jugendlicher Arbeiter, Ausnutzung der Frauen zur Fabrikarbeit u. s. w. bezogen, und so oft von irgend welcher Seite Beschränkungen verlangt wurden, trat uns immer sofort der Zuruf entgegen: das heißt uns auf das Schwerste in unserer Konkurrenzfähigkeit schädigen, es ist darum un­möglich, solche Beschränkungen anzunehmen. Nun, wenn Sie die Ver­handlungen über das Haftpflichtgesetz von 1871 lesen, so finden Sie, daß damals namentlich Herr von Unruh es war, der gegenüber den Bestim­mungen des Haftpflichtgesetzes bezüglich der Eisenbahnen sich nachzuweisen bemühte, daß, wenn dieses Gesetz durchgehe, es gar keinem Zweifel unter­Liege, daß das Kapital in sehr bedeutendem Grade sich von den Eisen­bahnunternehmungen zurückziehen würde, daß in kurzer Zeit die Eisen­bahnen Lasten auferlegt bekämen, die sie in die Lage setzten, nicht mehr existenzfähig zu sein, und dergleichen Befürchtungen mehr.

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Kurz, Herr von Unruh malte damals die Folgen des§ 1 des Haft­pflichtgesetzes in den schwärzesten Farben. Sie, meine Herren, sind noch weit besser in der Lage als ich, beurtheilen zu können, wie wenig jene Befürchtungen bis auf den heutigen Tag eingetreten sind. So dürfte es auch wohl mit den Befürchtungen in Bezug auf unsere Vorschläge hier gehen. Und eins halten Sie doch fest: gegenwärtig bereits wir haben das vorhin erst wieder aus dem Munde des Herrn Bundeskommissars gehört besteht eine große Zahl von Etablissements, die über den Wort­laut und die Bestimmungen des gegenwärtigen Haftpflichtgesetzes hinaus die Einrichtung getroffen haben, daß die Arbeiter für alle Unfälle ver­sichert sind, für die Haftpflichtigen und Nichthaftpflichtigen. Das ist seitens der Unternehmer natürlich wesentlich in der Absicht geschehen, damit keine Prozesse entstehen und Streitigkeiten über den Unfall, wer haftpflichtig ist und nicht pflichtig, vermieden werden. Damit hat aber ein nicht unerheblicher Theil der deutschen Arbeitgeber bereits frei­willig Lasten übernommen, die er nach dem Gesetze gar nicht zu übernehmen hatte.

Damit ist aber auch bewiesen, daß der andere Theil, der dies bis jetzt nicht gethan hat, wohl in der Lage sein dürfte, ähnliche Lasten zu übernehmen. Auch würde eine solche allgemeine auf alle Unternehmer ausgedehnte Verpflichtung nicht eine Verschlimmerung bedeuten, sondern eine Verbesserung. Ungünstig ist der gegenwärtige Zustand für alle diejenigen Unternehmer, welche im Gegensatz zu ihren Konkurrenten, sei es aus Humanitäts- oder sonstigen Gründen sich veranlaßt sehen, ihre Arbeiter für alle Fälle zu versichern, denn sie haben dabei eine be­deutende Mehrausgabe übernommen gegenüber denen, die nur für den Haftpflichtfall versicherten. Sie ertragen es und können es ertragen, sonst würden sie es nicht thun.

Indem aber die Verpflichtung weiter ausgedehnt wird, und alle Unter­nehmer verpflichtet werden sollen, für alle Unfälle zu versichern, tritt eine volle Gleichheit der Lasten der Unternehmer ein. Da alsdann die Unternehmer sämmtlich mit einer bestimmten, alljährlich wiederkehrenden Ausgabe zu rechnen haben, die einen Theil ihrer Geschäftsspesen aus­macht, so werden die Unternehmer das thun, was sie immer thun, wenn ihnen direkte oder indirekte Lasten auf ihren Produktionszweig gelegt werden, die sie bei den bisherigen Preisen ihrer Waaren nicht mehr glauben decken zu können, sie werden einfach diese Spesen auf den Preis ihrer Produkte abzuwälzen suchen und auch abwälzen können, da auf das einzelne Stück übertragen, die Laft, die ihnen hier auf Grund unseres Vorschlags zugemuthet wird, eine so außerordentlich minimale ist, daß sie thatsächlich kaum in Betracht kommt.

Aber man wird sagen, gut, das mag innerhalb des deutschen Reichs­gebietes möglich sein, das wird aber nicht möglich sein auf dem Welt­markt, wo oft mit sehr minimalem Gewinn der Arbeitgeber sich begnügen muß. Ja, meine Herren, auch dafür haben wir ein Mittel, daß dieses verhütet werden kann.

Der Herr Reichskanzler hat im Laufe der Jahre gerade durch seine auswärtige Thätigkeit sich seinen Hauptruhm erworben. Er hat drei große Kriege glücklich geführt, es sind zwar viele Menschen in diesen Kriegen hingeopfert worden, Ströme Blutes sind vergossen worden, viel mensch­liches Elend ist aus ihnen hervorgegangen. Meine Herren, ich meine aber, sein Ruhm würde viel dauernder und größer sein als durch diese glücklich gewonnenen Kriege, wenn er jetzt auf einem Gebiet seinen großen Ein­fluß, den er auf alle Mächte ausübt, anwenden würde, um friedliche Einrichtungen, Einrichtungen zum Besten und zum Wohle der Unter­drückten und Enterbten, wie er sich so treffend ausdrückte, in allen Kulturländern herbeizuführen.

( Zustimmung links.)

Es würde dies ein weit größerer Ruhm und viel em= pfehlenswerther für ihn und Sie sein, als wenn die Vor­lage, die Sie nach diesem Unfallversicherungsgesetz heute noch berathen werden, Ihre Zustimmung findet.

( Sehr richtig! links.)

Also, meine Herren, der Herr Reichskanzler soll sich an die Spitze einer Initiative, wie ich sie andeutete, stellen, er soll die Regierungen der verschiedenen Länder, die vorzugsweise hier in Betracht kommen, wie die Schweiz , Frankreich , Belgien , England, Nordamerika , die also besonders unsere Konkurrenzländer sind, auffordern zu einer interna­tionalen Konferenz, in welcher völlig gleichmäßige und gemeinsame Feststellungen in Bezug auf den Schutz der Arbeiter in Industrie, Handel und Gewerbe stipulirt werden. Dann tritt eine vollständige Gleichheit der Konkurrenzbedingungen nach dieser Richtung ein, dann haben Sie die inter­nationale Konkurrenz auf diesem Gebiet nicht mehr zu fürchten und, meine Herren, Sie werden, und das dürfte von Ihnen doch auch wohl sehr zu beachten sein, weit wirksamer den internationalen Sozialismus und den internationalen Nihilismus mit solchen Maßregeln bekämpfen, als mit solchen, wie ihnen heute noch von den Herren Abgeordneten Windthorst und Genossen zur Berathung vorgelegt

werden.

( Sehr richtig! links.)

Das wäre ein Stück Arbeit, des Schweißes des Edlen werth, an dem der Herr Reichskanzler sich versuchen könnte, mit dessen Vollendung er seinen Ruhm in erheblichem Grade vermehrte und dauernder machte als durch vieles andere. Und ein solcher Schritt würde unzweifelhaft von Erfolg sein; denn wenn eine Regierung es wagen wollte, einer derartigen Aufforderung des Reichskanzlers gegenüber sich ablehnend zu verhalten, so würde ein allgemeiner Sturm der Entrüstung durch die gesammte Arbeiterwelt des betreffenden Landes gehen, einmüthig würden sie für die Bestrebungen des deutschen Reichskanzlers eintreten und ihre eigene Regierung zwingen, Abgesandte zu jener internationalen Konferenz zu schicken, auf der so vortheilhafte, so menschliche Vorschläge zum Heil der Gesammtheit berathen werden sollen. Und nicht nebensächlich wäre noch der Punkt dabei, derartige Bestrebungen des Herrn Reichskanzlers würden ungemein wenig kosten, ungemein billig sein und doch ihre moralischen und materiellen Vortheile in das Riesenmäßige sich steigern. Aber vielleicht ist gerade die Billigkeit und das Nahelie gende der ganzen Sache der Grund, daß man nicht darauf eingeht.

( Bewegung.)

Man hat dann weiter die Pflicht der Arbeiter, zu den Unfallversiche­rungen beizutragen, und auch die Höhe der Unterstützung damit zu be­gründen versucht, indem man auf die bezüglichen Bestimmungen unserer Gesetzgebung in Betreff der Staatsbeamten und der Militärpersonen glaubte hinweisen zu können. Dieser Vergleich stimmt ganz und gar nicht, und da voraussichtlich ja von uns, wie ich nach der Stellung, die das Haus uns gegenüber einnimmt, auch als selbst- verständlich ansehe, kein Mitglied in der fraglichen Kommission wird Platz finden können, so halte ich mich für verpflichtet, diesem schein­bar begründeten Einwand hier mit einigen Worten zu begegnen.

Meine Herren, der fragliche Einwand trifft nicht zu. Der Staats­beamte befindet sich gegenüber dem Arbeiter in einer ganz anderen Lage; es handelt sich bei den Staatsbeamten um die einfache Invalidität, die eintritt durch die Länge der Dienstzeit und den allmäligen Verbrauch seiner Kraft, nicht um Unfälle. Es kommt hier hinzu, daß der Staats­beamte in der Regel die bestimmte Aussicht hat, einmal mit der Dauer der Dienstzeit ein höheres Gehalt zu bekommen, dann, daß er bis zu einem gewissen Grade nach der Anciennität befördert wird, infolge dessen eine weitere Gehaltserhöhung eintritt, wonach sich auch die Invaliden­pension schließlich bemißt.

Der Arbeiter befindet sich in weit schlimmerer Lage. Ihm wird mit der Dauer der Jahre seiner Arbeit, die er im Dienst seines Arbeitgebers steht, nicht ein höherer Lohn bewilligt, sondern er wird, da die Entschädigung für seine Arbeit meist gering ist und andererseits die Nahrungs- und Lebensbedingungen, unter denen er lebt, sehr erschwert

sind, seiner besten Kraft frühzeitig beraubt; er tritt bereits in das Greiſenalter ein, wo die meisten Angehörigen der besser fituirten Klaffe sich im Hochgenuß und Vollgefühl ihrer Kraft und Frische be­finden. Mit 40 Jahren ist ein großer Theil der Arbeiter bereits beden­tend leistungsunfähig geworden, diese Thatsache hat sich in einer sehr drastischen und nichts weniger als christlichen Weise in der Ver­ordnung ausgeprägt, welche die kaiserliche Werftverwaltung vor einigen Jahren erlassen hat, wonach kein Arbeiter über 40 Jahre in ihren Dienst eingestellt werden darf.

( Hört! links.)

Man wirft also die Arbeiter über 40 Jahre einfach auf den Kehrichthausen der Gesellschaft und sagt ihnen: ihr habt kein Recht mehr, eure Kräfte auszunuzen, seht, wie ihr existiren könnt, und wenn ihr nicht existiren könnt, so fallt der Kommune als Armen­last zu.

( Fortsetzung folgt.)

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Sozialpolitische Rundschau.

Die Rede Bebels zum Arbeiter- Unfallversicherungs­gesetz ist vom Telegraph in einer Weise mitgetheilt worden, die bei unseren auswärtigen Genossen nothwendigerweise einiges Befremden hers vorrufen mußte. Wir gestehen offen, daß auch wir seiner Zeit beim Lesen des Telegramms stuzten, denn es mußte den Anschein hervorrufen, als sei Bebel plötzlich zu Bismarck übergelaufen. Aehnlich, wie uns ist es der New- Yorker Volkszeitung" ergangen, und die Betrachtungen, welche unser waderes Bruderorgan an die telegraphische Mittheilung knüpft, veranlaßt uns, auf die Motive, welche die Rede Bebels bestimmten und die wir durchweg theilen, kurz zurückzukommen.

Vorausgeschickt sei, daß das in Nr. 13 des Sozialdemokrat" mit­getheilte angeblich von hervorragenden Sozialisten unterzeichnete Flug­blatt Hauptveranlassung des Mißverständnisses ift. Uns schien das Ding gleich verdächtig, was wir auch durch die Form der Mittheilung anden­teten, und in der That rührt es nicht von hervorragenden Sozialisten", sondern von hervorragenden Mitgliedern der Hirsch­Dunker'schen Gewerkvereine her, denen allerdings jedes Arbeiter- Unfallversicherungsgesetz zuwider ist, da ihnen durch ein solches, je wirksamer und besser es ist, eine um so gefährlichere Konkurrenz ge­macht wird. Umgekehrt steht es mit der Sozialdemokratie, welche die Interessen der Arbeiterschaft durchaus uneigennützig vertritt, die durch keinerlei Reformen entwaffnet werden kann und infolgedessen in der Lage ist, alle Vorschläge, die von herrschender Seite ausgehen, durchaus unbefangen zu prüfen. Gerade das ist eben ihre Stärke, macht sie den Gegnern so ungemein gefährlich.

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Nun ist es doch selbstverständlich, daß wenn die Regierung einen Entwurf einbringt, der darauf hinauslaufen soll, bestehende Mißstände zu beseitigen, es die Pflicht der sozialdemokratischen Vertreter ist, nicht nur abfällig zu kritisiren, sondern auch nachzuweisen, was an den Vor­schlägen gut, was schlecht ist, und wenn dieselben wirklich den Arbei tern Vortheil bringen, dafür zu stimmen. Das Gegentheil wäre Un­sinn, ein Zeichen unendlicher Schwäche, würde das Geschwätz unserer Gegner, daß wir nur im Trüben zu fischen vermöchten, bestätigen.

Wie anders stehen wir nach der Rede Bebels da! Es geht ein Zug stolzen Siegesbewußtseins durch dieselbe, das der Ueberlegenheit unserer Sache klassischen Ausdruck giebt. Wenn Ihr wähnt, uns durch Reformen entwaffnen zu können, dann nur her damit, rief er den Bismard und Konsorten fröhlich zu, wir wollen Euch noch helfen dabei. Und indem er anstatt auf den manchesterlich- gewerkschaftlichen Leim zu gehen, sich auf den Theil der Motive stützte, der unserm Arsenal entnommen ist, konnte er um so wirksamer den Bismard'schen Entwurf kritisiren, konnte er zeigen, daß er nur scheinbar ein sozialistischer ist, daß er vielmehr eine Verschlechterung gegenüber dem jetzigen Zustand der Dinge zur Folge hat, konnte er in Wahrheit wie die New- Yorker Volksztg." richtig ver­muthet, eine Bombe gegen Bismard schleudern, die dessen Heuchelei gründ lich bloslegte.

Alle Argumente, welche von liberaler Seite gegen die Arbeiter­versicherung, wie sie von Bebel sfizzirt wurde, vorgebracht worden, sind hinfällig, sie haben eben nur gegen den Bismarc'schen Entwurf einen einen Sinn. Sollten wir nun deshalb aber vom manchesterlichen Stand­punkt gegen den Entwurf losziehen, den Nachtrab des Herrn Max Hirsch und der Gönner der Privatversicherungsanstalten bildend? Mit Nichten. Von links aus, vom sozialistischen Gesichtspunkt aus, mußte das Ding beleuchtet werden, und erst der Umstand, daß es da in keiner Beziehung die Probe besteht, zeigt die ganze Erbärmlichkeit der Bismarc'schen, sozialen Reform".

Soeben erhalten wir noch den ,, Vorboten" und freut es uns, daß auch unser Chicagoer Bruderorgan die Stellung Bebels selbst nach dem Tele­gramm richtig auffaßt.

Fortschrittliche Blätter brüsten sich damit, daß die Re­solutionen gegen das Unfallversicherungsgesetz viel­fach von Sozialdemokraten unterzeichnet worden seien, im Gegensatz zu Bebel". Die guten Leutchen vergessen dabei, daß die Proteste lediglich dem Bismarck 'schen Entwurf galten, von dem sowohl Bebel als auch der " Sozialdemokrat" nachgewiesen haben, daß er eine Verschlechterung des gegenwärtigen Zustandes der Dinge bekundet, daß ihm eine Erwei­terung des Haftpflichtgesetzes vorzuziehen wäre. Daß aber eine obliga­torische allgemeine Arbeiterunfallversicherung mit voller Beitragspflicht der Unternehmer und voller Entschädigung der Verunglückten das ratio­nellste ist, das leugnet nicht nur kein Sozialdemokrat, sondern überhaupt kein Arbeiter, soweit er nicht Hirsch- Dunckerscher Generalrath, Verbands­rath oder irgend ein anderer Rath cder Unrath ist.

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Während Bismarck im deutschen Reichstag sich brüstet mit seiner christlich sozialen Wirthsdaftspolitik, die sich bei Lichte besehen als der schamloseste Humbug herausstellt, der je getrieben worden ist, ist im schweizerischen Nationalrah ein Antrag für erheblich erklärt worden, der wirklich auf sozialem Gebiete von großer Tragweite ist, ia wir die Anerkennung eines durchaus modernen Gedankens bedeutet, meinen den Antrag des radikalen Okrst Frei aus Basel auf Einleitung von Schritten zur Einführung einer internationalen Fabrit gesetzgebung.

Unsere Leser finden in dem heute zum Abdruck kommenden Theil der Bebel'schen Rede über das Unfallversierungsgesetz bereits einen schlagenden Beweis für die Nothwendigkeit internationaler Arbeiterschutzgesetze. Selbstverständlich ist die Stelle, wo Bebel solche Gesetze als einen wirk­samen Schutz gegen den internationaen Sozialismus hinstellt, cum grano salis aufzufassen, als ein Hieb geen die internationale Antidyna­mitenliga". Thatsächlich würde eine ernsthafte internationale Fabrik­gesetzgebung vielmehr dem internationalen Sozialismus die Wege ebnen, nur würden diese Wege organische, nehr oder minder friedliche sein.

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Deshalb geben wir uns aber auch bezüglich des Schicksals dieses Antrags Frei feinen Illusionen hin. Nach den Proben, welche die herr­schenden Klassen in England, Frankreich , Deutschland , Desterreich 2c. bisher in Bezug auf ihren guten Willen in punkto Abschaffung sozialer Uebelstände an den Tag gelegt, ist nicht zu erwarten, daß sie auf die Einladung der Schweiz mit Frender eingehen werden, und wenn sie es dennoch thun, so werden sie ihr Vöglichstes aufwenden, die Konferenz auf die lange Bank zu schieben, ihr ki jeder Gelegenheit Knippel zwischen die Beine zu werfen. Wir kennen da.

Gerade das aber muß eben andereseits die Arbeiter aller Länder ver­anlassen, wie ein Mann für die Cache einzutreten. Jetzt gilt es ein­

mal zu zeigen, ob die Arbeiterschaft einer energischen Aufraffung ihrer Kräfte fähig ist, ob sie noch im Stande ist, einen imposanten Druck aus­zuüben auf die herrschenden Klassen, denn hier ist ein Ansatzpunkt geboten, von dem aus die fruchtbarste Propaganda entfaltet werden kann, es handelt sich um eine Angelegenheit, für welche alle Arbeiterparteien, gleich viel welcher Schattirung, einzutreten verpflichtet sind und unbeschadet ihrer sonstigen Anschauungen auch eintreten können. Es gilt, die Arbeiterschaft vor gänzlicher Versumpfung zu bewahren!

- Fortschrittliches. Die Kritik der Fortschrittspartei in unserm heutigen Leitartikel ist eher zu milde als zu scharf. Man muß sich zur Beurtheilung dieser edlen Partei nur nicht an Einzelne ihrer Preßorgane, sondern an ihre offiziellen Vertreter und deren Thaten halten. Als es sich jüngst im deutschen Reichstag um die so billige Forderung handelte, daß diejenigen elsaß- lothringischen Abgeordneten, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, das Recht haben sollen, im elsaß lothringi­schen Landes ausschuß sich der französischen Sprache zu bedienen, da stimmten diese wackeren Demokraten Mann für Mann dagegen. Das sind dieselben Herren, die über die ungarische Deutschenhetze Zeter und Mordjo schreien! Mit derselben Deutschthümelei stimmen sie in den polnischen Distrikten für die verhaßtesten deutschen Reaktionäre gegen den freifinnigsten polnischen Kandidaten. Einer ihrer radikalsten Redner, Herr von Sauken- Tarputschen, rühmte vor wenigen Tagen unter rauschendem Beifall" seiner Parteigenossen seine Königstreue mit folgenden Worten: ,, Ein heuchlerischer und schmeichlerischer Diener ist kein treuer Diener". ( Vergl. Berl. Volkszeitung" vom 1. Mai). Aber Diener sind sie alle.

Ebensowenig darf man sich über den Freisinn" dieser Herren durch ihren Kampf mit Bismarck täuschen lassen. Dieser Kampf ist für sie Lebensbedingung. Bismarck's Popularität ist gewaltig im Schwinden begriffen, und das machten sich die Herren zu Nutze, wobei sie der alte Esel durch seine plumpen Angriffe noch kräftig unterstützt.

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Volksparteiliche Feigheit. Die Organe der bürger­lichen Demokratie" jammern über die aufgelöste Eßlinger Versammlung, daß es schier einen Hund erbarmen möchte. Bezeichnend für diese Gesell­schaft ist dabei, daß sich ihr Zorn nicht gegen die Polizei, sondern gegen die unvermuthete, und, gestehen wir es nur, unwillkommene Anwesenheit Bebels" richtet. So sagt wörtlich die von Frankfurt aus redi­girte ,, Demot. Korresp.", und wir glauben es ihr gern. Diesen Kastraten, deren ganze politische Weisheit darin besteht, sich als die wahrhaft fonservative Partei" aufzuspielen, mußte es allerdings höchst unwillkommen sein, daß ihnen ein Mann wie Bebel Aug' in Auge gegenübertrat, dessen kräftige Stimme zu ihren rührenden Melodien durchaus nicht paßte. Wir genießen seit einiger Zeit das unschätzbare Vergnügen, den Stuttgarter Beobachter" zu lesen, und da sehen wir uns denn in der That genöthigt, unsern Stuttgarter Genossen reuig abzu­bitten, was wir einst über ihre Haltung gegenüber diesen Volks" parteilern geschrieben. Eine so jämmerliche Sprache, wie sie da geführt wird, muß auf die Dauer jeden unabhängig denkenden Mann empören.

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sie es wahrhaftig nicht ihrer Energie zuzuschreiben. Der angeblich kon­Wenn diese Gesellschaft trotzdem wieder an Anhang gewinnt, so hat servative Hauch", von dem vielfach gefaselt wird, war eben nur die noth­wendige Folge der liberalen und demokratischen" Heulmeiereien. Heute kommt das Volf wieder zum Bewußtsein, und es würde weit schärfer seiner Mißstimmung Ausdruck geben, wenn die Sozialdemokratie nicht mundtodt gemacht wäre, und die Staatsmänner" der Volks- und Fort­schrittspartei nicht mit Gewalt bremsten.

Ein würdiges Seitenstück zu den französischen Polizei­hallunken Andrieux ist der ehemalige Adjutant und Rathgeber Madai's, von Schlieckmann, derselbe Schuft, der die berüchtigten Aus­weisungsdekrete mit einer so virtuosen Brutalität an den Mann zu bringen wußte, soviel Elend über Arbeiterfamilien herabzubeschwören verstand, daß er in kurzer Zeit in Anerkennung seiner besonderen Ver­dienste zum Regierungspräsidenten des Kreises Gumbinnen befördert wurde. In dieser Eigenschaft verbot der unverschämte Polizeipascha zwei Nummern der fortschrittlichen Insterburger Zeitung, blos weil diese in ihrem Reichstagsbericht auch die Reden von Bebel und Auer wiedergegeben hatte.

Bei der Wahl dieses saubern Patrons in den deutschen Reichstag waren 1.3. derartige Schweinereien vorgekommen, daß selbst die Wahlprüfungsfom­mission des in seiner Mehrheit konservativen Reichstags freilich erst nach fast drei Jahren beschloß, die Ungiltigkeit der Wahl zu bean­tragen. Zwei seiner Kollegen, die das gleiche Loos traf, besaßen wenig­stens soviel Anstandsgefühl, ihr Mandat daraufhin sofort niederzulegen, der biedere Schlieckmann aber bleibt, schamlos wie Andrieux, ruhig im Reichstag sitzen, eine Zierde der ehrenhaften Partei der, Ritter ohne Furcht und Tadel".

Gründlich abgeblitzt. Wäre er nicht ein gar so abgebrühter Komödiant, so könnte er uns eigentlich leid thun, der geniale" Bauern fänger von Friedrichsruh . Eine so scheußliche Blamage, wie er sich in der berühmten Miethssteuerdebatte geholt, ist wirklich noch nicht dagewesen". Da hat sich die vielgepriesene Genialität dieses größten Staatsmannes des Jahrhunderts" in ihrer ganzen Plumpheit dokumentirt, er glaubte durch eine ganz besondere Unverschämtheit imponiren zu können und wurde ausgelacht.

Nichts Abgeschmackteres gibt es, als eine Drohung, an die kein Mensch glaubt.

Weil er und sein Tiedemann zu viel Miethssteuer zahlen, und weil ihm zu viel Berliner im Reichstag sitzen, soll diese illustre Körperschaft, sowie die ganze Reichsregierung von Berlin verlegt werden- nach Kassel .

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Und, siehe da, die bösen Berliner , sie sind gar nicht außer sich vor Entrüstung und Entsetzen, sondern sie lachen ob der angedrohten Maß­regelung.

Nach Caffel zieht es ihn, auf die Wilhelmshöhe . Uns fann's recht sein. Auf Wilhelmshöhe spielte ja auch sein Vorbild, der schuftige Gaukler Bonaparte seine schmachvolle Rolle zu Ende. Also nur los! Er wird sich aber wohl befinnen.

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Aus Dresden wird uns geschrieben: Parteigenosse A. Jonas aus Newyork , während der letzten drei Jahre Chefredakteur der New­Yorker Volkszeitung", machte Ende lezten Jahres eine Reise über den Ozean, um nach langer Abwesenheit seine Verwandten wiederzusehen und seine Gesundheit im südlichen Europa wiederherzustellen. Er langte gegen Weihnachten in Berlin an, wo er im Hotel abstieg, seinen Namen ins Hotelbuch eintrug und den Belagerungszustands- Vorschriften ent­sprechend seinen Baß ablieferte, der ihm nach polizeilicher Inspektion wieder zugestellt wurde. Während der Weihnachtswoche blieb Jonas un­behelligt in Berlin , ging dann auf ein paar Tage nach Leipzig und von dort direkt nach Italien , wo er während des ganzen Winters verblieb. Als er Mitte April über Wien zurückkehrte und am Böhmischen Bahnhof in Dresden abstieg, um einen in der Nähe Dresdens wohnenden nahen Verwandten zu besuchen, wurde er von zwei Polizeibeamten in Zivil verhaftet und nach vorläufiger Durchsuchung auf dem Bahnhof selbst nach dem Polizeihauptquartier gebracht, wo seine Gepäckstücke einer gründlichen Durchsuchung unterworfen wurden. Sämmtliche Papiere, die er mit sich führte: Privat- und Geschäfts­briefe, Rechnungen, Visitenkarten, 3eitungen u. j. w. wurden von dem die Untersuchung leitenden Polizeikommissär Paul zurückbehalten und dem Verhafteten nach mehrstündiger Verhand­lung bedeutet, daß er zwar das Polizeihauptquartier, aber bis auf Weiteres feineswegs Dresden , resp. Tharandt verlassen dürfe. Auf die Protestationen des Verhafteten, der seit langer Zeit amerikanischer

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