Opposition, auf dessen Durchdrückung der große Kanzler" ärger als je| Schwab, Schreiner, ab. Schwab war angeklagt, bei der am 20. Juni| erpicht ist, greifbare Gestalt anzunehmen verspricht.

- Der Reichslulu auf Reisen. Die Reiseabenteuer, durch welche der älteste von Bismarck's zwei würdigen Söhnen die Heiligkeit der Ehe und die von seinem Vater so eifrig vertheidigte

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Moralität der heutigen Gesellschaft praktisch illustrirte, haben den jüngeren Sproß nicht schlafen lassen. Wir lesen über das brave Früchtchen in österreichi­schen Blättern:

,, Daß Bismarck einen Reichshund und einen Reichslulu hat, dürfte ziemlich bekannt sein, minder bekannt ist es, daß besagter Reichslulu ( Graf Wilhelm Bismarck) einen Sekretär Namens Paul Lindau hat und jetzt eine Brautreise in Ungarn   macht. Da geschah es eines schönen Tages oder richtiger Abends, daß unser Lulu mit seinem Sekretär während seines Budapester Aufenthaltes in die blaue Katze", ein Tingl- Tangl dritten Ranges, kam. Am Arme Beider hingen durchaus nicht zweideutige Wesen, welche sich auf den ersten Blick als zu den Semiten gehörig legi­timirten. Beim Eintritt wurden dieselben durch die anwesenden Zigeuner­Musikanten erkannt und mit einem deutschen" Walzer bewillkommt. Die Kleine solide", nur aus 4 Personen bestehende Gesellschaft that sich gütlich, doch die Zigeuner bekamen nicht einmal ein spärliches Trinkgeld. An­wesend war unter Anderen dort auch ein Franzose, Korrespondent meh­rerer französischer Blätter, der dem echt deutschen" Treiben der ,, illustren deutschen" Gäste keinen Geschmack abgewinnen konnte; derselbe ließ dann die Marseillaise  " intoniren. Zuerst blödes Erstaunen, dann meinte der Reichslulu, daß es vielleicht angezeigt wäre, den Rath: Allons enfants zu befolgen es wurde aufgebrochen und ein vielstimmiges -Vive la république"" geigelte heim" die abgeblitzten" Herren! Nun wissen wir schon, wie es mit dem Antisemitismus des Lulu steht, die " Juden- Scheu" dehnt sich nur auf die Söhne und nicht auch auf die Töchter Israels   aus!"

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Unsere Leser erinnern sich, daß der Reichslulu als eine besonders geschulte Kraft" ein Extrapöstchen im Ministerium des Aeußeren mit extrafettem Gehalt bekommen hat. Wir wissen jetzt, worin diese ,, besondere Schulung" besteht. Als die französischen   Adeligen durch die Revolution aus dem Lande getrieben wurden, verwertheten sie in der Fremde die einzige Kunst, von der sie etwas verstanden, und wurden Tanzmeister. Wenn einst den Reichslulu ein ähnliches Mißgeschick betrifft, kann er sich vielleicht als Tingel- Tangel- Wirth ernähren. Sonst wüßten wir nichts, wozu er taugt. En attendant würde es ganz gut sein, wenn der Alte an seinem sauberen Jungen die Hundesperre" probirte und ihn an die Leine legte.

Was die Polizei kann und was sie nicht kann. Sie kann Spionendienste verrichten, in Häuser einbrechen, Diebstähle aus­führen, ehrliche Leute um ihr Brod bringen, Existenzen vernichten, Menschen in den Tod treiben, Verschwörungen anzetteln kurz Alles, was nichtswürdig ist, und noch etwas mehr.

Sie kann aber nicht, wozu sie eigentlich da ist: die öffentliche Sicher­heit wahren, das Leben, die Ehre und das Eigenthum der Staatsbürger beschützen. Wir haben in letzter Zeit z. B. viel von den Heldenthaten der Dresdener   Polizei zu melden gehabt. Nun, dieselbe Dresdener   Polizei, welche die Sozialisten mit echt russischer Brutalität, ja Bestialität ver folgt und Tag und Nacht auf den Beinen ist, um zu verhindern, daß ein paar anständige Bürger mit einander reden dieselbe Polizei schläft, wenn am hellen lichten Tage in der nächsten Umgebung von Dresden   friedliche Bürger von Strolchen( vielleicht Geheimen", die sich ein Privatvergnügen erlaubt) todtgeschlagen werden, und hat kein Auge für die Mörder!

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Etwas Aehnliches erleben wir jetzt in Westphalen. Wer hat nicht von den Bochumer   Lustmorden gehört? Binnen weniger Jahre ein halb Dutzend Mädchen und Frauen geschändet und ermordet unter Um ständen, welche darauf schließen ließen, daß diese Verbrechen das Werk eines und desselben Individuums waren! Da die Ortspolizei nicht im Stande mar, den Verbrecher zu entdecken, so ließ man vor etwa Jahres­frist den berühmten Berliner   Kriminalkommissär von Meerscheidt­Hüllesem nach Bochum   kommen, und dieser würdige Nachfolger des Erz- Lumpazius und Erz- Hallunken Stieber verrichtete auch bald Helden­thaten im Stil Stieber's. Alle 8 Tage entdeckte er den Verbrecher und rührte die Reklametrommel in der Presse. Leider mußte die Entdeckung stets widerrufen werden, bis sie endlich vor ungefähr 3 Monaten endgiltig erfolgte. Kein Widerruf kam. Der Verbrecher war unzweifelhaft gepackt. Die Bevölkerung des Bochumer   Kreises athmete wieder frei auf und die Zeitungen sangen Psalmen zum Preise des großen Berliner   Erlösers: Meerscheidt Hüllesem. Da passirt plötzlich ein fataler Zwischenfall. Vor einigen Tagen wird ein neuer Lustmord verübt, und zwar allen Anzeichen nach von dem Urheber der früheren, der also nicht hinter Schloß und Riegel sein konnte.

Und nun kam die Wahrheit ans Licht. Der angebliche Mörder, den Herr v. Meerscheidt- Hüllesem glücklich gefangen hatte, ist ein versoffenes Subjekt, das sich im Delirium selbst angeklagt hatte und blos den Lor­beeren des findigen Hrn. Meerscheidt- Hüllesem zu Liebe in Haft behalten worden war. Dieser Meerscheidt Hüllesem, der im Bochumer   Bezirk sich so unfähig gezeigt hat und sein Polizeiamt so miserabel versieht, ist das nämliche Individuum, welches im Sommer des Bismarck  'schen Schand­Attentates auf die deutsche   Freiheit der Berliner   Sozialdemokratie gegenüber die Rolle des agent provocateur spielte und durch sein namenlos rohes und herausforderndes Treiben das beiläufig im Reichstag zur Sprache gelangte unsere Genossen zu dem von Bis­mard gewünschten Losbruch zu veranlassen suchte. Die öffentliche Ruhe bedrohen, unzählige Gemeinheiten an Sozialisten verüben Herr von Meerscheidt Hüllesem; den Lustmörder entdecken

er nicht gefonnt.

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da s konnte das hat

Der Dynamitschreden. Der Staatsanwalt in Offen­ burg   erläßt zur Warnung, mit der Bitte um Fahndung", folgende Bekanntmachung: In der Nacht vom 13. auf 14. Juli wurde von einem auf der Landstraße unterhalb Steinach stehenden Wagen eine 60 Centimeter lange Kiste mit Dynamit gestohlen. Die Kiste war nicht gezeichnet." Nun der Herr Staatsanwalt mag sich beruhigen. Nihi­listen find's nicht, welche die Kiste gestohlen haben. Die Nihilisten machen ihr Dynamit selber und zwar bekanntlich in bester Qualität.

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Noch ein Opfer. Man schreibt uns aus Dresden  : Gestern war's Anlauf, den sie in den Tod getrieben; heute ist's Lange. Er hat sich in der Elbe   ertränkt. Die Polizei kann triumphiren: es war ein braver Parteigenosse. Nach Paschky's Verhaftung trat er in dessen Geschäft ein, unterstützte die hilflos daftehende Frau und kaufte dann das Geschäft an. Die Polizei behauptete, es sei ein bloßer Scheinkauf, der die Hinterziehung der Prozeßkosten bezwecke, und Lange wurde eingesperrt. Nicht ein Moment kam zu Tage, welches die Anklage begründete. Half nichts! Monate und Monate lange wurde der ganz Unschuldige in Haft gehalten. Endlich kam es zum Prozeß: natürlich erfolgte die Frei­sprechung. Inzwischen war aber das Geschäft ruinirt worden und außer dem Geschäft auch die Gesundheit Lange's. Er verfiel in Tiefsinn, glaubte sich überall verfolgt, und dieser Tage ging er in die Elbe  . Zu Tode gehetzt! Die Polizei und das heutige System hat ein Opfer mehr auf dem Gewissen, die deutsche  Sozialdemokratie hat ein Opfer mehr zu rächen.

Das Personal der Druckerei ist entlassen worden. Es läßt sich nicht das Mindeste nachweisen. Die Verhaftung war ganz willkürlich erfolgt, um die Druckerei während der Landtagswahlen schließen zu können. Der infame Streich ist auch gelungen. Die Regierung wird aber im Landtag Rechenschaft abzulegen haben.

Kegel und Kayser sizen noch in Untersuchungshaft.

Ein ganz bodenlos infames Stück deutscher ,, Rechts­ Pflege  " spielte sich am 23. Juli in Stuttgart   gegen den Arbeiter

d. J. bei Ferdinand Weiß abgehaltenen Versammlung, als Oberpolizei­fommissär Honold dieselbe bei der Rede des Gewerkvereinlers und Fortschrittlers Andreak auflöſte, im Verein mit Anderen ausgerufen zu haben: Schmeißt ihn hinaus, schlagt ihn todt!" Schon während der Versammlung hatte der Angeklagte, heißt es, durch seine rothe Kravatte und ein rothes Band, das er um den Strohhut trug, die Aufmerksamkeit des Polizeipersonales in dem Maße erregt, daß, wie ein reaktionäres Stuttgarter   Lokalblatt offen zugesteht, einige (!) Fahnder mit seiner Bewachung betraut wurden." Bei der Verhandlung, heißt es dann weiter, konnte dem Angeklagten der Ruf: Schlagt ihn todt!" zwar nicht nachgewiesen wer­den, doch erinnerten sich die als Zeugen anwesenden Fahnder ganz bestimmt, den Ruf: Wir gehen nicht fort, wir bleiben da!" vernommen zu haben.

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Und auf die Aussage dieser, Fa hnder" hin dieser Stephan­deutsche Ausdruck bedeutet nämlich nichts anderes als Vigilanten, auf gut Deutsch   Lungerer, Spione, Spitzel beantragt der Staats­anwalt mit Rücksicht auf die Gefährlichkeit der Droh nachweisen ungen( welche selbst die Spigel nicht fonnten!!) sechs Monate Gefängniß! Undo Schmach! der Gerichtshof schloß sich diesem Antrage

an!"

Auf die Denunziation einiger Spizel hin, die in der Verhandlung nicht einmal aufrecht erhalten werden konnte, wird somit ein ehrlicher Arbeiter, lediglich weil er eine rothe Kravatte und ein rothes Band um den Hut trug, aus sechs Monate sei= ner Freiheit beraubt!

Was soll man zu solcher Infamie sagen? Muß sich nicht jedes redliche Herz gegen solche Bubenwirthschaft empören, kann man es uns da übel nehmen, wenn wir die Hoffnung aussprechen, daß den Elenden, die ihr Amt zu so schnöder Parteijustiz mißbrauchen, bald und gründlich heim­gezahlt werde? Wir sind das Organ der Verfolgten und Unterdrückten, und in einer Zeit, wo man der Geduld des deutschen Michels so uner­hörte Dinge zumuthet, da ist wahrhaftig die schärfste Sprache am Platze und zehnmal eher lassen wir uns den Vorwurf gefallen, wir schreiben zu scharf, als den, wir schreiben nicht scharf genug. Der deutsche   Michel soll und muß aufgerüttelt werden, und da braucht es fräftig Musik!

Gottliebliches. In Stuttgart   geht es wieder hoch her. Am 29. Juli wurde Genosse Pfau wegen Verbreitung verbotener sozia­listischer Schriften zu sechs Monaten Gefängniß, dem höchsten Strafmaß verurtheilt. Genosse Pfau befand sich seit Ostern in Untersuchungshaft. Gottlieb der Gerechte hat also gehörig Zeit gebraucht, um dem Angeschuldigten zu seinem Recht zu ver­helfen!

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Besser als der rothe Pfau kam der überaus fromme Schreiner Zorn, ein echter Schwarzer, davon. Dieser Zorn war plötzlich hoch verdächtig, sozialistische Blätter verbreitet zu haben, deshalb kam der Zorn Gott­liebs über ihn, so daß er schwer geprüft, behaussucht und zwei Tage in Haft genommen wurde, bis er sich von dem schweren Verdacht reinigen und seine volle Unschuld beweisen konnte. Wie dieser Mann Gottes dergestalt heimgesucht werden konnte das vermögen nur die heiligen Stieber und Kaltenbach aufzuklären, die ihre Wunder in Schwaben  Gerechten   und Ungerechten kund zu thun lieben, und wenn sie den Aus­erwählten ihre Momente" durch die Engel des Stephan selber ins Haus schicken möchten. Darin besteht ja eben das echte Wunder". In Sachen des Weltkongresses tagte in Zürich   am 1. Aug. eine sehr gut besuchte kombinirte Versammlung der Mitglieder der sozial­demokratischen Partei der Schweiz   und der deutschen Sozialisten Zürichs  . Der Berichterstatter des schweizerischen Parteifomite's gab zunächst eine Darstellung der von dem Komite bis jetzt in Sachen des Kongresses unternommenen Schritte und präzisirte dann die Haltung des Komites dahin, daß dasselbe gesonnen sei, den Kampf um sein gutes Recht, einen Kongreß einzuberufen, nicht einzustellen. Nach einer kurzen Debatte erklärte sich die Versammlung mit diesem Vorgehen einverstanden. Her­vorgehoben wurde noch, daß man auf jeden Fall den Weltkongreß öffentlich abzuhalten gedenke, ein Tagen hinter verschlossenen Thüren hätte für einen Kongreß, der von den organisirten Arbeiterparteien der verschiedenen Länder beschickt wird, keinen Sinn. Wir haben nichts zu verheimlichen; das wurde unter lauter Zustimmung betont. Noch sei erwähnt, daß auch die Delegirtenwahl in der Schweiz   zur Sprache kam. Anwesende Mitglieder des Gewerkschaftsbundes erklärten, daß sie gewillt seien, Genossen Seubert in Winterthur   zum Delegirten vorzuschlagen, während die deutschen Sozialisten in Zürich   ihren Genoffen in der Schweiz  , den alten Freiheitsveteran Joh. Phil. Becker in Genf  vorschlagen werden. Die schweizerischen Genoffen werden ihr Mitglied Conzett in Chur   in Vorschlag bringen.

Aus Oesterreich   hört man auch nichts als von Versamm lungsauflösungen, Verboten, Konfiskationen und ähnlichen schönen Dingen, deren eine verbohrte, stupide und dabei durch und durch korrupte Regie­rung nur fähig ist. In Franzenthal in Böhmen   wurde eine Versamm­lung mit der Tagesordnung: Die achtjährige Schulpflicht" aufgelöst, weil der Redner, Genosse Behr, als er auf die Verbrechen zu sprechen tam, das Wort Prostitution" gebrauchte. Unser Genosse Bebet, der einen geschäftlichen Abstecher nach Reichenberg gemacht hatte, wurde in einer Weise überwacht, als ob er allein im Stande sei, ganz Desterreich­Ungarn umzuftürzen. Nun, den Umsturz besorgen die Staatsweisen selbst am Besten.

In Belgien   bleibt die Bewegung für das allgemeine Wahlrecht unausgesetzt in Fluß und wird von unseren Genossen in großen Versammlungen 2c. zu einer sehr fruchtbaren Agitation benutzt.

Am 14. und 15. August findet in Huy der jährliche Kongreß der sozialistischen   Partei Belgiens   statt, der hoffentlich zur Weiterentwicklung derselben ein gutes Stück beitragen wird. Unsern Brudergruß den waderen Männern der Arbeit, die da zusammentreten!

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Die Bewegung unter den Kohlenarbeitern des Borinage schreitet gleichfalls tüchtig vorwärts. Am 14. August findet in Warquignies ein Distrikts- Kongreß statt, um folgende Fragen zu berathen: 1) Abschaffung der Strafgelder und Lohnabzüge.

2) Schritte zur Beseitigung der Arbeitsbücher. 3) Herabsetzung der Arbeitszeit.

Mit diesem Kongreß wird eine große Demonstration verbunden sein.- Der Landesausschuß der belgischen sozialistischen   Partei veröffentlicht bereits in der Voix de l'ouvrier" seinen Bericht an den Weltkongreß. Diejenigen, welche von geplanten Verschwörungen, Raub, Mord und Brand faseln, haben daher die beste Gelegenheit, das fürchterliche Schrift­stück zu studieren und das Anklagematerial auf das Erheblichste zu ver­mehren. Also nur frisch an's Werk, Ihr Herren!

In Brüssel   erscheint ein neues sozialistisches Organ, La Justice sociale"( die soziale Gerechtigkeit). Die Voix de l'ouvrier" hofft, daß sie mit ihr gute Bruderschaft werde halten können. Wir auch.

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-Herr Gambetta   verbismarckt sich mehr und mehr. Er hat seinem Vorbild den Staatssozialismus abgeguckt( freilich ist es ihm dabei ergangen, wie jenem Uebersetzer, der ein deutsches Werk, von dessen Existenz er nichts gehört hatte, aus einer fremden Uebersetzung ins Deutsche   zurück­übersetzte denn der Bismarc'sche Staatssozialismus ist doch nur eine obendrein recht schlechte Uebersetzung des Bonaparte'schen Sozialismus, der ,, Napoleonischen Ideen"), und jetzt hat er ihm auch ein Stück Wahltaktik abgeguckt. Nachdem er, im Einverständnisse mit den Ministern, das Volk hat glauben machen lassen, daß die Neuwahlen zur Nationalversammlung

erst im September oder Oktober stattfinden würden, hat er es fertig ge­bracht, daß der Wahltermin urplötzlich auf den 21. August verlegt worden ist. Durch diesen echt staatsmännischen" Streich hofft der ban­froute Prätendent die Opposition zu überrumpeln und sein leckes Schiff­lein bei der bevorstehenden Wahl in Sicherheit zu bringen. Von Clemenceau   wurde die Taktik der Regierung scharf angegriffen, die faule Kammermajorität ging aber, freilich mit geringer Mehrheit, über das von ihm beantragte Tadelsvotum zur Tagesordnung über. Der Parlamentarismus ist überall gleich feig, gesinnungslos und korrupt.

Da wir gerade bei der Wahlüberrumpelung sind, so sei darauf auf­merksam gemacht, daß Bismarck   seinen Plan noch nicht aufgegeben hat, und daß, wenn auch der Versuch, den Wahltermin schon in den August zu verlegen, gescheitert ist, der Versuch für den September wahrscheinlich wiederholt werden wird. Auf ehrlichem, geradem Wege kann der Eiserne  " nicht zum Ziele kommen, da muß durch derartige Coups das Glück forrigirt" werden.

Das Fiasko der französischen   Kolonialpolitik tritt in Algerien  , wo der Aufstand sich mehr und mehr verallgemeinert, immer greifbarer hervor. Es wäre lächerlich, wollten wir in das alberne Gerede verfallen, die Franzosen verständen nicht zu kolonisiren. Sie verstehen es als Franzosen gerade so gut und so schlecht wie andere Nationen, z. B. die Engländer, die traditionell für die besten Kolonisatoren gelten und deren Kolonialpolitik neue rdings in Südafrika  , Mittelafien u. s. w. auf's Elendeste zusammengebrochen ist. Die schlechte französische   Kolonialwirth­schaft hat ihre Wurzel in der schlechten Bourgeois wirthschaft; die Bourgeoisie ist in Frankreich  , wie anderswo, unfähig geworden, an der Spitze der Zivilisation zu marschiren", sie hat ihre Mission erfüllt, und die Interessen der Zivilisation erheischen, daß mit der Bourgeoiswirth­schaft endlich aufgeräumt und reiner Tisch gemacht wird. Das algerische System ist von unserem französischen Genossen Lafargue in der jüngsten Arbeiterversammlung des Elysee Montmartre einer glänzenden Kritik unterworfen worden, mit der wir uns in unserer nächsten ycummer ein­gehend beschäftigen werden.

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Auch die spanischen   Sozialisten werden demnächst einen Landes­fongreß abhalten, zu dem bereits zahlreiche Beitrittserklärungen vorliegen.

Das liberale englische   Ministerium, welches in England und namentlich in Irland   die reductio ad absurdum des Liberalismus mit solchem Erfolge betreibt, daß es in Irland   nicht mehr weiß wo aus noch ein, hat einen glücklichen Fund gemacht, nämlich einige Höllenmaschinen, die aus Amerika   importirt worden sind und nun dazu benützt werden, das fenische Gespenst herauszubeschwören und dem etwas phlegmatischen John Bull   das Gruseln zu lehren. Wenn die Frländer auf Thomasuhren und Dynamit verfallen, dann hat der Liberalismus natürlich recht, die irische Frage mit Rehposten zu lösen.

Schade nur, daß die Höllenmaschinen bei genauer Betrachtung stets an Gefährlichkeit verlieren, und daß selbst in England die Vermuthung Platz greift, die Polizei habe die ganze Geschichte veranlaßt. Man sieht, der Ruf der englischen Polizei ist nicht besser, als der ihrer festländischen Schwestern und man traut ihr ähnliche Geniestreiche zu. Wir sind indeß nach den uns vorliegenden Nachrichten geneigt, nicht an den Polizei­ursprung der Höllenmaschinen zu glauben. Dieselben scheinen allerdings fenischen Ursprungs zu sein; und wahrhaftig, die Frländer haben eben­soviel Grund, an das Dynamit zu appelliren, wie die Russen. Ob sie dazu das gleiche Geschick haben, ist freilich eine andere Frage. Bis jetzt waren alle fenischen Verschwörungen recht plump angelegt und von dem ,, infernalischen Raffinement" der Nihilisten nichts zu verspüren. Ueber­haupt wird die fenische Bewegung in Amerika   wohl start überschätzt. Es ist viel Renommisterei darin, und viel Spionage. Wo ein Fenier ist, ist auch ein Polizist", sagte neulich ein Londoner   Korrespondent, und er hat nicht ganz Unrecht. Wenigstens bis jetzt hat es zugetroffen, während bei dem agrarischen Krieg, welche das irische Volk in Irland   selbst führt, die englischen Spione absolut nichts ausrichten und Verrätherei etwas Unerhörtes ist. Auf die Höllenmaschinen, welche dem Herrn Gladstone zu so gelegener Zeit in England gelandet sind, werden wir zurückkommen, sobald authentische Nachrichten vorhanden find.

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Vom sozialrevolutionären" Weltkongreß. Auch im weiteren Verlauf erzählte Nr. 12 die Zeitungen nennen einen Bürger Schaub als Vertreter Deutschlands  *). recht niedliche Dinge. Unter Andern verkündete er: Die deutschen Sozialisten sind entschieden gegen jedes Programm, ihr einziges Credo ist die soziale Revolution". Eine schöne Gegend ist auch der Delegirte Nr. 25. Dieser Schlau­meier gesteht erst ganz treuherzig, daß die italienischen Arbeiter meist konservativ oder indifferent seien, das revolutionäre Element bestehe aus den Bauern, den Kleinbürgern und dem, was man gewöhnlich die Hefe der Gesellschaft nennt"( verkommenen Individuen). Gleich darauf ist er aber der festen Ueberzeugung, daß die Revolutionäre bei der nächsten Gelegenheit Herren der Situation sein werden. Beweis: Die vielen kleinen Bauernrevolten, die jährlich stattfinden. Worin der Revolutionarismus dieser kleinen lokalen Revolten aber besteht, das sagt uns Nr. 25 nicht.

Die übrigen Berichte bewegen sich ungefähr auf der gleichen Höhe. Wenn wir ihnen Glauben schenken dürfen, so haben wir im nächsten Jahre die Weltrevolution. Ebenso äußerten die meisten Delegirten einen wahren Heißhunger nach Thaten, Thaten und wieder Thaten. Warum sie diese Thaten nicht schon längst gethan, wer sie eigentlich daran ge­hindert, das können wir aus den Berichten wieder nicht erfahren. Der russische Delegirte ich wie g.

Erbaulich zu lesen ist die Debatte über die Organisation. Da quälten sich die guten Leute gottsjämmerlich um die Realisation der liberté la plus absolue", der absolutesten Freiheit. Schließlich einigte man sich dahin, die Internationale mit einem im anarchistischen Sinn ,, verbesserten" Programm wiederherzustellen. Aus dem Generalrath wurde ein Auskunftsbureau gemacht und dergleichen mehr.

In einer Schlußresolution wurde noch der ungesetzliche Weg auf's Dringendste anempfohlen, selbstverständlich auch da, wo absolut keine Veranlassung für denselben da ist. Weshalb und wie z. B. die Schweizer  ,, ungesetzlich" vorgehen sollen, fümmert die Herren nicht. Ungesetzlich, nicht weil's nothwendig, sondern weil's ungesetzlich ist. Es klingt halt gar zu schön.

Gönnen wir den guten Leuten ihr kindliches Vergnügen.

*) Charakteristisch ist übrigens, daß selbst die Freih." von diesem Bürger 12, diesem Mundstück der deutschen Sozialisten", nicht viel wissen zu wollen scheint. Wenigstens geht sie in ihrem Kongreßbericht über Nr. 12 mit höflichem Stillschweigen" zur Tagesordnung über. Er hat's auch zu arg gemacht!

Korrespondenzen.

Nowawes  , 26. Juni. Am 14. d. M. erschien der Staats­anwalt vom Landgericht Potsdam   mit einem Schreiber und dem Orts­vorsteher von Neuendorf bei unseren Genossen Wille und Herrling, um auf Grund einer Aufforderung des Staatsanwalts zu Würzburg  , welcher in den Besitz der Adressen der Obengenannten gekommen sein will, den Sozialdemokrat" zu suchen. Da wir indeß schon 14 Tage vorher durch die in seliger Siegesgewißheit verübten Ausplaudereien der Neuendorfer Ortsbehörde und ihrer tölpelhaften Dienerschaft davon in Kenntniß gesetzt worden waren, konnten unsere beiden Genossen sich noch rechtzeitig auf den Besuch vorbereiten, und die Herren Haussucher hatten das Nachsehen.