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eingeferfert worden, und zwar wurden sie ausdrücklich einzeln verhaftet und von zwei Polizisten, zwei oder drei Schandarmen und zwei Mann Infanterie in Summa sechs oder sieben Mann durch die Straßen von Teplitz   ins Gefängniß geschleppt. Am 1. Mai verkündete ein ,, ukas", daß 3usammenrottungen von mehr als vier Mann" strengstens verboten und, wenn nöthig, mit Gewalt auseinanderzujagen find. Die Besatzung der Festung Theresienstadt   reichte nicht aus, und wurden daher noch Truppen aus Jungbunzlau   und Prag  herangezogen, welche die Schachte bewachen und einzelne Fuhren Kohlen, die theils aus dem Vorrath in den Schachten gesammelt, theils von Bauern aus der Umgegend aus kleinen Tagschachten geliefert worden waren, an ihren Bestimmungsort geleiten mußten weil Letzteres einen höchst lächerlichen Eindruck machte.

Alle beschäftigungslosen Arbeiter wurden schonungslos in ihre Heimath ,, abgeschoben".

., Mehr zu berichten, erlaubt meine Zeit nicht", schließt der Einsender, ,, da ich jeden Augenblick erwarten muß, als Agitator" verhaftet zu werden. Darum nur noch eine Bitte: Wenn Sie etwas zur Unter­stützung für die am meisten bedürftigen Streifenden senden können, so bitte ich Sie recht dringend, das zu thun."

Der Brief, der uns auf Umwegen zugeht, ist vom 3. Mai datirt, der Briefschreiber hoffte noch, daß der Streik trotz Polizeibrutalität durch­geführt werde, inzwischen ist er jedoch zum Vortheil der Ausbeuter beendet worden die Arbeiter sind pazifizirt" worden.

( Sendungen zur Unterstützung der Opfer des Streiks werden wir an zuverlässige Adressen befördern. Red. d. Sozld.)

- Belgien  . Die vlämischen Genossen feierten zu Ostern ein erhebendes Fest. Die Genter Webergenossenschaft feierte nämlich ihre 25- jährige Stiftungsfeier, und es waren aus allen Theilen Belgiens   die Ge­noffen herbeigeströmt, um an derselben theilzunehmen. Der Festzug zählte trotz Beeinflussung der allmächtigen und rücksichtslosen Fabrikanten über 3000 Theilnehmer. Die Meisten derer, welche demselben aus Furcht vor Maß­regelung fern geblieben waren, stellten sich aber zu der arrangirten Volks­versammlung ein. Die Stimmung unter den Genossen war eine begeisterte, und wird das Feft für das Wachsthum der Partei in ganz Belgien   von großer Bedeutung sein.

Am 28. und 29. Mai findet in Verviers   der Jahreskongreß der sozialistischen   Arbeiterpartei Belgiens   statt. Zur Debatte stehen unter Anderem die Frage der Schaffung eines neuen Parteiorgans in französischer Sprache, die sozialistische Agitation im Lande, sowie die Bewegung für das allgemeine Stimmrecht.

Wir senden unsern Brüdern, die unter so schwierigen Umständen un­ermüdlich fortkämpfen, unsern besten Glückwunsch!

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Frankreich  . Weitere Wahlerfolge der sozialistischen   Arbeiter­partei: In Albi   wurden die Genossen Jolibois( Archivar) und Fabre( Hutmacher  ) mit 1760, bezw. 1546 Stimmen gewählt, gegen 1151, bezw. 1086, welche die republikanischen Bourgeoiskandidaten er­hielten; ebenso fiegten in Bagnols die beiden Kandidaten der Partei. In Roubaix   ist die Stimmenzahl der Sozialisten von 490 auf 1530 ge= stiegen, in Troyes   erzielten sie eine Stimmenzahl von 1200, während die republikanische Bourgeoisie nur 1100 Stimmen aufbrachte; Sieger blieben diesmal leider noch die Bonapartisten. In La Ferté- sous- Jou arre stellte im zweiten Wahlgange der zur Partei gehörige Fachverein der Mühlsteinarbeiter seinen Präsidenten St. Martin gegen dessen Arbeitgeber auf; nur mit der knappen Majorität von 62 Stimmen siegte der Lettere, und sein erster Aft war getreu der auf seinem Wahl­manifest figurirenden Devise: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit- den unverschämten Arbeiter sofort zu entlassen. Mit den Erfolgen wachsen auch die Verfolgungen.

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Der, Proletaire" kündigt das Erscheinen eines neuen täglichen Blattes an, welches, auf dem Boden des Klassenkampfes stehend, die Interessen der Arbeiter vertreten wird. Das Blatt heißt: La Ba taille politique et soziale"(" Die politische und soziale Schlacht") und hat zum Chefredakteur den unseren Lesern wohlbekannten Schriftsteller Lissagaray  . Wir heißen den neuen Mitstreiter bestens willkommen!

Vom 14.- 21. Mai findet in Paris   der Kongreß der mittel­französischen Sektion der Arbeiterpartei statt. Auf der Tagesordnung stehen: 1) die Frage der Streiks, 2) Zweck und Nugen der Gewerkschafts­kongreffe und 3) die Eroberung der politischen Gewalt im Staat, und der administrativen in der Gemeinde als Mittel zur Befreiung; sowie die Aufgabe der sozialistischen   Gemeindevertreter im Befreiungskampfe des Proletariats. In Bezug auf letztere Frage dürften die Geister ziem­lich hart auf einander platen. Hoffentlich führt der Kongreß zur Beseiti­gung der bedauerlichen Spaltung in der Partei.

Es liegen wieder eine ganze Reihe von Berichten über Streiks 2c. vor. In Paris   sind die Eisengießer( Lohnerhöhung von 50 Cts. pro Tag, Abschaffung der Akkordarbeit) und die Goldschmiede ( Abkürzung der Arbeitszeit), in Bourges   die Sattler( Lohnerhöh­ung von 20 Cts. pro Patroutasche), in Nantes   die Tischler( Lohn­erhöhung 15 Proz.), in Grenoble   die Papierarbeiter im Aus­stande. Die Bautischler von Paris   bereiten eine Bewegung za Gunsten einer Lohnerhöhung von 10 Cts. pro Stunde vor. So wogt die Schlacht thatsächlich auf dem wirthschaftlichen wie auf dem politischen Gebiete!

Die Maler und Anstreicher von Paris  , welche seit mehr als 5 Monaten in Lohndifferenzen mit ihren Prinzipalen stehen, bitten die Kollegen allerorten dringend, Zuzug fernzu­halten!

Ein weiterer Sieg! In Paris   ist bei der zweiten Stichwahl im Quartier Grandes Carrières der sozialistische Kandidat Joffrin mit 1504 Stimmen zum Gemeinderath gewählt worden. Seit dem 21. August vorigen Jahres ist die Stimmenzahl dort von 446 nach und nach auf 918, 1246 und jetzt 1504 gestiegen. Da kann man wirklich von Grandes Carrières reden!

Korrespondenzen.

Hannover  . Situationsbericht.( Schluß). Ueber das Urtheil gegen Hartmann, der aus dem Grunde, weil er einen Freund nicht denunziren wollte, wegen Meineids" zu sechs Jahren Zuchthaus verurtheilt worden ist, haben wir schon früher eine Notiz eingesandt. Hartmann ist nicht unser Parteigenosse, sondern Mostianer; aber das kann hier gar nicht in Betracht kommen. Das Reichs. gericht hat jetzt das Urtheil bestätigt und als erschwerenden Um­stand" in den Motiven erwähnt, daß Hartmann, Sozialdemo frat" sei! Wir rufen deshalb aus: Schmach über die Hal­lunken, die solche infame, Urtheilssprüche" fällen!

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Beiläufig sei hier erwähnt, daß die Führer der hiesigen ,, Mostianer" ihre Taktik der That" dadurch gezeigt haben, daß sie nach Amerika   aus­gewandert find. Glückliche Reise! Weit davon ist gut vor'm Schuß. Der Most'sche Anhang dürfte hier somit als verschwunden betrachtet werden. Am 23. März hatten wir eine Nachfeier" von Kaisers Geburts, tag. Der hiesigen Polizei die sich mehr durch ihren Eifer als durch ihre Schlauheit auszeichnet war nämlich ein Packet mit dem Sozial­demokrat" in die Hände gefallen, das höchstwahrscheinlich ein Polizei­spitzel an einen harmlosen Spießbürger hierselbst abgeschickt hatte. So wird die Polizei von ihren eigenen Leuten hinter's Licht geführt! Kurz und gut: in Folge dessen also aussuchungen bei sämmtlichen der heiligen Hermandad als Sozialdemokraten bekannten Personen! Der Polizei- Juspektor Trusius( nach dem Polizeipräsidenten v. Brandt hier am Ort die höchste Säule der Ordnung") war behaftet mit einem vom Kaisersoff herrührenden kolossalen, Brand"( ohne t) mit

13 seiner Untergebenen, von denen Jeder mit einem respektablen ,, Kater" versehen war, den ganzen Tag vom frühen Morgen bis zum späten Abend auf den Beinen, um den preußischen Staat vor dem Umfturz" zu retten. 38 Haussuchungen sind von uns konstatirt worden möglich, daß noch etliche mehr stattfanden. Sämmtliche Personen, bei denen gehaussucht wurde, mußten nach polizeilichem Diktat sowohl in lateinischer als auch in deutscher Schrift Schreibübungen" anstellen, glaubten in ihrer salomonischen Weisheit auf diese Weise den Absender welches harmlose Vergnügen man auch den Polizisten machte. Dieselben der verbotenen Waare ermitteln zu können, fanden sich jedoch in ihren Erwartungen getäuscht. Das Resultat war überall: Null. Partei­genosse Sturm wurde sogar den ganzen Tag polizeilich bewacht; ge­funden wurde indessen Nichts, und wo nichts ist, hat selbst der Kaiser sein Recht verloren. Einige Tage später wurde Sturm's Frau auf dem Markte von einem Polizisten angehalten, als sie ein altes Zeitungsblatt in ihren Korb legen wollte und mußte dasselbe vorzeigen. Als der be­treffende Staatsretter" nun sah, daß es blos ein Käsepapier war, sagte er zu Frau Sturm: So, ich glaubte, Sie hätten da etwas gefunden!" Welche Schlauheit!

Für die Opfer des Sozialistengesetzes wird hier eifrig gesammelt, und zeigen die hiesigen Genossen eine große Opferfreudigkeit.( Bravo  !) Letz­tere ist aber auch wirklich geboten, denn es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Ausgewiesener hier ankommt oder durchreist. Darum, Parteigenossen, verdoppelt eure Anstrengungen, damit wir allen Anfor­derungen gerecht werden können!

Unser Jahresabschluß vom 1. Oktober 1881 bis zum 22. April 1882 ergab eine Einnahme von Mt. 1213. 73 und eine Ausgabe von Mt. 1076. 50. Von einem Unverbesserlichen" gingen noch 35 Mk. ein. Zum Schluß noch einige Worte über unsere Stellung zum Parteiorgan. Der bekannte Zwischenfall" ist durch die Erklärung unserer Reichs­tagsabgeordneten im Sozialdemokrat" für uns erledigt. Wir sind mit der Redaktion des Sozialdemokrat" voll und ganz einverstanden. Die Sprache des Parteiorgans kann an­gesichts der zahllosen Regierungsschuftereien und Polizei­schweinereien nicht scharf genug sein. Wir können uns aus diesem Grunde mit der Objektivität" oder vielmehr Philisterhaftig­feit"- des Herrn Breuel nicht befreunden, müssen es vielmehr für eine Sch mach erklären, daß sich solche unterstöderische Ideen in der Partei breit machen. Auf einen groben Klotz gehört bekanntlich ein grober Keil. Darum zum Teufel mit der sog. Objektivität! Die soziale Frage wird nun einmal nicht gelöst mit Rosenöl und Moschus. Wir wünschen im vollen Einverständniß mit den Genossen in Dresden  , daß unsere Vertreter im Reichstag eine schärfere Sprache führen als in der letzten Zeit, denn der Reichstag   ist allein noch der Ort, wo Bismarck   und die übrigen Regierungsstrolche überhaupt an den Schandpfahl geschlagen werden können. Darum immer tapfer vorwärts! Fort mit aller Angstmeierei! Hoch lebe die Sozialdemokratie!

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Mit sozialdemokratischem Gruß!

Die Parteigenossen Hannovers  .

Zwickau  , 5. Mai. Die Genossen des 18. sächsischen Reichstags­wahlkreises erklären sich mit der Haltung des Parteiorgans durchaus einverstanden und wünschen, daß der angetretene Standpunkt auch ferner beibehalten werde.

Die Bezirkskonferenz.

Ludwigshafen  , Ende April. Bericht. Am vergangenen Sonntag, den 23. ds., hatten unsere Genossen in Oggersheim unter der Firma Tabaksmonopol eine Versammlung, die sehr zahlreich besucht und von dem besten Geiste getragen war. Als Referenten waren die Genossen Dreesbach und Grillenberger anwesend, die es denn auch verstanden, das Monopol sowie überhaupt die neuen Steuerprojekte in das richtige Licht zu stellen. Die den Lesern jedenfalls bekannte Magde­ burger   Resolution wurde einstimmig angenommen, jedoch mit dem Zu­satze, daß jede neue Steuer zu verwerfen und die Reichsregierung aufzu fordern sei, ihren Haushalt sparsamer einzurichten.

Mit Vertretung dieser Resolution wurde, in Anbetracht, daß der Ab­geordnete unseres Kreises, Herr Groß, jeder Fühlung mit seinen Wählern absichtlich ausweicht, unter dem stürmischen Beifall der Ver­sammlung Genosse Grillenberger betraut, der uns das Versprechen gab, voll und ganz für diese Resolution im Reichstage eintreten zu wollen. Unter einem dreifachen Hoch auf Grillenberger wurde die Ver­sammlung geschlossen.

Vor Kurzem wurde hier ein Schurke entlarvt, der in liberalen Kreisen eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hatte. Es war dies der Schlosser­meister der Badischen Anilin- und Sodafabrik( dasselbe Geschäft, dem ,, unser" Groß seine nochmalige Wahl zu verdanken hat), der früher öfters in unsere Versammlungen gekommen war, und, da er mit seiner Weisheit nichts ausrichten konnte, dieselben mittelst gedungener Subjekte zu stören suchte. Es hat sich nun herausgestellt, daß dieser liberale Schreier seit einer Reihe von Jahren nicht unbedeutende Unterschlagungen theils zum Nachtheile der Fabrik, theils zum Nachtheile der Arbeiter gemacht hat. Sobald die Herren Kenntniß von der Sache erhielten, waren sie so freundlich, ihren werthen Kollegen zu warnen, so daß derselbe gemüthlich am hellen Tage abreisen konnte. Tags darauf kam die Polizei, um seine Verhaftung vorzunehmen, der saubere Vogel war aber schon ausgeflogen.

Bemerkenswerth ist noch, daß im obigen Musterinstitut kapitalistischen Ausbeuterthums in leztem Jahre ein Reingewinn von 6%, Mil­lionen Mark erzielt wurde, während die Arbeiter, die sich in den giftgetränkten Räumen einen frühzeitigen Tod holen, mit einem Hunger­lohn von 2, sage zwei Mark pro Tag abgespeist werden!

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Glasgow  , 13. April. Die Ausbeuter an der Arbeit. Unserem erst fürzlich ins Leben getretenen Verein scheint Göttin Fortuna nicht besonders hold zu sein, denn zu unserem größten Leidwesen haben wir schon einen herben Schlag, der ganz unverhofft an uns heranschlich, zu verzeichnen.

Vor ungefähr 6 Monaten lockte ein hiesiger Ausbeuter, in Firma Warren and Son, Glas Bottle Manufacturer, in Glasgow  , Scotland, 15 Familien mit Gehülfen aus Deutschland   unter annehmbaren Bedingungen hierher zur Flaschenfabrikation nach deutscher Manier; er verpflichtete sich selbstverständlich, sämmtliche Werkzeuge, sowie auch das Material den Arbeitern derart zur Verfügung zu stellen, wie sie es in Deutschland   gebrauchten. Die Kontrakte werden ausgefertigt, alle gleich­lautend auf zwei volle Jahre, unterschrieben und von einem deutschen Rechtsanwalte gestempelt. Die Leute kommen hier an, nehmen die Arbeit auf, finden aber zu ihrem größten Erstaunen Alles in solch' verlottertem Zustande und das Material so schlecht, daß es nicht möglich war, die Arbeiten dem Versprechen gemäß auszuführen. Die Leute stellten dieses dem Fabrikanten vor, und er versprach, Alles wieder in Stand zu setzen, aber es wurde eben nur versprochen. Die Leute arbeiteten weiter, so gut es eben möglich war, beinahe fünf Monate. Da ging plötz­lich der Krach los, es wurde einer der Arbeiter von der Fabrik aus­gesperrt, dann ein anderer, dann wurde angekündigt: die fehlerhaften Flaschen werden nicht mehr bezahlt. Unsere Genossen dachten jedoch, das bleibe bei der bloßen Drohung, und arbeiteten ruhig weiter, bis die Drohung ausgeführt wurde. Sie machten nun dem Fabrikanten Vor­stellungen im Guten und sagten, sie hielten sich an seinen Kontrakt, der bis dato immer innegehalten worden sei. Es wäre eine reine Unmög lichkeit, mit den gelieferten Arbeitsinstrumenten die Arbeiten besser aus­zuführen. Gleichzeitig erkundigten sie sich beim deutschen Konsul hier, was sie machen sollten; der aber sagte kurz: Ich kann Euch nicht helfen, Ihr müßt zu einem Advokaten gehen. Als einer der Genossen zum zweiten Male zu ihm ging, um ihn um einen Rath zu fragen, da rief dieser lümmelhafte preußische Offizier: Der Kerl war ja schon einmal hier! worauf ihn unser Genosse sofort fragte, wen er eigentlich mit seinem Kerl meinte, und der Herr klein beigab. Unsere Freunde gingen nun zu einem Advokaten und legten ihm die Kontrakte vor. Dieser sagte, daß sie nach hiesigem Gesetze ganz im Rechte seien, er werde die Angelegenheit in seine Hände nehmen, wenn sie ihm dieselbe übergeben wollten, was sie auch thaten; er rieth ihnen noch, die Arbeit ja nicht auf­zunehmen, bis nicht ihr Fabrikant auf die kontraktlich ausgemachten alten Bedingungen wieder eingegangen sei. Diesem Rathe folgten sie, und der Advokat setzte sich mit Warren and Son in Verbindung. Aber diese Kapitalhyäne wollte nichts von kontraktlichen Verpflichtungen hören. Und nun geschieht das Unerwartete: In der Zwischenzeit nehmen zwei der Streifenden unter Anführung eines Johann Finkbeiner ihre Arbeit wieder auf, obwohl sie von allen Seiten ermahnt wurden, nicht

gegen die Interessen ihrer Mitarbeiter schädigend zu wirken. Ja, es war ihnen nicht genug an einem Verrath. Besagter J. Finkbeiner und sein Schwager R. Raps suchten sich auf eine infame, niederträchtige Art in die Gunst ihres Brodherrn einzuschmeicheln. Sie erboten sich, die Gehilfen der Streikenden durch verschiedene Versprechungen von jenen wegzulocken und ihrem Herrn zuzuführen, dadurch würde er sehr viel ge­winnen und hätte bedeutend billigere Arbeitskräfte. Dieses speichellecke­rische Entgegenkommen der beiden Subjekte paßte dem Ausbeuter in den Kram, und die Schurken erhielten ihren Judaslohn. Es gelang ihnen auch faktisch, die Gehülfen herüberzulocken, und so waren neun Fa milienväter und zwei unverheirathete Männer durch diesen gemeinſten aller Schurkenstreiche brodlos gemacht, und zwei der verheiratheten Män­ner mußten noch jeden Augenblick die Niederkunft ihrer Frauen erwarten. J. Finkbeiner ging dann im Auftrag seines Arbeitgebers nach Deutsch­ land   und Belgien   2c., um neue Sklaven anzuwerben, doch sollte er dies­mal nur unverheirathete Leute mitbringen. Alles dies geschah natürlich auf die Einflüsterung dieses besagten Agenten Finkbeiner und seiner Spießgesellen hin. Unsere Genossen traten natürlich sofort in Kommuni­kation mit den betreffenden Glas distrikten, um Zuzug fernzuhalten, und veröffentlichten gleichzeitig die Sachlage in einem Gewerkschaftsorgan der. Glasmacher  . Als besagter Agent in den verschiedenen Glashütten   antam, wurde ihm an verschiedenen Orten die Thüre gewiesen, und in Char­ lottenburg   bei Berlin   wurde ihm, wie uns zu Ohren gekommen, das Fell tüchtig durchgebläut. Bravo! Es gelang ihm jedoch trot alledem, ungefähr acht Personen herüberzulocken.

Der Prozeß wurde von einer Woche zur anderen verschoben, natürlich zu Gunsten des Fabrikanten, angeblich weil sein Hauptzeuge noch nicht von der Reise zurückgekehrt sei; wäre das Umgekehrte der Fall gewesen, daß die Arbeiter einen Hauptzeugen erwartet hätten, so hätten selbstver­ständlich weder Advokat noch Fabrikant darauf Rücksicht genommen, der Prozeß hätte ungehindert seinen Fortgang gehabt. Es ist dieses eben leider auch wieder ein Stück der vielgerühmten englischen Justiz. Endlich aber erschien der Hauptzeuge für Warren and Son in Gestalt des ver­tommenen Subjektes J. Finkbeiner, der sich nicht scheute, mit der bodenlosesten Gemeinheit unseren Genossen die unverschämtesten Lügen in's Gesicht zu schleudern und Ende gut, Alles gut die Bibel zu küssen und zu schwören, daß Alles, was er hier ausgesagt, seine Richtig­feit habe. Unsere Genossen wurden nur theilweise verhört, ihr Advokat schlief bei der Vertheidigung geradezu ein, während natürlich der Gegner mit größter Redegewandtheit seine Beweisgründe gegen fie in's Feld führte.

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Das Urtheil fiel dann auch danach aus: die Gerichtsbarkeit stellte die ganze Klage als eine verfehlte dar, die Kontrakte seien als aufgelöst zu betrachten, der Fabrikant wurde von allen Verpflichtungen unseren Ge­noffen gegenüber freigesprochen, und letztere lagen nach einem vierwöchent lichen Streit mit ihren Familien auf der Straße. Alle Bemühungen, inzwischen Arbeit zu bekommen, waren vergebens gewesen; der Ausbeuter wurde durch seine Agenten unterrichtet, und er schnitt unseren Genossen auch in bekannter Weise den Broderwerb ab, indem er an alle betreffenden Orte schrieb und telegraphirte, man solle diese Leute nicht einstellen. Ver­mittelst dieses betrügerischen Vorgehens trug das Kapital abermals den Sieg über die Arbeit davon hoffentlich wird der saubere Patron einstens seinen wohlverdienten Lohn für seine Schurkerei empfangen, denn es ist nicht das erste Mal, daß er so schuftig vorgeht, es ist nur bis dato nicht der Deffentlichkeit übergeben worden.

Zur Ehre unserer streifenden Genossen aber müssen wir sagen, daß sie trotz Unkenntniß der Sprache und der Verhältnisse des Landes wie Männer bis zum letzten Augenblick fest zusammenhielten, wiewohl sie ihr ganzes Hab und Gut verkaufen mußten, um die Weiterreise anzutreten. Wir glauben uns verpflichtet, im Interesse unserer schwer geschädigten Genossen und um ihnen wenigstens eine Genugthuung zukommen zu lassen, die Namen sämmtlicher verkommenen Subjekte, welche sie ver­riethen, der Deffentlichkeit zu übergeben. Sie lauten wie folgt:

Johann Finkbeiner. Robert Raps. Hubert Flink. Hermann Hetze. Paul Sickert. Hermann Wünschmann. Karl Kleber. Mar Hule. Wilhelm Dausacker. Ernst Köhler. Fritz Ebert. Matthäus Finkbeiner. Wenzel Grüneck. Unsern scheidenden Genossen und deren Familien rufen wir zu ihrem Abschiede ein herzliches Lebewohl nach und Glückauf auf die Reise! Der deutsche   Arbeiter- Bildungsverein Glasgow  .

Warnung.

Parteigenoffen, die an ihre Freunde, die als Sozialdemokraten oder gar als Ausgewiefene bekannt find, ins Ausland Briefe zu schreiben haben, werden ersucht, dieselben stets entweder per Eingeschrieben" oder unter Dekadresse zu senden.

Es ist eine vielfach festgestellte Thatsache, daß folde Briefe faft immer | ,, verloren" gehen, zu deutsch   geftiebert werden und in die Hände der Polizei gerathen.

Diese Sorte von Briefdiebstahl wird in ganz besonderem Grade in Berlin  betrieben und erstreckt sich selbstverständlich auch auf die Familienbriefe.

Beispiel: Der Frau eines Berliner   Ausgewiesenen, der gegenwärtig in New- York   lebt, find in kurzer Zeit nicht weniger als vier Briefe an ihren Mann, trok der genauesten Adresse ,, verloren" gegangen. Daß dieser Ver­luft uur gemeinem Diebstahl zu verdanken ist, bedarf keines Seweifes. Die deutsche   Polizei und speziell die Berliner   erfährt durch diese Art von fyftematif betriebenem Briefdiebstahl Vieles, was ihr souft zu erfahren un möglich wäre.

Also Vorsicht in jeder Richtung!

Briefkasten

der Redaktio u. Korrespondenzen aus Mühlhausen  , Genf  , Scranton 2c.   in nächster Nummer. Ehud: Ausschnitt aus der ,, Kölner Ztg." dankend empfangen; wird verwendet. Brief gleichfalls erhalten, die betr. Briefkastennotiz galt nicht Ihnen, sondern einem Namensvetter von Ihnen. Im Uebrigen leiden wir immer noch am alten Uebel: Stoffkongestion.

erh.

mehr.

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der Expedition. Gwtsch. Ostrß.: Fr. 1,35 Ab. Mai u. Juni - Cylinderfrize: Mt. 23,40 Ab. 2. u. Rest 1. Qu. hier. Bfl. Kautabat: Mt. 5,- Ab. 2. Qu. f. d. beiden Sch.'s erh. Alles beachtet u. besorgt. Bft. Weiteres. Brin.: Mt. 5,- erh. u. It. Nota verwendet. Garibaldi  : Nachr. v. 6/5 u. Bf. v. E. am 7/5 erh. Bt. fofort benachrichtigt.+++ himmel-: Mt. 101,60 pr. 1. Qu. i. Ggr. Ufds. gebucht. Weiteres erwartet u. bfl. am 6/5 erledigt. Catilina  : Manchester  : Mt. 66,- Ab. 1. Qu. erh. Bft. mehr. Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Dtsch. Arb.-V. Winterthur  : Fr. 15,- pr. Üfds. dkd. erh.- L. u. Gen. i. Lin.: Mt. 6,- Ab. 2. u. 3. Qu. erh. D. Mhrt. Amsterdam  : Fr. 8,25 eingetr. u. nach Vorschr. pr. 1. u. 2. Die On. Ab. S. 2c. verw.; also Fr. 42 d. Ufos. dkd. zugew. Getreuen i. Jever.: Mt. 6,35 Ab. 2. Qu.( nicht 3tes Qu.!) u. Schft. erh. Bfl. mehr. Vom Main  : St. Emmh.: Fr. 2,- Ab. 2. Qu. erh. Mt. 9, Ab. 2., 3. u. 4. Qu. erh. Addr. ergänzt.- B. Sch. Bttrp.: Fr.-, 65 f. Nchlfrg. erh. Die Schuld trifft Kphgn.- Von d. Thonberg­Lpzgr. Gen. St. Louis  :( 3. Rate Doll. 10,-) Fr. 50,65 d. Ufds. dkd. zugew. Gruß! F. Jonsch. N.- York: Fr. 303,80( Doll. 60,-) à Cto. Ab. u. Schft. am 8/5 eingetr. Auszug abgeg.- Rothkragen a. d. Cislar: Fr. 17,- pr. Ab. 2. Qu. f. 3 Expl. u. Ufds.( Mt. 5,-) dkd. erh. Von 3 Arb. d. Vbchdr.: Fr. 3,- pr. Ufds. erh. Unigenitus: Bf.

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erh. Addr. richtig gestellt. Alles i. Ordng. Rother Greif: Mt. 25,- Ab. 1. Qu. u. Schft. erh. Bfl. mehr. Dtsch. V. Zür.: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. H. Fbr. Obstrß.: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Nachlfrg. fort. Rafi: Mt. 60,- à Cto. Ab. durch K. erh. Auszug längst fort. Bft. Näheres F. Bloch: Bf. mit Addr. v. 7/5 ein­getroffen. Blanc Ga.: Mt. 3,10 Ab. 2. Qu. f. Gr. erh. Fehler liegt an Dir. Bfl. am 2/5 mehr berichtet. Roland: Beide Bfe. hier. Erster freuzte mit unsrer Antw. Bravo! Es lebe die Denkschrift!" Serlow: Sdg. nach V. besorgt. Ferd. Bf. v. 7. erh. Wird Alles flott betrieben. Erwarten in Bälde.

Eweiz. Beremsbuchdruckerei Hottingen- Zürid.