ausgezeichnet, es wäre schade um jeden Tropfen Tinte, wollte man durch Einreichung einer Beschwerde, bei diesem Menschen den Glauben er­wecken, daß man auf seine Objektivität vertraue.

Die Ernennung des 2c. Schlickmann zum Vorsitzenden der Reichs­fommission zeigt nur, daß die Reichsregierung selbst diese sogenannte Beschwerdekommission als Schwindel betrachtet.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

Berlin  , 21. Sept. Ein unterbrochenes Opferfest. Sonntag, den 18. Sept., Vormittags 11, Uhr, fand eine von ca. 2000 Personen besuchte Versammlung des Wahlvereins der deutschen   Fort­schrittspartei im 4. Berliner   Reichstagswahlkreise statt. Der Einberufer erklärte, daß er Ruheftörern gegenüber mit Hilfe der Polizeibeamten von seinem Hausrechte Gebrauch machen werde.

Träger: Seit 1874 bin ich im Parlamente und in der parlamen­tarischen Carriere. Sie hat mir Lasten auferlegt. Ich würde von ihr zurücktreten, aber ein Parteimann hat seiner Partei gegenüber Verpflich­tungen. Redner verwahrt sodann die Fortschrittspartei gegen die In­sinuation antimonarchischer Gesinnungen. Seine Partei habe die ihr von den Offiziösen aufgehalfte Parole: Fort mit Bismarck  !" nie­mals ausgegeben. Durch eine fortschrittliche Majorität könne der Kanz­fer nicht zum Gehen gezwungen werden, und selbst zu gehen fiele ihm, wie er bekanntlich gesagt, niemals ein. Echt fortschrittlich waren die Proteste gegen Bismarc. Redner erging sich mitunter in den servilsten Ausdrücken gegen den Kanzler und beschönigte, resp. dementirte so ge­wissermaßen das vorher Gesagte. Geistesprodukte, die der gesunde Sinn des Volkes mit dem Prädikat, faule Wize" belegt, wurden zu Tage ge­fördert. Man werde die Fortschrittspartei, der man ja Alles in die Schuhe zu schieben bemüht sei, auch noch für das schlechte Wetter ver­antwortlich machen!"( Diese satyrische" Aeußerung war 3 Tage vorher vom Rechtsanwalt Kaufmann, Vorsitzendem des Vereins Waldeck", in einer Wählerversammlung derselben Partei und desselben Wahlkreises ge­braucht und wahrscheinlich von Herrn Träger wegen ihres geistvollen Inhalts adoptirt worden.) Des Weiteren gab der Vortragende die all­bekannten Phrasen der Fortschrittspartei zum Besten. Nur in der freien Konkurrenz sei Abhilfe zu suchen, nur das Hilf Dir selbst" dem Stolze des Einzelnen entsprechend. Die Bestrebungen der Sozialdemokraten seien neben einigen berechtigten Forderungen, die seine Partei in ihr Programm aufgenommen, Hirngespinnste. Folgte dann Glorifizirung der manchester­lichen Theorie und Lobhudelei der Fortschrittspartei als einer Partei, die sich das Wohl des Volkes am meisten angelegen sein lasse. Die Kandi­datenrede, ein Meisterstück von Volubilität und Gehaltlosigkeit, schloß mit Betheuerungen der bekannten Art. Eine Interpellation folgenden In­halts wurde eingereicht: Warum hat der Kandidat im Erfurter   Wahl­treise zu Gunsten eines Kompromißkandidaten auf eine Kandidatur ver­zichtet?" Etwas betreten antwortete Herr Träger: Der Umstand, daß der 4. Berliner   Reichstagswahlkreis ihm sein Vertrauen schenke, habe ihn veranlaßt, seinen politischen Freunden in Erfurt   zu rathen, für einen Liberalen( Sezessionisten?) zu stimmen, um dem Freikonservativen Dr. Lucius den Wahlkreis nicht zu überlassen. Der Vorsitzende ergriff hierauf das Wort, um ein Hoch auf Träger auszubringen, wurde aber von unsern Genossen, die 5/8 des Auditoriums bildeten, mit ihren sich echoartig im Saale fortpflanzenden Rufen Bebel hoch" übertönt. Die Gesichter der Fortschrittshelden auf dem Podium wurden ob dieser unliebsamen Ovation um einige Nüancen bleicher. Unter fortgesetzten enthusiastischen Hochrufen auf Bebel wurde der Saal verlassen. Nachzu­tragen ist noch, daß sich der Schluß der Versammlung Diskussion fand nicht statt auffallend schnell, ja fieberhaft vollzog, jedenfalls um einer Auflösung vorzubeugen. Daß die Versammlung ein so vorzeitiges Ende erlebte, ist den Drohworten des Einberufers, durch welche dieser die in überwiegender Majorität auwesenden Sozialisten einschüchtern wollte, zu verdanken. Ein uziger Zuruf bei Beginn der Versammlung hatte die großartige Wirkung gehabt. Die Drohung, mit Hilfe der Po­lizei einzuschreiten, kennzeichnet recht drastisch das Maulheldenthum der Fortschrittspartei mit ihrem Hilf Dir selbst!" Salve!

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Hamburg- Altona  , 14. September. Einem Fremden müssen die Tage: Dienstag, der 13., und Mittwoch, der 14. September, in Hamburg   nicht allein wunderbar vorgekommen sein, sondern er wird erstaunt sich gefragt haben: Sind das die Städte im Belagerungs­zustand? Ist das Volk von dem Flaggenschmuck berauscht worden, daß es dicht gedrängt zu Tausenden durch die Gassen strömt, um den Mann jubelnd zu empfangen, der sie knechtet und tyrannisirt, der jeden Arbeiter von Weib und Kindern jagt, welcher sich selbstständig zu denken erlaubt, ist denn das Volk wirklich noch soweit zurück, daß es seine Peiniger anbetet?

Man muß das Volk von Hamburg- Altona   erst kennen lernen, um ein Urtheil darüber fällen zu können. Die Neugier allein war es, welche das Volk von Altona   bewog, die Straßen am Dienstag Abends zu durchstreifen. Dichtgedrängt, aber lautlos strömte es die Königsstraße und Bamaille auf und nieder. In dem Gedränge selbst aber hörte man öfters Aeußerungen wie: Das also ist der Göze, den man uns anzu­beten zumuthet! Das ist der Heldenkaiser Deutschlands   von Gottes Gnaden, wie man ihn nennt! Das ist der Mann, der sich erfrecht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, der es wagt, sich das Recht anzu­maßen, über Wohl und Wehe des deutschen   Volkes verfügen zu dürfen! Das ist der Mann, welcher 1848 die Kanonen gegen das Volk richten ließ, der ist es, der den Massenmord auf dem Gewissen hat und sich nur freuen kann, daß das Jenseits mit dem lieben Gott, auf das man uns vertröstet, nur Lug und Trug und nicht wirklich vorhanden ist, sonst müßte er, um seine gerechte Strafe zu empfangen, seine Ewigkeit in der Hölle unter Heulen und Zähneklappern, statt wie jetzt unter den Klängen einer auserlesenen Militärmusik, zubringen."

Sehen wir aber selbst von den einzelnen Aeußerungen, die im Ge­dränge sich Luft machten, ab, und betrachten die Dekorationen, so wird es uns auf den ersten Blick flar, wie das Volk von Altona   gesinnt ist. Nur vom Nobisthor längs der Königsstraße bis zum Bahnhof, und von der Mühlenstraße längs der Pamaille waren die Häuser zum Theil ( meistens aber öffentliche Gebäude) mit Flaggen geschmückt und illuminirt. In der ganzen übrigen Stadt aber war, mit Ausnahme einzelner Häuser, deren Einwohner vielleicht ein persönliches Interesse daran haben, nicht als Reichsfeinde ins Register eingetragen zu werden, finstere Nacht. Mit einem Wort, der ganze Aufwand, der gemacht worden ist, ist künstlich arrangirt, das Volk von Altona   hat nichts damit zu schaffen, es war nur neugierig, um zu sehen, wie weit man die Gözzenanbeterei treibt, die Reichstagswahl wird dies bestätigen.

Es ist genügend Aussicht vorhanden, daß die Stadt Altona   diesmal eine ausreichende Anzahl Stimmen mehr liefern wird, so daß, wenn das Landgebiet schlechter wählt, dadurch der Schaden ersetzt wird.

Soll ich nun noch von der Ausweisung von hier berichten? Unsern Engel kennt Ihr ja. ( Schluß folgt.)

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Aus Westdeutschland, 1. September. 3ur Parteilage. ( Schluß.) Die große Mehrzahl des Mittelstandes befindet sich lediglich in Folge der verringerten Kaufkraft der Arbeiter im Fallitzustande, und tausendfach hörte man in diesen Volkskreisen den Ausspruch: Jetzt sehen wir es ein, daß die Sozialdemokraten in jeder Beziehung Recht gehabt haben."

Auch in politischer Beziehung ist die Situation in Deutschland   eine unübertrefflich günstige. Um im nächsten Reichstage für seine famose Wirthschafts- Politik eine fügsame Majorität zu gewinnen, ist der große Staatsmann" gezwungen, den Ultrareaktionären, den orthodoren Muckern und Jesuiten   Konzessionen über Konzessionen zu machen, und schon längst hat er seine Stuirassierstiefeln" nach Kanossa   vorausgeschickt. Während in den fast ausschließlich katholischen Ländern Frankreich  , Belgien  , Spanien   und Italien   mit dem schwarzen Gesindel tabula rasa gemacht wird, bereitet Bismarck   den menschenfreundlichen Henkersprößlingen der Inquisition und der Kultur" der Scheiterhaufen im protestantischen Deutschland   ein trautes Heim.

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Um die Lächerlichkeit der prahlerischen Phrase, nach Kanossa   gehen wir nicht", abzuschwächen, mußte der neue Bischof von Trier  , der Jesuitenpater Korum, nach Varzin kommen. Wie mögen die beiden edlen Brüder sich gegenseitig begrinst haben, als sie in Varzin das Bündniß zwischen Säbel und Kutte schlossen. In kindischer Freude über die gegen den großen Kanzler" errungenen Erfolge erhebt bereits der streitbare" Kaplan und Jesuitenknecht Majunke( richtig: Mai- Unte!) in allen katholischen Blättern das unbedachte Triumphgeschrei: Eher wird es nun einmal nicht besser werden, als bis wir wieder bekommen ein Regiment von Junkern und Pfaffen!" Die so offenherzig ausgesprochene Absicht dieser bankerotten Firma, die Errungenschaften der großen französischen   Revolution wieder zu ver­nichten und das Rad der Weltgeschichte mindestens bis in das vorige Jahrhundert zurückzuschrauben, hat selbst viele gläubige" Katholiken stutzig gemacht, und das von Majunke angekündigte ,, Regiment der Junker und Pfaffen" wird in kurzer Frist auch bei den Katholiken Deutschlands  das in den vorwiegend katholischen Ländern längst zur Geltung gelangte Sprichwort zur Wahrheit machen: Je näher Rom  , desto schlechter der Glaube!"

Unter den verbündeten Junkern und Pfaffen" und der liberalen" Bourgeoisie ist der Kampf um das Privilegium der Volksknechtung bereits heftig entbrannt und bei der bevorstehenden Reichstagswahl wird dieser Kampf an manchen Orten voraussichtlich mit Meffer und Revolver ausgefochten werden. Die antisemitischen Judenkrawalle sind nur die ,, Mein Liebchen was willst Du Borscharmützel der Wahlschlacht". noch mehr?"

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Zu allem diesem herrlichen Wirrwar kommt noch die tausendfache Un­zufriedenheit, ja Erbitterung, der in Preußen verstaatlichten" Eisenbahn­Subaltern- und Unterbeamten, deren früheres Einkommen, trotz der mehr­fachen loyalen" Versicherungen des Ministers Maybach im preußischen Landtage arg beschnitten worden ist, in einzelnen Fällen mit kolossaler Unverschämtheit.

Und die Zustände im herrlichen Kriegsheer"? Nun, auch diese lassen nichts zu wünschen übrig. Schreibt doch selbst der Breslauer Professor Brentano in seiner allfälligen Kritik der reichskanzlerischen Ar­beiterfängerei:

,, Und die daraus hervorgehende Erbitterung der sich bekämpfen­den Klassen, welche die alte Gesellschaft zerriß und ihrer Gefittung den Untergang brachte, wird auch bei uns zu den gleichen Zu­ständen führen. Dabei ist das Heer gegenwärtig nicht mehr eine Heerde gemischter Fremdlinge, wie im alten Venedig  . Unsere Armee geht aus der Mitte der Klassen, die sich alsdann bekämpfen, hervor und kehrt in dieselben zurück. Sie wird die Interessen und Leidenschaften der sich als­dann Bekämpfenden theilen. Damit scheint es unmög. lich, mittelst der Armee auf die Dauer das Gleich­gewicht zwischen den Klassen aufrecht zu erhal­ten. Auch sie wird denselben sich bekämpfen­den Gegensägen verfallen. Statt den sozialdemokra tischen Zielen entgegenzutreten, ebnet die neugeplante Organisation der Wirthschaft somit der Erreichung derselben den Weg." Dieser Professor hat den Nagel auf den Kopf getroffen, nur scheint er nicht zu wissen, daß es gerade die Sozialdemokratie gewesen ist und es noch ist, welche die übrigen Gesellschaftsklassen z wingt, der So­zialdemokratie den Weg zu ebnen".

Der beste Pfadfinder", Chaussee- Aufseher und Agitator der Sozial­demokratie ist gegenwärtig unzweifelhaft unser genialer" Freund Bis­march. Er und seine Helfershelfer haben es meisterhaft verstanden, im ,, heiligen deutschen   Reiche Bismarckscher Nation" eine solche Menge Zünd­stoff anzuhäufen, daß der durchlauchtigste Vater" sogar genöthigt war, einen seiner hoffnungsvollen Söhne mit dem unverantwortlichen Amte zu betrauen, ihm als Reichshundejunge den Reichshund Tiras" an der Leine nachzuführen, um dessen durchlauchtigsten Prinzipal in Ge­meinschaft mit einer zahlreichen Polizeibande vor Attentätern" zu schützen. Daß bei diesem ehrenvollen Reichsdienste" der neuge­backene Gra f" Wilhelm alle Ursache hat, sich über die Unannehmlich­keiten der Hundesperre zu beklagen, ist selbstverständlich.

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Wenn es noch eines Beweises von dem Vorhandensein massenhaften Zündstoffes bedürfte, dann würde er durch die Thatsache erbracht sein, daß der deutsche und der russische Kaiser, die Beherrscher" der mächtig­sten Reiche der Welt, durch die Indiskretion" der Danziger Zeitung", oder vielmehr durch ihre Angst vor ihren eigenen Unter­thanen" gezwungen sind, ihre beabsichtigte Zusammenkunft auf offener See stattfinden zu lassen oder aus Furcht vor nihilistischen Torpedos" sogar ganz aufzugeben.

Bei dieser Sachlage würde es eine unverantwortliche Thorheit sein, wenn die Sozialdemokratie selbst in die Entwicklung der in allen Richtungen unaufhaltsam fortschreitenden Auflösung der modernen Gesellschaft störend eingreifen wollte, was durch einzelne Putsche, zu denen man uns geradezu provoziren will, jedenfalls geschehen würde.

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Also ruhiges Blut und nur noch zwei bis drei Jahre Geduld, dann bricht mit Naturnothwendigkeit die Katastrophe unfehlbar herein. Vor Allem muß die Auswanderung der Ausgewie­senen unterbleiben, dann werden auch die massenhaften Aus­weisungen von selbst ein Ende nehmen, durch welche man eben die ,, ge­fährlichsten Elemente" loszuwerden hofft. Die Ausgewiesenen müssen ,, im Lande bleiben- und nähren sich röthlich." Dies ist ganz gut möglich, wenn die sozialistische Vagabundage" organisirt wird. Ueberall, wo sich ein Ausgewiesener durch seine ,, Ausweisungs- Ordre" legitimirt, muß er mit offenen Armen und Herzen empfangen und ihm, falls keine Arbeit für ihn vorhanden ist, Wohnung und Beköstigung( Wandertisch") gewährt werden, auch Reisegeld bis zum nächsten Orte, in welchem Sozialdemokraten hausen, sobald sich ein an­derer Ausgewiesener zur Ablösung" meldet.

Eine solche gesicherte Naturalverpflegung unserer Märtyrer" ist leichter zu ertragen und in jeder Beziehung zweckmäßiger, als jede andere Unter­stützung. Sollte die Polizei uns ab und zu einen ihrer Galgenvögel" als Ausgewiesenen" zusenden, nun diese Sorte Menschen erkennt man bald an ihrer Galgen physiognomie, und dann wird sicher dafür gesorgt werden, daß es der Polizei bedenklich wird, ihre faulen Eier in ein sozialistisches Nest zu legen.

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Inzwischen entschädigt uns das interessante Schauspiel des stetig fort­schreitenden Zusammenbruchs der alten Welt" reichlich für alles Un­gemach.

Mit Beharrlichkeit und Umsicht weiter vorwärts! Unser baldiger Sieg kann dann nicht zweifelhaft sein.

Hannover  , im September.( Verspätet.) In einer früheren Nummer des Sozialdemokrat" wurde von hier berichtet, daß unser Genosse Sturm( der zu 3 Monaten wegen Widerseßlichkeit gegen einen im Dienste befindlichen Beamten, begangen in der bekannten Stöcker­schen Versammlung verurtheilt" worden war,) Berufung gegen dieses Urtheil eingelegt habe. Heute kann ich nun berichten, daß Genosse Sturm am 4. v. M. kostenlos freigesprochen wurde, da den Aussagen der Be­lastungszeugen absolut keine Beweiskraft beigelegt werden konnte. Unsere Hochlöbliche hat sich bei dieser Gelegenheit schwer blamirt, ein Schuldiger" leider! war da, sie hat aber den Unrechten erwischt. Am 7. August hatten wir eine sehr traurige Arbeit zu verrichten: die Frau eines unserer bravsten Genossen wurde zu Grabe getragen. Wohl an 700 Personen folgten dem Sarge. Fast alle Männer trugen rothe Blumen im Knopfloche, die Frauen und Jungfrauen Kränze mit rothen Schleifen. Am Grabe sangen 2 Gesangvereine passende Lieder und ein Parteigenosse sprach einige Trostesworte.

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Die Polizei hat sich passiv verhalten, das Gescheidteste, was sie nach unserer Ansicht thun konnte. Allein bald zeigte sich, wie sehr wir die Hochweise verkannt, 2 Tage darauf ging's schon los. Vorladungen über Vorladungen erfolgten. Die Polizei will mit Gewalt wissen, wer der Redner war, woher die rothen Blumen seien u. s. w. Man will nämlich jetzt eine Anklage gegen den Redner und verschiedene Genossen wegen Theilnahme an einer geplanten Demonstration erheben. Wird nicht viel helfen.

Ferner ist zu berichten, daß vor nicht langer Zeit hier ein Berliner  Ausgewiesener Namens Davers verhaftet wurde. Grund: wahrschein­liche Verbreitung sozialrevolutionärer Flugblätter.

Daß Se. Majestät" der Kaiser von Deutschland   hier war, ist ja all­bekannt, weniger bekannt dürfte sein, daß man die Arbeiter förmlich zwang, an dem unvermeidlichen Fackelzuge theilzunehmen. Dabei sind ihnen, wie ich gehört habe, die Fackeln noch abgezogen worden.

Von der Korruption der oberen Zehntausende haben wir hier auch recht nette Beispiele aufzuweisen. Es ist noch nicht lange her, daß die Gebr. Eich wede( ein großes Bankgeschäft) unter Mitnahme verschie­dener Tausende das Weite suchten, jetzt ist ihnen der Senator Rimpler, Kommerzienrath und Direktor der Zeitungsaktiengesellschaft Hannover  , Eigenthümerin des Hannöverischen Kourier", unter Mitnahme von 110,000 Mark aus den Lehensregistern( für Armen- und Wohlthätigkeits­zwecke) gefolgt. Ferner ist dieser Tage ein hoher Beamter einer Lindener Fabrik verschwunden, und so geht's lustig weiter.

Die Hauptsache für uns Arbeiter muß die sein, daß wir einig und fest zusammenstehen, die Blößen, welche sich diese Herren geben, gehörig ausnutzen und immer weiter agitiren, damit wir am Tage der Wahl mit Stolz sagen können: Wir sind noch alle auf dem Posten!

Mit Gruß!

X.

3ug. Situationsbericht. Eine Mitgliedschaft der soziali­ stischen   Partei gibt es hier nicht, eine solche existirt hier nicht mehr, wohl aber ein deutscher   Arbeiterverein, der bunt in verschiedenen Schattir­ungen gruppirt ist.

In demselben befindet sich in politischer Richtung eine Gruppe von Leuten, die sich der Londoner   Richtung angeschlossen haben, etwa 10 bis 15 Mann. Eine Agitation, in dem Sinn wie solche vor dem Aus­nahmegesetz in Deutschland   betrieben wurde, findet jedoch nicht statt, überhaupt auch in keinem andern Sinn, denn der Verein schloß sich zu Neujahr besagter Richtung an und hält den Beschluß aufrecht, weil er nun einmal diese für die alleinseligmachende hält, eine Thätigkeit gibt's nicht". Das ist sozialrevolutionär.

Dann folgt eine Gruppe, die den Gesangverein bildet, in welcher auch ein halbes Dutzend Sozialrevolutionäre ihre Stimme erschallen lassen, im Ganzen aber höchst harmlose Lieder singen, wenn ich nicht geradezu bigott sagen will; ich speziell als Sozialdemokrat könnte mich nicht dazu verstehen, Lieder mitzulernen, wie sie jeder katholische Gesellenverein ab­leiert. Nun, jedes Thierchen hat sein Pläfirchen. Kuriose Sozialrevolu tionäre das.

Nun die Uebrigen. Es sind größtentheils Arbeiter, die hier Unter­haltung und Geselligkeit suchen, was auch ganz am Platze ist. Schade nur, daß die sogenannte Bibliothek sich in einem Zustande befindet, der wirklich traurig genannt werden muß. Von sozialdemokratischen Schriften wenig, der Verein ist ja sozialrevolutionär".

So viel über das Lokale.

Die allgemeine Lage eines Arbeiters ist hier in der freien Schweiz   um tein Haar besser als in Deutschland  , die besitzende Klasse hat das Ruder in Händen und regiert damit das Schiffchen gerade so und mitunter noch lustiger als die Staatslenker dies in Deutschland   thun. Das Einzige, was ich rühme, ift: daß man hier wenigstens noch einigermaßen ohne Maulkorb gehen kann, und die Fußangeln, die in Deutschland   bei jedem Tritt im Wege liegen, fehlen.

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Die Führer der Volkspartei in Deutschland  , die ihr demokratisches Programm verwirklichen wollen und dabei so eifrig auf das Mitthun der Arbeiter spekuliren, können sich hier praktisch überzeugen, wie gut der Arbeiter in einem demokratisch organisirten Staat lebt, und was ihm die politische Freiheit ohne die ökonomische Befreiung nützt. Er kann sich seiner Lebtag abrackern, und wenn er alt geworden, ist er überflüssig. Mag er sich dann damit trösten, daß er wenigstens in einem demokra tischen Staat gedarbt hat. Oder aber: möge er sich bei Lebzeiten für die Arbeitersache auch mitrackern, so hat er wenigstens ein Bewußtsein wi bei seinem Tode: Er hat seinen Kindern ein Bäumchen mitpflanzen di helfen, das diesen Früchte verspricht.

Mit sozialdemokratischem Gruß und Handschlag!

Briefkasten

G. Schön.

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der Redaktion: H. in- h.: Es ist zwar sehr trostreich, zu wissen, daß unsere Genossen anständiger sind als die Fortschrittler und Antisemiten, aber manchmal wär's uns schon lieber, unsere Freunde wären etwas weniger anständig". Nichts für ungut. Hr. in L.: Ph Die Aehnlichkeit zwischen N. und G. ist unverkennbar. Beide ab gewiesene Stellensucher, beide große Bibelkenner. Nachdem man aber den Ersteren in so infamer Weise gegen uns ausgenutzt, halten wir es nicht für angezeigt, uns, ohne durch den politischen Kampf dazu veraus laßt zu sein, aufs Neue gegen seine Zugehörigkeit zu verwahren. Lassen wir die Todten ruhen.

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der Expedition: Dr. E. Nath.-Gz. Balt.: Sdg. folgte ab Nr. ges 39 direkt. Fr., 60 Portozuschlag pr. 4. Qu. haben v. G. H. G. er beten. A. S. Ofldn.: Fr.-, 70 f. Photgr. erh. Sdg. abgg. J. der Pfl. v. d. Soz. Chur: Fr. 5, d. Wfds dkd. zugew.-Michel Stieber: Für 38 bereits im Gang gewesen und zurückgezogen. Fortan senden 50. rist :: Serlow: Mt. 10,-( Gold) nach Vorschr. verwendet. Bft. am 24/9. die mehr. Rasi: Mt. 80, à Cto. erh. 10 mehr seit 37 abgeg. Un einigen Soz. in St. Imer: Fr. 4, d. Ufds. dankend zugew. genannt: Fr. 2,- pr. Ag. u. Ufd. dkd. verw. Den S." haben Sie bei der Volksbuchhdig. Hottingen   bestellt, wohin Ihre Beschwerde von Pol uns abgegeben ist, also auch da zu reklamiren, wenn fernere Störung feir vorfäme. Schnürung: Nachricht v. 22/9. hier. Weiteres erwartend Die H. Z. H.: Bf. v. 24/9. erh. Adr. vorgem. Weiteres erwartet. Benützte Adr. genügt für solche Zwecke. Columbus: Photogr. mit 38 abgeg. Die Rothen" mit 40.+++ himmel--- Mt. 17,30 Her pr. Abrchg. gutgebr. Mit Fl.- Mskpt hat's den Teufel. 200 Expreffe abgg. ftell Lob. u. Wm. folgen. Sommerschwalbe i. Gbg.: Nachr. v. 21/9. hier der und beachtet. Pr. 2. u. 3. Qu. v. N. Nichts erh. Wann und an wen tig soll gesandt sein!? Lausitzer Rothhaut: Mt. 112,80 à Cto. 2. Qu. u. Schft erh. Brfl. am 24/9. Näheres. Schft. abgg. Ferdinand: Bf. to i b. 21/9. am 26. beantw. J. W.   Gzr.: ö. fl. 1,70 Ab. 4. Qu. erh A. Bt. Par.: Fr. 4, Ab. 4. Qu. 2c. erh. Fdsquittg. später. Nach dem trag wird benützt. J. H. Liestal  : Fr. 4, durch Vbhdlg. erh. Fdsqu dies später. Wthur: Fr. 16,- erh. u. nach Vorschr. verwendet.

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R. C.: Mt. 2,80 Ab. 4. Qu. erh. Ersazzadr. i. Gebrauch. Paris  : P. K. u. unser Bf. kreuzten. Bestülg. Dienstag fort.

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C.

K. T. Rel

Besteller heu -h: in R.: Mt. 3, Ab. 4. Qu. erh. Neue Ordnung bewirkt. und Nachr. v. Hermine am 27. noch nicht erh. Senden 10 St. an bekannte Adr. u. verrechnen Mk. 6,40. F. Jonsch. N.- Y.: Bestellg. v. 10/9. gepi am 27. abges. 10 Mehrbestllg. pr. 4. Qu. vorgemerkt. C. M. B.: Ma Schftbstllg. abgg. Alles beacht. O. H. Rdn.: Mt. 5, für Ab. 4. Q. 3hr 2c. verwendet. F. S. Kft.: ö. fl. 3,70 für Ab. 4. Qu. auf alten es Rest abgeschrieben. H. P. Lgz.: Mt. 9,- Ab. 2., 3. u. 4. Qu. erh die Adr. folgt. G. S. Lbch.: Mt. 3,- Ab. 4. Qu. erh. Ph. Horch. Frtgn.: Fr. 4, Ab. 4. Qu. Ufds. u. Wfds. dkd. erh. Der Kampf wird heiß, bringt er wenig oder viel, wir kämpfen, das ist die Hauptsache Hau K. V. Wien  : Der Polizeispion 3inner war allerdings auch ein pre mal wahrheitsliebender Gewährsmann" des Bum". A. G. R.: Mt. 4,70 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. Bf. a. R. abgg. worden. Weiteres demnächst.

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In unserem Verlage ist soeben erschienen und durch uns, sowie durch über die Expedition des Sozialdemokrat" zu beziehen:

Karl Fourier.

Ein Vielverkannter.

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Versuch einer Darlegung seines sozietären Ideenganges im vori Lichte des modernen Sozialismus.

Von

Herman Greulich  .

( Separatabbrud aus dem Jahrbuch für Sozialwissenschaft".) 72 Seiten 8°.

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Mit dem Bildnisse Fourier'  s und einer Skizze seines Phalanstère- Gebäudes in S Preis: 50 Cts. 40 Pfg.

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Volksbuchhandlung Hottingen- Zürich

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Schweiz  . Vereinsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .