sollen, jetzt habe sie die Fäden der fürchterlichen Verschwörung in der Hand, wenige Tage darauf aber hieß es schon wieder, Elisée Reclus  , der bekannte Geograph, sei der Mann, der die Verschwörung leite. Reclus, der für gewöhnlich in Clarens   am Genf   ersee wohnt, hat aber diesem Geschwätz sofort den Boden entzogen, indem er an den Untersuchungs­richter in Lyon   schrieb, daß er sich ihm für jede Auskunft zur Verfügung stelle. Geben Sie mir", schreibt er, Ort, Tag und Stunde an, ich werde zur festgesetzten Zeit an die Thür des bezeichneten Gefängnisses flopfen". Bis jetzt liegt die Antwort des Richters noch nicht vor.

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Auch sonst fehlt es nicht an politischen Prozessen. Der Proletaire" ist wegen Veranstaltung einer unerlaubten Geldsammlung in Anklagezu­stand versetzt worden. Die Redaktion hatte nämlich zu Geldsammlungen aufgefordert, um für thr Parteimitglied Fournière die demselben auferlegten Prozeßtoften aufzubringen, damit dieser nicht außer seiner 8 Monate Haft noch weitere 12 Monate im Gefängniß verbringen müsse. Der Paragraph, nach welchem derartige Sammlungen verboten sind, ist in einer von der Deputirtenkammer beschlossenen Preßgesegnovelle bereits in Wegfall gekommen, die lettere aber liegt einstweilen noch im Senat begraben.

Man sieht, es geht schauderhaft langsam vorwärts in der französischen  Republik. Ueberall spucken noch die Ueberbleibsel der Monarchie, des zweiten Kaiserreichs. Eine beherzigenswerthe Lehre für die deutschen  Republikaner  .

Aus England. Die Irländer regen sich wiederum, freilich nicht die Landliga, die von den Herren Parnell und Genossen begraben worden ist, wohl aber die Fenier, die Unversöhnlichen".

Die Zeitungen wußten jüngst über eine schreckliche, geheime nationale revolutionäre Liga" in London   zu berichten; wie es sich mit derselben verhält, erfahren wir aus einem Briefe des Genossen Garcia:

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,, Das soeben erschienene Manifest dieser Liga", schreibt er, ist unter­zeichnet von Ch. W. Oldham als Präsident und erklärt, daß Louise Michel  , Rochefort und Krapotkin Vizepräsidenten seien. Ich glaube nicht, daß einer der Genannten je etwas davon erfahren hat, und vermuthe start, daß die Liga überhaupt nur ein Mitglied zählt: Ch. W. Oldham selbst. Dieser Alte" ist ungefähr 19 Jahre alt, und wurde vor zwei Jahren von den Druckern, die ihn angestellt hatten, wegen schlechter Verwaltung entlassen. Kurz darauf forderte er in den Zeitungen zu Sammlungen für eine Anti Fair Trade- Liga( etwa Antischutzzoll- Liga, Fair Trade  , wörtlich: gerechter Handel, ist die verschämte Form der Schutzöllnerei) als deren Sekretär er sich bezeichnete. Vor nicht langer Zeit stellte sich heraus, daß die Liga einzig aus Herrn Oldham   bestand und Schwindel war. Seitdem ernährte er sich durch Versorgung der Zeitungen mit falschen Nachrichten 2c., und die revolutionäre Liga" ist die jüngste Leistung auf diesem Gebiet. Mögen die Genossen hier und auf dem Kontinent vor ihm gewarnt seiu.

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Korrespondenzen.

Plagwitz Leipzig. Aus unserem Fabrikort über Kapital und Arbeit zu sprechen, ist so gut wie überflüssig, da die Ausbeutug der Ar­beiter durch die Fabrikanten, wie allwärts, selbstverständlich ist. Meine Aufgabe besteht blos darin, ein paar Individuen an den Pranger zu stellen, die am hiesigen Orte auf eigene Faust ihr Unwesen treiben.

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Unter den 5 Gemeindedienern, hier Schuyleute" genannt, befinden sich 2 ehr und charakterlose Subjekte, welche von der großen Mehrheit der Bevölkerung nur mit Efel angesehen werden. Die Namen dieser Helden sind Schöffmann und Mey. Jeder von beiden ist bestrebt, seine Kollegen durch Gemeinheit, Rohheit und Lüge zu übertreffen. Der Nutzen dieser beiden Staatsbummler für die Gemeinde besteht größtentheils darin, daß sie Krawalle provoziren, um ihre bestialische Wuth durch Arretiren, Schlagen und Verklagen befriedigen zu können. Wie die Dinge hier liegen, ist es nothwendig, daß Jeder, der in die Nähe dieser Schurken kommt, sei es auf der Straße, in Privat oder öffentlichen Lokalen, seine Worte auf die Goldwage legt, ehe er sie ausspricht, denn diese Hallunken ver­stehen es, durch Lügen und Verdrehungen die unschuldigste Aeußerung zu einer ftrafbaren zu machen. Erfreut sich z. B. die eine oder andere Person nicht der Gunft der beiden Obrigkeiten", so kann sie sicher sein, bei erster Gelegenheit gefaßt" zu werden, wenn sie sich durch die Brutalität dieser Helden zu einem unparlamentarischen Worte hinreißen läßt. Auch in Sittlichkeitsverlegung sind diese Hüter der Ordnung" groß, aber nur in einem Falle ist unser" Schöffmann deshalb zur Verantwortung ge­zogen und zu 14 Tagen Gefängniß und zur Tragung der Kosten ver­urtheilt worden.

Einer Gerichtsverhandlung möchte ich noch Erwähnung thun, die sich vor ca. 7 Wochen auf dem Landgerichte zu Leipzig  , Straffammer III, abspielte und der deutschen   Justiz sowie unserem" Schöffmann alle Schande macht. Es handelte sich um einen Krawall im Saale des Plag­wizer Gasthofes. Auf der Anklagebant saßen 4 Blagwizzer Bürger, an­getlagt wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Beleidigung und endlich auch noch wegen Bestechung. Diesen vier Angeklagten standen acht Entlastungszeugen zur Seite. Der Staatsanwalt war Kläger  , Schiff­mann fungirte, weil Gemeindediener, als erster Zeuge, als einziger Belastungszeuge. Die Aussage Schiffmann's wurde nun im Laufe der Verhandlung von allen übrigen Zeugen als eine unwahre be­wiesen, und immer mehr in die Enge getrieben, gab Schiffmann nach und nach durch seine Korrektur selbst zu, daß er falsch geschworen habe. Von Rechts Wegen" wurden die vier unschul­big Angeklagten verurtheilt, und der Mohr ging grinsend von dannen!

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Na, der liebe Gott" hat genannte zwei Biedermänner gekennzeichnet: Schiffmann, der Unvermeidliche, hat, wie seiner würdig, ein teuf­lisches Gesicht, Blüthen, Pockennarben, stechende Augen 2c. Der schöne" Mev dagegen hat fuchsrothes Haar, einen fuchsrothen Bart und ein äußerst widerwärtiges Auftreten. Sie seien den hiesigen Genossen auf's Herzlichste empfohlen.

Ich bemerke noch, daß in Plag wit und Umgegend die Lehren der Sozialdemokratie trotz Belagerungszustand in jedem Hause vertreten sind. Ein Rother. Nachschrift. Taute hat um ein paar Tage Erlaubniß nachge­sucht zur Regelung seiner Familienverhältnisse, da er nach Stuttgart  übersiedeln will. Das Gesuch hat aber keine Gnade gefunden.

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Chemnitz  , 15. Dezember. Kapital und Arbeit, ein Wort zur Versöhnung", das war die Tagesordnung einer Reformver­sammlung am 29. November, zu welcher die hiesigen Reformler Nie­mand Geringeren als ihren erlauchten Chef und Führer, den Herrn Stöder aus Berlin  , verschrieben hatten. Die Versammlung fand im Thaliatheater statt, und war der Zutritt mit einem Entree von 50 Pf. verbunden. Wenn also der Herr Stöcker ein Wort zur Versöh nung zu den Chemnizer Arbeitern sprechen wollte, so hat er schon damit seinen Zwed gründlich verfehlt; denn die hiesigen Arbeiter haben und hatten nicht 50 Pfg. übrig, um Stöcker'sche Versöhnungsworte an­zuhören. Oder wollte der Herr Hofprediger das Spießbürger- und Fabrikantenthum zu Chemnitz   zur Versöhnung aufmuntern? Allein wie der Herr Hofprediger das erstere nicht erreichte, wissen wir auch, daß die zweite Absicht, wenn wirklich eine solche in den Bestrebungen der Reformler liegt sich nicht erfüllen wird. Das Geldsacks Interesse der Herren Fabrikanten ist durch Stöcker'sche in christliche Liebe eingehüllte Bhrasen nicht zu erschüttern.

Wir hatten uns zur Versammlung ca. 50 Mann eingefunden und empfingen unsern verehrten Freund und Sozialreformator mit einem lang anhaltenden Pfeifen und Zischen. Wenn sich an diesem Abend etwas versöhnt" hatte, so war es die heilige Polizei mit dem heiligen Herrn Hofprediger, den unter Entfaltung dieser großen Macht spedirte fie einige von unseren Leuten zum Versöhnungs- Theater hinaus.

Den Stöcker'schen Sermon im Großen und Ganzen wiederzugeben, erlassen wir den Lesern, wie diese Herren die soziale Frage lösen, ist ja bekannt. Erwähnt sei nur, daß der Herr Hofprediger uns den Vorwurf machte: daß wir beständig nur das Industriekapital angegriffen, wäh rend doch das Börsenkapital die ganze Schuld an dem sozialen Elend rage". Gegen das erstere hätten wir gehetzt und das letztere frei aus.

gehen lassen. Er- der Herr Hofprediger suche diesen Umftand darin zu finden, daß der eigentliche Schriftsteller der Sozialdemokratie, Marr, von jüdischer Abkunft und der große Agitator Lassalle   ein Jude war". Zucht und Sitte, mehr Glaube und Christenthum, das waren die Heil. mittel, die der Herr Stöcker den Chemnizern zur Lösung der sozialen Frage vorgeschlagen.

Da sich an den Vortrag, wie immer bei Stöcker'schen Reden, eine Debatte nicht schloß, hielten verschiedene Arbeiter es für angemessen, eine öffentliche Versammlung des Vereins für Volks- und Weltwirth­schaft mit der Tagesordnung: Das praktische Christenthum und die Bestrebungen der Sozialreformer" einzuberufen. Das Referat darüber hatte unser Genoffe Vollmar übernommen.

Die Versammlung, welche gestern den 16. Dezember im Saale zur Stadt London   stattfand, war, obwohl weder durch Plakate, noch durch Inserate dazu eingeladen worden war, glänzend besucht, gegen 1000 Personen drängten sich, um den Vortrag zu hören, und eben so viele mußten leider vor dem überfüllten Saale   wieder umkehren. Genosse Vollmar wurde bei seinem Erscheinen stürmisch begrüßt. Das Christen­thum in seiner historischen Aufbauung, war der Eingang seiner Rede, und besonders beleuchtete der Referent mit Zitaten aus Evangelien und Schriften der ersten Kirchenlehrer die praktische Seite des entstehenden Christenthums. Treffliche Streiflichter waren es, Streiflichter über das praktische Christenthum, wie sie gerade in dem jest chriftlich werdenden Deutschland   am Plaze find. Die sozial- reformatorischen Vorschläge der Regierung, als Unfall- und Krankenkassengesetz, sowie die gesetzliche Ein­führung obligatorischer Arbeits bit cher wurden sodann vom Redner einer Besprechung unterzogen. Ein einziges Körnchen von einer Beffer­geftaltung zu Gunsten der Arbeiter sei- so erläuterte der Redner

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im Unfallgesetz enthalten, während das Krankenkassengesetz eine absolute Verschlechterung für die Arbeiter herbeiführe. Nicht zu gedenken der Einführung der Arbeitsbücher, die die Arbeiter zu Prostituirten herab­drücke. Es sei die Pflicht der deutschen   Arbeiter gegen die Einführung der Arbeitsbücher zu protestiren. Nachdem der Redner so die ganze Agitation der Sozialreformer auf ihr bodenloses Nichts zurückgeführt, schloß er unter minutenlangem Beifall mit der Erklärung, daß auch er in Zukunft wie bisher für die Bessergestattung der Arbeiterverhältnisse einzutreten gedenke, und sich der Mitwirkung der Chemnitzer   Arbeiter versichert halte heute und morgen.

Eine Debatte, die sich daran schließen sollte, witrde sofort vom Boli­zeiwachhabenden ,, unserem" Becker verboten. Doch wird, wie

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ich höre, der Vorstand des Vereins nicht ermangeln, über diese voll­ständig ungesetzliche Handlung Beschwerde zu führen.

Die in der Sozialistendebatte vom Minister Buttkamer gethane Neuße­rung, daß es ihm lieber sei, wenn der letzte Sozialist nach Amerika   aus­gewandert, hat uns veranlaßt, eine Petition an denselben zu richten, uns, den Sozialisten von Chemnitz  , das Reisegeld nach Amerika   zu gewähren, damit sein Lieblingswunsch erfüllt werde.

Zu Weihnachten feiert der Verein sein Weihnachtsfest in öffentlicher Weise. Die auswärtigen Genossen mögen überzeugt sein, daß die Chemnitzer  nicht ablassen, fest und treu zur Fahne zu halten heute und Cornack.

morgen.

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Stuttgart  , 1. Dezember. Unser" Polizeikommissär Honold ist von hier verseßt, und zwar nach Schorndorf  , emem kleinen langweiligen Landstädtchen, hat aber in Folge dieser Ver­segung seinen Austritt aus dem Staatsdienst genommen. Ueber die Ursachen dieser Versetzung verlautet, daß Honold seinen zahllosen und stadtbekannten Liebesaffären und seinem Herumtreiben mit öffentlichen Mädchen seine Versetzung zu danken habe. Andererseits heißt es aber auch, daß die württembergische Regierung ein Opfer" brauche, auf deffen Schultern alle Verantwortung abgewälzt werden kann, wenn die Affäre Dietz im Reichstage zur Sprache kommt und unsere braven Bundesraths Schwaben keine Enschuldigung für ihre bei dieser Gelegen­heit verbrochenen Streiche anzubringen wiffen:

Zwischen Pflicht- und Liebeshaugen Ward der Honold abgegangen, Denn­

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der höh're" Bolizeier, Defters auch moralisch sei er! Und die schwäbische Regierung Ob des Reichs Diez Arretirung Ju dem Reichsverfassungsstande Diesmal selbst ein Härchen fandte. Möget drum, ihr Allerwärtsigen ,, Solches Schicksal wohl beherzigen: Staatsleut', Richter, Kommissärchen, Euer Staatsdienst hängt am Härchen! Dr. jur. Gottlieb II, schwäbischer Rechtsdichter incognito.

Berichtigung. In der Leipziger   Korrespondenz in Nr. 46 des " Sozialdemokrat" befinden sich einige Frrthümer, welche der Richtigstellung bedürfen. Hauptursache derselben ist die Verwechslung des Arbeiter Fortbildungsvereins mit dem sogen. Arbeiterheim, einer Schöpfung verschiedener Mitglieder des Arbeiter- Fortbildungsvereins, zu deren Ver­wirklichung man die Herren Mothes( nicht Mathes) u. s. m. heranzog. Weder Mothes, noch kämpfer, noch Perls gehören dem Arbeiter Fort­bildungsverein an. Derselbe zählt auch wenig Sozialdemokraten zu seinen Mitgliedern, und die wenigen, die ihn besuchen, huldigen dem Grundsatz: Schweigen ist Gold.

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Das Fest des Arbeiterheim", unterstützt vom Fortbildungsverein, ist trotz der Riesenplatate so kläglich verlaufen, wie noch nie ein Arbeiterfest. Und warum? Die Arbeiter denken, wir können unser Geld zu bessern Zwecken verwenden als zu derartigem Humbug. Und sie thun Recht daran. Aber gerade weil das Arbeiterheim ohne uns nie lebensfähig werden kann, holten seine Väter den konservativen Mothes nebst Genossen heran, und daß fie trotzdem für staatsgefährlich" erklärt wurden, das ist eben die Weisheit unserer Staatsretter.

Polizeiaffessor Hohlfeld hat bis jetzt noch nicht an Haussuchungen theil­genommen, sondern der alte Dobler und dessen Schwiegersohn".

An unsere Varteigenossen!

Eine größere Anzahl Genoffen haben das bisher in Hottingen  - Zürich  unter der Firma

,, Schweizerische Vereinsbuchdruckerei und Volksbuchhandlung" bestandene Geschäft käuflich übernommen und sind entschlossen, dasselbe unter der Leitung eines tüchtigen Fachmannes und bewährten Gesinnungs­genossen, des Buchdruckereibesitzers C. Conzett in Chur  , weiter zu führen.

Um das Geschäft in Stand zu setzen, allen Ansprüchen zu genügen, bedarf dasselbe baarer Mittel und sollen dieselben durch Ausgabe von 1000 Stück unverzinslicher Darlehensscheine à Stück zu 5 Franken 4 Mart 1 Dollar beschafft werden.

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Die Eigenthümer haben sich an uns gewandt, mit dem Ersuchen, ihr Vorhaben bei den Parteigenossen zu unterstützen und kommen wir dieser Aufforderung hiermit gern nach.

Wir fordern also unsere Freunde und Gesinnungsgenossen dringend auf, dieses im Interesse unserer Sache hochwichtige Unternehmen mit allen Kräften zu fördern und sich den Absatz dieser Darlehensscheine eifrigst angelegen sein zu lassen und die Beträge dafür an die Adresse:

C. Conzett, Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei und Volksbuchhandlung, Hottingen  - Zürich  ,

unter welcher Firma das Geschäft jegt weitergeführt wird ein. geschrieben" zu senden.

Die Genoffen in Deutschland   mögen sich an die bekannten Ver­trauensadressen der Schweiz   wenden.

Wenn Jeder seine Schuldigkeit thut, kann der Erfolg nicht aus­bleiben.

Mit sozialdemokratischem Grußund Handschlag 3. Auer. A. Bebel. 3. H. W. Dick, C. Grillenberger. W. iebknecht.

Warnung.

Der Buchbinder Reinhold Köhler, aus Altenburg  ( S.-A., gebürtig, in diesem Jahr aus Leipzig   ausgewiesen und bis Anfang September in Stuttgart   aufhältig, wo er durch Arbeitskollegen bei der Polizei denunzirt sein will, tam Mitte September mit 2 Kollegen flüchtig und gut empfohlen hierher. Er wurde bis zur Erlangung einer geeigneten Arbeitsstelle in unserer Druckerei sofort beschäftigt. Köhler ver­pflichtete sich, gegen den von ihm selbst normirten festen Lohn von Fr. 24 wöchentlich seinen durchaus selbstständigen Vertrauensposten zu führen und gewissenhaft Rechnung zu legen. Am 29. Oktober verließ nun K. ohne Rechnungslegung seine Stelle und reiste nach Bern  . Ob­schon in Folge einzelner geschäftlicher Unregelmäßigkeiten und Säumnisse besonders in jetzter Zeit mißtrauisch, hatten wir doch keine weiteren sicheren Anhalte gegen K.'s Verläßlichkeit, bis wenige Tage nach seiner plötzlichen Abreise das Fehlen verschiedener Unitate in unserer ihm anvertrauten, nicht stündlich kontrolirbaren großen Buchhandlung eine Haussuchung bei K. in Bern   nothwendig machte, durch welche wir schließlich wieder in den Besitz einer Anzahl von größeren Werfen und einer Menge Brochüren tamen, welche uns K., wie er vor Zeugen ingestand, allmählig gestohlen hatte. Gesammtwerth ca. 150 Fr. Gegen das Versprechen der Verzeihung unserseits, gab K. seine Partei­karte heraus und verpflichtete sich, ein Darlehen von 30 Fr., das ihm, da er Vermögen besitzt zur Auslösung seiner Effetten in Stutt­ gart   hier gegeben war, pünktlich und ratenweise einzulösen und sich aus der Partei bis auf Weiteres freiwillig zurückzuziehen. Ebenso sagte er zu, einige größere Werke, die er gestohlen und ausgeliehen hatte, unseren Vertrauensleuten in Bern   auszufolgen, die Namen der Leiher mittheilend, was sich schließlich als Schwindel entpuppte. Am 17. Dez. verschwand er nun plöglich auch aus Bern  , angeblich nach Deutschland  , wo er durch Denunziation besonders von Vertrauensleuten und Adressen in Deutschland  , die er zu kennen vorgibt, sich gerichtliche Straflosigkeit sichern zu wollen, mehrfach geäußert haben soll. Hier war ihm Ein­blick in dergleichen weder in seiner Funktion noch sonst geboten. Die Unterschlagung von Fr. 10,- Hilfsgelder für einen seiner mitzu­gereisten Kollegen liegt ihm auch zur Last, ebenso der Verdacht der Selbst de nunziation in der Affäre Stuttgart  , 13. Sept."( siehe " Sozialdemokrat" Nr. 39 d. J8.) Seiner Wirthin in Bern   blieb er 14 Tage Roftgeld 2c. schuldig. Einen Theil der angeblich ausgeliehenen Bücher hat er wahrscheinlich verbraunt, wie am Morgen seiner Flucht Anzeichen andeuteten.

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Wir warnen somit vor Köhler als einem ganz gemeinen Diebe, Schwindler und Betrüger und bitten, dieser Warnung die weiteste Verbreitung zu geben.

Signalement:

Köhler ist ca. 24 Jahre alt, hagerer Statur. Blond haarig, bartlos, blaß und leidenden Aussehens. Augen graublan. Heuchelt sanfteftes Wesen. Spricht sächsischen Dialekt. Trägt dunklen Anzug und einen breitkrämpigen Schlapphut, meisiens auch einen Spazierſtock. Ist meist in Damengesellschaft zu finden und leidet stark an epileptischen Krämpfen. Die Zürcher   Vertrauensleute.

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Sprechsaal.

Hamburg  , 12. Dezember. In einer Nummer der Freiheit" vom Monat August befindet sich über unsern Genossen Jean Groß eine Notiz, welche wir im Nachfolgenden hiermit dementiren wollen:

Wir Parteigenoffen von Hamburg- Altona   und Umgegend erklären hiermit, daß der Jean Groß, Ausgewiesener aus Hamburg  , zur Zeit in Newyork  , niemals Gelder unterschlagen hat, auch niemals einen Poften in Hamburg   und Umgegend bekleidete, in welchem er Gelder hätte unterschlagen können. Auch hat derselbe mit der Unterstützung der Frauen von Ausgewiesenen niemals etwas zu thun gehabt.

Die Parteigenossen

von Hamburg- Altona   nnd Umgegend. Die betreffende Freiheits" notiz ist, wie man uns seiner Zeit aus New­Yort schrieb, von Seiten der dort wohnenden Ausgewiesenen mit unge­heurer Heiterkeit aufgenommen worden. Ein aus Hamburg- Altona   aus­gewiesener Genosse hatte ohne obrigkeitliche Bewilligung seiner Heimat einen Besuch abgeftattet und die dort gewonnenen Eindrücke in einer Korrespondenz an den Sozialdemokrat" niedergelegt, diese aber aus ganz bestimmten Gründen von Jean Groß, der New York   gar nicht verlassen hatte, unterschreiben lassen. Einige Wochen nach Ver­öffentlichung dieser Korrespondenz nun erschien in der Freiheit" die obenerwähnte Notiz, in der es hieß, daß Jean Groß in Hamburg   wegen der unterschlagenen Gelder zur Rechenschaft gestellt und von den empörten Arbeitern aus einem Lokal herausgeprügelt worden sei. Kommentar überflüssig.

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Stuftaten

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bei

der Redaktion: Arbeiter in Berlin  : Ihr Bericht läufig der sech st e, der uns aus den Kreisen der dortigen Genossen über den famosen Aufruhrprozeß zugeht, was wir hiermit lobend anerkennen tommt zwar sehr post festum, enthält aber so interessante, bisher noch nicht bekannte Einzelheiten, daß wir diese in einer der nächsten Nummern zum Abdruck bringen werden. nn.:,,Gefängnißgedanken" Verschiedene mit einigen formellen Abänderungen verwendbar. Korrespondenten: Bitten um Geduld, bis wir wieder etwas Luft haben.

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der Expedition: Rother Albertinus: Sonderbar, daß Sie dorten der einzige Reklamant sind. Hier Alles prompt fort. Reklamiren Sie bei dortiger Post. O. Vorwärts a. Jammerthal: Mt. 35.- Abon. 1. Qu. und Schrft. erh. Gruß. Der alte Rothe: Mt. 21.95 Abon. 4. Qu. und Schrft. erh. Weiteres nach Wunsch besorgt. Die alten Tannen: Mt. 1.- f. Ufd. u. Mt. 1. f. Schft. dkd. erh. Hpl. Chur  : Fr. 2.70 f. Ufd. durch Vbchholg. dkd. erh. A. Hchhm. Brffl.: Fr. 9.­Ab. Nov. erh. Weiteres siehe Briefkasten 50. M. 3. Wihur: Fr. 12.60 Ab. bis 1883 Ende für Deli erh. D. E. B.: Mt. 6.- f. Schrft. und Mt. 94. f. Ufd. dkd. erh. Sdg. abg. H. P. Hflde.: Mt. 4.­Ab. 1. Qu. 83 und Schrft. erh. M. P. Rbg. Mt. 18.- f. 10 S.-D. 1. Qu. erh. Bravo! Letzner a. Bober: Mt. 3.10 Ab: 4. Qu. Ser. T. erh. Schftnota beträgt Mt. 1.50. Geld also nicht ausreichend, da ein Eremplar brieflich Mt. 3. pro Quartal kostet. Von K. be­treffend Wolg. bis jetzt noch ohne Nachricht. Weiter nichts. Roland: Bf. erh. Erwähntes hoffentlich unterwegs. Bingermann: Mt. 1.60 Ab. 1. Qu. 83 durch K. erh. Jugendl  . Schffhsn.: Mt. 10. durch K. erh. Brfl. mehr. Der Rothe 3.: M. 21. á Cto. Ab. 4. Qu. erh. Nur nicht bange! Droffelbruder: Mt. 40.- à Cto. Ab. 4. Qu. erh. P.   C. Basel  : Fr. 37.- erh. und Fr. 7.10 an K. bez. Rest à Cto. Schft. gutgebr. Prgr. liefert nur der Landesausschuß für neue Mitglieder gratis. Uebriges retour! E. L. P.-K. Fr. 2.- Ab. 1. Qu. 83 erh. B.- Genossen F. R. Lgz.: Mt. 3.- Ab. 1. Qu. 83 erh. Forst N/ L: Mt. 100.- f. d. Ufds. als Antwort auf legte Schmiedeisen: Sozialistendebatte" dfd. erh. Vivat sequens! Mt. 10. nach Vorschr. per Ab. 2c. verwendet. Fondsquittung später. Bayr. Hiesel: Mt. 16.- Ab. 4. Qu. erh. Profit! F. Bloch: Wird besorgt, sobald Zeit zur Suche. Spiegelberg   jr.: Und könnt Ihr des Herzens Gelüfte nicht zähmen, so mögen die Ritter den Knappen beschämen." Art. selbstverstdl. willkommen! Ferd.: Brief v. 23./12. erh. Einverstanden. Gruß u. Profit! Onkel: Gewünschtes folgt. Bei­lage besorgt. Gruß. C. Shum. Cincinn. 2 P.-K. erh. Avisirtes er­wartend. R. Brggr. N.- York: Avis eingetr. Weiteres nach Vorschr. sobald hier. Im Voraus Dant und Gruß. J. G. Bukarest  : Bf. eingetr. Sdg. folgt. Gruß. H. Ntsche. N. York: P. K. erh. V. Lesebuch er­wartet. Beftllg. folgt. J. Singbartel Winona: Fr. 10.10( 2 Doll.) Ab. 1. u. 2. Qu. 83 und Schft. erh. Fondsqttg. später speziell. Sabor Paris  : Fr. 115.85 per Schft. u. Ab. erh. Wird Alles besorgt. Mercurius G. B. tommt am 11./1. 83 heim. Bft. mehr. Gruß!

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W.

i. B.: Benütze Deckadr., zu Allem gut. Der Pariser   wohl. Gruß. Profit! esca.: it. 67.40 Ab. 4. Qu. erh. Für Anth. 605-612: Mt. 32. erh. W. Sb. Wthur. Fr. 45.90. b. 4. Qu. Schft. 2c. erh.; Fr. 6.50 an R. abgel. u. Weiteres notirt. Von d. Soz. Wthur.: Fr. 5.- per B. Mitgliedschaft Ufds. gesammelt i. d. Linde zu Wülfign. dkd. erh. Wthur.: Fr. 1.75 per Ufds. dfd. erh.

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Sawari Sinonenschaftsbuchdruderei honingen- uri.