Korrespondenzen.

Burgstädt  , 1. Januar. Anknüpfend an meinen Bericht von Ende Oktober v. J. berichte ich zunächst, daß bei der Stadtverordneten­wahl die Kandidatenliste des nationalliberalen Vereins gänzlich durchgefallen ist. Nun zur Erfüllung meines Versprechens, über hiesige Industrie- und Arbeiterverhältnisse zu berichten, wobei nicht nur der hiesige Ort, son­dern auch die Umgegend im Kreise von vielleicht zwei Stunden berück­fichtigen werde.

Die Hauptbranchen sind die Fabrikation von Stoffhandschuhen und Strumpfwaaren. Die erstere war bis jetzt noch Haus­industrie, wurde aber ohngefähr seit Ende der sechziger Jahre mit mecha nischen Maschinen betrieben, vor dieser Zeit wurde der Stoff auf Hand­fühlen gearbeitet. Wo ein Arbeiter damals pro Woche höchstens Stoff zu dreißig Dutzend arbeiten konnte, liefert jetzt eine solche Maschine, von zwei Arbeitern bedient, welche sich ablösen, d. h. Tag und Nacht arbeiten müssen, wenn der Artikel nur einigermaßen verlangt wird, Stoff zu zweihundert Dutzend pro Woche. Da nun selbstverständlich im Ueber­gangsstadium vom Handstuhl zur Maschine Jeder, der im Besitz einer solchen war, ein gut Stück Geld verdiente, suchte man möglichst viel solcher Maschinen an sich zu bringen. Hierdurch wurde der Artikel ge­waltig herabgedrückt, denn die Kaufleute bekamen jetzt Angebot, während fie früher Nachfrage halten mußten.

Anfangs waren die Kleinfabrikanten immer noch in der Lage, das Sinten der Preise dadurch auszugleichen, daß sie die Löhne schmälerten, da bekam der Arbeiter weniger, der Spuler, der Nähter, die Färber, Presser 2c. Heute aber ist nun Alles soweit heruntergedrückt, daß sich beim besten Willen nichts mehr herausschinden läßt, denn ein Arbeiter, der eine solche Maschine bearbeitet, verdient, wenn er voll arbeiten kann, höchstens noch zehn Mark pro Woche, ein Spuler vielleicht fünf u. s. m. Trotzdem ist selbst dabei der Kleinfabrikant kaum im Stande, zu vege­tiren, das beweisen schon die vielen Konkurse, die fast täglich mehr aus­brechen. Hierzu kommt noch, daß die Grossisten oder Exporteure die Fabrikation selbst in die Hand nehmen, zum Theil auch schon längere Zeit in die Hand genommen haben, und die besseren Sachen, bei denen noch etwas hängen bleibt, selbst fabriziren lassen, und nur die geringeren Sachen und Kinderhandschuhe beim Kleinfabrikanten bestellen. Daß diese Großkapitalisten einen erdrückenden Vortheil haben, liegt für Jeden, auch wenn er nicht kenner ist, auf der Hand. Erstens bauen sie vortheil­hafte Etabliffements mit Dampfbetrieb, in denen ein Arbeiter drei solcher Maschinen bedienen muß, zweitens kaufen sie das Rohmaterial in großen Posten und billiger 2c. zc.

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Soweit von der Fabrikation. Nun zu den Kaufleuten, zu diesen edlen Seelen, diesen Wölfen im Schafspelz. Wir sind so glücklich, in Burgstädt   so eine Musterfirma zu befizen, nämlich die Firma Winkler u. Gärtner; es würde aber der Wirklichkeit mehr entsprechen, wenn es hieße Schinderhannes u. Comp.; ja, die Strauchritter des Mittelalters waren Engel gegen diese Blutsauger. Wenn ein Fabrikant einen Auftrag bekommt, so heißt es: Regulirung gegen Kasse bei 6 Proz. Stonto, d. h., wer für 100 Thaler liefert, bekommt 94 baar. Mit dem Auszahlen ist es nun aber den Herren durchaus nicht so eilig, sondern man behält stets so einige hundert Mark im Faß. Wenn nun so ein Geschäft mit 200-300 Fabrikanten arbeitet", so macht das jährlich wieder einige Tausende, was auf diese Art an Zinsen verdient" wird. Ferner muß der Fabrikant die Waaren ohne Appretur, d. h. nicht geformt, liefern, wofür ihm pro Dutzend noch 10 Pfennige abgezogen werden, während es dem Kaufmann nur 5, höchstens 8 Pfennige foftet. Das macht bei einem wöchentlichen Umsatz von 25,000-30,000 Dutzend auch ein artiges Sümmchen- Entbehrungslohn.

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Was ich jetzt geschildert, ist bei allen solchen Geschäften Gebrauch. Nun aber zurück zu unsern Strauchrittern. Der Begründer dieser ehrenwerthe Firma ist der ehemalige Weberfaktor Friedrich Winter, welcher im Verein mit seiner in dem Herrn entschlafenen Gattin schon in den 50er und 60er Jahren die Weber in Burgstädt  gehörig geschunden hat, und auf diese Weise den Grund zu der heutigen Firma legte.

Die Gute schenkte z. B. zu Weihnachten 1856 dem Herrn Gemahl einen Pelz für 40 Thaler, aus dem Ertrag der Abzüge, die sie den Webern gemacht, und wovon der Herr Gemahl nichts wußte. Nicht wahr, so etwas ist sehr erhebend und zeigt das herrliche Gemüth einer sorgenden Gattin?!

Als es mit der Handweberei aufhörte, gründete der saubere Patron ein Handschuhfabrikationsgeschäft, denn er hatte sich bei der Weberfaktorei nach Glauchau   vierzigtausend Thaler zusammengemauft, was nach den heutigen Begriffen ,, berdient" heißt. Er lieferte damals feine Handschuhe an Chemnitzer   Exporteure, unter Anderem auch an die Firma Ed. Gnauck, bei der sein jeziger Kompagnon und erster Schwieger sohn Prokurist war; und ist es mehrmals vorgekommen, daß dieser auch ihm einige Federn ausriß. Wenn dann Winkler erbost zu Hause an­langte, dann schimpfte und fluchte er unbändig über den v- ischen Lausejungen", was ihn später aber durchaus nicht hinderte, als er das Spitzbubengenie desselben zu würdigen gelernt hatte, ihm seine älteste Tochter zur Frau zu geben und mit ihm ein Kompagniegeschäft zu gründen, das Aller Beschreibung spottet.

Wie ich schon oben erwähnt, ist das Angebot weit stärker als die Nachfrage; aber wie dieses Kleeblait es versteht, diesen Umstand auszu­nugen, davon macht sich Niemand einen Begriff. Sie schreiben den Fabrikanten die Größen vor, d. h. sie verlangen z. B., Nr. 8 muß die Weite und die Länge von so und so viel Centimeter haben, was aber dann in Wirklichkeit Nr. 9 und 10 repräsentirt, und sie verkaufen die­selbe auch dafür. Wird von einem auswärtigen Besteller ein Auftrag berändert oder gar annullirt, so tragen nicht sie etwa den Schaden o, bewahre! Es wird einfach, wenn die betreffenden Fabrikanten die Waaren abliefern, auf jeden Fall etwas daran auszusetzen gesucht, ent weder ist der Stoff nicht recht, oder die Farbe, und man bietet dann 30 oder 40 Pfennige weniger pro Dugend. Der Fabrikant denkt: Geld mußt Du haben, ehe du die Handschuhe wieder mituimmist, läßt du dir lieber die Schwanzfedern vollends herausrupfen. Auf diese Weise sind zahllose kleine Erift: nzen zu Grunde gerichtet worden, und ist es so weit gekommen, daß Leute, die früher große Gegner von uns waren, heute mit uns sympathifiren. Denn gerade diese sind es, die Ansprüche an das Leben machen; der Brodkorb wird ihnen aber auch so hoch gehängt, daß sie denselben nicht mehr herablangen können.

Hiervon nun vor der Hand genug. Ein Spitzbube und Hallunke gleicher Sorte ist der kommerzienrath Vogel in Lunzenau  . Dieser Elende beschäftigt in seiner Fabrik einige hundert Menschen, welche gegen 600 mechanische Webstühle, auf denen Möbelstoffe aller Art, von der feinsten orientalischen bis zu den ordinärsten Sorten hergestellt wer­den, in Betrieb setzen und bedienen müssen. Wie die Arbeiter in dieser Räuberhöhle behandelt und bezahlt werden, ist geradezu unglaublich. Die besten Arbeiter werden mit acht Mart pro Woche abgespeist; es gibt aber auch sehr viele, die zwei, drei und vier Mart bekommen. Der Erzspizbube von Kommerzienrath aber streicht jährlich mindestens eine halbe Million ein und wird von oben herab noch mit Titeln und Ehren überhäuft, während in den matterhellten Dachkammern, welche vielfach nicht einmal vor Wind und Wetter schützen, zahlreiche Thränen des Kummers und der Sorge fließen.

An die genannten Ausbeuter reihen sich der Spinnereibefizer Schwalbe in Stein und der Papierfabrikant Hertel ebendaselbst als Leuteschinder würdig an. Der Lettere, auch ein ehrenwerther Mann, gönnt seinen Leuten nicht einmal den Sonntag; in seinem Zuchthaus ,,, Fabrit" genannt, wird Tag und Nacht ununterbrochen gearbeitet. Da bekümmert fich keine Behörde darum. Was hätte es auch für einen Zwed! Es wird ja nur Arbeitervolk abgeschunden, und das wird schnell wieder ersetzt.

Ein gleicher Patron ist auch der Fabrikant Scheerer in Göriz­hain. Alle diese Leute werden bei üppigster Lebensweise in kurzer Zeit steinreich, und den Arbeiter, den schafft man, wenn er abgeradert ift, auf die Bezirksarmenanstalt, wo er unter der Fuchtel eines alten Unteroffiziers sein elendes Dasein vollends aushaucht. Warum haft du, elender Tropf, auch nicht verstanden, aus Anderer Taschen gehörig zu­sammenzuscharren?

Dies die Situation in hiesiger Gegend. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Aber wartet nur, ihr Herren Gauner, euch wird es einmal wie Schuppen von den Augen fallen. Es wird die Zeit kommen, und sie ist nicht mehr ferne, wo ihr sagen werdet: Ihr Berge fallet über uns, und ihr Hügel decket uns!

Josef.

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Greiz  , Ende Dezember. Nachdem ich bis jetzt vergebens erwartet, daß von anderer Seite im Parteiorgan ein Bericht über unseren ver­unglüdten Streit veröffentlicht würde, so fühle ich mich verpflichtet, felbft Einiges darüber zu schreiben.

Als eine der schlechteft zahlenden Fabriken war die der Gebrüder Albert bekannt, denn die Löhne waren dort 16-25 Prozent niedriger als in den anderen Fabriken, so daß der Arbeiter trotz zwölfftündiger Arbeit ohne Frühstücks- und Vesperpause höchstenfalls ein Bischen Fett brod und Kaffee zu sich nehmen konnte. Aus purer Verzweiflung schritten daher dort die Arbeiter zuerst zur Arbeitseinstellung und forderten eine 25- prozentige Lohnerhöhung, die ihnen, da der Geschäftsgang ein sehr flotter war, nach 3 Tagen auch gewährt wurde.

Jetzt theilte sich, da der Erfolg die Leute ermuthigte, die Bewegung auch anderen Fabriten mit. In Zeit von 1-2 Tagen war in 9 Fabriken und 2 Färbereien die Arbeit eingestellt. Von Seiten der Herren Arbeits geber aber begann ein raffinirtes, auf Ueberliftung berechnetes Spiel: heute bewilligten sie 20, resp. 25 Prozent Lohnerhöhung und zeigten da. bei eine so freundliche Miene, als ob ihnen das Wohl der Arbeiter mehr am Herzen läge wie ihr eigenes wenn die Arbeiter aber diese Bewilligung für baare Münze nahmen und Tags darauf wieder in Arbeit treten wollten, zeigten sich die Arbeitgeber in ihrer wahren Gestalt. Sie zogen einfach ihr Wort wieder zurück, und wer die Arbeit unter den alten Be­dingungen nicht wieder aufnehmen wollte, der konnte sehen, daß er ander­weitig ver hungerte wenn ein Arbeiter mit zwei Stühlen in der Fabrit vor Hunger umfällt, dann wird dieser Ausspruch wohl nicht über­trieben sein.

Die Fabrikanten arbeiteten unter sich einen Normallohutarif aus, der auf die Unkenntniß der Arbeiter berechnet war. Sie legten den Arbeitern ihr Machwerk vor, und ihre Spekulation hatte für sie auch das erwünschte Resultat, denn die Arbeiter nahmen, in dem guten Glauben, einen Erfolg erzielt zu haben, die Arbeit wieder auf. Nach Verlauf von einigen Tagen wurde ihnen aber klar, daß sie von den Fabrikanten schändlich betrogen waren; denn nicht nur daß der Lohn in verschiedenen Fabriken der gleiche geblieben war, stellte sich sogar heraus, daß vermittelst obigen Tarifes der Lohn in vielen Fabriken noch reduzirt wurde, denn die Arbeitgeber in denjenigen Fabriken, welche noch nicht mit im Streik begriffen waren, wollten ihre Arbeiterfreundlichkeit an den Tag legen und nahmen den sauberen Normallohntarif gleichfalls an.

Die Erbitterung wuchs infolgedessen immer mehr. Hauptsächlich die­jenigen Arbeiter, welche als Sozialdemokraten bekannt waren, wurden von allen Seiten bestürmt, die Lohnangelegenheit von Neuem in die Hand zu nehmen. Zunächst wurde eine allgemeine Arbeiterversammlung ein­berufen, für welche erst nach vielen Schwierigkeiten Erlaubniß erwirkt wurde. In dieser Versammlung wurde der Normallohntarif einer gebüh­renden Kritik unterzogen und derselbe schließlich einstimmig verworfen, dann eine Kommission von 10 Arbeitern gewählt, mit dem Auftrage, einen neuen Lohntarif auszuarbeiten und die Lohnsätze entsprechend zu erhöhen. Die Kommission arbeitete nun einen Lohntarif aus, welcher von den Komitemitgliedern sämmtlicher Fabriken angenommen wurde; selbst einige Fabrikanten stimmten zu, daß der Tarif wohl anzunehmen sei. Dieser Tarif wurde den Arbeitgebern behufs Anerkennung vorgelegt. Als Antwort wurde in sämmtlichen Fabriken durch Plakate bekannt gemacht, daß in Zukunft nur nach dem alten Tarife ausbezahlt würde. Hierauf wurde von der Arbeiterkommission beschlossen, Donnerstag, 5. Oktober, allenthalben die Arbeit einzustellen, was auch vollständig gelang, denn um 12 Uhr standen alle Fabriken still.

Die ersten acht Tage wurde von den Arbeitern feft ausgehalten. In der zweiten Woche griff aus Mangel an Unterstüßung und hauptsächlich weil sich die Fabrikanten einstimmig weigerten, die Forderungen der Ar­beiter anzuerkennen, schon Entmuthigung Blaz, welche noch dadurch ge­fteigert wurde, daß die Regierung, wie sich das ja von selbst versteht, die Herren Ausbeuter kräftigst unterstützte. Sämmtliche Fabriken wurden polizeilich besetzt, damit ja kein Arbeiter von der Arbeit abgehalten wer­den konnte. Den Gendarmen wurde, damit sie diesen Dienst auch gehörig versehen konnten, die Dienstzeit verkürzt; außerdem waren die Herren Ausbeuter so erkenntlich und honorirten diese Ordnungswächter mit fünf Maik und mehr. Die Komitesitzungen wurden soviel wie möglich einge­schränkt und polizeilich überwacht. Jeder, der sich ein Wort gegen die Arbeitgeber, überhaupt gegen die heutigen Einrichtungen erlaubte, wurde unterbrochen. An allen Ecken wurden die§§ 152 und 153 der Gewerbe­ordnung angeschlagen, was auch viel zur Einschüchterung der Arbeiter beitrug. Die Fabrikanten drohten mündlich und schriftlich mit Entlassung. Hierbei zeichneten sich hauptsächlich die Besitzer der größeren Fabriken aus, u. A. Ernst Arnold, Schilbach u. Comp. u. s. w. Ersterer äußerte unter Anderem, lieber 50 Särge für seine verhun­gerten Arbeiter machen zu lassen, als 50 Pfennige zuzulegen, erklärte seinen Bruder für verrückt, weil derselbe die For derungen der Arbeiter anerkennen wollte, und wunderte sich über die " Schwachheit" seiner Frau, welche in dieser Beziehung seinem Bruder zu­stimmte. Herr Arnold, welcher in seiner Fabrit alle möglichen reli­giösen Sinnsprüche angebracht hat, beweist dadurch, welch' ein Heuchler und moralischer Lump er ist, er, der bei jeder Gelegenheit, wo der Name in die Oeffentlichkeit tommt, sich durch Liebesgaben" hervor thut! Heuer entzog der christliche Herr seinen Arbeitern auch die sonst üblichen Weihnachtsgeschenke, weil sie sich erlaubt hatten, Forderungen zu stellen. Während des Streiks wollte er seine Person durch Militär ge­schützt haben; einige Arbeiter waren denn auch so mitleidig, ihm eine Schachtel Bleisoldaten als Leibgarde zu verehren. Ferner bescheerten ihm einige seiner treuesten Anhänger einen Thronfolger, weil er, wahrschein­lich infolge übergroßer Anstrengung, nicht im Stande ist, seinen Stamm­baum fortzupflanzen.

Heinrich Schilbach meinte, auf seinen vollen Bauch klopfend: " Jor Arbeiter habt gar kein Recht, mehr Lohn zu verlangen! Wir sind die Herren, was wir Euch aus gutem Willen geben, damit müßt Ihr zufrieden sein. Ich und mein Direktor Hönsch haben immer den Grund­jazz gehegt: Leben und leben lassen." Der humane Mann verstieg sich in seinem Eifer soweit, vor seinen Arbeitern eine Rede zu reden, was ihm aber leider nicht recht gelingen wollte. Er rechne, meinte er, auf den gesunden Sinn seiner Arbeiter, dieselben würden sich doch von einigen Unzufriedenen nicht zu einer Arbeitseinstellung verleiten lassen! Zu seinem Erstaunen mußte er aber die Erfahrung machen, daß an dem verabredeten Tage frith 6 Uhr auch nicht ein einziger Arbeiter erschien, welcher Lust gehabt hätte, für den alten Lohn weiterzuarbeiten. Der Arme war also von seinen Arbeitern vollständig mißverstanden worden. Gottlob knüpfer,

An 1400 Thaler

Wär'n in der Kaffe d'rein, Die nennt der fromme Prahler, Wie's scheinen will, jetzt sein!

einer der größen Betbrüder von Greiz  , wollte sofort böhmische Arbeiter tommen lassen. Der Zufall wollte es, daß selbigen Tages gerade ein Zug böhmischer Gänse Greiz   passirten. Einige Arbeiter machten sich das Gaudium, dieselben Herrn Gottlieb Knüpfer in den Hof treiben zu lassen, was in der ganzen Stadt allgemeine Heiterkeit hervorrief.

Aehnlich wie die Genannten betrugen sich fast alle Fabrikanten, es würde aber den Raum dieses Blattes zu sehr in Anspruch nehmen, wollte ich alle diese arbeiterfreundlichen Herren Ausbeuter der Reihe nach durch­nehmen.

Das Zusammenhalten der Arbeiter war im großen Ganzen ein vor­zügliches. Imposant war z. B. der große Ausflug, welcher von den Komitemitgliedern arrangirt wurde und an welchem sich zirka 3000 Ar­beiter und Arbeiterinnen betheiligten.

Es ist aber kein Wunder, daß die Arbeiter schließlich unterlegen find. Wer die Arbeiterverhältnisse kenut, wird zugeben müssen, daß es von vorneherein gewagt ist, ohne Kaffe und ohne jegliche Organisation eine Arbeitseinstellung in diesem Umfange mit Erfolg durchzuführen. Die hiesigen Genossen würden die Sache jedenfalls nicht in die Hände ge­nommen haben, wenn sie nicht gleichzeitig den Zweck verfolgt hätten, die Arbeitseinstellung als Mittel zur Aufklärung zu benutzen, denn darüber find wir Sozialisten uns doch alle klar, daß den Arbeitern mit einigen Prozent Lohne   höhung nicht geholfen werden kann, sondern daß der Kampf zwischen Kapital und Arbeit erst dann aufhört, wenn dem Arbeiter der volle Ertrag seiner Arbeit gesichert wird. Kurz, die Sache war auf die Dauer nicht mehr zu halten und wurde deshalb vom Hauptkomite be­schlossen, die Arbeit bis auf Weiteres wieder aufzunehmen.

Die Arbeitgeber als Sieger zeigten sich nun selbstverständlich in ihrer ganzen Unverschämtheit. Jeder, welcher sich etwas hervorgethan, wurde auf die Straße geworfen. Weit über hundert Arbeiter, fast sämmtliche Familienväter und hauptsächlich Parteigenossen, wurden auf diese Weise

broblos gemacht; und noch jetzt suchen eine Anzahl derselben vergebens nach Arbeit.

Auch an Prozessen fehlte es nicht. Einige Arbeiter wurden nach § 152 und§ 153 zu einer, zwei, drei und sechs Wochen verdonnert. Ein Arbeiter, welcher sich bei seiner Zeugenaussage widersprach, wurde sofort wegen Meineid in Untersuchungshaft geschleppt. Die Familie des­selben lebt in der bittersten Noth und Alles nur in Folge der Aus­

fagen einer gewissen Frau Riet, deren Ruf sehr zweifelhaft ist. Zwei Prozesse gegen die Mitglieder der Arbeiterkommission schweben noch vor dem hiesigen Landgericht. Es wurde von obengenanntem Ernst Arnold Strafantrag gestellt wegen verleumderischer Beleidigung; ferner will es derselbe nicht wahr haben, daß in seinen Fabrik ein Arbeiter vor Hunger umgefallen fei.

Im Großen und Ganzen hat die Arbeitseinstellung unserer Sache feinen Schaden gebracht. Einige Genossen sind zwar durch die Maßrege lungen sehr geschädigt worden; jedoch werden dieselben nicht zurückschrecken, sondern bei jeder Gelegenheit die Fahne des Sozialismus hochhalten. Darum Arbeiter von Greiz   und Umgegend, schließt Euch diesem Ban­ner an und der Sieg wird und muß unser werden! Streitist 3efises.

Aus dem östlichen Mecklenburg  . Während es sich an allen Orten Deutschlands   kräftig rührt, herrscht bei uns beinahe Kirch­hofsruhe. Es könnte wohl besser sein, wenn nicht vielerfeits, und gerade von Personen, die in erster Reihe kämpfen sollten, ein bedauerlicher Opportunismus getrieben würde. Die Beschöniger desselben führen zwar an, daß wir infolge dieses Verhaltens noch keine Verfolgungen zu erleiden hatten, aber was ist damit unserer Sache gedient, wenn Ein­zelne sich schonen und die ganze Bewegung rückwärts anstatt vorwärts geht?

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Möge es daher im neuen Jahre anders und besser werden, namentlich was die Organisation anbetrifft. Welches Resultat hätten wir z. B. er­zielen können, wenn die 42 Sozialisten, welche bei der Reichstagswahl in Malchow   für unseren Kandidaten stimmten, vereint gewirkt hätten, statt daß man sie sich selbst überließ! Darum auf, Ihr Arbeiter Meck­lenburgs, rührt Euch! Die letzte Korrespondenz im Sozialdemokrat" zeigt uns, daß wir, die wir diesen Appell an Euch richten, nicht allein dastehen. Ju Schwerin wird das Banner der Sozialdemokratie gleich­falls hochgehalten. Wir müssen kämpfen, und daher auch Opfer bringen: ohne Kampf fein Sieg. Gedenkt auch Derer, die für uns leiden. Noch haben wir für unsere Ausgewiesenen fast gar nichts gethan. Das muß anders werden! Beweist, Brüder, daß Ihr von echt sozialistischem Geiste beseelt seid, daß Ihr erkennt, daß Diejenigen, die von unsern Unter­drückern gemaßregelt und verfolgt werden, für uns leiden. Unter­stützen wir ihre Familien und Angehörigen, als Anhänger der großen Sache der Befreiung des Proletariats von Tyrannei und Ausbeutung. Wacht auf, Ihr Arbeitsmänner! Auf, Proletariat! Fr. Franz.

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Am 18. Dez.

Crimmitschau  , Anfang Januar. Das Crimmitschauer Streif fomite veröffentlicht hiermit den Empfang von folgenden bei demselben zur Unterstügung des Streiks s. 3. weiter eingegangenen Gelder: Aus Philadelphia  ( Nord- Amerika  ): Am 25. November 1882 41 Mt. 17 Pf. Am 3. Dezember 41 Mt. 22 Pf. 20 Mt. 60 Pf.; vorgehende Posten durch S. W. G.  durch den Textil- Arbeiterverein in Philadelphia 103 Mt. Aus Dedham( Nord- Amerika  ): Am 3. Dezember 1882 durch Ost. H. 103 Mt. 75 Pf.

Am 20. Dez.

Aus Holyote: Am 3. Januar 1883 durch die dortige sozialistische Arbeiterfettion 105 Mt.

Aus Webster( Nord Amerika  ): Am 20. Dezember 1882 durch Wilh. Sch. 30 Mt. 39 Pf.

Aus Genf  : Am 23. November 1882 vom Deutschen Arbeiterverein durch Ed. H. 60 Mt.

Das Komite sagt hiermit allen unsern Brüdern und Genossen freund­lichsten Dank und spricht zugleich die Hoffnung vus, daß sich die Ziht Derer, die begriffen haben, daß die Interessen der Arbeiter aller Länder solidarisch sind, daß kein Recht zum Durchbruch kommen kann, wenn nicht eine Macht hinter ihm steht, und daß die Macht der Arbeiter einzig und allein in ihrer Organisation besteht, sich mit jedem Tage vermehren möge zur Genugthuung unserer hiljebereiten Brilder.

Mit brüderlichem Gruß und Handschlag!

Briefkasten

Das Komite.

der Redaktion: A. G. in 5.: Wir bedauern, wiederholen zu müssen, daß auch Ihr zweiter Brief uns weder von der Zweckmäßigkeit noch von der Pflicht, Ihre Zuschrift zu veröffentlichen, überzeugen konnte. Derartige Dinge find nur im Zusammenhange mit den örtlichen Ver­hältnissen zu beurtheilen; aus diesen herausgerissen, müssen sie stets ein falsches Licht auf Einzelne werfen. Anßerdem drehte sich die ganze Frage nicht um dieses Thema. Dies unser letztes Wort. Republikaner   in Berlin  : Besten Dant. Um Fortsetzung gebeten. Verschiedene Einsender: In nächster Nummer.

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Rebus  : Mt. 6.­

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der Expedition: Panzerschiff: Mt. 36.- à Cto. Ab. erhalten. Bitten doch fünftig Ortsnamen auf den Koupon zu schreiben, da sonst viel Weitläufigkeit. Pprgrsfbin: Unlösbar, da Aufgabeort unbekannt. Zinnober: Mt. 56. á Cto. Ab. erh. Neuorganisirtes eingereiht.- I H. Dßhfn.: Fr. 2,- Ab. 1. Qu. bez.-C. M. 3.: Fr. 6.- Ab. 1 Ou. und Fr. 1. pr. Ufd. dkd. erh. Ab. Januar 83 erh. Von 3 armen Teufeln Ohu: Mt. 3.50 jund per Jahresabschluß 1882 Mt. 11.30 pr. Ufd. dkd. erh. Gebr. Hermghs. St. Louis: Fr. 101.25 à Cto. erh. Rother Hans: Mt. 40.79 Abon. Dez. 82 und Jan. 83 pr. Baar und Ggrchg. erh. Bftllg. folgt. Adr. geordnet. A. G. Chur  : Fr.-.40 Ab. Reft. erh.- Arb. Ver. Olten: Fr. 5.­pr. Athl.- Cto. erh. R. Meyer, Newyork  : Fr. 8.86( Doll. 1.75) für nicht getrunknes Bier" per Ufd. dkd. erh. Newyork: Ueberschuß von

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einer kleinen Geſellſchaft Fr. 25.34,( Dolf. 5. pr. f. stb. exh

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Ab.

Verein der Soz. der Südwestseite Chicago  's: Fr. 122.80( Doll. 24.25) per Ufd. dkd. erh. Moorbrenner: Mt. 40. à Cto. Abon. und Bf. bom 11/1. erh. Antw. folgt. Hrl. Amsterd.: Fr. 2.50 Ab. 1. Qu. erh. Eintracht: Mt. 12.20 Ab. 1. Qu. und Schft. erh. Sdg. früher unmöglich. Bhor. Bukarest  : Fr. 2.50 Ab. 1. Qu. und Fr. 2.50 per Ufd. dkd. erh. Ab. 1. Qu. 83 erh. Daps J. B. W.: Mt. 3.­durch Pip": Fr. 3.- pr. Ufd. dkd. erh. Esp. u. S.: Fr. 2. 1. Qu. erh. Carl Horn: Mt. 27.50 pr. Ab. 4. Qu. Baar und Mt. 4.90 Ggurchg. erh. und gebucht, für 50 Pfgmtn. haben Bewendg.- Halifar: Alles erhalten und besorgt. Reichsmaulwürfe: Mt. 32.40 Ab. 3. und Album: Mt. 85.60 b. 1. Qu. und 4. Du. erh. Alles prompt abg. Schftu. erh. Ihre Vermuthungen in betr. Angelegenheit sind durchaus irrig. Bfl. Näheres. 2. Sch. E.: Mt. 3.- Ab. 1. Qu. erh. B. gǝlöscht. J. H. T.: Mt. 5.30 Ab. 1. Qu. und Schrstn. erhalten. Rother Holländer: Ersazzadr. nothwendig. Weiteres tommt noch. Großer Stoffandrang bisher. Rother Greif: Mt. 15.- à Nto. erh. Mehr­bestellung notirt. G. Sch. Davos- Dfli.: Fi. 4.30 pr. Schft. erh. Bf. an C. abgg. H. L. P. i. S.: Mt. 6. Ab. 4. Qu. erh. Nachtfrg. fort. Rothbart: Mt. 220.- à Cto. erh. Bf. am 23/1. beantwortet. Bftllg. besorgt. 681 U. a. D.: Spezialquittung folgt demnächst ge ordnet. 1 dir. S. toftet Mt. 1,30 Portozuschlag zum Alten. 15 Spitzel­broschüren folgen billigst berechnet.

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- Zürich  

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Samstag, den 27. Januar, Abends Café Kessler:

8 Uhr, im

Oeffentliche Versammlung der deutschen  

Sozialisten.

Tagesordnung: Der Justizmord in Lyou, Referent: Bürger Fischer.

Jedermann ist eingeladen.

Der Lokalausschuss der deutschen   Sozialisten.

Schweizerish mossenschaftsbuchdruderei Hottingen  - Zürich  .