Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat ihren Kollegen zu Potsdam ein großes Stück unnöthiger Arbeit verursacht, indem sie die Hausnummer des H. mit 23 anstatt 33 angab. Diese Staatsretter geriethen daher zunächst in das Haus Großbeerenstraße 23, Neuendorf, fragt dort nach H., und obwohl ihnen geantwortet wurde, man habe diesen Namen noch nicht gehört, ein H. wohne nicht da, schenkten sie den Leuten doch keinen Glauben, es wurde ganz verzweifelt gehaussucht, fast das Unterste nach oben gekehrt, natürlich ohne jeden Erfolg. Komisch war noch die Bemerkung des Herrn Staatsanwalts, die er, als er bei H. unverrichteter Sache abziehen mußte, an diesen richtete:„ Warum geben Sie uns denn den Sozialdemokrat" nicht, wir wissen ganz genau, daß Sie denselben bekommen, wir kennen schon die rothen kleinen Kouverts wir wissen wohl, daß, wenn wir fort sind, Sie uns hinterm Rücken auslachen werden."
Zu bemerken ist noch, daß man 5 Tage vor der Haussuchung einen an Herrling gerichteten Brief auf der Post öffnen ließ, natürlich ohne das Gesuchte zu finden. Mögen fich die Genossen dies als Warnung dienen lassen und außer Kurs gesetzte Adressen sofort vernichten.
Am 20. d. M. hielten die Fortschrittler unter dem Vorsitz eines Fabrikanten Mos eine öffentliche Versammlung ab, welche von ungefähr 300 Personen besucht war. Der mit Hilfe unserer Genossen in den Reichstag gewählte Abg. Wöllmer referirte. Auf der Tagesordnung stand Rechenschaftsbericht des Abg. Wöllmer und die Anträge des Reichsfanzlers. Herr Wöllmer berichtete, daß nur eine Partei, nämlich die fortschrittliche, mit ungebrochenen Flügeln zu ihren Wählern zurückkehre, fam auf die verschiedenen Zölle zu sprechen, die er sehr mißbilligte. Auch konnte er nicht unterlassen, uns Sozialdemokraten, die wir geschlossen am Blaze waren, und da er auch wahrscheinlich auf uns aufmerksam gemacht worden war, zu vernichten. Auf die Sozialdemokratie näher eingehend, bemerkte er, er, Redner, habe gegen die Herren Bebel , Liebknecht und die sozialdemokratischen Abgeordneten überhaupt nicht das Geringste einzuwenden, und er müsse zugeben, daß diese Herren ganz gewiß die beste Absicht hätten, den Arbeitern zu helfen, erkennt auch das Programm der Sozialdemokratie als ein in allen Punkten ausgedehntes gediegenes an, hält es aber nach seinen Ansichten für undurchführbar.
Deshalb ersucht er die Herren Sozialdemokraten, sich in der Versammlung endlich bekehren zu lassen und sich der Fortschrittspartei anzuschließen, da er, Redner, das sozialistische Programm nur unter der strengsten Despotie eines Staates für durchführbar halte.
Redner kommt dann auf seine eigene Meinung zu sprechen, hält nämlich ein Hand in Handgehen der Arbeiter und Arbeitgeber, da beide Interessen ein- und dieselben seien, zur Besserung der Arbeiterlage für geboten.
Redner schließt unter mattem Beifall seiner treuen Anhänger. Einer Aufforderung, dem Redner Fragen zu stellen, oder ihn zu interpelliren, folgte ein Genosse, Patzschky, um ihn in Betreff der beiden letzten Punkte zu widerlegen.
Doch kaum hatte er begonnen, als ihm der Präsident mit den Worten entgegentrat: Da Sie die Sozialdemokratie Herrn Wöllmer gegenüber in Schutz nehmen wollen, so entziehe ich ihnen hiermit das Wort", wogegen unsere Genossen energisch protestirten.
Hierauf polterte ein Herr Rentier Kühne los: Die heutige Versammlung sei doch nur eine fortschrittliche und hätten die Sozialisten nicht das Recht, Lärm zu machen. Genosse Wille ergreift das Wort zur Geschäftsordnung, denn nur auf diesem Wege war es möglich, noch einmal das Wort zu erlangen, und ruft dem Herrn Kühne zu, wie er es nur wagen könne, den Sozialisten das Recht, in der Versammlung zu sprechen, streitig zu machen, und fährt fort: Wer hat denn Herrn Wöllmer in den Reichstag gebracht, die Fortschrittler oder die Sozialdemokraten? Lediglich die Sozialisten, wie überhaupt viele fortschrittliche Abgeordnete nur mit Hilfe der Sozialisten gewählt worden sind.
Wöllmer sucht alsdann zu beweisen, daß er durchaus nicht die Absicht gehabt habe, die Sozialdemokraten zu kränken.
Als aber die Herren merkten, daß sich die Debatte noch länger ausdehnen könnte, wurde schnell ein Schlußantrag gestellt, welcher von der Versammlung nicht angenommen wurde. Trotzdem schloß der Präsident die Versammlung, was ziemliche Unzufriedenheit erregte.
Wir aber wissen, wie wir das nächste Mal zu stimmen haben.
Halle a. S., 19. Juli. Der Reigen ist eröffnet. Einer der ersten von den zahlreichen Ausgewiesenen von Berlin , Hamburg und Leipzig , ist, gehetzt von der Polizei, hier am Ort vom Tode ereilt worden. Unser Genosse, der Former und ehemalige Gastwirth und Bierverleger Gustav Anlauf, geb. am 23. April 1846, war vom April 1875 bis zu seiner Ausweisung aus Berlin im Oftober 1879 Inhaber einer Restauration an der Köpnikerstraße zu Berlin .
Ausgewiesen, geschäftlich ruinirt, von Frau und vier Kindern gerissen, suchte er sich in Leipzig ein neues Unterkommen, nicht ahnend, daß auch hier eine niederträchtige Regierung und Polizei ihn nicht in Ruhe lassen würde. Von den jüngsten Ausweisungen mit betroffen, begab er sich nach Halle und erhielt als Former in der Maschinen- und DampskesselArmaturen- Fabrik und Eisengießerei von A. 2. G. Dehne am 11. Juli
Arbeit.
Nicht mehr an eine Hitze von über 50 Grad, wie sie in der schlecht ventilirten Eisengießerei herrscht, gewöhnt, Groll im Herzen über die Gemeinheiten der von Gott eingesetzten" Obrigkeit, voller Sorge um seine vier Kinder und seine hochschwangere in Leipzig verbliebene Frau, arbeitete er mit dem größten Fleiß er verdiente in dieser Woche über zwanzig Mark bis Sonnabend den 16. Juli, Abends 64 Uhr. Da traf ihn ein Schlaganfall.
Er brach zusammen, ein Opfer auf dem Schlachtfelde der Industrie! Parteigenossen! Ihr werdet vielleicht glauben, daß nach erfolgter Katastrophe dem ohumächtig Daliegenden sofort jene Hilfe zu Theil wurde, von welcher unsere Schlotjunker im Parlament heuchlerisch prahlen? Weit gefehlt!
Da war von den vielen Beamten nicht Einer zu sehen. Kein Arzt, fein Korb für Verunglückte, feine helfende Hand war vorhanden. Seine Mitarbeiter betteten Anlauf auf einen Stoß Roheisen auf dem Hofe der Gießerei und schoben ihm ein Bündel Stroh unter. So lag der Unglückliche 13/4 Stunden im Schmutze. Ein Droschkenfutscher verweigerte seinen Transport.
Um 8 Uhr endlich wurde er nach der alten Klinik getragen, wo nach Aussage zweier Anstaltsbeamten der Arzt erklärte:„ Wäre der Kranke eine Stunde früher hergebracht worden, so wäre ihm noch zu helfen gewesen".
Um 11 Uhr Abends verschied Anlauf.
Seine Beerdigung am 19. Juli vollzog sich unter reger Theilnahme der hiesigen Genossen. Dem Sarge folgten die Verwandten des Verstorbenen. An diese reihten sich 15 Ausgewiesene an, dann die Halleschen Genossen und das Gießerei- Personal der Fabrik. Die Ausgewiesenen und die Hallenser Genossen trugen rothe Nelfen im Knopfloch und unter den zahlreichen den Sarg bedeckenden Kränzen befanden sich zwei mit rothen Schleifen, von den Ausgewiesenen und Hallenser Genossen niedergelegt.
Damit aber Genosse Anlauf nicht in Ruhe zu Grabe geleitet werde, hatte sich die ganze Hallenser Polizei eingefunden. Schon in der Leichenhalle des pathologischen Instituts sah man die konfiszirten Gesichter der Kriminalpolizei, und als der Sarg ins Grab gesenkt wurde, lugte hinter jedem Gebüsch ein rothgefragter Baruck" hervor.
Der Ausgewiesene Genosse Kießling schickte sich dazu an, dem Verstorbenen einige Worte des Andenkens zu widmen. Der anwesende, dicht am Grabe stehende Kriminalkommissarius Grosse unterbrach ihn jedoch: Er könne Reden von ihm( Kießling) nicht dulden, da er kein Geistlicher jei. Als Kießling ihm erwiderte, der Verstorbene sei Dissident und brauche keinen Geistlichen, da erhielt er zur Antwort: Das sei ganz gleich, er als Kriminalkommissarius werde durchaus nicht dulden, daß hier Reden gehalten würden.
Nun, auch ohne Rede wußten wir, woran wir waren.
Wer ist, sagten wir uns, am frühzeitigen Tode unseres Genossen schuld? In erster Linie die preußische Regierung mit ihrem infamen Ausnahmegesetz und Belagerungszustand.
Wäre Anlauf nicht aus Berlin und Leipzig ausgewiesen und gezwungen worden, eine seit 8 Jahren nicht mehr gewohnte Beschäftigung wieder zu ergreifen, er wäre noch nicht gestorben.
Das, was man durch Annahme des Sozialistengesetzes und Verhängung des Belagerungszustandes über Berlin , Hamburg und Leipzig allen Sozialdemokraten zugedacht, durch geschäftlichen Ruin auch die Lebensbedingungen zu untergraben, also ein raffinirtes Sibirien ist es, dem unser Genosse Anlauf unterlegen ist.
Wir sind ferner fest überzeugt, daß die Hallenser Polizei dadurch, daß sie der Direktion der Dehn'schen Fabrik im Laufe des Nachmittags am
16. Juli die Ordre zugehen ließ, man möge Anlauf als einen höchst| Frack hat hier ja eben soviel Gewalt, wie der mit der Krone. Ich gefährlichen Sozialdemokrat entlassen, was Anlauf wahrscheinlich noch im will wegen Raummangels nicht auf das Nähere eingehen. Laufe des Nachmittags durch die Direktion erfahren hat, die intellektuelle Urheberin des Schlaganfalles ist.
In zweiter Linie ist für den vorliegenden Todesfall die Direktion der Dehn'schen Fabrik verantwortlich zu machen.
Diese Fabrik mit einem Arbeitspersonal von ungefähr 300 Mann hat wohl eine Dampfspriße, um gegen Feuersgefahr geschützt zu sein. Aber um das Leben eines Arbeiters zu retten, ist nicht einmal ein Krankentransportforb vorhanden, so daß zur neuen Klinik, dann zum Rathhaus und zur alten Klinik geschickt werden mußte, um einen Transportkorb zu erhalten und die Aufnahme Anlauf's zu bewirken.
Geradezu unverzeihlich aber ist es, daß die Beamten der Fabrik nicht einmal einen Arzt holten.
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Der Fabrikinspektor von Halle hätte, wenn er sein Amt ernst nimmt, wohl zu berücksichtigen, daß bei einer so langen Arbeitszeit öfters von früh 5 bis Abends 9 Uhr bei schlecht ventifirten Arbeitsräumen und größter Hite solche Unglücksfälle öfter vorkommen können, und er hätte daher zu veranlassen, daß von Seiten des Fabrikbesitzers für bessere Ventilation, schnelle ärztliche Hilfe und Krankentransportkorb Sorge getragen wird.
Die Herren Stumm und Genossen im Reichstag können nicht genug von der Humanität der Fabrikanten gegenüber ihren Arbeitern schwatzen. In der Praxis aber ist von dieser edlen Eigenschaft nichts zu spüren. Wir aber werden nicht vergessen, daß es Polizeiverfolgungen und Rücksichtslosigkeit des Arbeitgebers waren, die unseren Genossen vor der Zeit aus unserer Mitte rissen. Ein aus Berlin und Leipzig Ausgewiesener.
Vom Ober- Main. Zu den Wahlen. Es gibt gewisse Leute, die Wahlenthaltung um jeden Preis anrathen, jedoch nicht bedenken, daß sie dadurch( bewußt oder unbewußt, bleibe dahin gestellt) der Reaktion in die Hände arbeiten. Zum Beweis sei nur darauf hingewiesen, daß die Gegner aller Schattirungen bei den Wahlen, wo wir Sozialisten in Betracht kommen, derart in Aufregung gerathen, daß man meinen könnte, man hätte es mit Tollhäuslern zu thun.
Wenn nun gewisse Leute dreist behaupten, daß das Wählen ohne Bedeutung sei, warum das Aufbieten aller Kräfte seitens der Gegner? Ist dies nicht der beste Beweis, daß das Wählen gerade jetzt für uns eine Lebensfrage ist? Man spricht von hinausgeworfenem Geld dasselbe sagen auch die Reaktionäre!
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Darum auf zur Wahl, kein Opfer, keine Mühe gescheut! Wir wählen nicht des Wählens willen, wir wählen, um zu protestiren gegen Unrecht und Vergewaltigung. Wer sich fern hält, oder gar dagegen wirkt, der verdient den Namen eines Revolutionärs nicht; er arbeitet für die Gegner und kräftigt zum Gaudium derselben die Reaktion!
Die Volksparteiler sind echte Schlaumeier! Bei den letzten Landtagswahlen wurden sie in Würzburg von den Sozialdemokraten unterstützt und brachten es dadurch auf die doppelt so hohe Zahl Stimmen, als ste vorher gehabt hatten. Nach der Wahl hieß es in ihrem Organ,„ die Volkspartei habe sich mehr als verdoppelt, und sehe man daran, daß das Volk sich von der Wahrheit ihres Programmes mehr und mehr über. zeuge. Die Sozialdemokraten kämen gar nicht mehr in Betracht, da Niemand von den Utopieen diefer Leute ferner etwas wissen wolle." Das ist der Dank der„ Herren"! Bringen wir sie nicht wieder in Versuchung. Ein Alter, der auch zur„ alten Garde" zählt.
Paris , 25. Juli. Die von der Bundesvereinigung der Arbeiter Mittelfrankreichs zur Besprechung der bekannten Marseiller Vorgänge veranstaltete Versammlung im Elisee Montmartre war von ungefähr 15-1600 Mann besucht. Zu derselben waren über fünfzig Begrüßungsschreiben und Zustimmungsadressen eingelaufen: von italienischen Vereinen in Mailand , Livorno , Mantua , Rom und Turin , von russischen Revolutionären in Odessa , von den Delegirten der deutschen Sozialdemokratie, von schweizerischen, spanischen, portugiesischen und belgischen sozialistischen Organisationen, sowie von etwa 30 Gewerkschaften, Arbeiter und sozialistischen Vereinen jeder Art aus allen Theilen Frank reichs und aus Algier . Viele aus und inländische Vereinigungen hatten sich durch Abgeordnete vertreten lassen; auch der Landesausschuß der deutschen Sozialdemokratie in der Schweiz hatte zwei in Paris wohnende Genossen mit der Vertretung der deutschen Partei beauftragt.
Es ergriffen zwölf Redner das Wort, von deren Reden namentlich die der Genossen Lecler, Guesde, Labusquière, Fournière und der Genossin Rouzade hervorzuheben sind. Alle Redner waren darin einig, daß die traurigen Marseiller Aufläufe und Blutszenen im Grund lediglich auf wirthschaftliche Ursachen, auf die Verdrängung der einheimischen Arbeiter durch die zu diesem Zweck von dem ausbeuterischen Kapital herangezogenen minderbezahlten italienischen Arbeiter zurückzuführen sei. Ebenso einstimmig waren aber auch alle Versammelten darin, daß der Haß der französischen Arbeiter sich nicht gegen die durch den Kampf ums Dasein zu dieser brudermörderischen Konkurrenz gezwungenen italienischen Arbeiter, sondern ausdrücklich gegen das rücksichtslose Ausbeuterthum oder vielmehr die kapitalistische Gesellschaftsform zu wenden habe. Es ist mit Genugthuung festzustellen, daß sich feine einzige Aeußerung nationaler Voreingenommenheit bemerklich machte. Den besten Beweis für die erfreuliche, rückhaltslose internationale Stimmung der Versammlung lieferte die begeisterte Aufnahme der Genossin Rouzade, welche die volksbetrügerische Fabel vom sogen. ,, Vaterland" vernichtend kritisirte. Gen. Guesde forderte zur Einigung aller aufgeklärten Arbeiter in einer sich aller gegebenen Mittel bedienenden sozia listischen Arbeiterpartei auf und Gen. Lecler legte außer der Beschickung des Parteikongresses zu Reims auch die des sozialistischen Weltkon gresses zu Zürich ans Herz.
G.
Bialystock,( Gouvernement Grodno, Rußland ) 12./24. Juni. In den Jahren 1877 und 1878 schrieben die Tuchfabrikanten ins Ausland nach Arbeitern, weil es hier angeblich an Arbeitern fehlte. Das war aber durchaus nicht der Fall; wir Inländer hatten nur etwas höheren Lohn verlangt und deshalb suchten sie Ausländer herzuziehen, um uns zu zwiebeln; es half ihnen aber nichts wir sahen uns gezwungen, die Arbeit einzustellen. Darauf wollten sie uns mit der heiligen Polizei ins Bockshorn jagen: wenn wir nicht für den alten Lohn arbeiten wollten, so würde man für die Inländer Arbeit besorgen, wo sie noch billiger werden arbeiten müssen und die Ausländer ins Ausland ausliefern.
Ferner wollten sie uns mit Arbeitsbüchern schrecken, die für jeden Arbeiter obligatorisch sein sollten und in welche die ganze Aufführung eingetragen werden sollte.
Das Büchlein enthielt eine Reihe sehr schöner Paragraphen; so war es verboten, daß in der Fabrik zwei oder drei Arbeiter zusammenstehen; Tabak oder Zigarren zu rauchen wurde ebenfalls untersagt; mit Allem, was der Meister oder der Prinzipal anordnen, sollen die Arbeiter zufrieden sein, feine Klagen erheben; wer einen halben oder einen ganzen Tag ausbleiben will, muß vorher um Urlaub bitten; kurz, sie wollen aus der Fabrik ein Zuchthaus machen.
Seit zwei Jahren geht jetzt das Geschäft nicht mehr, die Hälfte der Arbeiter ist arbeitslos und die noch Arbeit haben, müssen sich mit Hungerlöhnen begnügen. So dürfen beim Hrn. Hermann Komichau,
Die republikanische Konvention in Chicago war gespalten, auf Seite der Spießbürger stand der Finanzminister Sherman, auf Seiten der großen Monopolisten General Grant. Die Grantleute hielten 4 Tage fest zusammen, endlich wußte der schlaue Garfield Rath: er schloß mit den Anhängern Grants ein Bündniß; der in Neu- York vom Präsidenten Hayes abgesetzte Zollhausschwindler Arthur wurde neben Garfield als Vizepräsident aufgestellt. Indeß waren nicht alle Grantleute damit zufrieden, besonders grollte Conkling in New- York . Er verhielt sich bei der Wahl die erste Zeit ganz kühl, erst in letzter Stunde noch besuchte er Garfield und ging dann auf Agitation. Seine Hilfe war für die Wahl Garfields entscheidend.
Dafür wollte er aber auch mit befehlen. Garfield ließ ihn aber bei passender Gelegenheit abblitzen, worauf Conkling mit noch einem seiner Leute, Senator Platt, aus dem New- Yorker Senat austrat. Eine Neuwahl wurde nothwendig, und nun ging dasselbe Spiel los, als in Chicago . Ueber zwei Monate dauert jetzt schon die Kazbalgerei im New- Yorker Senat, das Ende ist noch nicht abzusehen.( Der Konflikt ift inzwischen durch einen Kompromiß beigelegt worden. Die Red.)
War es nun ein Wunder, wenn ein verrückter Anhänger der ConklingPartei infolge dieser Vorgänge in New- York auf den Gedanken fam, Garfield aus dem Wege zu schaffen? Der Attentäter ist ein gemeiner Aemterjäger, er war Advokat, Pfaffe und auch schon Kommunist in der Oneida Gemeinde, aber da er in der Kommune essen wollte ohne zu arbeiten, wurde er dort nicht alt, sondern brannte durch.
Das sind nackte Thatsachen, aber auch Garfield war Advokat und Pfaffe; beide also sind denselben Weg gewandelt, der zum höchsten Fachpolitiker- Amt führt.
Hayes wurde von seiner Partei hineingezählt, Garfield wird von einem Barteigenossen herausgeschossen. Sollte Garfield sterben, was ohne seine starte Konstitution und vor Allem ohne die sorgfältige Pflege längst geschehen wäre, so wird Arthur, der abgesetzte Zollhausschwindler, Präsident.
Die Arbeiterbewegung wächst hier, sie geht über den Streit der Sozialisten zur Tagesordnung über, die Sozialrevolutionäre beschicken den Kongreß in London , der andere Flügel will den Züricher Kongreß mit zwei Mann beschicken. Die erst Vorgeschlagenen, Jonas und Douai , haben abgelehnt, jezt sind Winter und Mac Guire in Vorschlag gebracht worden.
Es sind das beides Männer, die hier die Partei durch Preßknebelgesetze zusammenhalten wollten, das ging aber nicht an, statt zu halten, haben sie zerstört.*) Denkende Menschen lassen sich nicht einschränken, nur freie Diskussion kann die Geister zusammenhalten.
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Auf meine letzte Korrespondenz hat Niemand geantwortet, letthin war ich in Chicago , auch dort hat das wählen, wenn sie sich nicht lächerlich machen wollen, ausgespielt. Es gibt eben nur einen Weg vom ökono mischen zum politischen Kampf; die Sozialisten mögen ihre Vereine haben, aber die Armee der Stimmgeber ist in den Gewerkschaften, diese gilt es zu schulen. Carl Schumann.
*) Juwieweit dieser Vorwurf berechtigt ist, ist hier nicht der Ort zu entscheiden, so viel glauben wir indeß bemerken zu müssen, daß es sich in der betr. Angelegenheit unseres Wissens weniger um eine Preßtnebelung, als um das Einhalten einer für jede kämpfende Partei nothwendige Parteidisziplin handelte. Ueber den Grad derselben mögen die Ansichten auseinander gehen, die Nothwendigkeit an und für sich liegt indeß auf der Hand.
Sozialistischer Weltkongreß.
Wir machen( wiederholt) bekannt, daß der Kongreß auf alle Fälle in der Schweiz stattfindet und ersuchen alle Sozialisten, welche ihn besuchen wollen, sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen. Das Komite der sozialdem. Partei der Schweiz . Adresse: J. Obrist Hottingen- Zürich .
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Briefkasten
der Expedition: Lausitzer Rothhaut: 81,75 Ab. 1. Qu. erh. Weiteres erwartet. Vom Neckar : Mt. 46,20 à Cto nebst Ggrechng. gutgebr. Alles beachtet. Ag. d. Br. M.- Pillen: Mt. 12,55 f. Schrft. u. Mt. 2,45 f. Ufds. erh. Versch. Dosen zu gleicher Zeit nicht gesund, deshalb auf einen Rutsch. H. R. Lond. Liegt nicht an uns. Donnerstag Mittag wird stets versandt. Aufstellg. erh. Sendg. f. 2. hierher. Ahasverus : P. wird besorgt. War mißverstanden.- C. A. B.: Mt. 3,- Ab. 3 Mt. d. L. erh. P. G. D. Arnh.: Fr. 5,- Ab. 3. u. 4. Qu.
erh. 115.
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N. N. Prag : Bf. v. 28 erh. Nachlfrg. für G. bewirkt. Folgen Rothschwanz: Mt. 14,60 f. Ufds. u. Mt. 3,- Ab. 3. Qu. für 1 Expl. erh. Wie stehts mit dem zweiten? S. Unruh: Bf. v. 30./7. erh. und am 1./8. erwiedert. Alles vorgemerkt. Sdg. folgt mit 32. C. T. a. Main : 2. u. 3. Qu. in Ordnung. Neue Adr. vorgemerkt. Fliegender: Mt. 100,- nach Vorsch. verw. Wunsch postwend. erfüllt. Naso: Alles nach Vorschr. geb., siehe Ufds. Gen. in Eft.: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. Nachliefrg. bewirkt. Str.-y- r: ö. fl. 1, f. Schft. erh. Alles besorgt. Elsaffer Frde: Fr. 11,30 pr. 3. Qu. durch -rf. erh.-0- Hu: Mt. 45,70 Ab. 3. Qu. u. Schft. zuzügl. Verläge gutgebr. Weiteres notirt. F. Sch. D.: Mt. 6,20 Abonn. bis Ende Nov. u. Strafporto erh. H. M. A. H.: Mt. 1,50 Portozuschl. erh. Größerer Druck -! weniger Inhalt. Hine illae C. M. 3. Mt. 5, Ab. 3. Qu. erh. Deckadr. war 14 Tage verreist.
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Anzeigen.
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Durch die Unterzeichnete, sowie durch die Volksbuchhandlung in Hottingen Zürich , Kasinoftraße 3, sind zu beziehen:
Die Sozialdemokratie vor dem deutschen Reichstag.
Stenographischer Bericht der Berathungen des deutschen Reichstags über die Verhängung des„ kleinen Belagerungszustandes" in Berlin , Hamburg , Altona u. Umgegend
in den Sitzungen vom 30. u. 31. März 1881. Preis für Einzelexemplare: 50 Pf.( 20 Pfg. Doppelbriefporto beifügen); bei Partien von 10 Expl. an: franko für Rabatt.
Ferner:
Gehalten in der Reichstagsfizung vom 4. April 1881. Preis per Einzeleremplar: 10 Bf.( Borto extra); bei größeren Partien wie oben.
einem Millionär, die Arbeiter höchstens auf drei Rubel per Woche Bebels Rede über das Unfallversicherungsgeseh. kommen; damit soll ein Familienvater durchkommen, während bereits ein Lediger drei Rubel Koftgeld zahlt, die Wäsche nicht eingerechnet. Jetzt ist den Fabrikanten plötzlich das Herz weich geworden wie ein Lämmerschwanz; sie thun ihre milde Hand auf und haben eine Unterftüßungskaffe gegründet, aus der alle Arbeitslosen Brod bekommen sollen, 10 Bjund pro Woche die Person; ebenso sollen die großen Familien Brod für den halben Preis erhalten, aber die Herren finden immer einen Grund, die Angemeldeten abzuweisen: der eine hat einen Bruder, der in Arbeit steht, der andere eine Schwester, der dritte einen Vater 1. s. w.
Ich schließe mein Schreiben und bitte, Sie möchten so gut sein, das selbe zu verbessern*) und in den Sozialdemokrat" aufzunehmen. Auch unter den hiesigen Arbeitern bricht sich die Idee des Sozialismus Bahu. Mit sozialdemokratischem Gruß!
Cincinnati , 11. Juli. Nun haben auch wir unser Attentat gehabt. Es war die natürliche Folge unseres Systems: Der König im *) Was wir nur insoweit gethan, als zum Verständniß des Briefes uns unbedingt nothwendig erschien.
Anm. d. Redakt.
Der Ertrag ist für die Familien der Ausgewiesenen
bestimmt.
Die Expedition des„, Sozialdemokrat".
London London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein 49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. I. A.: Der Sekretär: G. Lemke.
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