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Und nun noch eins, meine Herren, Sie alle, wie Sie da sitzen, mit| Ausnahme meiner Fraktion, die Sie in Ihren Anschauungen, Ihren Wünschen, Ihren Interessen verschiedenartig find, Sie stimmen in dem einen überein, in der Bekämpfung der Bestrebungen der Sozialdemokratie; aber sobald nur Fragen auftreten, die Ihr eigenes Interesse berühren, so tritt jede Fraktion mit denjenigen Gesichtspunkten an die Prüfung dieser Gesetze, welche sie auf Grund der Interessen der sozialen Schicht, aus welcher sie vorzugsweise ihre Mitglieder rekrutirt, gewissermaßen an­zunehmen gezwungen ist. Meine Herren, ich erkläre Ihnen, so verschieden artig die Fraktionen sind, in die der Reichstag   sich theilt, ich möchte mich anheischig machen, nachzuweisen, wie jede dieser Fraktionen in Wahrheit einer bestimmten sozialen Schichtenbildung unserer Gesellschaft entspricht und dementsprechend ihre Interessen bei der Gesetzgebung zu vertreten sucht. Da nun bei dieser Gesetzgebung der Interessengegensatz der ver­schiedenen Schichten in der eklatantesten Weise zum Ausdruck kommt, und teine Fraktion stark genug ist, ihre Gesichtspunkte ausschließlich zur Geltung zu bringen, so ist sie genöthigt, Kompromisse abzuschließen. Kompromiß" bedeutet: Handeln, Kompromiß" bedeutet: Aufgeben der Grundsätze, Aufgeben der Prinzipien, und die nothwendige Folge davon ist, daß Sie eine grundsaylose, prinzipienlose Gesetzgebung zum Ausdruck bringen. Das, meine Herren, dürfte auch diesmal beim Unfallversicherungsgesetz der Fall sein, wir haben also in Wirklichkeit gar keine Ursache, zu befürchten, daß Sie uns mit diesem Gesetz schädigen werden, ich glaube im Gegentheil, die Sozialdemokratie dürfte aus der Behandlung, die dieses Gesetz durch den diesjährigen Reichstag erfährt, neue Nahrung und neues Gedeihen schöpfen.

( Bravo  ! bei den Sozialdemokraten.)

Sozialpolitische Rundschau.

Aus Berlin  , 15. Mai, schreibt man uns: Die Liberalen sind wirklich ebensowenig im Stand, etwas zu lernen als zu vergessen. Keine Dummheit, die sie verübt, können sie vergessen, aus keiner Lektion, die ihnen applizirt worden, können sie lernen.

Vor den letzten Wahlen, als Jedermann wußte, daß die Sauhat" auf den Liberalismus inszenirt werden sollte, als das geflügelte Wort: sie sollen an die Wand gedrückt werden, daß sie quietschen! von den Spatzen herumgezwitschert ward, suchten sie dadurch das Gewitter zu beschwören, daß sie sich mit dem Eifer des Sklaven, der ein Lächeln des Herrn ver­dienen will, in die Sozialistenhatz ftürzten.

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Sie verrichteten die schmutzige Arbeit für Bismarck  ; und machten es ihm möglich, das An die Wand drücken" mit ungetheilten Kräften zu besorgen. Man erlaubte ihnen noch gnädigst, das Sozialistengesetz zu apportiren und dann kam die Generalabschlachtung der An die Wand­gedrückten."

Nie hat eine Partei schlimmere Erfahrungen gemacht, nie ist die Gemeinheit und Prinziplosigkeit grausamer bestraft worden.

Die nationalliberale Partei ist zersprengt, aufgelöst worden. Sie vegetirt nur noch in einem verächtlichen Rumpf, der nicht leben und nicht sterben kann. Der verächtliche Rumpf hat nichts gelernt und nichts vergessen, und quält sich jetzt, angesichts der bevorstehenden Wahlen ab, die Dumm­heit des Jahres 1878 zu wiederholen, und durch hündisches Denunziations­gekläff gegen die Sozialisten die Protektion, oder doch wenigstens die Schonung Bismarcks zu erkaufen. Ich glaube, man wird vergeblich die Geschichte der Presse aller Länder nach einem Beispiel ähnlicher Niedertracht und Kurzsichtigkeit durchsuchen, wie die nationalliberale Presse es jetzt dar­bietet.

Auf der einen Seite das kläglichste Gewinsel, daß man Fürst Bismarc nicht in jeglichem Punkte nachgeben, daß man ihm zwar das Opfer des Intellekts der Gesinnung und des Prinzips mit Wollust darbringe, aber doch nicht aufhören könne, zu vegetiren.

Und auf der anderen Seite ein hysterisches Hepp Hepp" gegen die Sozialdemokratie, mit obligaten Lügen und Verleumdungen. Die böse Sozial demokratie plant Mord und Todschlag, Raub und Plünderung; gegen die Sozialdemokratie erlaubt der biedere staatsrettende National­liberalismus Alles, gegen sie ist er zu allen Hand- und Spanndiensten bereit. Nur soll Percy Bismarck ihm dafür sein bischen Leben lassen. Es ist wirklich ekelhaft; wäre es das nicht, so wäre es hochkomisch, denn diese Jämmerlinge find weder in der Lage, der Sozialdemokratie noch dem Percy Bismarc nützen oder schaden zu können. Konstatirt muß aber werden, daß die liberale Presse jetzt wieder, wie 1878, der sauberen Norddeutschen Allgemeinen" an Gemeinheit und speicheilecke­rischer Servilität erfolgreich den Rang abgelaufen hat.

Da die sächsische Regierung sich bis jetzt gegen die Proklamirung des Kleinen Blagerungszustandes" erst über Leipzig   und dann den Rest des Landes hartnäckig sträubt, so werden wir demnächst wohl von irgend einer Verschwörung hören, zumal aus dem pomphaft angekündigten " Hochverrathsprozeß" einiger unglücklicher Freiheits"-Empfänger nichts geworden ist. Es wird von furchtbaren Drohbriefen an den Reichskanzler gemuntelt, von einem zweiten Ryfjakoff", von, mysteriösen Fremdlingen" in Berlin   u. s. w. Es wird sogar hinzugefügt, zuverlässigster Information gemäß sei die Sicherheit in der jetzigen Reichshauptstadt so gefährdet, daß sich die Wegverlegung des Sitzes der Regierung und der Kammern schon aus diesem Grunde nothwendig mache.

Diese Schauergeschichten sind natürlich an die Adresse des Helden­greises und seiner Familie gerichtet, dürften jedoch ohne irgend eine thatsächliche Unterstützung die beabsichtigte Wirkung kaum erreichen. Es dürfte also in nächster Zeit, das heißt nicht zu früh vor den Wahlen, das eine oder andere Komplöttchen entdeckt werden. Die Armee Ge­heimer" muß doch das viele Geld, das sie kostet, auch verdienen.

Die ,, internationale Kampagne" ist noch kläglicher verlaufen, als wir schon anfangs vermutheten. Die französische   Regierung, bei der die russische die nöthigen Anfragen besorgte, hat mit einem kategorischen Non possumus! geantwortet, das durch den revanchelustigen Streber Gambetta, der die Chance einer französisch- russischen Allianz nicht ver­fieren will, mit süßen Privatversprechungen, die leider keinen Centime werth find, überzuckert ward. Und die englische   Regierung hat bei den ersten Andeutungen des russischen Gesandten( der bei Gladstone Hahn im Korbe ist) so energisch die Unmöglichkeit eines selbst nur formellen Zu­geständnisses an die internationale Reaktion betont, daß von einer amt­lichen Mittheilung der sauberen Mission ganz abgesehen wurde. Unter solchen Umständen ist das saubere Projekt begraben worden, was freilich nicht verhindert, daß es noch Monate lang in der Presse herum­spuden wird.

Ob die republikanischen Zarenverehrer in der Schweiz   nun noch auf eigene Faust und aus eigener Neigung einen Feldzug gegen das Asylrecht unternehmen werden? Auf den bekannten Dank des Fürsten Bismarck wäre zu rechnen.

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- Die Kommission für die Durchberathung des Reichsunfallversicherungs­gesetzes hat ihre Berathungen abgeschlossen, und wenn dieses Blatt die Breffe verläßt, wird wahrscheinlich die zweite Lesung schon begonnen haben. Dieselbe wird wahrscheinlich nur ein anständiges Begräbniß für das Bismarckische soziale Reformwerk" sein, denn wie Bebel treffend am Schluß seiner Rede voraussagte, dulden es die entgegengesetzten In­tereffen der verschiedenen Gruppen im Reichstage gar nicht, daß ein prinzipielles Gesetz, ein Gesetz aus einem Guße, zu Stand kommt. Der Entwurf war schon in seiner ursprünglichen Form eine Mißgeburt, die hohe Kommission aber hat ihn zu einem Wechselbalg hergerichtet, an dem Niemand, außer etwa Herrn Stumm ein Interesse, geschweige denn Freude hat.

Die Kommission hat den Versicherungsbeitrag der Arbeiter angenommen, während Bismarck  , wie jetzt offiziös mitgetheilt wird, auf dem Reichs­

zuschuß besteht. Gegen Beides aber werden unsere Abgeordneten ent­schieden eintreten und stimmen, denn Beides ist eine durch nichts gerechtfertigte Unterstützung der Arbeitergeber. Es wird also schon hieran das Gesetz wahrscheinlich scheitern, abgesehen von seinen anderen Fehlern. Wir werden ihm keine Thräne nachweinen, sein Schicksal aber liefert uns einen neuen Beweis dafür, daß an den Interessengegen­sätzen der herrschenden Klassen heute jede wahrhafte soziale Reform schei­tern muß, wenn sie nicht von den Arbeitern erzwungen wird. Aus der ganzen Berathung werden als Sieger einzig und allein wir hervor­gehen und den deutschen   Arbeitern zurufen: Unsere Abgeordneten haben den Herren gezeigt, wie das Unfallversicherungsgesetz beschaffen sein muß, aber weder Euer angeblicher Freund, der allmächtige Reichskanzler, noch die übrigen Abgeordneten wollten und konnten ein solches Gesetz zu Stande bringen. Die Einen wollten auf Kosten der Andern, Alle auf Eure Kosten, ihre Spezialinteressen schützen. So lange ihr also bismarckisch oder konservativ- liberal- demokratisch wählt, so lange wird Euch nicht ge­holfen; man wird Euch demnächst an die Urnen rufen, Ihr wißt jetzt, für wen Ihr zu stimmen habt.

So werden wir zu den Arbeitern sprechen. Dank, Bismarck  , daß Du uns dazu verholfen!

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Bei der Debatte über die Innungsvorlage haben unsere Genossen Auer und Hartmann mehrmals kräftig eingegriffen und den Herren Jnnungsschwärmern verschiedene derbe Wahrheiten gesagt. Selbstverständlich werden unsere Abgeordneten gegen das ganze Gesetz stimmen, denn es ist der heilloseste Blödsinn, der je aufgetischt wurde, nur bestimmt, den Spießbürgern Sand in die Augen zu streuen dadurch, daß man ihnen wieder mehr Macht über die Arbeiter verspricht. Die Herren Fabrikanten lachten sich ins Fäustchen über die dummen Hand­werker, die ihnen die Kastanien der Arbeitsbücher aus dem Feuer holen; den dummen Tröpfen von Handwerkern aber, die da meinen, es sei schon alles besser, wenn sie wieder das Recht haben, ihre Arbeiter recht zu treten, geschieht ganz recht, wenn sie mit dem Innungsgesetz gründlich über den Löffel barbirt werden. Hielten wir es nicht für unsere Pflicht, unter allen Umständen unser Prinzip aufrecht zu erhalten, wir möchten fast, daß unsere Abgeordneten für dieses famose Gesetz stimmten aus Bosheit.

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Einige Stellen aus den Reden unserer Abgeordneten glauben wir wenigstens anführen zu müssen, nachdem die Zeitungen ihnen das hor­rendeste Zeug in den Mund gelegt.

Am 19. Mai sagte Hartmann:

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,, Meine Herren, gerade der Arbeiterstand in unserer heutigen Gesellschaft weiß im Durchschnitt mehr und bes­ser, was ihm gut und nützlich ist, als viele Handwerker, denen Sie durch dies Gesetz helfen wollen. Es ist eine Thatsache, daß ein großer Theil des Handwerkerstandes die geschäftliche Entwicklung der Jetztzeit, durch welche seine schlechte Lage bedingt wird, nicht richtig beurtheilt, der größte Theil der Handwerker, welche dies Gesetz wünschen, rekrutirt aus einer Zeit, wo unsere heutigen Verhältnisse und die Aufklärung derselben noch weit zurück war, daher kommt es, daß er auch eigentlich über das, was ihm heute gut und nüße ist, noch keine klare Uebersicht hat.

Es ist leider eine Thatsache, daß in den Reihen der Handwerker sich ein Bedürfniß fühlbar macht, entsprechend der vergangenen Zeit wieder etwas herrschen zu wollen, und diesem Bedürfniß will man nun ent­sprechen, indem der Geselle und Arbeiter in seinen jetzigen Rechten und Freiheiten bedeutend gekürzt wird. Aber Druck erzeugt Gegendruck, und so wird es kommen, daß dann, anstatt eine Harmonie zu schaffen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, das Gegentheil stattfinden wird." Im ferneren Verlauf sagte Auer:

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Ich erkläre hier ausdrücklich, daß ich es an und für sich für falsch halte, daß den Innungen solche Rechte, wie sie die §§ 97 und 97a in Bezug auf die Gesellen enthalten, eingeräumt werden. Es wird das nur Anlaß zu unendlichen Streitigkeiten geben, wie ich denn überhaupt gegen das ganze Gesetz stimmen werde, ob mit§ 100e oder ohne denselben, das ist mir ganz gleich­giltig, denn ich stehe mit meinen Anschauungen nicht auf dem Boden, auf welchem die Gesetzesvorlage sich bewegt. Ich muß aber vor allem dagegen protestiren, daß entgegen dem heute bestehenden Zustande den Meistern wieder Vorrechte eingeräumt werden sollen, die wir alle zusammen glaubten längst begraben zu haben. Die Gesetzes­vorlage geht, soweit von Arbeitern die Rede ist, immer von der Voraus­setzung aus, daß die Meister unter allen Umständen die Klügsten, die Besten und Einsichtsvollsten seien, aber diese Voraussetzung ist falsch. Thatsache ist, daß gerade jetzt nach Einführung der Gewerbefreiheit ein großer Theil der Gewerbetreibenden, die, wenn sie jetzt aus der Lehre kommen, nicht die Kraft und den Muth in sich fühlen, in die Welt, hinaus zu gehen, um dort im Handwerk sich noch mehr auszubilden, um erst zu lernen, was das Handwerk bietet, daß die zu Hause bleiben und Meister werden. Und diese Meistersöhnchen, diese aller Spann­kraft entbehrenden Elemente, die, zu Hause sitzend, nichts gelernt und nichts gesehen haben, denen wollen Sie das Recht einräumen, daß sie über die Kassengelder derjenigen Gesellen, die draußen in der Welt waren, das freie Verfügungsrecht haben?"

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bindung mit Konservativen und der Reichspartei sie der Regierung in einem selbständigen Antrag apportiren. Die Herren Windthorst, Schor­lemer 2c. wollen schachern und da könnten ihre Parlamentssitze ebenso wacklig werden als die der Liberalen, also schnell der Riegel vorgeschoben. Elende Gesellschaft!

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Nur Muth! Da Bismarck   mit aller Gewalt Hamburg  zum Eintritt in den Zollverband chikaniren will, so haben fich die Hamburger endlich entschlossen und planen eine Petition an den Kaiser. Furchtbares Mittel.

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-Den Bismarckischen Polizeisozialisten, zu denen sich jetzt auch noch ein gewisser Meißner, früher Hauptanhänger Hassel­manns, gesellt hat, haben die Berliner   Arbeiter einmal wieder gezeigt, daß sie von ihnen und ihrem Herrn und Meister nichts wissen wollen. Eine am 20. Mai von den Herren abgehaltene öffentliche Arbeiterver­sammlung, für welche dieselbe sich extra drei Redner aus Hamburg   ver­schrieben hatten, wählte mit überwiegender Majorität einen Sozialisten zum Vorsitzenden. Wie immer, wo Sozialisten eine Versammlung leiten, konnte der Referent, der obige Meißner, seinen Vortrag ruhig zu Ende führen, als aber in der Diskussion einige Arbeiter ihm entgegen­traten, da vollführten die Bismärcker ein solch antisemitisches Geheul, bis der überwachende Polizist die Versammlung wegen Tumultes schloß. Es sei dann noch zu einer furchtbaren Prügelei gekommen, berichten die Zeitungen, und wir glauben wohl, daß das Gebahren der elenden Ver­räther die Wuth der Berliner   Arbeiter bis aufs höchste gesteigert hat. Bedauerlich bleiben solche Szenen schon deshalb, weil die Hauptschufte sich gewöhnlich drücken oder hinter der Polizei verkriechen.

Aufgelöst wurde in Berlin   eine Putzerversammlung, als einer der Redner, Maurer Schulz, es rügte, daß an der Stadtbahn Sonntags  gearbeitet werde. Ist das gesetzlich? fragen einige Biedermänner. Den Teufel auch, habt Ihr denn bis jetzt geschlafen? Der Herr Polizeiliente­nant langweilte sich er hatte vielleicht ein Rendezvous mit ein paar Freunden, und da löfte er eben die Versammlung, die ihm zu lange dauerte, auf. Basta! Gesetzlich? Gründe? Unsinn, gibt's nicht.

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Im Meiningischen zirkulirt eine Petition an den Reichstag um Abänderung und Revision des Militär straf gesetzbuches und der Militär strafgerichtsordnung im Interesse eines wirksameren Schutzes der Rekruten gegen die Schindereien durch die Vorgesetzten. Sonderbare Schwärmer, diese Meininger! Das Schinden und Schuhriegeln gehört ja doch zum System, wie die Klinge zum Schwert. Was würde aus dem herrlichsten Kriegsheer, wenn die preußische Subordination nicht zur äußersten Konsequenz durch­geführt bliebe. Der Soldat hat sich von seinem Vorgesetzten eher todt­schlagen zu lassen, ehe er sich zur Wehr setzt, so steht die Sache, und wir glauben, der Hohenzoller gäbe lieber den preußischen Staatsschatz heraus, als daß er auf die göttliche Subordination Verzicht leistete. Darum, liebe Meininger, nur keine Illusionen!

Schaden kann es übrigens nicht, wenn die hundemäßige Behandlung der Soldaten wieder einmal zur Sprache gebracht wird. So etwas ,, untergräbt" auch.

Ein begnadigter Hallunke. Der infame Soldatenschinder, Schent von Geyern ist mittelst allerhöchster Entschließung" ein halbes Jahr seiner ohnehin viel zu milden Festungshaft in Gnaden erlassen worden.*) Die gute allerhöchste Majestät! Hätte eines der Opfer des grausamen Schurken in gerechter Aufwallung auch nur versucht, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, fünf Jahre strenger Arrest wäre ihm sicher gewesen und der kunstsinnige Mondscheinschwärmer von Bayern   hätte sich den Teufel um ihn gescheert.

Es ist haarsträubend, was sich das deutsche   Volf Alles bieten läßt!

Große Studentenunruhen meldet man von verschiedenen deutschen   Universitäten. Protestirt die jugendliche Intelligenz gegen die um sich greifende Reaktion? Ach nein, in Leipzig   und Berlin  skandaliren die christlich- germanischen Judenfresser, in Göttingen   die ob der auf 12 Uhr Nachts festgesetzten Polizeistunde empörten Kneip­genies. Schande und Schmach über diese Blüthe der Nation!"

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-Wilhelmsspenden regnet es luftig fort. In Mainz   ist Untersuchung eingeleitet, weil Bebel eine geheime Versammlung daselbst abgehalten haben soll. Die Gesangvereine Liederlust"( Hanau  ), Liederkranz, Erinnerung"( Stötterit) und Lyra  "( Gohlis  ) find verboten worden. Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. In Hamburg   wurde ein 16jähriger Seemann wegen Verdachtes der Ver­breitung sozialistischer Schriften verhaftet, die ultramontane Rhein  - und Wiedzeitung" ist wegen Abdruck einer Stelle aus dem Sozialdemokrat angeklagt worden. In Heilbronn   haben sechs Familienväter wegen Verdachtes der Verbreitung verbotener Schriften über fünf Wochen sitzen müssen, wann wird man in Deutschland   endlich an Entschädigung der In Polizisten für die unnütz ausgestandenen Sorgen denken! Frankfurt   a/ M. ist ein Schutzmann, der auf einen Sozialisten mit der flachen Klinge losgehauen hatte und zu drei Wochen verurtheilt wor­den war, begnadigt worden. Hoffentlich avancirt er bald. In Chem

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Festnageln. Herr Eugen Richter  , der fortschrittlichenis, in Dresden  , in Stuttgart   2c. Haussuchungen und Ver­höre wegen eines Prozesses Hillmann und Genossen, der eine reine Maulheld, glaubte bei der Innungsdebatte einen großen Trumpf auszu­Seeschlange zu werden scheint. Genug für diesmal, morgen wieder spielen, indem er Herrn Stumm vorwarf, einen an und für sich guten Iustit! Antrag nicht angenommen zu haben, weil er von der Fortschrittspartei ausgegangen sei. Dabei hat Herr Richter natürlich ganz vergessen, wie er im Jahre 1877 bei seiner famosen Rede gegen die Wiederwahl Hasenklevers die Phrase ausspielte, die Sozialdemokratie schade nur im Reichstage; denn nur dadurch, daß ein Antrag von ihr ausginge, ſei es allen übrigen Parteien inklusive Fortschrittspartei natürlich unmöglich, dafür zu stimmen. Herr Richter hat also gar kein Recht, über Herrn Stumm den Stab zu brechen. Es ist Einer so ehrenwerth

wie der Andere.

Hurjeh, die Angst! Der eiserne" Kanzler läßt jetzt einen Gesetzentwurf ausarbeiten, nach welchem die Anfertigung von Dynamit, Pulver 2c., kurz alle Sprengstoffe zum Reichsmonopol er­klärt werden sollen. Warum nicht lieber gleich die ganze Chemie- Wissen­schaft zum Reichsmonopol erklären? Da läge doch wenigstens Methode" darin. So aber, wo jeder Sekundaner, wenn es darauf ankommt, Dyna­mitbomben anzufertigen versteht, ist die ganze Maßregel nichts als der helle nackte Wahnsinn, wobei noch der schönste Umstand der ist, daß die russischen Dynamiter  " das nöthige Dynamit, wie es scheint, direkt aus den kaiserlichen Arsenalen bezogen.

Die deutsche Sozialdemokratie hat zwar unter den Garde- Offizieren noch wenig Anhänger, desto mehr aber unter den Bergleuten. Da läßt sich nun auch bei der schärfsten Kontrole gar nicht verhindern, daß die Bergleute, wenn es ihnen darauf ankommt, Dynamit in kleineren Portionen für sich zurück­behalten und ansammeln, und ist es heute z. B. in den Bergbaudiſtrikten bereits üblich geworden, zum Spalten knorriger Holzscheite einfach Dyna­mit anzuwenden. Kurz, so oder so, geehrter Herr Reichskanzler, wider das Dynamit ist kein Kraut gewachsen. Aber, die Furcht macht blind, fagt ein altes Sprichwort. Oder ist die Furcht vielleicht nur Vorwand, um ein gutes Geschäft mit dem neuen Monopol zu machen. Wäre gar nicht so übel. Wer die Juden so haßt, wie Bismarck  , der hat gewöhn­lich selbst so'n Bischen jüdischen Geschäftssinn. Es sind ja immer die gleichen Pole, die sich abstoßen.

Die Fraktion Kullmann an der Arbeit. Die vier­jährige Legislaturperiode war bekanntlich, da über sie in Verbindung mit der zweijährigen Etatsperiode abgestimmt werden mußte, in der Endabstimmung gefallen, jetzt will nun die Zentrumspartei   in Ver­

Strikes 2c. Aus Frankreich   laufen fast täglich Nachrichten aus der Provinz ein über Kämpfe zwischen Kapital und Arbeit, in Berlin   regen sich die Maurer und Puter, in Zürich   strifen die Steinhauer 2c. 2c. Ueberall sind es aber fremde Aufwiegler, welche die guten Arbeiter aufhetzen.

Oesterreichischer Arbeitertag. An den nächsten Pfingst­feiertagen findet in Linz   ein österreichischer Arbeitertag statt, der nach Art der im letzten Jahre in Desterreich abgehaltenen Bauern- und Parteitage als geschlossene Versammlung einberufen werden wird, zu der geladene Gäfte Zutritt haben. Die Tagesordnung lautet: 1. Die For­derungen der Arbeiter in Desterreich; 2. Die Stellung der Arbeiter zu den politischen Parteien und zur gegenwärtigen Bauernbewegung in Desterreich; 3. Die Arbeiter und die neue Gewerbeordnung; 4. Grün­dung eines allgemeinen österreichischen Arbeiterbundes.

Wir wünschen, daß der Arbeitertag einen guten Verlauf nehmen und einen gedeihlichen Einfluß auf die österreichische Arbeiterbewegung aus­üben möge.

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Die Entrüstungsversammlung gegen die rus­sischen Grausamkeiten, welche Sonntag den 22. Mai im Cirque Fernando zu Paris   einberufen war, nahm einen ausgezeich neten Verlauf. Gegen 4000 Personen hatten sich eingefunden, Zustim mungsadressen von Nah und Fern( u. A. auch von der Redaktion der Arbeiterstimme" und des Sozialdemokrat") waren eingelaufen und wurden unter stürmischem Beifall verlesen. Gleichfalls unter begeisterten zurufen sprachen Achille Secondigné, Chefredakteur vom Citoyen", Henry Brissac, Fr. Cournet, Eudes, Casimir Bouis G. Robelet c. 2c. Eine mannhafte Resolution, welche die Grausam, keiten des russischen Zaren dem Abscheu aller zivilisirten Völker über­liefert und dem russischen Volke eine baldige endgültige Befreiung wünscht, wurde einstimmig angenommen.

Die Versammlung wurde durch keinen einzigen Mißton gestört. Alle

*) Neuerdings wird berichtet, daß der Schenk von Geyern   ,, nur vor­läufig" aus der Haft entlassen worden sein soll. Kommt auf dasselbe Heraus.