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Stande, eine gerechte Gesellschaft zur Thatsache zu machen, wer kann den Sozialismus praktisch gestalten? Antwort: Der Sozialismus." So flug sind wir selber. Die Herren glauben, wie es scheint, wenn man ein Wort auf eine Frage zurückgibt, dann habe man die Frage beantwortet, gerade wie der große Selbstzersetzer des Christenthums, der Philosophaster Hartmann auf alle Fragen der organischen Welt die tiefgeheimnißoolle Antwort hat: ,, Das Linbewußte", oder wie die Eingebornen Australiens auf alle Fragen die noch geheimnißvollere Antwort haben:" Devil", " Devil", was ungefähr so viel heißt wie Teufel, von dem sie aber keine klareren Vorstellungen haben, als die Züricher Sozialdemokraten vom Sozialismus."
Das ehrenwerthe Blatt scheint mit seinem Protektor, Herrn Stöcker, die löbliche Eigenschaft gemein zu haben, niemals richtig zitiren zu können. Nicht nur unsere Antwort, sondern sogar die eigene Frage. Es ist dem Herrn A. J. gar nicht eingefallen, darnach zu fragen, wer den Sozialismus praktisch gestalten kann, wir haben ihm vielmehr auf seine mehr als naiven Fragen klipp und klar als den„ Siegfried, der diesen Drachen den Borsenkönig zu tödten vermag", den Sozia= lismus bezeichnet, als den„ Gärtner , der den Giftbaum mit der Wurzel ausrottet" die soziale Revolution, und auf die Frage nach dem Staatsmann antworteten wir:
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,, Kleiner Schäfer! Der„ echte König" kann ohne den Finanzminister, der aber, wie Sie sehr richtig bemerkten, ohne den Börsenkönig nicht bestehen; der rechte Staatsmann wird wohl der sein, der sie alle drei abschafft.
Und nun rathen Sie einmal, wer das sein mag?"
Die Herren vom„ Staatssozialist" können oder wollen es nicht rathen. Ihr stets nach Oben schielender Sinn kann es nicht fassen, daß dieser Staatsmann keine Kreatur eines Königs von Gottes Gnaden sein wird. Dieser Staatsmann, Ihr Herren, wird weder ein Minister noch ein Hofprediger, weder ein Professor noch ein Königlicher Geheimrath sein, dieser Staatsmann wird Niemand anders sein, als das revolutionäre Proletariat, welche die ganze Schmarobergesellschaft zum Teufel jagen wird.
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Sind wir Ihnen jetzt deutlich genug, Herr Hofprediger?
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Ein verlogneres Gesindel als diese christlich- konservativen Sozialreformer" wird man sobald nicht finden. Wo man auch in ihre Veröffentlichungen hineinblickt, überall stoßen wir auf ein System von Lüge, Berleumdung und Falschheit, daß einem vor Ekel übel wird. Da zitivt der biedere ,, Staatssozialist" in seliger Verzückung einen„ vortrefflichen" Artikel„ Die historische Weltstellung der Juden und die moderne Judenfrage" aus der Allg. konservativen Monatsschrift für das christliche Deutschland ", und wenn wir uns diesen„ vortrefflichen" Artikel näher ansehen, auf was stoßen wir? Auf die seichtesten Salbadereien, pikant" gemacht durch die infamste Verdächtigung. Man höre nur:
Lawinenartig wächst der Reichthum auf der einen, die Verarmung auf der andern Seite. Hier liegt der Nerv der sozialen Frage. Den jüdischen Sozialisten Mary, Lassalle u. a. ist es freilich gelungen, diese Frage in ein ganz falsches Fahrwasser zu leiten. Sie faßten die Frage auf als Konflikt zwischen Arbeiter und Arbeitgeber, zwischen Arbeiter- Lohn und Unternehmer- Gewinn, zwischen Kraft und Kapital, als ob die paar Millionen, welche die Fabrifanten in einem langen arbeitsvollen Leben erwerben, Schuld seien an der Verarmung des Volkes, an der Noth der unteren Klassen. Was sind aber die Millionen aller Fabrikanten gegenüber den Milliarden der großen Geldfürsten? Was ist Unternehmergewinn eines langen, mühevollen Fabrikantenlebens gegenüber dem Börsengewinn, den jene obersten Zehntausend mühelos bei Staatsanleihen und beim Handel mit Staatspapieren und Aktien machen? Daher rührt die Verarmung des Volkes, denn des Volkes Steuern müssen die Zinsen der Staatsschulden aufbringen. Es läßt sich nicht entscheiden, ob die jüdischen Sozialisten absichtlich und im Einverständniß mit den jüdi schen Börsenmännern der sozialistischen Bewegung diese Richtung gegeben haben oder nicht; aber soviel ist gewiß, daß die soziale Frage bisher den christlichen Fabrikanten vielmehr Sorge gemacht hat, als den jüdischen Börsen
männern.
Wir haben diesen Blödsinn schon öfters und in allen möglichen Tonarten parliren hören, einmal sogar von Jemanden, der sich im Ernst für einen Sozialisten hielt, aber in fast allen Fällen war eine fast phänomenale Unkenntniß der Schriften dieser jüdischen Sozialisten und eine noch phänomenalere Unwissenheit in Bezug auf den Charakter der modernen Gesellschaft die Ursache. Unser, vortrefflicher" Artikelschreiber aber weiß, daß er lügt, denn kurz nach dieser jesuitischen Verdächtigung sagt er mit einer wunderbaren Unverfrorenheit:„ Denn nicht allein die Rothschilde bedürfen der Staaten, sondern auch umgekehrt, die Staaten bedürfen immer wieder und noch lange der Rothschilde" wozu selbst der „ Staatssozialist" ein weises Fragezeichen macht. Und es folgt der fürchterliche Vorschlag, die„ Rothschilde" zu verstaatlichen, in der Weise, daß der Staat mit den Rothschilden den„ Rebbes" theilt: Rothschild darf weiter spekuliren, aber der Staat heimst den Gewinnst ein, und Rothschild bekommt nur einen bestimmten Prozentsatz.
Für wie dumm müssen die Herren ihre Leser halten, daß sie ihnen mit einer so elenden Utopie Honig um's Maul schmieren zu können glauben!
Wollen den Börsenschwindel verewigen und zetern über die jüdischen Sozialisten", welche der menschlichen Ausbeutung in allen ihren Formen den Krieg erklärt haben und den „ Giftbaum" an der Wurzel anpaden, bei der Ausbeutung des besiglosen Proletariats durch den besitzendenden Kapitalisten. Wie die Ausbeuter unter sich gegenseitig den Raub sich streitig machen, das ist den„ jüdischen Sozialisten" ebenso schnuppe, wie dem chriftlich- germanischen" Proletarier, wenn er vor Hunger und Elend zu Grunde geht. Und ob Ihr plazen möget vor Wuth, sie bleiben bei einander, der jüdische Sozialist und der christliche Arbeiter, bis sie dem christlichen und dem jüdischen Ausbeuter den Garaus gemacht haben. Basta!
Ein köstliches Geständniß finden wir in demselben Artikel. Es heißt da:„ Die Zwangslage der Fürsten , daß sie, um unter jetzigen Verhältnissen den Geldfürsten an Vermögen gleich zu bleiben, sich mit Geldgeschäften abgeben und sich in jüdische Interessen hineinziehen lassen müssen(!) liegt offen am Tage(!!!); gleichwohl bleibt es verhängnißvoll für sie und wird sie um so gewisser in den großen Ruin mit hineinreißen( selbstverständlich! Red. des„ Sozialdem."); denn„ Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Jlion hinsinkt!" auch vom Tempel der Börse." Bravo!
das gilt
-Professorater Blödsinn. Herr Adolf Wagner, Katheder- Sozialist außer Diensten, der 1872 pflichtschuldigst zwischen Nationalliberalismus und Freikonservatismus schwebte, jetzt aber sich durch den Wind von oben nach einigem Sträuben in's konservative Lager hat treiben lassen, hat für seine neue Partei ein Wahlprogramm entworfen, in welchem wir u. A. folgende schönen Dinge vorfinden:
„ Aufrechterhaltung der allgemeinen Wehrpflicht, unter möglichster Schonung der Volfskräfte" heißt auf deutsch : Bewilligung aller von Bismard für nöthig befundenen Militärlasten, unter möglichster Schröpfung der Voltskräfte.
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Energisches Eintreten für das Königthum von Gottes Gnaden". Wozu lebten wir auch sonst im 19. Jahrhundert?
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Preß- und Versammlungsfreiheit unter selbstverständlicher Innehaltung der Grenzen, welche die christliche Moral, die gute Sitte und die Rüdficht auf die Grundlagen der öffentlichen Juftitutionen vorschreiben." Echtes Gummi elaſtifum. Wir zahlen 1000 Franken demjenigen, der uns aus diesem Gallimathias einen Anhaltspunkt herausfindet für die Stellung
des Herrn Wagner zum Sozialistengesetz, das bekanntermaßen Preß- und Versammlungsfreiheit aufhebt. Welche Grenzen schreibt denn die christliche" Moral in Bezug auf Presse und Versammlungen vor? Nach den Evangelien ist Christus durch kein Versammlungsgesetz genirt worden, es steht nichts zu lesen, daß ihm ein jüdischer Bürgermeister oder ein römischer Polizeilieutenant je eine Versammlung aufgelöst habe, seine Apostel aber haben sich, wie die Apostelbriefe zeigen, einer ausgedehnten Preßfreiheit erfreut. Paulus , Petrus , Jakobus durften an die Römer, an die Galater , an die Epheser, an Tod und Teufel Flugblätter richten, ohne zu riskiren, daß sie ihnen verboten wurden, wie z. B. das Flugblatt Hasenklevers an die Breslauer 2c. „ Christlicher Eid " Herr Professor?
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müssen den auch die Juden schwören,
Konfessionelle Volksschule" d. h. Ableiern von Gesangsbuchliedern und Kernsprüchen, biblischer Köhlerglaube an Stelle naturwissenschaftlicher Erkenntniß, zu Ehren der Manen des Herrn Rudolph Wagner , weiland Professor in Göttingen .
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,, Eintracht unter den Konfessionen und Garantien für die Gewissensfreiheit" ausgenommen der Sozialisten. „ Wiederaufnahme der Erbpacht," das heißt: Wiederherstellung des alten hörigkeitsverhältnisse 8. Jnländische Verbrauchssteuer und Finanzzölle, besonders auf Lurusartikel( ft är tere Belastung des Tabaks und Branntweins)" ( stärkere und der Mann nennt sich Arbeiterfreund.
Ach zweifelsohne, er ist ein großer Arbeiterfreund, dieser Kathedersozialist. Man höre nur weiter:
" Schutz der Fabrikarbeiter in sanitärer, sittlicher und ökonomischer Hinsicht". Großartig, nicht wahr? O, gewiß, und damit Niemand über die ungeheure Tragweite dieses Schutzes" im Untlaren bleibe, ist gleich in Klammern hinzugefügt, wie weit dieser„ Schutz" ausgedehnt werden soll. Man höre also:
Arbeiterversicherungswesen, Sonntagsruhe,"- das ist alles, was Herr Wagner den Arbeitern verspricht. In der That, großartig!
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arbeiten. Mit Recht bemerkt Freund„ Grütlianer" dazu:„ In der Wehr für das Fabrikgesetz beschämen diese Weiber sonach viele, die zum ,, starken" Geschlecht zählen. Respekt vor ihnen!„ Sieh vorwärts, Werner, und nicht hinter Dich", rief einst die Stauffacherin; es scheint, daß die Nettstaller Mädchen und Frauen dies Wort noch nicht vergessen haben. Ihre eigene und ihrer Kinder Zukunft geht ihnen über den Befehl eines Fabrikpascha's und selbst über ein paar Rappen Mehrverdienst, wenn dieser mit vermehrter und schädlicher Kraftaufopferung erkauft werden muß."
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Ein neues Attentat wird geplant, die Verschwornen werden sich in Salzburg versammeln. Die Polizei trifft eifrige Vorkehrungen, um die Verbrecher in ihrem unheilvollen Treiben zu
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schützen, denn sie heißen Wilhelm der Hohenzoller und Franz Joseph der Habsburger .
Wie lange die Beiden noch Esel finden werden, welche die Attentate für sie ausführen?
Die österreichische Bauernbewegung dehnt sich jetzt auch nach Böhmen aus. In Tetschen fand bereits eine Bauernversammlung statt, wo auch nächstens ein Parteitag der deutschböhmischen Bauern abgehalten werden soll. Leider zeigt diese Bewegung bisher keineswegs den naturwüchsigen, frischen Charakter, den die ober- und niederöster reichische und die steierische Bauernbewegung an den Tag legt. Daß die deutschböhmischen Bauern loyal sind und sich an lauter kleinliche unzureichende Forderungen anklammern, würde weniger machen. Die Bauernbewegung ist zu jung und zu unklar, als daß sie bereits zu einem genügenden Programm hätte gelangt sein können. Das Wesentliche ist der Geist, der in der Bauernschaft steckt und der die weitere Entwicklung beeinflußt. Und in dieser Beziehung steht es in Deutschböhmen schlimm. Der deutschböhmische Baner hat schon kapitalistisches Fühlen und Denken eingesogen, seine Geistesrichtung entspricht mehr der zahmen des Kleinbürgerthums, als dem trotzigen Unabhängigkeitsgefühl der Bauern in den Ländern der Alpen und deren Ausläufern. Der deutschböhmische Bauer ist bisher blos ein Liberaler, der jetzt beginnt, seine Bauerninteressen
Splendider ist dagegen Herr Wagner gegenüber den Handwer mehr wahrzunehmen als bisher; Gutsbesitzer, Verwalter, ja Profefforen fern. Denen verspricht er:
a. lmgestaltung des Jnnungswesen 8."
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b. Möglichste Beschränkung des Hausirhandels und der Wanderlager( Wechselrecht)".
Wie das Jnnungswesen umgestaltet werden soll, verschweigt Herr Wagner, vermuthlich aber will der Mann der Wissenschaft Zwangsinnungen. Bravo! Geschieht den Handwerkern nur Recht, wenn sie darauf hineinfallen.
Was aber die möglichste Beschränkung des Haufirhandels" anbetrifft, so thut der arbeiterfreundliche" Herr Professor, als sei es ihm ganz unbekannt, wie viele Arbeiter sich heute nur dadurch vor dem gänzlichen Ruin retten können, daß sie in Zeiten der Arbeitslosigkeit einen kleinen Hausirhandel anfangen, daß der Hausirhandel in der heutigen Gesellschaft für viele Ortschaften geradezu ein Segen ist, und der Uebertheuerung durch lokale Monopolisten entgegenwirft, es scheint ihm ganz unbekannt zu sein die Petition der Glauchauer Weberinnung" gegen die auf Beschränkung des Haufirhandels gerichteten Bestrebungen. Die heutige bürgerliche Gesellschaft aufrecht erhalten wollen und den Haufirhandel beschränken, dazu gehört eine ganz engherzige, philiftröse Beschränktheit oder das Hirn eines deutschen Professors.
Mag dieser Professor sich auch nennen wie er will, mag er noch so hochtrabende Worte von Sozialreformen im Munde führen, die sozialisti schen Arbeiter werden auf seinen Köder nicht anbeißen.
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In Berlin hat dieser Tage ein seit Monaten vergeblich Arbeit suchender Proletarier eine einem Hunde vorgesetzte Schüssel voll Hundefutter gestohlen", um seinen quälenden Hunger mit der ekelhaften Speise zu stillen. Wie Hundefutter und Hundesperre! herrlich wird doch dem„ armen Manne" geholfen!
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Der Staatssozialist" richtet anläßlich dieser Nachricht einen fulminanten Appell an den Oberbürgermeister von Berlin . In Berlin ", schreibt das edle Blatt, wird so viel Geld verschleudert, wird ein so unsinniger Lurus getrieben, daß es das Strafgericht des ewigen und gerechten Gottes geradezu herausfordern heißt, wenn innerhalb dieser Schlemmerei, umgeben von allen Genüssen der Welt, Menschen Hungers sterben oder Hunde um ihre Mahlzeit bestehlen müssen."
Sehr gut, Ihr christlich- sozialen Menschenfreunde! Aber das„ Strafgericht Gottes" wird nicht bei dem Oberbürgermeister stehen bleiben, höher rauf, höher rauf, Herr Hofprediger!
-Heißeres Blut! Mit welcher Kaltblütigkeit jetzt die Ausweisungen aufgenommen werden, davon macht man sich kaum eine Vorstellung", lesen wir in einem Privatbrief aus Hamburg . Wir müssen offen gestehen, daß dieser Satz, so sehr er auf der einen Seite ein Zeichen höchst anerkennenswerther Opferfreudigkeit ist, doch für uns einen recht unangenehmen Beigeschmack hat. Wenn nur nicht mit dieser Rücksichtslosigkeit gegen die eigene Existenz ein nur zu großer Theil Unempfindlichkeit gegen die Niedertracht der feigen Polizeipascha's verbunden wäre! Kaltblütig sein ist gewiß gut, aber es gibt einen Grad von kaltem Blute, der dem türkischen Fatalismus verdammt ähnlich sieht, und vor diesem möchten wir unsere Genossen in Deutschland doch dringend warnen. Mehr Leidenschaft, mehr Leidenschaft, man könnte sonst an der Befreiung des deutschen Volkes verzweifeln.
Wilhelmsspenden. In Dresden und Flöha ist das Einsammeln von Beiträgen zur Förderung der Wahl eines sozialdemofratischen Kandidaten verboten worden. Verderbenschwangeres Flöha ! Genosse Kayser sitzt noch immer in Haft. Wahrscheinlicher Grund: möglicher Verdacht, an die Verbreitung verbotener Schriften gedacht zu haben. In Nürnberg ist der gesellige Verein„ Männerkreis Goftenhof" auf Grund des Sozialistengesetzes verboten worden und mit Recht. Ein Mann und nicht ein altes Weib in Hosen zu sein, ist in Deutschland heutzutage eine Gefährdung der öffentlichen Unruhe und Unsicherheit und daher ein Verstoß gegen das Sozialistengesetz. - Verboten wurden Bebel's Rede über das Unfallversicherungsgesetz, der Chicagoer ,, Vorbote", das Flugblatt an unsere Gesinnungsgenossen und an alle rechtlich denkende Leute in Leipzig und Umgegend." Wie können Bebel, Hasenklever und Liebknecht sich auch unterstehen, an alle rechtlich denkende Leute sich zu wenden! Fortsetzung der Hilfe für den armen Mann" nächstens.
Genosse Auer schreibt an einen Parteigenossen betreffend seiner angeblichen Verhaftung:„ Es ist zwar recht freundlich von Euch, daß Ihr mich in Berlin festsitzen laßt, aber lieber ist es mir doch, daß man Euch einen Bären aufgebunden hat. Weder bin ich derzeit in Haft noch überhaupt in jüngster Zeit in Haft genommen worden. Indeß, was nicht ist, kann ja noch werden."
Das Gerücht von Auer's Inhajtirung stammt wohl daher, daß er auf seiner Rückkehr von Sachsen nach Schwerin *) in Mecklenburg über Berlin fuhr und dort auf der Fahrt vom Anhalter nach dem Lehrter Bahnhof von einem Reichsspizzel erkannt und nach dem Molkenmarkt transportirt wurde, dort hielt man ihn von Morgens acht bis Mittags ein Uhr auf, worauf er wieder fröhlich von dannen zog. Die Frage, ob Durchreise gleich Bannbruch sei, harrte schon lange ihrer Lösung, und ist sie nun, wenigstens polizeilich, entschieden!-
Aus Nettstall( Kanton Glarus ) wird mitgetheilt, daß in einem dortigen Weberei- und Spinnerei- Etablissement sämmtliche Weberinnen die Arbeit eingestellt haben, weil ihnen Tags zuvor bei Strafe anbefohlen worden war, von nun an von Morgens 6 bis halb 8 Uhr Abends zu *) Wohin Auer jetzt übersiedelt ist.
führen bei ihm das große Wort, kurz, von der deutschböhmischen Bauernbewegung ist vorläufig nicht viel zu erwarten, wenn nicht der frische Luftzug aus den Alpen sie etwas beleben sollte.
In Prag haben Exzesse gegen deutsche Studenten stattgefunden, welche natürlich von der Sudelpresse, auch von der edlen Frankfurterin, dem Pöbel in die Schuhe geschoben werden, worunter natürlich das arbeitende Proletariat gemeint wird. Unsere Genossen wissen, daß die tschechischen Arbeiter sich seinerzeit ebenso wie die deutschen gegen den Nationalitätenzwiespalt erklärt haben und daß tschechische Arbeiter es waren, welche eine nationale jungtschechische Volksversammlung vereitelten. Nicht die„ rohen" Arbeiter, nein, die Blüthen der Intelligenz", die Besitzenden und und deren Söhne, die Studenten im Vereine mit dem Lumpenproletariat, diese edle Koalition ist es, welche von der Uebermacht so feigen und erbärmlichen Gebrauch macht. Die tschechischen Arbeiter sehen den ganzen Vorgängen ohne jegliche Theilnahme für den einen oder anderen Theil zu: sie wissen auch den Werth der deutschen Studenten nach Gebühr zu würdigen. Und es will sie schier bedünken, daß der Deutsche und der Tschech , daß sie alle Beide würdige Kulturkämpfer sind.
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Aus Wien wird die Verhaftung eines hervorragenden sozialistischen Agitators" Namens Friedrich Wilhelm Matz, sowie seines ,, Agenten" Lucian Lemke gemeldet. Beide sollen Kolporteure der Freih." gewesen sein. May bot angeblich eine Kaution von 2000 fl. aus mysteriöser Geldquelle an. Auch soll er sehr„ nobel" gelebt haben. Wenn an der ganzen Geschichte überhaupt etwas Wahres ist, dann kann dieses Geld nur von der russischen oder preußischen Polizei herrühren, und dann hat die österreichische Polizei in ihrer Dummheit wieder einmal den Unrechten erwischt. Daß die verbündete Polizei der heiligen Allianz unter den Parteigenossen in Wien Spizel und Agents Provokateurs hält, wissen wir, ebenso wie daß diese Herren ihr sauberes Geschäft am besten unter sozialrevolutionärer Maske treiben zu können vermeinen. Trotzdem halten wir die ganze Schauermähr für ein Gewächs der Saurengurkenzeit. Und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es einen ,, hervorragenden Agitator" Matz in Wien nicht gibt. So lange wir nicht genauere Nachrichten haben, erscheint uns die Sache ebensowenig glaubwürdig, als die Salzburger Dynamitbomben.
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In Drammen ( Norwegen ) ist in einem Sägewerk ein Strike ausgebrochen, zu dessen Unterdrückung und Aufrechthaltung der Ord-. nung" Militär von Christiania gesandt wurde. Die Arbeiter ließen sich leider von der Soldateska provoziren, so daß es zu einem blutigen Zusammenstoß kam, bei dem ein Arbeiter getödtet, viele verwundet wurden. In Norwegen zeigt sich dieselbe Erscheinung, die man in Schlesien beobachten kann, die man im Anfange unseres Jahrhunderts in England beobachten konnte und welche sich überall zeigt, wo die kapitalistische Produktionsweise ein industrielles Proletariat zu schaffen beginnt: vereinzelte und deshalb ohnmächtige Versuche der unorganisirten Arbeiter, auf gewaltsamem Wege nicht etwa die Produktionsweise zu ändern, sondern vorübergehende Mißstände abzuschütteln. Solche Erhebungen bedeuten das Erwachen des Klassengegensatzes, sie sind die ersten, urwich- sigen Erscheinungen desselben, welche immer mehr verschwinden, je stärker das Klassenbewußtsein hervortritt und je mehr die Organisation der Arbeiter sich ausbreitet. Vereinzelte gewaltsame Erhebungen bedeuten den Beginn, nicht das Ende des Klassenkampfes, der nicht einmal in einer allgemeinen nationalen, sondern blos internationalen Revolution sein Ende finden kann. Das Beispiel der norwegischen, im Beginn der kapitalistischen Produktionsweise stehenden Arbeiter den im Klassenkampf geschulten Proletariern Frankreichs , wie es die„ Rev. soc." thut, zu empfehlen, beweist also nichts, als völlige Unkenntniß der sozialen Entwicklung der letzten hundert Jahre. Doch ist es unbillig von den Herrn Anarchisten zu verlangen, daß sie etwas lernen, ja, es ist unbillig, überhaupt etwas von ihnen zu verlangen. Wozu hätten sie auch ihr famoses Motto erfunden:„ Weder Rechte, noch Pflichten"?!
Am 28. Juni wurde in Brüssel ein großes Volksmeeting zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts abgehalten. Mehrere Deputirte wohnten bei. Die von dem Deputirten Brüssel's , Janson, beantragte Motion, welche verlangt, daß jeder Belgier, welcher schreiben und lesen fann, zu Provinzial- und Gemeindewahlen zugelassen wird, wurde einstimmig angenommen.
Und ein Parlament, welches solche Forderungen zurückweist, erscheint, dem deutschen Reichsphilister als der Gipfel des Radikalismus!
In Lemberg fand am 26. Juni eine zahlreich besuchte ArbeiterVersammlung statt, welche sich für die Einführung des allgemeinen Stimm rechts und des Milizsystems, für die Reform des Justizwesens, die Vermehrung der Schulen, vollständige Preßfreiheit und die Aufhebung des Zeitungsstempels aussprach. Die Versammlung beschloß die Einberufung eines allgemeinen galizischen Arbeitertages nach Lem berg . Auf demselben soll ein an das Ministerium zu richtendes Memorandum über die Arbeiterfrage beschlossen werden.
Als Lebenszeichen, als propagandistische Demonstration können diese Schritte nur von Vortheil sein. Daß die Einberufung eines Arbeitertages Angesichts der bekannten„ Freiheit wie in Desterreich" einen anderen Erfolg nicht haben wird, darüber sind sich unsere galizischen Genossen wohl klar.
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