Dugend voll. Recht so! Je toller desto besser. Da uns hier( in Preußen) jede öffentliche Wahlagitation durch das famose Ausnahmegesetz unmöglich gemacht ist, so ließen wir die anderen Parteien ruhig gewähren und sich nach Herzensluft austoben", indem wir uns scheinbar in den Schmollwinkel" zurückzogen. Am Sonntag vor der Wahl verbreiteten wir dann unsern*) Wahlaufruf in 30,000 Exemplaren binnen drei Stunden im ganzen Wahlkreise. Derselbe fam für unsere Gegner wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Man denke sich das Erstaunen und den Schreck unserer Mast- und Spießbürger, als sie nun das rothe Gespenst wieder leibhaftig vor Augen sahen; denn diese Schlaumeier die genau so schlau sind wie der Vogel Strauß hatten sich allen Ernstes eingebildet, daß die bösen Sozialdemokraten, von denen sie seit 1878 weder etwas sahen noch hörten, längst todt und begraben seien. Von diesem Wahn wurden sie jetzt gründlich kurirt.
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Das Wahlresultat war: Meister( Sozialdemokrat) 5515, Brüel ( Welfe) 10,126, Hornemann( Nationalliberal) 3272, Träger( Fortschritt) 2,005, v. Loebel( Konservativ) 1,437 Stimmen. Also Stichwahl zwischen Brüel und Meister! Bei der Stichwahl erließen wir keinen neuen Wahlaufruf, sondern beschränkten uns nur auf die mündliche Propaganda. Resultat: Meister 5,890, Brüel 10,205 Stimmen. Wir glauben, daß wir mit diesem Resultat zufrieden sein können, angesichts der schwierigen Verhältnisse, mit denen wir zu kämpfen hatten. Wir waren nur auf unsern Wahlaufruf und auf die geheime mündliche Propaganda angewiesen, während unsere Gegner nach Herzenslust agitiren fonnten und weit verbreitete Zeitungen zu ihrer Verfügung hatten; die Nationalmiserablen ein täglich zweimal erscheinendes Organ, die Welfen und Konservativen je eine täglich erscheinende Zeitung, selbst die Fortschrittler besaßen ein Wochenblättchen( das inzwischen wieder selig entschlafen ist). An einen Sieg war für uns nicht zu denken; allein so viel steht fest: wenn erst die welfische Partei den Weg alles Fleisches gegangen ist und das ist nur noch eine Frage der Zeit, dann wird der Wahlkreis Hannover stets nur einen Sozialdemo kraten in den Reichstag schicken; denn die„ Reich streue" ist hier verflucht dünn gefäet. Die Nationalmiserablen haben gründlich abgewirthschaftet, die Konservativen( hier im Volksmunde spottweise die preußischen Kolonisten" genannt) werden in Hannover mit ihrer Bauernfängerei nie Glück haben, und für die großmänligen, aber furchtbar feigen Fortschrittler die jetzt fortwährend ihre Treue" gegen das Haus der Hohenzollern im Munde führen ist auch hier kein Boden. Das hannoversche Volk besitzt einen gründlichen sozusagen, instinktiven" Haß gegen das ganze preußische" System".
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Charakteristisch für die Wahl in der Stadt Hannover dürfte jedenfalls der Umstand sein, daß der Kandidat der Regierungspartei nur den fünfzehnten Theil sämmtlicher abgegebenen Stimmen erhielt! Und das 15 Jahre nach der Annexion, unter einem Drucke, den nur derjenige würdigen kann, der selbst diese Zeit hier in Hannover durchlebt hat.
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Wahrhaftig, ein kläglicheres Resultat hat der„ geniale" Bismard mit seiner brutalen Polizeiwirthschaft und seinem„ eisernen" Pickelhaubensystem wohl in ganz Deutschland nicht zu Wege gebracht! In den ländlichen Wahlkreisen der Provinz Hannover wo die Konservativen noch keinen Fuß gefaßt haben werden die Nationalmiserablen von den Behörden als„ Regierungspartei" betrachtet, und sie verdanken es auch in der That nur der Unterstützung der Polizei und Schandarmerie, daß sie noch 6 von den 19 hannoverschen Wahlkreisen inne haben; auf wie lange noch Die darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Zukunft gehört uns! Die Reichstreue" ist hier selbst dadurch nicht vermehrt worden, daß der Kartätschenprinz auch„ Heldengreis" genannt der Stadt Hannover im September v. J. die un verdiente„ Ehre“ seines Besuchs zu Theil werden ließ und selbst einige Tage in dem Schlosse residirte, aus dem er 1866 seinen Vetter" Georg V. durch Gottes gnädige Fügung" verjagt hatte. Von Begeisterung" für den Heldengreis" war nirgends etwas zu spüren, wohl aber wimmelte es hier in diesen denkwürdigen Tagen von Geheimpolizisten, bepidelhaupten Schuhmännern und berittenen Schandarmen.
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Die Reichstagswahl hatte für uns noch ein kleines Nachspiel. Zunächst sei erwähnt, daß die Vertheilung des Wahlaufrufs ohne jede Störung von statten ging nicht ein einziger unserer Austräger wurde von der heiligen Hermandad geschnappt", wohl aber wurden zwei Genossen gefaßt beim Ankleben von Plakaten, und zwar wurden dieselben denunzirt von einem Nachtwächter. Letzterer erhielt einige Tage später von einigen ,, Unbekannten" eine derartige Tracht Prügel, daß er 14 Tage im Bette liegen mußte.( 3ur Nachahmung in ähnlichen Fällen bestens zu empfehlen!) Gegen unsere beiden denunzirten Genossen, ferner gegen den( nach Amerika ausgewanderten) Verleger, sowie gegen den Drucker und die Sezer unseres Wahlflugblattes im Ganzen acht Personen wurde unterm 4. November von der Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Verletzung der§§ 130 und 131 des Strafgesetzbuches erhoben. Das hiesige Landgericht wies jedoch durch„ Beschluß" vom 7. Januar d. J. die Staatsanwaltschaft mit ihrer Anklage abund setzte die sämmtlichen Angeflagten außer Verfolgung. Der erste Fall der Art in unserem Haufe!
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Nicht so glücklich verlief für uns ein zweiter Prozeß. Am 7. August v. J. wurde die Frau unseres Parteigenossen Loges begraben, und folgten dem Leichenzuge zahlreiche Freunde und Parteigenossen mit rothen Blumen im Knopfloch. Auch hielt einer der Leidtragenden am Grabe eine Rede; jedoch konnte später dessen Name nicht ermittelt werden. In Folge dessen erhielten nun 16 Personen von der Polizei Strafmandate, und zwar Genosse Rudolph ein solches von 60 Mt. Geldbuße, die übrigen solche von je 20 Mt. wegen man staune! Theil. nahme an einem polizeilich nicht angemeldeten öffentlichen Aufzuge- als ob Leichenbegängnisse überhaupt polizeilich angemeldet zu werden brauchten! Die Sache fam am 25. Nov. vor dem Schöffengericht zur Verhandlung. Resultat: Rudolph wurde zu 45 Mk., die übrigen 15 zu je 16-20 Mark( inklusive Kosten) verurtheilt. Die Verbrecher" legten jedoch Berufung ein, und fand am 14. Februar d. J. die Verhandlung vor dem Landgericht statt. Trotz sehr geschickter und energischer Vertheidigung der Angeklagten durch den Rechtsanwalt Fischer II. wurden Rudolph zu 20 Mt. und elf andere Genossen zu je 5 Mt. Straje verurtheilt, vier Personen wurden freigesprochen, weil sie erklärten, sie seien feine Sozialdemokraten. Rothe Blumen sind also nur dann, staatsgefährlich", wenn sie von Sozialdemokraten getragen werden! Es geht doch nichts über die„ Logif" preußischer Richter, die bekanntlich jetzt alle ihre Reservelieutenants- Examen absolvirt haben müssen! Die gesammten Prozeßkosten belaufen sich auf 176 Mark!!! Revision beim Reichsgericht wurde nicht beantragt, da der Vertheidiger dies für nutzlos erklärte.
O, Volk der„ Denter" wann kommt endlich der Tag, an dem du dich ermannen und diese Lumpenhunde mit Stumpf und Stiel ausrotten wirst? ( Schluß folgt.)
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Potsdam , im April. Die hiesigen Genossen sind mit der Schreibweise des Sozialdemokrat" vollständig einverstanden.
Nowawes , 10. April. Am 1. September v. J. haben die privilegirten Räuber abermals 6 Spitzelgardisten zu Genosse Karl Her ling gesandt, um seine Wohnung zu durchschnüffeln. Das Resultat war Null. Am 23. November waren sie bei Paschki und Weiß. Letzterem wurden Stimmzettel, Flugblätter, Zeitungen und andere Schriften gestohlen, er selbst nebst seinem Kinde zum Räuberhauptmann Handiery nach Berlin geschleppt, wo Weiß der brutalften Behandlung ausgesetzt war. Von da wurde Weiß nach Böhmen transportirt, wo man ihn mit gewerbsmäßigen Landstreichern zusammensperrte. Nach seiner Haftentlassung reiste er nach Dresden und von dort hat man ihn jetzt wieder wie eine wilde Bestie hinweggejagt. Weiß ist ein sehr tüchtiger Sattler und hatte in Berlin eine hübsche Existenz gehabt; nun ist er ruinirt.
Seit 1874 war Weiß in Berlin ansässig; da plötzlich wies man ihn als ,, mißliebigen Ausländer" aus, weil er für Recht und Freiheit tämpfte und für unsere Sache thätig war; er hat unablässig für die Familien der Ausgewiesenen gewirkt, und dies war der Grund, daß man seine Eristenz zerstörte. Ju Now awe s sprach Weiß in einer Versammlung und empfahl Bebel zum Reichstagskandidaten, worauf ihm das Wort entzogen und die Versammlung aufgelöst wurde; in einer *) In jeder Beziehung vortrefflichen. Anm. d. Red.
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anderen Versammlung wurde ihm, als er um's Wort bat, bedeutet, daß er das Wort nicht erhalten könne, weil er ein Ausländer sei, und nachdem er das freche Anfinnen des Pfaffen Wendland und des Webermeisters Schnell, gegen seine Ueberzeugung für Handjery zu wirken, mit gebührender Berachtung zurückgewiesen, erfolgte die obenerwähnte Abschiebung nach Böhmen . Aber auch dort war für Weiß kein Bleiben. Er wurde Weiß ist ungarischer Staatsangehöriger- aus dem Bezirk Reichenberg ausgewiesen, weil man höre und staune! die Wahrscheinlichkeit" vorliege, daß Weiß in Defter reich mit Sozialdemokraten Verbindungen anknüpfen werde. Weiß ging nun nach Dresden und fand dort nach mehreren Wochen Suchens endlich Arbeit. Aber kaum in Arbeit getreten, wird er auch von dort fortgehetzt, angeblich, weil er Parteileiter sein soll. Seine Familie, welche noch in Berlin weilt, ist der bittersten Noth preisgegeben; vor einigen Wochen ist ihm ein Kind gestorben, und wurde ihm aus dieser Veranlassung ein dreitägiger Aufenthalt in Berlin gestattet; aber während dieser Tage hatte Weiß ununterbrochen 4 Schergen hinter sich.
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So werden ehrliche Arbeiter behandelt, welche für Freiheit und Recht kämpfen, während allerhand Diebsgesindel in Amt und Würden herumläuft. Es ist wahrlich die höchste Zeit, daß der jüngste Tag" kommt, an welchem die Verbrecher ihre gerechte Strafe erhalten!
Noch will ich der Lumpen und Schufte erwähnen, welche uns in den Versammlungen verleumdeten und beschwindelten. Dies waren besonders der berüchtigte Nathan Schlesinger, welcher sagte, die sozialdemokratischen Führer reizten nur das Volk auf, fie versprächen Dinge, welche sich nicht verwirklichen ließen, lebten von dem Gelde, welches von den Arbeitern in ihre Taschen fließt, herrlich und in Freuden und thun nichts, um die Lage der Arbeiter wirklich zu bessern. Hessel aus Berlin schwindelte uns vor, die deutsche Industrie müsse zu Grunde gehen, weil die Arbeiter zu viel Lohn fordern; Frankreich produzire billiger, weil die Fabrikanten die Kinder mehr zur Arbeit heranziehen dürfen. Der Pfaffe Wendland sagte, die indirekten Steuern seien für die Arbeiter besser wie direkte, man könne sie bezahlen, wie man wolle, man brauche kein Bier, Schnaps oder Kaffee zu trinken, man könne das Rauchen meiden sowie die besteuerten Speisen; er sagte ferner wie sein Spießgeselle Koller, die Regierung meine es gut mit den Arbeitern, sie wolle denselben helfen, man solle es nur noch einmal versuchen. Lohren, welcher das Gehirn erfroren haben muß, meint, es müssen obligatorische Innungen geschaffen werden, um dem Handwerker emporzuhelfen. Die Redner der Fortschrittspartei wollten wieder Gewerbefreiheit, sie versprachen, für Beseitigung der Ausnahmegesetze zu stimmen, ebenfalls gegen Brausteuer, Getreidezoll, Frauen- und Kinderarbeit und noch anderes mehr, woran sie natürlich hintendrein gar nicht mehr denken. Es waren dies Wöllmer, Waldow, Kühne und Pathe, welche uns die Stimmen vieler Wähler durch diese Vorspiegelungen geraubt haben.
Wir konnten in unserem Wahlkreise nur sehr wenig thun, da die genügende Verbindung fehlte, auch haben die Wähler sehr wenig politische Erfahrung; unter den heutigen Umständen ist es sehr schwer, das arbeitende Volt aufzuklären. Wir werden aber dafür sorgen, daß dies soviel wie möglich geschieht. Es haben hier von 45,046 Wahlberechtigten nur 27,780 gewählt, Handiery erhielt 14,287, Wöllmer 12,032 und Bebel 1265 Stimmen. Einige Orte, welche sonst tüchtig für uns gewählt hatten, lieferten uns diesmal gar keine Stimmen, es wollte sich eben Niemand ausweisen lassen. Auch war das Gerücht verbreitet, Bebel dürfe nicht gewählt werden. In Schöneberg hatte man die Stimmzettelverbreiter verhaftet und die Stimmzettel konfiszirt.
Dies sind die Ursachen unserer geringen Stimmenzahl, infolge deren die Genossen etwas niedergeschlagen sind. Wir arbeiten aber trotzdem immer weiter, damit der Tag der Abrechnung bald kommt, welchen wir alle so sehnlichst erwarten.
R- z.
Rorschach, 16. April. Die Nr. 16 des Sozialdemokrat" veranlaßt mich, einige Reflexionen über die Taktik der sozialdemokratischen Partei anzustellen.
Ich habe mit Freuden den Leitartikel Bekennt Farbe" gelesen und wünsche recht sehr, daß sich die Sozialdemokraten recht oft dies zurufen mögen und Alles entschieden zurückweisen, was von irgend einer Seite geschehen mag, zum Zweck, unsere Farbe zu bemänteln. Und wenn ein Genosse aus übergroßer Angst vor der Polizei unsere Bestrebungen zu verdunkeln sucht, so nenne man ihn mit dem Namen, den er dadurch verdient: Feigling.
Die Zeit ist vorbei, wo man die Partei als eine Milchkuh betrachten fonnte. Wir brauchen Leute, die bereit sind, Opfer für die Sache zu bringen und nicht solche, deren Hauptzweck es ist, ihre eigene ,, werthe Persönlichkeit" zu pflegen. Es ist gewiß nur im Interesse der Partei, wenn die Genossen dies energisch verlangen, besonders von solchen Genossen, welche sich als leitende Persönlichkeiten betrachten oder betrachtet werden. Lussen wir uns verleiten, wie dies bisher so vielfach versucht worden ist, unsere Prinzipien zu bemänteln und zu verdunkeln, so werden wir gar bald einen Rückschritt in der Bewegung zu verzeichnen haben, qualitativ und noch mehr quantitativ. Denn der Arbeiter wird sich nie und nimmer flir spießbürgerliche Reformen begeistern, während die Genossen selbst von der Bahn des uns einzig möglichen Rettungsweges, den uns die herrschenden Klassen gelassen haben, die Revolution, entfernt werden. Zu dieser Verwässerungspolitik gehört unzweifelhaft die Kompromißsucht bei den Wahlen. Während immer und immer wieder bewiesen wird, daß ,, der Sozialdemokratie gegenüber alle anderen Parteien nur eine einzige reaktionäre Masse sind", so ist doch gegen keinen Punkt unseres Programms mehr gesündigt worden, als gerade gegen diesen, darum aufgerafft und direkt auf unser Ziel gesteuert: auf die soziale Revolution! Schließlich möchte ich noch auf die Korrespondenz von Verden zurückkommen. Der Genosse spricht dort soviel von Führern" und verläßt sich soviel auf eben diese Führer". Ich halte es aber auch wieder für eine Pflicht ganz besonders unseres Parteiorgans, darauf hinzuweisen, daß die Partei keine Führer haben soll und haben darf, wollen wir nicht an eben den Führern" zu Grunde gehen, wie dies bei so vielen früheren Bewegungen der Fall gewesen.*) Die Gesammtheit muß der Führer jedes Einzelnen sein, aber nicht Einzelne die Führer der Gesammtheit. Dies ist früher schon oft betont worden, und gerade von unseren hervor ragendsten Genossen. Und besonders in den gegenwärtigen Verhältnissen wollen wir dies doch ja beherzigen. Macht Euch selbständig, wie dies ja allerdings auch die Mehrzahl ist, und es werden so traurige Zustände, wie sie von Bremen aus geschildert werden, nicht möglich sein. Darum Mit Sturmschritt vorwärts in den Streit, Wenn auch der Feind Kartätschen speit!
C.
Niemes in Böhmen , Ende März. In einem Augenblick, wo die österreichischen Soldaten, die Söhne des Volkes, in der Herzego wina und der Crivoscie gezwungenerweise gegen„ Räuber"(??) kämpfen, wo sie dort für ein ihnen fremdes Interesse, für das Interesse der Habsburger Kamarilla ihr Blut, Leben und Gesundheit opfern müssen, während sie daheim gewiß lieber den Hobel oder die Feile als dort den Schießprügel handhaben, obliegt der Kronprinz Rudolph sammt seiner „ erlauchten" Gemahlin in hiesiger Gegend dem edlen Jagdvergnügen, um *) Wir sind hier nicht der Ansicht unseres Genossen. Mag man das Ding nennen, wie man es will, ob Führer", ob Beamte, oder sonstwie, es werden in jeder kämpfenden Partei einzelne Personen eine hervorragende Stellung einnehmen, sei es infolge ihrer größeren Energie, ihrer Umsicht, ihrer Kenntnisse oder sonstiger wirklicher oder vermeintlicher Vorzüge. Nicht in dem Vorhandensein solcher Führer liegt die Gefahr, sondern in der Machtbefugniß, welche ihnen eingeräumt wird, und welche bei den Anarchisten die denkbar größte ist, weil sie sich hier hinter dem Wahne versteckt, es seien überhaupt keine Führer vorhanden, und daher jeder Kontrole und Verantwortlichkeit entbehrt. Das richtige Verhältniß besteht nach unserer Ansicht vielmehr darin, die Machtbefug nisse der Führer zwar auf das Unerläßlichste einzuschränken, es dagegen mit der Verantwortung so streng als nur möglich zu nehmen. Was der Führer ist, sei er durch die Masse mit ihr Alles, ohne sie Nicht 8. Erfüllt er seine Schuldigkeit, so ehren wir uns selbst, indem wir seine Ehre wahren und nicht jedem hergelaufenen Buben erlauben, ihn zu beschimpfen, erfüllt er sie nicht, so sei strenge Kritik unsere Pflicht. Damit ist bereits gesagt, daß wir mit der Schlußaufforderung des Einsenders voll und ganz einverstanden sind. Selbständig sollen die Genossen sein, selbständig nach Sachlage der Dinge die Maßnahmen prüfen, welche ihnen, sei es von welcher Seite immer, anempfohlen werden. Unsere Partei um ein naheliegendes Bild zu gebrauchen feine stehende Armee, wohl aber ein bewaffnetes Volksheer darstellen. Anmerkung der Redaktion.
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seine Kampf- und Mordlust an Auer- und Birkhähnen zu fühlen, anstatt in Neu- Desterreich die eigene Haut zu ristiren. Rudolph ist ja doch als leidenschaftlicher und vortrefflicher Schütze( eine der vorzüglichsten modernen Herrschertugenden) bekannt. Mag er also hingehen und dort seine ,, Kunst" erproben! Was haben aber die österreichischen Soldaten, was hat das Volk für ein Interesse daran, daß die Habsburger 1000 Quadratmeilen und 100,000 Seelen mehr ihr Eigen nennen können, daß diese okkupirten Länder Desterreich erhalten bleiben? Was haben die Arbeiter für ein Interesse daran, daß die Pfaffen alldort neue Heimstätten und Bisthümer auf Kosten der Völker errichten, um die Macht der Klerisei auszubreiten und zu befestigen? Gewiß nicht das Mindeste.
Und doch werden die Söhne des Volkes von ihrer Familie, von ihrem Berufe, ihrer Arbeit weggerissen, um dort in jenen unwirthlichen Gegenden allen Unbilden der Witterung nnd jeglichen Gefahren ausgesetzt, entweder ihr Leben zu lassen oder als Krüppel, mit fiechem Körper, sich später in ihrer Heimath als invalide Bettler von Haus zu schleppen und schließlich als fuseltrinkende ,, Vagabonden" von Ort zu Ort sich hetzen zu lassen. Die Dynastien sollen ihr Interesse selber verfechten, sollen ihre eigene Haut zu Markte tragen und die Völker ungeschoren bei ihrer Arbeit und ihrer Familie lassen. Es wäre wirklich an der Zeit, daß die Völker zur Besinnung fämen und den Herrschern von Gottes Gnaden", sowie der Diplomatenbande das Auslöffeln ihres Herenbreies allein überließen und ihre Angelegenheiten selber ordnen würden. Veritas.
Achtung!
In Paris steht ein Streif der Schuhmachergehilfen bevor, da die Lage derselben eine unleidliche geworden. Vor Zuzug wird gewarnt.
Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck dieser Notiz ersucht.
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Warnung.
Ein gewiffer Franz G. Spilberger, Schuhmacher aus Ungarn , hat sich unter Hinterlassung bedeutender Schulden an Kostleute, Arbeiter u. s. w. er beschwindelte u. A. ein armes deutsches Dienstmädchen um 40 Franken von Paris nach London gewendet. Ich warne hiermit die Londoner Genossen vor diesem Subjekt, und bitte sie, diese Warnung im dortigen Oesterreichischen bezw. Ungarischen Verein bekannt zu machen. Für Mittheilung der Adresse des 2c. Spilberger würde ich sehr dankbar sein.
Spielberger ist groß und schlank, hat blondes Haar, blonden Schnurrbart und trägt meist eine Brille.
Sozialistische Arbeitervartei Deutschlands . Organisation in der Schweiz und dem übrigen Ausland.
Vor Kurzem ist an die Mitgliedschaften die Abrechnung über das 1. Quartal abgegangen. Etwaige Reklamationen wolle man an den Vorfizzenden des Landesausschusses richten.
Beitragslisten.
Den Genossen im Ausland zur Notiz, daß Sammellisten zu Beiträgen für die gemaßregelten Genossen in Deutschland stets zur Verfügung stehen. Bestellungen sind zu richten an
Briefkasten
der Redaktion: Hamburger Genossen: Ihr„ Offener Brief" kommt in nächster Nummer zum Abdruck. Korrespondenzen aus Mülhausen , Glasgow , Darmstadt , Scranton , aus Schlesien 2c. kommen in nächster Nummer zum Abdruck. Kreuzband aus Heilbronn : Dank für den Beitrag zum Kapitel„ die Gauner hinter einander". Wird gelegentlich verwendet.
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der Expedition. W. Wkr. Lond.: Mt. 4,- Ab. 1. u. 2. Qu. erh. Ernst Wilhelm L.: Bs. mit Poststempel v. 25/4 erh. Jnh. an seine Addr. besorgt. Alte Flagge": Mt. 6, Ab. 2. Qu. erh. Sturmvogel : Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh. Gen. i. Paris : Fr. 23,45 durch O. erh. u. nach Vorschrft. d. Ufds. u. Agitfds. dkd. zugew. Spezialgttg. später. P. i. B.: Nach Wunsch besorgt. Gottlieble: Fr. 5, Ab. 2. Qu. erh. W. Kbrg. Neuschatel: Fr. 4,10 f. Schft. erh. ,, Gleiches Recht für Alle": Mt. 2,80 Ab. Mai u. Juni erh. Nachlfrg. mit 18 abgg.-A. Höhne N.- Y.: Fr. 50,65 à Cto. Ab. erh. Auszug folgt. Ehud: Mt. 5,- nach Vorschr. benützt. Weiteres beachtet. Sch. H. O.: Mt. 4,40 Ab. 2. Qu. erh. F. M. Rtz.: Mr. 3, A6. 2. Qu. erh. Alles besorgt. Wtt. Zürich : Fr. 2,- Ab. 2. Qu. erh. Karlsruhe Rothholz: Mt. 4,30 Ab. 2. Qu. erh. Ja. Wenigstens geht noch immer Sdg. nach ―8. Rosa Beck: Mt. 5, d. Ufds. dkd. zugew. Weiteres an J. P. B. berichtet ut. vorgem. 2. Sch. E.: Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh. Schft. folgen. Brdmann: Mt. 20. Schft. erh. Rother Albertinus: Addr. Ns. geordnet. Wörrlein u. Co. Buchhdlg. in Nürnberg wissen vielleicht Bescheid. Wir nicht.- Schw. Jackel: Fr. 2,50 Ab. 2. Qu. eingetr. Kommunist" Pest: Tausch erfolgt, obwohl wir uns der Freiheit" im Original erfreuen.+ band to stet aber 3 u. nicht blos 1 fr. österr. per 50 Gramm. Sendgn. unter Strafporto werden refüfirt. Blanc: Mt. 3, Ab. 2. Qu. am 17/4 erh. Bfl. Näheres.-h- n: Mt. 4,80 Ab. Mai u. Juni, Nachbestülg, sowie Mt. 15,- für's r.+ dkd. erh. Bfl. Weiteres. Viktoria: öwfl. 10,20 Ab. 4. Qu. 81 u. 1. Qu. 82 mit R. Tbe. verrechnet. Gen. i. Innsbruck : öwfl. 5,- dem„ r.+" dkd. zugew. Nr. 1089: Mt. 4,50 Ab.- Rest
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1. u. 2. Qu. erh. Pp. Paris : Fr. 77,- fürs„ r.+" auf Liste 344, 46, 47 dtd. erh. Spezialgttg. unmögl., da über 70 Namen u. großer Raummangel; Fr. 5, Ab. 1. u. 2. Qu. f. D. u. Fr. 2,- pr. Flgfds. dkd. verwendet. Valentin: Fr. 23,50 erh. Bf. erwartet. Lawrence: Fr. 73,35( Doll. 14,49) Reinertrag d. Communefeier d.„ Soz. Arbver." durch M. p. Ufds. dkd. erh. R. H. Halifar: Fr. 2,60 Ab. 2. Qu. erh. Ab. Mai folgen 2. Glühwurm Rßw.; Mt. 3,- Ab. 2. Qu. T. D. C.: Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh. W. S. Paris : Bf. erh. Frlgrth hier nicht zu haben. Weiteres wird besorgt.
erh.
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Um zu räumen verkaufen wir einen Boften unseres als Notizbuch während des ganzen Jahres verkäuflichen, sehr praktisch eingerichteten
Arbeiter Notizkalender pro 1882,
der uns in Folge zu späten Ablieferns durch den Buchbinder, über die Kalendersaison hinaus liegen geblieben ist, zum halben Preis; nämlich in Partien à 15 Pfg., in Einzeleremplaren zu 25 Pfg. franto. Bestellungen erbitten direkt, für die Schweiz werden solche durch die Expedition des„ Sozialdemokrat" effeftuirt. Nürnberg .
Wörlein& Co.
Samstag, den 6. Mai, Abends 8 Uhr, im Café Kessler Oeffentliche Versammlung der deutschen Sozialisten.
Tagesordnung: