Das sind klärende Ereignisse", die wahrhaft wunderkräftig gewirkt und so gar Manchem den Staar gestochen haben, der unheilbar blind ſchien.

Selbst unter Ludwig XVI. ist das L'Etat c'est moi!- der Staat bin ich! nicht in dieser krassen, beleidigenden Form zu Tage getreten. Geschweige denn unter Bonaparte, dem kleinen Lehrmeister des großen Bismard.

Die Diktatur der Klassenherrschaft, verkörpert in der Person des Fürsten Bismard, ist zur Türkischen Sultanswirth= schaft geworden. Und zwar muß man auch bei den Türken in frühere Jahrhunderte zurückgreifen.

Jede Laune, jede Rancune des Diktators verdichtet sich in ein Gesez, in einem Gesetzesvorschlag.

Jede Indisposition des Diktators wird zu einer Staatskrise; jede schlaflose Nacht zu einem größeren oder kleineren Staats­streich.

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Es ist und darin liegt der Hauptvortheil die drastischste reductio ad absurdum des persönlichen Regi­ments und der Klassenherrschaft.

Die Bourgeoisie seufzt und duldet. Sie hat durch ihre Feigheit die Situation herbeigeführt, und sie büßt jetzt von Rechtswegen.

Bekämpfen kann sie dies System nicht, denn sie hat es geschaffen; aber sie kann es auch nicht billigen, denn in seinen Konsequenzen verletzt es sie tödtlich in ihren wichtigsten Interessen.

Um so günstiger ist die Lage für die Sozialdemokratie.

Die, flärenden Ereignisse" nicht blos der letzten Wochen, sondern der letzten Jahre haben uns ein überwältigendes Anklage­material gegen das herrschende System und seine Träger und Mitschuldige geliefert.

Die Orgien der Reaktion und der Servilität, der junkerliche Größen und Verfolgungswahn, die zunehmende Volksverarmung, die sozialen Pfuschkuren und als traurige Frucht dieser Miß­wirthschaft die immer massenhafter auftretende Auswanderung­das find treffliche Waffen für den Wahlkampf, und wir werden fte benutzen.

Das Programm der russischen Volks­Partei.*)

I.

Ziel und gegenwärtige Aufgabe der Partei.

Die Volkspartei, die das Programm der föderalistischen Sozialisten anerkennt, macht es sich zur Aufgabe, eine Gesellschaftsordnung zu Stande zu bringen, welche den Jdealen jenes Programms entspricht. Zur Basis ihrer Thätigkeit wählt sie die Prinzipien aller der Volksparteien, welche sich auf die geschichtlich im Volksleben ausgebildeten und zur lebendigen gesellschaftlichen Macht gewordenen Verhältnisse und Weltanschauungen ftützen.

Demgemäß und in Erwägung, daß

1. nur diejenigen Reformen im Staats- und Gesellschaftskörper praktisch durchführbar sind, welche sich aus den Bedürfnissen und Interessen einer Klasse der Gesellschaft herleiten und den Idealen derselben entsprechen;

2. daß in Rußland nur die Bauernschaft allein ein ganz bestimmtes Jdeal, Selmja i Wolja"( Land und Freiheit), besitzt, das mit den Prinzipien der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung im Widerspruch steht;

3. daß die vollständige Verwirklichung der Volk sideale nur auf dem Wege aktiven Kampfes und zielbewußter Bemühungen des Volkes erreicht werden kann,

erklärt die Volkspartei zu ihrer nächsten Aufgabe die Verwirk lichung der Volksideale durch eine Volkserhebung, indem sie dieselbe als den ersten Schritt zur Erreichung ihres Endzieles be­trachtet.

In ökonomischer Beziehung muß der Ueberzeugung der Partei nach diese Umwälzung die Anerkennung des unveräußerlichen Eigenthums­rechtes des ganzen Volkes auf das Land, die Fabriken, die Werk­stätten und die großindustriellen Arbeitswerkzeuge zur Folge haben, wo­bei die Verfügung über dieselben den Arbeitergruppen in Stadt und Land zustehen soll.

Jn Erwägung, daß die Zerstörung der Idee des Zarenthums im Volke das Letztere zur Ausarbeitung eines neuen bestimmten politischen Ideales nicht geführt hat stellt die Volkspartei folgende Grundprin­

*) Dieses Programm, sowie eine von derselben Partei in hölzernen Ostereiern zahlreich verbreitete Proklamation die Tagespresse hat der­selben seiner Zeit erwähnt gehen uns zur Veröffentlichung zu. Wir werden die Proklamation in unserer nächsten Nummer zum Abdruck bringen, und wollen zur Orientirung unserer Leser nur noch bemerken, daß die russische Volkspartei, deren Organ der Tschornji Peredjel" ist, sich von der Partei des Exekutiv Komite" dadurch unterscheidet, daß sie das Hauptgewicht auf die sozialistische Propaganda im Volke ge­legt wissen will, während das Exekutivkomite bekanntlich die Erringung gewisser politischen Forderungen in den Vordergrund stellt. Der Unter­schied ist somit ein sehr wesentlicher. Vergl. übrigens: P. Axelrod, die Entwickelung der sozialrevolutionären Bewegung in Rußland .

Feuilleton.

Revolutionäre Gedenktage.

Der Antergang der Kommune.

Ermordet habt ihr die Kommune, Allein besiegt habt ihr sie nicht."

M. Kegel.

Vae victis! Wehe den Besiegten! Wann hätten diese Worte blutiger, grausamer, entsetzlicher ihre infame Bedeutung geoffenbart als vor 10 Jahren im Kommunekampf? Wann ist je ein Sieger blutgieriger gewesen als damals die französische Bourgeoisie?

Bürgerkriege werden stets mit größerer Erbitterung geführt, ihre Epi­foden erzeugen stets mit dem tieferen Haffe auch heftigere Explosionen, aber wo ist ein Beispiel, daß der besiegte Gegner, der wehrlose Bruder, der Genosse von gestern so hingemetelt wurde wie beim Untergang der Kommune?

Nirgends, niemals!

Die Morde der" goldenen Jugend", die Rache der Bourbonen und des Emigrantenthums, die Junischlächterei 48, die Meuchelmorde vom 2. Dezember, ja, sie waren entsetzlich; die Rastatter Standrechteleien, die Kroatenwürgerei in Wien , die Schinderei an den Nihilisten, die langsame, gliedweise Hinschlachtung der Helffmann sie sind bestialisch, aber sie find doch nur erbleichende, verschwindende Gedanken vor dem Meere von Blut und Bestialität, in dem das Ordnungsthum", die Bourgeofie, seinen Haß gegen das Volk von Paris und in ihm gegen das Volk der Arbeit stillte!

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Am Sonnabend, den 27. Mai, war der Kommunekampf aus; Abends 11 Uhr war die letzte Barrikade in der Rue Ramponneau in den Hän­den der Versailler; eine Viertelstunde lang war sie von einem einzigen Föderirten vertheidigt worden. 3000 Todte und Verwundete hatte der Kampf getoftet. Am Morgen des nächsten Tages herrschte die Ordnung" in Paris .

zipien der gesellschaftlichen Ordnung auf, welche aus der Kultur, dem Charakter und den ökonomischen Verhältnissen des russischen Volkes logischerweise hervorgehen und welche unermüdlich zu propagiren die Partei für nothwendig hält:

a) Die Unabhängigkeit der Nationalitäten, welche zur Zeit nur mechanisch zum großen russischen Reich vereinigt sind, b) Die Autonomie der Gemeinden,

c) Die freie Föderation der Gemeinden.

Im Moment der Erhebung des Volkes wird die Partei die Iniziative der Konstituirung provisorischer Regierungen auf sich nehmen, die geeignet wären, den revolutionären Kampf zu leiten und ihren Platz, nachdem der Kampf erfolgreich beendet ist, der vom Volke sanktionirten politischen Organisation abzutreten.

II.

Der praktische Weg zur Verwirklichung der gegenwärtigen Parteiaufgabe. 1. Die traurige ökonomische Lage des Volkes einerseits, die Bestimmt heit(? Red.) des Volkes andererseits das sind die Triebfedern der Umwälzung.

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2. Die Abwesenheit bewußter, gemeinsamer Solidarität im Volke, der Mangel an Vertrauen auf die eigenen Kräfte und der eng mit denselben zusammenhängende traditionelle Glaube, daß der Zar Vertreter und Vertheidiger der Volksinteressen ist, die Abwesenheit einer weitverzweigten und starken Organisation im Volke, das sind die Hindernisse für den Volksaufstand.

Die Volkspartei wird demgemäß ihre Kräfte der Beseitigung dieser Hindernisse widmen.

a) Durch verdoppelte Thätigkeit der Partei in der Bauernschaft muß dahin gearbeitet werden, eine revolutionäre Organisation im Volte zu schaffen, ohne welche es keine Garantie für den günstigen Ausgang des Volksaufstandes im Sinne der Verwirklichung der Voltsideale gibt.

Die Organisation im Volke faßt die Partei in dem Sinne auf, daß in jeder Gegend ein eng zusammengefaßter Kern gebildet werden muß, um welchen herum im Moment des Aufstandes sich die ganze Bauern­schaft organisiren und eine zum Kampf bereite gesellschaftliche Macht bilden könnte.

Was die Städtearbeiter betrifft, so erscheint der größte Theil derselben als ein bewegliches der Stadt noch nicht vollständig assimilirtes und von den Bauerninteressen noch nicht isolirtes Element. Dieser Be­standtheil der Arbeiter unternimmt während eines bestimmten Zeitraumes öftere Ueberfiedelungen aus dem Dorf in die Stadt und umgekehrt.

Alle seine Gedanken und Bestrebungen sind dem Hauptideale der Bauernschaft Semlja i Wolja" gewidmet. Die Partei muß diesen Theil der Arbeiter benützen, um einen mächtigen Einfluß auf das Be­wußtsein der Masse der Bauern auszuüben und eine Organisation in derselben bilden helfen.

Der andere Theil der Städtearbeiter hat sich schon seinen Interessen und Idealen nach von der Bauernschaft getrennt. Diese Klasse der Gesellschaft bildet ihrer Zahl und der strategischen Bedeutung der indu­striellen und administrativen Zentren nach, eine sehr ernste Macht in der ganzen Masse des russischen Volfes. Die Organisations- und Agitations­thätigkeit soll dahin gerichtet sein, in diesen Kreisen das erhabene Ideal des Kollektivismus anstatt der beschränkten, gegenwärtig sich äußernden Forderungen zu verbreiten.

b) Der natürliche Zerstörungsprozeß der Jdee des Zarenthums im Volke, der sich gegenwärtig durch eine ungeheuere Menge von diesen Glauben untergrabenden als solche anerkannten Thatsachen vollzieht, wird mit der Zunahme der Aktivität im Volke, des Vertrauens auf seine eigenen Kräfte und theilweise mittelst der entsprechenden Propaganda und Agitation gleichzeitig beschleunigt werden.

c) Wie im Einzelleben das Vertrauen auf die eigenen Kräfte erst nach praktischer Bethätigung derselben eintritt, so wird dieses Vertrauen auch im Völkerleben durch aktiven Kampf mit den unmittelbaren Feinden be­feftigt.

Die Volkspartei soll demgemäß jeden sich darbietenden Konflikt zwischen dem Volke und der Administration, den Gutsbesitzern 2c. 2c. benutzen, um diese Konflikte im Lichte der revolutionären Idee darzustellen, einen wenn auch vorübergehenden Erfolg denselben zu sichern und je nach den Verhältnissen agrarischen oder industriellen Terrorismus gelegentlich an­zuwenden.

In Erwägung, daß

1. Der Moment der Berwirklichung der Volksideale auf dem Wege einer Volkserhebung nicht direkt von dem Willen der Partei ab­hängt,

2. Daß die Agitation und Organisation des Volkes auf dem Boden der unmittelbaren Noth und der Bedürfnisse des Volkes geführt werden muß,

stellt die Volkspartei folgende Forderungen auf, welche als Veran­laffungen zur Agitation in den Massen gelten mögen:

a) Auf ökonomischem Gebiete: Abschaffung der Vertheilung der Gemeindeländer, Vergrößerung des gemeinschaftlichen Besitz­thums der Bauern an Grund und Boden. Steuerverminderung und Verbesserung des Steuermodus, Aufhebung der Versteigerung der Bauerninventare wegen unbezahlter gegenwärtiger oder alter Steuerschulden, Normalarbeitstag, Berbot der Kinderarbeit bis zu einem bestimmten Alter und Regulirung der weiblichen Arbeit durch eine Fabriksgesetzgebung 2c. 2c.

b) Auf politischem Gebiete: Aufrechterhaltung der Unverletz­lichkeit der Person, Freiheit des Gewissens, Freiheit der Belehrung durch Wort und Schrift, Versammlungsrecht, Vereinsrecht, Theil­nahme des Volkes an der Regierung und Gesetzgebung 2c. 2c.

Dombrowski, der Feldherr der Kommune, war begraben; Delescluze , ihr Kriegsminister, am Abend vorher gestorben, kühn und heldenhaft groß wie ein Prophet der Revolution: auf der Barrikade, die Kugel mitten in der Brust"; Vermorel war gefallen, Millière gestandrechtet, der Père Lachaise hatte die letzten Kämpfer todt in seinen Schooß aufgenommen, die Erstarrung der Verzweiflung, die Verzweiflung der hilf- und hoff­nungslosesten Agonie lag auf den Arbeiterquartieren; unter den Thüren saßen die Frauen, regungslos wie die Weiber des untergehenden Jerusa lems, den Kopf in die Hände gestützt und das glühende Auge wirre in die Ferne gerichtet: sie erwarteten ihre Väter, ihre Männer, ihre Söhne, ihre Brüder, die eben von den Siegern" falt und berechnend, nicht in der Wuth des Kampfes erschlagen, nein, nach einem längst fest= gesetzten Plane gemeuchelt wurden!

42 Männer, 3 Frauen, 4 Kinder waren in der Rue de Rosiers 6 als erste Rache für die Generäle Clement und Thomas auf die Kniee geworfen und erschossen worden; ihnen folgte Zug auf Zug mit dem­selben Schicksal. Beim Gefängniß St. Lazare theilten 17 Gefangene das gleiche Loos; in den Kasernen und öffentlichen Gebäuden wurden die Gefangenen noch während des Kampfes mit Mitrailleusen erschossen aber die volle Rache beginnt erst nach Beendigung des Straßenkampfes, als die Versailler Armee sich in zahllose Exekutions- Pelotone verwandelt hatte.

Vom Sonntag bis zum Montag früh werden allein im Gefängniß La Ro­quette. 1900 Personen erschossen, ohne Verhör, ohne Urtheil, ohne Frage; ein Offizier bestimmte mit dem Fingerzeig Tod oder Aufschub; dieselbe Schlächterei in der Militärschule, im Park Monceau und in Mazas, woselbst allein in gleicher Zeit 400 Gefangene ermordet wurden. Noch schrecklicher wütheten die Prevotalgerichte, die sogar Frauen und Kinder ohne Berhör zum sofortigen Tode verurtheilten." Die Soldaten und Gensdarmen, welche die Henkersdienste versahen, schossen die Gefangenen wie das Wild an und jagten sie die Mauern entlang, fie leerten ihnen die Taschen und besudelten dann die Leichname. Dirnen und Damen " aus Versailles verunreinigten die Leichen, und unter dem Beifalle der vor den Preußen feige ausgeriffenen Offiziere stachen Cocotten

III.

Die accefforische Thätigkeit der Partei.

Außer der Bauernschaft und den Städtearbeitern, welche ihrer eigenen Lage nach den größten Theil der Volkspartei bilden sollen, soll dieselbe noch verstärkt werden von Personen, die aus anderen Gesellschaftsklaffen stammen:

a) Aus dem Heere: Bei der gegenwärtig verhältnißmäßig furzen Dauer des Militärdienstes ist der Soldat noch nicht vollständig den Intereffen der Bauern entfremdet. Soweit der Soldat für jene Interessen begeistert ist, hält die Partei für nothwendig, ihn zu benutzen. 1) als Vermittler zwischen der revolutionären Intelligenz und der Bauernschaft; 2) als zur Schlacht organisirte Macht, die im Moment des Volksauf standes mit dem Volke sich vereinigen und damit erheblich dessen Kräfte steigern kann.

b) Die Gesellschaft: Die Jugend, die Preffe, die Semstwo's, das Beamtenthum, der Offiziersstand 2c. 2c. sollen ebenfalls gehörige Berücksichtigung finden. Die besten Kräfte der Gesellschaft für die Sache des Volkes zu gewinnen, sie mit der Volkspartei zu assimiliren bestrebt, richtet die Partei ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die intelligente Jugend, um die Grundsätze des wissenschaftlichen Sozialismus in diesen Kreisen zu verbreiten, die praktische Anwendbarkeit desselben bei uns in Rußland zu zeigen und die altruistischen*) Neigungen der Jugend zum Kampf für die Volksideale zu lenken.

IV.

Die Stellung der Partei im Volke.

Die Volkspartei darf keine äußerlich imponirende Macht bilden, auf welche das Volk seine Hoffnungen übertragen könnte, sondern sie soll von dem Volke unzertrennlich werden, einen Theil de ffelben bilden. Ihr engere Mitgliedschaft soll sich hauptsächlich aus den besten derjenige Kräfte rekrutiren, welche aus den Reihen des Volkes selbst hervorgegangen sind und mit demselben im engsten Zusammenhang stehenden.

Die Befreiung des Volkes ist nur dann denkbar, wenn das Volf und die Volkspartei in ein unzertrennbares Ganze zusammenschmelzen. 7./19. April 1881.

Fliegende Druckerei der Semlja i Wolja" St. Petersburg.

Aus der Rede unseres Genossen Bebel

über den

Arbeiter Anfall- Versicherungs- Gesek- Entwurf. Gehalten in der Sizung vom 4. April 1881. ( Nach dem stenographischen Bericht.)

( Fortsetzung.)

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Ich komme auf den Baubetrieb noch mit ein paar Worten speziell Wie soll z. B. da das Verhältniß sich gestalten zwischen dem eigentlichen Bauunternehmer, z. B. dem Baumeister, und denjenigen Kleingewerbe treibenden, die bei Ausführung des Baues durchaus nothwendig find, aber das bitte ich besonders zu beachten vollständig selbständig und unabhängig von dem Baumeister arbeiten, z. B. Schlosser, Klempner Dachdecker u. s. w.; hat für Unfälle, die bei diesen selbständigen Klein gewerbtreibenden und deren Personal vorkommen, der Baumeister zu sorgen oder wer sonst? Nach dem Entwurf nur der Baumeister; id glaube aber, daß das eine große Ungerechtigkeit ist, denn er kann feine Kontrole üben, weil er fein genaues Verständniß für diese Betriebe hat Gleichwohl find Unfälle bei diesen Bauhandwerkern häufig; es ist also dringend nothwendig, daß Sie das Kleingewerbe mit in den Kreis der Haftpflicht hineinziehen. Sie können doch nicht verlangen daß der Bauunternehmer genöthigt wird, für jeden selbständigen Gewerb treibenden nach der Versicherungsklasse, in die er rangirt, für deffen Arbeiter die Beiträge zu zahlen. Dehnen Sie die Haftpflicht in dem an gedeuteten Sinne nicht aus, dann hören die Streitigkeiten bei Unfällen auch zwischen den verschiedenen selbständig Gewerbtreibenden nicht auf da bekommen Sie nicht blos Prozesse mit den Arbeitern, sondern auc mit den Arbeitgebern untereinander, und Sie haben das Gegentheil reicht von dem, was Sie erreichen wollen. Sie sehen also, wie noth wendig es ist, daß die Haftpflicht mit der Versicherungspflicht in beden tendem Grade ausgedehnt wird.

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Meine Herren, ich plädire aber auch noch aus einem anderen sehr gewichtigen Grunde für die Ausdehnung der Haftpflicht auf die gesammten Gewerbe. Nicht allein, daß es unter denselben eine Reihe gibt, deren Betrieb mindestens so gefährlich ist wie der der Industrie mit Dampf betrieb und motorischen Kräften, wie bereits Herr Dechelhäuser in seinem Vortrag zur Genüge dargethan, nein, meine Herren, noch ganz anderes kommt dabei in Frage.

Wenn Sie die Kleingewerbe, wie es bisher schon nach dem Haft pflichtgesetz der Fall war, nicht haftpflichtig machen, so laufen Sie Gefahr daß das Kleingewerbe in seiner Eristenz noch mehr geschädigt wird, ale es bis jetzt der Fall ist, und das sollten Sie, namentlich auf der Rechten, die Sie neben der positiven Bekämpfung der Sozialdemokratie seinem Bestand zu schützen, genau im Auge haben. Es ist schon gegen es als ihre Hauptaufgabe betrachten, ganz besonders das Kleingewerbe in wärtig nämlich die unbestreitbare Thatsache vorhanden, daß die kontinuir lichere Arbeit in den Fabriken fast das ganze Jahr hindurch, die geregelte Arbeitszeit, die bequemeren Arbeitsräume, die größere Arbeitstheilung die Thätigkeit an der Maschine, der gesellige Verkehr der Arbeiter unter einander in der Fabrik eine ganze Reihe von Anziehungspunkten sind für eine sehr große Zahl von Arbeitern, daß sie ihre Arbeitskraft lieber einem Fabrikanten als den Kleingewerbtreibenden verkaufen. ( Sehr richtig! links.)

Weiter resultirt gerade aus dieser Thatsache die Folge, daß die Arbeitsleistung des Arbeiters durch die Fabrik für den Kleingewerb *) Altruistisch= auf das Wohl Anderer bedacht, Gegensatz von egoistisch. Anm. d. Red.

den gefangenen Kommunards mit ihren Sonnenschirmen die Augen aus! Varlin, dem jungen idealen Buchbinder mit der hohen Denkerstirne, wurde auf einem stundenlangen Marsche durch die Straßen das Gesicht mit Säbelhieben zu einem unförmlichen Fleischklumpen zerhackt, ehe man ihn erschossen, und dann wurde sogar noch sein Leichnam mit Kolbenschlägen zerfleischt. Doch nicht genug damit, im Grabe noch beschimpfte ihn die ehrlose Preßmente mit der schändlichen Verleumdung des Diebstahls.

Wenn die Soldaten müde von diesen Metzeleien zusammenſanken, dann brachten ihnen Priester und hohe Damen in Seide Erfrischungen und hetzten sie zu neuem Mezzeln. An den ermordeten Frauen stillten Offiziere ihre viehischen Begierden, während man Dirnen die Leichname und die Körper der Sterbenden schänden sieht. Die Seine hat sich roth gefärbt mit dem Blute, das von den Straßen fließt, denn überall wird in Masse gemordet aber die Blutgier ist noch nicht gestillt, das ist nur

die Nache des ersten Tages! Nun beginnen die Züge der Gefangenen, die erst nach langen Martern getödtet werden.

Mit dem ersten Tage fangen die Verhaftungen an; ein Wort, ein Verdacht, die leere Denunziation des nächsten besten Feindes ohne An gabe des Namens, fie genügen, in wenigen Tagen 40,000 Gefangent zusammenzubringen. Wer sich der Verhaftung widersetzt, wird wie ein Hund todtgeschlagen, ja sogar an den Schweif des Pferdes gebunden und durch die Straßen geschleift! Diefe Gefangenenzüge zu Hunderten sie General Gallifet, der Gemahl der Dirne seiner Kumpane und heute und Tausenden werden nach Versailles dirigirt; in La Muette erwartete der Günstling Gambetta's! Er reitet die Reihen auf und ab; die großen Leute, die intelligenten, energischen Köpfe, er läßt sie in Rotten zu 92 Mann aufstellen und das ist seine Rache für 1792

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fofort

an der Mauer erschießen; desgleichen die Jüngsten und alle Jene, deren Haar vom Alter gebleicht ist; denn erstere sind die böse Saat" von heute und diese die Reste vom Juni 48.

Was von den Gefangenen noch nach Versailles kommt, wird von den höheren Böbel, Offizieren, Beamten, Deputirten, Geistlichen, Damen der feinen und der Halbwelt, kurz von der Elite" der französischen Geſell