Am 11. Februar sind vom Gerichtshof in Alais sieben Bergs leute von Grande Combe zu je einem Monat Gefängniß verurtheilt worden, weil sie versucht haben sollen, ihre Kollegen von der Arbeit zurückzuhalten. Die Belastungszeugen bestanden aus 3 Ingenieuren, die faft nur von Hörensagen berichteten, dem Direktor, mehreren Frauen und einem Arbeiter.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

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München  , Jahreswende 1881/82. An der allgemeinen Sozialisteuhatze betheiligte sich zum Schlusse des Jahres auch der Tod. Drei von unseren besten Genossen suchte er sich aus. Joseph Hör­mann, ein junger, ebenso fleißiger wie strebsamer Familienvater, er­öffnete den traurigen Reigen. Sein eigener Schwager war von Stuttgart   hieher gereist, um ihn aus Rache zu ermor­den. Leider gelang ihm die unheilvolle Absicht; durch den Tod soll der Mörder seine That nun sühnen. Doch für die Familie blieb der Vater verloren, wie für uns der trene Genosse. Als der König von Bayern von dem Unglück erfuhr, welches die Familie betroffen, spendete er 200 Mart, woraufhin die hiesigen öffentlichen Wohlthäter" eine Sub­stription für die Hinterbliebenen Hörmanns eröffneten und ihren Wohl­thätigkeitssinn" in auffälliger Weise in den hiesigen Lokalblättern verkün deten. Kaum war aber bekannt geworden, daß am Grabe Hörmann's ein Kranz mit rother Schleife niedergelegt wurde, derselbe also ein An­gehöriger der sozialdemokratischen Partei sei, schlossen auch schon furcht­samst die hiesigen Blätter ihre Sammlungen", und entsetzt darüber, diesesmal an der Familie eines der in Acht Erklärten Wohlthätigkeit" verübt zu haben, zerstob das prahlerische Gesindel. Auf Hörmann folgte Josef Hoffman, Weißgerber, ein Mitbegründer unseres hiesigen Parteiorgans Zeitgeist", der ununterbrochen mit freudigem Eifer seine Aufgabe als Arbeiter und Sozialdemokrat erfüllt hatte. Er gehörte zu jenen edlen hochwerthigen Genossen, die still und unverzagt an und in ihrer Umgebung wirken und lösen, wie das tropfende Wasser am Felsen, ohne jemals nach außen zu glänzen. Auch er hinterließ eine größere Familie, die mit außerordentlicher Liebe an ihm hing. Der dritte war Vitus Maag, der sich redlich als Schuhmacher ernährte und trotzdem sich viel Zeit zu erpressen wußte, der sozialdemokratischen Lebensanschauung aus­giebige Bahn zu brechen. Insbesondere ließ er sich seit Erlaß des So­zialistengesetzes angelegen sein, die hiesigen Genossen anzuspornen. Schon frank, ermüdete er nicht, während der letzten Reichstagswahlperiode eifrigst für die Wahl Bebels hier einzutreten und zu gleicher Thätigkeit die hie­figen Genossen zusammenzufassen. Und das war nicht leicht. Außerdem wendete er auch seinen gewerblichen Institutionen sorgsame Aufmerkſam­keit zu. Kein Wunder, daß der Mann trotz seiner Jugend dieser auf­reibenden Thätigkeit zum Opfer fiel. In ihm verloren wir eine junge Blüthe voll Intelligenz und Thatkraft, eine Zierde des jungen Zuwachses. Ein ehrendes Geleite gab Zeugniß bei allen dreien, wie hochgeachtet die Dahingeschiedenen bei ihren Genossen waren. Mit tiefem Schmerz sahen wir diese treuen männlichen Streiter zu Grabe senken, doch andere Männer werden deren Stellen wieder ausfüllen; darauf gaben wir uns die Hand.

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Sonst gäbe es manches zu berichten, wäre es nicht allzu lokaler Natur und anderwärts ebenso. So werden obige Begräbnisse mindestens einen Prozeß nach sich ziehen. Auf die Gräber der Verstorbenen wurden Kränze mit rothen Schleifen niedergelegt. Weil nun die Polizei wissen wollte, wer die staats- und ordnungserschütternde That verübt, hieß sie ihre " Organe", darunter den bekannten Sozialistenpolizisten Michel Gehret, zu verschiedenen amtsbekannten" Sozialisten gehen und ausforschen. Bei dieser Gelegenheit ließ der genannte Gehret Michel) seine weitbekannte Unhöflichkeit gegen den Schuhmachermeister Duß­mann los und steigerte sie bis zur Thätlichkeit. Dußmann ließ sich solche Ungezogenheiten noch dazu im eigenen Hause nicht gefallen, wies den Flegel zur Ruhe und soll nun Widerstand gegen die Staatsgewalt" dadurch verübt haben, daß er einen Beamten" in der Ausübung seiner Dienstpflicht" verhinderte! Gemüth­lich beginnt es nun auch bei uns zu werden! Daß während der Wahl die Polizei Alles aufbot, um die Leute einzuschüchtern, Stimmzettel kon­fiszirte, nach der Wahl aber wieder freigab; Genossen, die Stimmzettel für Bebel vertheilten, per Gensdarm durch die Stadt führte und auf ein paar Stunden sistirte u. s. f., war bei dem Eifer der Münchener   Polizei erklärlich, umsomehr als man allgemein theils erhoffte theils befürchtete, Bebel werde statt des Liberalen zur Stichwahl kommen. So etwas wäre nach Ansicht der Schwarzen ein, untilg barer Schimpf" für die gute Stadt München  , und um dies zu verhindern, schimpften sie weidlich auf den ungläubigen Bebel, der niemals die katholische Hauptstadt des katholischen Bayerns vertreten könne. Und sie zogen hin, München   wählte in beiden Wahl­freisen schwarz, für dieses Mal aber nur. Wohl hatten wir Mühe, die alte Stimmenzahl wieder aufzubringen, da die Agitation auf dem Lande und damit die dortigen 500 Stimmen ausfielen und außer dem die Volkspartei, die das letzte Mal mit uns stimmte, einen eigenen Kandidaten aufstellte, der etliche 700 Stimmen erhielt aber das nächste Mal wollen wir es besser machen. Vor der Wahl glaubten die Arbeiter, Alles sei für die Sozialdemokraten verboten, sogar das Wöhlen. Nun hat aber die letzte Wahl- unsere erste unter dem Ausnahmegesetz das Eis dieser dumpfen Resignation gebrochen, und allmählig beginnt die Münchener   Arbeiterschaft sich wieder zu regen.

Stadtilm  , 29. Januar. Bei der Reichstagswahl hatten wir in unserem Städtchen 23 Stimmen auf unseren Kandidaten vereinigt, was bei der hier großartig betriebenen Agitation der Fortschrittler, zu denen unsere gesammten Arbeitgeber gehören, immerhin bemerkenswerth ist. Daß Stadtilm   das einzige Städtchen unseres Rudolstädter   Wahlkreises ift, wo sozialistische Stimmen abgegeben wurden, ärgert die hiesigen fort­schrittlichen Spießbürger sehr, und Ausdrücke, wie Lumpe, Bummler" u. dergl. bekommen wir sehr häufig zu hören, was uns jedoch natürlich nicht abhalten wird, unsere Pflicht zu erfüllen. Auch Post und Polizei widmen uns große Aufmerksamkeit und sind die Briefe, welche an uns gelangen, meistens geöffnet!

Hainichen  , 29. Jan. Die Ausweisung des Reichstags­abgeordneten Kayser aus der Zwickauer   Kreishauptmannschaft hat hier große Entrüstung unter den Arbeitern hervorgerufen. So äußerten einige ländliche Arbeiter, als sie die Ausweisung gelesen hatten: Der Teufel wird die H.... auch noch holen!" und Tausende haben gleiche Ge­danken. Der Faustschlag dieser Ausweisung gilt hauptsächlich den Arbei­tern, denn er trifft ja einen Mann, welcher das unbegrenzte Vertrauen von Tausenden aus der Arbeiterklasse genießt. Wir stimmen ganz den oben erwähnten ländlichen Arbeitern bei, und werden mit aller Kraft dafür wirken, daß deren Ausspruch recht bald in Erfüllung gehe. Denn wer Wind säet, wird Sturm ernten.

Die Geschäfte liegen am hiesigen Orte gänzlich darnieder. Hunderte von Webern haben keine Arbeit, und die Auswanderung nimmt auch dieses Jahr wieder große Dimensionen an. Vergangenes Jahr sind über 200 Personen von hier nach Amerika   ausgewandert, wovon ein großer Theil Genossen; doch die Lücken füllen sich immer wieder, und immer wieder treten neue Kämpfer in die Reihen, was auch die letzten Reichstags­wahlen hier bewiesen, wo Max Kayser   738 Stimmen, Oehl­schlägel 261 Stimmen erhielt. Auch besteht in Hainichen   ein Vehm­gericht, welches sich bei 100 Mark Strafe verpflichtet hat, keinen Sozia­listen in Arbeit zu nehmen. Der Polizei will ich keine Erwähnung thun, selbige ist dumm und frech wie allerorts.

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Hans Zeitgeist.

Meineids- Michel" und *) Bekannter unter dem Namen Bismards Kissinger Leibgensdarm". Michel scheint seine neulichen ,, Hiebe erster Sorte" schon wieder verschwitzt" oder im Bier ersäuft zu haben.

An die Redaktion des Sozialdemokrat".

Der Tag der Entscheidung ist vorüber! Auch wir können mit dem Resultat einigermaßen zufrieden sein, zeigt es doch, daß die deutsche Sozialdemokratie trotz Ausnahmegesetz, trotz Polizeiwillkür trotzdem man sie aller Kampfmittel beraubte, noch widerstandsfähig und noch angriffs­fähig ist!

In den Kreisen, wo unser Genosse Aug. Dreesbach kandidirte, haben wir ganz erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen: Dreesbach erhielt Stimmen vor drei Jahren: jetzt: 1600

im Ludwigshafen  - Speyerer   Kreise ca.

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" 1

Karlsruher Mannheimer

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"

"

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750

2376

2956

1387

2517

und hat sich somit die Stimmenzahl in den beiden erstgenannten Kreisen beinahe verdoppelt.

Im Mannheimer   Kreise fand am 8. November d. J. eine Stichwahl zwischen dem demokratischen W. Kopfer und dem nationalliberalen A. Lamey statt. Ausschlaggebend war hier die Sozialdemokratie, und wurden namentlich von demokratischer Seite alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Stimmen der Sozialisten zu ködern. Leider waren diese Mittel sehr verwerfliche, wie aus nachstehendem Bericht hervorgehen wird.

Um darüber zu berathen, welche Stellung wir bei der Stichwahl ein­zunehmen haben, fand erstmals am 30. Oktober d. J. im engeren Kreise von Parteigenossen eine diesbezügliche Besprechung statt, deren Resultat der Beschluß war, sich der Stimmabgabe vollständig zu enthalten, doch sollte derselbe noch einer größeren Anzahl Wähler unterbreitet und erst nach deren Genehmigung zum Parteibeschluß erhoben werden. Diese größere Versammlung fand am 5. November statt, und wurde nach ge= nauer Erwägung aller einschlägigen Punkte definitiv vollständige Wahlenthaltung einstimmig beschlossen. Man einigte sich dahin, daß dieser Beschluß durch Annoncen und durch ein am Tage vor der Wahl zu erlassendes Flugblatt den Wählern kundgegeben werde.

Daß man für den nationalliberalen Kandidaten nicht stimmen könne, darüber war sich Jeder klar bewußt, und Jeder sah ein, daß ein Zusammen­gehen mit der an die Wand gedrückten" Partei ein Ding der Unmög­lichkeit wäre.

Wir hatten daher die Pflicht, unsere Stellung hauptsächlich der sog. demokratischen Partei gegenüber, von welcher man stets behauptete, sie stehe der sozialistischen   am nächsten, zu präzisiren.

Vor Allem sei hier erwähnt, daß die Mannheimer Demokratie" nicht mit einer großen, prinzipientreuen, volksthümlichen Partei verglichen werden darf, und nur, wer die lokalen Verhältnisse dieser Partei kennt, fann sich ein Urtheil über deren Werth bilden. Die Mannheimer demo­kratische Partei ist eine Sefte, eine Abart einer Volkspartei, eine demo­kratisch übertünchte Gesellschaft serviler Heuchler, Fürstendiener und Streber, die, wenn sie ihr egoistisches Ziel erreicht haben, der Demokratie, welche ihnen nur Schemel zum Emporsteigen war, den Rücken wenden. Die Beweise dafür sind geliefert!

Diese Partei schlägt einen Mann als Reichstagsabgeordneten vor, der es unter seiner demokratischen Würde hält, neben einem allseitig geach­teten Sozialisten im Stadtverordnetenvorstande zu sitzen, den seine Hoch­müthigkeit sogar soweit trieb, aus diesem Kollegium auszutreten, nur weil ein Sozialdemokrat hinein berufen wurde.

Andere treffende Gründe, welche uns bei dem Beschluß: Wahl­enthaltung" maßgebend waren, sind in unserem Flugblatt vom 7. Nov. angegeben, und wird jeder denkende Mensch unsern Beschluß als den einzig richtigen anerkennen.

Kurze Zeit vor der Stichwahl erschien der Redakteur der Neuen Bad. Landeszeitung", Organ der sog. demokratischen Partei, bei unserm Genossen Aug. Dreesbach, und überbrachte ihm einen Brief des Herrn W. Liebknecht folgenden Inhalts:

,, Lieber Freund Dreesbach!

" Ihr müßt für Kopfer stimmen. Wir haben in allen ähn­,, lichen Fällen denselben Rath gegeben. ,, Mit sozialdemokratischen Gruß

Ihr

W. Liebknech t." mit der Drohung, daß wenn Herr Dreesbach seine Wähler nicht auf­fordere, für den demokratischen Kopfer zu stimmen, Liebknecht ihn öffentlich desavouiren müsse. Dreesbach erklärte dem betreffenden Redakteur, daß seine Partei Wahlenthaltung beschlossen habe, und daß es bei diesem Beschluß bleiben müsse und auch bleiben werde.

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Am Abend vor der Wahl, als gerade unser Flugblatt vom 7. Nov. fertig gestellt war, erschienen von demokratischer Seite große Plakate, enthaltend: einen Wahlaufruf an die Gesinnungsgenossen der Sozial­demokratie", unterzeichnet von sechs zu diesem Zwecke offenbar über­tölpelten und, mit Ausnahme eines Einzigen, durchaus nicht der sozial­demokratischen Partei angehörenden Personen, welche sich als Sozial demokraten gerirten und ein Mahnruf" Liebknechts folgenden Inhalts:

Wenn Herr Kopfer sich verpflichtet, im Reichstag für Auf­,, hebung des Sozialistengesetzes eintreten zu wollen,( diese Ver­pflichtung hat Herr Kopfer durch sein gegebenes Wort bereits ,, übernommen), so kann ich meinen Mannheimer Parteigenossen ,, nur rathen, bei der bevorstehenden Stichwahl für Herrn Kopfer ,, gegen den Reaktionär Lamey zu stimmen!

Offenbach  , 6. November 1881.

W. Liebknecht  ."

Wir waren nun gezwungen, sofort nach Erscheinen dieses Plakats, das in tausenden und abertausenden von Exemplaren in Stadt und Land verbreitet wurde, nochmals ein Flugblatt vom Stapel zu lassen, und den Eingriff Liebknechts in unsere Rechte zurückzuweisen. Natürlich tamen die sogenannten Demokraten nochmals mit einem Pamphlet, das von solch niederträchtig gemeinen Lügen stroßt, daß es jeder Beschreibung spottet.

Durch diese letzte Kundgebung hat sich die Mannheimer   Demokratie im wahren Lichte gezeigt.

Dieses ungerechtfertigte Auftreten Liebknecht's   hat das zum großen Theile wieder zerstört, was wir in jahrelanger, mühevoller Arbeit erbaut haben. Heute schon reiben sich die sogenannten Demokraten die Hände, endlich einen Zwiespalt in unserer Partei zu Stande gebracht zu haben, und posaunen mit sichtlichem Behagen in den Zeitungen aus: der Sozialdemokratie etwas durch die Parade gehauen zu haben!"

Das Eingreifen Liebknecht's ist um so verwerflicher, als derselbe hinter dem Rücken der hiesigen Partei, ohne diese um ihre Motive zu befragen, die Partei und deren Beschluß vollständig ignorirend, mit dem Redakteur der demokratischen N. Bad. Landeszeitung" verhandelte und dieser schein­heiligen Heuchlerbande eine Waffe gegen seine eigenen Parteigenoffen in die Hand gab, eine Waffe, die, von den Gegnern gut benützt, wohl im Stande war, die Sozialdemokratie und deren hiesige Leitung der Welt gegenüber in ein sehr schiefes Licht zu bringen und sie herabzuwürdigen. Es handelt sich aber hier nicht allein um individuelle Beleidigungen, wie wir überhaupt die Personenfrage in den Hintergrund stellen; nein, es handelt sich hier um eine sehr weittragende prinzipielle Frage: Entgegen dem Beschlusse des Wydener Kongresses, wonach es den Sozialdemokraten vorgeschrieben ist, sich bei Stichwahlen zwischen anderen Parteien der Stimmenabgabe zu enthalten,

Entgegen den allgemeinen sozialdemokratischen Prinzipien, die darauf hinausgehen und hinausgehen müssen, in jeder Beziehung in erster Reihe die Selbstständigkeit der Partei zu wahren und die Fahne der Partei vor feiner andern zu beugen, nach denen alle andern Parteien als eine reaktionäre Masse zu betrachten sind,

Entgegen dem Artikel in Nr. 42 des Sozialdemokrat", welcher aus­drücklich vor jedem Kompromiß hauptsächlich mit der heuchlerischen sog. Volkspartei warnt und es als einen Doppelverrath bezeichnet, wenn die Sozialdemokratie sich mit dieser Bande alliirt;

Entgegen dem Grundsaye der Gleichberechtigung hat Liebknecht, wozu wir ihm das Recht entschieden abstreiten, befohlen, daß man sich einer anderen Partei prostituire und hat seine eigenen Parteifreunde zu Marionetten degradirt, indem er sie zwingen wollte, nach den Sprüngen seines Willens zu tanzen.

Wir glauben kaum, daß Herr Liebknecht überlegte, was er that! " Ihr müßt für die demokratische Partei stimmen!" Ihr müßt? Dies fann im sozialistischen   Staate wohl zur Anwendung kommen, wenn es gilt, den Gesetzen Achtung zu verschaffen; aber wer sagt: ihr müßt eure Meinung fnebeln, ihr mit ßt gegen eure Ueberzeugung handeln, der schlägt den sozialdemokratischen Prinzipien in's Angesicht.

Die Demokraten freuen sich über ihren gelungenen Coup und preiſen heute Liebknecht als einen rechten, einen braven" Mann. Wem fällt da nicht das bekannte Wort Bebels ein:

,, Wenn die Spießbürger lachen, können wir darauf rechnen, daß wir einen Schnitzer gemacht haben!"

und daß Herr Liebknecht nicht nur einen Schnitzer", sondern einen kaum zu verbessernden Fehler gemacht hat, ist Jedem klar!

Wir haben im Wahlkampf bis auf den letzten Mann unsere Schuldig feit nach bestem Wissen und Gewissen gethan, wir haben trotz aller uns entgegenstehenden Faktoren die Fahne der Partei hoch gehalten, verlangen aber unter allen Umständen, daß Herrn W. Liebknecht durch die Partei­leitung öffentlich eine Rüge ertheilt wird, daß uns Herr Liebknecht eine rechtfertigende Erklärung über sein Verhalten gegen uns abgibt und uns hauptsächlich der demokratischen Partei gegenüber Genugthuung verschafft. Mannheim  , den 17. November 1881.

Sämmtliche Leser des Sozialdemokrat".

Genosse Liebknecht  , dem wir eine Abschrift dieses Protestes zuge­schickt, sendet uns seinerseits nachstehende Erklärung:

1) Die ganze Sache, soweit ich darin thätig war, dauerte 5 Minuten. 2) Es war keine Zeit, mit den Mannheimer Genossen direkt zu verkehren. 3) Von den Streitigkeiten der Mannheimer   Genossen mit Kopfer wußte ich nichts; die Kenntniß derselben würde indeß mein Urtheil über den Wahlenthaltungsbeschluß nicht alterirt haben, da es mir nicht auf die Wahl des volksparteilichen Kandidaten, sondern auf die Verhinderung der Wahl eines Bismärckers ankam. 4) Ich bedang ausdrück­lich, daß nicht über die Köpfe meiner Parteigenossen hinaus gehandelt werden dürfe. 5) Das Stimmen gegen Lamey war kein Bündniß oder Kompromiß mit der Volkspartei; es handelte sich überhaupt nicht um eine prinzipielle, sondern nur um eine taktische Frage, und es wäre ein schwerer taktischer Fehler gewesen, durch Wahlenthaltung einen Mann des Sozialistengesetzes in den Reichstag zu bringen. Daß der Wydener Beschluß betreffend die Stichwahlen von mir verletzt wurde, glaube ich nicht, und ich weiß, daß alle meine Freunde in ähnlichen Fällen den gleichen Rath ertheilt haben. 6) Der sonderbarer Weise Bebel zugeschriebene Satz, daß man das Lob seiner Feinde nicht verdienen dürfe, würde, falls es bei dem Enthaltungsbeschlusse geblieben wäre, ſeine Spitze gegen die Mannheimer Genossen gewandt haben, denn durch die Enthaltung würden sie Lamey zum Siege verholfen und sich das be­geisterte Lob der Nationalliberalen verdient haben. 7) Das muß", welches die Verfasser der Mannheimer   Erklärung so verschnupft hat, ist hundertmal von mir gegen Freunde und von Freunden gegen mich ge­braucht worden, ohne daß je der Gedanke an Diktaturgelüfte gekommen wäre; ich glaubte eben mit dem Adressat als einem Freund verkehren zu können, was ein Frrthum gewesen zu sein scheint. 8) Ich habe den Mannheimer   Genossen längst private Aufklärungen gegeben und ihnen die Hand dargeboten. 9) Ich biete ihnen nochmals die Hand, und das ist mein letztes Wort.

Dresden  , 3. Februar 1882.

Wilhelm Liebknecht  .

Wir haben zu dieser Angelegenheit noch zu bemerken, daß der Wy­dener Beschluß, auf den sich die Mannheimer   Genossen berufen, folgendermaßen lautet:

" Für den Fall von Stichwahlen empfehlen die Anwesenden den deut­ schen   Parteigenossen im Allgemeinen Wahlenthaltung."

Von einem gänzlichen Verwerfen der Betheiligung bei Stichwahlen sah der Kongreß ab, um den Genossen für außerordentliche Fälle nicht die Hände zu binden. Wenn also Liebknecht der Meinung war, daß hier ein derartiger Fall vorlag, so hatte er auch unzweifelhaft das Recht, den Mannheimer Genossen einen dahingehenden Rath zu ertheilen, es ihnen was sie selbstverständlich überlassend, diesen Rath zu befolgen oder in diesem Falle auch gethan nicht zu befolgen. Ein prinzi­pielles Vergehen gegen den Wydener Beschluß liegt hier also nicht vor, in wie weit ein taktischer Fehler zu rügen ist, wird die Partei auf dem nächsten Kongresse zu entscheiden haben, dem wir, d. h. die Redak­tion des Sozialdemokrat", nicht vorgreifen wollen.

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In Bezug auf die Mannheimer   Volksparteiler aber schließen wir uns nach Einsicht in die zum obigen Protest beigefügten Aktenstücke den Aus­führungen der dortigen Genossen voll und ganz an. Die Herren haben fich, was ja auch schon aus dem Mißbrauch des von Liebknecht   erbettel­ten Briefes hervorgeht, als eine Gesellschaft charakterloser Intriguanten gezeigt.

Die Redaktion des Sozialdemokrat".

Berichtigung. In unserer vorigen Nummer bezieht sich in der Notiz Aus Frankreich  " der am Schlusse angegebene Vierteljahres­bericht auf die organisirten Tischler des Seinedepartements. In der Rundschaunotiz, 245,898" muß es Zeile 10 heißen Wohlstand, nicht Nothstand, was unsere Leser ohnehin aus dem Zusammenhang er­sehen haben werden.

Briefkasten

der Redaktion. Ehud  : Beide Einsendungen empfangen, werden auch zur Verwendung kommen. Bitten nur um ein wenig Geduld. A. B. T.  : Jn nächster Nummer. Jul. Vahlteich in New York  , Mar Stöhr in St. Louis  : Für diese Nummer zu spät.

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der Expedition. C. M. 3.: Mt. 10,- Ab. 4. Qu. 81 u. 1. Qu. 82 verspätet eingetroffen. Mt. 1,20 à Cto. 2. u. gutgebr. 6 ging indirekt. A. Hhne. N.- Y.: Bf. v. 18/1 am 1/2 u. P. R. v. 27/1 erh. Mehrbstllg. vorgem. Nchlfrg. bewirkt. Nota fort. Alles beachtet. J. Kr. K.: öwfl. 1,70 Ab. 1. Qu. erh. Nchlfrg. folgt. A. K. O- Lb.: Mt. 6,- Ab. 1. u. 2. Qu. erh. Uebergewicht von uns nicht verschuldet. Sie haben anderswoher bezogen. M. K. H. a. Bz.  : Eingeschrieben" genügt. Bummelfriße: Bf. v. 9. erh. u. am 11. beantw. Weiteres folgt nebst Nachlfrg. Rother Greif: Nachr. v. 7. erh. Mehrbstllg. folgt. W. P. Vborg. Alles abges. Dänische u. deutsche   Postmarder scheinen gleich eifrig nach Ihrer Lektüre speziell zu fingeriren. Rother Paulus: Mt. 4,70 pr. Ufds. durch Valentin dkd. erh. J. H. T. K.: Sie sind gerettet" u. wir sollen in Teufels Schlund fahren?", d. h. unser Abonnements­geld ist zum Teufel u. wir haben Ihnen das Reisegeld in den Himmel bezahlt. Macht 1 fl. 70 fr. österr. Währung. Gott   wie billig kann man bei Ihnen in den Himmel kommen! Lamezan: ömfl. 10,- ( Fr. 20,90) durch Frdshand. à Cto. erh. Bfl. mehr. Carl: Mt. 10,- Schftcto. erh. Bf. erwartet.-F. Agst. Bürglen  : öwfl. 1,80 u. 30 Pfg­für F. St. i. Hdf. erh. Alles beachtet. A. 2. B.: Mt. 24,- Ab. 1. Qu. erh. C. H. R.: Mt. 1,50 Ab.- Rest erh. 2. Mzr. Genf: Fr. 2, Ab. 1. Qu. erh.--u Abg. i. Pr.: Mt. 3, f. Schft. 2c. erh. Antw. am 11/2 abgg.- Porto Alegre: 15 Millreis( Fr. 31,05 Nenn­werth) Ab. pr. 82 u. Ufds. dfd. erh. Sendg. u. Bf. abgg. 2. Rate v. d. Thonberg- Lpzgr. Gen. i. St. Louis: Fr. 50,65 pr. Ufds. dkd. erh. Brief Nr. 1008: Mt. 3,50 folgt.- O.W. E.: Fr. 1.50 f. Schft. erh. Sdg. fort.

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Ab. 1. Qu. u. Sept. 81 erh. Alles i. Ordnung. Addr. brieft. Gen. i. Paris  : Fr. 170,60 pr. Ufds. u. Flgfds. dkd. erh. Fdsqttg. später. Fr. 10,- hat D. zu verrechnen. W. K. Neuchatel  : Fr. 2, Ab. 1. Qu. erh. Prolog muß fest bestellt werden. Bayr. Hiesel: Mt. 14,40 pr. Ab. Maulwurf: 1. Qu. gutgebr. Mt. 2,30 dem r. dkd. zugew. Mt. 11,60 Ab. Febr.- Mrz. erh. Gewünschtes folgt. Glück auf! Grachus: Mt. 6,- Ab. Febr.- Mrz. erh. Folgen Alle zusammen. Dant u. Gruß! J. F. in F.: Wenn Sie durchaus genöthigt sind, Deutschland   zu verlassen und in Amerika   eine andere Eristenz zu suchen, so können wir Ihnen sowohl wie andern in derselben Lage be­findlichen Genoffen empfehlen, sich wegen Ueberfahrt 2c. an L. Eskelson in Hamburg  , Paulstraße 40, zu wenden. Durch T.: Fr. 9,- Erlös f. verf. Prologe bei der Russfeier dkd. erh., davon Fr. 4,- als Ueberschuß d. rothen+ zugew. Carlsruhe: Mt. 15,- d. Ufds. pr. Gegurchng. dkd. zugew. M. R. Bern  : Bf. v. T. erh. u. d. Red. behändigt. B. Lg.: Bf. v. 14. am 15/2 erh. Zahlg. noch nicht. Carl Sgl.: Mt. 1,- f. Schft. Sichre Filialaddr. bald erwartet. v. B. erh. Klgr.: Mt. 1,52 f. Schb. erh. K. H. A.: Bf. v. 8. +++ himmel am 14. eingetr. Alles rechtztg. abgg. an bek. Addr. Wird Alles besorgt, wenn nur erst der Knoten" gelöst ist.

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Schweiz  . Bereinsbuchdruckerei Hottingen- Zürich  .

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