An der Gypsstraße wurden sie plötzlich von einem Wachtmeister und mehreren Polizisten angepackt und zur Wache geführt. Warum? Sie hatten rothe Federn auf den Hüten. Nachdem man dieselben entfernt hatte, ließ man die Burschen wieder laufen und der Staat war gerettet. Vielleicht hatten die Hüter des Gesetzes geglaubt, Sozialisten zu fangen, darin haben sie sich aber gründlich geirt.
-
Im Uebrigen spitzen sich die Gegensätze hier immer mehr zu. Wachsendes Elend und Noth auf der einen Seite, Feste über Feste bei den vornehmen Nichtsthuern, dabei stehen Mord, Raub, Diebstahl und Betrug auf der Tagesordnung. Man fühlt ordentlich, wie schwül die Luft ist, hoffentlich läßt das reinigende Gewitter nicht mehr lange auf sich warten. †† Steuermann.
-
Berlin , 24. April. Die auswärtigen Genossen wundern sich gewiß darüber, daß so selten Korrespondenzen von hier an das Parteiorgan gelangen, und doch ist der Grund sehr einfach. Erst an dem Fehlen direkter Mittheilungen von hier im Parteiorgan merken die hiesigen Genoffen, daß das Loos zum Verlassen der Haupt- und Residenzstadt auch einen der Korrespondenten getroffen haben muß, und auch dann verläßt fich immer noch einer auf den andern. Es wird indeß jetzt Sorge getragen werden, daß durch eventuelle neue Ausweisungen die Berichterstattung feine Unterbrechung erleidet.
Wenn ich vorhin von dem Loose sprach, das die Ausgewiesenen getroffen habe, so ist das geradezu wörtlich zu nehmen, denn nach Gründen für ihre Maßregeln darf man die Polizei nicht fragen, das beweisen wieder recht deutlich die letzten Ausweisungen, von denen zum großen Theil Genoffen betroffen wurden, die sich seit ungefähr Jahresfrist jedweder Agitation, ja sogar jeder Zusammenkunft mit Gleichgesinnten enthielten.
"
Die Polizei arbeitet einfach ihre Liste herunter.„ Es müssen wieder so und so viel ausgewiesen werden, um dem Spießer und den ,, Allerhöchsten" Kreisen die Gefährlichkeit der Sozialdemokraten, sowie die Vortrefflichkeit der Polizei zu beweisen, und damit basta! Erklärte doch ein Lieutenant der Kriminalpolizei dem letzthin ausgewiesenen Maurer Karl Kandt, er sei beauftragt worden, aus seinem Revier seinen Vorgesetzten 2 Sozialdemo= fraten behufs Ausweisung vorzuschlagen. Welcher Spielraum für die Willkür und persönliche Abneigung eines Beamten! Doch genug für heute von dieser Schandwirthschaft; sie wird und muß einmal ein Ende nehmen und wir wollen nach Kräften dazu beitragen, dasselbe zu beschleunigen.
Am 2. Osterfeiertage hatten wir hier behufs Stellungnahme zur Wahl im 6. Berliner Wahlkreise eine von ca. 50( 150?) Vertrauensmännern dieses Wahlkreises besuchte Zusammenkunft, bei der definitiv Stellung genommen wurde.*)
Wenngleich einige Genossen sich gegen eine Betheiligung an der Wahl aussprachen, indem sie geltend machten, daß erstens von einer freien Wahl unter den heutigen Verhältnissen in Berlin nicht die Rede sein könne und zweitens der etwaige Erfolg in keinem Verhältniß stände zu den Opfern, die durch das Eintreten in den Wahlkampf nothwendigerweise gebracht werden müßten, so wurde doch mit großer Majorität energisches Eingreifen in die Wahlkampagne beschlossen und Hasenkleber einstimmig als Kandidat für den 6. Wahlkreis proklamirt. Nachdem noch einige Lücken in der Organisation ergänzt, resp. ausgefüllt worden waren, gingen die Genossen unter Hochrufen auf die gemeinsame Sache auseinander, ohne daß die überaus mißtrauische und wachsame" Polizei, die fast jeden der Theilnehmer sorgfältig einzeln durch 3-4 Spitzel überwachen läßt, auch nur eine Ahnung unseres Zusammenseins hatte. Nächstens mehr.
Mit sozialdemokratischem Gruß!
" 1
W. X.
Aus der Niederlaufik. Seit meinem letzten Bericht vom Oktober v. J. hat es hier während der verflossenen Zeit an ernſten und heiteren Abwechslungen nicht gefehlt. Auf die Denunziation des 2c. Tottleben fanden Ende Oktober v. J. auf Antrag des Staatsanwalts nochmals bei vier angesehenen Bürgern der Stadt Forst Haussuchungen statt. Dieselben waren ohne Erfolg. Es erfolgten mehrere polizeiliche Verneh mungen, aber trotz der von 2c. Tottleben angegebenen genauesten" Details über die Leitung der Sozialdemokratie in Forst blieb die Sache in Dunkel gehüllt.
Unser tapferer Herr Staatsanwalt Philipp in Guben , sehr unzufrieden mit dem polizeilichen Erfolg, strengte auf die Aussagen Tottlebens eine Untersuchung an wider Zisowsky und Genossen", wegen sozialdemokratischer Umtriebe" ein Verbrechen, welches bis jetzt in unsern Gesetzbüchern noch nicht verzeichnet ist; aber was vermögen nicht Mangel an Gesetzeskenntniß und zur Gewohnheit gewordene Willfür und Unmuth über bisherige Mißerfolge in dem Gehirn eines Vertreters des Gesetzes, auszubrüten! Am 18. Dezember v. J. erhielten Gen. Zisowsky, sowie der Sohn des hiesigen Gerbermeister Liersch eine Vorladung vor den Untersuchungsrichter, sich über die ihnen zur Last gelegten Beschuldigungen zu rechtfertigen. Dieselben beharrten aber bei ihrer vor dem Polizeiinspektor Kranz zu Protokoll gegebenen Aussage. Es wurden noch zwei andere Personen vernommen, welche aber nicht in der Lage waren, irgend welche Aufklärung zu liefern.
Am 7. Januar d. J. wurde abermals ein Termin vor dem Untersuchungsrichter angesetzt, Zisowsky und Liersch mußten die Worte: ,, Deffnet die Thore, öffnet das Haus" auf ein Stück Papier schreiben und konnten sich hierauf wieder entfernen. Der Grund hierzu war, daß eine Anzahl kouvertirter Flugblätter die Aufchrift trugen:" Deffnet", " Zur Beachtung"," Freiheit"," Das Volksgericht" u. s. w. Ueber den Erfolg der Handschriftstudien ist bis jetzt noch nichts bekannt.
Am 2. März d. J. hatten wiederum drei Personen als Belastungszeugen Vorladung erhalten, ihre Aussagen fielen aber nicht be, sondern entlastend aus. Von da ab haben wir bis dato von der ganzen Untersuchung Nichts mehr vernommen; ob dieselbe von Erfolg gekrönt, oder sanft entschlummert ist, das wissen die Götter.
Bemerkt sei noch, daß der Herr Staatsanwalt während dieser Untersuchung seine ganze Schlauheit darauf konzentrirte, daß er Bie vom Auslande an den Zigarrenhändler Zisowsky, sowie an noch mehrere andere Personen kommenden Briefe beschlagnahmen ließ. Welche Weisheit!! Doch halt, der Herr Staatsanwalt hatte sich nicht getäuscht! schon am 24. Dezember v. J. lief ein Brief von Amerika an Zisowski hier ein und wurde vom Amtsgericht sofort beschlagnahmt. Der Bestohlene hätte vielleicht heute noch keine Kenntniß davon, wenn nicht gutmüthige Herzen die Maßregel verrathen hätten.
-
Zisowski, am 20. Januar d. J. davon benachrichtigt, richtete sofort an das Postamt zu Forst eine Anfrage über den Verbleib eines aus Amerika an seine Adresse eingelaufenen Briefes und erhielt den Bescheid, daß der Brief vom hiesigen Amtsgericht beschlagnahmt sei. Trotzdem 3 des Briefes forderte, erhielt er weder Nachricht, noch den Brief beim Amtsgericht Beschwerde einlegte, und die Aushändigung selbst. Endlich nach Verlauf von ca. zwei Monaten erhielt Zisowsky Vorladung behufs Aushändigung von Schriftstücken. Dieselben bestanden in einem Brief und zwei Broschüren, eine in englischer und eine in französischer Sprache, welche von der kommunistischen Gemeinde Jkarien im Staate Jowa in Nordamerika auf Anfrage von mehreren Parteigenoffen, welche gesonnen sind, sich der Gemeinde anzuschließen, an Zisowsky gesandt wurden.
Trotzdem Zisowsky in seiner Beschwerde betonte, daß der Brief nicht sein Interesse, sondern dasjenige mehrerer Europamüden betreffe, blieb derselbe doch volle zwei Monate in den Händen des Staatsanwalts. Ob dieser die Broschüren vollständig übersetzte, um mit seinen Kollegen eines Tages eine ähnliche Gemeinde errichten zu können, oder ob seine Fähigkeit überhaupt nicht dergestalt ist, eine Uebersetzung herbeizuführen, lasse ich dahingestellt. Zu letzterer Vermuthung gelangte ich aber, da die Prüfung der beschlagnahmten Schriftstücke einen solchen Zeitraum in Anspruch nahm.- Doch nun genug von den erfolglosen Bemühungen des Staatsanwalts; wenden wir uns den inneren Parteiverhältnissen zu. Wie die Genossen ersehen, beschlossen wir das alte Jahr mit den nimmer endenwollenden Verfolgungen seitens der Behörden; durch dieselben nur gestählt, haben wir den Kampf mit frischem Muthe im neuen Jahre eröffnet. Im Januar hielten die Parteigenossen in einem stillen Bläßchen der Niederlausitz eine vertrauliche Zusammenkunft ab. Das Resultat war ,, engere Organisation und Verständigung
*) Berliner Zeitungen haben inzwischen Wind von der Zusammenkunft erhalten, was nichts schadet, und behaupten, daß Hasenklever an ihr theilgenommen habe, was nur seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit gewesen wäre, und wovon uns wenigstens nicht das Gegentheil bekannt ist. Anm. d. Red.
über die nächsten Reichstagswahlen und weitere Verbreitung des Sozialdemokrat". Sämmtliche anwesende Genossen gelobten, wie bisher festzustehen gegen alle willkürlichen Uebergriffe seitens unsrer Machthaber.
In Spremberg fanden Anfangs d. J. vier Haussuchungen statt. Es wurden einige Sammellisten für die Familien der Ausgewiesenen, sowie einzelne Nrn. des„ Sozialdem." beschlagnahmt, die Haussuchung erfolgte auf Denunziation eines ganz gemeinen Lumpen, Namens Aug. Becker in Spremberg , welcher allen Genossen zur besonderen Berücksichtigung empfohlen ist. Es wurde sofort die Untersuchung eingeleitet ein genaues Resultat ist bis jetzt nicht bekannt. Sehr bezeichnend ist das Betragen des dortigen Untersuchungsrichters. Einen Genossen, welcher einen Geldbetrag auf die Sammelliste gezeichnet hatte, herrschte derselbe an:„ Warum geben Sie für solche Menschen noch Geld!" Ich habe bis jetzt zu allen mildthätigen Zwecken, selbst bei der Wilhelmsspende mein Scherflein beigetragen, warum soll ich es hier nicht thun? Richter: Warum steuern Sie nicht für die Spitzbuben im Zuchthause! Unser Genosse war leider nicht in der Lage, auf dieses gemeine Betragen die einzig gebührende Antwort zu ertheilen, jenem Herrn aber sei bemerkt, daß wir dasselbe zu unsern Akten" genommen haben und am Tage der Verhandlung", der hoffentlich nicht mehr fern ist, in Betracht ziehen" werden!
Diese Gesellschaft ist nicht zufrieden, wenn einer Familie der Ernährer entzogen ist es wird auch darauf Bedacht genommen, die Hinterlassenen dem Hungertode Preis zu geben. Doch unsere Genossen werden wie bisher solchen Zuständen zu steuern wissen. Hierüber giebt es nicht ein langes Sinnen nach Mitteln, sondern ein thatkräftiges Handeln nach allen Richtungen hin. Dies
Vom 21. zum 22. März wurde in Forst und dem benachbarten Beach they be dem be Berge, aus Anlaß der Feier des Geburtstages unseres derzeitigen Königs und Herrschers geflaggt. Wir aber legten unsere Begeisterung durch ein Flugblatt, betitelt die Herrschaft der Verbrecher" an den Tag, das wie in früherer Weise verbreitet wurde ohne daß man auch nur eines dieser Verbreiter habhaft zu werden vermochte. Keine Hausthür, fein Gartenzaun, auch nicht die oberen Stockwerke, ja nicht einmal die Gerichts- und Polizeigebäude blieben davon verschont.
Am 23. März fand in Folge dessen Haussuchung bei dem Gerbermeister Liersch in Forst statt, bei welcher Gelegenheit nach dem derzeitigen Aufent halt von dessen Sohn gefahndet wurde, welcher bereits vor ein paar Monaten hier abgereist ist.
Am 25. März telegraphirte der Staatsanwalt aus Guben , sofort eine Haussuchung bei Genossen Hohlfeld in Berge vorzunehmen. Dort sei eine Tonne mit Schriften hingeschafft wurden. Es wurde nach genannter Tonne gesucht und eine solche gefunden, in welcher sich ein kleiner Vorrath von Tuchlumpen befand. Dieselben wurden ausgeschüttet, die Tonne konfiszirt und nach dem Amtsbüreau geschafft. Als die Frau des Gehaussuchten die Frage, woher die Tonne sei, nicht zu beantworten vermochte, wurde sofort Gen. Hohlfeld von seiner Arbeit geholt, und nach dem Amtsbureau fiftirt. Auf die Frage, wie er in den Besitz der Tonne gekommen sei, antwortete dieser, sie von dem Zigarrenhändler Zisowsky geschenkt erhalten zu haben. Es wurde nun in die Tonne gerochen und gefunden, daß dieselbe nicht nach Schriften, sondern nach Schnupftabat roch. Am 26. März früh gegen 8 Uhr erschien der Herr Polizeiinspektor und der Gensdarm Ewald, sowie der Gemeindebüttel, welch letzterer vor der Thür Posto nehmen mußte, bei Zisowsky, um eine Inspizirung der Tabakstonnen vorzunehmen. Nachdem man sich überzeugt hatte, daß ,, Alles in Ordnung sei",- und Ordnung" halten wir stets, wir sind wahrhafte„ Ordnungs" fanatiker, wir Umstürzler fagte Zisowsky den Herren gründlich seine Meinung, und bemerkte, daß, wenn er nächstens eine alte leere Schnupftabaktonne verschenken will, er sich dies erst vorher amtlich bescheinigen lassen wird.
Am 29. März fand abermals auf Antrag des Staatsanwalts bei Zisowsky Haussuchung statt, deren Resultat wie immer erfolglos war. Vom 28. zum 29. März fand in Sorau eine Massenverbreitung des Flugblattes:„ Die Herrschaft der Verbrecher", statt. Es herrschen in Sorau über diese Verbreitung die kuriosesten Meinungen, doch würde es zu weit führen, diesmal hierüber zu berichten.
Am Sonntag den 3. April endlich sollen angeblich zwei Schriftenverbreiter, von auswärts kommend, auf dem Spremberger Bahnhofe verhaftet worden sein, als sie gerade im Begriff gewesen seien, mit dem Nachtzuge nach Cottbus zu reisen. Hierüber werde ich später berichten, beinerte nur, daß sich die liebe Polizei beruhigen mag, indem sie in den beiden Verhafteten leider wieder einmal inen Fehlgriff gemacht hat. Mit sozialdemokratischem Gruß! Lausiger Roth haut.
-
Frankfurt a./M. Die Reichstagswahlen stehen vor der Thüre und da ist es wohl am Plazze, den Genossen Einiges zur Charakteristik der sogenannten Volkspartei, die sich hier durch einen„ Demokratischen Verein" vertreten läßt, fundzugeben. Dieser Verein hatte früher ein Versammlungslokal, in welchem das Glas Bier 18 Pfg. kostete und wohin auch sozialistische Arbeiter gingen, die sich an den Debatten betheiligten. Das mochte aber dem Vorstand, bezw. dem Vorsitzenden, Herrn Sonnemann, nicht gefallen, denn plötzlich verlegte der demokratische Verein seine Sizungen in ein Lokal, in welchem die Tische gedeckt waren, die Flasche gewöhnlichen Bieres 40 Pfg. kostete und obendrein kaum 60 Personen Platz hatten. Natürlich zogen sich die Sozialdemokraten nach und nach zurück, die Herren hatten ihr Ziel erreicht.
Als im Jahre 1877 der König von Preußen nach Frankfurt kam, da wollte die weiland freie Reichsstadt gegen andere Städte nicht zurückſtehen und an unsere, für das Wohl der Stadt so besorgten Stadtverordneten wurde der Antrag gestellt, etliche tausend Mark für den Empfang zu bewilligen, und siehe da, die Herren, die sonst immer das große Wort führen, waren plötzlich nicht da" und das Geld wurde bewilligt. Ebenso in diesem Jahre der Antheil am Geschenk für die Hochzeit des Hohenzollernsprößlings. Als Gegenleistung haben die Herren jetzt eine sogenannte Luftbarkeitssteuer eingeführt. Ein Wirth zum Beispiel, der Sonntags Klavier spielen läßt, muß 3 Mark Steuer bezahlen; dieser Tage sind sogar die Theilnehmer an einer Hochzeitsfeier, bei welcher musizirt wurde, vorgeladen wurden.
In Offenbach und Hanau gehen die Herren jetzt Hand in Hand mit der Fortschrittspartei zur Bekämpfung der Sozialdemokraten; so sagte auf dem jüngsten Parteitag der Volkspartei ein Advokat: Wir brauchen die Sozialdemokraten nicht und haben dieselben noch nie gebraucht. Früher hätte der Herr das nicht gesagt, aber die Sozialdemokraten sind jetzt mundtodt gemacht, jetzt fönnen wir über sie herfallen." Die„ Frankf. Zeitung" agitirt mit Eifer für Herrn Eugen Richter , der es verstanden hat, die Demokraten in's Schlepptau zu nehmen.
Leider glauben trotz alledem einige Parteigenossen noch immer, für diese Partei eintreten zu müssen. Diesen rufe ich zu: Brüder, laßt Euch nicht von dieser Partei fangen; wo dieselbe nur immer fann, agitirt sie gegen uns, sie scheut vor keinem Mittel zurück, uns zu verdächtigen, darum hütet Euch, ihr Boden zu verschaffen, sondern sorgt ausschließ lich dafür, daß die Sozialdemokratie an Ausdehnung gewinnt. Wenn Ihr es wünscht, so werde ich Euch noch mehr über diese„ Volks" partei mittheilen, einstweilen aber gebe ich Euch den ernstgemeinten Rath: Seid gerade jetzt auf der Hut vor den sogenannten Freunden", sie sind gefährlicher als die offenen Feinde. Mit sozialdemokratischem Gruß! Der alte Knabe.
Aus dem Reich, 9. April. Mit infernalischer Kunst wird der Sozialdemokrat über die Grenze gebracht, klagte Minister Buttkammer am 30. März im deutschen Reichstag. Je nun, unsere Genossen thun ihr Möglichstes, infernalisch ist dabei aber nur die Dummheit der Grenzpolizei. Das hat auch, Genoffe Heinz erfahren müssen. Derselbe war bekanntlich in Ulm wegen Verbreitung verbotener Schriften verurtheilt worden, er sollte das Verbrechen gemeinschaftlich mit einem Anderen begangen haben, den er aber, wie einer der Ordnungsretter selbst zugestand, nicht einmal kannte und hatte gegen Ende
kennen und da wir wissen, welchen Bestrebungen Sie huldigen, wir sehen uns daher veranlaßt, Ihr Gepäck zu untersuchen." Diese Prozedur wurde dann auch mit der größten Sorgfalt und Siegesgewißheit vor= genommen, nicht nur sein Gepäck, sondern auch die Kleider, welche H. am Leibe trug, wurden durchschnüffelt. Dabei spielte sich folgende Episode ab: Unter verschiedenen Photographien, die H. mit sich führte, befand sich auch die F. Lassalle's mit Unterschrift, der Schnüffelmeier aber, Ziger heißt der Pfiffitus, war politisch so gut unterrichtet, daß er erstaunt fragte:„ Lassalle ? wer ist denn der, was ist denn das für Einer? Konfiszirbares wurde natürlich nicht gefunden, als aber H. die Bemerkung fallen ließ, daß man sich die Mühe hätte sparen können, da hieß es: Nur ruhig, wir kennen Sie, und zweitens haben wir das Recht dazu." Schön. Aber welche infernale Schlauheit, Leute, die Eurem Reich den Rücken kehren, nach verbotenen Schriften zu untersuchen! Vertrödelt nur Eure Zeit mit solchen Schnüffeleien, desto ficherer findet das" Gift" seinen Weg nach Deutschland .
Welchen Respekt unsere Genossen vor der Grenzpolizei haben, erfuhr jüngst der Polizeiwachtmeister, als er beim Nachhausegehen seine Taschen voll Flugschriften fand. Daraufhin verstärkte Wachsamkeit in und um Konstanz o heilige Einfalt! Einer, der nicht zu den„ Infernalischen" gehört.
Briefkasten
-
-
der Redaktion. †† Steuermann: Endlich! Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt. Besten Dank für ausführliche Mittheilung und Stim mungsbericht. Werden den Wünschen der dortigen Genossen gern entsprechen, um das zu können, müssen wir sie aber vor allen Dingen erst kennen. Also nur offen herausgesagt, was Euch gefällt und was nicht. der Expedition: J. J.: Angabe stimmt. Sendung am 16./4. abgeg. Dank für ges. Notizen. Schl. Rsb.: Fr. 2. Ab. 2. Qu. erh. v. Bismarck : Bei 60 Expl. pro Mai und Juni kommen uns nach Abzug der Verl. u. d. Guthabens zuzügl. ges. Cassa noch Mt. 7.20 zu Laster: Mt. 35.- à Cto. Ab. 2. Qu. erh. Alles vorgemerkt. gute. H. M. M. i. T.: ö. fl.: 1.70 Ab. 2. Qu. erh. B. Breul London : Fr. 50.40 à Cto. Ab. erh. Stieber auf Reisen: Mt. 1.- erh. Richtig verstanden?+++ himmel: N. wird berichtet haben. Bf. am 5./5. abgeg. Dr. Eisenzahn: Bf. v. 29. erh., auch von den Freunden Nachr. u. zwei Adr. Antw. wie letztes Mal am 3./5. abgeg. Erbetenes zum direkten Verkehr dringend. Lausitzer Rothhaut: Bf. am 7./5. abges. Feldhptm.: Warum nicht deutlicher? Ersatz für xbd. fort. Morgenroth: Erst vom 1. Mai waren 10 bestellt. Nachliefrg. unmögl., da infomplett. Rosabeck: Sdg. erh., folgen also 33.-X. Ga.: Mt. 3.Ab. 2. Qu. erh. o- H.: Bf. v. 3. erh. Alles beachtet. Verspätung. Brüssel: Fr. 27.65 à Cto. Ab. 1. u. 2. Qu. u. Schft. erh. Wollen Sie die 2 Expl. laut Vorschlg. besorgen. Sdg. v. 2 Expl. an d. Voix d. L. stellen somit ein. Egmont: Bf. v. 2./5. erh. Fiiege fehlt. Sonst Alles geordnet und besorgt in bester Erwartung. Der Bekte. C.: Mt. 40. Eto. Ab. 1. Qu. u. K. 2. Qu. erh. Neuer eingereiht. A. Jonas: ö. fl. 1. erh. Alles besorgt bis 5./5. A. Schdr. Wyl: Fr. 3. Schft. erh. Weiteres mit 19 fort. H. G. Hg.: Fr. 14.Ab. Ht. 1. Qu. u. 3 Ab. pro 2. Dn. erh. Hentschel u. Co.: 3. fl. 2.erh. D. unglückseliger Krause. Lehm upp! Lord Semmelbrösel London : Großmächtigster zu Wasser und zu Lande, Gewaltigster an Einfalt und Verstande, Dein Witz ist spitz, die Logik imposant, wie schad', daß solch Genie stets noch verkannt! Liebig: Mt. 80. Ab. 1. Out. u. R. B. erh. Weiteres vorgemerkt. Schbn. nicht vorräthig.„ T. of O." Mt. 3.50 frco. Antw. umgehend erbeten. K. Tpp. Paris : Fr.-.30 Schft. erh. Sdg. fort.
0-
Anzeigen.
Durch die Expedition des„ Sozialdemokrat" und die Volksbuchhandlung Hottingen Zürich ist zu beziehen:
Jahrbuch
Richter.
Der 399 Seiten starke Band enthält unter Anderem:
I. Auffäße: Karl Fourier, ein Vielverkannter, von H. Greulich. Tschernischewsky und Malthus von K. Kautsky. Die Auswanderung als Mittel zur Lösung der sozia len Aufgabe von A. Douai u. s. w.
II. Zahlreiche Rezensionen.
III. Berichte über den Fortgang der sozialistischen Bewegung: von A. Douai( Vereinigte Staaten von Amerika), Jacquette Liljenkrang ( Skandinavische Länder). J. Sketchley( Großbritannien), C. De Paepe ( Niederlande), P. Axelrod( Rußland und Rumänien), M. Theodo rowitsch( Serbien) u. s. w.
IV. Preisausschreiben.
Preis: Bei Bezug durch die Exped. des Sozialdemokrat: Fr. 4,50. Jm Buchhandel: ca. Fr. 6,-.
Um Mißverständnissen und absichtlich kolportirten unwahrheiten entgegenzutreten, bemerken wir, daß das Jahrbuch" nicht eine Publitation der sozialistischen Arbeiterpartei, sondern lediglich ein Unternehmen privater Natur ist, dem Studium und der Diskussion aller in das Gebiet der Sozialwissenschaft und Sozialpolitik einschlägigen Fragen gewidmet.
Ferner ist erschienen:
Zweite Auflage.
Die Entwickelung der sozialrevolutionären Bewegung in Rußland.
Bon P. Axelrod. ( Separatabdruck aus dem Jahrbuch für Sozialwissenschaft". II. Jahrg. 46 Seiten 8.
Preis: Beim Bezug durch die Exped. des Sozialdemokrat: Fr.-, 50. P. Axelrod, früher Redakteur der„ Obschtschina" und Mitarbeiter am Tschornii Peredjel", steht wegen seiner Objektivität bei allen Fraktionen der gegenwärtigen revolutionären Bewegung Rußlands in hoher Achtung.
vorigen Monats die schöne Reichsfeftung verlassen, um in der Schweis London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein
Arbeit zu suchen, wobei er, um die dortigen Genossen aufzusuchen, den fleinen Umweg über Konstanz machte. Und welche Zuvorkommenheit! in Konstanz wurde er bereits erwartet, zwar nicht von den Parteigenossen, wohl aber von der heiligen Hermandad. Dieselbe, zweifelsohne von der Ulmer Behörde unterrichtet, empfing unfern Genossen bereits am Bahnhof und lud ihn ein, zunächst im Polizeibureau von den Stra pazen der Reise zu verschnaufen. Tief gerührt von solcher Liebenswürdigkeit nahm Heinz die Proposition dankbar an und wurde auf dem Bureau mit den Worten empfangen:„ Heinz, Sie wissen, daß wir Sie
49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. I. A.: Der Sekretär: G. Lemke.
De