Genosse Müller, der das Schlußwort hatte, trat für den inkriminirten Paffus den Beweis der Wahrheit an, zeigte durch eine Reihe von Thatsachen und Aeußerungen aus dem deutschen Reichstag und Landtag , geschehen, resp. zugestanden von Ministern, daß die Ausweisungen gerade nur deshalb erfolgen, weil die Betreffenden ihre Gesinnungen nicht je nach Wunsch von oben ändern, und schloß sich dem Antrag des Vertheidigers an. Nach dreiviertelstündiger Berathung erfolgte, wie schon oben erwähnt, die Freisprechung von Strafe und Kosten. Daß auch die Vertheidigungskosten der Staatskasse zur Last fallen sollen, lehnte der Gerichtshof ab, da er die Ueberzeugung gewonnen habe, daß die Angeklagten soviel Intelligenz besäßen, sich selbst zu vertheidigen. Ich glaube den Artikel am besten zu beenden mit dem Schlußsaße des Artikels: 3ur Rechtsgleichheit in Deutschland "( f. Nr. 9 d. Sozd.): „ Ehre diesen Männern, hätten wir beinahe hinzugefeßt. Indeß, was haben sie denn eigentlich Großes gethan! Sie sind einfach keine notorischen Schurken gewesen, sondern haben die Gesetze so angewendet, wie fie nach Sinn und Wortlaut angewendet werden müssen. Und daß man versucht ist, deutsche Richter deswegen noch besonders zu loben, gibt es ein drastischeres Kennzeichen der verrotteten Zustände im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte?"
Und nun, Genoffen in Darmstadt und Umgegend, wollen wir Euch noch zurufen: Muthig vorwärts, nicht die Hände in den Schoß gelegt! Durch die Freisprechung unserer drei Genossen find Euch viele Loka lausgaben erspart, steuert deshalb um so eifriger für die politisch Gemaßregelten, für die durch das infame Sozialistengesetz ge= troffen eu, sorgt mit einem Wort, daß Darmstadt recht bald wieder bei dem Unterstützungsfonds- Verzeichniß eine Stelle hat.
-
Pech, Revier Rommissarius.
Das schmachvolle Urtheil gegen Loges in Han nover, über welches an anderer Stelle berichtet wird, ist nicht blos ein Attentat auf alle Rechtsbegriffe, sondern es verletzt auch brutal den Grundsatz, daß die sicherste Garantie für eine gute Rechtspflege in der Oeffentlichkeit des Gerichtsverfahrens liege.
Loges ist verurtheilt wegen eines Referates über einen Prozeß: weil eine von der Dresdener Staatsanwaltschaft inkriminirte Aeußerung Bebel's in einer Korrespondenz mitgetheilt war. Die Mittheilung war durchaus objektiv erfolgt. Das Verbrechen der Majestätsbeleidigung, um welches es sich handelt, war selbst für Richter so ungreifbar, daß das Dresdener Gericht in der Aeußerung Bebel's das Verbrechen nicht finden konnte. Das Hannover 'sche Gericht war scharffichtiger es fand eine Majestätsbeleidigung in der referirenden Wiedergabe einer Aeußerung, die selber nach dem Urtheile des Dresdener Gerichtes gar keine Majestätsbeleidigung enthielt. Daß richterliche Entscheidungen einander schnurstracks zuwiderlaufen, ist eine bekannte Geschichte und speziell in politischen Prozessen, wo Alles auf das subjektive Denken und Fühlen des Richters ankommt, auch sehr natürlich.
-
Was uns hier besonders interessirt, ist der Streich, welcher gegen das Prinzip der Oeffentlichkeit geführt wird. Mit Recht fah das Bürgerthum zur Zeit, da es noch wirklich freifinnig" war, in der Oeffentlichkeit des Gerichtsverfahrens die wichtigste, wo nicht einzige Bürgschaft einer gerechten Justiz. Nur durch die vollste Oeffentlichkeit tann Juftizmorden, richterlicher Willkür und dem Inquisitionsunfug vorgebeugt werden. Die Oeffentlichkeit besteht aber nicht sowohl in der Zulassung einer immerhin sehr beschränkten Zahl von Zuhörern zur Prozeßverhandlung, als in der Veröffentlichung durch die Presse, welche zum gesammten Volt spricht.
Hat man schon früher durch„ Ausschluß der Oeffentlichkeit" das Publikum aus den Verhandlungssälen ferne gehalten, so vernichtet das Hannoversche Urtheil die Oeffentlichkeit für das gesammte Volt. Darin ist Plan. Unsere Feinde können die Wahrheit nicht vertragen: nicht genug, daß fie uns verurtheilen, fie stecken uns auch noch einen Knebel in den Mund, damit wir das erlittene Unrecht nicht kund thun können. Nun sie werden ihren Zweck nicht erreichen. Die Sozialdemokratie spottet der Anstrengungen und Gewaltstreiche ihrer Feinde. Ihren Feinden zum Trotz hat sie eine Presse und wird eine haben. Geschehe was da wolle, sie wird die Niedertracht ihrer Feinde geißeln, ihre Schurkenstreiche ans Licht ziehen, und an das Rechtsgefühl des Volkes appelliren bis dieses erwacht und Gericht hält.
1
Urtheile, wie das jetzt in Hannover gefällte, können wir nicht verhüten, aber wir werden unser Möglichstes thun, daß sie nicht mehr lange gefällt werden.
-
Aus Leipzig , den 30. Juni, wird uns geschrieben: Von der skandalösen Verurtheilung der Genossen Lauschke, Apizsch und Künzel habe ich Ihnen berichtet. Hören Sie des Weitern. Die drei Berurtheilten, welche mehrere Wochen in Untersuchungshaft gesessen hatten, wurden unmittelbar nach der Urtheilsverkündigung, wie das in der Ordnung war, in Freiheit gesetzt. Natürlich wußten sie, daß die Polizei, welche Hand in Hand mit den Richtern arbeitet, auf Grund der Verurtheilung hin die Ausweisung verhängen würde, die übrigens auch im Falle der Freisprechung so ziemlich sicher gewesen wäre. Zumi allgemeinen Erstaunen ließ die Ausweisung auf sich warten. Man hatte eine kleine Ueberraschung in petto. In das ewige Einerlei der Maßregelungen muß doch von Zeit zu Zeit Abwechselung gebracht werden. Wohlan am vorigen Dienstag zeigte es sich, was diese auffallende ,, Milde" und Anständigkeit" bedeutete. An diesem Tag- anderthalb Wochen nach der erstrichterlichen Verdonnerung das heißt wurden die Verurtheilten auf die Polizei vorgeladen, wo ihnen in üblicher Form die Ausweisungs ordre zugestellt ward. Das wurde als etwas längst Erwartetes hingenommen. Als aber die glücklich Ausgewiesenen sich entfernen wollten, hieß es, sie müßten sich in den Justizpalast" zur Staatsanwaltschaft begeben. Das geschah mit polizeilichem Ehrengeleite, und von der Staatsanwaltschaft wurde nun den drei Verurtheilten und Ausgewiesenen kundgethan, daß sie wegen Fluchtverdachts sofort in Haft genommen werden müßten. Umsonst machten sie geltend, daß das Urtheil, da Berufung erfolgt, noch nicht rechtskräftig sei und daß bei einer so geringen Strafe, wie 2 und 3 Monate Gefängniß, ja doch von Fluchtverdacht nicht die Rede sein könne. Der Staatsanwalt erwiderte, die polizeiliche Ausweisung bilde einen genügenden Grund, denn wenn die Ausgewiesenen aus Leipzig weg seien, werde es schwer halten, ihrer wieder habhaft zu werden.
Alles Remonftriren war umsonst Künzel, Apitzsch und Lauschke sitzen seit vorigen Dienstag, und sintemalen im Fall der Bestätigung des Urtheils die Haftzeit ihnen nicht angerechnet würde, so müssen sie wahrscheinlich auf das„ Rechtsmittel" der Berufung Verzicht leisten und sich dem ungerechten Urtheil unterwerfen.
Das nennt man Justiz" im Reich der Gottesfurcht und frommen
Sitte!
Kann man sich ein infameres Verfahren denken? Ist ein frecheres Attentat auf Recht und Gerechtigkeit denkbar? Und diese Begründung des Fluchtverbachtes"! Kann es etwas Schamloseres geben?
"
Also weil die in erster Instanz Berurtheilten von der Polizei ausgewiesen werden, sind sie fluchtverdächtig"! Fluchtverdächtig fann Jemand doch nur sein, wenn ihm die Absicht zuzutrauen ist, sich den Folgen einer strafbaren Handlung freiwillig zu entziehen. Wollen Künzel, Upitzsch und Lauschke denn aber freiwillig Leipzig verlassen? Ist die Ausweisung nicht gegen ihren Willen verfügt worden? Sind fie für die Gemeinheit verantwortlich, daß man mit der Ausweisung nicht wenigstens wartete, bis das Urtheil rechtskräftig war? Wäre es der Staatsanwaltschaft nicht ein Leichtes gewesen, den Aufschub der Ausveifungsordre zu erwirken?
So wie die Dinge eben stehen, ist es offenbar, daß die ganze Affaire| stein feierte Garibaldi als Kämpfer für die ganze Menschheit und zwischen der Staatsanwaltschaft und der Polizei abgefartet war, um drei Sozialdemokraten, wo nicht zu ruiniren, doch möglichst zu chikaniren und zu malträtiren.
Unter allen Umständen ist dieses Verfahren geradezu niederträchtig und liefert einen neuen Beweis dafür, daß Sozialdemokraten gegenüber Alles erlaubt ist, und keine Rücksicht der Gerechtigkeit und Humanität gilt. Wir legen es zu dem Uebrigen.
"
--
Der arme Taute sitzt noch immer. Da in seiner Zuschrift an den " Sozialdemokrat" absolut nichts Strafbares" zu finden ist, so scheint der einzige Zweck dieser abscheulichen Quälerei denn ausweisen kann man Taute auch, ohne ihn lang sitzen zu lassen der zu sein, daß man ihm durch Ueberrumpelung dieses oder jenes Geständniß zu entlocken hofft. Hierin dürften sich die Herren Inquisitoren denn unser heutiges Gerichtsverfahren unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von dem alten Inquisitionsprozeß verfluchten Andenkens sich getäuscht haben, denn Taute hat eben nichts zu gestehen. Schade, daß man teine Daumenschrauben und sonstigen Folterwerkzeuge mehr anwenden kann dann ließe sich vielleicht das Gewünschte doch erlangen wie in der guten alten Zeit" von den unglücklichen " Heren."
-
-
-
-Eine Lehre. Wer die Verhandlungen des Leipziger Hochverrathsprozeffes im Jahre 1872 gegen Bebel, Liebknecht und Hepner noch im Gedächtniß hat, der wird sich auch des Vorsitzenden der Geschworenen, eines Rittergutsbesitzers Steiger auf Schweta entfinnen. Dem Einfluß jenes Ehrenmannes war die Verurtheilung von Bebel und Liebknecht wesentlich zn verdanken, er hielt sich damals für verpflichtet, den Auslassungen der Angeklagten über die Lage des Bauernstandes gegenüber zu konstatiren, wie vortrefflich unsere Bauern sich ständen, und heute, nach zehn Jahren, ist dieser Herr selbst ein Opfer unseres ökonomischen Entwicklungsprozesses geworden. Wie verschiedene Blätter kürzlich berichteten, ist das jenem Herrn eigenthümlich gehörige Rittergut, das zum Werthe von 600,000 Mt. taxirt war, in der Zwangsversteigerung mit 494,000 Mt. verkauft worden und damit Herr Steiger auf Schweta ein armer Mann. So muß es kommen, damit auch die Bornirtesten zur Einsicht gelangen!
- Als Vorspiel zur Ulm Heidenheimer Ersatzwahl ( fiehe Situationsbericht aus Württemberg in Nr. 14), an der sich unsere Ulm - Heidenheimer Genossen speziell zu bethätigen beabsichtigen, wurde am 27. Juni bei zwei Heidenheimer Parteigenoffen gehaussucht. Bei dem einen resultatlos, bei dem zweiten angeblich mit Erfolg", der natürlich zunächst noch„ Geschäftsgeheimniß" der betreffenden Entdecker bleiben muß, um die vorgenommene Verhaftung des besonders ,, anrüchigen" Gen. Kiene recht wohl begründet" erscheinen zu lassen. ,, Es ist gewiß recht anerkennenswerth" so schreibt uns unter Anderm ein dortiger Genoffe daß unsere ,, tapferen" Gegner den Wahltampf in der Zeit der sauern Gurken" derart interessant machen und würzen. Wir werden diese Aufmerksamkeit zu erwidern verstehen und allseitig zusammengreifen, die von der vereinigten Reaktion gezeigte Schwäche und deren schlechtes Gewissen den Wählern in diesem Wahlfreise recht deutlich vorzudemonstriren.
-
Der Feind vertreibt sich das Kanonenfieber mit Haussuchungen, wir werden ihm selbst indessen heimleuchten so gut es geht und unbeirrt zuſammengreifen.
Aus dem sächsischen Voigtlande schreibt uns, Ende Juni, ein alter Genosse u. A.: Ich muß Ihnen noch mittheilen, daß die träftige Kost, die der Sozialdemokrat" bietet, uns Voigtländern sehr wohl bekommt, das beweist Ihnen auch das fortwährende Steigen unserer Abonnentenzahl. Auch herrscht unter den hiesigen Genossen eine Einmüthigkeit, wie noch nie. Bir könnten noch viel mehr Abonnenten machen, aber wir wollen uns nicht der Gefahr aussetzen, Verräther anzuwerben, und deshalb suchen wir, fest und bedächtig", nach allen Richtungen hin, vorzubringen und Fühlung herzustellen und hoffen, daß Sie mit unserer Thätigkeit zufrieden sein werden. ( Gewiß, und wir werden unbeugsam wie Ihr dreinlangen und vorwärtsdrängen. Anmerkung der Redaktion.)
In der schweizerischen Arbeiterpresse ist seit dem 1. Juli eine Aenderung dahin eingetreten, daß an Stelle des zurückgetretenen Genossen Herter Genosse E. Conzett, bisher Redakteur des ,, Volksfreund" in Chur , zum Redakteur der Arbeiterstimme" gewählt worden ist. Aus seinem Antrittsartikel in der Nr. 26 der ,, Arbeiterstimme" heben wir folgende Stelle hervor:
„ Der Gewerkschaftsbund ist die reine Klassen organisation, in Wahrheit international, weil in ihm Angehörige aller Nationen Aufnahme finden. Klassenbewußtsein und Klaffenorganisation find nothwendig, um gegenüber der Kapitalisten klasse die Interessen des arbeitenden Volkes wahren zu können. Ueberall also auch bei uns
zeigen sich die Kapitalisten, ob sie sich Liberale, Radikale, Ultramontane oder sonstwie nennen, als kapitalistische Klasse, sobald ihr Intereffe bedroht erscheint. Wo es gilt, unsere Arbeiterinteressen zu vertreten, müssen wir uns als organisirte Klasse zeigen, nur dadurch kommen wir der an Zahl viel schwächeren Kapitalistenklasse gegenüber zum Recht und infolgedessen, durch Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, zur Beseitigung aller Klaffenherrschaft.
„ Ein Handinhandgehen der Arbeiterschaft der ganzen Schweiz ist dringend nothwendig. Weg mit der Nationalitätsduselei, die ebenso wie der konfessionelle Haß geeignet ist, die ehernen Fesseln der Lohnsklaverei zu erhalten. Der Kapitalismus kennt keine Grenzpfähle, ebenso müssen auch die Proletarier international vorgehen, wenn sie sich eine bessere Zukunft erringen wollen. Wenn es auch unsere erste Aufgabe ist, an der Verbesserung der Zustände in unserem engeren Vaterland zu wirken und darum dem schweizerischen Volkscharakter gemäß vorzugehen, so dürfen wir doch nie außer Acht lassen, daß die soziale Frage nur auf internationalem Wege gelöst werden kann, daß die aufgeklärten Proletarier aller Länder ein Interesse beseelt: die ökonomische und politische Abhängigkeit zu beseitigen und den Satz zur Anerkennung zu bringen, wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen!"
In diesem Sinne wird Conzett die Arbeiterstimme" redigiren, und wir rufen ihm dazu ein freudiges Glückauf! zu.
Garibaldi und die deutschen Sozialisten. In keinem Lande ist die Nachricht vom Tod des tapfern Freiheitskämpfers Garibaldi mit solcher Gleichgiltigkeit hingenommen worden, als in Deutschland , dem Lande, dem ein Garibaldi mehr Noth thäte als irgend einem andern. Einige mehr oder minder laue Nachrufe, das war Alles, was der bürgerliche Liberalismus für denselben Mann hatte, dem er vor einem halben Menschenalter begeistert zugejubelt hatte. Und wie konnte es auch anders sein? Garibaldi ist sich bis zu seinem Tode selbst treu geblieben und hatte nicht die Schlafmüße über die Ohren gezogen, wie die deutschen Turn, Sänger- und Schüßenfeftrepublikaner der sechziger Jahre. Der einzigen Partei aber, welche in Deutschland das Banner der Volksfreiheit unentmegt hochhält, der Sozialdemokratie, war es unmöglich, ihrer Sympathie mit dem Freischaarenführer im rothen Hemde in öffentlicher Demonstration Ausdruck zu geben, sie hätte sonst für würdige Kundgebungen in jeder Beziehung gesorgt.
vielmehr so war es ihre Pflicht, dieser Aufgabe nachzukommen.
So blieb es den deutschen Sozialisten im Auslande vorbehalten, oder
3 it rich fand am 10. Juni auf Iniziative deutscherseits eine von
Und in Bern , Zürich und Genf ist das auch geschehen. In
deutschen und schweizerischen Sozialisten sehr gut besuchte Versammlung statt. Der große Saal des alten Schützenhauses war vollständig ge= füllt. Es sprachen Deutsche , Schweizer und Italiener . Genosse Bern
Dr. Strickler schilderte ihn als das goldene Herz und republikanische Gewissen Italiens . Ein Hoch auf das Andenken Garibaldi' s und seiner Mitstreiter wurde mit stürmischem Jubel aufgenommen.
In Bern hielten am 2. Juli die verschiedenen Arbeitervereine eine Garibaldifeier ab. Die Festrede hielt Herr Fürsprech Reichel, der in fernigen Worten das Leben und Wirken Garibaldi' s schilderte.
Am großartigsten war die vom deutschen Arbeiterverein in Genf , dessen Ehrenmitglied Garibaldi gewesen war, veranstaltete internationale Demonstration. Sechzehn verschiedene Vereine, darunter " La jeune Suisse"( die junge Schweiz ), der Grütliverein Genf 2c., viele französische, italienische, slavische 2c. Genossen nahmen daran Theil. Es war ein Zug von gegen 1000 Personen, der mit schwarz behängten Fahnen( darunter mehrere rothe) durch die Straßen Genfs nach Carouge zog, um in der dortigen Schützenhalle das Andenken Garibaldi' s zu feiern.
Trotzdem die konservative Presse aus Leibeskräften gegen die Demonstration gehetzt hatte, war die Haltung des Volkes im Allgemeinen eine der Demonstration günstige, Störungen wurden von keiner Seite versucht. An der an die Demonstration sich anschließenden Versammlung nahmen gegen 1500 Personen Theil. Der bei den Sozialisten romanischer Zunge üblichen Sitte gemäß wurde ein Ehrenpräsidium bestimmt, und zwar unter allgemeiner Afklamation das Erek mite der russischen Revolutionäre. Mit der Leitung der Versang wurde Genosse Bernstein ( Zürich ) beauftragt, der auch die che Ansprache hielt. Französisch sprachen die Bürger Turski Ruffe), Solari, Heritier, Grussel( Schweizer ), Ardigo( Spanier), Fachini ( Italiener ) und Frau Waryesta( Polin). Italienisch sprach Bürger Nabruzzi, deutsch und italienisch der berühmte Physiologe, Professor Schiff.
Folgende Beileidsadresse an die jüngeren Mitglieder der Familie Garibaldi' s wurde einstimmig angenommen:
" Freie Männer, welche am 2. Juli auf freiem Boden versammelt sind, um das Andenken des wahren Freundes der Menschheit, Joseph Garibaldi's, Eures tapfern Vaters, zu ehren, empfinden gemeinsam das Verlangen, ihren Schmerz mit dem Eurigen zu verbinden. Sie hoffen, daß Ihr, die Ihr den Rest seines ruhmvollen Lebens durch Euer Heranwachsen aufgeheitert habt, Euch von seinem Beispiel, was das strenge Festhalten an seinen tugendhaften Prinzipien anbetrifft, anfeuern laffen werdet, und daß Euer erster Akt der Reife sein möge, Euch zu erinnern, daß Ihr fordern und verlangen dürft, daß sein letzter Wille geachtet werde, daß dem unendlichen Atomenreich der Atom zurückgegeben werde, der die unendliche Liebe zur Menschheit in sich schloß!"
Außerdem protestirte die Versammlung noch gegen das schmachvolle Vorgehen der italienischen Regierung, gegen Garibaldi's Waffengenossen Cipriani und den Sozialisten Cafiero, und votirte eine Sympathieadresse für unsern wackeren Veteranen Joh. Phil. Becker, der eifrig für die Manifestation gewirkt hatte, aber durch eine plötzliche Erkrankung verhindert worden war, an ihr Theil zu nehmen. Auf der Rückkehr von Carouge zogen die Genossen mit Fahnen und Musik hinaus vor Beckers Haus und brachten dem braven Vorkämpfer ein stürmisches Hoch!
Rußland. Die Verhaftungen, deren Richtigkeit wir vorläufig bezweifeln zu müssen glaubten, werden jetzt offiziell bestätigt. Damit ist natürlich noch nicht die Wahrheit alles dessen, was die Tagespresse über die Verhafteten und deren Beziehungen zur Revolutionspartei zum Besten gibt, erwiesen, aber soviel steht fest, daß es der russischen Polizei gelungen ist, wieder einmal einen Fang" zu machen oder, um uns der geschmackvollen Ausdrucksweise der de motratischen Frankfurter Zeitung " zu bedienen, ein Verbrechern est aufzuheben.
"
Ein recht angenehmer Menschenschlag, diese, demokratischen" und" liberalen" Journalisten! Für die Verbrecher in Amt und Würden haben sie höchstens einmal einige indirekte Andeutungen schüchterner Mißbilligung, wenn sich aber die besten Elemente eines Volkes aufraffen, um Gut und Blut, Freiheit und Leben für die Beseitigung politischer Knechtschaft und administrativer Korruption einzusetzen, wenn dieselben, jedes andern Kampfmittels beraubt, zu Gewaltmitteln ihre Zuflucht nehmen, dann ist das liberalisirende Journalistengesindel sofort mit der Sprache der Polizei bei der Hand und folportirt willig alle Verläumdungen und Beschimpfungen, welche die Niedertracht der Unterdrücker ausheckt.
-
Da hat vor Kurzem ein Feuilletonschmierer der„ Neuen Freien Presse", ein Herr von Thaler, aus einem in Mailand erschienenem Buche „ La Russia sotterranea"( Das unterirdische Rußland ) einen von allerhand Verdrehungen und Entstellungen wimmelnden Auszug veröffentlicht sofort war die ganze liberale und„ demokratische" Preßmente bei der Hand, die Gemeinheiten, mit welchen dieser Wiener Zeilenreißer die muthigen Kämpfer für Recht und Freiheit besudelt, als baare Münze aufzutischen, dem Volke die stille, entschlossene Vera Sassulitsch als eine freischende Megäre, die edle hingebende Sophie Perowstaja als falte, gefühllose Mörderin hinzustellen. Von den Seelenkämpfen, zugefallen war, an dem entscheidenden Schlag theilzunehmen, wird wohlwelche das Opfer des 15. April 1881 durchgemacht, als ihr die Aufgabe weislich geschwiegen, es macht sich ja viel piquanter und ist auch viel ungefährlicher, zu schildern, wie das reizende Köpfchen" nur mit Mordgedanken erfüllt war und ähnliche Feuilletonistenmäßchen mehr. Der großartigste Kampf des 19. Jahrhunderts ist für diese Gesellschaft nur ein Stoff zu allerhand läppischen Witzeleien.
"
Da die Verhaftungen Pribilow's, Gretschewski's 2c. sehr ,, interessant" waren, so überhebt uns die Tagespresse der Pflicht, die Einzelheiten hier zu wiederholen. Der toloffale Polizeiapparat, der in Rußland und ganz besonders in Petersburg und Moskau unausgesetzt, und mit den weitgehendsten Vollmachten ausgestattet, thätig ist, um die Krönung Alexanders, des Henkers, zu ermöglichen, ist durch Ueberfälle aller Art einigen Verbindungen auf die Spur gekommen, die, abgesehen von allem Anderen, den Beweis liefern, daß allen Prahlereien Ignatiew's zum Trotz der Nihilismus noch lebt und aller Verfolgung ungeachtet zarische Despotismus in jeder Beziehung gebrochen iſt. leben wird, bis das Ziel seiner Bestrebungen erreicht, das heißt, der
Wir sagten oben, daß die bürgerliche Presse, so demokratisch sie sich auch geberdet, für die Grausamkeiten der Verbrecher in Amt und Würden taum ein schüchternes Wort indirekter Mißbilligung hätte. Das zeigt sich recht deutlich bei folgender Notiz, die wiederum ohne Kommen tar die Runde durch die Presse macht:
$
Nach einer Petersburger Meldung der„ Vossischen" ist auf's Strengste angeordnet, daß sogar die Gefangenenaufseher die Arrestanten in der Peter Pauls Festung nicht sprechen dürfen. Dieselben werden jetzt durch Convoisoldaten und Gensdarmen immer begleitet. Behufs Agno szirung der zuletzt verhafteten Terroristen wurden früher verurtheilte zwanzig Terroristen noch nicht transportirt. Auch Jesse Helfmann, Doktor Weimar , Natschajew und Mirski wurden nach der Festung zurildgebracht. Seit der Entdeckung, daß Gefangene forrespondiren und durch Klopfen an den Wänden telegraphiren, sind Betten, Stühle und Tische in den Kerkern an den Boden befestigt und die Zellenwände mit Filzdecken überzogen. Der Bezug von Büchern aus der Bibliothetist sistir t. Die Beendigung des Baues neuer Kaffematten in der Trubetkoi- Bastion in der Peter Pauls Festung wird beschleunigt. Großfürst Nicolai mit Adjutanten besichtigte den Bau und prüfte, ob die Wände den Schall fortsetzen." Diese Maßregel besagt nichts weiter, als daß die geistige Tortur der Gefangenen soweit als nur denkbar erhöht werden soll. Ohne Bücher, ohne jeden mündlichen Verkehr sollen die Gefangenen entweder stumpfsinnig gemacht oder zur Verzweiflung getrieben werden, damit sie womöglich ohne direkte Anwendung förperlicher Tortur Alles gestehen, was ihre Henker von ihnen zu erpressen wünschen. Die Zurücktrans