lung) auf Befragen zu vernehmen, daß in der beabsichtigten Versammlung Herr Reichs- und Landtagsabgeordneter Liebknecht als Vortragerstatter( sic) auftreten werde.
Auf eingeholte direktorielle Beschlußfassung des Herrn Bürgermeisters Herrmann wurde darauf der Erschienene beschieden,
,,,, daß unter so bewandten Umständen die beabsichtigte öffentliche Versammlung polizeilich nicht gestattet werde, weil bei der bekannten hervorragenden Thätigkeit des in Aussicht genommenen Vortragerstatters( sic) bei den gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, die ja auch seine Ausweisung aus Leipzig zur Folge gehabt habe, die Annahme gerechtfertigt erscheine, daß von demselben die Versammlung zur Förderung sozialdemokratischer, sozialistischer und kommunistischer, auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteter Bestrebungen werde benutzt werden,
und daß nach§ 4, Absatz 2 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Of tober 1878 derartige Versammlungen zu verbieten seien" 2c. 2c. „ Der Erschienene bat um Zustellung einer Abschrift dieser Niederschrift und bemerkte, daß die hiesigen Zigarrenarbeiter ein lebhaftes Interesse an der Frage des Tabaksmonopols, das möglicherweise ihre Eristenz gefährde, hätten und deshalb über diese Angelegenheit sich genau zu unterrichten wünschten. Sie hätten sich, da sie einen eigenen Referenten in ihrer Mitte nicht hätten, deshalb an Herrn Liebknecht gewendet, weil dieser Gegner des Monopols sei. Es werde daher darauf Bedacht genommen werden, die beabsichtigte Versammlung etwa acht Tage später abzuhalten, und werde für solche einen andern Vortragerstatter( sic) zu gewinnen suchen.
,, Borgelesen, genehmigt und mitunterzeichnet.
Hermann Kunze Stadtsekretär Kunath, v. Protok."
Welch letztere adelig aussehende Unterschrift eine Abkürzung sein soll für verpflichteter( oder vereidigter) Protokollant".
Privatim wurde Kunze bedeutet: Jeder Referent ist uns recht, nur nicht Liebknecht und Bebel." Es scheinen indeß auch noch Andere nicht recht" gewesen zu sein, wenigstens ist bis dato die beabsichtigte Versammlung noch nicht zu Stande gekommen.
Man sieht aus diesem Vorgang, der die deutsche Polizeiwirthschaft so hübsch kennzeichnet, daß es den deutschen Zigarrenarbeitern, die beim Tabaksmonopol so lebhaft interesfirt sind, nicht erlaubt ist, diese brennendste der Tagesfragen, die in Wahrheit eine Lebensfrage für sie ist, zu diskutiren. Sie sollen schweigend den Hals unter das Fallbeil des Bismarc'schen Monopol- Sozialismus legen.
Ein charakteristisches Moment ist noch, daß der Großenhainer Bürgermeister und Gemeinderath vom liberalen Bourgeoisstandpunkt aus Gegner des Tabakmonopols sind, somit, indem sie die Versammlung verboten, gegen sich selber vorgingen. Aber die Angst vor der Sozialdemokratie ist stärker als die Furcht vor dem Tabaksmonopol. Und darauf dürfte Bismarc auch spekuliren.
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Paragraph 131. Früher war es der Haß- und Verachtungsparagraph", mit dem man alle mißliebigen Bestrebungen und Personen zu fangen suchte; jetzt ist es der§ 131. Die Herren liberalen Gesetzesmacher, die in früheren Zeiten an sich selber, in corpore vili, die Unannehmlichkeiten des Haß- und Verachtungsparagraphen erfahren hatten, und für die Zukunft Garantieen" gegen ähnliche„ Mißbräuche" schaffen wollten, glaubten bekanntlich durch Einfügung der Worte:" Thatsachen", " Staat seinrichtungen ,, und wider besseres Wissen" jede Möglichkeit zur Einleitung von„ Tendenzprozessen" der alten Schule schlau abgeschnitten zu haben. Diese guten Leutchen und schlechten Musikanten rechneten nicht mit den deutschen Staatsanwälten und Richtern. Mit welcher Leichtigkeit diese zwei Menscheusorten sich über die" Thatsachen", die Staatseinrichtungen" und das„ bessere Wissen" hinwegzusetzen wußten und wissen, das haben wir in Dutzenden von Beispielen erlebt; und § 131 ist jetzt seiner Anwendung und seinen Wirkungen nach faktisch in nichts mehr von dem berüchtigten Haß- und Verachtungsparagraphen unterschieden. Er dient genau denselben Zwecken, thut genau dieselben Dienste. Und die„ nationale Einheit" des Nationalzuchthauses, welches im Jahr 1871 aufgebaut worden ist, bringt es mit sich, daß er sie überall thut, in sämmtlichen ,, Vaterländern", in Preußen, Sachsen und den übrigen, zu denen auch das Großherzogthum Hessen , vulgo , Darmhessen", gehört. Wie in dem Kinderspiele der Fuchs herumgeht", so geht gegenwärtig der§ 131 herum. Von anderen Exempeln hier nicht zu reden, ist da in dem großen Darmhessen, und zwar in dessen Haupt- und Residenzstadt Darmstadt auf Grund des § 131" Anklage erhoben worden gegen ein Wahlflugblatt, welches das Verbrechen begangen hat, folgenden Passus zu enthalten:
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" Hunderte braver Familienväter werden ausgewiesen von Haus und Hof, von Weib und Kind, weil sie nicht, wie die Söldlinge der Reaktion, ihre Gesinnungen je nach Wunsch von Oben ändern, sondern, ihrer Ueberzeugung getreu, immer und immer wieder gegen die Knechtschaft in jeder Gestalt ankämpften, um bessere Zustände herbeizuführen." Die gesperrten Worte sollen einen Verstoß gegen§ 131" involviren. Nun ist es zwar für jeden mit seinen fünf Sinnen versehenen Menschen flar, daß das„ Oben" keine„ Staatseinrichtung" ist; daß der Wunsch, wir sollten unsere Gesinnung ändern, vom Standpunkt unserer Feinde ein durchaus berechtigter ist, also den Begriff der„ Schmähung", welchen der§ 131 erheischt, unzweifelhaft ausschließt; und daß die Behauptung, unsere Feinde hegten diesen Wunsch, unmöglich besseres Wissen" aufgestellt sein kann, wenn man unsere Feinde nicht für heuchlerische Hallunken hält; allein Richter wie Staatsanwälte haben häufig nicht blos fünf Sinne, sondern noch einen sechsten Sinn: den Sinn der Servilität und Niedertracht. Und unter solchen Umständen würden wir uns einer großen Unvorsichtigkeit und Naivetät schuldig machen, wenn wir die Ueberzeugung aussprechen wollten, der Staatsanwalt, der diese Anklage ausgetüftelt, werde in's Irrenhaus gesteckt. Viel wahrscheinlicher ist, daß die biederen Richter, kraft ihres sechsten Sinns, die Angeklagten zwar nicht in's Zuchthaus, aber doch in's Gefängniß schicken werden. Wozu haben wir Richter in Deutschland ?
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wider
- Der Bourgeois staat ist sich überall gleich. Im republitanischen Frankreich ein Strike der Kohlenarbeiter. Kurmittel: etliche Bataillone Soldaten. Im kaiserlichen Oesterreich ein Strike der Kohlenarbeiter. Kurmittel: etliche Bataillone Soldaten. Die schönen Bourgeoisseelen finden sich unter republikanischer wie unter monarchischer Verfassung überall den Arbeitern gegenüber in demselben Gedanken:„ Pulver und Blei, wenn die Canaille sich nicht nach unserem Belieben ausbeuten läßt!" Wozu ist der Arbeiter denn anders auf der Welt, als um von dem Herrn Bourgeois ausgebeutet zu werden?
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Ein schlauer Staatsretter. Was für gescheidte Leute es doch in der Welt gibt, das ist unglaublich. Jammerschade ist es, wenn so ein kapitales Genie verkannt wird und in untergeordneter Stellung durch's Leben wandeln muß; vielleicht tragen die folgenden Zeilen dazu bei, einem solchen verkannten Genie eine seinem Scharfsinn würdigere Karriere zu eröffnen.
" Ich kam", schreibt uns ein Arbeiter, mit meinem Reisekollegen, einem Sattler, nach Buttstädt im Weimarischen, wir fanden Abends kein Nachtlager und mußten daher bis zum nächsten Dorfe wandern. Unterwegs begegnete uns ein Gensdarm, der uns auch sofort anhielt und unsere Papiere abverlangte, um zu sehen, was wir für Landsleute seien. Nachdem er ermittelt, daß ich ein Preuße, mein Begleiter ein Sachse, sprach er zu mir: Sie müssen mir folgen. Wir marschirten bis zum zweiten Dorf; dort angelangt, meinte der Kluge Gesetzeswächter:„ So,
jetzt können Sie gehen, ich habe Sie blos aus dem Grunde mitgenommen, weil Ihr Kollege ein Sachse ist. Das sind lauter Sozialdemokraten, welche die Leute zu allerhand Schlechtigkeiten verführen." Sprach's und schlug sich seitwärts in die Büsche. Ich aber traf am nächsten Morgen natürlich mit dem fürchterlichen Sachsen wieder zusammen, der hell auflachte über diesen vorsündfluthlichen Polizeie- ngel."
Unser Freund ist im Irrthum, der Gensdarm hatte vollständig Recht. So ein böser Sozialdemokrat" kann zehn gute Unterthanen zu allerhand Schlechtigkeiten" aufwiegeln. Und so lange die Regierungen nicht dafür sorgen, daß die Arbeiter wieder einzeln arbeiten, einzeln durch's Leben wandeln, so lange werden sie dieser Pest nicht Meister werden, die großen Werkstätten, die Fabriken, die Gruben, das sind die Brutstätten der kommunistischen Verschwörung. Darum nieder mit der modernen Entwickelung!
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Infame Manöver oder? Um die Knabenerschießungen zu rechtfertigen, veröffentlichen die reaktionären Zeitungen jetzt allerhand Berichte über„ Rohheiten der Berliner Straßenjungen" gegenüber Soldaten. Man könnte sich über die Abnahme der stupiden Anbetung des Militarismus, welche in Preußen den Kindern systematisch eingebläut wird, eigentlich freuen, wenn wir nicht die Verlogenheit der meist im Solde der Polizei stehenden Berliner Zeitungsreporter zum Ueberdruß kennen gelernt hätten. Jedenfalls stehen unsere Gegner vor der Alternative: Entweder infame Polizeimanöver oder bedenkliches Wackeln!
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Du gut's unschuldig Ding!" Der„ Reichsbote", der da Wind hat, wie das Volk über das Tabakmonopol denkt, schreibt seufzend:
,, Eine Börsensteuervorlage von 100-120 Millionen wäre so populär, daß auch der Reichstag dazu nicht nein sagen könnte. Man begreift nicht, warum der Kanzler hier nicht zugreift, wo das Geld in Massen liegt, und wo eine Abzapfung sehr wohlthätig wirken müßte."
Warum der Börse nichts geschieht? O, unschuldiger ,, Reichsbote", hast du denn nicht erst vor wenigen Tagen gelesen, daß der Reichskanzler, obwohl er so krank war, daß er vor Heiserkeit nicht sprechen konnte, eine Konferenz mit seinem Freunde, dem Herrn Geheimrath ,, von" Bleichröder , hatte? Seinen Freunden thut ein Bismarck nichts zu Leide, das Herz würde ihm bluten, wenn er sie bluten lassen müßte. Und darum muß der Tabak, oder vielmehr müssen die Tabakarbeiter bluten, denn die können's vertragen.
Und darum, edler Bote des Reiches der Gottesfurcht und frommen Sitte, laß dein Drehen und Winden, das Einem Bauchweh verursachen kann, wenn er verurtheilt ist, es mitanzusehen, und beiß' hinein in den sauren Apfel. Dein großer Kanzler verlangt's, und der Bien muß!
Ein schönes Lob stellt die russische erzpanslavistische ,, Petersburger Zeitung" den in Rußland lebenden Deutschen aus.„ Ganze Vierteljahrhunderte", ruft sie, wirthschaften die Deutschen bei uns, wie bei sich zu Hause, sie pflanzten ein oben die deutsche Zivilisation und unten den Nihilismus“.
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Die Deutschen als Väter des Nihilismus man könnte ordentlich stolz darauf werden. Wenn's nur nicht an das berühmte Polen , Juden und Franzosen " erinnerte!
,, Ausländer, Fremde sind es zumeist, Die unter uns gesät den Geist
Der Rebellion. Dergleichen Sünder, Gottlob, sind selten Landeskinder!"
- ,, Lieber ins Zuchthaus, als in die Kaserne", äußerte sich der Soldat J. Pröbstle von Kleinkötz in Bayern zu seiner Umgebung, und damit sein Wunsch auch in Erfüllung gehe, zündete er seinem ehemaligen Dienstherrn das Haus über dem Kopf an. Er erhielt vier Jahre Zuchthaus. Deutschland , Deutschland über Alles!
Vom milden" Preußenkönig. Des Königs Majestät“, lesen wir in den offiziellen Blättern, haben Allergnädigst geruht, den Regierungspräsidenten von Wurmb zu Wiesbaden an Stelle des Oberpräsidenten Grafen zu Eulenburg zu Kassel zum königlichen Kommissarius für den Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wies baden zu ernennen."
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Dieser Wurm b ist dasselbe Scheusal, welches in seiner Eigenschaft als Polizeipräsident von Berlin die unglückliche Elise Hessels in brutalster Weise gemißhandelt hat, weil sie sich nicht seiner viehischen Wollust preisgeben wollte. Elise Hessels man lese nur ihre Broschüre Frauenloos in Preußen"( Bern , E. W. Krebs)- ist um ihr ganzes Lebensglück betrogen, der schändliche Zerstörer desselben aber, der damals nothgedrungen in Berlin abdanken mußte, sitzt- Dank der„ Milde" seines Königs ruhig in Amt und Würden und wird bei jeder Gelegenheit„ Allergnädigst" ausgezeichnet.
Freilich, Wurmb war jahrelang Polizeipräsident von Berlin und als solcher über die geheimen Abenteuer der hohen und höchsten Herrschaften ganz besonders gut unterrichtet.
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Einem solchen Mann verzeiht man einen kleinen Fehltritt" gern, nach dem Worte der heiligen Schrift: Richtet nicht auf daß Ihr nicht gerichtet werdet!
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Aus Oesterreich .„ Aus dem Lande der Niedertracht und Infamie", schreibt die Budapester Arbeiter- Wochenchronik“,„ ist wieder etwas, Schönes zu vermelden. Ein Zeitungsblatt, das in dem genannten Lande erscheint, liegt vor uns, die Zukunft", und wahrlich, es flimmert uns vor den Augen, wenn wir die unzähligen weißen Flecke und„ konfiszirt" sehen. So hat nicht einmal der Rothstift des tobsüchtigsten Zensors im allernärrischsten Polizeistaat gewüthet, wie der Staatsanwalt bei diesem Blatt. Jede weiße Stelle bezeichnet einen Schandfleck der österreichischen Schandwirthschaft, und wenn man in Desterreich noch erröthen könnte, so müßten die österreichischen Polizeikorporale so oft roth werden, so oft der Passus konfiszirt" in der letzten Nummer der Zukunft" vorkommt."
Das wäre nach der Arbeiterstimme", welche die weißen Stellen gezählt hat, netto 29 Mal. Uns ist die betreffende Nummer der Zukunft" überhaupt nicht zugegangen.
Auch der neueste Nummer der Wahrheit", des Brünner ,, Volksfreund" und des Reichenberger Arbeiterfreund" weisen drastische Beispiele der " Freiheit wie in Oesterreich " auf. Vom„ Arbeiterfreund" ist fast die ganze erste Seite in der Farbe der Unschuld erschienen und auch der ,, Volksfreund" läßt an Weisheit" nichts zu wünschen übrig. Der ,, Wahrheit" hat man ein wissenschaftliches Feuilleton„ Die Formen der Ehe im Alterthum" verboten, weil dasselbe„ die Einrichtungen der Ehe, speziell der Monogamie, herabzuwürdigen sucht und somit geeignet erscheint, den Thatbestand des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung zu begründen."
Dieser Infamie gegen die Presse steht würdig an der Seite das schuftige Vorgehen gegen die streikenden Bergleute von Nürschan ( Böhmen ). Jeder Berichterstatter, von dem zu erwarten ist, daß er einigermaßen unparteiisch urtheilt, wird sofort verhaftet und polizeilich abgeschoben", die Vertrauensmänner der Arbeiter wurden verhaftet, die Arbeiter selbst und die mit ihnen sympathifirende Bevölkerung in jeder Weise eingeschüchtert. Alles das hat aber bis jetzt nichts gefruchtet, die in schamloser Weise ausgebeuteten Proletarier sind entschlossen, auszuhalten und ihre Forderungen durchzusetzen. Unter diesen Forderun gen figurirt auch bezeichnend für das katholisch- fromme Oesterreich die Beseitigung der Sonntagsarbeit! Während so in Nürschan die fleißigen Hände, welche die Schätze der Erde an das Tageslicht fördern, feiern müssen, um nur die allernothdürftigsten Bedingungen einer menschenwürdigen Existenz zu erringen, begräbt in Prohn ein der Gesellschaft Saronia gehörender, zusammen
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stürzender Schacht 40 bei der Arbeit im Dienste des Kapitals begriffene Proletarier. Sicher hätte dieser Unglücksfall vermieden werden können, wenn die Habgier der Kapitalisten es zugelassen hätte, die Sicherheitsvorrichtungen entsprechend in Stand zu halten. Aber das denkt nur an Geldherausschlagen, und wenn darüber eine ganze Generation in Noth und Elend verkommen, Tausenden und Abertausenden das Leben gewaltsam verkürzt werden sollte. Was kommt es auf ein Arbeiterleben an, das Menschenfleisch ist ja so billig!
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Aus Frankreich . Der Streik in Bessèges ist doch schneller beendigt, als es Anfangs schien. Die Einschüchterungen der Truppen und vor allen Dingen der Hunger hat die Arbeiter gezwungen, sich den Kapitalbestien auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Der Zwischenhandel ist nämlich, wie wir s. 3. bei Besprechung des Streiks von Grand- Combe berichteten, im ganzen Distrikt abgeschafft; im Interesse der Arbeiter" hat die Gesellschaft den Handel mit Lebensmitteln in ihre Hände zentralisirt, und als nach Ausbruch des Streiks die Arbeiter Lebensmittel einkaufen wollten, fanden sie sämmtliche Lager geschlossen. Ein Stürmen derselben war gegenüber der schußbereiten Militärmacht nicht möglich, und so mußten die Proletarier, Einer nach dem Andern, sich durch den Hunger gebändigt ins alte Joch begeben.
Glücklicher als der Streik in Bessèges scheint der Streik in Roanne für die Arbeiter zu verlaufen. Die stolzen Herren Fabrikanten, welche Anfangs verlangten, daß die Delegirten der Arbeiter in ihr, der Fabritanten, Versammlungslokal behufs Unterhandlung sich einfinden, d. h. dadurch bereits ihre Unterwerfung bekunden sollten, haben sich bequemen müssen, sich auf Verlangen der Arbeiter in das von diesen bestimmte neutrale Präfekturgebäude zu begeben. Da die große Masse der Bevölferung mit den Arbeitern sympathisirt und namentlich die Kleinhändler die Bons derselben gutwillig in Zahlung nehmen, so werden die Herren Fabrikanten sich noch zu größeren Konzessionen herablassen müssen.
Aus Italien . Die am 26. Februar stattgehabte Konferenz der Sozialisten der Romagna war von 42 Vertretern aus 32 Orten und Distrikten besucht. Beschlossen wurde nach dem„ Avanti!" sowohl in den politischen Wahlkampf einzutreten, als auch an den Gemeinde- Wahlen aus agitatorischen Gründen theilzunehmen. Die Wahlen sollen den Charakter des Protestes tragen und die zu wählenden Genossen sich verpflichten, den zum Eintritt in die Kammer nöthigen Eid zu verweigern. Ein Zusammengehen mit den Republikanern und Demokraten wurde nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern dem Ermessen der einzelnen Wahlkreise überlassen. Letzterer Beschluß erklärt sich dadurch, daß gerade die industriellen Wahlkreise zusammengelegt sind und nach der Listenwahl zu wählen haben, so daß bei einer Zersplitterung der republikanischen Elemente der Sieg den monarchischen Parteien gesichert wäre. Als Bedingung wurde festgesetzt, daß auf der zu vereinbarenden Liste eine entsprechende Anzahl Sozialisten figuriren.
Wir wollen nicht in eine Kritik dieses Beschlusses eingehen, der sich ohne genaue Kenntniß der eigenartigen Parteiverhältnisse in Italien , wie sie die revolutionäre Geschichte dieses Landes gezeitigt hat, nicht gut beurtheilen läßt, unsere italienischen Genossen, welche jetzt zum ersten Male auf die politische Arena treten, werden ja durch den Kampf selbst darüber belehrt werden, welches Vertrauen die demokratisch- republikanische Partei verdient. Auch noch andere Illusionen werden sie im praktischen Kampfe abstreifen lernen, u. A. die, daß man nur in den städtischen Gemeinderäthen sozialistische Mehrheiten zu haben brauche, um bereits die städtischen Gemeinden in sozialistische umzuwandeln 2c. Immerhin ist es mit Freuden zu begrüßen, daß sie ihre Kräfte im praktischen Kampfe zu erproben und zu üben entschlossen sind. Wir wünschen ihnen den besten Erfolg!
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England. Für die Petition der republikanischen Liga gegen die Bewilligung einer Mitgift für den Prinzen Leopold sind bereits mehr als 18,000 Unterschriften gesammelt worden. Für eine antimonarchische Demonstration im fönigstreuen England gar nicht so übel.
Aus Rußland . Die Namen der im Prozeß Trigonja und Genossen" verurtheilten Revolutionäre sind:
Zum Tode verurtheilt: Michailoff, Suchanow , Frolenko, Koldewitsch, Jisaieff, Emeljanoff, Tetrta, letotschnikoff und die Frauen Lebedew a und Jakimowa.
3u 3 wangsarbeit in den Bergwerken ohne Termin( d. h. auf Lebenszeit): Barannitoff, Mertuloff, Arontschit, Morosoff und Langhans.
Zu zwanzigjähriger 3wangsarbeit in den Bergwerten: Trigonia, Friedensohn, Slatopolsti und Lustig.
Zu zwanzigjähriger 3wangsarbeit in den Fabriten: Terentjewa.
Unsere Genossen in Paris haben bereits am Sonntag vor acht Tagen in der untenstehenden Resolution ihrer Gesinnung dem grausamen Despotenreich gegenüber Ausdruck gegeben. Wir sind überzeugt, daß derselbe im deutschen Proletariat allerorten freudige Zustimmung finden wird. Die waderen Bekämpfer zarischen Willkür haben diese Anerkennung reichlich verdient:
Beschluß.
Angesichts des gegenwärtig vor einem zarischen Scheingericht stattfindenden Monstreprozesses gegen russische Freiheitskämpfer; angesichts der internationalen Verfolgung der russischen Revolutionäre; angesichts der glücklich gelungenen Befreiung der muthigen Bürgerin Sofia Bardina aus den Händen der Zarendespotie;
ferner im Hinblick auf die gegenwärtig zu dynastischen Interessen betriebenen schmachvollen Hetzereien zwischen Deutschen und Slaven
sprechen die Sozialdemokraten deutscher Zunge in Paris ihren thatkräftigen und opferkühnen Brüdern von der russischen Revolutionspartei auf's Neue ihre volle Sympathie und ihre wärmsten Wünsche für den Erfolg ihrer Anstrengungen im Kampfe für das Beste ihres Volkes und für das gemeinsame Ziel, den internationalen Sozialismus, aus. Paris , den 25. Februar 1882.
von
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Die Sozialdemokraten deutscher Zunge. Amerika. Die Vereinigten Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen New York haben am 30. Januar d. J. in einer im Cooper- Justitut abgehaltenen großartigen Versammlung ein energisches Manifest zu Gunsten des irischen Aufstandes erlassen. Dasselbe beginnt folgendermaßen:
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,, An alle Gewerkschaften und Arbeiter- Verbindungen; an die Bauern von Deutschland und Frankreich ; an die unterdrückten Völker Rußlands und Oesterreichs ; an die Farm- Arbeiter und die Industrie- Arbeiter von England und Schottland ; an die Enterbten in Italien , Spanien und Portugal ; an die Arbeiter in Belgien und Holland ; an Alle, die unter dem Drucke von Monarchen, Tyrannen und Monopolisten leben und arbeiten müssen.
,, Wir grüßen Euch als Brüder und Freunde!". Nach einem kurzen Hinweis auf die große Bedeutung des von der Landliga ausgegangenen Rufes:
" Bezahlt feine Renten mehr!" wendet das Manifest sich nach einander an die Ausgebeuteten aller Kulturstaaten. In Bezug auf Deutschland heißt es:
,, Und Jhr, Arbeiter und Landleute Deutschlands , Jhr wißt vielleicht besser als wir Alle, was es heißt, durch ein System bedrückt zu werden, dessen hauptsächlichste Stützen
Kanonen, Bayonnette und Polizei sind. Ihr solltet es fühlen, daß Etwas gethan werden muß, eine verelendete Nation vor der Verzweiflung zu retten. Obwohl Euer Volk in eine Anzahl ohnmächtiger politischer Parteien zersplittert ist, solltet Ihr