ca. 10,000 balbverhungerter Weber! Das nennt man auf haben ja das Unfallgesetz zu Falle gebracht; sie werden ebenso die Altersdeutsch: Ein Tropfen Wasser in's Fegefeuer.
So turze Zeit auch die Einkommensteuer im Königreich Sachsen besteht, sie liefert bereits lehrreiche Ergebnisse.
Die Zahl der Einkommen unter 1100 Mark ist die einzige, die sich stärker vermehrt hat, als die Bevölkerung; sie betrug 1878 852,875, 1879 dagegen 927,494. Die Durchschnittshöhe dieses geringen Einkommens hat sich dagegen vermindert, von 526 Mart 1878 auf 509 Mark 1879. 509 Mark das jährliche Durchschnitt seinkommen ( nicht das niedrigste Einkommen) von 927,494 Erwerben den, deren keiner mehr 1100 Mark einnimmt!
versorgung verwerfen, wenn sie wieder gewählt werden. Darum fort mit den Liberalen. Ihnen gegenüber steht eine große konservative Partei, die genau weiß, was sie will: Schutz des Christenthums und des Deutschthums, ein starkes Königsthum; Schutz der nationalen Arbeit in Ackerbau, Handel und Gewerbe; Schutz und Hilfe dem Arbeiter gegen die systemmäßige Ausplünderung."
" Solche Sprache ", jammert das liberale Bauernfängerblatt ,,, Reichsblatt" genannt ,,, wird in einem Blatte geführt, welches auf Kosten des Wahlvereins der Konservativen und in seinem Namen massenweise im Lande verbreitet wird! Möchte man nicht wirklich glauben, es seien verkappte rothe Revolutionäre, welche hier das Wort führen, um die Konservativen zu verderben?"
Zugenommen haben dagegen in dieser Periode des allgemeinen Elends die Vermögen der Reichen. Die geschätzte( bekanntlich bei Und nun folgt ein Schmerzenslied, daß die Liberalen an der Gesetzden großen Vermögen stets zu niedrig geschätzte) Durchschnittshöhe der gebung der letzten zehn Jahre so unschuldig seien wie neugeborene Kinder Einkommen über 100,000 Mark betrug 1878 241,913 Mark, 1879 und selbstverständlich nur im Interesse der Arbeiter und auf Grund von dagegen 248,403 Mart. Diese Herren werden also von der Krise Arbeiterpetitionen das Unfallgesetz abgelehnt hätten, worauf sich das nicht betroffen, ihren Ausfall wissen sie stets durch Lohnherabsetzungen Blatt der Herren Mosse und Cohn zu folgender Bravourarien aufrafft: ihr Herren ,, Etwas mehr Achtung vor unseren braven Arbeitern mit Rücksicht auf die schlechten Zeiten wett zu machen! Lohnherabsetzungen zugleich mit Zunahme der großen Vermögen- Arbeiter, merkt Euch's, wernicht nur das technische, sondern auch das geschäftliche Risiko der industriellen Unternehmungen zu tragen hat!
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Stumm ging herum wie ein brüllender Löwe und suchte, wen er verschlinge. Und da kam ihm entgegen ein harmonisch- harmloser Hirsch. Allsogleich ließ Stumm ein Gebrüll in Gestalt eines Utases los, der also lautet:
,, An die Arbeiter! Am hiesigen Orte soll sich ein Ableger jener be= rüchtigten Gewerkvereine gebildet haben, deren englische Vorbilder weit über das Maß der sozialdemokratischen Ausschreitungen hinaus nicht vor den gewaltthätigsten Verbrechen zur Erreichung ihrer Zwecke zurückgeschreckt sind. Wohl ließ der klägliche Erfolg, den der undeutsche Demagoge Hirsch bei uns erzielt hat, die Gewerkvereine diese blutigen Wege in Deutschland bis jezt noch nicht wandeln. Aber auch in unserem Vaterlande haben die Gewerkvereine in ihrem beschränkten Kreise das Verhältniß der Arbeiter zu ihren Arbeitgebern vergiftet; sie haben hunderte bis dahin fleißige und solide Arbeiter in Noth und Elend gestürzt und eine noch weit größere Zahl dazu verleitet, ihre mühsam ersparten Groschen in Invalidenkassen abzuführen, welche keine Sicherheit für die Erfüllung der übernommenen Verpflichtung gewähren. Unter der Maske" Freiheit" erstreben die Gewerkvereine gleich ihren sozialdemokratischen Genossen die äußerste Knechtung des Einzelnen durch eine von gewissenlosen Agitatoren geleitete Majorität. Unter diesen Umständen halte ich es für meine Pflicht, die bisher von meiner Firma gegen sozialdemokratische Agitationen gerichteten Bekanntmachungen auf die Hirsch'schen Gewerkvereine und alle Diejenigen, welche dieselben direkt oder indirekt unterfiüzen, ausdrücklich auszudehnen."
Armer Hirsch! Deine Weisheit besteht darin, uns zu predigen, daß die Kapitalswölfe gar kein Fleisch fräßen, wenn man mit ihnen heule, und nun zerfleischen sie auch Dich trotz Deines Harmoniegeheuls. Ja, lieber Max, ein Wolf bleibt ein Wolf, selbst wenn er wie ein Schaf aussieht, und sein Heißhunger wird zu Zeiten so groß, daß er nicht einmal die eigenen od vögel verschont.
- Preußische Reptile. Dieses Gelichter macht sich in neuester Zeit ganz unverschämt breit, Grund genug, die saubere Gesellschaft wieder einmal gehörig unter die Fuchtel zu nehmen! Es ist ein recht lehrreiches Kapitel das, und ganz besonders für die spätere Geschichtsschreibung. Beginnen wir also heute mit dem Briefe eines Genossen aus Ostpreußen .
" In Goldap", schreibt unser Freund ,,, einem kleinen Städtchen Litthauens, gab es einmal einen Landrath, einen Baron v. Schrötter. Trotz seiner Erbärmlichkeiten hielt ihn die Gumbinner Regierung. Alle Bürger, reich und arm, hatte das Genie anzupumpen verstanden, und stand er zuerst wegen seines Durstes recht beliebt da, so kam doch eine Zeit, wo er teinen Umgang mehr hatte, als nur den Abdecker. Mit diesem fröhnte er seiner Hauptleidenschaft, der Jagd, und man sagt, der tönigliche Beamte habe oft mit seinem erwähnten Freunde im königlichen Forst gewilddiebt. Die Karre ging plötzlich nicht mehr, er mußte von seinem Posten fort. Nach Berlin zog ihn sein reaktionäres Herz, und sofort fand er bei der Provinzial Korrespondenz", im Preßbüreau, Anstellung. Wir glauben der blaublütige Herr ist bereits zu seinen Ahnen bersammelt. Heute taucht ein anderer Ritter, Otto de Grahl, auf demselben Wege auf, der Redakteur des Deutschen Patrioten". Wer sollte dies Schandblatt nicht kennen, da es nur für die Wahl geschaffen, allen reaktionären Zeitungen gratis beigelegt wird, und- leugnen wir es nicht, wir lesen, um zu lachen, auch einmal solche Blätter. Wieder hat sich die Reaktion, mit dem Blatte selbst wollen wir uns nicht besonders beschäftigen, einen Ehrenmann zum Redakteur ausgesucht. Dem de nach muß der edle Ritter, wenn es ihm überhaupt gebührt jedenfalls gönnen wir es ihm aus Frankreich stammen, vielleicht auch aus Holland , geboren ist er aber in Hamburg . Als guter ,, deutscher Patriot" trat er in österreichische Dienste und brachte es dort, sein deutsches" Schwert gegen die Freiheit Italiens schwingend, bis zum ArtillerieLieutenant. Von dort wandte er sich an Louis Napoleon , und kann man seine Bettelbriefe in der Saminlung„ Briefe deutscher Bettelpatrioten" nachlesen. In Schleswig Holstein kämpfte er als Desterreicher, blieb nach dem Kriege in seiner Vaterstadt, und hatte plötzlich man sagt,
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er habe viel mit der preußischen Regierung verkehrt soviel Geld, eine angebliche Erbschaft, daß er sich ein Gut faufen konnte. Wie gewonnen, so zerronnen: das Geld flog auf; aber Gott verläßt die Seinen nicht, das preußische Preßbüreau sandte den edlen Ritter sofort nach Gumbinnen als Redakteur an die reaktionäre Preußisch Littauische Zeitung, und wurde ihm ein anständiger Gehalt dafür aus der Regierungskasse gezahlt. Mit dem Blatte siedelte er nach Jnsterburg über und brach auf dem Bahnhof bei seiner Abreise nach Königsberg ein Bein. In Königsberg wurde er Redakteur der reaktionären Ostpreußischen Zeitung", die Stadt der reinen Vernunft, freilich ein längst überwundener Standpunkt, machte ihn zum Vorsteher der Bürgerressource. Dort schrieb er den in mehreren freisinnigen Zeitungen zum Abdruck gekommenen famosen Bettelbrief an den frommen Major von Delsnit in Gumbinnen , der ihn und die erbärmliche Reaktionspartei schauerlich blamirte. Die Reaktion that Alles, um sich den Ehrenmann zu erhalten, er hatte sich aber eine solche Schuldenlaft auf den Hals geladen, daß es schier unmöglich war. Wieder trat der preußische Staat für den weiland österreichischen Offizier helfend ein, und soll ihm ein einträglicher Polizeiposten in Straßburg geworden sein. In dem fernen Orte entschwand der edle Ritter unsern Augen, jetzt preuen wir uns um so mehr, ihn wieder in der Nähe auf der Bildfläche erscheinen zu sehen, und zwar als Redakteur des schon erwähnten ,, deutschen Patrioten", der nach seiner Aufgabe, für reaktionäre Wahlen zu wirken, und nach den Antecedentien des Ritters besser auch ,, Bettelpatriot" genannt werden sollte. Uebrigens kennen wir noch mehrere Beispiele der Art, daß wenn das Berliner Preßbüreau Stellen zu besetzen hat, so oft gewesene österreichische Beamte Anstellung finden. Den Grund mag sich Jeder selbst denken. Wir freuen uns aber, daß „ ,, bei der Gesellschaft solche Leute die große Flöte blasen".
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Der Bettelpatriot" fängerblatt Buttkamer's behalten
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diesen Namen soll das Bauernschimpft auf die Liberalen, daß Einem o möchten ihr das Herz im Leibe lacht. In seiner zweiten Nummer heißt es u. A. über die„ traurigen Foldoch noch recht viele folgen! gen der liberalen Herrschaft in den letzten 12 Jahren":
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Auch Euch, Ihr Arbeiter, Euch ist sie gut bekommen, die Freizügigkeit, und wie alle die Freiheiten sonst noch heißen! Solange Ihr arbeiten könnt, braucht man Euch, seid Ihr aber alt und arbeitsunfähig geworden, dann wirst man Euch weg und Ihr habt Alle das gleiche Recht, zu hungern und zu verhungern, denn(!) die Liberalen
Konservativen! Sie sind wirklich nicht die einfältigen Menschen, für die ihr sie halten müßt, wenn ihr zu ihnen solche Sprache führt. Sie sind zu ehrlich, um nicht eine Agitation mit solchen verwerflichen Mitteln zu verabscheuen und Denjenigen, von denen dieselbe ausgeht, den Rücken zu tehren!"
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Sehr richtig, hochgeehrte Herren! Die Arbeiter sind wirklich dieses wirklich" ist reizend! nicht die einfältigen Menschen, für die ihr sie haltet, sie lassen sich weder von dem„ verkappten rothen Revolutionär" Otto de Grahl für Bismarck födern, noch auch von euch für die Herren Richter, Bamberger und Kompagnie; sie wissen, daß, wer sie heute politisch rechtlos macht, nicht morgen ihr Freund sein wird, wie sie sich noch sehr gut erinnern, wer im Sommer 1878 am infam sten gegen die Arbeiter hetzte, die meisten Lügen ins Land hinausschleuderte und damit wirksamer für die Reaktion arbeitete, als es heute allerdings der Lumpazius Grahl vermag.
Und was das Unfallgesetz anbetrifft, so hatten die Liberalen leicht dagegenstimmen, nachdem sie selbst ihm mithilfe der konservativen eine solche Form gegeben, daß es in der That die Arbeiter noch schlechter gestellt haben würde, als es heute der Fall ist.
Auch das soll Euch, Konservativen wie Liberalen, nicht vergessen werden!
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Wilhelmsspenden. Verboten wurde in Leipzig die mit dem Gewerkschafter" verbundene„ Reise- und Begräbniß- Unterstützungskasse"! Ja ja, man kann nicht wissen, wen diese Kasse begraben wollte. Es gibt nichts Gefährlicheres auf der Welt, als eine Begräbnißkasse.
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Zum Weltkongreß. Genosse F. Domela Nieuwen huis erklärt in einem Brief an den„ Citoyen", daß, wenn der Welttongreß in der Schweiz verboten wird, die Delegirten des Proletariats wie im Jahre 1872 brüderlichen Empfang in Holland finden werden. Bravo!
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In Basel liegen die Schmiede und Wagnergehilfen im Streit gegen ihre Ausbeuter. Es han delt sich um Innehaltung der gesetzlichen Arbeitszeit von 11 Stunden und Anerkennung des von den Arbeitern gegründeten Arbeiternachweisbureau. Vor Zuzug wird daher gewarnt. Unterstützung erbeten.
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Gegenüber dem wüsten Geschrei hier Deutsch thum, hier Czech enthum!" ist es eine wahre Freude, zu sehen, wie brüderlich die klassenbewußten Proletarier beider Nationen gerade heute Hand in Hand gehen. Erst kürzlich, am 10. Juli, legte ein vom„ Allgemeinen Arbeiterverein" in Wien veranstalteter Ausflug Zeugniß davon ab. Es nahmen, heißt es darüber in der Wiener Zukunft", gegen 4000 den verschiedenen Nationalitäten angehörige Personen daran Theil, und trotzdem deutsche, böhmische, polnische und ungarische Nationallieder gesungen wurden, bemerkten wir nicht, daß sich jemand hierdurch provozirt" oder beleidigt gefühlt hätte.
Und unser in Reichenberg ( Deutsch- Böhmen ) erscheinendes Bruderorgan, der Arbeiterfreund" schreibt:
Wir können die Arbeiter nicht genug warnen, sich ja von diesem nationalen Taumel nicht ergreifen zu lassen; denn ob wir nun deutsch oder böhmisch sind, wir nähen alle an einer und derselben Nath; ob unsere Herren nun Deutsche oder Tschechen sind, sie werden alle nur von dem einen Gedanken geleitet, aus ihren Arbeitern so viel als möglich Profit herauszuschlagen. Die Arbeiter haben wahrhaftig Besseres zu thun, als sich auf Anderer Geheiß gegenseitig ihrer Sprache wegen zu haffen und gegebenen Falles auch durchzubläuen. Wir haben uns in politischer und auch wirthschaftlicher Beziehung unserer eigenen Haut zu wehren, aber nicht durch die Theilnahme an den nationalen Hetzereien der verkappten und offenen Reaktion als Fußschemel zu dienen, damit sie über unsere gekrümmten Rücken hinweg ihr Ziel um so leichter erreicht und unsere wirthschaftliche und politische Unfreiheit nur um so länger dauert.
„ Wenn die leitenden Persönlichkeiten an das Volk appelliren, so bedeutet das immer, daß sie in der Klemme sind, und daß dem Volke wieder einmal in einem politischen Spektakelstücke eine Statistenrolle aufgehalft werden soll. Wenn der Rummel vorbei ist und die eigentlichen Afteure das Ergebniß der Verstellung unter sich vertheilt haben, dann kann der dumme Kerl von Statist wieder gehen und sich die Farbe von dem Gesichte wischen, ob er sich nun weiß- roth, schwarz- roth- gold oder sonstwie angestrichen hatte."
Wahrlich, das sind herzerhebende Zeugnisse für die Richtigkeit des in unserem heutigen Feuilleton Gesagten, daß nur die sozialistischen Arbeiter Defterreichs eine wirkliche Versöhnungspartei bilden.
In Belgien haben anläßlich der Kammerverhandlungen über die Erweiterung des Wahlrechtes in Gent , Antwerpen , Brüssel u. s. w. großartige Demonstrationen der Arbeiterpartei zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts stattgefunden.
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Aus Frankreich kommt die erfreuliche Nachricht, daß der schuftige Andrieux endlich doch das Feld hat räumen müssen. Zwar ist er nicht mit Schimpf und Schande davongejagt worden, sondern„ freiwillig" gegangen, aber das Resultat ist schließlich das Gleiche.
Ob sein Nachfolger, ein Herr Cammescasse, besser sein wird, bleibt noch abzuwarten. Nachdem ziemlich feststeht, daß weniger Gambetta als Grevy es war, der Andrieur hielt, ist es sogar ziemlich fraglich. Indeß, wir werden sehen.
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Endlich fangen die Pariser Sozialisten an, die Vorbereitungen für die nächsten Wahlen energischer in die Hand zu nehmen. Freilich ist der Erfolg bis jetzt ein wenig ermuthigender, die Spaltung in Blans quisten, sozialistische Arbeiterpartei und republikanische Sozialisten( die Anarchisten kommen nicht in Betracht) macht sich sehr unangenehm fühlbar. In einzelnen, von Anhängern der sozialistischen Arbeiterpartei einberufenen Verfammlungen ist es bereits zu heftigen Auseinandersetzungen mit den wie es scheint sehr gut organisirten Blanquisten gefommen, bei welchen die Letzteren den Sieg davontrugen. Es handelt sich nämlich um die Kandidatenfrage, und während die Anhänger der Arbeiterpartei nur Arbeiter aufstellen wollen, verfechten die Blanquisten die Ansicht, es genüge, wenn der betr. Kandidat ein erprobter Revolutionär wäre und auf dem Standpunkt des Klassenkampfes stehe. Sie weisen dabei auf den der Bourgeoisie entstammenden Blanqui hin, dem sie die abtrünnigen Arbeiter Tolain, Nadand, Greppo und Andere gegenüberstellen.
Ihre Argumente sind, wie man sieht, nicht unbegründet und bereits
tritt auch Malon im„ Citoyen" für eine Verbindung des Zentral- Wahlkomite's der Arbeiterpartei" mit dem„ revolutionären( Blanquiſtiſchen) Zentralfomite ein, indem er daran erinnert, daß man bereits in Bor deaux und Lyon unter gemeinsamem Banner gekämpft habe, in letzterer Stadt sogar für die Klassenkandidatur Blanqui's gegen die ArbeiterKandidatur Chepié.
Diese Vereinigung würde sicher von großem Nutzen sein; ob sie aber stattfinden wird, bleibt abzuwarten.
- Der nächste fünfte Arbeiterkongres in Frank reich findet in Reims im September statt. Es ist zu erwarten, daß er das von seinen Vorgängern so vielversprechend begonnene Werk der Klärung und Organisirung der französischen Arbeiterbewegung wieder um ein gut Stück fördern werde. In dieser Erwartung rufen wir unseren französischen Brüdern ein herzliches„ Glückauf!" zu.
- Die Charakterlosigkeit der Bourgeois presse kann nicht häufig genug gegeißelt worden. Eine schlagende Jllustration derselben liefert der ,, California Demokrat", wie wir unserem Bruderorgan, der„ California Freien Presse" entnehmen. Es handelt sich um das bekannte Buch von Henry George ,„ Progress and Poverty "( Fortschritt und Armuth), in welchem im Privateigenthum an Grund und Boden die Wurzel der sozialen Uebel erblickt und die Annexion des Grund und Bodens und dessen Verpachtung durch den Staat empfohlen wird. Anfänglich nahm der„ C. D. " das Buch sehr freundlich auf, änderte aber schnell sein Urtheil, als er sah, daß jenes bei den Sozialisten Gefallen finde.
So schrieb denn das ehrenwerthe Blatt:
am 18. Dezember 1880: ,, Unser wohlbekannter Mitbürger, Henry George , untersucht in seinem Buche„ Progress and Poverty " eine der wichtigsten Fragen unseres Jahr hunderts.
Indem er
die herrschende Nationalökonomie bekämpft, errichtet er ein neues System von wunderbarer klar heit, Einfachheit und Folge richtigkeit. Das Werk verräth einen selbständigen Denker, der keiner Autorität blindlings folgt, sondern der die herrschenden Theorien nur prüfend, ergänzend und widerlegend berührt. So gelangt er dahin, daß er kühne
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und scharfsinnige Konse quenzen zieht, die ihn in den Stand setzen, das soziale Problem in klarer und bestimmter Weise zu lösen."
am 5. Mai 1881:
C.
" Daß die Propheten nichts in ihrem Vaterlande gelten, ist ein altes verbrauchtes Sprüchwort, das nur dann sich wieder verjüngt, wenn es eine recht treffende Anwendung findet. Und die findet es in dem Falle von zwei Californiamüden, die unserm Staate den Rücken kehrten, weil sie hier nicht zur Geltung kommen konnten. Wir haben John Mc- Coullough, den Schauspieler, und Henry George , den literarischen Zigeuner, im Auge. Letzterer, deffen oft bizarre Ansichten in politischen Versammlungen, wie bei Fest- und Zweckessen nicht gerade vortheilhaft von den geistigen Erzeugnissen Anderer abstachen,
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wird jetzt in mehreren Welttheilen als Verkünder eines neuen sozialen Evangeliums gefeiert."
Ein Kommentar ist überflüssig. Wir gratuliren der Bourgeoisie zu derlei unterrichteten, konsequenten, ehrlichen Machern der ,, öffentlichen Meinung".
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Audiatur et altera pars höre man auch die Gegenpartei. Wenn wir mißbilligende Aeußerungen der Parteigenossen über Vahlteich und Fritzsche aufgenommen haben, so geschah dieß natürlich nur mit dem Vorbehalte, auch den beiden Angegriffenen Raum zur Vertheidigung zu geben. Fritzsche hat leider, soweit unsere Nachrichten reichen, eine genügende Erklärung seiner plötzlichen Abreise noch nicht gegeben. Dagegen hat Vahlteich in New- Yort eine, wenn auch viel zu pessimistische, so doch wenigstens ehrliche Erklärung abgegeben. Wir konstatiren dies mit um so größerer Genugthuung, je peinlicher das Gefühl war, einen so erprobten und treuen Barteigenossen und Mitkämpfer plötzlich als Deserteur betrachten zu müssen.
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,, Seit zwanzig Jahren sagte Vahlteich in einer Rede in New York seit zwanzig Jahren stehe ich in dem Kampfe, den unsere Bartei führt. Unter Mühen und Sorgen, stets mit einem Fuße im Gefängniß, und Jahre lang mit beiden habe ich alle Phasen desselben mit durchkämpft und dabei wenn auch unter ungeheuren Anstrengungen meine bürgerliche Existenz aufrecht gehalten. Jetzt ist mir das nicht mehr möglich. Ich hatte nicht mehr die Möglichkeit einer Eristenz in Deutschland . Ich hätte der Partei zur Last fallen müssen, und die Partei ist unter den heutigen Umständen nicht mehr im Stande, auch mich zu tragen.(? D. Red.) Ich wäre schließlich Partei invalide geworden, und die Partei, der ich nichts mehr nutzen konnte, hätte mich erhalten sollen. Das konnte ich nicht, das wollte ich nicht! Ich habe nicht die Fahne verfassen, sondern ich fechte unter derselben Fahne weiter für dieselbe Sache, aber an einer anderen Stelle des großen Kriegsschauplatzes, an einer Stelle, wo ich noch glaube unserer Sache nußen zu können, und die mir die Möglichkeit der Existenz bietet. Was ich ge= than habe, habe ich in ruhiger Erwägung und mit vollem Bewußtsein der mich treffenden Verantwortlichkeit gethan."
Noch einmal, wir halten Vahlteichs Pessimismus weder durch die Lage unserer Partei noch durch die Entwicklung der Dinge im Allgemeinen in Deutschland für gerechtfertigt; auch meinen wir, daß die Gefahr, Parteiinvalide werden zu müssen, nicht gerade so ungeheuer nahe lag. Indeß, Vahlteich war eben anderer Ansicht und hat dieser Ansicht entsprechend gehandelt.
Des Weiteren wollen wir in dieser Angelegenheit Genossen Rackow das Wort zu einer Entgegnung auf die Korrespondenz Daubenspec geben. Derselbe schreibt uns:
Werthe Redaktion! Was die Korrespondenz Daubenspecks in Nr. 28 des Sozialdemokrat" anlangt, so halte ich es für nothwendig, Einiges zu berichtigen, obgleich auch ich der Meinung bin, daß es nicht schadet, auch dergleichen Ansichten im„ Sozialdem." Raum zu geben. Also Vahlteich sagte:
1) Die Revolution kann nur siegreich sein, wenn das Volk in genügender Anzahl,( also nicht in seiner Majorität) dem sozialistischen Prinzip huldigt, und wenn zur Durchführung dieses Prinzips die nöthigen Jutel ligenzen vorhanden sind, beides sei, nach seiner Ansicht, jetzt noch nicht der Fall.
2) Der Militarismus in Deutschland ist ein Faktor, mit dem wir in erster Linie zu rechnen haben, wollen wir eine siegreiche Revolution haben, daher muß unsere nächste Aufgabe sein, Propaganda in der Kaserne; er sagte also durchaus nicht, daß der Militarismus eine siegreiche Revolution unmöglich macht.
3) Daß Daubenspeck Fritzsche auch eine prinzipielle Rede halten läßt ( er spricht ausdrücklich von den Reden Fritzsche's und Vahlteichs) wirft ein sonderbares Licht auf sein Fassungsvermögen.
Thatsache ist, daß die ganzen zitirten Säße nur von Vahlteich herrühren, Frizzsche hat an dem Abend nichts weiter gethan, als seine Privatangelegenheiten und Erlebnisse von seiner Reise nach Amerika erzählt, und gesucht, seine endgültige Uebersiedelung nach dort zu motiviren, bei welch letzterer Gelegenheit er noch mit Vahlteich in Wortwechsel gerieth, und zwar dadurch, daß Fritsche versuchte, die Uebersiedelung Beider als im Einverständniß mit der Partei und seinen Reichstags- Kollegen darzustellen, während Bahlteich dies Einverständniß bestritt und sogar erklärte, daß er wenigstens gegen den Willen der Partei und auf eigene Verantwortung hin die Uebersiedelung ausführe.
4) Daubenspeck bedauert:„ daß von unserer Seite Keiner den Herren entgegengetreten sei". Merkwürdig! Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, so ist Daubenspeck selbst den Herren entgegen getreten?!
Es ist wahr, die Rede Vahlteich's war keine Brandrede, ja, ich will zugeben, daß sie matt und wenig ermuthigend für die Zuhörer war, daß man aber deshalb den oder die Genossen als feige Schönredner bezeichnet, halte ich entschieden für unzulässig."
Mit Gruß!
H. Rackow."
Wir bemerken hierzu folgendes: Der von Rackow gerügte Ausdruck erschien auch uns nicht am Playze, wir durften ihn jedoch um so weniger