ebensowenig eine wissenschaftliche Oligarchie wie eine finanzielle; Wohl­stand und Wissen sollen Allen in gleichem Maße zu Theil werden.

-In Cette ist am 6. Juni der Regionalfongreß der Arbeiterpartei für Ostfrankreich eröffnet worden.

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Aus London  , 4. Juni, schreibt man uns: In Irland   wird die Lage immer drohender, die Haltung der Regierung immer konfuser. Tout comme chez nous nachdem der erste Schrecken des Zwangs­gesetzes vorüber ist, erwacht der alte Geist von Neuem und um so sieges­gewisser. Der Widerstand gegen die Pächtereviktionen wird immer ent­schlossener und wirksamer. In Ennis   ist es bereits zwischen ungefähr hundert Konstablern, welche 33 Pächter aus ihrem Heim vertreiben wollten, und der wüthenden Volksmenge zu einem förmlichen Rumpfe gekommen, bei dem man sich auf beiden Seiten der Feuergewehre bediente. Quinlan Castle bei New- Pallas ist noch immer nicht erobert",*) obgleich es nach Parnell nur von einem alten Manne vertheidigt wird. Die Kanonen, mit denen man es bezwingen wollte, konnten nicht hingeschafft werden, weil die Bevölkerung von New- Pallas alle Wege unfahrbar gemacht und alle Brücken abgebrochen hatte. Jetzt sind 600 Mann Verstärkung von Dublin   abgegangen, um die furchtbare Festung einzunehmen. Nicht er­baulicher klingen die Berichte von der Insel Arran. Auf diesem unfrucht­baren Eiland fristen mühselig einige Familien ihr Dasein, in einer Weise, daß es selbst dem Irländer elend erscheint auch sie sollten wegen rück­ständiger Pachtzinse von Haus und Hof vertrieben werden, und das Kanonenboot Goshawk  " wurde abgesandt, die Eviktion( Austrei­bung) zu erzwingen. Die verzweifelten Inselbewohner aber wehrten sich so energisch, daß die 5 Bonte des Goshawk  " beim Versuch zu landen theils versenkt, theils so arg zugerichtet wurden, daß sie sich zurückziehen mußten, worauf der Goshawk  " ein Kanonenfeuer gegen die Re­bellen eröffnete. Die Rehposten der Polizei reichen also schon nicht mehr

aus.

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So die Berichte der englischen Blätter, welche keine Ursache haben, zu übertreiben, vom Kriegsschauplate" und man kann wohl sagen, daß der Krieg Jrlands gegen England erklärt ist, ein Guerillakrieg, der ent­scheidende Schläge vermeidet und den Feind langsam verbluten läßt. Es ist wunderbar, zu sehen, wie die Jrländer jeder Versuchung zu wider­stehen wissen, sich in Masse zu erheben und große Schlachten zu liefern, in denen sie sicher niedergeschlagen würden. Freilich ist ein sozialer Guerillakrieg wie in Irland   nur dort möglich, wo das ganze Volk auf Seiten der Rebellen steht. Das Räuberwesen in Süditalien   und Süd­Ungarn ist nur eine andere Erscheinungsform desselben Kampfes, erzeugt hier wie dort durch die Latifundien, die Loslösung der Volksmassen von Grund und Boden, und hier wie dort vom Volfe unterstützt. Die irischen Zustände sind denn auch analog den italienischen und ungarischen auf­zufassen, es wäre ganz irrig, von Irland   eine Revolution nach dem Muster der Arbeitererhebungen zu erwarten.

Kläglich ist die Haltung der Regierung in der irischen Affäre. Die Berathungen der Landbill nehmen ihren Schneckengang ist sie vom Unterhaus in dritter Lesung angenommen, dann wird es noch Sache der Lords sein, wochenlanges Geschwätz über sie zur Rettung des Eigenthums und Herstellung der Ordnung zu halten. Und während dem besteht die ganze Weisheit des Ministeriums im Belagerungszustand. Bei seiner Dummheit besitzt es aber nicht einmal die Frechheit des preußischen Junkers, der Alles, auch die größte Gemeinheit, als nothwendig darzu­stellen versteht.

Die letzte Sitzung des Unterhauses gab ein hübsches Pröbchen von der Hilflosigkeit Gladstone's und Konsorten. O'Brien fragte, warum über gewisse Grafschaften Irlands   der Belagerungszustand verhängt wurde. Der Attorney General für Frland erwidert, weil das Ministerium

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es für seine Pflicht hielt. Reymond fragt, ob es gesetzlich sei, daß die Polizei in Kilkenny   sich gewaltsam in den Besitz von Wagen setze, wenn ihr dieselben verweigert werden. Der Attorney General weiß nichts da­von, kennt aber einige Statute, die das erlauben. Parnell wünscht diese kennen zu lernen. Der Attorney General erklärt nochmals, es gebe solche Statute, er könne sie aber jetzt nicht angeben.(!) O'Donoghue, Barnell und Genossen erklären das Ministerium als Urheber der Revolte in Irland  , weil es die Austreibungen, statt sie zu hindern, noch fördert. Mr. Macartney erklärt, viele irische Landlords hätten nur die Wahl, ihre Renten gewaltsam einzutreiben oder zu verhungern.(!) Der ver­hungernde irische Landlord erregt großes Gelächter bei den Home Rulern. O'Connor fragt den Premier- Minister, ob er die Verwendung eines Kanonenbootes gegen die Pächter auf Arran billige. Herr Gladstone er­klärt, er wisse nichts von der Sache, der Admiral von Queenstown   habe blos telegraphirt, daß die Berichte der Blätter falsch seien. Lord Churchill fragt, ob es wahr sei, daß Quinlan Castle bei New- Pallas sich noch in den Händen der Aufständischen befinde. Der Attorney General erklärt, er wisse nichts davon, werde aber Erkundigungen einziehen.(!) Und so fort.

Das sind die Männer, welche Jrlands Schicksal in den Händen haben Feigheit, Dummheit und Gemeinheit haben sich in dem Ministerium Gladstone die Hände gereicht. Den Rednern des morgigen großen Mee­tings im Hyde Park, das die englischen Radikalen einberufen haben, um gegen die irische Politik Gladstone's aufzutreten, wird die Sache leicht

werden.

Ueber den Prozeß Most ist diesmal nichts zu berichten. Das Straf­ausmaß wird erst am 22. Juni festgesetzt werden. Dem Vernehmen nach ist auch gegen die englische Freiheit" ein Prozeß eingeleitet worden Herrn Harcourt lassen Madai's Lorbeeren nicht schlafen. J. S.

Aus Rußland   laufen allerlei Gerüchte ein, denen gewöhnlich ein offiziöses Dementi auf dem Fuße folgt. Es ist dabei nur immer schwer zu entscheiden, was weniger Glauben verdient, die Gerichte oder Die Dementi's. Den Werth der letzteren kennt man bereits, in Bezug uf die ersteren scheint namentlich in Lemberg   und Paris   stark geflunkert u werden. Mehr Vertrauen dürfte in russischen Angelegenheiten die Kölnische Ztg." verdienen.

In Gatschin a soll man ein Dynamitlager entdeckt haben, worauf dreißig Offiziere verhaftet worden seien. Graf Murawieff, ein Entel des berüchtigten Gouverneurs, ist unter der Anklage, der nihilistischen Partei angehört zu haben, verhaftet worden. Eine neue Proklamation des Exekutivkomite's macht die Runde durch die ausländische Presse, ob sie echt ist, wissen wir nicht. Die vor ungefähr vier Wochen veröffentlichte, der Form nach sehr gemäßigte Proklamation soll dagegen authentisch sein. Von der Anarchie, die in Rußland   herrscht, zeugt die Thatsache, daß selbst die Nowoja Wremja", sonst erzloyal, gegen die Goldverkäufe, ver­mittelst deren die Regierung den Kurs künstlich hochhalten will, protestirt. Das Vertrauen ist vollkommen untergraben. In Kiew  , Berdochew und anderen großen Industrieorten im Südwesten sollen, wie man den ,, Daily News" telegraphirt, beschlossen haben, die Wechsel nicht mehr zu honoriren, so daß Diskontirungen auf größte Schwierigkeiten stoßen. Im Nord­westen haben die Mehrzahl der größten Kaufleute beschlossen, in diesem Jahre von der Messe von Nischney Nowgorod, der größten Rußlands  , Abstand zu nehmen. Großkaufleute, Bankiers 2c. haben ihre Familien ins Ausland gesendet, und regeln ihre Angelegenheiten, um nachfolgen zu können 2c. 2c. Kurz, es herrscht in allen Kreisen Rathlosigkeit und Unsicherheit, die sichersten Vorzeichen einer Revolution.

In Warschau   sind wieder acht Sozialisten, darunter vier Arbeiter und ein Mädchen, Sophie Piechowska, wegen sozialistischer Umtriebe", zu unmenschlichen Strafen verurtheilt worden. Fluch ihren Verfolgern! Arbeiterpresse. Aus St. Louis   geht uns die erste Nummer bes, Carpenter", monatliches Organ für Tischler und Zimmerleute zu. *) Neuerdings doch.

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Die ersten drei Seiten des Blattes sind in englischer, die letzte in deutscher Sprache. Wir wünschen dem Mitstreiter für die Befreiung der Arbeiter guten Erfolg.

Korrespondenzen.

Königsberg   i. Pr., 18. Mai. Polizeiinspektor Tausch freigesprochen, Vor längerer Zeit*) berichteten wir, daß Polizeiinspektor Tausch sein Dienstmädchen Wilhelmine Hennig bei einem kleinen Anlaß mit einer Reitpeitsche auf eine so un­menschlich rohe Weise geschlagen hätte, daß dieselbe sofort krank geworden und dann dem Siechthum verfallen sei. Dr. Ihlo hatte damals die Kranke zwei Tage nach dem Vorfall untersucht und Rücken, Genick und Arme mit grünen und blauen Flecken bedeckt gefunden, und Medizinal­rath Dr. Pincus hatte ein Attest ausgestellt, welches ungefähr das Gleiche besagte, freilich ohne zu wissen, daß es gegen Tausch in Anwendung gebracht werden sollte. Professor Medizinalrath Dr. Schönborn und Dr. Stadelmann( letzterer hat die Kranke fünf Monate später in der Klinik des ersteren behandelt) gaben ferner ihr Gutachten dahin ab, daß als Ursache ihrer schweren Leiden die Schläge zu betrachten wären, welche fie erhalten.

Das Mädchen stellte nun, unterstützt von einem edeldenkenden Kaufmann, einen Strafantrag, welcher sowohl vom Staatsanwalt als auch vom Oberstaatsanwalt zurückgewiesen wurde und wurde endlich beim Justizminister vorstellig, welcher( wie die konservative Ostpr. Zeitung schreibt), da auch bereits stark die öffentliche Meinung influirt wurde, anordnete, damit Friede im Lande sei, solle die Sache ihren Verlauf nehmen". Und sie nahm am 30. v. M. im Audienztermin vor der Straffammer des Landgerichts ihren Verlauf.

Die Reitpeitsche verwandelte sich plötzlich in eine Kinderpeitsche, welche Herr Tausch zufällig" in der Hand hatte und mit der er der Hennig, wie das vorgenannte Blatt schreibt, einige Hiebe über­riß". Da Herr Tausch unverheirathet mit seiner Schwester wirthschaftet, so ist nicht ersichtlich, zu welchem Zweck er eine Kinderpeitsche braucht. Uebrigens dürfte fich in den Händen des Tausch eine gewöhnliche Reit­peitsche wie ein Spielzeug ausnehmen und wenige Hiebe genügen, um einen Menschen frank zu schlagen. Die 100 Mart, welche er der Hennig als Schmerzensgeld auf ihr Verlangen(?) durch Kriminalschutzmann Lange zusandte, und wofür sie erklären sollte, daß sie in jeder Beziehung befriedigt sei, waren jedenfalls nur ein Zeichen seiner humanen Denkungsart.

Das Urtheil der Herren Aerzte über den Zusammenhang der Schläge mit der jetzigen Krankheit änderte sich, nachdem einige mit Tausch be­freundete Professoren zugezogen waren, dahin, daß die H. wahrscheinlich schon früher krank gewesen sei und jetzt die Sache übertreibe, wenngleich sie auch schwer zu leiden habe.

Der Staatsanwalt hält nun, gestützt auf das Urtheil der Sach­verständigen, eine schwere Körperverlegung für nicht erwiesen und bean­tragt, weil, was das Maß der Züchtigung betrifft, Herr Tausch als unbescholtener Mann, gewissenhafter Beamter und ehrenwerther Offizier nicht über das ihm aus§ 7 der Gesindeordnung zustehende Recht hinaus­gegangen sein dürfte, die Freisprechung, die denn auch er­folgte.

Die hiesige Presse gibt sich alle Mühe, die Sache als eine Intrigue hinzustellen, vielleicht von einem höheren Beamten ausgehend, der auf seine( des Tausch) Stelle spekulire und möchte gerne dem Publikum gegenüber die Worte des Grafen von Savern  :

,, Dies Kind, kein Engel ist so rein, Laßt's Eurer Huld empfohlen sein"

auf ihn in Anwendung bringen, allein der Volksmund hat für diesen Fall schon ein passenderes Sprüchlein, dasselbe lautet: Eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus!

C. Th. Vom Main  . In den letzten Tagen gings bei uns wieder luftig zu. Genosse T. Frohme in Bockenheim   hatte eine gründliche Haussuchung" zu bestehen und wurde durch Mitnahme mehrerer Manuskripte nicht unerheblich in seiner Thätigkeit gehemmt. Beim Ge­noffen C. Ulrich in Offenbach   wurde auch gehaussucht und zwar so gründlich, daß selbst seine Kleider, die er am Leibe hatte, nicht verschont blieben; mitgenommen wurde bei letzterem aber nichts. Grund dieser Besuche soll eine Requisition von Elberfeld   sein, wo man zu glauben scheint, ein frischer fröhlicher Sozialistenprozeß fönnte die Polizei für die letzten Niederlagen entschädigen.

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München  , 23. Mai. Zur Situation hier sei bemerkt, daß nach den letzten sensationellen Ereignissen wieder Todesstille ein­getreten ist, ich meine bei der löblichen Polizei; es finden auffallend wenig Haussuchungen statt man kennt ja den Rummel und richtet fich darnach. Diese Besuche" gelten dabei meistens Leuten, die sehr wenig in der Partei bekannt sind und überhaupt bei dem jetzigen Stand der Dinge keine Fühlung haben.

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Unterbrochen wurde die Pause" nur durch die Verhaftung des Genossen Vogel aus uns bis jetzt unbekannten Gründen; man hat Vogel, scheint es, lebendig begraben. Er darf allem Anschein nach nicht schreiben, und alle Nachfragen haben bis jetzt nicht einmal zu dem Re­sultat geführt, daß wir erfahren konnten, in welchem Gefängniß er unter­gebracht ist. Diese Schurken arbeiten mit einer Gemeinheit und Nieder­tracht, die empörend ist. Nächstens Näheres.

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Daß das Sozialistengeset meistens Andersdenkende", und zwar sehr hart trifft, beweist ein Fall, der vor 14 Tagen im Landgericht gegen den Schreinergehülfen Baum wegen Verbreitung verbotener Flugschriften zur Aburtheilung kam. Baum erhielt vier Wochen Gefängniß, die aber durch die nahezu dreimonatliche Unter­suchungshaft erstanden sind. Unerhört raffinirt! In Wirklichkeit gab Baum 1 Expl. Ungeziefertod einem Bekannten, wurde denunzirt, drei Monate Untersuchung, Verurtheilung- um sich nicht zu bla­miren! und München   und Bayern   sind gerettet. Baum ist ein ganz indifferenter Mensch.

Jm Uebrigen wird wacker von den Genossen gearbeitet, um auch unter dem Druck des Ausnahmegesetzes die Ehre Münchens  " zu retten. Ein Flugblatt für die kleinbürgerlichen und indifferenten Kreise berechnet, hat sehr günstig gewirkt und wird mündlich und in der Presse vielfach besprochen und zwar eingehend. Erfolg über Erwarten günstig. Wird fortgesetzt werden. Abonnentenzunahme andauernd. Alles intakt. Waffenschmied.

München  , 1. Juni. Ueber den Fall Vogel ist heute erst Licht geworden. Bogel   befindet sich zu unserem großen Erstaunen in Augsburg  . Er hatte mit einem dortigen Genossen in Korrespondenz gestanden, und wurden bei einer Haussuchung einige Briefe von Vogel vorgefunden, Grund genug, ihn zu verhaften und nach Augsburg   zu transportiren.

Ganz besonders empörend ist noch, daß hier anfangs keine Polizeiseele Etwas von dem Schicksal Vogels wissen wollte. Weder Pfister, zu dessen Ressort der Fall gehört, noch der erste Staatsanwalt ließen sich herbei, Auskunft zu ertheilen, alle Anfragen waren erfolglos.

An eine Verurtheilung Vogels glaubt hier Niemand, obwohl wir vor unserem ehrenwerthen Richterstand allen Respekt haben.

Kopenhagen  , 28. Mai. Die Sozialdemokraten stellten bei den diesmaligen Wahlen zur Volksvertretung in dem 5. Kopenhagener Wahl­treis den Schneidermeister Holm auf. Derselbe erhielt eine bedeutend größere Stimmenzahl als unsere frühereren Kandidaten, so daß ein Fort schreiten der Bewegung sichtbar zu erkennen ist. Auf ein Durchbringen unseres Genossen war nicht gerechnet worden. Die wüste Agitation des " Herolden" gegen den Sozialdemokraten" wird wohl jetzt bald zu Ende sein; denn der Leiter desselben, Brix, ist heute morgen gestorben. Georg von der Oberwied.

*) Nr. 39 des Sozialdemokrat" von 1880.

Sprechsaal.

Werthe Redaktion!

Obgleich ich ungerne den Raum unseres Blattes für dergleichen Dinge in Anspruch nehme, so möchte ich Sie doch bitten, der nachfol­genden Berichtigung die Aufnahme nicht zu verweigern.

In Nr. 22 der hier erscheinenden Freiheit" befindet sich ein Bericht über eine vom Komm. Arb.- Bild.- Ver." in 49 Tottenham Str. ein­berufene Volksversammlung, in welcher ich das deutsche Referat über­nommen hatte.

Der Bericht enthält, bezüglich des von mir Gesagten, so viel unwahr­heiten, daß ich es für nothwendig halte, auf diesem Wege eine Richtig­stellung zu veranlaffen.

Was ich bezüglich der Attentate resp. Anwendung der Gewalt gesagt habe, ist Folgendes:

Wir halten zwar dafür, daß durch Attentate unser Zweck, die Errichtung des sozialdem. Boltsstaates nicht erreicht wird; wir können aber auch ein Attentat für kein Verbrechen, am aller­wenigften aber für ein gemeines Verbrechen halten. Ich für meinen Theil halte solange ein Attentat für ein ziemlich nutzloses, wenn nicht gleichzeitig eine revolutionäre Partei Maßnahmen trifft, welche geeignet sind, die Thronfolge zu verhindern und die Regierung an sich zu bringen.

Solange dies nicht der Fall ist, und man die Thronfolge zu­läßt, wird sich immer der Satz bewähren: Der König ist todt, es lebe der König!" ins russische übersetzt: Der Tyrann ist todt, es lebe die Tyrannei!"

Ich betrachte das Attentat vom 13. März als ein Resultat des Kampfes, der jetzt in allen zivilifirten Ländern zwischen Prolete­tariat und der herrschenden Klaffe geführt wird.

Dieser Kampf fordert Opfer, und auch unsererseits fallen in diesem Kampfe manche Opfer, für welche wir von unsern Gegnern kein Mitleid fordern, ebensowenig aber haben wir Ursache zu heulmeiern über unsere gefallenen Feinde. Damit basta!

Wir wollen die Gewalt nicht provoziren, wo man uns aber mit Gewalt begegnet, da werden wir nicht anstehen, wenn wir können, Gewalt mit Gewalt zu erwidern."

Jeder, der nicht böswillig verdreht, wird zugeben, daß dies ganz etwas Anderes ist als was mir in dem angezogenen Bericht in den Mund gelegt wird.

Ich habe gar nicht von agitatorischer Wirkung gesprochen, habe die Nihilisten weder getadelt noch besonders gelobt, eben­sowenig habe ich bezüglich der Gewalt das in dem Bericht Bemerkte gefagt.

Ueberhaupt habe ich mich an dem Abend befleißigt, rein sachlich zu sprechen, weil ich glaubte, daß das zu behandelnde Thema erfordere, daß man die inneren Parteigehässigkeiten bei Seite laffe, weshalb ich auch von den anwesenden Sozialrevolutionären"( mit Gänsefüßchen) erwartete, daß sie aus ihrer Resolution das zugespitzte ,, Sozialrevolutionär" herausgestrichen hätten, doch diese Herren zeigten nur, daß fie eben politische Kinder sind, die nicht einmal begreifen können, daß andere Menschen nicht auch, gleich ihnen, den Kopf verlieren, sobald sie andere Landesluft athmen.

Ferner will ich nur noch erwähnen, daß der bekannte Internationale" Jung die Frechheit hatte, den Engländern vorzufügen, ich hätte die Nihilisten verdammt; ebenso sei noch bemerkt, daß die in der Fr." abgedruckte Resolution gar nicht angenommen worden ist, sondern daß die Herrn Revolutionäre einen solch' revolutionären" Standal machten, nachdem die Abstimmung über die zuerst abzustimmende Reso lution zu ihren Gunsten ausgefallen war, daß an eine endgültige Abstim­mung gar nicht mehr zu denken war. London  , 29. Mai 1881.

Mit bestem Gruß

H. Radow, 33 Nikolas Street, Hoxton.

Briefkasten

der Expedition:( i-.): Bf. v. 30. eingeg. u. an W. beantwortet. Das Abon. eines verbot. Bl. kann Ihnen kein Teufel wehren. Also Widerstand! Fldhptm: Alles erh. blos keinen Aufschluß über die 500. A. hat auf dich verwiesen. Sonderbare Käuzze!--r: Fr. 1, erh.

B.

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Flgbl.

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St.

H. H. Whrg: Fr. 7,53 Ab. bis Ende Nov. erh. Weiteres durch Der Bekannte: P. K. v. E. B. erh. Sehr unpraktisch verfahren. Bfl. am 7. ds. durch Wr. Gewünschtes zum Zweitenmal abgeg. Redhat  : Beide erh. u. am 4. ds. gleicher Weise erwidert.- M. u. Wa. Kft: Fl. 4 ö. W. Ab. à Kto. eingestellt. Bfl. am 4/6. Näheres. fer: Nachr. v. 2. d8. am 4. briefl. erwidert. Neue eingereiht. H. K: M. 9, Ab. I. Qu. erh. Weiteres erwartet. Egmont: M. 89,80 pr. April u. Reft pr. I. Qu. erh. Bfl. am 2. ds. Weiteres. J. Reitb. Rorsch.: Fr. 3,70 Ab. II. Quf. T., sowie Fr. 1,50 Nachlieferg. 2c. erh. u. M. 2, Beil. f. Kg. erh. Laufizer Rothhaut: Bf. v. 31/5. erh. u. am 4/6. beantw.- Rother Franz: Fr. 2,50 Ab. f. Kch. erh. Wir können derart nicht buchen, haben es nur mit Ihnen zu thun. Wem Sie liefern ist Ihre Sache. Gruß! C. B. M. G: Fr. 6,- Ab. II. u. III. Qu. erh. Mahnzettel erledigt. M. Rffy: M. 2,50 Ab. II. Qu. durch Sch. erh. 3. Rtbr: M. 3, Ab. II. Qu. erh. Nachzügler kommt noch. Serlow: M. 10,20 Schft. u. Ufds. erh. H. J. besorgt. Rosabeck: M. 20, à Kto. u. alles Weitere hier. Alles laufend nummerirt. Am 7. ist Avisirtes abgg.-y Altdrf: Fr. 2, nach Vorschr. verwendet. Felix: Fr. 6, für Photgr. erh. Rothhahn: Bf. v. 4/6. erh. 11. am 7. beantw. Feuerrüpel: Versprochenes dringend erwartet. Betr. Eisz. genaue Angabe erwünscht, wie viel. Bettelsozialismus London  : ,, Dein Register hat ein Loch", du hast das Narrenhaus vergessen. D. V. u. S. W.thur: Fr. 24,30 erh. Spezialquittg. später, da Fonds bereits geschlossen. Rothschwanz: Bf. v. 2. d8. am 8. erft hier. Antw. - Karl Rothschild: Bf. vom 9. ds. erhalten? Gruß!

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ging an den Neuen.

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Mit 1. Juli beginnt ein neues Quartalsabonnement auf den

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Sozialdemokrat".

Wir ersuchen unsere Leser, ihr Abonnement rechtzeitig zu erneuern, sowie für Gewin nung neuer Abonnenten unabläffig thätig zu sein. Weber das Abonnement auf den ,, Sozialdemokrat noch das Empfehlen deffelben ist in Deutschland  strafbar, sondern lediglich die direkte Verbreitung.

Der Sozialdemokrat wurde vom letzten Parteikongreß einstimmig zum einzigen offiziellen Organ der sozialistischen   Arbeiterpartei Deutsch  lands erklärt.

Der vorauszahlbare Abonnementspreis des Sozialdem." beträgt vierteljl. für Deutschland   und Oesterreich 3 Mart( 1 f. 70 fr.), wofür das Blatt wöchentlich als verschlossener Brief versandt wird; für die Schweiz   2 Fr., für alle übrigen Länder des Weltpoftvereins 2. Fr. 50 Cts.( unter Band). Dieser Preis tannindessen, namentlich in Deutschland  , bedeutend ermäßigt werden, wenn sich die Gen offen eines Ortes zum Bezug im Großen vereinigen. Wenn unverdächtige Empfangs adressen gewählt werden und damit stets gewechselt wird, wenn ferner die geheime Bertheilung an die abonnirten Genossen vorsichtig geschieht: dann ist die Gefahr der Entdeckung beim Gesammtbezug weit geringer wie b den Briefsendungen.

Bis zu 16 Exemplaren können in Doppelbrief übermittelt werden; bei größeren Be­stellungen ist die Zusendung in Backet borzuziehen. Bei Bezug von zehn Exemplaren an ist der Preis per Quartal auf M. 1. 80. franto ins Haus festgesetzt, und ist der Betrag monatlich mit 60 Pf. im Voraus einzusenden. Sämmtliche Sendungen werden gut berpadt, nicht in der Schweiz  , sondern in Deutschland   aufgegeben. Briefmarken aller Länder werden für voll angenommen; größere Beiträge in Papier  geld mittelst eingeschriebenem Brief oder Post- Einzahlung.

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Schweiz  . Bereinsbuchdruckerei Hottingen- Zürich  .