n den Gründerjahren vornahmen, um die Kohlenpreise in die Höhe zu treiben, während sie es den Arbeitern zum Verbrechen machten, wenn sie einen Lohn verlangten, der zu menschenwürdiger Existenz nothdürftig zureichte. Der Streitsche Antrag wurde angenommen, weitere Anträge der Sozialisten stehen jedoch in Aussicht.
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Am Montag, 9. Januar, hatte die sächsische Justiz wieder ein großes Schlachtfest. Als Schlächter fungirte der bekannte und berüchtigte Mangoldt, angeklagt waren 39 Sozialisten, meist Großen hainer , darunter unser dortiger Reichstagskandidat F. Geyer. Dieselben hatten in Großenhain Flugblätter ausgetragen und sich dadurch gegen die konservative Partei in einer Weise versündigt, die schwere Ahndung verdiente. Die Verhandlung war wie gewöhnlich geheim, und man wußte also schon, was kommen würde. Die Formalitäten dauerten bis Abends 7 Uhr, dann wurde jeder, von dem festgestellt war, daß er Sozialist sei, verknurrt. Geyer, als Kandidat zum Reichstage, erhielt acht Monate Gefängniß, damit er sich nicht wieder eine solche Kandidatur zu Schulden kommen läßt. König, da er aus Berlin und Leipzig ausgewiesen, also ein sehr gefährlicher Mensch ist, muß vier Monate brummen. Kühnel, Kolporteur in Meißen , bekam auch vier Monate; man sah ihn für den Führer der aufgeklärten Meißner an und ärgerte sich, daß es solche Leute in der alten sächsischen Fürstenstadt geben kann. Nun marschirten eine Reihe von Angeklagten, die Flugblätter ausgetragen hatten, mit zwei Monaten Gefängniß auf, und zwei Monate erhielt auch der Maschinendreher Krügel, der als Dreher einer in sozialistischen Händen befindlichen Maschine sehr verdächtig war, sich des strafbaren Inhalts dessen, was er gedreht hatte, wohl bewußt gewesen zu sein. Um das Dutzend voll zu machen, wurden noch zwei Mann zu je 14 Tagen und Genosse Sch a 3, der ein verschlossenes Packet mit Wahlaufrufen an einen andern gegeben hatte, zu vier Wochen verurtheilt. Es war unbedingt anzunehmen gewesen, daß er das Innere dieses verschlossenen Packets ganz genau gekannt hatte, denn die Sozialisten kennen ja Alles und Schatz ist ein Sozialist. Vorwand zu dieser Abschlachtung gab § 131. 27 Mann wurden Schandenhalber freigesprochen.
Den zwei Monstre prozessen, die sich seit Beginn dieses Jahres in Dresden abgespielt haben, wird im Laufe der Zeit noch eine große Zahl von Wahl- und sonstigen politischen Prozessen nachfolgen. Außer dem bekannten Leipziger Prozeß gegen Bebel, Hasenclever und Liebknecht, schweben gegen Bebel wie gegen Liebknecht noch je 2 Prozesse, die sofort nach Schluß des Landtages wohl in Schuß kommen werden. Und weniger ernsthafte Prozesse, die in der Wahlbewegung ihre Wurzel haben, dürften noch zu Hunderten vorhanden sein
Bei den zahlreichen politischen Prozessen der Gegenwart ist das Augenmerk auf die flagranten Schäden unseres Gerichtsverfahrens gelenkt wor den: während es für untergeordnete Vergehen 3 Instanzen gibt, gibt es für die ernsteren Vergehen und Verbrechen, die vor das Landgericht kommen, nur eine Instanz. Wer vom Landgericht verdonnert ist, hat nur die Chance der Revision beim Reichsgericht eine Chance, die aber in politischen Prozessen gleich Null ist, weil das Reichsgericht nicht das Recht hat, Feststellungen" des Landgerichts anzugreifen, sondern blos formelle Mängel in der Urtheilsbegründung. Thatsächlich feststellen" kann das Landgericht Alles, denn zur Feststellung" gehört nicht ein juristischer Beweis, sondern die Ueberzeugung" des Richters. Die ,, Ueberzeugung" braucht also nur korrekt, d. h. schablonenmäßig„ festzustellen" und das Urtheil ist un anfechtbar. Die Schablone ist aber leicht zu beschaffen, und wer sie einmal hat, kann nie irren.
Und da in unseren Richtern uns unsere politischen Feinde gegenüberstehen, so sind solche Prozesse im Voraus entschieden.
Aus England. Die Wahlen in Deuschland scheinen auf die englischen Arbeiter einen tiefen. Eindruck gemacht zu haben. Im ,, Labour Standard" finden wir in fast jeder Nummer Einsendungen von Arbeitern, welche auf ein selbstständiges Vorgehen derselben bei den Wahlen hinauslaufen. So heißt es in einem Leitartikel in der letzten Nummer dieses Blattes unter direktem Hinweis auf die Vertretung der deutschen Arbeiter im Reichstag: ,, Es ist ein bedauerlicher Zustand, daß die kapi talistischen und anderen Klassen so start im Unterhaus vertreten sind, während die Arbeiterklasse, von der die Existenz aller anderen Klassen abhängt, kaum eine Stimme in den Angelegenheiten des Landes hat.". ,, Statt auf die Anpreisungen der großen Parteien zu hören und für ihre Kandidaten zu stimmen, mögen die Arbeiter jedes Distrikts sich verbinden, um in jedem größeren Industriezentrum einen Arbeitervertreter zu entsenden. Wenn wir uns nicht darum fümmern, so werden die nächsten allgemeinen Wahlen da sein, ehe wir es merken; und ohne entsprechende Organisation ist die Durchsetzung von Arbeiterkandidaten unmöglich. Die Jdee einer Arbeiterpartei ist eine berechtigte. Möge sie ins Werk gesetzt werden, solange noch Zeit dazu ist, damit die Arbeiter, wenn die allgemeinen Wahlen da sind, vorbereitet sind, in jedem Distrikt ihren eigenen Kandidaten in's Feld zu fahren."
In Manchester verlangen die Maschinenbauer angesichts der besseren Industrieverhältnisse eine Lohnerhöhung bis zur Höhe der vor drei Jahren gezahlten Löhne. Da die Unternehmer sich dagegen sperren, stebt ein Strike in Aussicht.
Aus demselben Grunde und nach demselben Maßstabe verlangen die Baumwollenweber von Nord und Nordost Lankashire Lohnerhöhungen von 72, 10 und 15 Proz.
S
In Cleveland haben die Verhandlungen zwischen den Unternehmern und Delegirten der Arbeiter der Eisen distrikte bereits dahin geführt, daß die Unternehmer den Arbeitern 12 Proz. Lohn= erhöhung geboten haben.
In Oldham haben die Spinner beschlossen, eine Lohnerhöhung von 5 Proz. zu verlangen.
In den Industriebezirken von Staffordshire finden, namentlich in der Kohlen- und Eisenbranche, gleichfalls Verhandlungen wegen Lohnerhöhungen statt.
Korrespondenzen.
Mülhausen i. Elsaß , 6. Januar. Wenn auch verspätet, sei Ihnen doch auch von hier aus ein Lebenszeichen zugesandt. Es mag das erste Mal sein, daß aus Mülhausen ein Bericht im Parteiorgan erscheint, ein Zeichen, daß das Sozialistengesetz auch in den neuen deutschen Reichslanden seine Wirkung ganz gut erfüllt. Wir hatten im Jahre 1874 bei den Wahlen allerdings aud) zirka 300 Stimmen zusammengebracht, aber nach vorhergegangener öffentlicher Agitation, und die damaligen Genoffen traten nach vollbrachter Wahl zu keiner thatkräftigen Organisation zusammen. Es mußte erst das Sozialistengesetz kommen, um auch hier der sozialistischen Partei einen festen Kern von Anhängern zu gewinnen. Für den mit den politischen Verhältnissen Vertrauten bedarf es keiner weiteren Auseinandersetzung über die verschiedenen Hindernisse, die sich einem massenhaften Anschluß der elsässischen Arbeiter an die deutsche sozialistische Partei entgegenstellen. Wir sind auch weit davon entfernt, ähnlich den deutschen Industriezentren, unsere Anhänger nach Tausenden zu zählen. Wir sind erst in die Hunderte eingerückt. Aber wir sind da!
Jetzt, wo die sozialistische Partei von der Oeffentlichkeit verdrängt, nur im Stillen und Geheimen sich äußern kann, legen nur die stattfindenden Verfolgungen und Prozesse von derem Dasein Zeugniß ab. Und so sei den Lesern des„ Sozialdemokrat“ von unserem ersten Prozeß Bericht erstattet.
Jm vorigen Sommer wurde eines frühen Morgens Genosse Huber, der Tags zuvor in Basel zum Besuch war, behaussucht. Das Nämliche geschah den Genossen Hickel und Hirler. Die beiden Ersteren wurden von unserm" Kaltenbach, der mit seiner Spitzelbande gar geschäftig that, verhaftet. Man hatte bei Genossen Huber wirklich einige Briefe
und Packete mit unserem Organ gefunden. Beim Genossen Hickel dagegen nur seine Abonnementsnummer und ein Packet, dessen Inhalt ihm aber unbekannt war. Sieben Wochen schmachteten die Beiden in Untersuchungshaft.
Natürlich hatte die Verhaftung unserer Genossen in deren Nachbarschaft, wo sie als ruhige Leute sehr gut bekannt waren, großes Aufsehen gemacht. Jedermann frug sich, weshalb kommen die Beiden ins Gefängniß? Unsere in Freiheit befindlichen Genossen versäumten natürlich nicht, darauf die Antwort zu geben, und so wurden denn Viele mit dem Sozialismus bekannt und unsere Anhänger. Das zeigte sich übrigens bei den Wahlen.
Hickel sowohl wie Huber wurden stets gefesselt aus dem Untersuchungsgefängniß zum Untersuchungsrichter geführt. Man begreife das peinliche Aufsehen! Frau Hickel war mehrere Mal Zeuge dieser Brutalität, und so entschlüpfte der hitzigen Elsässerin in gerechter Aufwallung die Bemerkung:" Seht, wie diese verf...... Schwaben meinen Mann behandeln."( Die Bewohner Schwabens mögen die Identifizirung mit preußischen Gensdarmen verzeihen. Aber die bepickelhaubten Subjekte dahier, die sich dem Volke so unsympathisch wie möglich machen, haben nun einmal diesen Namen. Er soll bezeichnen das Rohe, Protzenhafte dieser Diener einer rohen prozenhaften Gewalt. Je mehr die schwäbischen Bürger sich vor dem„ Verpreußeln" bewahren und eifrige Kämpfer der Freiheit werden, je mehr wird auch hier aufhören der schlimme Beigeschmack ihres Namens).
Es kam endlich zur Gerichtsverhandlung.
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Ein bezeichnendes Kuriosum einen andern Namen kann man füglich bei der Masse von Schandthaten kleinen wie größeren Kalibers, in welchen sich unsere Gewalthaber gefallen, nicht anwenden fam gleich anfangs vor. Genosse Hirler befand sich im Zuhörerraum, und ohne irgend welche Veranlassung wurde er von unserer edlen Polizeiseele Kaltenbach in einer Zelle des Gerichtsgebäudes inhaftirt, um nach beendigter Verhandlung wiederum ohne irgend welche Veranlassung freigelassen zu werden.
Die Theilnahme des Publikums war eine sehr rege, denn es galt ja zum ersten Male sozialistische Verbrecher" aus den Reihen der Elsässer, zu denen das sozialistische Gift nach der Aussage unseres Statthalters Manteuffel noch nicht gedrungen ist, zu richten. Aber zu einer sehr großartigen Staats- und Gesellschaftsrettung, zu welcher Kaltenbach alles Mögliche vorbereitet hatte, kam er, Dank der Festigkeit und Offenheit unserer beiden Genossen, nun doch nicht. Der Gang der Verhandlung unterschied sich jedenfalls wenig von den anderwärts vorkommenden. Es sei demnach nur einer interessanten Episode gedacht. Der damit beauftragte Beamte las die Untersuchungsprotokolle vor. Unser Hickel mar gefragt worden, wie er als Elsässer sich der deutschen sozialistischen Partei anschließen könne. Die Antwort lautete kurz und bündig: Als ich im Jahre 1870 als Kriegsgefangener in den feuchten und dumpfen Kasematten Rastatts lag, hatte ich Zeit genug, um über das Elend und den furchtbaren Unfinn des Krieges nachzudenken. Ich fand, daß nur die Sozialisten diesen Greueln ein radikales Ende machen können. Demnach wurde ich Sozialist. Und meil ich weiß, daß nur durch Zusammenhalten aller Gleichgesinnten, ohne Rücksicht auf Nationalität etwas erreicht werden kann, so schloß ich mich der deutschen sozialistischen Partei an! Täuschte ich mich oder war es Wahrheit, der Vorlesende senkte seine Stimme zum faum vernehmbaren Flüstern herab, und seltsam bedeutungsvolle Blicke tauschten die Gerichtsherren untereinander.
Das Ende der sehr langen Berathschlagung war, daß Huber zu seiner fiebenwöchentlichen Untersuchungshaft weitere zwei Monate erhielt, Hickel aber freigesprochen wurde.
Zum ersten Male im Feuer stehend, haben sich unsere Genossen bra v gehalten. Die ausgestandenen Leiden rechnen sie für Nichts. Konnten sie durch dieselben doch der Arbeiterpartei nützen und Ers. fahrungen für später sammeln. Von der Frische und Energie unserer hiesigen jungen Garde legte Hirler ein gutes Beispiel ab, indem er, um den Genossen in Basel von den vorgekommenen Verhaftungen Nachricht zukommen zu lassen, den langen Weg von Mülheim nach Basel , da die Eisenbahnstationen von Kaltenbach besetzt waren, in einem Tempo zu Fuß zurücklegte. Athemlos langte er in Basel an, um, ungleich jenem Griechen von Marathon, von einer verlorenen Schlacht Meldung zu machen.
100 Mart und
Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß der Polizeimann Kaltenbach respektable Anstrengungen machte, um unseres Genossen G. in Basel habhaft zu werden. Naiv unverschämt, bot er der Frau Hickel wer lacht da nicht! dem Genossen Hirler als Vorschuß 20 Mark an, wenn sie den betreffenden Genossen nach Mül hausen locken würden. G. in Basel erfreut sich des schlesischen resp. des deutschen Bürgerrechts. Schuld- und sehllos steht er da. Was zum Teufel hat denn da dieser Polizist ein Fanggeld auf seinen Kopf zu setzen? Aus welchem Fond werden diese Summen entnommen, Schuft von Kaltenbach?
Die Wahlen vom 27. Oktober gaben eine kleine Antwort auf den obigen Prozeß. Wir mußten natürlich mit der größten Vorsicht zu Werke gehen und aus eben dem Grunde konnten nur 11 Mann mit dem Vertheilen betraut werden, weshalb auch, besonders in der Stadt, die Verbreitung eine sehr mangelhafte war. Kaltenbach erklärte Mehreren, daß sie nur die Flugblätter zeigen möchten, die Wahl sei frei und das Flugblatt ja nicht strafbar, und trotzdem hielt der Gute drei Haussuchungen nach diesem Flugblatt ab. Jedoch gerade als er beim besten Haussuchen war, flebte ihm ein Genosse mit dem klebrigsten Gummi ein solches Flugblatt an seine eigne Hausthüre an. Einschüchterungen fehlten auch nicht, trotzdem der Statthalter von Manteuffel sein Wort gegeben hatte, daß die Wahlen in Elsaß frei sein sollten. Ein Werkmeister in den Eisenbahnwerkstätten erklärte den Arbeitern:„ Wer für Liebknecht oder Dollfuß stimmt, wird aus der Arbeit entlassen." Nicht wahr, Bürger Redakteur, das Elsaß wird von den Deutschen moralisch zurückerobert?( Na, ob! D. Red.)
Trotzdem nun, wie gesagt, die Vertheilung noch eine mangelhafte zu nennen war, trotzdem wir aus dem Groß- Hüninger Kanton( Schweizer Grenze) gar keine Stimmen amtlich zugezählt bekamen, erhielt Liebknecht doch 478 Stimmen, meiſtentheils auf den Dörfern. Nun theilt uns aber ein Genosse aus Hägenheim mit, daß daselbst 3 Stimmen auf Liebknecht gefallen seien. Nach amtlicher Zusammenstellung liefert aber der ganze Gr. Hüninger Kanton gar teine Stimmen für Liebknecht, so daß da ein klein wenig corriger la fortune gespielt wurde. Liebknecht erhielt in Wahrheit bedeutend mehr Stimmen. Aber sind denn für den Anfang auch blos 478 Stimmen nicht genug? Boden ist für den Sozialismus vorhanden, und bearbeitet wird er werden.
N
Ihr aber, Arbeiter von Mülhausen , aufgewacht und dem Sozialismus die Augen zugewandt. Er allein kann uns befreien vom Druck der Fabrikanten und der Gewaltherrschaft. Reicht Euren Brüdern, den anderen Arbeitern, die entschlossene Bruderhand. Gedenket der Worte Beranger's: Die Menschen sind ja alle Brüder und unser Feind die Tyrannei!
Sprechsaal.
An die verehrliche Redaktion des„ Sozialdemokrat". Sie haben in mehreren Nummern des„ Sozialdemokrat" die Rede getadelt, die ich bei der Berathung der Denkschriften über die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes im Reichstag gehalten habe. Ohne mich auf die von Ihnen beliebte Form des Ausdrucks näher einzulassen, bemerke ich zuvörderst, daß es Ihnen wohl besser angestanden haben würde, wenn Sie von mir eine Erklärung verlangt hätten, bevor Sie sich in so heftigen Angriffen gegen einen alten Parteigenossen ergingen. Zunächst sei positiv erklärt, daß ich keineswegs beabsichtige oder beabsichtigt habe, den offiziellen Charakter des„ Sozialdemokrat" anzufechten. Dieser offizielle Charakter gründet sich auf einen Beschluß des Wydener Kongresses, an dem ich zwar keinen Theil habe, den ich aber auch nicht umstoßen kann, selbst wenn ich dies wollte, woran ich in jener Rede nicht entfernt gedacht habe. Ich gebe zu und dies ist der einzige Bunft, in welchem Sie Recht haben mögen daß ich mich hätte deutlicher ausdrücken sollen. Hätte ich gesagt, wie ich sagen wollte:„ Die einheimische Partei hat keine Organe mehr in Deutsch land " hätte ich die Worte ,, in Deutschland " also hinzugefügt, so wäre fein Mißverständniß möglich gewesen.
Die Scheidung in ausländische und einheimische Partei" bezog sich doch blos auf die Verschiedenheit der Taktik, deren Vorhandensein Niemand bestreiten wird. Ein Gegensatz und vollends ein prinzipieller sollte damit nicht ausgedrückt sein; es kann ihn auch nur eine gewaltsame Interpretation aus meinen Worten herauslesen wollen.
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Wenn Sie verlangen, daß ich Artikel, wie den über Hietler, den der Minister des Innern vorlas, im Reichstage vertreten soll, so kann ich diesem Verlangen nicht stattgeben. Meine Wähler haben mich nicht nach Berlin gesandt, um Artikel zu vertreten, in denen ganz offen der Todtschlag empfohlen wird, sondern um mich an der Gesetzgebung zu betheiligen und im Sinne des sozialdemokratischen Programms auf dieselbe einzuwirken. Ich habe nichts dagegen, wenn andere sich in revolutionären" Kraftphrasen überbieten; ich selbst aber finde keinen Geschmack daran, und meine Wähler wissen ganz gut, daß ihnen all die donnernden Revolutions- Pronunciamentos noch keine Suppe geschmalzt haben. Ich was mit den liebe nun einmal eine gemäßigte Form des Ausdrucks Prinzipien gar nichts zu thun hat und schätze es als eine glückliche Errungenschaft, den journalistischen Flegeljahren entwachsen zu sein. Sie aber sind nicht berechtigt, mir in diesem Punkte Vorschriften zu machen. Die sozialdemokratische Fraktion wird eine Erklärung abgeben, in welcher sie die Grenzen ihrer Verantwortlichkeit gegenüber den einzelnen Artikeln des„ Sozialdemokrat" bestimmen wird. Daraus wird sich von selbst ergeben, wie weit die Berechtigung der Redaktion in ihrer Kritik bezüglich der Thätigkeit der Abgeordneten geht, und ob wir Abgeordneten verpflichtet sind, uns eine Kritik in der Form, wie sie mir gegenüber von Ihnen beliebt wurde, gefallen zu lassen.
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Wenn Sie schließlich auch an meinem journalistischen Beruf sich reiben, so erledigt sich dies für mich sehr einfach dadurch, daß ich mir wohl erlauben darf, auch die geehrten Herren Redakteure des„ Sozialdemokrat" als Journalisten zu betrachten.
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Wir haben zu dieser Erklärung folgendes zu bemerken: 1. Ob die vom Minister Puttkamer zitirte und von uns in Nr. 52 des„ Sozialdemokrat" vom vor. Jahre auf's Neue abgedruckte Stelle aus unsern Leitartikel vom 28. Juli vor. Js. eine offene Empfehlung des Todtschlags" enthielt, müssen wir dem Urtheil unserer Leser überlassen. Hätte der Abgeordnete Blos den Artikel selbst gelesen, was wir nach obigem Ausspruch zu bezweifeln allen Grund haben, oder hätte er, was im andern Falle sehr am Plazze gewesen wäre, dem Minister zugerufen Weiterlesen!" so hätte sogar ihn der unmittelbar folgende Satz:
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Wie viel Grimm, wie viel Haß, wie viel Verzweiflung muß im Herzen des Volkes angesammelt sein, wenn es, die natürliche Scheu vor dem Tode überwindend, die Ermordung seines Peinigers feiert!"
darüber belehrt, ob es sich da um eine„ Empfehlung des Todtschlags" handelt. Wir wollen übrigens mit diesem Hinweis in keiner Weise abschwächen, was wir in jenem Artikel gesagt, sondern erklären nach wie vor, selbst auf die Gefahr hin, demnächst wieder desavouirt zu werden, daß wir uns voll und ganz dem Urtheil des Volkes in der Angelegenheit Hietler's anschließen, des Volkes, welches den„ Mörder" des Scheusals Sothen freisprach.
2. Ob einer infam unterdrückten Partei und zudem der Partei des revolutionären Proletariats, eine gemäßigte Form des Ausdrucks" besser ansteht als„ revolutionäre Kraftphrasen", mögen gleichfalls die Genossen entscheiden. Wir sind vielleicht den journalistischen Flegeljahren noch nicht genug entwachsen, um für die weise Mäßigung des gereiften Alters das richtige Verständniß zu besitzen.
3. Werden wir uns unendlich freuen, wenn die gesetzgeberische Thätigkeit des Abgeordneten Blos den Erfolg haben wird, seinen Wählern die Suppe zu schmalzen, und dann nicht anstehen, ihm feierlich Abbitte zu thun.
4. Würden wir nicht unterlassen haben, den Abgeordneten Blos direkt über seine Rede zu interpelliren, wenn wir uns nicht zu der Annahme berechtigt geglaubt hätten, der den journalistischen Flegeljahren glücklich entwachsene Volksvertreter habe wohlüberlegt und mit dem vollen Bewußtsein der Tragweite seiner Worte gesprochen.
Wir mußten annehmen, der Fußtritt, den er in seiner Rede der Redaktion des„ Sozialdemokrat" und den im Auslande weilenden Genossen ertheilte, sei ein wohlbeabsichtigter gewesen. Daß dies nicht der Fall, fonstatiren wir mit Genugthuung, und hoffen damit den Konflikt einst weilen beendigt.
Ueber die Haltung des Parteiorgans wird sich hoffentlich in nicht allzuferner Zeit die Partei selbst auszusprechen haben. Bis dahin werden wir bemüht bleiben, so zu schreiben, wie wir es vor der Partei glauben verantworten zu können. Die Redaktion des Sozialdemokrat".
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Briefkasten
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der Expedition. Marathon: Fr. 4,50 Ab. 1. Qu. erh., fehlt noch 3hlg. für 3 Expl. Fr. 14,15 d. Vbhdg. behändigt. Weiteres besorgt 11. vorgem. Ehd. Brm.: Mt. 5,- u. öwfl. 1, Bortozuschlag bis Ende April erh. All right. Posen: Mt. 2,70 Ab. 1. Qu. erh. fehlten 30 Pfg. Ersatz abgg. Agent d. Br. M.'pillen: Mt. 14, Ab. 1. Qu. c. erh. Packetsdg. sehr zu empfehlen! -g. Pdm.: Mt. 3,- Ab. 1. Qu. erh. G. i. G.: Mt. 5,90 Ab. 1. Qu. u. 1 Photogr. erh. Bfl. am 17/1 mehr. F. Jonsch. i. N.- Y.: Fr. 259,- à Cto. erh. am 12/1 Schft. abgg. J. Strauß N. Y.: Fr. 56,95 à Сto. erh. am 12/1. U. a. D.: Fr. 30,- durch Freundeshand erh. u. à Cto. Ab. 1. Qu.. benützt. B. Wien : Hain. Sturmvogel: Mt. 3,- Ab. 1. Qu. erh. öwfl. 3,60 Ab. 1. Du. erh. Gewünschtes abges. A. K. Ga. Mt. 3,- Ab. Fr. 6,12( Mt. 5,-) à Cto. Ab. erh.
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E. E. Ksen.:
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1. Qu. erh. Weiteres notirt. Gen. Paris : Fr. 13,- Ab. Rest 4. Qu. erh. Entbehrliches v. 4. Qu. retour erbeten! Wallenstein : Bf. v. 2/1 am 5/1 beantw. y. X. Bf. am 15/1 erh. 2. S. Paris : B. H. K. Rh.: Mt. 6,- Ab. 1. 1. gestrichen. K. ist uns unbekannt.
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2. Qu. erh. J. J.: Mt. 12,60 Ab. 1. u. 2. Qu. u. Schft. erh.. C. The. S. E. bestellt. Weiteres d. Red. zugewiesen. Gruß! Fr. 2, Ab. 1. Ou. erh. u. A. B. Bern : Fr. 2,- Ab. 1. Qu. erh. Nchn. war schon fort. L. Paris: Fr. 5, Ab. 1. Qu. erh. R. Sch. f. G. Str.: öwfl. 2,- Ab. 1. Qu. zc. gutgeschr. Weiteres dkd. erh. Ahasverus : Mt. 13,- à Cto. Ab. für 2 Expl. p. 4. Qu. 81 u. 2 Erpl. 1. Qu. 82, sowie Phtgr. erh.- L. Sch. E.: Mt. 3, Ab. 1. Qu. 2c. erh. u. dkd. verw. Dornbusch Philadlph.: Fr. 51,80 à Сto. Ab. 1. Qu. erh. 11 Erpl. mehr für Sch. beigelegt. Profit n. J.!— Th. L. V.: Zu deutsch :„ Geh' unbeirret deinen Weg und laß die Leute schwatzen!"" 3t." folgt. Sollte ja nicht eilen. Verspätung d. BriefP.- 8- a.: Wissen wir, post haben d. Schuldigen gehörig monirt. daß Sie weg sind, wenn Sie Nichts melden? Sdg.„ in Teufels Küche" foftet Ihr Geld! Weckuhr:" So schnell schießen die Preußen denn doch nicht." Bf. am 17. abgg.-h.: Mehrbestllg. angenehm, Geld nicht minder. Grnß! Ph. R. Nzwl.: Jrrthum berichtigt. Fr. 2, d. rothen zugew. Dank! Hypokrates: Fr. 20, à Cto. gutgebr. Trotz höchst Sympat. f. d. Naturheilverf. können Aufrf. nicht unterbringen. Glühwurm Rß.: Fr. 7,36 à Cto. Ab. gutgebr. Rasi: Mt. 80,- Ab. eingetr. Hansen: Fr. 2, Ab. 1. Qu. erh. Nachn. auch für M. schon fortgewesen. K. W. Kltn.: Mt. 3,- Ab. 1. Qu. erh. Crimmitschau : Das Bad heizen, daß den Burschen die Haut „ gelamber" wird. Holz her! K. T. Paris : Fr. 50,- Schrft. à Cto. d. 3. erh. Bf. v. 16. erst nach Schluß d. Bl. eingetr. Bf. folgt. C. D. C.: Mt. 3, Ab. 1. Qu. erh. H. K. A.: Mt. 3, Ab. 1. Qu. erh. 60 Cts. Bfm abges. Frd. Spigel" registrirt. Seele: Bf. v. 15/1 nebst Beil. erh. Bestllg. folgt. Ferd. Abrchng, des Alten in 2. veranlassen. Sehr dringl. Bf. v. 10. u. an E. erh. B. B. London : M. 6,- H. J. Paris : Fr. 5, Ab. 3. u. 4. Du. erh.
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in Bfm. erh. Aufschluß brfl. Dtsch. A.-V. Wädenswl.: Fr. 10,- Kleiner
v. d. Weihnachtsfeier d. Ufds. dkd. zugew. Fosqttg. später. Schwarzkpf.:,,Dem Manne kann geholfen werden".
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