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ud von den ewigen Rechten des Menschen, von der Grenze der Tyrannen­macht gesprochen wird, in welcher der Appell an das Schwert als des ich freien Mannes würdig hingestellt wird und fragt sie, ob sie sich auch wie die Schafe zur Schlachtbank schleppen lassen werden, ob sie die nd Schläge und Schimpfworte eines Unteroffiziers geduldig hinnehmen oder fich ihnen durch Selbstmord entziehen würden.

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So vorbereitet müssen die jungen Proletarier zum Militär, so vor­au bereitet müssen sie den Waffendienst lernen. Sie werden dann von dem Gelernten zur richtigen Zeit den richtigen Gebrauch zu machen wissen. Tu l'as voulu, Guillaumme!

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Sozialpolitische Rundschau.

Die Debatte über den Belagerungszustand in icht Berlin   und Hamburg   hat diesmal zwei Tage in Anspruch genommen, cht worauf das hohe Haus" die Denkschrift zur Kenntniß nahm". Das ht. heißt, es bleibt Alles beim Alten. Oder auch nicht beim Alten, denn der Verlauf der Debatte hat gezeigt, daß die Berliner  und Hamburger Polizei noch viel brutaler hätte verfahren können, der Reichstag   hätte ihre Handhabung trozzalledem höchst loyal gefunden und den Freibrief für eine verbesserte Auflage mit Wollust ertheilt. Für unsere brangsalirten, von Ort zu Ort gehetzten deutschen Genoffen gibt es vie teine Appellinstanz in Deutschland  , sie werden somit angewiesen, zur Selbst­hilfe zu greifen, wenn ihre Existenz durch die Brutalität irgend eines Polizeipaschas ruinirt wird.

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Wir wollen damit Niemand provoziren, sondern nur die Situation fennzeichnen. Belagerungszustand setzt Kriegszustand voraus, und wer den Belagerungszustand in Permanenz erklärt, proklamirt damit den Krieg. Wer aber den Krieg proflamirt, hat auch die Konsequenzen desselben zu

verantworten.

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Es ist in einigen Schweizerblättern mit Entrüftung dagegen pro­testirt worden, daß man Ryssakoff mit Tell der, ob er gelebt hat oder nicht, vom Schweizervolt als Heros verehrt wird, zu vergleichen wage. Ryffakoff habe ja wie geistreich! keine Kinder zu vertheidigen gehabt. Nun, die deutsche   Polizei weist mit Vorliebe Familienväter aus, um ja recht hart zu treffen. Bisher vermochte es die deutsche Sozial­demokratie, ihre Ausgewiesenen vor dem Verhungern zu schützen, ob es ihr bei der geplanten Verstärkung der Maßregeln noch möglich sein wird, ift zweifelhaft. Und. wenn dann, wie in Altona   unsere Genossen Reimer, Forschner und Andere, ein der Polizei mißliebiger Familienvater, mit einem Federstrich aus einer mühsam geschaffenen Existenz hinausgeschleu­dert, gezwungen wird, fortzugehen und seine Familie in Noth und Elend zurückzulassen, wer kann es ihm dann verbieten, mit Tell zu argumentiren: ,, Die armen Kindlein, die unschuldigen,

Das theure Weib muß ich vor deiner Wuth Beschützen"

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Wir nicht, und auch kein Bismarck   und kein Melikoff. Gegen die Entschlüsse eines Verzweifelten gibt es kein Gesetz.

Um nun auf die Debatte selbst einzugehen, so haben wir zunächst unsere heit rückhaltlose Anerkennung über die ausgezeichnete Rede unseres Genossen der Auer auszusprechen. So war es recht! Kein Zugeständniß, kein Ein­enfi lenten, aber auch kein kindisches Drohen, kein Appell an die guten erer Herzen, aber auch kein theatralisches Gepolter. Mit unerbittlicher Kritik ung wies Auer die Nichtigkeit der in der Denkschrift angeführten Motive nach, mit den vernichtender Schärfe geißelte er die Brutalitäten der Polizei ohne auch od nur den Schimmer des Verdachtes aufkommen zu lassen, als hoffe er unter den heutigen Verhältnissen auf Besserung. Thun Sie, was Sie für haft das Beste halten, rief er der reaktionären Sippe zum Schluß entgegen, wir sind auf Alles gefaßt!" Wir können keine bessere An­und erkennung für die Rede aussprechen, als indem wir sagen: So spricht tete ein Mann!

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Was Puttkammer nach Auer vorbrachte, war zwar sehr dazu angethan, loyale Gemüther graulich zu machen, aber eine Begründung des Bela­gerungszustandes war es nicht. Er erzählte zunächst, daß wir eine Um­fturz-, eine unpatriotische Partei seien, was kein Nachweis für die Noth­wendigkeit des fleinen Belagerungszustandes in Berlin   und Hamburg­Altona ist, daß Most und Hasselmann sehr rabiate Leute sind, was noch us weniger für die Nothwendigkeit der Verhängung und Verlängerung des rg Kleinen" beweist, daß Most nach seinen Wahrnehmungen sehr viel ein­bo flußreicher ist als die Gemäßigten"( wo? auf dem Monde vielleicht das oder bei Ihren Spizeln, Herr Puttkammer?) was selbst, wenn wahr, ein immer noch nicht der versprochene Nachweis,- daß der Wydener Kon­mft greß den gesetzlichen Weg aus dem Programyn gestrichen, wo bleibt der Saa Nachweis? daß der Sozialdemokrat" geschrieben habe, auf eine di friedliche Entwickelung in Deutschland   sei nicht zu rechnen, was hat das mit Berlin   und Hamburg- Altona   zu thun?

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daß wir das Attentat

che auf den Zaren nicht verurtheilt haben, daß in einem Gedicht im Sozial­iner demokrat auf die Nothwendigkeit der Rebellion hingewiesen sei zc., daß fte der Sozialdemokrat" mit einer wahrhaft infernalischen Kunst in Tausenden von Exemplaren über die Grenze geschafft werde rud eine glänzende Anerkennung für die sozialistische Feldpoft, aber was vo geht das die Berliner   und die Hamburg  - Altonaer   an? daß auch in che Leipzig   der Belagerungszustand eine Nothwendigkeit sei, zum Teufel, to bleibt der Nachweis für Berlin   und Hamburg- Altona  ? Ja, wer den mach in der Rede des Herrn Buttkammer suchen wollte, der könnte sich blind

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Keine Silbe über die laut Gesetz vorgeschriebene Voraussetzung, daß in Berlin   und Hamburg- Altona   die öffentliche Sicherheit   mehr bedroht sei als in Lyk, in Lübben  , oder wo sonst noch irgend ein Buttkammer gewählt worden ist.

Auf Buttkammer folgt der berüchtigte Schutzöllner Kardorff, der seinen tiefen Schmerz darüber ausdrückt, daß die preußische Regierung das Vorgehen seines edlen Waffenbruders Stumm gegen das- libe­Neunkirchener Tageblatt nicht unterstützt habe. Stumms Absicht

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ſei es gewesen, das Saargebiet vor der Gefahr( wie kann man sich so fnd berschnappen, Jutefter? Der segenspendende Belagerungszustand eine gniß Gefahr!) des kleinen Belagerungszustandes zu verhüten, der jedenfalls

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schlimmer ist als die Maßregeln der Arbeitgeber. Aber die Maßregeln fil der Arbeitgeber sind jedenfalls" schlimm, welch' ein köstliches Geständniß, edler Schlotjunker. Wir wollen auch deshalb nicht mit Ihnen streiten. Ob ein Proletarier seiner mißliebigen Ansicht wegen von den vereinigten Arbeitgebern auf's Pflaster geworfen oder von der Polizei ausgewiesen wird, das ist nach unserer plebejischen Auffassung für ihn gleich schlimm, Für von seinen Bedrängern gleich infam, ganz die gleiche Schufterei. Am zweiten Tage wurde die Debatte von dem Hamburger Abgeord neten Wolffsohn und dem Bundesbevollmächtigten Hamburger Se­nator, Dr. Versmann, die beide nur untergeordnete Punkte der Auer'­eiter schen Rede das Verbot der Sammlungen betreffend bestritten, Raft auf die eigentliche Frage, wodurch die Verhängung des Kleinen" über Hamburg   gerechtfertigt sei, sich aber nicht einließen, abgesehen von der feigen Ausflucht Versmanns, daß wenn die Motivirung in der der Denkschrift nicht genügt haben sollte, die Rede Auers ihre nöthige Er­recken gänzung bilden würde.

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arol Der Volksparteiler Payer zeigte sich als gewandter Jurist und wußte rin die Denkschrift und ihre ministerielle Ergänzung schlagend ad absurdum zu führen, aber als echter Advokat beschränkte er sich ausschließlich auf rau das rein formale Gebiet, ein gerade hier sehr untergeordnetes. Es klingt geradezu wie Hohn, wenn Herr Payer die Bitte und die Warnung" aus­spricht, man solle doch in Zukunft bei Handhabung eines so zweischnei­digen Messers so vorsichtig als möglich sein 2c., wenn man, wie wir, die Er­fahrung hinter sich hat, daß das schöne Gesetz" den Mißbrauch geradezu heraus­

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fordert. So geschickt Herr Payer auch Herrn Puttkammer heimleuchtete, von dem Standpunkte, den er einnahm, läßt sich Alles das vertheidigen, was er bekämpfte, sobald sein Gegner den allgemeinen Gesichtspunkt hervor­hebt. Herr Bayer sprach aber, wie er selbst sagte, als Angehöriger der Bourgeoisie". Daß Herr Payer ein Freund der Freiheit und des Reichs" ist, macht seinem Herzen alle Ehre, schade nur, daß dieses Reich und die Freiheit eben unverträglich sind.

Minister May ba ch erwiderte Herrn Kardoff, daß sein Einschreiten in Neunkirchen   gar nicht so böse gemeint gewesen sei, und drückt die troft­reiche Erwartung aus, daß auch auf dem gegebenen gesetzlichen Boden ein Handinhandgehen der königlichen Betriebsbehörden mit den Arbeitgebern, und zwar ein wirksameres wie früher, erreichbar sein wird.

Das genügt aber dem berüchtigten Sklavenhalter Stumm noch nicht, er fängt daher entsetzlich zu lamentiren an, schwefelt von der sittlichen Pflicht, die ihn allein bestimme, und versteigt sich schließlich zu der frechen Drohung, überall da, wo die Sozial­demokratie außerhalb Deutschlands   ihre Schlupf= winkel hat, diese aufzuheben". Man sieht, Herr Stumm übertrumpft den russischen Czaren noch. In seiner Rage läßt der progige Schlotjunker folgendes Geständniß los: aber sie"( die flugerweise nicht verlesenen Auszüge aus dem liberalen Neuenkirchener Tageblatt") ,, würden beweisen, daß ich wirklich verdiente, schließlich eines schönen Tages an einen Laternenpfahl aufgeknüpft zu werden, wenn ich mir meinen Arbeitern gegenüber eine solche Sprache gefallen ließe." Auf deutsch  : Sobald Jch meinen Sklaven gestatte, anders zu denken als Jch, der Sklavenhalter, es für zweck­mäßig halte, verdiene Ich gehängt zu werden." Nun, die Anschauungen darüber, wie man sich die Anwartschaft auf den Strick verdient, sind verschieden.

Nachdem Minister Maybach eine Lüge des Herrn Stumm in aller Be­scheidenheit berichtigt" hat, wie ein Untergebener seinen Vorgesetzten be­richtigt, erhält das Wort Bebel, um in der gewohnten schlagfertigen und rückhaltlosen Weise Herrn Buttkammer gründlich heimzuleuchten, so­wie zu den von Auer angeführten noch einige weitere, die loyale" Hand­habung des Sozialistengesetzes illustrirende Thatsachen anzuführen. Gleich Auer zeigte Bebel in seiner Rede, daß unsere Partei entschlossen ist, unter allen Umständen den Kampf weiter zu führen, und daß wir nicht gesonnen sind, auch nur ein Jota von unseren Forderungen aufzugeben. Besonders freut es uns, daß unser Genosse die Ausführungen des Sozialdemokrat" über die Hinrichtung des russischen Czaren voll und ganz vertreten hat. Unseres Wissens ist bisher in keinem Parlament so direkt für die Sache der russischen Revolutionäre Partei ergriffen worden, als es von Seiten Auer's und Bebel's geschah. Und das in einem Moment, wo die Reak­tion frecher als je gegen uns vorgeht!

Wir werden, wie aus Auer's, so auch aus Bebel's Rede Auszüge aus dem stenographischen Bericht bringen.

Nachdem noch der deutschkonservative Abg. von Schlieckmann seiner Wuth über die Bebel'sche Rede Ausdruck gegeben, wird die Debatte geschlossen. Und das Resultat? Wir haben es Eingangs bereits ange­geben: Die Belagerung" wird fortgesetzt. Sorgen wir daher dafür, daß den Belagerten Proviant und Munition nicht ausgehe!

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Die angedrohte internationale Verschwörung gegen staats- und gesellschaftsfeindliche" Bestrebungen schrumpft immer mehr zusammen, so daß schließlich von der ganzen Herrlichkeit nichts übrig bleibt, als eine sanfte Pression auf die Schweiz   und vielleicht das von Deutschland   ausgehende Projekt internationaler Vereinbarungen gegen Mordversuche auf Staatsoberhäupter.

Was die Pression auf die Schweiz   anbetrifft, so stößt dieselbe beim Bundesrath sowohl als auch beim Schweizer   Volk trotz des Ueber­eifers gewiffer freiwilliger und gekaufter Reptile- auf sehr geringe Sym­pathien. Die Schweiz  , so klein sie ist, hat die östlichen Groß­mächte gar nicht zu fürchten; sie verlangt von ihnen viel weniger als sie ihnen gewährt, und die Drohung mit der Annexion durch Deutsch­ land   schreckt uns durchaus nicht. Bismarck   wird sich hüten, ein Volk zu vergewaltigen, das sich seit Jahrhunderten unabhängig fühlt und dessen Angehörige den Gebrauch der Waffen gründlich verstehen. Die Schweizer  Bourgeoisie würde er mit der Zeit, zum Theil sogar von vornherein, meistern können, das Schweizer   Volk aber niemals. Dieser Bissen würde ihm schwer bekommen, wenn nicht, um beim Bilde zu bleiben, den Magenkrebs zu­ziehen. Hat der russische Czar die unvers hämte Aeußerung über die Schweiz  , die ihm die Zeitungen in den Mund legen, wirklich gethan, so beweist er damit nur, daß er aus der Geschichte absolut nichts gelernt hat. Mag er es versuchen, den asiatischen Despotismus in Europa   einzuführen, wir fürchten, er wird schweres Lehrgeld zahlen müssen.

Die von den Herren Windthorst und Genossen auf Seinen Befehl apportirte Dynamit- Resolution ist vom deutschen Reichstag fast einstimmig" angenommen worden. Dagegen stimmten nur Virchow und Wöllmer von der Fortschrittspartei, einige andere Fortschrittler und die zwei Volksparteiler drückten sich vor der Abstimmung. Unsere Genossen haben sich, da man sie auf Verabredung nicht zu Worte kommen ließ, unter Protest der Abstimmung enthalten.

Mit Recht nennt die Züricher Post" die Haltung der Fortschritts­partei für den Antrag zu stimmen, angeblich weil ihm die Majorität schon gesichert sei, in Wahrheit aber aus Furcht vor den Wählern pi­toyabel( erbärmlich). Und wenn das demokratische Blatt auf die Juristerei des Herrn Hänel erwidert:

so setzen wir hinzu:

Die Mohren bleiben Mohren Troß allen Professoren,

Wähl nur recht viel Professoren, Deutsches Volk, du bist verloren!

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Wenn Kinder unter vier Jahren an irgend einem Gegen­stand sich gestoßen oder sonst beschädigt haben, so pflegen sie gewöhnlich auf denselben loszuschlagen, was in der Regel einen recht drolligen Eindruck macht. Die gleiche findliche Logit veranlaßte Deutschlands   großen Kanzler, dem die Petersburger Bombe arge Leibschmerzen verursacht hat, seine Freunde zu versammeln, um auf internationale Maßregeln zur Verhütung des Mißbrauchs mit explosiven Stoffen zu sinnen. Diese Versammlungen haben jedoch leider zu keinem Resultat geführt. Leider, sagen wir aus vollster Ueberzeugung, denn mehr wie jeder Andere sind wir Gegner des Mißbrauchs, der mit explosiven Stoffen getrieben wird. Noch können wir den Eindruck nicht vergessen, den es auf uns machte, als wir während des russisch  - türkischen Krieges die Schilderung lasen, wie türkische Kriegsdampfer vermittelst Torpedo's derart zerstärt wurden, daß sie mit Mann und Maus sofort in den Grund sanken. Wenn so ein Schiff voll Menschenleben vernichtet war, dann herrschte großer Jubel im russischen Hauptquartier und der milde 3 ar trank eine Flasche Champagner nach der andern auf diese herr­liche Erfindung der Neuzeit."

Freilich handelte es sich damals um die Befreiung" der Bulgaren  vom türkischen Joche, die Bulgaren   brauchten und erhielten eine Kon­stitution. Das russische Volk ruft seit Jahren vergebens nach einer Verfassung, der milde Zar, der gute Alexander, indeß wollte von einer solchen für Rußland   absolut nichts wissen, sondern ließ schon das Verlangen nach derselben mit Verschickung nach Sibirien   bestrafen ist es da ein Wunder, daß Leute, die vielleicht den Türkenkrieg mitgemacht, schließlich auf die befreiende" Wirkung des Dynamit verfielen?

Darum hätten wir von Herzen gewünscht, daß internationale Maß­regeln gegen den Mißbrauch von Sprenggeschossen, im Kleinen wie im Großen in Vorschlag gebracht worden wären, nnd grade darum wurden sie nicht in Vorschlag gebracht!

- Noch erbärmlicher als die Haltung der Fortschrittspartei war das Verhalten der polnischen Abgeordneten. Diese Herren, die sich als die Vertreter eines vergewaltigten Volkes ausgeben, schämten sich nicht, für einen Autrag zu stimmen, der direkt darauf abzielt, die Völker ihren Unterdrückern gegenüber um jeden Preis rechtlos zu machen, denn so wirkungslos der geplante Vertrag an und für sich ist, so muß er gerade deswegen und Bismarck   ist sich dessen sehr klar schließ­lich auf eine größere Ausdehnung hindrängen. Es ist nur der erste Schritt, der Ueberwindung kostet. Die Polen   haben ihn gethan, glücklicher­weise ist man in anderen Ländern weniger charakterlos, oder, was viel­leicht besser zutrifft, vorsichtiger.

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Liberale Zeitungen sind außer sich darüber, daß das hohe Reichs­gericht in seiner unergründlichen. Weisheit folgendes Erkenntniß verübt hat:

,, 1. Die Ehe eines Mannes von hohem Adel mit einer dem Bürger­stande angehörenden Frau ist als eine Miß heirath anzusehen, bei welcher also, trotzdem sie eine vollkommene und wahre Ehe ist, die Frau nicht in den Stand des Mannes eintritt, vielmehr ihren bisherigen Stand behält. 2. Das Verlangen auf Aberkennung des Rechtes zum Gebrauche des Titels und Wappens eines adeligen Hauses kann im Wege der Civil­flage geltend gemacht werden. 3. Zur Anstellung dieser Klage ist jedes Mitglied der Familie für befugt zu erachten.

Wir aber sehen keinen Grund, uns irgendwie darüber zu erregen. Ob Wappen oder Geldsack, beiden gelten die Töchter des Volkes doch nur als nicht vollblütige Kreaturen, mit denen man wohl zeitweilig Liaisons" unterhält, die man aber nicht heirathet, und für Bourgeoistöchter, Schau­spielerinnen, Balletteusen 2c., die nach einer Grafenkrone lechzen, haben wir absolut kein Mitleid. Die mittelalterliche Auffassung aber, die dem Erkenntniß zu Grunde liegt, kennzeichnet den Geist der illustren Körper­schaft zu trefflich, als daß wir derselben dafür gram sein könnten. Nur feine Illusionen, das ist die Hauptsache.

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Der Nihilismus in Deutschland  . Aus Würzburg  melden Ordnungsblätter, daß der Unteroffizier Pude, derselbe, welcher den Studenten Sicken erschoß, seit einigen Tagen vermißt werde. Es wird an dieses Gerücht", heißt es weiter ,,, die abenteuerliche Kombination geknüpft, als ob Pude ein Opfer verspäteter Lynchjustiz geworden sei." Sieh einmal an, auch Du mein Sohn Brutus! Auch Du, loyalster aller Studenten, beginnst zu attentätern? Es ist zwar nur ein Unter­offizier, mit dem Du den Anfang gemacht, aber immerhin ein Re­präsentant der staatlichen Ordnung". Pude hatte nämlich den Sicken gar nicht ermordet, nichts weniger als das, er hatte ihn amtlich und reglementmäßig erschossen, er war sonst ein durchaus milder und humaner Unteroffizier, dieser Pude, der mildeste, den die baierische Armee je besessen, und das will viel sagen. Also schnell ein Ausnahme­gesetz zum Schutze der Armee gegen die deutschen Studenten. Man muß das Uebelim Keim ersticken!

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Böses Gewissen. Nichts charakterisirt die Arbeiterfreund­lichkeit des großen Sozialreformers" besser als die heillose Furcht, die Er vor den Arbeitern empfindet. Seit dem Petersburger Attentat werden auf Seine Veranlassung, wie das W. V." mittheilt, alle Bewerber um einen Platz auf der Zuschauertribüne des Reichstages abgewiesen, falls sie in ihrer Kleidung etwas reduzirt aussehen." Ja, die Peters, burger Bombe, die hat's Ihm angethan.

Es ist übrigens nach verschiedenen Richtungen hin sehr lehrreich, darauf hinzuweisen, daß in Rußland   der gute Rock, in Deutschland   dagegen der Arbeiterkittel ,, verdächtig" sind.

- Also doch! Jetzt, nach fast drei Jahren hat die Wahl­prüfungskommission des deutschen Reichstages beschlossen, und zwar einstimmig, die Wahl des Erminister Friedenthal für den Wahl­freis Reichenbach- Neurode für ungültig zu erklären. Somit hat dieser Herr fast die ganze Legislaturperiode hindurch einen Sitz eingenommen, der in Wahrheit unserm Genossen Kappell, seinem Gegenkandidat, ge­bührte. Aber die Gesetze, die mit seiner und noch drei anderer Herren, deren Mandate ebenfalls für ungültig erklärt worden sind, Hülfe vielleicht gerade durchgedrückt wurden, bleibrn troßdem in Kraft. Und von uns, die wir wissen, wie in Deutschland   Wahlen, gemacht" werden, verlangt man, daß wir die auf solche Weise fabrizirten Gesetze für heilig halten? Nimmer mehr.

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In Chemnitz   sind wieder einmal Massenhaussuchungen vorge­nommen worden, auch ist über acht Personen die berühmte Briefsperre verhängt worden. Da kriegt die infernalische Post" neue Kundschaft. Aus London  , 2. April, schreibt man uns*): Wie Ihnen jeden­die deutschen Blätter treten ja die Sache mit falls schon bekannt ist wurde Most am 30. März hier verhaftet, sehr viel Behagen breit angeblich wegen des Artikels in der Freiheit" über das letzte Attentat, Der russische Bot­in Wirklichkeit auf Verlangen Bismarck'  s hin. schafter erklärte, der Sache gänzlich ferne zu stehen. So tief ist das ,, liberale" Ministerium Gladstone bereits gesunken, daß es Schergen­dienste für den deutschen Despotismus verrichtet; so tief, daß es sich nicht scheut, der Laune eines deutschen Junkers zu Liebe die englischen Freiheiten anzutasten, die Gesetze zu verletzen und die ganze öffentliche Meinung gegen sich zu erregen.

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Die Verhaftung Most's ist ein ganz willkürlicher, illegaler Att. Die Torys haben bereits aus demselben Kapital geschlagen, der Erztory Lord Churchill hat bereits mehrere Interpellationen an das Ministerium gerichtet, auf welche Sir Harcourt nur mit Phrasen moralischer Ent­rüstung antworten konnte. Auf die Frage, auf Grund welchen Gesetzes hin Most verhaftet worden sei, konnte der Minister nur antworten: das werde das geehrte Parlamentsmitglied erfahren, sobald die Anklage er­hoben sei; d. h. man sucht jetzt nach einem Gesetz, mit dem man den Bismarck  'schen Liebesdienst beschönigen kann.

Der öffentliche Ankläger Poland   hat allerdings etwas von einem Gesetz von 1861 verlautbaren lassen, nach welchem die Verschwörung gegen das Leben eines ausländischen Fürsten mit 3-10 Jahren Zwangs­arbeit bestraft wird, aber eine Verschwörung liegt ja nicht vor. Herr Poland   dürfte sich irren, wenn er glaubt, daß Most, weil er jede Woche einige Spalten lang nach dem Blute der Fürsten   lechzte, deßwegen auch Anstalten getroffen habe, seinem Blutdurst anders, als mit Tinte und Feder, Genüge zu leisten. Die Anklage ist daher ganz willkürlich und ungesetzlich. Es ist auch gar nicht zu bezweifeln, daß Most freigesprochen wird. Keine Jury in ganz England wird ihn verurtheilen. Wurde doch auch Bernard seiner Zeit freigesprochen, der erwiesenermaßen ein Komplice Orsinis   war.

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Die öffentliche Meinung erklärt sich jetzt bereits einmüthig gegen die Verfolgung. Der torystische Standard war das einzige Blatt, welches in echter Junkermanier, ganz wie die deutschen Blätter, die Verhaftung Most's guthieß. Seitdem er gesehen hat, daß er allein dastehe, hat er ebenfalls eingeschwenkt. Daß die hiesige Emigration ohne Unterschied der Parteistellung unter Anderen Mary und Engels in einer Ein­sendung an die Daily News" gegen das Attentat des Herrn Glad stone aufgetreten ist, ist selbstverständlich. Aber auch die gesammte Londoner   Presse, namentlich Daily News" und" Times", ist entrüftet über die Frechheit des liberalen" Ministeriums, und, wie sie aus­drücklich hervorhebt, umsomehr entrüftet, als es eine so unbedeutende Person wie Most ist, um derentwillen es sich blosgestellt hat. Times" und Daily News" behandeln Most als Hanswurst, den kein vernünftiger Mensch ernst nehmen kann, und der Alles andere eher verdiene, als die Ehre des politischen Martyriums.

*) Vergl. auch unsere ch. Korrespondenz aus London  .