mit einer politischen Krise verbunden sein. Der Tod des deutschen Kaisers oder des russischen Zaren kann sie in jedem Augenblick zur Folge haben. Die deutschen Arbeiter stehen auf dem Plaze. Und wir? Wir drechseln Freiheitsphrasen."
Um eine Demonstration für das Frauenstimmrecht zu veranstalten, hat die Arbeiterpartei bei einer Nachwahl zum Pariser Gemeinderath, die sehr begabte und verständige Propagandistin Leonie Rouzade aufgestellt, indeß nur eine geringe Stimmenzahl erzielt. Ein besseres Resultat dürfte sie bei der Nachwahl zur Deputirtenkammer im 18. Arrondissement von Paris erzielen, wo der Mechaniker Joffrin, Delegirter am Churer Sozialistenkongreß, kandidirt. Derselbe hat bereits in mehreren allgemeinen Wählerversammlungen mit großem Erfolg gesprochen. Sein Hauptgegenkandidat ist der von Clemenceau protegirte sozialistische Radikale Le font. Die Wahl findet am 18. Dezember statt. Herr Gambetta möchte gern Bismarck nachahmen und den Allmächtigen spielen, fällt aber dabei gewöhnlich' rein. Seine Mameluken werden mißmuthig und wollen nicht mehr Ordre pariren. So feige fie sind, so fühlen sie doch, daß Gambetta ihr Geschöpf ist und nicht umgekehrt. Und die Arbeiterpartei ist noch zu schwach, um ihnen Furcht einzujagen, weshalb sie sich ein bischen Radikalismus leisten können.
-Aus Irland . 520 agrarische Gräuelthaten" sind im November in Jrland verübt worden, meldet der amtliche Bericht. Zu 72 dieser ,, Gräuelthaten", die näher bezeichnet werden, gehören auch 7 Waffendiebstähle. Was mögen erst die 448 nicht näher angegebenen ,, Gränel thaten" scheußlich gewesen sein! Uebrigens wollen wir damit nicht sagen, daß die Lage in Irland für John Bull nicht mit jedem Tage ernster wird. Die Jren legen eine verteufelte Hartnäckigkeit an den Tag und zwingen Gladstone, eine immer größere Polizei- und Militärgewalt nach der grünen Insel zu senden. Keinen größeren Gefallen könnten sie jetzt den Engländern thun, als eine allgemeine Erhebung zu proklamiren, aber sie sind nun einmal nicht so„ revolutionär", sich abschlachten zu lassen. Sie wissen, wie sie ihren Feinden am besten beikommen.
schwer geworden, anscheinend zu schlafen, wenn andere über ihre Thätigkeit berichteten, wiewohl wir seit unserer 1878 erlittenen Niederlage nie gerastet und geruht haben.
Bekanntlich erwartete die Fortschrittspartei, den Sieg auch diesmal wieder an ihre Fahne zu heften. Berliner Blätter schrieben schon drei Wochen vor der ersten Wahl, daß der 18. fächs. Wahlkreis ihnen gehöre. Sehr zeitig begann auch schon die Agitation von Seiten der Fortschrittler. Ihre Versammlungen waren jedoch schwach besucht, gewöhnlich von 15 Fortschrittlern und eben so viel Sozialdemokraten. Die Gegner wünschten eine Debatte, wir aber verhielten uns bei so einer schwachen Betheiligung ruhig, die Versammlungen wurden infolgedessen langweilig und man stellte sie schließlich wieder ein, bis der Wahlkampf seinen Anfang nahm. Da wir nun gar kein Lebenszeichen von uns gaben, glaubten die Konservativen den Wahlkreis den Fortschrittlern nicht zukommen lassen zu dürfen. Der bisherige Abgeordnete, Herr Oberbürgermeister Streit in Zwickau , wollte den Konservativen nicht recht passen, infolgedessen nahm derselbe die ihm angetragene Kandidatur nicht wieder an, und so begann denn der Kampf zwischen den beiden Parteien. Die konservativen und reichstreuen Vereine von Crimmitschau und Werdau stellten den Kommerzien rath Kürzel aus Crimmitschau , die Fortschrittler und Reichstreuen in Zwickau dagegen Herrn Dr. Hermes aus Berlin auf. Herr Advokat Dr. Hempel, ein linksstehender Fortschrittler, eröffnete den Reigen, und hielt eine Versammlung mit der Tagesordnung:„ Warum wir liberal wählen" im Namen des liberalen Wahlkomites im„ Deutschen Kaiser" zu Zwickau ab. Dieselbe war höchstens von 200 Personen besucht und waren wenig Arbeiter vertreten, so hielten wir es auch hier für nothwendig zu schweigen. Am darauffolgenden Sonnabend referirte ebenfalls Herr Dr. Hempel in Crimmitschau über dieselbe Tagesordnung, da aber hier meistens Arbeiter vertreten waren und das liberale Wahlkomite den Vorsitz schon im Voraus für sich bestimmt hatte, ließen sich das die Crimmitschauer Genossen nicht gefallen, daß der Vorsitz der Versammlung aufoktroirt werde und verlangten und erzwangen auch die Bureauwahl, trotz des heftigen Sträubens des Vorsitzenden Baumeister Wolf aus Zwickau , in der Weise, daß noch ein stellvertretender Vorsitzender gewählt wurde. Nun konnte endlich der Vortrag beginnen, welcher die Liberalen als die einzigen wahren Freunde des Volkes hinstellte. Hierauf meldete sich unser bis jetzt noch ganz geheim gehaltener Kandidat Stolle zum Wort, kritisirte das Thun und Treiben der Herren Liberalen, und leuchtete ihnen gehörig heim. Als seine Ausführungen
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten großen Beifall fanden, hielten wir es nun an der Zeit, mit unserm
und Gemaßregelten nicht!
Korrespondenzen.
Augsburg . Auch wir können einen Beitrag zur Geschichte der freien Wahl in Deutschland liefern. Kurz vor der Wahl wurde bei Genosse Merkel Haussuchung gehalten. Gefunden wurde gar nichts Verbotenes, doch ließ die Polizei sich die Gelegenheit nicht entgehen, 3000 vorgefundene Stimmzettel zu stehlen. Nach Beendigung des Hausfriedensbruches kamen zwei Polizisten und forderten Merkel auf, zum Rechtsrath Metzger zu kommen. Auf seine Entgegnung, er werde im Laufe des Tages kommen, wurde ihm gesagt, daß er sogleich mitkommen müsse. Er wurde sodann verhaftet, ohne daß man ihm einen Haftbefehl gezeigt hätte und sitt bis heute noch. Nachdem Merkel verhaftet war, fing die Haussuchung von Neuem an. In Abwesenheit seiner Frau wurde die ganze Wohuung umgekehrt und der später dazu kommenden Frau gedroht, daß man den Fußboden aufreißen würde, wenn sie den Versteck der Flugblätter 2c. nicht angebe. Endlich wurden it einer der Wohnung Merkel's gegenüberliegenden Brauerei zwei Poliziften einlogirt, welche auf Jeden aufpassen mußten, der im Hause ausund einging. Erfolgen wird nach der ganzen Geschichte gar nichts. Die Polizei hat sich nur wieder einmal gründlich blamirt und in ihrer ganzen blödsinnigen Brutalität gezeigt.
Aus dem Wahlkreis Alzey Bingen. Zum ersten Mal stellten wir hier einen eigenen Kandidaten, den Genossen Aug. Bebel, auf und vereinigten auf denselben 335 Stimmen. Unser Wahlkreis besteht aus 99 Orten, welche in 95 Wahlbezirke eingetheilt sind. Wir standen nur in den Orten Wörrstadt , Heidesheim , Gau= Algesheim , Nieder- Jugelheim und Gaulsheim unter einander in Verbindung. Wörrstadt lieferte 79, Heidesheim 36, GauAlgesheim 25, Nieder- Ingelheim 8 und Gaulsheim 4 Stimmen. Gewiß von den drei ersteren Orten ein schönes Resultat, Außerdem lieferten uns Bingen , der größte Ort im Wahlkreis, 37 und ein anderer Ort, Welgesheim , 13 Stimmen. Wir hatten keine Ahnung, daß uns von beiden Orten solch ein Zuwachs würde. Gegen die übrigen Wahlfreise der Sozialdemokratie ist unser Erfolg freilich gering, doch ist Aussicht vorhanden, daß die Genossen in unserem Wahlkreis einander aufsuchen und mit einander in Verbindung treten werden, denn außer den fünf oben genannten Orten sind bereits weitere fünf der Verbindung beigetreten.
In vielen Orten, wo eine, zwei oder drei Stimmen für Bebel abgegeben waren, wollten die Wahlvorstände keinen Sozialdemokraten im Orte haben und erklärten diese Stimmen für zersplittert oder ungültig. Daher kommt es auch, daß in den hiesigen Blättern anfangs nur von 245 sozialistischen Stimmen die Rede war, während es thatsächlich, wie Eingangs erwähnt, 335 sind. In dem Dorse Vendersheim behaupten zwei Leute steif und fest, sie hätten Bebel gewählt und in den Blättern ist Vendersheim mit feiner sozialistischen Stimmen verzeichnet. In Wörrstadt hat ein Schullehrer vor dem Wahllokal einem sozialistischen Wähler den Zettel mit Gewalt abgenommen, zerrissen und ihin einen auf den konservativen Kandidaten lautenden in die Hand ge drückt. Schulmeisterlein, Schulmeisterlein, das kommt auf's Kerbholz! Bei der Stichwahl haben wir uns der Abstimmung enthalten. Mit fozialdemokratischem Gruß! Fidelio.
Es ist
Aus dem Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte. Eine Haussuchung mit Hindernissen. In einem friedlichen Städtchen, das wir aus begreiflichen Gründen nicht nennen wollen, fand jüngst eine Haussuchung statt. Der Hochwohllöblichen war von einem, pflichtgetreuen" Stephansknecht die entsetzliche Kunde berichtet worden, daß unter ihrer getreuen Heerde sich auch ein rändiges Schaf befinde, welches dreimal wehe! den Züricher Sozialdemokrat" liest. Da machten sich denn auf Bürgermeister, Posthalter und Polizeidiener, das Haus des Verruchten sorgfältig zu untersuchen. besser, wir sehen zu, daß wir das Weib des Gottlosen allein antreffen, sprach nachdenklich der Vater der Stadt, denn in unserer verderbten Zeit haben wenigstens die Frauen noch Respekt vor der Obrigkeit, so von Gott eingesetzt". Gesagt, gethan; das würdige Dreigespann tritt mit finsterer Miene der überraschten Frau entgegen: Wo haben Sie das Schandblatt, den Sozialdemokrat"? Den kenne ich gar nicht, antwortete die Gefragte mit harmloser Miene. So? Aber wir kennen ihn und werden ihn jetzt suchen. Bitte, geniren Sie sich gar nicht, ist die höfliche Antwort, worauf die Schnüffelei in Szene geht. Aber wer nimmt es mit Mutter Eva auf? Mit Blitzesschnelle sind aus der Kommode die dort aufbewahrten Nummern des Umsturzblattes herausgerissen, dem in der Wiege unschuldvoll ruhenden Säugling unter das Liger geschoben. und ehrerbietig leistet die brave Frau den eifrigst Suchenden die schuldige Hilfe.
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Als nun Kisten und Kasten vergebens durchwühlt worden waren, da fiel das Auge des gestrengen Bürgermeisters zum Schluß auf die Wiege. Sollte vielleicht dort-? Und entschlossen hebt er das Deckbett auf. Doch, o weh, dem Burschen in der Wiege war die Sache gleichfalls nicht geheuer vorgekommen. Berschmitzt lächelt er dem Fremdling entgegen, sein Respekt vor der Obrigkeit war nicht größer als der seines Vaters, mit verhaltener Nase flüchteten die Gesellschafteretter von der Wiege zurück. Am andern Morgen erhielt aber jeder der drei Braven als Entschädigung für seine Mühe per Post eine Nummer des " Sozialdemokrat", notabene eine reinliche.
und
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Aus dem 18. sächsischen Wahlkreise. Nachdem nun der Wahlkampf vorüber, wollen auch wir wieder einmal einiges von uns hören lassen. Der Grund, warum bisher so wenig, ja fast gar nichts im Parteiorgan von uns gehört wurde, war der, daß wir beabsichtigten, unsere Gegner in Sicherheit zu wiegen. Es ist uns manchmal recht
Kandidaten nicht länger hinterm Berge zu halten. Genoffe Seifert meldete sich zum Wort und wies den Herren Liberalen nach, daß ihre Worte mit der That sich gewöhnlich nicht im Einklang befinden. Hierauf erfolgte die Proklamation unseres Kandidaten Stolle, welche mit lautem Jubel begrüßt wurde; die Gegner sahen einander verblüfft an, als grusle es ihnen, hierauf versuchte es Herr Dr. Hempel, Stolle's Ausführungen zu wiederlegen. Stolle meldete sich hierauf wieder zum Wort, der Vorsitzende erklärte aber, er könne ihm das Wort nicht geben, weil um 12 Uhr die Versammlung geschlossen werden müsse und sprach den Schluß der Versammlung aus. Der stellvertretende Vorsitzende ertheilte aber hierauf Stolle wieder das Wort, dieweil er auch mit sprechen müsse, bevor die Versammlung geschlossen werden könne. Da erhob sich, als rettender Engel für die Liberalen, der überwachende Beamte und verbot es, daß die Versammlung wieder eröffnet wurde. Den folgenden Tag, den 16. Oktober, hielt das liberale Wahlkomite wieder eine Versammlung ab, in welcher Herr Ludwig Löwe aus Berlin referirte. Dieselbe fand im Schwanenschlößchen zu Zwickau statt und war von 600 Personen besucht. Gleichzeitig wurde in der Versammlung das Gerücht verbreitet, Bebel sei anwesend. Herr Löwe, ein gewandter Redner, hob alle die Nachtheile hervor, welche durch eine etwaige Wahl eines Konservativen dem Volke erwachsen, griff die Projekte des Reichsfanzlers so heftig an, daß es manchen Spießer gruselte und empfahl sehr warm die Kandidatur Otto Hermes, als des rechten Vertreters für den 18. sächsischen Wahlkreis. Nachdem Löwe seinen Vortrag beendet und der Rausch, den er erzeugt, etwas vorüber war, erhob sich der Vorsitzende Wolf und erklärte, weil der Herr Vortragende heute noch einen Vortrag in einem benachbarten Kreise zugesagt habe, die Versammlung für geschlossen. Der wahre Grund war der, daß sich während der Versammlung das Gerücht verbreitet hatte, Bebel sei anwesend. Ein wahrer Sturm der Entrüstung erhob sich jetzt. Die Genossen, welche dem Bureautisch am nächsten saßen, schleuderten den Herren das Wort Feigheit entgegen, hundert Kehlen wiederholten das unliebſame Wort, einzelne Genossen setzten die Herren über ihre infame Handlungsweise zur Rede, ein allgemeines Durcheinander im ganzen Saal folgte, mehrere Hochs auf die Sozialdemokratie, sowie auf Stolle wurden ausgebracht und wir verließen den Saal. Geschadet hat uns die Erbärmlichkeit dieser Herren nicht, wohl aber so manchen dazu angefeuert, nun mit desto größerem Eifer für uns einzutreten. Den darauffolgenden Donnerstag endlich stellte sich Herr Dr. Hermes aus Berlin seinen Wählern im Deutschen Kaiser zu Zwickau vor. In der Annonce, welche dies ankündigte, war aber gleich gesagt, daß Sozialdemokraten wegen der Störung im Schwanenschlößchen keinen Zutritt hätten. Also wenn diese Herren auf infame Weise anders Denkenden das Wort abschneiden und ihnen dann ihre Handlungsweise beim richtigen Namen genannt wird, so nennen sie das Ruhestörung. Zwei Schutzleute waren an der Eingangsthür postirt und wiesen alle bekannten Genossen oder wen sein Anzug als Arbeiter kennzeichnete, zurück. Die Konservativen sahen von öffentlichen Versammlungen ab. Wahlaufrufe, welche ganze Seiten der Lokalblätter füllten, sollten diese ersetzen. Uns wurde blos eine kleine Annonce im Zwickauer Tageblatt aufgenommen, die Expedition des Wochenblattes wies eine solche höhnisch zurück.
In Folge dieser Schweigsamkeit unserseits entbrannte der Kampf zwischen den gegnerischen Parteien um so erbitterter und ging schließlich so weit, daß sich dieselben Giftmischer titulirten, zu unserm Gaudium und zum Aerger so mancher Ordnungsseele.
Wir blieben indeß nicht müßig, und rüsteten uns, unsere Gegner zu überfallen. Den Sonntag vor der Wahl früh um 7 Uhr rückten unfre Truppen mit Stimmzettel und Wahlaufrufen aus, den Kreis zu erstürmen. Aber o weh, kaum waren sie eine halbe Stunde lang an der Arbeit, da kamen schon mehrere Frauen von Schutzleuten in Zwickau auf die Polizeiwache gelaufen und zeigten die Zettel vor; auch ein sauberer Patron, Weichensteller oder vielmehr Schlagzieher, Klappenbach an der Schneebergerstraße, denunzirte unfre Zettelträger. Jetzt begann eine Razzia. Alle Polizeimannschaft wurde aufgeboten, wenigstens in Zwickau , so daß bis Mittag 11 Mann hinter Schloß und Riegel saßen. Die Schußleute gaben sich damit aber noch nicht zufrieden, es wurde in die Häuser gegangen und Wahlaufrufe und Stimmzettel für Stolle abverlangt und mitgenommen. Ueberall bei den erwischten und sonst befannten Genossen wurden Haussuchungen vorgenommen. Eine riesige Aufregung herrschte infolgedessen in der Stadt, an allen Biertischen wurde blos von den Verhaftungen gesprochen; die einen ergrimmten und beschlossen, nun erst recht für den Sozialdemokraten zu stimmen, indeß die anderen sich freuten, weil die Ehrenmänner glaubten, nun würde niemand wagen für Stolle zu stimmen. Die Frauen der Verhafteten liefen zu einander und berathschlagten, was nun wohl zu thun sei, bis dieselben beruhigt wurden, daß ihre Männer doch am Nachmittag wieder herauskämen. Aber es kam anders. Dieselben wurden am anderen Morgen an das Amtsgericht abgeliefert; die Einen Montag Abend wieder entlassen, während die Anderen zwei Tage länger warten mußten. Ein unter ihnen befindlicher Desterreicher wurde erst nach drei Wochen entlassen. Gegen zehn der Verhafteten wurde eine Anklage erhoben wegen Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen,§ 131, welche im Wahlaufruf enthalten sein sollte. Montag, den 24. Oktober begab sich ein Genosse auf das Polizeibureau, um gegen die Wegnahme von Stimmzetteln in den Wohnungen der Austräger sowohl als aus den Häusern der Wähler Beschwerde zu führen, worauf Seitens des Herrn Stadtraths erwiedert wurde, es sei kein Schuhmann beauftragt gewesen, Stimmzettel wegzunehmen, 6108 Wahlaufrufe sollten diefelben abholen.( Auch das war ungesetzlich. D. R.) Es wurde nun in Gegenwart unseres Genossen der Polizei- Inspektor beauftragt, beim Rapport zu fragen, oh Jemand Stimmzettel weggenommen habe; die Schußleute hatten angegeben, die Wähler hätten den Stimmzettel freiwillig mitgegeben, wir haben aber viel Beweise, daß dieselben abverlangt wurden. Die Beschwerde half indeß; kein Schutzmann wagte es mehr, Jemandem einen Stimmzettel abzuverlangen zwar mußten wir unsre Arbeit wieder von vorn anfangen, aber unsre Träger wurden unbehelligt gelassen. In den Ortschaften ging die Vertheilung gut von Statten, nur in Reinsdorf wurde ein Vertheiler abgefangen und vom Gensdarm nach Zwickau transportirt,
nach Verlauf von 2 Stunden aber wieder in Freiheit gesetzt. Die konservative Amtshauptmannschaft entließ denselben, während die liberale Polizeibehörde unsre Leute 24 Stunden lang behielt und dann noch an's Amtsgericht ablieferte. Erwähnen will ich noch, daß der in Reinsdorf Abgefangene ein Spinner, in Arbeit bei Patrikovsky und Comp. in Schedewitz bei Zwickau , ist. Der Gendarmeriebrigadier von Schedewitz begab sich den Tag nach der Verhaftung in die Fabrik, ließ den Spinner rufen und fragte ihn, in Gegenwart des Direktors, ob er ihn, den Brigadier, noch kenne, worauf er ihn wieder gehen ließ. Die Gemeinheit zeigte bald ihre Früchte: den nächsten Tag be= tam unser Genosse seine Kündigung. Derselbe ist noch dazu schon 10 Jahre in der Fabrik beschäftigt gewesen, hat ein Auge bei der Arbeit eingebüßt und ist ein hoher Fünfziger. In Wildenfels , Werdau und Crimmitschau ( in letzterer Stadt wurde blos einer abgefangen) ging alles gut von Statten. Spaßeshalber will ich noch folgenden Fall mittheilen, welcher im Werdauer Landbezirk sich zugetragen hat. Ein Genoffe gibt einem biederen Landbewohner einen Stimmzettel in seine Wohnung, als der Genosse wieder auf der Straße ist, kommt der Landbewohner außer Athem vor die Thür gestürzt, einen auf der Straße daher kommenden Chaussewärter anrufend: He da, halten Sie doch einmal diesen Mann fest!" selbst hatte er wahrscheinlich keine Courage. Dieser ruhig seinen Weg fortsetzend, erwiderte:„ Ich habe keine Zeit." Während dieser Zeit treten auf der anderen Seite zwei andere Genossen, welche ebenfalls Stimmzettel tragen, heraus, sofort ruft unser Landbewohner:" Sie meine Herren, halten Sie doch einmal diesen Menschen dort fest, das ist ein Sozialdemokrat." Die beiden Augeredeten, ein paar Berliner Ausgewiesene, erwiedern: Ja Männeken gleich wern m'rn haben", und sich eins in's Fäustchen lachend, gehen alle drei Genossen ruhig weiter. Unser biederer Landmann, seinen Reinfall gewahr werdend, tänzelte verwundert in's Zimmer zurück. Daß in Zwickau so viele Austräger abgefangen wurden liegt daran, daß zu wenig Genossen sich bekannt geben konnten, daher ein Jeder einen zu großen Bezirk übernehmen mußte. Wir hatten für Zwickau blos 15 Träger, indeß wir wenigstens 50 gebraucht hätten. ( Schluß folgt.)
Notiz für Silberarbeiter. In Wien liegen die Besteckarbeiter der Firmen Ecker, Dub und Kämpf im Streit, zu welchem sie von den Fabrikanten genöthigt wurden. Die Fachgenossen werden dringend gebeten, Zuzug fern zu halten und ihre kämpfenden Brüder durch Beiträge zu unterstützen. Unterstützungen sind zu senden an Anton Pfiel, Wien VII, Bezirt, Zieglergasse 53.
Briefkasten
der Redaktion: Wiederum mußte wegen Raumman gels ein großer Theil der Einsendungen zurückgelegt werden. F. Siegle: Jn nächster Nummer.
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der Expedition: H. N. H.: Mf. 5,- für Ab. pr. Dez. 81. Ende März 82, sowie Ufds. dkd. verwendet. Brutus: Mit Nr. 50 Flugschr. abgg. V. vergriff. Mich. Stieber:" Frau u. Soz." von B. melden wir Ihnen nun zum xsten Male als vergriffen! Rothbart: Bf. v. 24/11 erh. Flgbl. 2c. mit 49 abgg. 2. St. Nku: Mt. 3,- Ab. 3 Mt. erh. J. B. M.: Fr. 2,40( Mt. 2,-) Ab. pr. 2 Mt. erh. G. Ravensburg: Mt. 4,50 Wfds. für Mz. dkd. erh. Glüh wurm Rß. Alles nach Wunsch abgg. Photgr. hatten Verzögerung. F. 3. Dank! X. 3: Fr. 27, à Cto. erh. Bukarest : Fr. 50,- eingetroffen. Näheres erwartet. H. L. P. i. S.: Mt. 3,- Ab. 4. Qu. u. Mf. 1,50 f. Schr. erh. Weiteres dkd. benützt. Gruß! Ledtuft. Sttt.: Mt. 10,- f. Schft. nach Vorschr. verwendet. Wahlstatistik von noch nicht fertig. Weiteres siehe:" Statist.- Tafel aller Länder der Erde." Otto Hübner, Berlin , zu bezieh. in jeder Buchhdlg. Briefl. mehr. Bukarest Aldpco.: Fr. 5,- erh. Bf. erwartet. Rother Franz: Fr. 15,- eingetroff. W. L. Amsterdam : Fr. 11, f. Mz. d. Wfds. dkd. einverleibt. Fdsquttg. später. K. T. Paris : Fr. 50,- erh. u. hievon Fr. 14,65 a. d. Vbhdlg. bez. Fr. 8,- pr. Flgfds. Skd. vorgem. Fdsqttg. später. Weitere Fr. 70,- 3hlg. au 2. verrechnen in Ihr Haben. Bfl. mehr. Armer in B: Mt. 20,- pr. W.- und Agfds. durch Schrg. dkd. erh. Fdsqttg. später. Antwerpen : Fr. 125,-
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