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Der sehr ehrenwerthe Staatssekretär des Innern erwiderte, die Verhaftungen seien nicht in Folge von Informationen der englischen Regierung oder der englischen Polizei erfolgt- womit natürlich nicht gesagt ist, daß solche Informationen nicht gegeben wurden. Sir William Harcourt beeilt sich dann auch, sofort zu erklären, daß er die Mittheilung solcher Informationen für seine Pflicht halte.„ Ich für meinen Theil( also nicht die Gesammtregierung) will erklären, daß ich mich nie von dem verderblichen Sophisma täuschen ließ, daß Attentat, Verschwörung und geheime Verbindung verzeihliche Vergehen seien, welche als politische geduldet oder übersehen werden sollten. Meiner Ansicht nach sind das gemeine Mordthaten oder Versuche von solchen und müssen in jeder Beziehung wie solche behandelt werden. Wenn die Polizei dieses Landes bei Erfüllung ihrer gewöhnlichen Pflichten und Ausübung der englischen Gesetze mit Umständen bekannt wird, welche das Leben irgend einer Person gefährden( welcher Kautschutbegriff!) mag es ein Monarch oder eine Privatperson im Lande oder außerhalb desselben sein, so ist es meiner Ansicht nach ihre Pflicht, solche Mittheilungen zu machen, welche geeignet scheinen, das Verbrechen zu verhüten." Herr Harcourt schämt sich also nicht, einzugestehen, daß seiner Ansicht nach die englische Regierung die Pflicht hat, Detektiv- Dienste für die„ heilige Allianz " zu verrichten. Ob die übrigen Mitglieder des Kabinets mit dieser Erklärung zufrieden sein werden? Herr Gladstone allerdings hat schon des öfteren bewiesen, daß er dem Zaren zu Liebe bereit ist, Alles zu opfern, auch die Ehre Englands, aber die radikalen Mitglieder werden kaum mit Herrn Harcourt übereinstimmen können, diesem echt kontinentalen Liberalen. Au keinen Fall aber kann ein Ministerium von so wenig gleichartiger Zusammensetzung, in dem ein Harcourt und ein Dilfe zusammensitzen, lange existiren. J. S.
In Paris wurden am 8., in Brüssel am 9. ds. in sozialistischen Versammlungen energische Resolutionen gegen die Schandthaten der russischen Regierung, speziell gegen die schmachvolle Marterung Heffia Helfman n's angenommen. Zu der ersteren Verfammlung waren zahlreiche Zustimmungsadressen eingelaufen, u. A. von deutschen Sozialisten in Paris , von der sozialdemokratischen Partei der Schweiz , vom Internationalen Arbeiterverein Zürich, sowie von der Redaktion der Arbeiterstimme" und des„ Sozialdemokrat." Die Juternationale Arbeiter- Assoziation lebt!
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loren.
Die deutsche Sozialdemokratie hat einen wackeren Mitkämpfer verAm 7. Mai starb im Stuttgarter Ludwigsspital Präzeptor Gottlob Eitle. Der Verstorbene war im Dezember vorigen Jahres auf eine gemeine Denunziation hin als der Verbreitung verbotener Schriften verdächtig, verhaftet worden, mußte zwar wegen Mangel an Beweisen freigelassen werden, die Denunziation genügte aber, ihn um seine Stelle zu bringen. Da es seinem unabhängigen Geiste widersprach, vor der Württembergischen Regierung zu Kreuze zu kriechen, so bemühte er sich um eine Lehrerſtelle in der Schweiz . Eben hatte sich ihm die Aussicht auf eine solche eröffnet, als er an einem Lungenleiden schwer erkrankte, dem er schließlich unterlag..
Eitle hatte mehrfach für unser Blatt korrespondirt. Wenige Wochen vor seinem Tode sandte er uns noch einen Artikel ,, Demokratie und Sozialdemokratie", der sich gegen die sogenannte bürgerliche Demokratie richtet. Wir haben den interessanten Artikel bisher wegen Raummangel zurücklegen müssen, werden ihn aber in einer der nächsten Nummern zum Abdruck bringen.
Eitle's Beerdigung ging, wie uns soeben mitgetheilt wird, unter glänzender Betheiligung der Stuttgarter Genossen vor sich. Ein eingehender Bericht folgt in nächster Nummer.
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Korrespondenzen.
München , Mitte April. Kaum zum ruhigen Genuß eines Maßfruges Hofbräu finden unsere ehrenwerthen Mitglieder der heiligen Hermandad Zeit, soviel haben sie zu eruiren, zu spioniren, zu überwachen, festzustellen, zu erheben, in mächtige Bündel zu protokolliren, zu berichten und hiefür wieder kürzere und längere Nasen in Empfang zu nehmen. Hat man den Maßkrug eben an die Lippen gesetzt, Schwapp heißt es, einem eben vorübereilenden sozialdemokratischen Sturmvogel nachzujagen. Und nicht einmal ein Schwänzlein selbst des letzten dieser vermaledeiten Vögel vermögen sie festzuhalten. Saß da jüngst der Oberwächter über die münchener öffentliche Ruhe und Ordnung der Herr wenigstens bildet er sich ein, dies zu sein, Polizeirath Pfister in seinem polizeilichen Rathsherrnstuhl und dachte in Ermangelung etwas Besseren eifrigst über die Mittel und Wege nach, auf denen er einen gegen ihn angestrengten Prozeß gewinnen könne. Er hat nämlich auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege des" freiwilligen" Erbschaftsverzichtes gemeinsam mit dem reichen Bierbrauer Schmederer seinen Schwager um mehrere hunderttausend Mark be= trogen, und das will sich dieser Schwager nicht gefallen lassen. Plötzlich stürzt der Herr Regierungspräsident zur Thüre herein:„ Das wäre nicht pafsirt, wenn ich noch Polizeipräsident gewesen wäre!" Aber was war denn passirt? 20,000 Flugblätter haben die bösen Sozialdemokraten nicht nur drucken lassen, sondern sie auch unbeanstandet in die Stadt gebracht und von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung abgetragen. Die ganze Stadt ist voll von dem aufzustellenden Kandidaten und redet von den Sozialdemokraten. Nur die hohe Polizei wußte nichts davon, obschon diese abgefeimten Sozialdemokraten nicht davor zurückschreckten, jedem Gensdarmen, der ihnen in den Weg lief, Flugblätter in die Tasche zu stecken. Nun wurde eruirt", wer, was, wie, wo und wann? Leider erfuhr die Allwissende keine„ greifbaren Thatsachen" und bleibt ihr nichts übrig, als sich wieder auf das Gebiet der„ Erfindungen" zu begeben, wobei ihr ein gewisser Polizeikommissär Michel Gehret treffliche Dienste leistet. Das corpus delicti aber,„ Reichstagwähler!" betitelt, haben die hohen Herren vorerst weislich ad acta gelegt.
Kurze Zeit darauf saß der Herr Rath Pfister wieder in seinem Rathsherrnstuhl und dachte über einen andern Prozeß nach, den ein Wirth Wieser dahier gegen ihn angestrengt. Dieser pachtete seiner Zeit die Schleibinger'sche Wirthschaft, mußte dem Schwiegervater Pfister's 1800 Gulden Kaution stellen, erhielt aber von dem alten Herrn keine Bescheinigung hierüber, und nun leugnet der Erbe Pfister, daß jene Kaution überhaupt gestellt wurde. Im besten Grübeln wird der hohe Herr durch die Mittheilung aufgestört, daß Stöcker, der Apostel der ChristlichSozialen, einen Vortrag halten wolle, die heimtückischen Sozialdemokraten aber diese Versammlung sprengen werden. Sogleich wurde nicht nur die gesammte Polizeimannschaft zu Fuß und zu Pferd aufgeboten, auch der Herr Stadtkommandant mußte mithelfen und plazirte 80 Mann vom Infanterie- Leibregiment in die nahe Münze. Alles war herrlich bedacht und gerüstet, um diesen Sozialdemokraten einmal gründlich das Handwerk zu legen. Aber die niederträchtigen Sozialdemokraten machten auch nicht den geringsten Versuch, die Versammlung zu sprengen. Das war höchst merkwürdig und unerklärlich für die hohe Polizei, der nichts übrig blieb, als wieder nach Hause zu gehen leer, wie sie gekommen war. Es waren zwar ein paar Sozialisten in der Versammlung anwesend und einer derselben meldete sich sogar zum Worte, wurde aber durch Schluß der Versammlung mundtodt gemacht, im Uebrigen hätte man meinen fönnen, die Rothen wären in München abgeschafft." Hm! Das ist doch sonderbar! murmelte der mehrgenannte Herr Rath noch andern Tags, als ein bisher Unbekannter ihm einen Vortrag unseres Genossen Bebel über Stöcker anmeldete, der Sonntag Nachmittags im Saale der„ Neuen Welt" stattfinden solle.„ Was?" rief erschreckt der hohe Herr. „ Wer wird den Vortrag halten?" Und erst als er zum Drittenmal stets denselben August Bebel nennen hörte, glaubte er endlich an die schreckliche Mähre und verbot den Vortrag auf Grund von§ 9 des Sozialistengesetzes. Stöcker, dessen Vortrag aus einem Hoch auf den bayerischen König und einer endlosen Tirade auf Bismarck bestand, durfte seine
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Weisheit auskramen; hätte aber Bebel den hiesigen Arbeitern und Handwerkern den Standpunkt klargelegt, München wäre sicher in die Luft geflogen, und das mußte unbedingt vermieden werden. Schlau, wie die hohe Polizei immer und von Berufswegen ist, hielt sie den Veranstalter des Vortrages solange zurück, daß eine Inserirung in einem hiesigen Blatte unmöglich wurde. Sie war von der Unfehlbarkeit ihrer Berechnung so sehr überzeugt, daß sie die Nicht- Inserirung des Vortrages in den Motiven eigens hervorhob, gleichwohl stand das Inserat bereits in den„ Neuesten Nachrichten". Das hatte die Hohe leider auch nicht gesehen. Am ärgerlichsten aber war ein Zeitungsbericht, der meldete, daß die Sozialisten am Freitag in erheblicher Anzahl gemüthlich mit Bebel beim Franziskaner gesessen und gethan hätten, was recht und billig war, während die Polizei in der Stöcker- Versammlung die Schlinge des Gesetzes offen hielt, ohne daß ein Sozialist hineintappte. Nach so vielem Pech war es nicht mehr als billig, daß der Ort, an welchem Alles zusammentreffen sollte, ob Sozialist oder nicht, um dann von Bebel Abschied zu nehmen, auch der Polizei mitgetheilt wurde, und da kamen denn auch ihre Vertreter selbst Herrn Rath Pfister drängte es in den Hackerkeller- und die fettglänzende Röthe auf ihren Gesichtern zeugte deutlich von der Freude, die hiesigen Sozialisten endlich einmal vereint angetroffen zu haben, wenn auch nur beim Biertrinken. Groß war aber auch der Andrang sowohl zum verbotenen Vortrag als auch zum Hackerteller und begeistert die Ovation, die unserem Genossen und Reichstagskandidaten Bebel beim Kommen und Scheiden gebracht wurde.
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Die Ruhe der Polizei ist aber auf längere Zeit dahin; Alles, Alles will sie entdecken, selbst das, was gar nicht ist. Um besser zu„ eruiren", müssen die Gensdarmen außer Dienst in Zivil ausgehen, für eine kräftige Entdeckung erhalten sie 100 M. Belohnung, nebenbei auch noch Zivilanstellung, kurz, nichts soll mehr versäumt werden, um diese Verschwörer zu entlarven.
Doch einig und kräftig halten wir zusammen, freuen uns unseres Lebens und werben fort und fort. Diese neuesten Vorgänge haben uns viele, wenn auch noch stille Freunde erworben. Vorwärts, vorMarkulf. wärts! rufen wir trotz aller Polizei!
? Augsburg , Ende April. Wir brauchen hier keinen Belagerungszustand, um Ausweisungen von Sozialisten möglich zu machen; ein ehrloses Spionagesystem Hand in Hand mit dem brutalen Polizeiregimente einzelner liberalen Parasiten, über die der einäugige Oberpolizist schützend seine langen Finger breitet das überliefert uns auf Gnade und Ungnade der Willkür einer Handvoll Leute, die durch die heiligen Bande" des Ehebruchs, der unfittlichsten Bordell- Orgien und gegenseitiger„ Gratis fikationen" aus der Stadtkasse an einander gekettet sind: im buchstäblichen Sinne stehen wir also unter der Herrschaft der Verbrecher." Dazu kommt noch, daß dieselben Leute auch in den Fabriken theils als Verwaltungsräthe, theils als schwere" Aktionäre bestimmenden Einfluß haben, so daß solche Genossen in Fabriken, denen die Polizei abhold ist, sicher sein können, ihren Verdienst zu verlieren und hier keinen andern zu finden. Bisher ist es noch jedem Genossen, der von der Polizei prostribirt oder auch nur als Sozialdemokrat charakterisirt wurde, so ergangen, auch wenn er in keiner Weise mit der Polizei oder dem Staatsanwalt in Konflikt gerathen war, so erst letzter Tage dem Genossen H., der fast zwei Jahrzehnte in der Riedinger'schen Maschinenfabrik als Meister thätig war und jetzt in seinen alten Tagen existenzlos die Stadt verlassen muß, blos weil ihn die Polizei mit Haussuchungen verdächtigte. Diese Sache hat aber ein fleines Vorspiel.
Bei der letzten Reichstagswahl ließ der liberale Fabrikant Riedinger aus persönlicher Animosität gegen den liberalen Kandidaten, unsern" Fischer, unter seine Arbeiter zwangsweise Stimmzettel vertreiben, auf denen der Name Fischer ausgestrichen war und die somit ungiltig waren. Das kann ihm der in seinem Streberdünkel schwer beleidigte Bürgermeister nicht vergessen; da er sich an dem reichen Fabrikanten sonst nicht rächen kann, so läßt er dessen Fabrik als„ Brutnest der Sozialdemokratie" denunziren und hat damit seinen Zweck erreicht: Riedinger als loyaler Patriot und ordenssüchtiger Kommerzienraths- Kandidat ärgert sich und der Sozialdemokrat ist um seine Existenz gebracht, da die hiesigen Fabri fanten sich gegenseitig auf Ehren" wort(!) verpflichteten, keinen Sozialdemokraten zu beschäftigen. Und diese Sorte Banditenehre ist ja die einzige, auf welche diese sogenannte bessere Gesellschaft noch etwas hält!
Wir sind hier vogelfrei! Darum ist es auch erklärlich, daß manche der Genossen von einer Betheiligung an den nächsten Reich 8= tagswahlen( an den demnächst bevorstehenden Landtagswahlen betheiligen wir uns nicht) nichts wissen wollten, weil sie zu schwere Opfer verlange, ohne daß eine Aussicht auf praktischen Erfolg zu erwarten sei. Nach reiflicher Ueberlegung haben wir uns aber doch für eine Betheiligung entschlossen und Genosse Bebel als Kandidat aufgestellt. Wenn jeder Genosse durch Verbreitung von Flugblättern, durch Disfussion im Freundeskreis und verständige Agitation am Biertische seine Schuldigkeit thut, dann wird unsere Zahl trotz der Schreckensherrschaft eine respektable merden und den Polizeischergen à la Mesenzoff und Trepoff ein Warnungsruf in letzter Stunde sein!
Sonst ist die Situation die alte mit der einzigen Verschärfung, daß jeder der bekanntesten Genossen auf Schritt und Tritt ,, begleitet" ist, was wohl der Anwesenheit des Berliner Hochverrathsmachers" Hollmann zu verdanken ist, der mit unserm Bürgermeister auch eine„ vertrauliche" Blauderstunde hielt. Der saubere Polizist Obrich ist nach seinen letzten„ Amtseiden" in Berücksichtigung seiner großen Verdienste zum Oberrottmeister befördert worden. Daneben natürlich jede Woche ein paar Haus suchungen ohne Resultate( weshalb jetzt auch die Polizeireporter darüber in der Lokalpresse sich ausschweigen) und zwar meist bei Leuten, die mit uns in keiner Weise Fühlung haben. So wurde ich auch von Freundesseite bedeutet, daß die letzthin behaussuchten Arbeiter von Riedinger 2c. nicht, wie ich im vorigen Briefe angab, Parteigenossen waren, sondern theils Indifferente, theils Schwarze", was ich zu ihrer Ehre" gerne bestätigen will. Wir verlieren dadurch nichts, die Polizei aber erzieht sich Feinde und uns Rekruten. Möge sie nur so weiter schaffen, auch ihr Krüglein wird einmal brechen!
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Wien , 8. Mai. Wir befinden uns mitten im Festestrubel, aber von einer eigentlichen Festesstimmung ist im Volf nichts zu verspüren. Neugierde, und zwar recht kalte Neugierde, darin äußert sich lediglich die Theilnahme des Volkes an den mit einem riesigen Apparat in Szene gefeßten Freudenfest des österreichischen Volkes".
Es ist unglaublich, mit welchem Hochdruck gearbeitet wurde und gearbeitet wird, um die Liebe des österreichischen Volkes zu seinem„ angestammten" Fürstenhauſe in ein möglichst glänzendes Licht zu stellen. Unser gänzlich verrottetes Kliquenwesen, denn von Partei kann da gar nicht mehr die Rede sein, hat es glücklich dahin gebracht, daß alle diese verschiedenen Kliquen sich in Loyalität und Kriecherei überbieten, alle wollen zeigen, daß sie eigentlich die guten, die besten Kinder sind, und ihre Blätter machen aus dem dümmsten Kaiser, den Desterreich je gehabt, und seiner Zirkusreiterin die reinen Wunder von Monarchentugenden. Eigentlich sollten wir ihnen dafür dankbar sein, denn hier weiß jedes Kind, was es mit unserem edlen Herrscherpaar auf sich hat, und da müßte sich eigentlich auch Jeder sagen, wenn so die Mustermonarchen aussehen, wie müssen da erst die gewöhnlichen beschaffen sein!
Aber die Korruption und der Druck! Die Dekorationen der Häuser und Fenster werden geradezu erzwungen. Ebenso die Beiträge zu den Feststiftungen. Die Sammellisten werden von Haus zu Haus geschickt und nur die Ordenssüchtigen zeichnen freiwillig, sonst schimpft Alles, wenn ihnen die Liste präsentirt wird, aber zeichnen thun's halt doch aus Angst, um von der Polizei nicht als verdächtig angesehen zu werden. Namentlich die kleinen Gewerbtreibenden, die von der Polizei chitanirt werden können, und die kleinen Beamten werden gezwungen, sich über Gebühr anzustrengen, und manche Familie wird durch die Hochzeit zu Grunde gerichtet.
Servilität und Feigheit auf der einen, Gleichgültigkeit auf der andern Seite, das ist die Signatur unserer hiesigen Zustände. Nur sehr wenige
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schehe auf Meldungen von London her, auf Grund der bei Most beschlagnahmten Papiere, die offiziöse Polit. Korresp." behauptet dagegen, die Verhaftung sei auf Requisition des Landgerichtes Salzburg erfolgt. Was Staar verbrochen hat oder verbrochen haben soll, weiß kein Mensch, vorläufig sitzt er und man wird ihn wohl fizzen lassen, bis er das Verbrechen, kein Verbrechen begangen zu haben, abgebüßt hat. Dafür ist nämlich, nach Ansicht unserer hochwohlweisen Behörden, die Untersuchungshaft speziell wie geschaffen". Glückliches Desterreich!
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gal
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P- a.
#. C
Zur Beachtung für die Genossen in Deutschland . Trotz vieler Ermahnungen und Erinnerungen werden von den Genoffen in Deutschland in Bezug auf Verbreitung von sozialistischen Zeitschriften zc. noch immer Unterlassungssünden begangen, welche hier und da unangenehme Folgen haben, die bei Anwendung der nöthigen Vorfichtsmaßregeln leicht zu vermeiden find. Wir halten es daher für angebracht, auf einige Punkte aufmerksam zu machen, deren Beobachtung im allseitigen Interesse unerläßlich ist.
Vor allen Dingen muß darauf geachtet werden, daß die Adressen von Personen, welche Sendungen irgend welcher Art zu empfangen haben, stets deutlich geschrieben werden, da es vorgekommen ist, daß wegen ungenauer Adresse solche nicht abgeliefert wurden, sondern an ihren Aufgabeort zurückgingen, wo sie schließlich in die unsauberen Hände fielen. Dasselbe ist auch schon dadurch passirt, daß Adressaten ihre Familienangehörigen nicht entsprechend instruirt hatten, so daß Annahme verweigert wurde. Es gehen durch solche Vorfälle nicht nur die Schriften verloren, sondern die betreffenden Empfänger setzen sich auch Polizeiplackereien aus und ihre Adressen sind nicht mehr verwendbar.
Von Wichtigkeit ist ferner, daß Empfänger von Sendungen dieselben so schnell wie möglich aus ihrer Behausung schaffen, so daß, wenn die Wohlweise" zufällig Wind bekommt, sie das Nest leer findet. Alles auf solche Sendungen Bezügliche: Briefschaften, Notizen über dieselben zc., muß sofort nach Gebrauch vernichtet werden.
Ueble Folgen von Außerachtlassung dieser Vorsichtsmaßregeln hat Jedermann selbst zu verantworten. Ist es durchaus nöthig, einzelne Notizen, Adressen zc. aufzubewahren, so möge man sich die Mühe nehmen, dieselben nach einem Wahlwort, welches man nur zu diesem Zwecke benutzt, zu chiffriren. Im Uebrigen fann man kleinere Notizen leicht derartig unterbringen, daß sie unmöglich bei einer Haussuchung gefunden werden können.
Wir wollen, da gerade von Haussuchungen die Rede ist, hier auf einen interessanten Umstand aufmerksam machen. Viele, welche schon mit Haussuchungen bedacht worden sind, werden nämlich beobachtet haben, daß einer der Beamten seine Aufstellung im Hintergrunde des Zimmers nimmt, wo er regungslos verharrt, anscheinend, um jedem Befehle des suchenden" Vorgesetzten gewärtig zu sein. Die Aufgabe dieses Postens ist aber eine ganz andere. Derselbe hat nämlich meist zu beobachten, ob der Behaussuchte nicht gelegentlich einen heimlichen Blick nach jener Stelle wirft, wo er dasjenige verborgen hat, was den Nasen der Herren entgehen soll. Diesen Blick fängt der Posten im Hintergrund auf und es dauert nicht lange, so wird die verdächtige Stelle einer ganz besonderen Prüfung unterzogen, wobei es natürlich nicht ausbleiben kann, daß man endlich Erfolg hat. Dieser praktischen„ Arbeitstheilung" der haussuchenden Polizeibeamten ist es hauptsächlich zuzuschreiben, daß dieselben manchmal Schlupfwinkel auffinden, deren Entdeckung einen ganz besonderen Scharfsinn bei ihnen voraussetzen läßt!
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Man beachte dies also ganz besonders! Kaltblütigkeit ist bei allen solchen Dingen nöthig; und wenn der Beamte die Hand schon auf jener Stelle hat, unter welcher man seine kleinen Geheimnisse" aufbewahrt, so darf doch keine Bewegung, kein Augenzucken die dadurch hervorgerufene Erregung verrathen denn dem Posten im Hintergrunde würde sie nicht entgehen!
Auf einige andere Punkte haben wir noch aufmerksam zu machen, deren Beobachtung von Belang ist. Es muß bei irgend welchen Vorfällen, welche für die Redaktion und Expedition des Parteiorgans von Bedeutung sind, sofort auf sicherm Wege Mittheilung gemacht werden; die Unterlaffung dieser Maßregel hat schon manche Unannehmlichkeit gebracht!
Solche Mittheilungen, ferner Reklamationen nicht eingetroffener Sendungen u. s. w., müssen stets so deutlich gehalten sein, daß man daraus mit Bestimmtheit entnehmen kann, um welche Personen, welche Sendung 2c. es sich handelt.
Also Genossen, beherzigt alles dies; je sorgfältiger verfahren wird, um so weniger genivt uns das für uns fabrizirte( permanente) ,, Ausnahmegesetz"!
Briefkasten
der Redaktion: W. S.: Wir haben einfach eine Thatsache konstatirt, welche die Herren nicht abstreiten konnten und deshalb mit einem Wust von Schimpfworten erwiderten. Dieses Verfahren ist nicht neu, aber eminent praktisch. X. Y.: Sie haben Recht, unser Blatt ist ,, gerade nicht im Salonton gehalten". Aber, lieber Freund, wir schreiben auch nicht für den Salon. Wir befinden uns im Kampf gegen eine ganze Welt von Gegnern, denen jedes Mittel zu unserer Unterdrückung recht ist, die ungestraft uns beschimpfen, verdächtigen, mit Füßen treten können. Man hat uns geächtet, rechtlos gemacht, und Sie verlangen von uns, wir sollen die Gegner nur belehren? Wir halten es für zweckmäßiger, das Volk zu belehren, und das verträgt eine kräftige Sprache. Weisen Sie uns nach, daß die, welche wir Schurken nennen, keine Schurken sind, und Sie sollen Recht haben.
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der Expedition: Reichsmaulwurf: Fr. 2.- von der Volksbuchhdlg. für Ihr Ab.- Cto. erh. Also jetzt Mt. 3.60 Ihnen gutkommend. Weiteres betrifft die Volksbhdlg. Adr. vorgem. W. W. A.: Mt. 6.Ab. 2. Qu. erh. Wink beachtet. A. W. Ch. Pest: Fr. 2.40 Schft. erh. u. besorgt. G. E. Blhs: Mt. 3.- Ab. 2. Qu. erh. Willkommen! A. M. J.: Mt. 3.- Ab. 2. Qu. erh. Das ist die Schuld dessen, der Ihnen die Adr. gab. Woher sollen wir wissen, daß Sie dieselbe haben? Hermingh. Bros. St. Louis: Mt. 51.80 à Cto. erh. T. F. L. W.: Fr. 3.67 Ab. 2. Qu. erh. Gruß!--: Bf. v. 8. ds Arthur M.: Fr. 3.75 erh. An genügenden eingetr. Dank und Gruß! 512: Warum feine Notiz Instruktionen unserseits fehlte es nicht.-
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ob Ged. eingetr.? Bf. v. 6. ds. hier. Sal. Unruh: Bf. v. 6. ds. erh. Alles vorgem. Bfl. am 11. ds. neues Kunststück abg.-R. M. BuenosAyres: Fr. 55.28 à Cto. Ab. 4. u. 1. Qu. u. Schft. erh. Deutscher Verein Winterthur : Fr. 50.- dem Ufds. einverleibt. C. M. 3.: Mt. 5. Ab. 2. Qu. erh. Nachlieferg. bewirkt mit 19. Egmont: Mt. 120. à Cto. Ab. 1. Qu. erh. Bf. am 11. abgeg. Hentschel Drickes: Mt. 4.45 Schft.- Rest u. Co.: P. K. bereits beachtet. Gruß!
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u. Mt. 10.55 à Cto. Ab. 2. Qu. gutgebr. Neueres vorgemerkt. Kratzer: P.-K. erh. Sache hatte Aufenthalt, wird jetzt geordnet sein. Feuerrüpel: Bf. v. 8. u. Vorgänger hier. Antw. am 11. abgeg. Brl. London : Fr. 2.50 à Cto. erh. 17 u. 18 im Druck durch unabänder liche Umstände verspätet. Weshalb so tragisch? Pünktlichkeit liegt uns selbst am Herzen.+++ himmel: 2 Bfe u. Spsz. für T. u. S. erh. Bald Nachr. über die Reisenden senden!- Ahasverus: Noch keine Nachr. v. Rthl. u. wie stehts sonst?-M.+ R.: Am 11/5. brfl. berichtet. Bitten fünftig deutlicher.-
machen eine Ausnahme und diesen wird es sehr schwer, das Aufdrängen London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein
des Pessimismus zu bewältigen. Die Konflikte unter den deutschen Genossen haben hier, wie es scheint, mehr geschadet, als in Deutschland selbst.
Die Gemeinheit unserer Polizei übersteigt alle Begriffe. Ende voriger Woche drang ein höherer Beamter des Stadtkommissariats in Begleitung des Polizeiraths Lazzer um Mitternacht in der Wohnung des Spenglergehilfen Franz Staar ein, nahm Haussuchung vor und verhafteten den Genannten. Angeblich suchten die Herren nach Wurfgeschoffen, die sie natürlich nicht fanden, sondern sich mit Flugblättern und einem Chiffrenbuch begnügen mußten. Anfangs hieß es, die Berhaftung ge