verbreitung in einer Nacht für alle in Betracht kommenden Plätze in umsichtigster Weise vorbereitet war. Unsere Stellung gegenüber den anderen Parteien ist eine den Beschlüssen des Wydener Kongresses vollkommen angepaßte. Namentlich aber halten wir es aus taktischen und prinzipiellen Gründen für wichtig, die gegen wärtige Bourgeoisdemokratie in ihrer Kurzsichtigkeit und Halbheit scharf zu kennzeichnen, da gerade sie die Zeitverhältnisse auszubeuten sucht, um die Arbeiter zu sich herüber zu ziehen.
Dementsprechend werden wir auch bei den Wahlen vorgehen. Getreu den Beschlüssen des Wydener Kongresses weisen wir jeden kompromiß zurück und werden wir uns bei Stichwahlen, in denen unsere Kundidaten nicht in Betracht kommen, der Wahl enthalten. Es ist aber gar nicht unwahrscheinlich, daß bei der Zersplitterung, die im gegnerischen Lager herrscht, unsere kräftig betriebene Agitation den Erfolg hat, unseren Kandidaten Dr. Dult in die Stichwahl zu bringen. Diese selbst
*) Und sie thun es auch, der„ Meister" Eugen an der Spitze! Anmerkung des Setzers.
**) Die Tausende find längst erreicht. Es handelt sich jetzt um die Zehntausende. D. R.
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Noch energischer drückt sich eine Petition der Bauern aus dem Passeterthat der Heimath Andreas Hofers aus, welche einen ungeheuren Bauernkrach in Aussicht stellt, gegen die reichen Geldmänner loszieht, und zum Schlusse ausruft: Werden nun noch fortwährend neue Auflagen auf die Schultern des Bauernvolkes gewälzt, so wird sich auch bei uns wie anderwärts der Bauer erheben, um zu seinem Rechte zu gelangen!" Deutlicher kann man wohl nicht sein, als die„ loyalen" Landsleute Andreas Hofers. Sie gedenken heute ebenso die Beamten und Kapitalisten gegen Franz Josefs Willen zum Lande hinauszujagen, wie seinerzeit die Franzosen gegen Franz II . Willen zugleich aber ihrem Kaiser" treu zu bleiben. Daß der Wiener Regierung vor einer solchen sonderbaren Loyalität" bange wird läßt sich denken. Sie thut ihr Möglichstes, die Bauernbewegung niederzudrücken. Der Versuch, der Bauernpartei durch Gründung eines Bauernvereins eine der deutschen Sozialdemokratie ähnliche Organisation zu geben, ist von der oberösterreichischen Statthalterei hintertrieben worden, welche die vorgelegten Statuten auf Grund der famosen§§ 4 und 6 des Vereinsgesetzes als gesezwidrig und staatsgefährlich zurückwies. Daß die Bauern dadurch dem bestehenden Staatswesen nicht günstiger gestimmt werden, ist klar. Die Ursache ihrer Bewegung, die Noth, kann eben von der Statthalterei nicht verboten werden, und wenn sie noch so staatsgefährlich ist. Die Unterdrückungsversuche werden daher nicht den Erfolg haben, die Bewegung einzudämmen, sondern die Bauern gegen das bestehende Staatswesen zu erbittern. Nur so fort, Ihr Todtengräber der bestehenden Gesellschaft uns kann's recht sein!
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- Die Fenier haben eine Proklamation erlassen, welche auch für die deutschen Genossen manchen beherzigenswerthen Gedanken enthält. Sie lautet:
,, Senatus Consultum- Proklamation. Männer aus Jrland! Das Land macht gegenwärtig eine Krisis durch, welche für die nationale Sache voller Gefahren ist. Das Vorgehen der britischen Regierung und ihrer Anhänger und Helfershelfer ist augenscheinlich darauf gerichtet, einen verfrühten Widerstand hervorzurufen. Auf Euch lastet daher die Verantwortlichkeit, Niederlage und Erniedrigung zu vermeiden. Ihr habt traurige Ursachen zur Empörung, allein Ihr seid noch nicht vorbereitet und es würde eine erdrückende Niederlage der nächsten Generation die Aufgabe übertragen, das bereits so weit vorgeschrittene, große Werk von Neuem zu beginnen. Die Rettung unseres Volkes liegt allein in der Erlangung nationaler Unabhängigkeit, aber die Zeit des Kampfes ist noch nicht herangebrochen. Seid daher auf Eurer Hut und laßt Euch nicht durch falsche oder thörichte Freunde, oder durch den Feind zu fruchtlosen Ausbrüchen verleiten. Derjenige, der Euch heute verleitet, einen Insurrektionsversuch zu machen, arbeitet England in die Hand und muß als des Verrathes an Irland schuldig betrachtet werden. Die strengste Disziplin muß eingehalten, jeder einseitige Ausbruch verhindert werden. Das Weitere nur auf Befehl Eurer Offiziere. Unsere augenblickliche Pflicht ist, uns vorzubereiten, zu wachen und zu warten, bis die Stunde der That gekommen. Nehmt eine Haltung der ruhigen Entschlossenheit, der Aufopferung und des unerschütterten Vertrauens in den schließlichen Triumpf unserer Sache an. Im Auftrage des irischen Nationaldirektoriums".
Die Proklamation sei allen denen zum Nachdenken empfohlen, welche die Sozialdemokratie der Feigheit und Leisetreterei be schuldigen, weil sie nach Erlaß des Ausnahmegesetzes nicht losschlug.
X. London , 28 Januar. Obwohl ich weiß, daß unser Blatt nicht allzuviel Raum für Auslands- Berichte hat, so scheint es mir doch wichtig genug, Einiges über die Situation hier zu Lande zu berichten. Sensationelle Ereignisse folgen Schlag auf Schlag und jeder Tag bringt etwas, was für uns Sozialisten wissenswerth ist.
Im Vordergrund steht natürlich vor Allem die Bewegung in Jrland. Bekannt ist, daß die englische Regierung ein Ausnahmegesetz, welches seine Spitze gegen die Landliga und deren Führer richtet, im Parlament durchzusetzen sucht. Wenn man nun als deutscher Sozialist die diesbezüglichen Parlamentsverhandlungen verfolgt, so sindet man viele Paral lelen zwischen dem sich hier abspielenden Kampf der Unterdrückten gegen ihre Tyrannen, und dem Kampf unserer Partei im deutschen Reichstag gegen das Sozialistengesetz. Und man muß gestehen, der Muth der irischen Parlamentsmitglieder ist achtungswürdig, wie der Muth, die Einigkeit und Ausdauer der gesammten Landliga bewunderungswürdig find, und wir deutschen Sozialisten könnten manches von ihnen lernen. Schade, daß dieser Kampf nicht unserem Prinzip gilt.
Hier nur ein Beispiel von der ausdauernden und muthigen Kampfes weise der Landliga, und gleichzeitig ein Beweis für deren gute Organi sation. Nach einem Bericht des General- Inspektors der königl. irischen Polizei, der mir zu Händen ist, fanden seit Januar 1879 bis zum Dezbr.