weiß, daß von einer solchen Spaltung absolut teine Rede ist. Zudem| Apitsch Künzel- Lauschke hat in voriger Woche endlich den ift Genoffe Liebknecht an der ganzen Diskussion weder direkt noch indirekt betheiligt, abgesehen davon, daß sich dieselbe gar nicht um die Frage, ob foziale Reformen oder nicht, handelt.*)

Soweit tann Pindter wenigstens noch Mißverständniß vorschüßen, aber der Bismarckische Offiziosus kann nun einmal ohne bewußte Unwahrheit nicht eristiren. Deshalb flunkert er weiter: Daß dieser Kampf mit den gröbsten Waffen geführt wird, ist selbstverständlich." Eine größere Unverschämtheit war noch gar nicht da. Ein Blatt, welches die Wuthausbrüche des Holzhändlers von Friedrichsruh   getreulich zu rappor tiren hat, welches mit seinem giftigen Geifer Jeden bespritzt, der nicht auf die Unfehlbarkeit seines Herrn und Meisters schwört, das von der Frankfurter 3tg." den Vorwurf der Verläum dung ruhig einstecken mußte, ohne eine Klage ristiren zu können, ein solches Blatt wagt es, eine durchaus sachlich geführte Diskussion als Kampf mit gröbsten Waffen" hinzustellen! Das ist in der That die verkehrte Welt.

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Aus Leipzig   schreibt man uns unter'm 18. Oktober, dem 67. Jahrestag der sogen. Völkerbefreiungs- oder gar Freiheits­schlacht", welche uns vom intelligenten Despotismus eines fremden Ty­rannen befreite und dem im höchsten Grade un intelligenten der ein­heimischen Tyrannen überlieferte: Harcoa

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Die Woche fängt gut an", sagte jener englische Spitzbube, als er eines Montage Früh zum Galgen geführt wurde. Die Woche fängt gut an", konnte man am vorigen Montag in unserer guten Seestadt" Leipzig   sagen, denn in den ersten Stunden der Woche wurde zwar nicht gehängt, aber starb doch der größte- Halt! Ich hätte faft einen unpar lamentarischen Ausdruck gebraucht, und aus unserem Organ ist ja jede ,, unanständige" Sprache verbannt.

Was wollte ich schreiben? Der größte? Der größte Patriot, Gelehrte, Wohlthäter der Menschheit! Das sind doch ficherlich feine ,, unanständigen" Ausdrücke? Sicherlich nicht. Nicht ein­mal, wenn dieser größte Patriot, Gelehrte, Wohlthäter der Menschheit bei Lebzeiten Hittner geheißen und das Leipziger Tagblatt" redigirt hat! 3, usb m

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Ja, jetzt erfährt es die Welt, was das Musterbild eines Patrioten und Gelehrten, eines Wohlthäters der Menschheit ist! Das Leipziger Tagbl." hat es uns enthüllt, als es am Dienstag den biographischen Nachruf des größten Patrioten, Gelehrten und Wohlthäters der Menschheit schrieb. Er ist todt und begraben! Und wir freuen uns, daß wir nun wissen, was das Leipziger Tagblatt"-Jdeal eines Patrioten, guten Bürgers und großen Mannes ist. Haloda 843010 mast

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Lieber Leser, fürchte Dich nicht, wir haben durchaus keine Lust gegen das famose de mortuis nil nisi bene zu fündigen. Die Todten sind todt und können unseren Zorn so wenig erregen, wie unseren Neid. Meinte doch schon der alte Achilles, es wäre besser, der gemeinste Hand­langer auf Erden zu sein, als der vornehmste König im Grabe. Der Hüttner war freilich kein vornehmer König viel eher das andere. Umsomehr ist der Heldenmuth anzuerkennen, mit welchem das Leipziger Tageblatt  " seine Verdienste, wir meinen die Verdienste des Hüttner, vor der staunenden Welt zur Geltung gebracht hat. De mortuis nil nisi bene. Von den Todten soll man nichts Schlimmes reden. Der todte Hüttner ist gegen unsere Kritik gefeit, was jedoch nicht hinderte, daß der lebende unter der Kritik war.

erwünschten Abschluß gefunden und ist dadurch einmal wieder recht gründlich die Phrase vom sogenannten ,, Recht staat  " ad absurdum geführt worden.

Künzel und Lauschke hatten bekanntlich wegen Sammelns für die Aus­gewiesenen in erster Instanz je 2 Monate, Apitsch 1 Monat Gefängniß erhalten und waren ihnen von 34 Tagen Untersuchungshaft je 14 Tage als verbüßt angerechnet worden.

Da sie sich erfrechten, gegen das schöffengerichtliche Urtheil Berufung anzumelden, ersann die hiesige Polizei ein recht niederträchtiges Polizei­sidisflo stückchen, wie es dieser sauberen Gesellschaft würdig ist.

Das Schöffengericht hatte, wie schon früher gemeldet, die Untersuchungs­haft aufgehoben; das ärgerte unsere Polizei und sie setzte bei der Kreis­hauptmannschaft die Ausweisung der Genannten auf Grund des Kleinen" durch, gleichzeitig aber steckte sie sich hinter die Staatsanwaltschaft und veranlaßte am Tage der Ausweisung die Wiederinhastnahme der Ver­urtheilten, und zwar diesmal wegen Flucht verdachts. Die erste Verhaf tung fand statt wegen Kollisions verdachtes; man sieht, unsere Gesetze haben der Thürchen gar viele. hon

Diese zweite Verhaftung geschah am 26. Juni, das zweite Urtheil, diesmal vor dem Landgericht, fiel am 4. Juli. Die Verurtheilung wurde bestätigt, nur das Strafausmaß für Künzel und Lauschte von 2 Monaten auf 6 Wochen herabgesetzt, auch allen Dreien die abermaligen 9 Tage Untersuchungshaft angerechnet.

Lauschke und Apitsch, um nicht länger unnüz zu fizen, traten ihre Haft an, Künzel dagegen meldete die Revision an und erlangte gegen 1000 M. Kaution seine vorläufige Entlassung. Es ist eine ganz horrende Summe, wenn man bedenkt, daß Künzel ganz mittellos ist und nur noch 3 Wochen zu verbüßen hatte, und man muß zu dem Glauben kommen, daß man so viel forderte, um ihm die Lust zur Revision zu vertreiben. Aber die Energie Künzel's trug ihre Früchte. Das Oberlandesgericht kassirte das Urtheil des Landgerichts wegen mangelhafter Feststellung des That­bestandes, und als am 10. d. M. das Landgericht die Sache abermals verhandelte, mußte es sämmtliche Angeklagten frei sprechen!

Nun hatten aber Apitzsch und Lauschte längst ihre Strafe" abgesessen und noch etwas mehr. Apitzsch hatte 51 Tage, Lauschte 62 Tage und Künzel ebenfalls 53 Tage, also vollständig unschuldig ver büßt, und dazu erhielten alle drei ihre Ausweisung und damit die Vernichtung ihrer Existenz!.

Und das nennt man Rechtszustände" in einem chriftlichen" Staat! Das ist die in Rechtsformen gekleidete brutale Gewalt, die eine zum Schutze der Staatsbürger von ihren Steuern unterhaltene Behörde sich Von Rechts Wegen" anmaßen darf.

Wann wird das Ausfegen dieses Augiasstalles beginnen? Besen her, aber eiserne!

Oesterreichischer Arbeitertag in Brünn  . Der 15. und 16. Ottober 1882 find für die Geschichte der öster reichischen Sozialdemokratie von epochemachender Bedeutung, und zwar nach zwei Richtungen hin. Erstens ist es dem an diesen Tagen stattgefundenen Arbeitertag gelungen, ein Programm herzustellen, welches als Minimalprogramm die Schranken des in Desterreich polizeilich Erlaubten nicht überschreitet, anderseits

De mortuis nil nisi bene. Gut, was das Grab birgt, das geht aber durch den der Marr'ichen Einleitung des französ

uns nichts mehr an, das ist Sache der Würmer. Allein was das Indi­viduum, dem der faulende Leichnam angehörte, bei Lebzeiten gethan und verübt hat, das wird nicht durch die Straflosigkeit des Kadavers gedeckt. Indeß noch einmal, der Leser braucht keine Angst zu haben. Wir haben uns feineswegs fittlich entrüftet über die dithyrambischen Lobsprüche des " Tagblattes", im Gegentheil, dieselben haben uns innig gefreut, denn sie haben uns das tiefste Geheimniß der Bourgeoisseele enthüllt, welche in unserem Tagblatt" steckt.

Bekanntlich hat die Bibel die Wahrheit auf den Kopf gestellt, indem sie sagt, Gott   habe den Menschen geschaffen und zwar nach seinem Bilde. Gott   hat nicht den Menschen, der Mensch hat Gott   geschaffen und hat ihn geschaffen nach seinem Bilde. Und schafft ihn täglich. Bald große Götter, bald kleine Götter, vor denen er niederkniet und die er

anbetet. Wie der Mensch, so sein Gott. Der Bourgeoisseele des Tag blatts" muß ihr Gott entsprechen, und der Gott des Tagblatt8" heißt Hüttner. Ja, er war ein großer Patriot, denn nie hat Einer patriotischer gelogen, geschimpft und denunzirt. Ja, er war ein großer Gelehrter, Doktor und sogar Professor der Unwissenheit, in der er es faft noch weiter gebracht als weiland Robes aus Köln  ", mit dem er auch gemein hat, daß er vor Dummheit ein Genie" war. Und ein großer Wohlthäter der Menschheit war er, denn wie ein Theseus es für seinen Beruf hielt, die Welt von schädlichen Thieren und Menschen zu befreien, so hielt er sich für berufen, sie von dem schädlichen Getränk, so der Leipziger nennt Gose  , zu befreien. Er be­trachtete es als seine Mission, alle Gose  , die in Leipzig   und Umgegend produzirt wird, zu vertilgen, damit kein Anderer mit diesem Höllengebräu vergiftet werden könne. Und so trank er, für das Wohl seiner Mitbürger fich aufopfernd, des Morgens Gose, des Abends Gose, bis tief in die Nacht Gose, und oft bis der Hahn krähte, Gose Gose, Gose  , Gose  : Wenn er des Morgens aufstand, ein Gosenschlauch, wenn er des Nachts zu Bette ging oder( was bei der Schwere seines Berufes nicht zu verwundern) zu Bett gebracht werden mußte, ein Schlauch Gose  . Gott   habe ihn selig!

Und solltest Du Leser einst an sein Grab kommen, so befolge nicht den grausamen Rath, den Lord Byron   einft in Bezug auf das Grab des berüchtigten Lord Castlereagh   ertheilte: Wanderer, stop and p-! ( Wanderer, stehe still und p-!), sondern wirs eine Hand voll Erde darauf und dente:

Hier liegt der Hüttner begraben!

Die Polizeidirektorlosigkeit dauert so lange, daß die Leipziger   fich allmälig daran gewöhnen. Es ist das nicht gut. Als Ludwig XVI  . aus Frankreich   durchbrennen wollte und auch wirklich auf ein paar Tage verduftet war, merkten die Franzosen  , die vorher sich einen tönigslosen Zustand gar nicht hatten denken können, zum ersten Male, daß es auch ohne König ging und ein König also im Grunde ein über­flüffiges Möbel war. Die Leipziger machen jetzt ähnliche Erfahrungen. Es geht auch ohne Polizeidirektor. Ob fie ähnliche Betrachtungen machen und sich die Kyffhäuser  "-Moral Heine's zu Gemüthe ziehen

werden?

Wenn wir's uns genau überlegen,

So brauchen wir gar keinen Polizeidirektor." Ach nein, so weit sind wir noch nicht, und die Herren Bourgeois, welche das Stadtruder in Hand haben, wissen sehr gut, daß sie einen Polizeidirektor brauchen und viel, viel Polizei obgleich sie ihnen nichts nutzt und sehr, sehr theuer ist. Doch letzteres ist den Herren Bourgeois gleichgiltig. Sie zahlen sie ja nicht.-

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Die im Sozialdemokrat" schon mehrfach erwähnte Prozeßfache

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*) Dem wohlunterrichteten" L. V., welcher in der Südd. Post" die Behauptung aufstellt, die Flugschrift Aufhebung des Ausnahme­gesetzes?" habe überhaupt nichts mit unserer Partei zu thun, müssen wir je boch bemerken, daß dieselbe allerdings mit unserer Partei zu thun hat. Sie besteht aus Artikeln, die, was Jemand, der als wohlunterrichtet gelten will, wiffen sollte, zuerst im Sozialdemokrat" erschienen sind, dem Organ der deutschen Sozialdemokratie. Daß sie nur die Meinung des Schreibers ausdrüden sollen und nicht mehr, geht schon aus der gewählten Form hervor, aber es ist die Meinung eines Parteigenossen fonft hätte sie keine Aufnahme im Organ gefunden, und zwar eines in hervorragender Linie Stehenden. Dies mag sich L. V. zur Jnformirung dienen laffen. Die Red. des S.-D.

sischen Minimalprogramms nachgebildeten Ein­gang dasselbe zu einem für jeden vernünftigen Sozialisten an­nehmbaren stempelt. Damit hat die österreichische Sozialdemokratie zum ersten Male seit dem Eisenacher Kongreß einen gesetzlichen Boden zur Agitation und Organisation gefunden falls es nicht der Regie­rung hintendrein einfällt, das Programm zu konfisziren, weil sie uns eber jede gesetzliche Thätigkeit unmöglich zu machen sucht. Nun, wir haben bewiesen, daß wir auch vor der ungesetzlichen Propaganda nicht zurückschrecken, wenn man uns zu derselben zwingt.

Von weitaus größerer Bedeutung als die Annahme des Programms war die entschiedene Niederlage, welche der Anarchismus beim Arbeitertag erlitten hat.

Obwohl die Herren von der Zukunft", ihrer Schwäche bewußt, von

vornherein erklärt hatten, den Arbeitertag nicht anzuerkennen, hatten sich drei ihrer Genossen, zwei slavische und ein Deutscher, veranlaßt gesehen, zu erscheinen. Allein gar bald wurde ihnen schwül zu Muthe. Denn obgleich die Provinzen vollzählig vertreten waren, Tirol und Oberöster­ reich  , dann besonders zahlreich Böhmen  , Mähren   und Schlesien   von deutschen und slavischen Genoffen, weiter die nichtanarchistischen Arbeiter von Wien und Graz fand sich doch unter all' den zahlreichen Dele­girten es waren ihrer 44 nicht ein einziger, der ihnen beigestimmt hätte.

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Darauf waren sie nicht gefaßt gewesen. Das Einzige, was ihnen übrig blieb, war der Rückzug, umsomehr, als ein Versuch von ihrer Seite, Skandal zu provoziren, mißlang. Sie erklärten, den Arbeitertag an deffen Verhandlungen sie sich betheiligten! nicht anzuerkennen, und als in Folge dessen ein Antrag eingebracht wurde, daß an den Debatten und Abstimmungen nur Diejenigen theilnehmen dürften, welche den Arbeitertag anerkennen, ergriffen sie begierig die willkommene Ge­legenheit, um mit der bekannten sittlichen Entrüstung, von der die Anar­chisten stets überfließen, wo sie in der Minorität sind, zu erklären, daß sie Angesichts einer solchen Beleidigung nicht länger bleiben könnten! Wir sahen die Herren mit Bedauern scheiden, wir hätten gern eine Auseinandersetzung mit ihnen gehabt, um den Parteigenoffen die ganze Hirnverbranntheit und unverschämtheit des Anarchismus zu zeigen. Für den Verlauf des Arbeitertages war jedoch die Abwesenheit der Anar­chisten sicher von Vortheil, da seine Verhandlungen nun würdevoll und vom besten Geiste beseelt waren.

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Alle entscheidenden Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Einstimmig das Programm angenommen, einstimmig die Zukunft" abgesezt und die Wahrheit" neben Volksfreund" und Arbeiterfreund" als Parteiorgan anerkannt, und dies in einer Versammlung, in der blos die Anarchisten von Wien  und Graz nicht vertreten waren!

Damit ist die österreichische Sozialdemokratie wieder geeinigt und das Schicksal des Anarchismus besiegelt. Mag er auch in Wien   und Graz noch fortvegetiren auch hier werden sich die Massen unter dem Ein­fluffe der Schwerkraft, die im politischen Leben ebenso wirkt, wie in der Natur, dem großen Ganzen wieder zuwenden, und nach kurzer Zeit der Anarchismus teinen größeren Einfluß mehr besitzen, als in Deutsch­ land  

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Befreit von diesem zerstörenden und sinnverwirrendem Unkraut, wird sich die Sozialdemokratie Desterreichs von nun an wieder ihrer großen Aufgabe voll und ganz hingeben können, der Bekämpfung der Korruption und der ökonomischen und politischen Tyrannei. Seite an Seite mit unsern deutschen Genossen, klug ohne Schwäche und radikal ohne Ueber­spanntheit, geeinigt und begeistert, wollen wir wieder das rothe Banner hochhalten, welches die anarchistische Diebsmoral in den Staub getreten hatte.

R. W.

Dem Bericht des Brünner Volksfreund" entnehmen wir noch folgende interessante Einzelnheiten über den Arbeitertag:

Die praktischen Forderungen des Programmes unterscheiden sich nur wenig von denen der deutschen Sozialdemokratie. Der die Schule betreffende Passus ist ausführlicher und verlangt u. A. die Anschaffung der Lehrmittel durch den Staat. Der die Arbeitsgefeggebung betreffende Paffus lautet:

,, Einführung eines Normalarbeitstages von 10 Stunden, und von 8 Stunden für ununterbrochen oder mit schädlichen Stoffen arbeitende Gewerbe, Einschränkung der Frauen-, Abschaffung der Kinderarbeit, Ein­

setzung von Arbeitern gewählter Fabrikinspektoren und Beseitigung der durch die Strafhausarbeit den freien Arbeitern geschaffenen Konkurrenz. Anbahnung einer internationalen Fabrikgesetzgebung." illised mony? shid Die Berathungen des Kongresses wurden in czechischer und deutscher Sprache geführt, von nationaler Rivalität war auch keine Spur zu merken. Da aber durch die Uebersetzung der Reden die Debatten erheblich verlängert wurden, so wurde beschlossen, von jetzt ab mögen Czechen und Deutsche nur dann gemeinsam tagen, wenn es sich um eine Aenderung des Programms handle.

Von Begrüßungsschreiben, bezw. Telegramme, heben wir folgende Orte hervor: Neutitschein  , Wernstadt, Freudenthal, Rad, Brüsann, Kladno  , Reitendorf, Rutschowitz, Wien  ( Musikinstrumentenmacher, Sattler  , Metall­arbeiterunion, Schuhmacher, Futteralarbeiter, Buchdrucker 2000 Buch­drucker Wiens versammelt wegen Sonntagsarbeitaufhebung und Lohn­erhöhung bringen dem Kongreß der Arbeiter die wärmsten Sympathien entgegen. Es lebe das allgemeine Stimmrecht!"), Reichenberg, Linz  und Meran  .

Aus Nord böhmen   erhalten wir folgende Schilderung der dortigen Sozialistenverfolgung: disidagi

Ende Juli d. J. begann für das nördliche Böhmen   eine Polizei­razzia en gros, Haussuchung folgte auf Haussuchung, Verhaftung auf Verhaftung. Erstes Opfer war A. Schmidt aus Böhm. Leipa, dem J. Hanich, A. Behr, J. Ulbrich, F. König, W. Kiese­wetter, W. Nester, Anton Walter  , Ferd. Schwarz, V. Walter, J. Grejci, J. Schiller und R. Sommer, sämmtliche aus Reichenberg; W. Böhmert, D. Förster aus Gabel; Winter aus Oberleutensdorf, Krause und Weic aus Außig folgten, welche sämmtlich an das Prager Ober­landes alias Strafgericht ausgeliefert wurden.

Jufolgedessen mußte das Erscheinen des Arbeiterfreund" eingestellt werden, weil auf jeden neu eintretenden Redakteur die Herren Staats­retter wie die Hyäne auf frische Leichen lauerten.

Ueber das Benehmen der betreffenden Gerichtsorgane bei den Haus­suchungen will ich schweigen, es ist überall dasselbe: brutal und roh, denn gegen Sozialdemokraten darf man sich etwas" erlauben.

Ganz besonders zeichnete sich bei dieser Gelegenheit der Gensdarmerie­wachtmeister in Habendorf, gewöhnlich genannt der Schwarze", aus, welcher im Denunziren, Aushorchen von alten Weibern, und Abfangen lahmer Bettelleute ein Meister ist, und der schon von der sächsischen Regierung wegen seiner Verdienste" mit einer Hundemarke, auch Orden genannt, ausgezeichnet wurde.

Jetzt muß ihm der zweite Orden werden, um den wir ihn nicht be­neiden wollen; wir denken über ihn wie Huß auf dem Scheiterhausen über das Bäuerlein mit dem Holzscheite: Heilige Einfalt!

Nun, zur Sache zurück. Seit diesen Verhaftungen herrscht über das Befinden, sowie Verbleiben unserer Jnhaftirten Grabesruhe, trotzdem der Rechtsstaat Defterreich eine Strafprozeßordnung besitzt, welche besagt, daß binnen zwei Monaten jede Untersuchung beendet sein muß und die Betreffenden in den Anklagezustand versetzt sein müssen. Doch die Ver­hafteten sind Sozialdemokraten, Männer, welche Licht und Aufklärung unter die Volksmassen zu bringen suchen, und dafür sollen und müssen sie büßen!

Denn wenn es Pflicht der Volks-, doch nein, der Geldsacks­vertretung war, das Petroleum, das Licht der Armen, zu vertheuern, um den Staat vor dem Bankerott zu retten, so muß auch ein bureaukratisches Beamtenthum dafür sorgen, daß das geistige Licht den Armen und Ent­erbten verkümmert werde. Ergo, jene Männer in dunkle Kerkerzellen geworfen, welche es wagen, das Volk an sein unumstößliches, ihm von der Natur gegebenes Recht zu erinnern!

Doch nur fort so! Durch solche Vorgänge lernt selbst der Blödeste einsehen, daß die Göttin Juftitia" verbundene Augen hat, und nur flingender Münze willig ihr Ohr leiht.

nennen.

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Denn Gauner, Diebe, kurzum Schurken jeder Sorte behandelt man viel zuvorkommender als redliche, rechtschaffene Männer, welche es wagen, für die Volksrechte in die Schranken zu treten, sich Sozialisten zu Aber fahrt nur so fort, Ihr Herren Staatsretter, ruinirt die Opfer, sowie deren Familien, bringt sie an den Bettelstab! Ihr könnt Euch so Unsterblichkeit sichern, die Unsterblichkeit des Hasses in der Bruft der zum Selbstbewußtsein erwachten Enterbten, des Hasses, der nicht eher ruht, bis die Zeit gekommen, wo das Volt tabula rasa macht und Vergeltung übt für alle Schandthaten, die Ihr ihm und seinen Vorkämpfern zufügt. Lucifer.

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Frankreich  . Reißt die Kreuze aus der Erden, alle müssen Schwerter werden diese Herwegh'schen Verse kommen uns unwillkürlich ins Gedächtniß, wenn wir die Verichte von wiederholten Unruhen in Monceau les mines lesen. So wenig wir selbstverständlich in dem Zerstören einiger Kreuze am Wege eine revolu tionäre That erblicken können, so fühlen wir uns andererseits doch in keiner Weise veranlaßt, einen Stein auf diejenigen zu werfen, die diese, mit besonderer Absichtlichkeit*) aufgepflanzten Symbole der Knechtsseligkeit zu beseitigen suchen. Wer beten will, kann auch, ohne ein Kreuz vor sich zu haben, beten.

Die Zeitungen berichten auch von aufrührerischen Plakaten", die zu Mord und Tobschlag auffordern. Die sozialistische Presse theilt den Inhalt derselben mit, der lediglich eine Aufforderung an die Arbeiter enthält, den Tag der sozialen Revolution zu beschleunigen. Der Arbeiter Rancier, an den eine Kiste mit solchen Plakaten geschickt worden war, ist verhaftet worden. Vor dem Schwurgericht in Chalons   wird seit dem 18. dieses der große Prozeß gegen 23 Personen verhandelt, welche angeklagt sind, die im August v. J. stattgehabten Unruhen organisirt zu haben. Mehr als 30 Zeugen waren geladen.

Ueber den Prozeß Monceau- les- mines in nächster Nummer.

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In Paris   ist ein großer Streit der Möbelschreiner und Tapezierer ausgebrochen. Zuzug ist unbedingt fernzuhalten.

Spanien  . Am 24. September wurde in Sevilla   der Kongreß des spanischen   Arbeiterverbandes eroffnet. An demselben nahmen 251 Delegirte Theil, die 492 Sektionen vertraten. Nach dem Bericht der Verbandskommission betrug jetzt der Kaffen­bestand des Verbandes 16,481 Franken. Dem Verbande gehören 632 Fachvereine an, die Mitgliederzahl beläuft sich auf 49,561.

Wir entnehmen diese Zahlen der Revista social" vou Madrid   und dem Genfer Revolté". Letzterer ist hoch entzückt über dieselben, denn er betrachtet den spanischen Arbeiterverband als anarchistisch. Nominell ist das auch richtig, thatsächlich aber ist derselbe nicht viel mehr als ein Gewerkschaftsbund, wie er schon seit Jahren in Deutschland   an­gestrebt wurde, und nur wegen der polizeilichen Schwierigkeiten nicht zur Berwirklichung tam.

Damit wollen wir die Bedeutung dieses Verbandes durchaus nicht verkleinern, im Gegentheil freut es uns, von einem so respektablen Anwachsen der Arbeiterbewegung berichten zu können. Und noch mehr freut es uns, unter den Beschlüssen des Kongresses die Agitation für den achtstündigen Arbeitstag zu finden. Da wird die anar­chistische absolute Freiheit des Individuums" wohl einen argen Stoß erleiden, während das anarchistische Schreckenswort Disziplin auf die Tagesordnung kommt nicht laut Befehl eines Führers, son­

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dern durch die Gewalt der Thatsachen.

Einen weiteren Gegenstand der Debatten bildete die Frage: Berathung

*) Bekanntlich von Seiten der Klerikal- konservativen Bergwerksdirektion geschehen, um die Arbeiter besser zu firren.