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unmittelbar bevorstehenden egyptischen Krieg entging. Daß sich die leitenden Kreise Frankreichs aber schimpflicher Weise gerade gegen den moskowitischen Absolutismus besonders gefällig zeigen, liegt an der in allen einflußreichen Bourgeoisparteien mehr oder minder verbreiteten chauvinistischen Jdee eines französisch- russischen Bündnisses, gegen Deutschland selbstverständlich. Und doch ist eine größere Ver­blendung, als der Wunsch nach einem solchen Bündniß, gar nicht denkbar. Das republikanische, das revolutionäre Frankreich , das Land der Menschen­und Bürgerrechte, des Königsmordes und des seit einem Jahrhundert währenden Umsturzes verbündet und verbrüdert mit der tyrannischesten und barbarischesten Monarchie Europa's ! Daß Frankreich in einem an der Seite Rußlands geführten Krieg ganz abgesehen von der un­geheuren Einbuße, die es erleiden müßte auf alle Fälle verrathen und verkauft wäre, liegt auf flacher Hand. Denn daß das Väterchen an der Newa im Falle eines Sieges dafür sorgen würde, daß derselbe nicht zur Stärkung der französischen Republik und zur Vernichtung der ihm so sympathischen deutschen Monarchie führe, ist klar; während im Fall der Niederlage Frankreich schon aus geographischen und national­ökonomischen Gründen alle Kosten zu tragen hätte. Es ist schon aus dieser einen staatsmännischen" Jdee ersichtlich, wie geistlos die Bourgeoisie geworden und wie nothwendig es ist, daß ihr das Volk möglichst bald die Herrschaft entwindet.

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Uebrigens soll, oder sollte es wenigstens, bei der Ausweisung Lawroffs nicht sein Bewenden haben. Wie jetzt bekannt wird, war Gambetta un­mittelbar vor seinem Sturz im Begriff, weitere acht Aus­weisungen zu verfügen; wen sie betreffen sollten, ist noch nicht bekannt. Ob die jetzige Regierung angesichts des durch die Ausweisung Lawroffs verursachten Lärmens die Kühnheit haben wird, auch diese ,, Ver­sprechen" ihres Vorgängers auszuführen? Unmöglich ist's feineswegs, um so mehr, wenn man bedenkt, daß sie jüngst einer Anzahl besonders gravirter Irländer( Anhängern der Gruppe der Republik Irland ") indirekt hat die Aufforderung zugehen lassen, sich binnen vier Wochen auf die Socken zu machen, widrigenfalls 2c. 2c. Wie lange werden diese bastard- republikanischen Bourgeoisparteien noch den Namen des franzö sischen Volkes schänden dürfen?

Mittlerweile hat Lawroff, am 13. ds., den gastlichen" Boden Frankreich's verlassen, um in dem monarchischen England Zuflucht zu suchen. Zu seiner Abreise war eine ziemliche Anzahl Freunde und Gesinnungsgenossen erschienen, worunter selbstverständlich überwiegend Russen. Unser Genosse Vollmar war namens der deutschen Sozialisten erschienen und drückte Lawroff angesichts seiner Verfolgung die Sympathien der deutschen Sozialdemokratie, sowohl für ihn als für die tapfere und opfermuthige russische Revolutionspartei überhaupt, aus. Ja clard, von der Kommune, war von den Franzosen anwesend. Dieses Geleite des ausgewiesenen Nihilisten machte großes Aufsehen, und unter den anwesenden französischen Bürgern, die Bahn- und andere Beamte nicht ausgenommen, fielen sehr scharfe Verurtheilungen der schmachvollen Handlungsweise der Regierung.

Am nächsten Donnerstag wird Clovis Hugues die Regierung über die Ausweisung und das Versprechen auf Aufhebung, bezw. Ab­änderung des Ausweisungsgesetzes, interpelliren. Ich werde Ihnen darüber berichten.

In Italien ist ein neues Wahlreformgesetz angenommen worden, nach welchem die Zahl der Wahlberechtigten auf zirka 2 Millionen aus­gedehnt wurde, während beim allgemeinen Wahlrecht der erwachsenen Männer die mehr als dreifache Zahl stimmberechtigt sein müßte. Die große Masse der Proletarier bleibt politisch rechtlos. Damit aber doch nicht etwa hier oder da ein Wahlkreis einen sozialistischen Vertreter in die Gesetzesfabrik hineinschicke, hat man obendrein die Listenwahl beschlossen, d. h. es werden für größere Distrikte nach Listen mehrere Kandidaten gewählt, so daß nur die stärksten Parteien zur Vertretung gelangen.

Trotzdem diskutiren die italienischen Sozialisten jetzt eifrig die Frage, ob sie nicht aus propagandistischen Gründen wenigstens in die Wahl­agitation eingreifen sollten. Der Avanti" spricht sich dafür aus, und die Gründe, welche er anführt, können wohl als stichhaltig gelten.

Unter den Studenten der Universität Bologna ist eine umfangreiche antifirchliche Bewegung ins Leben getreten. Dieselbe beschränkt sich indeß nicht auf Angriffe auf den Klerikalismus, auch die politisch- sozialen In­stitutionen werden in freien Vorträgen diskutirt und der Sozialismus zählt bereits eine stattliche Anzahl begeisterter Anhänger unter den Schülern dieser berühmten Hochschule.

Ohne uns über die Tragweite dieser Agitation Illusionen hinzugeben, haben wir doch allen Grund, uns derselben zu freuen. Das klingt doch ganz anders als die Berichte von den deutschen Universitäten.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten

und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

Berlin , 2. Februar. Am Dienstag, den 24. Januar, tagte hier, Wilhelmstraße 118, der Verein für Verbesserung öffent­licher Sittlichkeit". Frau Guillaume- Schad hielt einen Vortrag über die unrichtigen gesetzlichen und poli= zeilichen Bestimmungen in Betreff der Prostitution." Hier auf der einen Seite Verbot und strenge Bestrafung des einen " Schuldigen", des weiblichen, während der männliche frei bleibt und noch geschützt wird. Auf der anderen Seite Duldung und Schutz in den öffentlichen Häusern und durch sittenpolizeiliche Kontrole, also Schutz des sonst verbotenen Verbrechens gegen die Sittlichkeit und Moral. Im sonstigen öffentlichen Leben könne fein minorenner Mensch selbständig ein Gewerbe betreiben, in der Prostitution fönnen Mädchen von 16 Jahren an dies schimpfliche Gewerbe betreiben, wenn sie sich unter Kontrole stellen, und die Behörde frägt nicht nach Eltern, nicht nach Vormündern oder Ehegatten. Vortragende meint, was unrecht sei, müsse es immer sein, und es dürfen nicht einzelne leichtfertige, oder mehr noch unerfahrene, schlecht oder gar nicht erzogene Menschen zum Genuß für Andere von Staats wegen geopfert werden, der Verein möge sich daher mit Petitionen um Abhilfe an die Gesetzgebung wenden.

Herr Geheim- Sekretär Pflug machte den Verein auf die vier Zentral­stellen der öffentlichen Unsittlichkeit aufmerksam: 1. Das Theater, er sprach jedoch nicht von den Stücken, sondern von der unmoralischen Be­handlung der Schauspielerinnen von Seiten vieler Agenten und Direktoren ( ich meine auch, Stücke werden nur geschrieben und gegeben, wie das Bublikum sie sehen will). 2. Die weibliche Bedienung in den Kneipen. 3. Der Handel der Kinder und jungen Mädchen in den Lokalen und auf den Straßen, und als 4.( wohl kleinstes?) der ungenügende Erwerb, die miserable Bezahlung der weiblichen Arbeit, wovon unmöglich ein Mensch ehrlich bestehen könne.

Auch der Vorsitzende, Herr O. v. Leigner, meinte, er habe sich vor einigen Jahren im schlichten Arbeiter- Rock, nicht als Mann der Wissenschaft, in den sogenannten Arbeitervierteln umgesehen und schreckliche Wohnungs- und Nahrungsverhältnisse gefunden, Bilder, die ihm zeitlebens vor Augen stehen würden( seine eigenen Worte), aber der Verein sei klein, die Mittel gering, er könnte sich nur ein kleines Arbeits­feld vornehmen, wenn er nur etwas wirken wolle.

Auch unsere Abgeordneten Kaiser und Kräcker waren zugegen und meldeten sich zum Wort. Zuerst Kräder, welcher dem Verein seine und seiner Fraktionsgenossen Sympathie aussprach, und meinte, eine Petition an den Landtag würde mehr Wirkung haben als an den Reichstag , daselbst wären so viele Macht- und Geldfragen zu verhandeln, daß nur wenig Zeit auf solche Fragen verwendet wird, er wünsche besten Erfolg.

Kayser war umgekehrt der Meinung, der Reichstag sei die richtige

Stelle, er könne wohl versichern, daß der Verein viel Sympathie dort finden würde, aber man solle doch die gerügten Uebelstände als öffentlich sichtbare Krankheits Erscheinungen des durchaus kranken Gesell­schaftskörpers erkennen, die nur mit deren Ursachen, Noth und Elend einerseits, Ueberfluß und Genußsucht andererseits, verschwinden könnten. Alles stimmte dem unbekannten Redner bei, als er aber auf Wunsch seinen Namen nannte, schlug sichtlich die Stimmung um. Was kann auch aus Nazareth Gutes kommen! Einige meinten beim Herausgehen, es sei alles Unsinn, was gesprochen worden wäre, wir alle kämen ja aus dem Zuchthause gar nicht heraus, wenn das Alles nicht erlaubt wäre. Diese guten Leute haben mit ihrem Urtheil unsere herrliche Ge­Robert. sellschaft treffend charakterisirt.

Sprechysaal.

An die Redaktion des Sozialdemokrat".

Werthe Genossen!

In Ihrer Nr. 3 vom 12. Januar erwähnen Sie einer New- Yorker Korrespondenz der Berliner Tribüne", ohne auf deren Inhalt speziell einzugehen, nichtsdestoweniger dürfte den Lesern Ihres Blattes die frag­liche Korrespondenz durch die Lokalpresse bekannt geworden sein, weniger Verbreitung wird aber ohne Zweifel eine Berichtigung finden, welche ich der Tribüne einsandte, und ich bitte deshalb um Veröffentlichung des Nachstehendem im Sozialdemokrat".

Der Korrespondent der Tribüne", welchen wir, ohne zu irren, im Lager der hiesigen sog. Sozialrevolutionäre suchen können, hat es ver­standen, verschiedene Sätze einer von mir gehaltenen Rede so zu gruppiren, daß sie einen Sinn geben, der dem, was ich wirklich gesagt habe, schnur­gerade zuwiderläuft. Ich habe allerdings gesagt, man solle über die Angelegenheit Fritzsche zur Tagesordnung übergehen, so lange derselbe nicht in das Parteileben eingreife; ich habe auch gesagt, daß ich mehr über die Sache wisse als einer der Anwesenden, mit dem Hin­zufügen aber, daß ich trotzdem nichts Genaues wisse und deshalb ein Urtheil mir nicht erlauben könne.

Man sieht, ich habe mich nicht für Fritsche in's Zeug gelegt, habe mich aber wohl gehütet, etwas Nachtheiliges über ihn zu sagen; ersteres war auch ganz unmöglich, da er auf offizielle Anfragen von Seiten der hiesigen Parteiorganisation zunächst ungenügende und dann brüske Ant­wort gegeben hatte.

Was die Tribüne" sonst noch in Bezug auf mich sagt, charakterisirt sich selbst als allgewöhnlichster Klatsch und ich glaube deshalb darauf nicht eingehen zu sollen. Dagegen bitte ich, mir wegen des oft gemachten Vorwurfs der Ausreißerei und Fahnenflucht einige Zeilen Raum zu gönnen. Ich habe seit Jahren beabsichtigt, Deutschland zu verlassen und daraus kein Hehl gemacht. Ich wollte den Plan nicht ausführen als ich 1877 auf 18 Monate ins Gefängniß zu gehen hatte, weil meine Flucht einen schlechten Eindruck gemacht haben würde, ich konnte ihn nach meinem Austritt aus dem Gefängniß nicht ausführen, weil ich inzwischen wider Erwarten ein Mandat für den Reichstag erhalten hatte. Als ich mit Ablauf desselben die Freiheit des Handelns wieder erlangt, lagen außer rein persönlichen Gründen noch andere Motive vor, welche mich bestimmten, Deutschland zu verlassen; letztere darzulegen, ist nicht zeitgemäß und auch um so weniger nothwendig, als nach meiner Ansicht es vollständig zu meiner Rechtfertigung genügt, wenn ich sage, daß meine persönlichen Verhältnisse die Auswanderung nothwendig machten. Wer mir das nicht glaubt und Feigheit als die Triebfeder meines Schrittes annimmt, den kann ich nur auf meine zwanzigjährige Thätigkeit im Dienste der Partei verweisen, ich müßte es aber ablehnen, etwa meine persönlichen Verhältnisse vor aller Welt auszuframen, um eine Rechtfertigung zu ver­suchen. Das Herumnörgeln an Allen, welche irgendwie eine leitende Rolle in unserer Partei spielen, das mir zu sehr Mode geworden ist und das ich so viele Jahre habe beobachten und fühlen müssen, hat mich persönlich so ziemlich gegen Unterstellungen, wie sie mir gemacht wurden, abgeftumpft; die Sache ist aber von allgemeiner Wichtigkeit, und deshalb möge es mir gestattet sein, darüber noch einige Worte zu verlieren. Sieht man denn nicht ein, wie entmuthigend die Verdächtigungen wirken milssen, welche gegen diejenigen geschleudert werden, die gezwungen sind, der Heimath den Rücken zu kehren. Da sind Leute, die viele Jahre lang in der selbstlosesten Weise und unter großen Opfern an Geld, Freiheit, Familienglück und Zukunftsgestaltung für die Sache der Ar­beiter eingetreten sind, sie scheiden mit schweren Herzen aus den alt­gewohnten Verhältnissen, sicher, unter harten Kämpfen in einem fremden Lande in jeder Hinsicht von vorn anfangen zu müssen, lediglich, weil die Heimath ihnen nicht mehr die Möglichkeit der Existenz gewährt, und, anstatt ihnen Mitleid, geschweige denn Anerkennung zu zollen, schreit man ihnen nach: Ausreißer, Fahnenflüchtige, Feiglinge! Kann das die Borkämpfer im Baterlande ermuthigen? Müssen Sie sich nicht sagen, daß ihnen unter Umständen ein gleiches Schicksal wartet? Kann das die Ausgewanderten ermuthigen, in der neuen Heimath in den Kampf für die Sache der Unterdrückten einzutreten?*)

Glücklicherweise sind wir Alle nicht aus sehr weichem Stoff gemacht, und, wie schon angedeutet, abgehärtet gegen jede Unbill, welche das Parteileben uns bringen kann. Ich habe deshalb auch lange genug geschwiegen und nur der Umstand, daß ich in der Fritzsche'schen An­gelegenheit nothwendig von mir hören lassen mußte, veranlaßte mich zu obigen Ausführungen. Meinen Freunden versichere ich, was allerdings hoffentlich überflüssig ist, daß ich der Alte geblieben bin, freilich ganz der Alte, so daß, wenn ihre Ansichten sich nach dieser oder jener Richtung verändert haben sollten, immerhin einige Meinungsdifferenzen zwischen uns eristiren könnten.

Briefe für mich aus Deutschland , besonders aus Dresden , fallen häufig den Postmardern zum Opfer, was ich zu beachten bitte. Mit Gruß New York , 167. Avenue A., den 28. Januar 1882. Julius Vahlteich .

Wider Symmachos.

Den Lesern des Sozialdemokrat" ist die Erwiderung bekannt, welche ich in zwei Artikeln, betitelt: Demokratie, Sozialdemokratie und Anarchie", und Sozialismus, individuelle Freiheit und Gleichheit" einem Artikel von Symmachos, betitelt: Freiheit"( siehe Nr. 28, 1881) zu Theil werden ließ. Symmachos brachte dagegen in Nr. 37( 1881) d. Bl. eine Replik, welche zu alten Frrthümern neue hinzufügte und mir gegenüber, der ich die Streitpunkte rein sachlich behandelte, sich zu persönlichen Gehässigkeiten fortreißen ließ, die ich in keiner Weise provozirt hatte, und die am wenigsten geeignet waren, den Werth der Replik zu erhöhen. Es ist ja klar, daß derjenige, welcher seine Sache mit Gründen zu stützen weiß, nicht nöthig hat, zu persönlichen Ausfällen seine Zuflucht zu nehmen.

Meine Ehre sowohl als die wissenschaftliche Klarheit, die ich in meiner Erwiderung( Nr. 35 und 36 unseres Organes) über unsere Prinzipien

*) Wir können diese Bemerkung doch nicht unbeantwortet vorübergehen lassen. Nicht die Auswanderung an sich ist Vahlteich zum Vorwurf gemacht worden, sondern die Auswanderung in einem Momente, wo die Partei darauf angewiesen war, alle ihre. Kräfte zusammenzufassen, um den schwierigen Wahlkampf durchführen zu können. In einem solchen Moment mußte V.'s Abreise die Genoffen ent muthigen, den Gegnern aber eine neue Waffe gegen uns liefern. Lagen indeß Gründe vor, welche seine unmittelbare Abreise nöthig machten, so hätte V. sie doch wohl einigen Genossen mittheilen können, welche in der deutschen Sozialdemokratie allgemeines Vertrauen genießen; und wir find überzeugt, wenn z. B. Bebel, Liebknecht, Hasenclever oder Auer er­flärt hätten wir anerkennen die Nothwendigkeit von Vahlteichs sofortiger Abreise, es hätte jeder Genosse sich vorläufig damit beschieden, ein Aus­framen vor aller Welt" verlangt heute Niemand. Nun aber fagen, so viel uns bekannt ist, solche zwingenden Gründe zur sofortigen Abreise nicht vor, Vahlteich hat sich daher nach unserer Ueberzeugung einer Rücksichtslosigkeit gegen unsere Sache schuldig gemacht, die wir, gerade weil er ein so langjähriger Vorfämpfer derselben ist, doppelt an ihm rigen mußten. Das war noch lange kein Herumnörgeln", mit welchem billigen Wort man schließlich jeden Vorwurf abfertigen könnte, sondern eine Genugthuung für diejenigen Genossen, welchen der Kampf durch Vahlteich's Abreise schwer gemacht wurde.

Die Red. des Sozialdemokrat".

herbeizuführen und aufrechtzuerhalten bestrebt gewesen war, erheischten meinerseits eine Duplik. Mit Rücksicht auf den beschränkten Raum unseres Organs wäre es mir sehr erwünscht gewesen, die Sache in wenigen Zeilen abmachen zu können. Aber so sehr ich von dieser Rück­sicht geleitet, mich bemühte, den Stoff zusammenzudrängen, so erforderte die Zurückweisung der Unterschiebungen und vor Allem die sachliche Kritik der neuen Behauptungen von Symmachos doch einen größeren Raum, als ihn mir die Redaktion zugestehen zu dürfen glaubte.

Mit dem Entscheide der Redaktion nicht zufrieden, unterbreitete ich die Angelegenheit einer höheren Instanz. Diese räumte mir zur Duplik 1/2 Spalten des Sozialdemokrat" ein und empfahl eventuell die Fort­führung der Polemik durch Flugschriften. Da ich erklärte, mit diesem Raum nicht auskommen zu können und mich anschickte, die Arbeit als Flugblatt erscheinen zu lassen, bestimmten mich Genossen, die in dem Erscheinen eines solchen Flugblattes eine Gefahr für den Frieden der Partei erblickten, das Manuskript einem alten bewährten Genossen zur Beurtheilung zu schicken. Derselbe räth mir nun, indem er schreibt: ,, Sie schreiben eine kurze Widerlegung der Ausführungen Ihres Geg­ners( ein Resumé Ihres Artikels) und verweisen auf den ausführlichen Artikel, den Sie anderorts zum Abdruck bringen, wie das ja schon Ihre Absicht ist.

" Die Widerlegung rathe ich auf den Raum zu beschränken, den wir vor einigen Wochen für genügend erklärten.

"

Einen anderen Ausweg sehe ich nicht. Würden wir auch die unver änderte Aufnahme Ihres Artikels erwirken, so könnten wir Symmachos nicht verhindern, Ihnen ebenso ausführlich zu repliziren, und wo und wann sollte die Sache dann enden?"

Ich erkenne gern die Logik des letzten Passus an. Die Sache könnte sich in der That in einer die Leser des Sozialdemokrat" ermüdenden Weise fortspinnen, die auch ich vermieden sehen möchte.

"

Deshalb werde ich in einer kleinen Flugschrift unter dem Titel: Alte Irrthümer.

Sozialdoktrinär aufgeputzt von Symmach o 8. Beleuchtet von A. B. C.

den Streit weiter führen. Dagegen verzichte ich darauf, an dieser Stelle auf die Differenzen einzutreten. Es wäre das, angesichts des unmittelbar bevorstehenden Erscheinens der Broschüre, unnüze Mühe und für den Sozialdemokrat" ganz unnöthige Raumverschwendung. Ich beschränke mich darauf, die Leser des Sozialdemokrat", die sich für die sachliche Diskussion wichtiger Prinzipien interessiren, hiermit auf meine kleine Flugschrift zu verweisen. Dieselbe kann durch die Volksbuchhandlung Hottingen zum Preise oon 10 Pfg. bezogen werden. Auch die Exped. d. Bl. nimmt Aufträge entgegen. Zürich , den 12. Februar 1882. A. B. C.

Nach obiger Darlegung und noch mehr nach der Art in welcher Herr A. B. C, ehe er sich zu dem Appell an die höhere Instanz herbei­ließ, in Privatbriefen die Streitfrage darstellte, könnte es scheinen, als ob die Redaktion einem angegriffenen Mitarbeiter das Recht der Ver­theidigung abgeschnitten hätte, wir sehen uns deshalb zu folgender Be­richtigung genöthigt:

Nicht Symmachos, sondern A. B. C. ist der Angreifer. Symmachos hatte den Artikel Freiheit" geschrieben, A. B. C. zwei längere Artikel gegen denselben eingeschickt, worauf sich Symmachos veranlaßt sah, den Angriff zurückzuweisen. Da wir für einen unsere Leser nothwendiger­weise ermüdenden Streit um Worte und mit Worten nicht den Raum des Parteiorgans preisgeben wollten, so mußten wir die in behaglicher Breite sich ergehende Duplit A. B. C.'s zurückweisen, nachdem A. B. C.. unser Anerbieten abgelehnt hatte, dieselben mit uns gemeinschaftlich auf die einer Richtigstellung bedürftigen Punkte zu reduziren. Die Red. des ,, Sozialdemokrat".

Briefkasten

der Redaktion: Wegen Raummangel mußte ein großer Theil der Rundschau, sowie verschiedene Einsendungen für die nächste Nummer zurückgestellt werden.

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der Expedition.!!! Neu- York Herm. Wuttke: Haben Sie Ihre 11 Doll. auch an ,, Härlein u. Co. Casino str. hier" adressirt, wie Ihre Karte? Dann wundern Sie sich ja nicht, wenn die Post hier nicht ausliefert und senden Sie sofort schriftliche Ordre Ihrer Postoffice hierher, die Sendung an A. Herter auszufolgen. Haben keine Adresse von Ihnen. Freunde in N.- Y.. sind deshalb dringend gebeten, Sie zu benachrich= richtigen!--u. Abg. i. P.: Brf. v. 14/2 eingetroffen Lpzg. E. Bf. v. 15/2 erh. u. besorgt. Ferd.: Nachr. v. 8. u. 9. direkt u. pr. E. erh. Alles in Ordng. N. Salzstadt: Mtthlg. v. 15/2 erh.--h. Bereits richtig quittirt gewesen. D. hatte nur das Berichtete mitgetheilt. H. Rßbrg. Courtney: Am 16/2 brst. Näheres dargelegt. G. i. G. Nachr. v. 15/2 erh. Warum nicht sofort? E. K. Brklyn.: Faule Redensarten. Der Flegel" drischt in Ihrer Scheuer. Was er denkt" ist uns Schnuppe", was er thut" darauf kommts an. Sch. Genf : Corresp. betr. Lhm. contra Mayer ist allerdings richtig. Rchsmlwf. -0- Hu. Mt. 15, d. v. dkd. zugew. Bestllg. fort. Addr. geändert. K. Wormser: Nachr. v. 16. 17. 18. erh. u. entspr. beachtet. Ant. betr. E. 1. am 20. abges. Auszg. d. Schrft. folgt. K. i. W.: Mt. 3, Ab. 1. Qu. erh.

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B. Lg.: Fr. 9, Ab. Dez. 81 u. Jan. 82 u. Fr. 10,50 pr. Ufds. dkd. erh. Addr. erwarten noch. R. E. u. Gen. Buffalo: Fr. 20,25 d. Agitationsfds. dkd. einverleibt. Fdsqttg. später. J. Sch. W. b. S.: Fr. 2,50 Ab. Febr. u. März erh. Ebenso P. K. v. Schaffhsn: Weitere Nachr. erwartend. Th. L. V.: Mt. 5,-( Fr. 6,15) f. Schft. durch Bbhdg. erh. F. Dom. Nieuwhs. Haag: Fr. 52,60 erh. Schft.- Cto. glatt. Fr. 2,60 d. Ufds. dkd. zugew. Mrne.: Bf. v. 16/2 eingetr. 11. verw. Arnstadt : Alles nach Wunsch abges. Programmbrochüre ist nicht von Blos. Neuschönefeld: Bf. v. 19/2 toftet 20 Pfg. Straf­porto, weil nur mit 10 Pfg. fraukirt. Die Schweiz ist kein Reichs land"! Cooperator Chur: Mt. 1, dfkd. d. Ufds. zugew. Ersatz gratis fort. Gruß. W. Elbfld.: Fr. 1,50 f. Schft. erh. Sdg. abgg. Banzerschiff: Mt. 56,- à Cto. erh. Bfl. am 20/2 Weiteres. Peter S. gelöscht. 20 Neubestellte folgen. Bf. am 20/2 abgeg. Schorse: Bf. v., 13/2 erh. u. am 21. beantw. Gewünschtes fort. Michel Stieber: Bf. mit Afftllg. erh. Weiteres erwartet. Bstllg. folgt. Hoffen nun Alles richtig. Carl Lehmann : Bf. v. 17. u. 18. beachtet.. Folgen 110 2c. Der Schwzb. hat thatsächl. an uns Nichts ges. Gruß! Der alte Rothe: Nachr. v. 17. erh. u. Wunsch sofort nach G. berichtet. Weiteres benützt. Unigenitus: M. 56,28 f. Ab., Schft. 1. r.+ nebst Bf. v. 20/2. erh. Alles beachtet. Nr. 7 enth. Wei­H. Roth Zg. Fr. 4. 55 f. Schft. hier. Sdg. p. Fldpost fort. Jörg Gaardm.: Recherche erfolglos. Beleg am 21. bfl. abges. Liegt nicht an der schweiz . Post. Deutsche Postdiebe plündern wahr scheinlich auch Transitsachen behuss ,, Martensammlung". -0- Winter

teres.

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thur: Tanz- und Anstandslehrer" Herbholz notirte sich Ihren Namen, weil sie nicht für deutsche Polizeischustereien zc. schwärmen? Hat viel­leicht als früherer Sattler nebenbei auch Agentur auf Stuttgarter Fett glauzwichse"? Denn, der Mensch lebt nicht vom allegorischen Beine schwenken allein". Notiren wir uns drum Herrn Herbholz hochach­tungsvollſt auf's Kerbholz!" J. Mehner St. Louis: Fr. 45,55 erh. Bf. erwartet. R. M. Buenos Aires : Vbhdlg. notifizirt Eintreffen Ihres Bss. mit Wechsel v. 8/1. Fr. 70,- p. Ufds. u. Fr. 53, p. Schft. dfd. verwdt. Bilder v. Lfflle. B. L. H. fehlen. Gruppbld. diene als Ersatz. Gen. Paris : Fr. 50, p. Schft.- Cto. gutgebr. Bf. folgt. W. Blac Potsville: Ihre Karte haben behuss Erledigung russ. Gen. behändigt. Rother A. H. N.- Y.: Folgen 25 mehr ab Nro. 8. Wolfenschieber: Alles abgg.+++ himmel-- Gnt. Wie stehts mit Angelegenheit?

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Zürich . Sonntag den 26. Februar, Abends 8 Uhr, im Zähringer( Wirthschaft Beck) Oeffentliche Versammlung der deutschen Sozialisten.

Jedermann hat Zutritt.

Der Lokalausschuss

der deutschen Sozialisten. Schweiz . Bereinsbuchdruckerei Hottingen- Zürich .