schaftlichen Beziehungen sich heranbilden, welche die baldige Befreiung aller Unterdrückten und Ausgebeuteten ohne Unterschied der Nationalität, der Rasse, der Farbe oder des Geschlechtes verbürgen.
Mit brüderlichem Gruß!
B. Malon,
angerechnet wurden. Pfaffen, Richtern und Advokaten, die Mündelgelder| praktisch zu bethätigen hat, unter den Sozialisten aller Länder jene freundunterschlagen, wird die Untersuchungshaft angerechnet, Sozialdemokraten nicht. Nebenbei verdient noch bemerkt zu werden, daß sich kein Rechtsanwalt in Barmen fand, um unsern Genossen zu vertheidigen. Alle, auch die fortschrittlichen, lehnten es ab. Für reiche Schwindler und vornehme Spitzbuben sind natürlich Advokaten in Masse da. Aber wozu braucht ein Sozialist einen Rechtsbeistand, verurtheilt wird er ja doch. Ein Tagelöhner Namens A. Heer war Schuft genug, Verräther an seiner Klasse zu sein und spielte den Denunzianten. Als er den Gerichtsfaal verließ, hatte ihn eine vor dem Landgerichtsgebäude angesammelte Menschenmenge höhnisch empfangen und erbitterte Zurufe, wie Schuft, Judas , Verräther, wurden ihm entgegengeschleudert. Der Denunziant bemerkte den Genossen Wintersberg unter der Menge und denunzirte diesen wieder, so daß sich derselbe wegen Denunziantenbeleidigung. zu verantworten haben wird.
Der Bruder des Denunzirten hat nun gleichfalls den Denunzianten thätlich beleidigt und sich dafür zu verantworten, denn er hat ihn auf offenem Markte gehörig gezüchtigt und ihm durch Backenstreiche diejenige nöthige Schamröthe in's Gesicht getrieben, die sonst den verrätherischen Subjekten zu fehlen pflegt.
Wir sind gespannt, wie hoch die Richter des deutschen Reiches die „ Ehre" von Denunzianten tariren werden. Es wird das zur Charakteristik unserer Zustände einen werthvollen Beitrag liefern.
-
Heuchelei. Nicht ist widerlicher als die Entrüstung der liberalen Mente, wenn die Geistlichkeit irgend welcher Richtung sich weigert, Leuten, die den Satzungen der betreffenden Religion entgegen gelebt haben oder auf eine mit diesen Satzungen in Widerspruch stehenden Weise ums Leben gekommen find, ein kirchliches Begräbniß zu geben. Die Pfaffen handeln in solchen Fällen nur logisch, und wir haben nur den einen Wunsch, daß sie bei jeder Gelegenheit so konsequent sein möchten, dann würden alle die Halben doch endlich einmal gezwungen werden, arbe zu bekennen!
Was kann denn dem, der an den kirchlichen Schwindel nicht mehr glaubt, daran liegen, ob über das Stückchen Land, in welches sein Leichnam vergraben wird, ein Pfaffe einige Litaneien salbadert hat oder nicht? Doch absolut nichts. Dem Todten geschieht also gar kein Unrecht, was vie lmehr gerade dann der Fall ist, wenn bei seinem Begräbniß sein ganzes Leben und seine Grundsäße Lügen gestraft werden.
Aber das ist das Charakteristikum des mattherzigen verkommenen Liberalismus, daß er stets vor der Konsequenz seiner Grundsätze„ Kehrt!" zu machen sucht!
-
-
- Erz- Lump enthum. Der von uns mehrfach gekennzeichnete Denunziant R. A. Wolff, bekannt unter dem Namen der„ einäugige" oder der Reichenberger Wolff, seiner Zeit aus Ham burg ausgewiesen und dann von Altona aus d. h. durch Engel gnädiglich zurückgelassen, zuletzt Mitarbeiter der bismardanwinselnden Deutschen Volkszeitung", Organ des famosen ,, Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins ", ist vor Kurzem, wie die Hamb . Bürgerztg." mittheilt, auf Requisition von Berlin aus verhaftet worden, weil festgestellt sei, daß Wolff gegen ein monatliches Honorar von 300 Mt. Beiträge für die Londoner Freiheit" geschrieben habe und außerdem mit der Affäre der türzlich in Berlin wegen muthmaßlicher sozialistischer Geheimbündelei verhafteten Arbeiter in Verbindung stehe". Die„ Bürgerztg." fügt hinzu: ,, Sonderbar kommt uns bei der Sache vor, daß die Freiheit" ihre Mitarbeiter so folossal honorirt, noch sonderbarer, daß diese Geldsendungen von London nach Hamburg den Weg über Berlin genommen haben sollen, am sonderbarsten, daß gerade dieser eifrige Vorkämpfer des neudeutsch- preußischen Regierungssozialismus sich jetzt als Komplice der Berliner Angeschuldigten und als Parteigänger des mostianischen Wahnfinns muß einsperren lassen. Trau, schau, wem!"
"
Auch uns kommt, offen gestanden, die Sache höchst sonderbar vor. Daß Wolff gesinnungslos genug ist, die oben erwähnte schuftige Doppelrolle zu spielen, und daß die Londoner Revolutionsschreier gewiffenlos genug find, sich mit einem notorischen Schuft, dessen Mitarbeiterschaft sie noch vor Jahresfrist nothgedrungen abläugneten, in Verbindung zu setzen, vorausgesetzt, daß dieser nur das Nöthige im Schimpfen auf unsere Partei leistet, daran zweifeln wir keinen Augenblick. Sonderbar ist für uns nur die mit preußischer Regelmäßigkeit am 25. jeden Monats erfolgte Zahlung des Honorars über Berlin (!) und doch dabei die Verhaftung auf Requisition von Berlin . Sollte hier etwa ein zweiter Fall ,, Hors ch“ vorliegen? Oder sollte bei Madai und Compagnie, Dank der kolossalen Erweiterung ihrer Berufs- und Machtsphäre, eine Verwirrung eingerissen sein, daß die eine Abtheilung die Machinationen der andern durchkreuzt? Vederemo, wie der Italiener sagt: wir werden ja sehen!
Frankreich . Wir erhalten folgendes Schriftftlick zur Veröffent
lichung:
An die Mitglieder der sozialdemokratischen Partei Deutschland 8.
,, Von dem Nationalkomite der französischen sozialistischen Arbeiterpartei beauftragt, mit den auswärtigen sozialistischen Parteien zu forrespondiren, beeile ich mich, mit Euch in Verbindung zu treten.
Die Jnternationalität der kapitalistischen Ausbeutung macht die Nothwendigkeit einer internationalen Verbindung der Arbeiter zu sehr fühlbar, als daß ich noch besonders von der Gemeinsamkeit unserer Interessen zu sprechen hätte. Um diesem Geist der internationalen Solidarität treu zu bleiben, macht es sich die französische sozialistische Arbeiterpartei zur Pflicht, Euch Kenntniß zu geben, daß sie sich nach Ueberwindung vieler Hindernisse und unter folgenden Umständen endgiltig konstituirt hat:
" Unsere beiden ersten Kongresse( Paris 1876 und Lyon 1878) anerkannten den Widerstreit der Interessen und die Nothwendigkeit für alle auf ihre Befreiung bedachten Arbeiter, Klassen politik zu treiben. Unser dritter Kongreß( Marseille 1879) anerkannte, daß angesichts der jetzt herrschenden ökonomischen und politischen Verhältnisse es Pflicht der sozialistischen Arbeiter und ihrer Anhänger aus anderen Klassen ist, als besondere politische Partei mit allen Mitteln den Uebergang der Arbeitsmittel und Werkzeuge in den gesellschaftlichen Besitz zu betreiben, sollen die Arbeiter nicht die Leibeigenen des kapitalistischen Feudalismus werden, der sich vor unseren Augen bildet und mit Gewalt alle Produktionsmittel in Alleinbesitz nimmt.
" Von diesen Gesichtspunkten aus stellte unser vierter Kongreß( Havre 1880) ein Wahlprogramm für die Wahlen von 1881 feft.
,, Kam unser fünfter Kongreß( Reims 1881), der, nachdem er die von dem Marseiller Kongreß aufgestellten allgemeinen Grundsätze noch einmal erörtert hatte, sich besonders mit der Vervollständigung der Parteiorga nisation befaßte. Zu diesem Zwecke beschloß er unter anderen Organifationsmaßregeln die Bildung eines Nationalkomites der Partei, zuſammengesetzt aus je 5 Delegirten der 6 französischen Federationen. Ferner unterbreitete er dem Studium der Federationen die Ausarbeitung eines neuen Programms, welches über die allgemeinen Anschauungen der Partei nicht hinausgehen soll. Endlich erklärte er, entsprechend den Beschlüssen der Kongresse von Lyon , Marseille und Havre , den, Proletaire" zum offiziellen Barteiorgan.
" Im September dieses Jahres wird in St. Etienne unser sechster Nationalfongreß stattfinden. Seine Aufgabe wird es sein, die Organisation unserer Partei weiter auszubauen, ihre nächsten Forderungen zu bestimmen und Datum und Tagesordnung des nächsten internationalen Kongreffes festzusetzen, der nach den Beschlüssen des Churer Kongresses im Laufe des nächsten Jahres in Paris stattfinden soll.
,, Das ist, Bürger, unsere allgemeine Situation. Wir haben es uns zur Pflicht gemacht, sie zu Eurer Kenntniß zu bringen, in der Hoffnung, daß Ihr uns durch eine entsprechende Kundgebung antworten werdet. Auf diese Art werden bis zu den Tagen, wo die Solidarität sich
Sekretär der französischen sozialistischen Arbeiterpartei. Bei den jüngst stattgehabten Gemeinderathsnachwahlen hat die sozialistische Arbeiterpartei an verschiedenen Orten recht hübsche Erfolge erzielt. In Bessèges , wo jüngst die Bergleute streikten, wurde ihr Kandidat Jourdain, s. 3. Sekretär des Streifkomité's, mit 1308 gegen 958 Stimmen gewählt. In Hazebrouck erhielt ihr Kandidat Daune eine starke Majorität. In Alais, in Dijon , in Rou baix und in Narbonne tamen ihre Kandidaten mit zum Theil sehr erheblichen Minoritäten in die Stichwahl, im ersteren Orte siegte sie in derselben. Wir wünschen unseren französischen Genossen von Herzen Glück. Nur so weiter!
„ Die„ Streiffeuche", wie unsere Bourgeois sagen", schreibt die Egalité ", ist noch weit entfernt, nachzulassen. In St. Etienne und Rive- de- Gier streiken die Metallarbeiter, wodurch für diese Branche allein die Zahl der streikenden Arbeiter auf 6000 steigt. Die Forderung ist überall die gleiche, Herabsetzung der Arbeitszeit auf
10 Stunden.
-
Italien . Wie wir dem„ Proletaire" entnehmen, hat Carlo Cafiero , bisher Anarchist, kurz vor seiner jüngst erfolgten Verhaftung folgenden Brief an die Redaktion der Favilla"( der Blitz) geschrieben:
Im Augenblick hat sich die Partei entschieden für den neuen Weg ( Theilnahme am Wahlkampf) engagirt, und die Energischsten der bisher anders Denkenden haben sich ihr angeschlossen. Es heißt also, sich zu unterwerfen oder abzudanken. Ich konnte mich nicht dazu bequemen, von meiner Pflicht, die Rechte des Volkes zu vertheidigen, mich loszusagen; ich habe mich daher dem Willen der Partei unterworfen, indem ich offen und rückhaltlos ihre neue Taktik afzeptire. Es ist das beschlossene Sache und daher unnük, uns in leere Erörterungen über unsere früheren oppofitionellen Argumente zu verlieren. Für mich ist es mehr werth, in Gemeinschaft mit meinen Kampfgenossen einen Schritt zu thun, wenn es im wirklichen Leben geschieht, als isolirt zu bleiben und hundert Meilen in der Einbildung zu durchfliegen." Wenn ein Mann wie Cafiero zu dieser Ueberzeugung kommt, so kann man wenigstens nicht von ihm sagen, daß er nicht vorher alle Mittel, die er bisher theoretisch vertrat, auch versucht habe. Er hat es weder an Ankauf von Waffen fehlen lassen sondern sein ehemals sehr beträchtliches Vermögen zu diesem Zweck aufgewendet noch sich gescheut, selbst einen Putsch in Szene zu setzen den bekannten Spaziergang nach Benevent . In der letzten Zeit beschäftigte sich Cafiero freilich mehr mit theoretischen Studien und hat u. A. einen Auszug aus dem Kapital von Mary herausgegeben.
1
Der„ Avanti" ist uns seit drei Wochen nicht mehr zugegangen. Grund: regelmäßige Konfiskation.
Rußland. Der in unseren letzten Nummern erwähnte Leitartikel der„ Narodnaja Wolja " bespricht die Bedeutung des 1./13. März für die Partei und für Rußland .„ Die Ausführung einer Umwälzung vermittelst einer Verschwörung" das ist das Ziel der Partei der ,, Narodnaja Wolja ", wie es im Programm des Exekutivkomites formulirt wird. Aber die Hinrichtung des Zaren hatte nicht dieses Ziel im Auge; die Partei fühlte sich noch nicht stark genug, um eine solche Umwälzung durchzuführen; diese That sollte nur der russischen Gesellschaft die Hände frei machen zum selbständigen Handeln.
„ Die traurige Nothwendigkeit des blstigen Verfahrens könnte vermieden werden, wenn die Gesellschaft im Stande wäre, das Minimum von Forderungen, welche das Exekutivkomite dem Zaren Alexander III. gestellt, mit gehöriger Energie zu vertreten. Wir wären dann die Ersten, um den Weg der Gewalt zu verlassen und die sozialistische Arbeit, die Vorbereitung der sozialen Revolution aufzunehmen...
" In den dem russischen Reiche ähnlichen Ländern gewinnt ein dem Despotismus versetzter Schlag ungeheure Bedeutung, indem er die schlafenden politischen Gruppirungen, die potentiellen Kräfte des Landes, erweckt und zur Thätigkeit drängt. Von diesem Standpunkte aus erhält das Ereigniß vom 1. März die Bedeutung eines für jede handelnde politische Partei tief belehrenden soziologischen Experimentes. Nachdem nun seit dem 1. März ein Jahr verflossen ist, sind wir bereits im Stande, die politische Leistungsfähigkeit der verschiedenen Parteien beurtheilen und bemessen zu können. Traurig genug sind da unsere Schlüsse für die Anhänger der friedlichen Entwicklung und im höchsten Grade ermunterud für den revolutionären Sozialisten. Wir haben vor Allem volksfreundliche Reformler, aufrichtig wohlwollende Leute, die aber nur wehmüthig seufzen können, sich auf das Abwarten vortrefflich verstehen, dagegen außer Stande sind, sich zu einer That aufzuraffen.
Da sind weiter die Konservativen, die kein anderes Kampfmittel kennen, als das der Verleumdung, der Lüge und der Denunziation. Wir haben noch russische Liberale, die sich vollständig von den Ereig nissen perplex machen lassen und hinterher sich seige verkriechen.
Wir haben endlich die Großgrundbesitzer, die Kapitalisten und Bankiers, die sich eng an den befleckten Thron von Gatschina anschließen und aktiv in der Rolle von Mitgliedern der heiligen Liga und Häschern auftreten. Ja, das Ereigniß des 1. März hat klar genug die vollständige Unfähigkeit unserer Kulturklassen bewiesen. Sie rührten keinen Finger, als die verwirrte, desorganisirte öffentliche Gewalt bei einigermaßen einheitlichem Drucke auf alle möglichen Konzessionen eingegangen wäre, als es nur einer unbedeutenden Anstrengung bedurfte, um das verhöhnte und schmachvolle Regime abzuschütteln. Der monarchische Despotismus verlor den Glauben an sich selbst; auf seinem zerfetzten Banner kann man jetzt nur die Worte: Feigheit, Heuchele und Lüge unterscheiden. Die in den Restaurants aufgewachsenen Würdenträger treten jest, ausgerüstet mit der ganzen Korruption und Ignoranz ihres Jahrhunderts, als die Vertheidiger der wankenden Stützen der Gesellschaft auf und erklären Krieg dem faulen Westen und der Schenke des Mujik( Bauern). Die Maßnahmen der Regierung erregen Gelächter oder Entrüstung. Das Gefühl des Abscheu's allein müßte schon Jeden zwingen, die Regierung von Gat schina zu zerbrücken. Indeß unsere Liberalen warten noch immer die Geschichte aber wird auf sie nicht warten. Die kämpfende sozialrevolutionäre Partei und das geächtete russische Volk warten nicht und tönnen nicht warten. Die Abwicklung ist nicht mehr fern.
-
Die Gährung wächst fortwährend in ganz Rußland und äußert sich hier durch politische Vergehen und Verbrechen, die sich im letzten Jahre ungeheuer vermehrt haben, dort durch Judenkrawalle, die ein Drittel von Rußland erfaßt haben, weiter durch Bauernaufstände, die die Behörden zur Verzweiflung bringen. Nach den reichen Erfahrungen des vorigen Jahres können wir jetzt unser Ziel fefter hinstellen und die Sphäre unserer Thätigkeit erweitern. Jetzt ist unser unmittelbares Ziel- die Organisation einer Verschwörung behuss NieThätigkeit der Partei ist jetzt einerseits auf die Zentralisirung und feste derwerfung der existirenden Staatsordnung. Die Vereinigung aller revolutionären Elemente, die die Initiative zu einer Erhebung im entscheidenden Momente ergreifen könnten, gerichtet und andererseits darauf, bis zu diesem Moment die erfolgreiche Verschwörungsarbeit ungeachtet aller Angriffe der Regierung weiterzuführen.
Wir meinen, ein wohldurchdachter, konzentrirter, gewaltiger Schlag, geführt gegen die politische Macht des Staates, ist der erste Schritt, den wir, die sozialrevolutionäre Partei machen müssen, und wir sind überzeugt, daß das Volk gleich darauf im Stande und in der Lage sein wird, die
Revolution in der ökonomischen Sphäre zu vollziehen, so daß einer provisorischen revolutionären Regierung nur übrig bleiben wird, die ökonomische Gleichheit, die das Volk seinen Ausbeutern und Aussaugern abringen wird, zu sanktioniren. Schon der Umstand allein, daß der Staat in Rußland die bedeutendste kapitalistische Kraft im Lande ist, macht die Lösung der ökonomischen Seite der sozialen Frage zu einer einfachen, wenn einmal die Staatsmacht in den Händen der revolutionären Partei sein wird. Sollten die Umstände sich weniger günstig gestalten, so wird die provisorische revolutionäre Regierung gleichzeitig mit der politischen Befreiung auch die ökonomische Umwälzung zu vollziehen haben, nämlich das Privateigenthum an Grund und Boden und den großen Arbeits- und Produktionswerkzeugen aufzuheben; sodann eine allgemeine Landesvertretung zusammenzuberufen, wo die wahren, ungefälschten Vertreter des Volkes die Schicksale des Landes leiten und entscheiden werden.
So werden wir unser Ziel nach wie vor verfolgen.... Siegen oder Sterben ist unsere Devise, und wir wissen zu sterben...."
Amerika.„ Genosse Schumann schreibt uns aus Cincin nati: Die gewerkschaftliche Bewegung geht hier gut. Der beste Beweis dafür ist die Thatsache, daß in mehreren Staaten der Versuch gemacht wird, Ausnahmegesetze gegen diese Bewegung zu machen. Wer einen Anderen zum Streik auffordert, soll verhaftet und in Konsequenz davon das Versammlungsrecht illusorisch gemacht werden. Wir Sozialisten sehen diesen Gesetzen ruhig entgegen; sie können nur den Erfolg haben, das Klassenbewußtsein zu wecken.
Jm Staate Nebraska ist jetzt ein Streif der Eisenbahnarbeiter ausgebrochen. Der Lohn betrug bisher 1 Dollar 25 Cts; sie verlangen jetzt 1 D. 75 C. Da die Bürger mit den Streikenden sympathisiren und die Staatsmiliz nicht zuverlässig genug schien, wurden Bundestruppen abgesandt.
Soeben kommt die telegraphische Nachricht, 500 Emigranten seien unter der Bedeckung von Militär in Omaha im Staate Nebraska eingetroffen. Auf jeden Scab( Nichtgewerkschaftler) sollen vier Soldaten
tommen.
In Pittsburg haben die Gewerkschaften einen Sieg errungen. Es handelte sich nicht um eine Lohnfrage, sondern um Anerkennung der Gewerkschaften, was die Fabrikanten verweigerten. An manchen Orten machen sich bereits Anzeichen bemerklich, daß der ökonomische Kampf politische Formen annimmt.
Der Klaffenkampf wird in dem Maße erbitterter, als die Einwanderung steigt, welche die Löhne herabdrückt. Die Einwanderer selbst, verhaßt und der Sprache nicht mächtig, haben in erster Linie darunter zu leiden, und gar mancher erliegt den ungünstigen Verhältnissen.
Die Einwanderung der Chinesen ist nach hartem Kampf im Kongreß auf 20 Jahre verboten worden( inzwischen hat der Präsident sein Veto gegen dieses Verbot eingelegt, die Repräsentantenkammer hat aber mit großer Majorität das Gesetz aufs Neue bestätigt, wenn auch nur auf die Dauer von 10 Jahren. D. R. ) In Kalifornien war die Agitation so stark, daß der Gouverneur am 4. März einen Feiertag ausschrieb, damit allenthalben Versammlungen abgehalten werden konnten. Die Chinesenfrage ist für Kalifornien keine bloße Arbeiterfrage mehr. Wären die Chinesen nur Fabrikarbeiter, dann wäre das Einfuhrverbot nicht durchgegangen. Aber die Chinesen sind jetzt auch Krämer geworden und pfuschen in das Geschäft des ehrsamen Spießbürgers. Hinc illæ lacrymæ."
C. Sch.
Man würde übrigens fehl gehen, wollte man die Agitation gegen die Chinesen ausschließlich auf ökonomische Motive( Furcht der Arbeiter vor Unterbietung auf dem Arbeitsmarkt 2c.) zurückführen. Es kommt noch hinzu die der Anschauung der weißen Arbeiter durchaus entgegengesetzte und daher als unfittlich erscheinende Lebensweise der Chinesen. Daß eingewanderte Arbeiter, namentlich wenn sie eine andere Sprache als die Landesangehörigen sprechen, auf das Familienleben Verzicht leisten und in Gruppen zusammenleben, ist sehr häufig der Fall, aber bei keinem anderen Volke führt dieses Zusammenleben zu so entsetzlichen Lastern als gerade bei den Chinesen, die obendrein in Folge ihrer Unsauberkeit die Träger und Verbreiter der schmutzigsten Krankheiten sind. So hat der Ekel den Haß gegen die in ihrer Art hochmüthig auf die rothen Teufel" herabsehenden Mongolen bis zum entschiedensten Widerstand gesteigert. Daß es die Lohnfrage allein nicht sein konnte, geht schon aus dem Umstande hervor, daß, wie wir im vorigen Jahre berichten konnten, weiße Arbeiter zu Bedingungen arbeiten, welche die Chinesen zum Streit veranlaßt hatten.
Nachdem nun der Import von Chinesen verboten ist, werfen sich die Kapitalisten von Amerika mit noch größerer Energie auf die Einfuhr von weißen Sklaven, an denen es ja in unserem herrlichen zivilisirten Europa ohnehin nicht mangelt. Unser Bruderorgan, der Chicagoer ,, Vorbote", schreibt hierüber:
„ Nach dem Muster der deutschen und französischen Händler in Menschenfleisch sind denn auch die amerikanischen Hyänen des Kapitalismus auf die Italiener und Portugiesen, als auf die am erfolgreichsten verknechtete Waare Menschenfleisch, verfallen. Zunächst werden nun also massenweise Italiener und Portugiesen inaportirt und unter Kontrakt gegen die inländische Arbeit ins Feld geführt werden. Es fällt uns natürlich nicht ein, irgend welche gesetzliche Ausnahmebestimmungen gegen Italiener und Portugiesen zu verlangen, aber gegen den Handel mit Menschenfleisch seitens kapitalistischer Korporationen überhaupt werden wir uns allerdings sehr energisch wehren. Diejenigen Gesellschaften und Unternehmer, welche für ihre Produkte volle amerikanische Preise verlangen, sollten auch gezwungen werden können, landesübliche Löhne zu zahlen.
,, Ueber die Form und über die Mittel, durch welche dies zu bewerkstelligen, kann noch geftritten werden, über das Wesen der Sache bei vernünftigen Menschen wohl schwerlich. Wenn der Staat berechtigt ist, das Trucksystem zu verbieten, wenn er berechtigt ist, einen Normalarbeitstag festzusetzen, wenn er berechtigt ist, den Eisenbahnen Preise vorzuschreiben, wenn er sich berechtigt glaubt, reichen Fabrikanten durch Schutzzölle auf Kosten der Gesammtheit Millionen in die Taschen zu spielen, ja, wenn er sich selbst berechtigt glaubt, dem Individuum Krankheitsstoff in den Leib zu impfen und dem Einzelnen zu verbieten, was er trinken will; ja, wenn er gewisse Gewerbebetriebe nur nach Einholung einer Licenz erlaubt, wenn er also auch in dieser Richtung in die freie Bewegung des Einzelnen eingreift, dann wird er auch berechtigt sein, wie er jetzt bereits einen gesetzlichen Zinsfuß normirt, einen gewissen Unternehmergewinn als berechtigt und zulässig und was darüber hinausgeht als Erpressung zu erklären und durch Besteuerung auszugleichen. „ Alle vorstehend beschriebenen Funktionen übt bereits der kapitalistische Staat aus, die einen mehr, die andern weniger, aber über das Recht, daß der Staat im öffentlichen Interesse Maßregeln der gedachten Art treffen kann, herrscht bei denkenden und gesitteten Menschen kein Zweifel. Nicht gegen die Italiener, Portugiesen, Slovaken oder woher die bedürfnißlosen, auf niedrigster Kulturstufe stehenden Ausbeutungsobjekte kommen mögen, sind Zwangsmaßregeln zu ergreifen, sondern gegen die ungezügelte Ausbeutungswuth hiesiger Großdiebe und Menschenschinder.
,, Ein nationaler Normalarbeitstag von acht, und wenn sich dies als ungenügend erweisen sollte, von sechs Stunden, bei dem gleichzeitigen Verbot des Trucksystems nud aller die bürgerliche Freiheit der Lohnarbeiter direkt beschränkende Fabrik- Ordnungen oder Arbeitsregeln würde den Massenimport von fremden Arbeitskräften hinfällig, weil zwecklos, machen.
,, Wenn man solche Mittel der Kuli- Importation gegenüber angewandt hätte, so wäre noch immer der asiatische Geist mit seiner namenlosen Verrohung und Entsittlichung zurückgeblieben.
" Den Chinesen gegenüber gab es also nur das Mittel der Ausschließung. Bei den Europäern würden aber die angedeuteten Mittel gegen die Aus