Aus dem Gefängniß Deutschland  , den 23. September, wird uns geschrieben: Wir sind mitten im Wahlkampf- nicht mehr volle fünf Wochen trennen uns von dem Tage der Entscheidung, und trotzdem hört man, außer in Berlin  , wo die Antisemiten" Leben in die Bude gebracht haben, fast nichts von Volksversammlungen.

Der Grund ist im Sozialisten gesetz zu suchen, das auch hier wieder seinen kulturfördernden Charakter bethätigt. Ueberall, wo ein ent­wickeltes politisches Leben und folglich das Bedürfniß nach Volksversamm­lungen vorhanden ist, hat auch die Sozialdemokratie bedeutenden Anhang. Den Sozialdemokraten ist aber das Versammlungsrecht durch das Sozia­listengesetz abgeschnitten, und die übrigen Parteien fürchten, daß ihre Versammlungen von den Sozialdemokraten, die selbst keine Versamm­lungen abhalten dürfen, zu Demonstrationen benutzt würden, was ja in der That auch sicherlich der Fall wäre, und in Berlin   wie anderswo wirklich vorgekommen ist. Namentlich in Sachsen   wagen sich unsere Gegner nicht hervor, so daß man hier von einer Wahlbewegung fast nichts merkt.

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Die Angst der Gegner vor uns ist fabelhaft, und der Angsteifer der Polizei führt mitunter zu den komischsten Mißgriffen und Verwechslungen. Politisch ganz harmlose Personen entdecken plötzlich, daß sie einen " Schatten", in Gestalt irgend eines konfiszirt aussehenden Individuums hinter sich haben, das ihnen auf Schritt und Tritt folgt bis besagtem Konfiszirt aussehendem Individuum durch irgend einen Zufall klar wird, daß der Bewachte" kein sozialdemokratischer Hochverräther, Königs­mörder, Attentäter ist, sondern ein beliebiger, Zucker und Kaffee ver­taufender Müller oder Schulze.

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Ein andermal kommt es vor, daß ein ganzer Trupp uniformirter und nicht uniformirter Polizisten zum Erstaunen eines Stadtviertels, in wilder Haft, als gälte es ein Halbdutzend Lustmörder auf einmal abzu­fassen, nach irgend einem abgelegenen Ort stürmt, wo die Herren Poli­zisten einander verblüfft ansehen und sich der höchst fatalen Wahrheit bewußt werden, daß sie von einem boshaften Sozialdemokraten, der wahrscheinlich von irgend einem Aussichts- Punkte in der Nähe die ,, Kata­strophe" beobachtet, schnöde genasführt worden sind.

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Ein andermal passirt es, daß die Elite der sozialdemokratischen Führer" unter den Augen irgend eines gemüthlichen Landgensdarmen tagt, der telegraphische Ordre empfangen hat, auf die ihm signalisirten ,, Uebelthäter" Acht zu geben, in seines Herzens Unschuld aber an ge= meine Verbrechen" Diebstahl, Räuberei, Gewaltthat irgend welcher Art denkt und ganz erstaunt ist, daß die Herren Verbrecher weder rauben, noch morden, noch schänden, sondern auf die unverfänglichste Weise von der Welt dem Sozialistengesetz eine Nase drehen! Und wieder ein andermal ereignet es sich, daß etliche Dußend Polizisten, als anständige Leute verkleidet, unter Anführung irgend eines hißigen Strebers( der zuweilen Paul heißt) sich wie ein Heuschreckenschwarm in irgend ein Lokal stürzen, wo Sozialisten zusammensitzen, und daß sie in der Meinung, eine geplante Umsturzversammlung zu verhindern, in stolzem Selbstgefühl ein paar Stunden lang dort auf Staatskosten kneipen und die Zeit todtschlagen, während ganz in der Nachbarschaft eine wirkliche Umsturzversammlung in aller Ruhe tagt oder nächtet.

Da ich gerade bei der heiteren Seite des deutschen   Polizeiunfugs bin, sei hier noch ein lustiges Stückchen erzählt.

In Wurzen  , einige Meilen von Leipzig  , hat bekanntlich Hasen­clever sein neues Domizil aufgeschlagen. Dem Stadtrath und Bürger­meister von Wurzen   liegt dies schwer im Magen, und die braven Leutchen beschlossen, sich durch eine kleine Staatsrettung etwelche rothe Röcke, womöglich mit Knopflochgarnitur zu verdienen. Sie steckten die weisen Köpfe zusammen, und tüftelten einen Ukas aus, durch welchen, auf Grund des Sozialistengesetzes, für den Bezirk der Stadt Wurzen  , in Bausch und Bogen auf alle Zukunft alle Versammlungen" verboten wurden, von denen durch Thatsachen die Annahme gerechtfertigt ist, daß sie zur Förderung der vom Sozialistengesetz' getroffenen Bestrebungen bestimmt sind". Der Ukas erschien wirklich( unterzeichnet: Der Stadt­rath daselbst. Sulzberger"), was aber nicht erschien, das waren die rothen Röcke nebst obligater Knopflochverzierung. Dagegen traf etwas ganz unerwartetes ein, eine folossale Nase, die noch obendrein, damit die Herren sie nicht bescheiden unter den Scheffel stellen könnten, im amtlichen Organ der sächsischen Regierung: der Leipziger Zeitung" mit rücksichtsloser Grausamkeit aller Welt zur Schau gestellt wurde. Das amtliche Organ belehrt den ehrsamen Stadtrath daselbst und Sulz­berger"( Bürgermeister), daß solche Generalverbote ungiltig sind, und daß nur bestimmte Versammlungen verboren werden könnten, und auch das nur für den Fall, daß für das Verbot genugsam begründende That­sachen vorhanden seien. Freilich, solche Thatsachen" sind immer vor­handen, wenn die Polizei sie finden will und am Willen fehlt es ihr ja nicht der Stadtrath daselbst und der Sulzberger" haben jedoch ihre Nasen ab, und werden sie auch nicht wieder los. Natürlich hat das Communiqué" der Leipziger Zeitung" blos eine rein theore tische Bedeutung. Die sächsische Regierung will der Welt zeigen, daß die Sozialdemokraten mit ihrer Anklage im Landtag, die Sozialdemokratie

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Feuilleton.

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Klaffenkampf und Sozialismus.

Mit der Entstehung des Klassenst a ates beginnt eine neue Epoche für den Kampf ums Dasein des Menschengeschlechtes: die Epoche der Klassenkämpfe. Die Basis derselben ist natürlich verschieden von der der Stammeskämpfe: trotzdem sind die Erscheinungen in den einen Kämpfen wesentlich die gleichen, wie in den andern, wenn auch die Formen des modernen Klassenkampfes, den veränderten Anschauungen entsprechend, andere sind. Der Urmensch scheut sich nicht, dem Gegner des Stammes mit Lüge und Verrath entgegenzutreten. Auch der Gegner der Klasse gilt trotz der nationalen Zusammengehörigkeit als Feind, der auf jede Weise zu bekämpfen ist, und wo es nicht offen geschehen kann, geheim, durch geheime Verbindungen 2c. Das hat jede Klasse gethan, die nach Unabhängigkeit strebte, das ist nicht eine Eigenthümlich­keit der Sozialdemokratie, sondern des Klassenkampfes. Die Klassenkämpfe sind stets erbitterter, als die dynastischen Fehden, in denen man sich auf Kommando todtschlägt.

Andererseits drängt der Klassenkampf, wie der Stammestamps, den Individualismus zurück und erweckt wieder die kommunistischen   Instinkte. Auch die Bourgeoisie hat, so lange sie um ihre Anerkennung kämpfen mußte, Beispiele großartiger Selbstverleugnung und Aufopferung für die Sache der Klasse aufzuweisen. Aber bei ihr hatten stets die individua­listischen Justinkte, wie sie das Privateigenthum hervorruft, mit den sozialen zu kämpfen. Gewöhnlich waren es die Deklassirten, unbemittelte Künstler und Literaten von den Arbeitern natürlich abgesehen oder junge Leute, auf die der individualistische Kampf ums Dasein noch nicht lange genug gewirkt hatte, um die sozialen Instinkte zu ersticken, welche ,, Idealisten" waren. Sobald die jungen Bourgeois älter wurden, hörten sie auf, Idealisten zu sein. Jetzt, nachdem die Bourgeoisie nicht mehr agressiv vorgeht, ist das Gegengewicht des Klassentampfes vollkommen gewichen und der Individualismus äußert sich nun ganz frei mit seiner ganzen Folge der Feigheit und Niedertracht auch bei ihrer Jugend.

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Bei den Arbeitern muß dagegen der Klassenkampf die sozialen Instinkte um so mehr erwecken, je weniger Privateigenthum sie besitzen, je weniger Macht also der Individualismus über sie hat. Und so sehen wir heute bei den organisirten Arbeitern die kommunistischen   Instinkte bereits fast ebenso start, wie beim Urmenschen, natürlich auf höherer, internationaler Basis, d. h. für die organisirten Arbeiter bedeutet das Individuum nichts, die Klasse Alles. Nicht für die individuelle Freiheit kämpfen sie, sondern für die Freiheit der Klasse, nicht für die Wohlfahrt des Individuums, sondern für die Wohlfahrt der Klasse.

Man betrachte die strengen Bestimmungen der englischen Trade Unions, in welchen Arbeitszeit, Intensität und Lohnhöhe genau verzeichnet sind: ein Maurer darf z. B. bei einem Schilling Strafe nicht mehr als acht Ziegeln auf einmal tragen; ein Kollege, der ihn sieht und nicht anzeigt,

sei absolut rechtlos, ein schweres Unrecht an der braven sächsischen Re­gierung begangen haben. Wenn in der Praxis jede von Sozial­demokraten berufene Versammlung verboten wird, so ist das nicht die Schuld der sächsischen Regierung, welche sich, vom Geist des Selfgouver­nements durchdrungen, prinzipiell" in die Aktion der Unterbehörden nicht einmischt, und ihnen nur dann und wann, in Fällen besonderer Un­geschicklichkeit, wie dem Wurzener, einen väterlichen Rüffel zu Theil werden läßt!

Wie die Genossen im Ausland sehen, sorgt unsere Polizei dafür, daß wir das Lachen nicht verlernen. Uebrigens glaube man nicht, daß wir diese Polizeiwirthschaft leicht nehmen. Das Lachen schließt keineswegs den Zorn und die Erbitterung aus. Die schuftige, mit offenbarer Methode befolgte Taktik, die Existenzen zu ruiniren, erzeugt in jeder Brust einen unbeschreiblichen Ingrimm. Von den Aus wei­sungen gar nicht zu reden, ist es ein gewöhnlicher Polizeibrauch, sozia­listische Geschäftsleute durch Haussuchungen und auffällige Beobachtung des Ladens, durch Befragen der Kunden u. s. w der­art in Verruf zu bringen, und gewissermaßen unter Quarantäne zu stellen, daß die Kunden sich allmälig verlieren und das vorher blühendste Geschäft rettungslos zu Grunde geht.

Es werden im sächsischen Landtag mehrere solcher Fälle zur Sprache kommen. Verschiedene Parteigenossen sind schon, wie den Lesern bekannt ist, durch die Polizeiverfolgungen in den Tod getrieben worden, jüngst wieder ein Ausgewiesener aus Berlin  , Wilhelm Kittel, der den Ruin seiner Existenz nicht überleben konnte. Fluch seinen Mördern! Stahl aus Berlin   das sei noch zum Schluß bemerkt -, der wegen seines Auftretens in der Ruppel- Versammlung ausgewiesen wor­den ist, denkt nicht daran, nach Amerika   auszuwandern, wie gegnerische Blätter behauptet haben.

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Allerhand vom Wahlkampfe. In Magdeburg   haben unsere Genossen der Polizei zum Trotz ihrem Kandidaten, Louis Viereck  , einen glänzenden Empfang bereitet Korrespondenz darüber in nächster Nummer. In Halberstadt   wurde die Kandidatur unseres Genossen August Heine   in einer sehr gut besuchten Versammlung zum großen Verdruß der anwesenden Fortschrittler mit erdrückender Majorität prokla­mirt.

Jn Bockenheim trat unser Genosse Frohme mit großem Erfolg in einer liberalen Wählerversammlung seinem Gegenkandidaten entgegen. In Gera   kommt bei der jüngst stattgehabten Ersatzwahl zum Landtage Genoffe Brätter in die Stichwahl. Ein gutes Omen.

- Die Demonstration unserer Berliner   Genossen, gelegentlich der Kandidatenrede Trägers im vierten Berliner   Wahlkreise, war, wie aus unserer heutigen Berliner   Korrespondenz ersichtlich, noch viel großartiger, als es nach unserer Darstellung in der vorigen Nummer des Szdem. schien. Mit Vergnügen nehmen wir an dieser Stelle davon Notiz und rufen unsern braven Berliner   Freunden zu: Nur immer so vorwärts, es muß durchgebrochen werden!

Wir werden von verschiedenen Seiten ersucht, die Genossen aus­drücklichst vor einem Manöver zu warnen, das unsere Gegner bereits früher wiederholt in Anwendung gebracht haben, und zwar nicht immer ohne Erfolg. Es betrifft dies das Nachdrucken unserer Stimmzettel unter Weglassung eines Buchstabens, wodurch diese Stimmzettel unsern Kandidaten ver­loren gehen. 3. B. Grilenberger statt Grillenberger, Hasenlever statt Hasenclever und dergleichen mehr. Also Genossen aller­wärts, seid auf der Hut!

- Schlechter als jetzt kann es ja nicht werden", unter dieser Devise wird neuerdings unter den Tabaksarbeitern Ham­ burg  - Altona's für das Bismarck  'sche Tabaksmonopol agitirt. Schlechter als die Fabrikanten uns heute bezahlen, kann der Staat uns auch nicht auslohnen", sollen einige Arbeiter jüngst in einer Tabakinteressenten- Ver­sammlung in Altona   erklärt haben. Diese guten Leute befinden sich in einem ganz gewaltigen Ferthum, was die nachstehenden Zahlen beweisen

werden.

Gegenwärtig gibt es in Deutschland   mindestens 107,000 Tabak­arbeiter. Selbst wenn nun beim Monopol der Konsum auf gleicher Höhe als heute bleiben sollte was mehr wie unwahrscheinlich ist so würden durch die mit dem Monopol verbundene Zentralisation nur zirka 52,000 Arbeiter nothwendig werden d. h. wenn man die österreichi­schen Einrichtungen zu Grunde legt. Legt man aber die vervollkommneteren französischen   Einrichtungen zu Grunde, so würden zur gleichen Fabri­tation als heute in Deutschland   nur 40,000 Arbeiter erforderlich sein, das heißt 67,000, in Worten siebenundsechszigtausend Arbeiter, überflüssig" werden.

Noch mehr. In allen mit dem Monopol gesegneten Ländern stellt der Staat, bezw. die Regie mit Vorliebe weibliche Arbeitskräfte ein. Es waren in Frankreich   1872 von 16,000 Tabafarbeitern 13,779 erwachsene weibliche und nur 1,381 Männer, der Rest Kinder. In Oesterreich   von 26,222 Tabafarbeitern 22,151 Frauen und nur

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verfällt in die gleiche Strafe. Bei dem letzten großen Bäckerstreik in New- York   wurde von den Bäckergesellen beschlossen, keiner von ihnen dürfe Koft und Wohnung bei einem Meister annehmen. Kein Wunder, daß der bürgerliche Demokrat" Walker in seinem Buche science of wealth S. 272, und viele andere ,, Demokraten  " mit ihm ein solches Borgehen als Hochverrath gegen die republikanischen Einrichtungen" be­zeichnen. In vielen Staaten des demokratischesten Landes der Welt" verurtheilen auch Richter und Geschworene wegen dieses Verbrechens" einen jeden, der einen Strife organisirt. Und vom bürgerlich demokratischen Standpunkt aus nicht mit Unrecht. Denn die gewerkschaftliche Bewegung bedeutet allerdings eine enorme Einschränkung der persönlichen Freiheit, sie ist wirklich Hochverrath an den Prinzipien der bürgerlichen Demokratie, aber sie ist ganz im Geifte der sozialistischen   Demokratie. Nicht die Freiheit, nicht die Wohlfahrt des Individuums, sondern die der Klasse ist das Ziel der heutigen sozialistischen   Bewegung, das lehrt uns diese Bewegung selbst allenthalben.

Wo wir die Geschichte der Arbeiterbewegung aufschlagen mögen, bei den kolossalen Lohnkämpfen Großbritanniens  , bei den Arbeiter­Assoziationen Frankreichs   im Jahre 1848*) oder bei den Befreiungs­kämpfen des Proletariats in Deutschland  , überall tritt uns als charakteristisches Merkmal die Selbstlosigkeit entgegen. Was uns zur Partei treibt, was uns innerhalb derselben festhält, ist nicht Aussicht auf Gewinn, nicht Aussicht auf Ruhm und Ehre, auch nicht Aussicht auf Dank oder besondere Sympathie für die Individuen, welche die Partei bilden, es ist einzig und allein der kommunistische Instinkt, das Pflichtgefühl, welches uns sagt, daß die Klasse der Enterbten Anspruch hat auf unsere ganze Persönlichkeit, nicht blos auf ein Stückchen derselben, dessen Grenze die individuelle Freiheit ist. Der Partei gehören wir mit Leib und Seele, ihr gegenüber haben wir nur Pflichten, keine Rechte außer einem: der Gleichheit. Wir sind verpflichtet, für die Partei Alles zu opfern, die Partei dagegen hat auch nicht das Geringste für uns zu opfern. Man mißverstehe mich nicht. Wenn wir unsere gemaß­regelten Parteigenossen unterstützen, so ist das nicht ein Opfer, welches die Partei uns bringt, sondern welches wir der Partei bringen. Wir unterstützen unsere Genossen, weil wir dadurch die Kampffähigkeit der

*) Ueber diese jagt Sigmund Engländer  : Die Geschichte der Arbeiter Assoziationen in Frankreich   besäße kein höheres geschichtliches Interesse, wenn es sich blos um die Anstrengungen einiger Arbeiter­Verbindungen handeln würde, welche nur den Zweck gehabt hätten, deren Mitglieder von der Herrschaft ihrer Meister zu befreien und selbstständig zu machen. Allein diese Arbeiter- Assoziationen hatten einen höheren Zweckt. Diese Arbeiter, welche so große Entbehrungen ertrugen, vergaßen nicht einen Augenblick, daß sie nicht für ihre individuelle Befreiung arbeiteten, sondern daß es sich darum handle, ein Beispiel hinzustellen, daß eine soziale Reform möglich sei."( Geschichte der französischen   Arbeiter- Assoziationen, III. Bd. S. 83.)

3,098 Männer, in Ungarn   von 12,272 Arbeitern 11,526 Frauen und nur 746 Männer, in Italien   sind von zirka 18,000 Tabak­arbeitern 15,000 Frauen und nur 3,000 Männer. In Deutschland  war das Verhältniß am 1. Dezember 1878: 58,869 Männer und 48,154 Frauen*). 40,000, im günstigsten Falle 52,000 Arbeiter, werden beim Monopol angestellt werden, es ist somit bei den bekannten Unternehmer­marimen in Preußen- Deutschland   vorauszusehen, daß, um dem armen Mann" seine Zigarre nicht zu vertheuern, nach Analogie der Muster­länder" Frankreich  , Desterreich- Ungarn 2c. weibliche Arbeitskräfte den Vorzug erhalten werden. Fast die gesammten männlichen Arbeiter wandern auf's Pflaster, und von diesen Männern verlangt man jetzt, sie sollen sich für den famosen Bismarck  'schen Staatssozialismus begeistern. Für wahr, eine infamere 3umuthung ist noch nie gestellt worden. Schmach über Jeden, der es wagt, den deutschen   Arbeitern mit derartigen zu­muthungen zu kommen!

Komme man uns nicht mit Garantien" gegen unverhältnißmäßig große Einstellung von weiblichen Arbeitskräften, gegen übergroße Aus­beutung und politische Abhängigkeit der männlichen Arbeiter. Auf der­artige Garantien hat man in Preußen noch nie etwas gegeben und wird nie etwas geben. Ueberhaupt handelt es sich nicht darum.

Bismarck   will das Monopol, um Geld herauszuschlagen, Geld, nicht für soziale Reformen, sondern für Militärzwecke. Was Bismarck   von Garantien, gesetzlichen oder moralischen, hält, hat er schon oft gezeigt, abgesehen davon, daß er auf gesetzliche Einschränkungen sich auch gar nicht einlassen wird, so wenig er 1878 auf die konstitutionellen Garan­tien" des Herrn von Bennigsen einging. Es heißt also Monopol sans phrase oder kein Monopol. Monopol sans phrase heißt Ausbeu­tungsfreiheit des Staates, vollständige Knecht schaft des Arbeiters so liegt die Sache, Ihr Arbeiterfreunde", darum handelt es sich heute, die Knechtschaft soll noch verstärkt, das Elend noch verschlimmert werden. Und nun keine Flunkereien mehr, hier heißt es: Farbe bekennen!

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Aus dem Reichsfüllhorn. In Augsburg   fand am 18. ds. bei a chtzehn sozialistischer Gesinnung verdächtigen Personen Haussuchung statt. Einem der Oberverdächtigen wurde seine ganze Bibliothek gestohlen. Was die Spürhunde aber suchten, haben sie nach den Worten der heiligen Schrift- nicht gefunden. Resultat ist so Null wie immer. Der Geist aber unter den Genossen ist famos. Derartige Polizei­hazen bringen immer Leben und halten die Galle in nützlich angenehmer " Frische". In Frankfurt   a. M. hatten unsere Genossen am 19. Sep­tember in einer Versammlung des demokratischen Vereins die Kandidatur unseres Genossen Döll proklamirt. Da muß eine Organisation sein, denkt Stieber, der Schlaue, und läßt eine große Razzia bei sämmtlichen Abonnenten des- ,, Reichsbürger  ", deren Lifte er bei einem Genossen ergattert, abhalten. Aber ach, der Liebe Müh' war vergebens, von Ver­botenem wurden nur ,, alte Sachen" gefunden, das Neue wird stets in Sicherheit gebracht, und Stieber's Schweißhunde mußten wie begossene Budel heimlaufen. Wir aber fahren mit desto größerem Eifer fort,". schreibt unser Genosse für unsere Partei zu wirken, und diese letzte Razzia hat uns die Sache wesentlich erleichtert. Das Abonnement auf unser Parteiorgan hat sich erfreulich gehoben; Haussuchungen gibt's doch, sagen sich jetzt Viele, welche früher zurückhielten, furz, es geht auch in der Festung der bürgerlichen Demokratie wacker vorwärts für den profe­tarischen Sozialismus.

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Fünf Deutsch böhmen, die in Dresden   wegen Verbreitung eines äußerst harmlosen Flugblattes für die Wahl Bebels polizeilich sistirt wurden, sind für ewige Zeiten" aus ganz Sachsen   ausgewiesen worden. Das heißt, so lange dieses Neupreußen" noch vegetirt. Auf ebenso geistreiche" wie infame Weise sucht die sächsische Polizei Genossen Liebknecht aus ihrem gefegneten Lande herauszugraulen. Die Wirthe, bei denen Liebknecht   Wohnung nimmt, werden so lange ohne Unterbrech­ung chikanirt, bis Liebknecht aus Mitleid mit den armen Teufeln von selbst seiner Wege zieht. Aber klein kriegen sie ihn doch nicht. Berlin   wird die Spitzelei und Schnüffelei mit erhöhtem Eifer be­trieben. Neuerdings sind der Kistenmacher Müller, der Tischler Hil­ler und der Kolporteur Dumont behaussucht worden, bei Hiller wurde ein staatsgefährliches Transparent mit dem entsetzlichen Namen Hasenclever gefunden, bei Dumont erwischte man zwei alte Num­mern des Sozialdemokrat. Glücklicher waren die Banditen in Dres­ den  , denen es bei einem Ueberfall in einer Privatdruckerei gelang, 15,000 Flugblätter zu stehlen. Kommt auf Konto.

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Ein komisches Ereigniß, das vor wenigen Monaten noch für unmöglich gehalten worden wäre, hat eine gewisse Aufregung im liberalen Lager hervorgerufen. Ritter, Georg von Bunsen, Sohn des

*) Alle diese Zahlen sind entnommen dem amtlichen Bericht der deutschen   Tabat Enquete- Kommission  .

Partei erhalten, und deshalb ist es unsere Pflicht, dies zu thun. Nimmermehr aber darf die Partei ein Opfer zu Gunsten ihrer Mit­glieder bringen. Unsere Partei ist nichts, als der organisirte und bewußte Theil der Arbeiterklasse, die Interessen der Arbeiterklasse sind ihre Interessen. Wenn nun Jemand käme und darthäte, daß unsere Partei durch Konzessionen, welche das Klasseninteresse schädigen, ihren Mitgliedern große Wohlfahrt erwerben könnte, dürfte sie diese Konzessionen machen? Sicher nicht, denn wir sind der Partei wegen, nicht aber die Partei unsertwegen da. Die Partei und die Klasse dürfen für ihre Mitglieder feine Opfer bringen.

Es ist eine heilige Pflicht jeder Armee, ihre Verwundeten zu pflegen und zu schützen. Aber um der Verwundeten willen wird sich nie eine Armee vor dem Feinde zurückziehen, und ihm ihre Positionen preisgeben. Also nochmals: wir müssen tämpfen für die Partei, ob sie uns unter­stützen kann oder nicht. Das Judividuum hat der Gesammtheit gegen­über nur Pflichten, keine Rechte.

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Dieser Satz ist nicht eine Aufforderung, er ist blos die Kon­statirung einer Thatsache, die sich naturnothwendig aus dem Klaffenkampf ergeben hat. Es handelt sich nicht um das, was sein soll, sondern um das, was ist, und das ist einfach folgendes: Die An sprüche der Klasse sind nicht beschränkt durch die über alb Freiheit des Individuums, sondern im Gegentheil, die Freiheit des Individuums ist beschränkt durch die daß Ansprüche der Klasse.

Die Einwände, die man gegen diesen Satz gemacht hat oder machen kann, find nichtig.

Man hat mir entgegengehalten, daß es eine Menge Fälle gebe, bei denen, obgleich der Zwang für Alle gilt, also Gleichheit herrscht, doch thatsächlich nur für die Minorität dieser Zwang fühlbar und zu einer Unterdrückung ihrer individuellen Freiheit wird", und führte als Beispiel an: Wenn die Ansicht eines französischen   Arbeiterblattes, die Religion zu verbieten, die Majorität erlange, so treffe dann die Minorität, die sich zur Religion bekenne, ein Zwang, sie sei ihrer Freiheit beraubt. Nun frage ich, ob das nicht bei jedem Majoritätsbeschluß der Fall außer einstimmig gefaßten ist? Ich möchte den Beschluß kennen

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bei dem kein Zwang auf die Minorität ausgeübt wird. Wollen wir diesen Zwang beseitigen, dann kommen wir einfach dahin, daß entweder Beschlüsse nur für die giltig sind, die ihnen zustimmen, oder daß gar keine Beschlüsse gefaßt werden, d. h. wir gelangen zur Anarchie, sobald wir annehmen, daß die individuelle Freiheit die Grenze des Zwanges der Gesammtheit über den Einzelnen ist.

Es gibt nur eine Grenze des Zwanges der Gesammtheit über das Individuum, und das ist die Gleichheit: die Gesammtheit darf von feinem Individuum mehr fordern als von dem andern.

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Selbstverständlich gilt als Grenze dieses Zwanges auch die gesunde Vernunft. Und diese ist es und nicht eine imaginäre Freiheit", welche mich bewegt, gegen eine Abschaffung der Religion aufzutreten: mich leitet ganz einfach die Erwägung, daß es ein Unsinn ist, die

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