auszugraben und ihn dem Erstickungstod zu entreißen. Der Herr Ge­und meindammann wollte aber mit den Rettungsarbeiten nicht früher be­ginnen lassen, als bis er wußte, wer die Kosten derselben zahle. Ber- Wir empfehlen den Mann als Fabrifinspektor, wie ihn die Herren den Fabrikanten brauchen.

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,, Am 27. Februar schwamm ganz Berlin   in Festjubel und die dem jungen Paare bereiteten Ovationen waren ein beredter Ausdruck der Loyalität des preußischen Volkes, welches sich mit seinem Herrscherhaus auf's Innigste verbunden fühlt. Alldeutschland darf aber auch stolz sein, wenn es auf den greisen Monarchen, seinen kraftvollen Sohn und den die blühenden Enkel sieht, welche auf Geschlechter hinaus die geht, Zukunft des Reiches sichern, auf daß dieses des zu wachenden und erhaltenden Armes nicht entbehre." man Was mag das für ein Blatt sein, welches so schreibt? Ein preußisches Be Junkerorgan oder ein Mitglied der nationalservilen Presse? Nein, ein ung republikanisches Blatt ist es, das so schreibt, die liberale" sten 3ürcher Freitagszeitung", in Nr. 9. Daß doch die Bour­war geoisie überall gleich hündisch ist, in der Republik   wie in der Monarchie. Singe

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Deutschland  .

Heissa, Juchheissa, Dudeldumdei, das geht ja sung hoch her im Hause der Erleuchteten des Deutschen Reiches. Die ber, bevorstehende Reichstagswahl, welche die Herren in die unangenehme und zu unbequeme Lage versetzt, vor das Volk treten zu müssen und Rechen­schaft über ihr Verhalten abzulegen, spuckt ihnen schon in allen Gliedern, mee, und während sie sich einerseits an Volksfreundschaft und Sorge für das und Wohl des armen Mannes gegenseitig überbieten, suchen sie sich anderer­chen feits gegenseitig möglichst herunterzureißen, allen voran der Geniale". von Der größte Mann des Jahrhunderts", dem es in nüchternen Augen­län- blicken nicht verborgen bleibt, wie rapid es mit seiner Popularität bergab in geht, entwickelt eine fieberhafte Thätigkeit, um seine Gegner zu vernichten. erm, Da es ihm keiner seiner Mameluken mehr recht macht, so stürzt er sich ders selbst in den Kampf, wobei ihm sein Größenwahn und der verfluchte ann Cognak manch bitterbösen Streich spielen. Als am 3. März der Fort­eine schrittler Mendel sich über die von den preußischen Landräthen ausgeübten Wahlbeeinflussungen beschwerte, ging der Krakehl los. Ich bin gegen der jede Wahlbeeinflussung, heuchelte er unverschämt, vielmehr habe ich unter tsch denselben am meisten zu leiden, ich habe gar keinen Einfluß, aber gegen seits mich geschehen fürchterliche Dinge, und eine Fahrt des Herrn Lasker mit me feinem Freunde, dem Landrath Baumbach, mußte als Beweismittel dienen, tur daß sich die Liberalen gern derselben Mittel bedienen, deren sie die Regie­hen, rung anklagen. So richtig dieser Satz an und für sich ist, so wenig beweisfräftig war das Beispiel, und wenn die Liberalen weniger hasen­der, herzig gewesen wären und ein reines Gewissen hätten, so würde Er noch chen ganz andere Schläge erhalten haben, als Er ohnehin erhielt. Erst unser in Genosse Kayser war es, der beiden Seiten gehörig die Wahrheit sagte äuel und die schlimmste Wahlbeeinflussung, die der Leiter der Staatswerk­bung stätten und der Privatindustriellen gegenüber ihren Arbeitern, gehörig kenn­zeichnete. Namentlich erhielt der Fabritpascha Stumm eine so fräftige Ver Züchtigung, daß er nur ein paar blöde Worte der Entschuldigung her­mme vorzustammeln vermochte. in

Tags darauf ging es gegen die fortschrittliche Verwaltung der Stadt Ap Berlin los. Der Geniale bezahlt nämlich seiner Ansicht nach zuviel ine Miethssteuer und ließ infolgedessen an dieser Steuer kein gutes Haar, im während die Liberalen von seiner Schwärmerei für die Mahl- Schlacht- 2c. nder Steuer nichts wissen wollen. Beide natürlich nur im Interesse des iheit armen Mannes. Und Fortschrittsring" schamlos unverschämt, an in dieser Tonart bewegte sich die Debatte unter den ,, Edelsten der Nation." Die Köstlich war es übrigens, Seine stereotyp gewordenen Klagen zu hören, es wie Er sich als verkannte und verfolgte Unschuld hinstellte. Er muß tsch mehr Steuern zahlen als jeder Andere, Er hat noch nie so eng gewohnt, Zeit wie gerade jetzt in Berlin  ( Wer lacht da?), Seine Amtswohnung sei teine 3000 Thaler jährlich werth( das Palais in der Wilhelmsstraße!) die und man habe sie ihm zum Aerger mit 22,380 Mark eingeschätzt! Er und müsse daher jetzt die unerhörte Summe von 746 M. Miethssteuer zahlen 2c.! Be Bei der Mahl- und Schlachtsteuer kommt Er freilich besser fort, aber seine auf wessen Kosten? Beim besten Willen kann Er nicht 200 mal mehr astie, Brod verzehren als eine arme Arbeiterfamilie, in deren Haushalt das Brod eine so große Rolle spielt. Aber was geht das Ihn an, die Mieth­Ver steuer ist Ihm unbequem und daher ist sie ebenso ungerecht wie die freie Einfuhr von Holz, wie die Erhöhung der Branntwemsteuer, wie eter, die Freihafenstellung Hamburgs u. s. w. Und mit gewohnter Unver­red, schämtheit leistete Er sich folgenden Satz, den wir hier festnageln wollen, Sym und den wir unsern Lesern zur Beherzigung dringend empfehlen: tsche die Wenn der Herr Vorredner ferner zu Gunsten der Miethssteuer an­esem geführt hat, sie bestände seit 1815, ja dann ist man ganz erschreckt, daß artei diese ungeheure Summe von Ungerechtigkeit, die darin liegt, schon so und lange dauert und über die Geduld des ärmeren Volkes". ichen Hört Jhr's, Proletarier, man ist erschreckt über die Geduld des ärmeren Volkes! Und das sagt Euch derselbe 0,19 Mann, der Eure Vorkämpfer rechtlos gemacht hat!

83tg. sein Stadt.

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Dem Reichstag   ist die Rechtfertigungsschrift betreffend die Ver­hängung des Belagerungszustandes über Hamburg   und Altona   und die betreffend die Verlängerung desselben über Berlin  Sar." zugegangen. Aus jeder Zeile leuchtet uns in denselben die Verlegenheit

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heraus, die Gewaltmaßregeln ausreichend zu begründen. Mit den Haaren rach. find die Rechtfertigungsgründe herbeigezogen, erlogene oder gänzlich eine unbedeutende Vorkommnisse als solche vorgebracht.

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Sehr offenherzig werden in der Hamburger Rechtfertigungsschrift als die hervorragendsten Gründe der Verhängung des Belagerungszustandes über Hamburg   der Wahlsieg vom 27. April 1. J.( sic!) und der Wydener Kongreß angegeben! Unverblümt wird also zugestanden, was wir im Sozialdemokrat" am 14. November v. J. schrieben: Die Ham­fort lichst burger Dragonaden sind die Rache für den Wydener Kongreß."" Nun," nicht fügten und fügen wir hinzu, der Wydener Kongreß war die Antwort seren auf das Sozialistengesetz, und die deutsche Sozialdemokratie serer wird auch die Antwort auf die Hamburger Dragona New den nicht schuldig bleiben."

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des Als eines der Motive der Verlängerung des Belagerungszustandes über Berlin   wird die Entdeckung einer geheimen Druckerei angeführt. Bekanntlich sind es fast zwei Jahre her, daß man diesem revolutionären" Unternehmen auf die Spur kam, und es mußte der wegen desselben verhaftete Anarchist" Werner wegen Mangels an Beweisen wieder freigelassen werden, worauf er ausgewiesen wurde. Dieser Sozialrevolutionär" hat jüngst eine de- und wehmüthige Bitte an Herrn Madai gerichtet, derselbe möge ihn wieder nach Berlin  laffen und dieses Anarchisten" unbewiesene vor nahezu zwei Jahren » entdeckte" geheime Druckerei gilt als Motiv, den Belagerungszustand jetzt zu verlängern. Die weiteren Motive schließen sich dem würdig an. Wir müssen den Humor des Herrn Madai bewundern, wenn er nach ,, oben" berichtet, in Berlin   sei die sozialrevolutionäre" Richtung beson­ders stark vertreten. Kleiner Schäfer! In Berlin  , wohin schon zur Zeit des Wydener Kongresses, wie wir, ohne Widerspruch zu erfahren, nach­wiesen, ganze 25 Exemplare der Freiheit" gingen, und wohin heutzutage nicht mehr fünf gehen, von denen die Mehrzahl" von der Polizei abonnirt ist! In Berlin  , dessen gesammte Arbeiterschaft von den Sozial­revolutionären" in ihrer jüngsten Auslassung als Kanaille bezeichnet wird, weil die Berliner   Genossen sich nicht zu dem kleinen Faschingsscherz bewogen fühlten, bei den Einzugsfestlichkeiten in Berlin   ,, die ganze Bande in die Luft zu sprengen" und so den stoffarmen und sensationssüchtigen fener Revolutionsjournalisten einige Spalten zu füllen! irlich

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Nein, Berlin   ist nicht extremer" gesinnt, als die Sozialdemokratie Dieder ganz Deutschlands   möge Bismarck   daher ruhig über ganz

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Deutschland   den Belagerungszustand verhängen: Die Rechtfertigung" dieser Maßregel wäre ebenso begründet, als die Verhängung des Belagerungszustandes über Berlin   und Hamburg  allein.

Geradezu albern ist es schließlich, wenn behauptet wird, in Berück sichtigung der sozialrevolutionären Stimmung und um dem Abfall wei­terer Parteifreise in Berlin   vorzubeugen", habe man sich auf dem Wydener Kongreß weiter nach links drängen lassen und sei dem entsprechend un­sere Haltung eine mehr revolutionäre geworden.

Wir haben uns weder weiter nach links drängen lassen, noch war es nothwendig, uns weiter nach links zu drängen. Nach wie vor ste= sten wir auf dem Boden unseres Programms, an dem wir unerschütterlich festhalten, gewappnet gegen alle Versuche, uns nach rechts oder nach links zu drängen. Wenn unsere Sprache schärfer wird, so ist dies natürlich, Angesichts der Erbitterung, welche die Schand­thaten der herrschenden Klassen in Jedem hervorrufen müssen, der noch Mannesstolz und Mannesmuth in sich fühlt.

Unsere Sprache und unsere Taktik werden sich stets nach der Haltung der Gegner richten. Die Schärfe unserer Sprache ist nicht die Ursache, sondern die Wirkung der Verfolgungen, und diese Schärfe wird zunehmen mit der Schamlosigkeit der Henkers­knechte deutscher   Freiheit und deutschen Rechtes.

Der König der schwarzen Fetischanbeter in Dahomey   huldigt dem Glauben, alle diejenigen, die er bei Lebzeiten habe erschlagen lassen, würden ihm im Jenseits" als Sklaven dienstbar sein. Eine ähnliche Tradition scheint sich im Hohenzollernstamm fortzupflanzen. Schon bei Hödel fiel es auf, daß dieser geisteskranke Mensch justifizirt wurde; noch auffallender aber ist des Heldengreises Mildherzigkeit" in letzter Zeit hervorgetreten. Den Arbeiter Gehrke ließ er wenige Tage vor der Vermählung des Prinzen Wilhelm öpfen; jetzt, wenige Tage nach dieser Vermählung, wird schon wieder geköpft, und zwar der Arbeiter Wieleba.

Außerdem aber harren noch der Köpfung in Berlin   die Ver­urtheilten Gra ßnick, Roßbach und die unverehelichte Schmuck! Der Alte hat's eilig, seinen Sklavenstand zu komplettiren. Germania  , mir graut vor Dir!"

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,, Es ist gewiß, daß jeder Krieg, auch der sieg­reichste, ein Unglück für das Land ist, und daß kein Erwerb von Land oder Geld den Verlust an Menschen und die Trauer der Familien aufwiegen fann." So schrieb dieser Tage schrieb dieser Tage ein Mitglied der Friedens- und Freiheitsliga"? nein, sondern Graf von Moltke, der einige Wochen früher den ewigen Frieden für ein Unglück erklärte! Und einige Zeilen weiter unten in dem Brief, in dein er dies geschrieben, heißt es:" Es wäre zu wünschen, daß alle Regierungen stark und that­fräftig genug wären, die Leidenschaften, welche ihre Völker bewegen, zu beherrschen und so den Krieg zu vermeiden."

Wenn man das liest, weiß man wirklich nicht, ob der Schlachten­denker" selbst verrückt ist, oder aber die Unterthanen" dafür hält. Oder beides?

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Die Direktion der Görlizer Bahn hat ihren Patrio­tismus bei der Einholungsfeier durch Anschaffung eines Banners und der Embleme, sowie durch Engagement eines Musikkorps, unter deffen Klängen ihre" Arbeiter erzwungene Aufstellung bei der Feier nahmen, dokumentirt. Aber der Patriotismus dieser Herren ging noch weiter. Das erhabene Beispiel Wilhelm des Uneigennützigen schwebte ihnen vor. Wenn dieser auf Kosten seiner Soldaten, Heldengreis" geworden ist, warum sollen wir nicht auf Kosten unserer Arbeiter Patrioten sein? Gesagt, gethan. Die Kosten der Einzugsfeierlichkeiten wurden auf die Arbeiter repartirt und jedem derselben am Sonnabend Mark 1.25 vom Lohn abgezogen! Freilich konnte man nichts anderes erwarten. Ist Servilität ohne Gemeinheit denkbar?

Juristische und polizeiliche Attentate. Die sozial­demokratischen Reichstagsabgeordneten und Kandidaten erfreuen sich be­sonderer Fürsorge von Seiten unserer Behörden. Bebel wird in Leipzig   wegen Sammlungen zu Gunsten der Ausgewiesenen angeklagt und behaussucht; Hasenklever wird sein Reisekoffer, den er nach seiner Ankunft in Berlin   seinem Schwiegervater übergeben, auf poli­zeilichen Befehl durch einen Schlosserlehrling geöffnet und durchsucht, ohne die geringste Legitimation von Seiten des Poli­zisten und in Abwesenheit Hasenklevers. Wiemer erklärte am 28. Februar im Reichstag, als Ankläger gegen die sächsischen Justizbehörden aufzutreten, da das Amtsgericht zu Themnitz alle an ihn anlangenden Briefe, sogar Postkarten und Postanweisungen sollten in denen auch verbotene Schriften geschmuggelt werden können? mit Beschlag belegt.

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In Stuttgart   endlich verboten Staatsdirektion und Amtsoberamt am 28. Februar die Veranstaltung von Sammlungen behufs Förderung der Wahl des Dr. Dulk zum Reichstagsabgeordneten! Frecher kann die Wahlfreiheit" nicht illustrirt werden. Wie man sieht, herrscht eine rührende Einigkeit" in Deutschland  , was die behördlichen Atten­tate gegen die Sozialdemokratie betrifft, Nord- und Süddeutschland  , Parti­kularisten und Zentralisten wetteifern darin. Wenn in Rußland   der­in gleichen sich ereignet, nennt man es asiatischen Despotismus". Deutschland   nennt's die liberale Sippe loyale Ausführung des Sozialistengesetzes"!

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Ein vor zwei Monaten in Eberstadt   verhafteter Mannheimer Sozial­demokrat, der aus der Berliner   Hausvogtei auf Grund seiner bei dem Reichsgericht eingereichten Beschwerde entlassen werden mußte, wurde, wie man dem Badischen Beobachter" berichtet, dieser Tage vor das Bezirksamt Mannheim   geladen, wo ihm der Polizeikommissar eröffnete, der Reichsanwalt ,, wünsche" seine Photographie(!). Zugleich behändigte man ihm eine Anweisung, sich sechs Mal photographiren zu lassen.

Der Herr Reichsanwalt meinte wohl, die Verstaatlichung des Photo­graphirens sei unsere erste Forderung? Der störrige Sozialdemokrat war leider nicht dieser Ansicht und verzichtete auf diese Staatshilfe"!

Die Hamburger Polizeibehörde ließen die Lorbeeren ihrer Kolleginnen nicht schlafen, sie hat sich daher bemüssigt gesehen, das Einsammeln von Beiträgen zur Unterstützung der Ausgewiesenen und deren Familien zu verbieten.

Daß das Reichsgericht und die mittelfränkische Kreisregierung seiner­Zeit das Verbot der Sammlungen für die Angehörigen oder Familien der Ausgewiesenen als mit dem Sozialistengesetz nicht im Einklang be­funden haben, genirt die republikanische" Polizei ganz und gar nicht. Es ging den Familien der Ausgewiesenen noch nicht schlecht genug, der gewünschte Zweck der Abschreckung war noch nicht genügend erreicht. Das ist der Grund, der diese humane und tapfere Behörde veranlaßte, das edle Werk der Staatsrettung zu vollenden, indem sie die unschuldigen Familien vollends dem Hungertode überlieferte! Diese schurkische Speku­lation soll aber zu Schanden werden! Wer noch Mannesmuth in Deutsch­ land   besitzt, wird fortfahren, die Opfer eines brutalen Despotismus zu unterstützen. Uns aber werden solche erbärmliche Mißhandlungen eben­sowenig mürbe machen, als die Hugenotten Frankreichs   durch die Dra­gonnaden Ludwig XIV  . sich einschüchtern ließen. Soweit hat es das siegreiche Deutschland  , vor dem ganz Europa   zittert, gebracht, daß es, um sich des Anpralls einer Idee zu erwehren, mit den wehrlosen Frauen und Kindern armer Arbeiter Krieg führt! Schmach über ein Land, dessen Männer sich zu solcher Erbärmlichkeit hergeben!

Allenthalben unzählige Haussuchungen natürlich erfolglos. Nächstens soll in der Wohnung jedes des Sozialismus Verdächtigen ein

Geheimpolizist stationirt werden. Dürfte den Polizisten bald unangenehmer werden, als uns.

Schon wieder ist einem Gerichtshof, diesmal dem zu Münster  , nach­gewiesen worden, daß er einen der Majestätsbeleidigung Angeklagten verurtheilte, trotzdem dessen Unschuld klar zu Tage lag. Bei den deutschen   Gerichtshöfen scheint sich dieselbe Praxis einbürgern zu wollen, welche unter der Herrschaft der römischen Zäsaren und später der heiligen" Inquisition   galt: Die Anklage gilt bereits als Verurtheilung!

Die Büreaukratie, verliert Hören und Sehen, sobald sie das Wort Sozialismus hört, einerlei von welcher Seite es kommen mag. Zu den vielen Vorwißigen, die den Versuch, uns durch Zitirung unserer Schand­werke" zu widerlegen, büßen mußten, ist wieder einer gekommen. In München   wurde der Redakteur der demokratischen"" Süddeutschen Post" auf Grund des Sozialistengesetzes wegen eines Artikels angeklagt, den er der nationalliberalen ,, Schlesischen Presse" entnommen, und in welchem unter Zitirung verschiedener Stellen des Wydener Kongreß­protokolles auf die Rothen" geschimpft wurde! Nach 22 Monaten Untersuchungshaft kam der Prozeß am 2. d. M. zur Verhandlung, wobei der angeklagte Bogner geschlossen vorgeführt wurde! Schließlich wurde dieser gefährliche Verbrecher" zu acht Tagen Haft verurtheilt und das Alles wegen eines Artikels gegen uns! O Schicksalsironie!

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Eiu Streber schlimmster Sorte, der Regierungs­präsident von Wolf in Trier  , weiland wüthender, jetzt zahmer und demnächst anti- Kulturkämpfer, soll an Stelle Eulenburgs das preußische Ministerium des Innern erhalten.

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In der Nirnberger Red'schen Maschinenfabrik Lohnredut. tion von 15-20 Proz., in der Amberger Gewehrfabrik massenhafte Entlassungen von Arbeitern, die 20-23 Jahre in der Fabrik thätig gewesen waren und so weiter, und so weiter, das sind die Prälu­dien des Staatssozialismus  .

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Stuttgart  , 2. März. Jm Schwabenlande geht es tüchtig vor­wärts. In Göppingen   traten unsere Leute in die Gemeindewahl­agitation ein und stellten für die Bürgerausschußwahl eine selbständige Liste auf. Obwohl die ersten vorbereitenden Schritte erst drei Tage vor der Wahl geschahen und die Einfädelung eine äußerst mangelhafte war man hatte uns hier zu spät in Kenntniß gesetzt obwohl auch keinerlei Agitation durch Versammlung oder Druckschriften möglich war und obgleich man sich der volksparteilichen Zwillingsschwester" gegen­über befand, erhielten unsere Kandidaten 120-149 Stimmen, die Volks­parteiler etwas über 400. Selbst in früheren Jahren, wo wir öffentlich mit allen Mitteln wirken konnten, war unsere Stimmenzahl nicht höher; relativ kann man also zufrieden sein.

In Eßlingen   hat der von Ihnen schon berichtete Selbstmord eines 23 Jahre lang beschäftigten fleißigen und braven Arbeiters die Bevöl­ferung so erregt und aufgebracht, daß die Zahl der uns sympathisch Gesinnten sehr gewachsen ist, und im gleichen Maße die Agitation und der Eifer der Genossen am Ort.

In Heilbronn   hat Genosse Horlacher, als er seine vierwöchentliche Haft wegen Verbreitung" abgefeffen hatte, bei seiner Fabrit nicht wieder in Arbeit treten dürfen. Der Chef der Fabrit ist einer der lautesten dortigen Voltsparteiler! Wir müssen nun H., der Familie hat, unterstützen, weil er für die Sache der Partei gemaß­regelt ist. Der Volksparteiler kommt aufs Kerbholz.

Auf den Abend des 22. Februar hatte die Volkspartei eine Versamm lung im Bürgermuseum über das Unfallgesetz" ausgeschrieben, mit dem Beisazz: Gäste willkommen!" Es kamen mehr Gäste als die Herren er­warteten. 50 Volksparteiler, etwa ebensoviel Neugierige und Indifferente und mindestens 400-500 Arbeiter erschienen. Letztere so frith­zeitig, daß der Saal beim Eintreffen der Volksparteiler bereits dicht ge­füllt war. Wir beherrschten die Situation vollkommen. Die Genossen Dietrich, Oppenheimer und Pfau sprachen kräftig, oft von rauschendem Beifall unterbrochen. Diese Versammlung war für uns ein sehr beden­tender Erfolg, indem sie nicht nur bewies, daß wir trotz des Ausnahme­gesetzes noch vorhanden sind, sondern, daß wir uns auch kräftig genug fühlen, unsere Meinung öffentlich zu vertreten. Die Presse hat sich natürlich mit dem Ereigniß" beschäftigt; zum Theil recht objektiv, zum Theil, namentlich die Amtsblättchen, in dem gewöhnlichen Schimpfton. Genug, auch in den Bauerndörfern hat man nun erfahren, daß es in Schwaben   noch Sozialdemokraten gibt und unser Auftreten hat die Diskussion der sozialen Frage wieder stärker belebt: jede Diskussion kann uns aber nur von Vortheil sein.

Mit den Vorbereitungen zur Reichstagswahl haben wir bereits be­gonnen. Unser Kandidat für Stuttgart   ist Dr. Dulk; für andere Be­zirke, wo es sich lediglich um Zählkandidaturen handelt, ist noch nichts definitives bestimmt.

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Stuttgart  , 6. März. Unsere Bureaukraten, welche vor der Welt die Kazenkrallen einzuziehen sich den Anschein geben, zeigen in gewissen Fällen ihre wahre Gestalt. So gegenüber dem Genossen Baßler, welcher soeben die ihm zudiktirten 3 Wochen Gefängniß absitzt. Er ist bekanntlich deshalb verdonnert worden, weil er Kreuzbandsendungen, den Sozial­demokrat" enthaltend, an seinen Bruder nach Amerika   schickte. Unser schwäbischer Sozialistentödter Staatsanwalt Schönhardt, des nordischen Tessendorff würdiges südliches Affenbild, schnüffelte aus dieser That glücklich eine Verbreitung" heraus und die wackeren Richter stimmten zu, weil durch solche Kreuzbandsendungen die Postbeamten korrumpirt werden könnten." Das Reichsgericht sagte gleichfalls Ja und Amen und kaum war seine Sentenz amtlich eingetroffen, als man auch den Schul­digen" zur Erstehung seiner Strafe" aufforderte. Baßler darf im Ge­fängnisse nicht einmal den Besuch seiner Braut empfangen. Unser alter Freund Gottlieb", der gallsüchtige Schwindsuchtskandidat und Stadt­,, richter", leidets partut nicht.( Das Kerlchen scheint, wie aus gewissen Vorkommnissen ersichtlich, auch von einer bedeutenden Attentats furcht befallen zu sein). Ebensowenig durfte Baßler die ihm zugeschickten Zeitungen lesen, während ein anderer Genosse, der kürzlich wegen Post­beleidigung 14 Tage lang beim Staate zu Gaste war, viel anständiger behandelt wurde. Die beiden sauberen Brüder Richter und Staats­anwalt" scheinen auf Baßler einen ganz besonderen Haß zu haben und die Elenden sind niederträchtig genug, das dem Wehrlosen jetzt fühlen zu laffen. Traurige Tropfe, Feiglinge, wie sie Beide sind, tragen sie indeß ihre Strafe jetzt schon in sich, denn sie leben in fortwährender Angst, eines schönen Tages mit kräftigen schwäbischen Arbeiterfäusten in nähere Berührung zu kommen, als für ihren Rücken ihnen wünschenswerth dünkt.

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Defterreich- Angarn.

In Budapest   ist die Lage der Schuhmachergehilfen eine so elende und ihr Kampf gegen die Ausbeutung ein schwerer. Vor Zuzug dahin wird daher gewarnt!

J- r Wien  , 3. März. Der reaktionäre Charakter der von verschie­denen Schwachköpfen so hoffnungsfreudig begrüßten antiliberalen Aera tritt immer deutlicher zu Tage. Am 25. Februar wurde der Lien­bacher'sche Antrag, der den Landtagen das Recht zuweist, die Schulpflicht von acht auf sechs Jahre zu verkürzen, vom Abgeordnetenhause an­genommen. Daß die Stimmung hier darob eine sehr erregte ist, läßt sich leicht begreifen, ebenso, daß die Studenten ihrer Entrüstung durch eine Kazenmusik vor Lienbacher's Hause Ausdruck gaben.

Wir möchten nur warnen, die Herren Studenten deshalb als Freiheits­kämpfer" zu betrachten. Dieselben Vorkämpfer der Freiheit" drängten sich vor zwei Jahren dazu, im Festzuge vor den beiden Majestäten" unterthänigst vorbeiziehen zu dürfen, und ebendieselben Herren sind es, die bei jeder Gelegenheit ihrer Verehrung für den Genialen" Ausdruck geben. Es ist nicht Freiheitsdrang, sondern Mordspatriotismus, gemischt mit dem Drange zu randaliren, welche die diversen Kneipgenies hier gegen die verkommenen Welschen und Semiten", die nur ein Seidel Bier vertragen können," dort gegen die Slaven   und Magyaren treibt. Wie für die Bourgeoisie, ist auch für deren Söhne die Zeit der Ideale vorbei die Studenten gehören Ausnahmen bestätigen nur die Regel mit zur reaktionären Masse: die Sache des Fortschritts, der Freiheit, hat von ihnen nichts mehr zu erwarten. Der kommende 13. u. 18. März