-Wie die rheinischen Arbeiter den ultramontanen ,, Staatsmännern" den Rücken tehren. Aus Köln er­halten wir unterm 26. Januar folgende Zuschrift:

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Am letzten Sonntag haben die Schwarzen hier eine Riederlage erlitten, wie man sie sich nicht schöner wünschen kann. Von einem gemischten Komite war eine große Arbeiterversammlung mit der Tagesordnung Die Arbeits­bücher" einberufen worden, zu welcher der ultramontane Abgeordnete Bachem, aber auch- ohne daß die frommen Herren etwas davon wußten unser Genosse Kayser erschienen war. Der Abgeordnete für Köln , Herr Custodis, ließ sich entschuldigen. Unter lebhafter Zustimmung der Versammlung kennzeichnete Rayser die schwankende Haltung der Zentrumsmänner und empfahl eine energisch gehaltene Resolution gegen das klerikal- konservative Attentat auf die Ehre der Arbeiter, die auch einstimmig angenommen wurde. Der Aerger der Ultramontanen ist so groß, daß ihr Organ, die hiesige Volkszeitung", im Laufe der Woche einen Artikel brachte, in welchem sie uns, wenn auch nicht direkt, so doch beinahe der Polizei denunzirte. Am nächsten Sonntag soll wieder eine Arbeiterversammlung stattfinden." ( Ift auch geschehen, und hat gleichfalls mit einer eklatanten Niederlage der Ultramontanen geendet. Genosse Grillenberger referirte über die bekannte Petition der Berliner Fachvereine( Normalarbeitstag 2c.), welche trotz ultramontaner Oppofition von der über 1500 Personen zählenden Versammlung mit erdrückender Mehrheit ange­

nommen wurde.

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Herr Ewald, so schreibt man uns aus Berlin , hat erklärt, daß er den Kampf mit den Sozialdemokraten aufnehmen" wolle, und geprahlt, daß er sein Blatt nächstens in vergrößertem Format und mit mehr als ausreichenden Mitteln" werde erscheinen lassen. Sehr schön. Herr Ewald hat damit bloß das Dunkel beseitigt, welches bisher noch über ihm schwebte, und den Beweis geliefert, daß er nicht auf eigene Faust, sondern auf Rechnung der Stöcker, Madai und Kon­sorten Geschäfte machen will. Nun mit den Geschäften ist's vorbei. In diesen und ähnlichen Fällen heißt: erkannt sein, bankrott sein. Unter den Berliner Arbeitern ist für politische Schwindler kein Boden. Die hiesigen Parteigenossen find- gerade weil sie den Hauptangriff der Reaktion auszuhalten und von vornherein allen möglichen Mitteln der Unterdrückung und Verführung die Stirn zu bieten hatten so vortrefflich geschult, daß sie mit bewunderungs­würdigem Takte die unter den verschiedenartigsten Masken und Verklei­dungen sich nahenden Feinde herauszufinden und zu entlarven wissen. Herr Stöder mit der eisernen Stirn, der gestern um ein Haar wegen rohen Vorgehens gegen die parlamentarische Zucht und Sitte" vom Präsidium auf Grund der Geschäftsordnung gemaßregelt worden wäre, tann ein Liedchen davon fingen. Oder auch mehrere.

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Neupreußische Polizeiwirthschaft. Auf eine in Nr. 52 des " Sozialdemokrat" enthaltene Korrespondenz aus Hannover theilt man uns von dort mit, daß es in der That gar nicht wahr ist, daß auf dem betreffenden Paket, welches Exemplare des Sozialdemokrat" enthalten haben, soll", der Name unseres Genossen Flügge figurirte. Es war vielmehr der Name eines Kaufmanns angegeben, und weil in dessen Nebenhause der ihm als Sozialist bekannte Flügge wohnt, so na hm" die löbliche Polizei in ihrer unergründlichen Weisheit an", Flügge sei der Absender, behaussuch te und verhaftete ihn und stellte scharfsinnige Hand­schriftenvergleiche an. Als schließlich am 20. Januar die Sache zur Ver­handlung fam, wußten weder Staatsanwalt noch Polizeikommissar, was überhaupt in dem betreffenden Baket enthalten war, und die Sache wurde auf einen späteren Termin zurückgesetzt, um ,, neues Material zu sammeln." Eine schönere Polizeiwirthschaft läßt sich wohl kaum denken!

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Desterreich. Aus dem Lande der Korruption und Niedertracht find natürlich in erster Reihe nur Verhaftungen und Verurtheilungen zu melden. In Brünn wurden hinter verschlossenen Thüren die Sozia­listen Schallinger, Brest an und Roza zu 18, 3 und 4 Monaten schweren Kerkers verurtheilt, in Wien der Anarchist Neve, ehemaliger Expedient der Freiheit", verhaftet. Deutschland soll des Letzteren Aus­lieferung beantragt haben. Die Regierung hat zwei liberalen Schuudblättern, Extrablatt" und Tagblatt", den Einzelverkauf untersagt, weil sie Oppo­fition heuchelten. Darob große Entrüftung unter den Liberalen, die, als sie am Ruder waren, die damalige Oppositionspresse in gleicher Weise brutali­firten.

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In der inneren Politik blüht der politische Schacher. Die verschie­denen nationalen Fraktionen verschachern gegenseitig ein Volksrecht nach dem andern, und trotzdem jetzt eine christlich konservative Regierung ein Ruder ist, blüht der Konzessionsschwindel womöglich noch stärker als unter dem liberalen" Gründerministerium. Die Herren haben sich gegenseitig wirklich nichts vorzuwerfen, sie vertreten eben alle miteinander Ausbeuterinteressen. Und wo Ausbeutung ist, herrscht auch Schwindel und Diebstahl.

- Belgien . Wiederum ist einer unserer Genoffem bem belgischen Gesetz über, will sagen gegen die politischen Flüchtlinge zum Opfer gefallen. Am 26. Januar wurde, wie man uns aus Brüssel mittheilt, der Genosse Junck black, Handschuhschneider, aus Belgien ausgewiesen. Bericht über die näheren Umstände folgt.

Korrespondenzen.

-Hamburg , 23. Januar. Eine Versammlung, wie Hamburg fie lange nicht mehr gesehen, fand am gestrigen Abend im großen Saale des Konvent Gartens statt. Einberufen war dieselbe von der Fort­schrittspartei; die Arbeiter Hamburgs aber benutzten sie, um demonstrativ gegen die Einführung obligatorischer Arbeisbücher dieses war die Tagesordnung zu protestiren. Jeder Arbeiter, der die Versammlung besuchte, begriff es, ein jeder Arbeiter, der diese Korrespondenz lieft, wird es von vornherein verstehen, daß Fortschrittspartei und Sozial­demokratie niemals Arm in Arm eine Arbeiterfrage zu diskutiren ver­mögen. Aber, wird man fragen, die Fortschrittspartei muß doch ein Interesse daran haben, die Arbeiter in dieser Sache zu Worte kommen zu lassen, sonst würde sie die Versammlung nicht einberufen haben? Ge­wiß hat sie ein Jnteresse daran und zwar ein sehr flares: sie will ihre Partei stärken.

wird sich

Als ein Wahlmanöver betrachteten alle Redner des Arbeiterstandes die Einberufung der Versammlung. Ich muß eine Mittheilungen voraus­schicken, bevor ich den Kern der Diskussion" wiedergebe; dadurch wir das Vorgehen der Arbeiter ohne Weiteres rechtfertigen. Es Ende Dezember v. J., als die Vorstände der Fachvereine Hamburgs ein Gesuch bei der Behörde um Abhaltung einer Versammlung betreffs Protest erhebung gegen Einführung der Zwangs- Arbeitsbücher einreichen. Das Gesuch wurde zurückgewiesen. Man wendete sich nun an den Gesammt­Senat der Freien Hausa Stadt Hamburg". Dieser, der Edelste der Edlen, ließ antworten, ohne irgend welche Gründe anzugeben: daß auf das Gesuch nicht einzugehen sei! Höre Deutschland , was die Senatevetterschaft in der freien" Hansastadt fertig bringt! Dieser Senat, die Zuchtruthe des Fürsten Bismarck für die Hamburger Arbeiter­bevölkerung, wäre nach§ 13 des Hamburger Vereins- und Versamm­lungsgesetzes verpflichtet gewesen, Gründe für seine Antwort anzu­geben. Aber an wen appelliren? Der Senat ist laut der Harburger Berfassung die höchste Instanz.

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Wer ist es, frage ich, der noch sagt, daß hier das Sozialistengesetz Loyal " gehandhabt wird? Die Fortschrittspartei, die schon am 8. Jan. versprochen hatte, Waffenversammlungen für die Arbeiter abzuhalten, ließ fich endlich herbei, zum 22. d. M. eine derartige Bersammlung einzu berufen, was, wenn es auch herzlich spät geschehen, immerhin doch zu leben ist. T

Das Benehmen der Fortschrittler in der Versammlung aber war

durchaus verwerflich. Anstatt die Geschäftsordnung demokratisch zu hand­haben und das Büreau aus der Versammlung hervorgehen zu lassen, spielte man sich in absolutistischer Manier gleich als Partei aus. Nur die unbeschränkte Redefreiheit ließ man gütigft walten.

Der erste Redner war ein Fortschrittler, der mit einigen Brocken sich dahin verständlich machte, daß er und die Fortschrittspartei gegen den Antrag Ackermann und Genoffen seien, weil der Antrag reaktionär und, falls er vom Bundesrath und Reichstag angenommen würde, für die Arbeiter von großem Nachtheil sei. Er brachte eine diesbezügliche Re­solution ein, in welche sich die heutige Fortschrittsversamm Iung" gegen diesen Antrag verwahre und den hohen Reichstag bitte, den Antrag abzulehnen. Jetzt war es an der Zeit, daß die Arbeiter sich regten. Zu Partei- Sonderintereffen lassen sie sich nicht gebrauchen. Alle ihre Redner, es waren wohl fünfzehn an der Zahl, sprachen sich scharf gegen den Antrag Ackermann und Genossen aus, alle kritisirten die Begründung desselben in schärffter Weise. Man widerlegte die Behaup fung, daß durch die Arbeitsbücher die Vagabondage schwinde, und wies dagegen nach, daß sie ein Hemmschuh jeder freien Bewegung sein würden. Schafft Brod, rief man den reaktionären Staatsrettern zu, so schwindet das Vagabundenthum von selbst. Fahrt Ihr aber so fort mit Euren Unterdrückungsmaßregeln, leistet ihr fernerhin dem Ausbeuterthum Vor­schub, macht Hunderttausende zu Vagabonden und bringt sie in die Ge­fängnisse oder Zuchthäuser, so ist unser einzigfter Wunsch der, daß die Thüren dieser Anstalten nicht für die armen Elenden, sondern für Euch, die Ihr diese dazu gemacht, geöffnet sein mögen, und daß Ihr selbst mit den Prügeln bedacht werdet, melchen ihr den sogenannten Bagabunden in herzlicher Menschenliebe zugedacht habt! Auch wies man nach, daß dieser Antrag, falls wirklich zum Gesetz erhoben, nicht einmal ausführbar sei. Dieses das Sachliche an den Ausführungen der Arbeiter Redner. Schärfer noch sprach man sich gegen das Benehmen der Fortschritts­partei aus. Man schleuderte ihr die arge Jukonsequenz ihres Verhaltens ins Geficht: Ihr hättet längst maßgebende Partei sein können, wenn Ihr gehalten hättet, was Ihr versprochen habt. Ein solcher Antrag wie der Ackermann'sche könnte dann gar nicht zur Diskussion stehen. Ihr wollt heut Abend mit uns gegen ein Ausnahmegesetz protestiren, und noch vor Kurzem im Reichstag wußtet Ihr nicht, wie Ihr Euch um den Lieb­tnecht'schen Antrag, der da sagte: Abschaffung aller Ausnahmegesetze, am Bequemften herumdrehen wolltet. Ferner müßt Ihr wissen, daß. dieser Antrag nur ein Ausfluß der reaktionären Strömung ist, die sich auf wirthschafiltchem und politischem Gebiet in Deutschland bemerkbar macht. Dieser Antrag liegt direkt im System, und doch seid Ihr es, die zur Erhaltung unseres heutigen Regierungssystems und damit eben zur Aufrechterhaltung derselben Reaktion, gegen welche Ihr schöne Reden schleudert, das Geld bewilligt. Kurz, Ihr seid keine Partei, welcher wir unsere Resolution anvertrauen können und fühlen wir uns deshalb ge­zwungen, Eurer Resolution eine andere, wie folgt, entgegenzustellen:

" In Erwägung, daß die Einführung obligatorischer Arbeits­bücher dem Arbeiter den letzten Rest persönlicher und politischer Freiheit vollständig zerstört, erklärt die heutige Versammlung sich ganz entschieden gegen Einführung dieser Maßregel. In fernerer Erwägung, daß diese Frage eine reine Arbeiterfrage ist und daher die Arbeiter ein Interesse daran haben, daß sie nicht von einer einzelnen Partei, zu deren Sonderinteresse mißbraucht wird; in weiterer Erwägung, daß die Fortschrittspartei prinzipielle Fragen nicht mit der gehörigen Konsequenz vertritt: erklärt die heutige Versammlung, daß das Recht der Arbeiter in der gehörigen Weise nur in den Versammlungen, die von Arbeitern einberufen und geleitet werden, gewahrt wird."

Dieses die Resolution. Wie es ihr erging, brauche ich wohl kaum zu sagen. Sie tam zwar nicht formell zur Abstimmung, wurde aber doch faktisch angenommen, ja so glänzend wie möglich angenommen, indem die Versammelten nahezu einstimmig die Resolution der Fortschrittler verwarfen und sofort darauf durch das Verlassen des Lokals dokumentirten, daß die Resolution der Arbeiter die beste sei. Das war ein Proteft, wie er sein soll, es war ein Triumph für die Hamburger Arbeiter, die zu mehreren Tausenden erschienen waren.

So, Genossen allerorts, trägt man in Hamburg auch jetzt noch heiteren Muthes zur Schau, wer man ist und was man will. Hinzufügen muß ich noch, daß der zweite Punkt der Tagesordnung, die Einfuhr ameri­tanischen Schweinefleisches betreffend, nicht erledigt werden konnte, da die Zuhörer vollständig fehlten, die vor etwa fünf Minuten noch über 3000 an der Zahl waren. Welch betrübendes Bild für die Harmonieapostel!

Rothbart.

- Stuttgart , 24. Januar. Unser Honold", der, wie wir Ihnen neulich mittheilten, aus dem Staatsdienste entlassen wurde, hat wieder ein Unterkommen im städtischen Dienste gefunden. Das Amt eines Polizeikommiffärs, welches er bisher provisorisch verwaltete, ist ihm jetzt definitiv übertragen. Ob er Besserung, besonders in Bezug auf seine Liebesaffaire und seinen Umgang mit liederlichen Frauenzimmern, gelobt hat, wiffen wir nicht, jedenfalls steht aber fest, daß er jetzt, nach seiner " festen" Anstellung, auch glaubt, fefter" gegen uns Sozialdemokraten vorgehen zu müssen.

So wurde vorige Woche bei Genoffe Steiner und dessen Braut gehaussucht, Steiner verhaftet und dem Gericht überliefert, welches auch nichts Eiligeres zu thun hatte, als ihn in Untersuchungshaft zu nehmen. Der Verhaftete war von der Frau eines Arbeitskollegen denunzirt wor­den, den Sozialdemokrat" verbreitet zu haben. Sehr verständig benahm fich bei der Gelegenheit der Arbeitgeber Steiner's. Als dieser vernahm, um was es sich handle, entließ er sofort den Mann der Denunziantin aus der Arbeit, da er mit einem Manne, dessen Frau eine Denunziantin sei, nicht verkehren wolle. Als die Frau des Entlassenen die Nachricht der Arbeitsentziehung vernahm, benachrichtigte sie sofort die Polizei davon und unser schwarzwälder Bolizeiinspektor Kern machte sich sofort auf die Socken, um den betreffenden Arbeitgeber kraft seines Amtes" zu fragen, wie er sich unterstehen könne, einen Arbeiter, deffen Frau nur ihre Pflicht gethan", deshalb zu entlassen. Es scheint, als ob unser biederer Kern, der etwas lahmen Verstandes ist, seine Unwissenheit als hinreichenden Grund betrachtete, hier eingreifen zu dürfen. Der betref­fende Arbeitgeber ließ sich indeß nicht so leicht ins Bodshorn jagen; Kühl bis an's Herz hinan, erklärte er dem verdußten Polizeiinspektor, daß es ihm gar nicht einfalle, den Entlassenen wieder einzustellen. Kern, deffen Gesicht bei dieser Erklärung von Wuth dreieckig wurde, wie Je hova auf alten Gesangbüchern, rief jetzt dem dabeistehenden entlassenen Arbeiter zu: Wenn Der Ihnen keine Arbeit geben will, so schaffe ich Ihnen welche". Und es geschah also: am nächsten Tag konnte, der Mann feiner Frau" beim Hofschuhmachermeister wieder zu arbeiten anfangen; doch scheint's, als ob er vor seinen Arbeitskollegen Angst hat, denn er arbeitet nicht in der Werkstelle, sondern in seiner eigenen Wohnung.

Weiter ist noch zu berichten, daß am letzten Freitag bei sechs Genossen Hayssuchung stattfand, angeblich nach verbotenen Schriften. Da die Geschichte resultatlos verlief, verschwendete Freund Kern am nächsten Tage bei zweien der Behaussuchten noch einmal den Ueberfluß von Ein­falt, den ihm die gütige Natur beschieden, d. h. er suchte noch einmal, fand aber nichte. Auch bei dieser Gelegenheit ist Denunziation im Spiel, die aber noch näherer Aufklärung bedarf.

Von weiteren Großthaten von Polizei und Gericht ist noch zu ver­melden, daß der aus Berlin ausgewiesene frühere Gastwirth Gr a ßnic wegen Verbreitung des Sozialdemokrat" nach sechswöchentlicher Unter­suchungshaft zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt wurde.

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Auch der hiesigen Freidenkergemeinde suchten die Stuttgarter Gewal tigen eins auszuwischen: es wurde ihr nämlich verboten, ihre Erbau­unge" versammlungen des Sonntags Bormittags abzuhalten; das ist wahrscheinlich die Strafe dafür, daß in Deutschland noch Leute es wagen, zu erklären, daß sie freidenken wollen; sollte in Deutschland doch eigentlich gar nicht mehr vorkommen!

Ferner wurde noch Genosse George, Ausgewiesener aus Leipzig , zu fünf Tagen verdonnert, weil er in einer Wirthschaft ein Lied ge­fungen, das mit Vive la Commune!" schloß. Verdient hat George die fünf Tage reichlich, denn wie kann man bei uns in Deutschland noch fingen! Bei der Verhandlung meinte der Staatsanwalt, ein Hoch auf die Kommune sei grober Unfug, denn jeder(!) Mensch halte dieselbe doch für verabscheuungswürdig. Ob der Mann wohl mehr von der Kommune weiß, als daß fie in Paris war?! Génial ist auch eine weitere Auslaffung desselben Herrchens. In dem betreffenden Liede tommt auch die Strophe vor: Die Freiheit steiget auf den Thron. Unjer Staatsanwalt definirt nun, eigentlich sei George wegen Gott weiß was Allen zu bestrafen, denn wenn die Freiheit auf den Thron steigen solle, so müsse das, was jetzt darauf size, erst hinunter", und das in­

volvire einen direkten Angriff auf Se. Majestät". Zwei hätten also seiner Meinung nach oben nicht Platz; nun, der Mann mag Recht haben!

Das wäre so unser Stuttgarter Allerlei. Jm Uebrigen hoffen wir, daß der Tag des Gerichts kommen möge, ehe uns alle diese edlen Seelen aus dem Leben entwischen.

Sprechsaal.

Auf verschiedene Anfragen bezüglich der von den Herren J. Obrist und Moses Oppenheimer gegen mehrere Züricher Genossen aus­gesprengten Gerüchte, bemerken wir, daß dieselben lediglich Rache afte find, diktirt von der Wuth über einen verunglückten Versuch, die Partei­taffe für Privatzwecke zu brandschaßen. Die Angelegenheit im Partei­organ auseinanderzusetzen, dazu fehlt es an Raum; wir bemerken daher hiermit nur zur Charakteristik der Situation, daß die angeblichen " Opfer" Obrift und Oppenheimer von vornherein darauf verzichteten, ihre Angelegenheit vor einem Parteiforum zu erledigen; fie trugen vielmehr dafür Sorge, ihre Verläumbungen der sozialisten hegerischen Lokalpresse zugängig zu machen.

Was speziell Herrn Oppenheimer betrifft, so findet sein Verhalten in der hiesigen Parteimitgliedschaft einstimmige Verurtheilung, und hat derselbe nur dem Umstande, daß er es vorgezogen hat, fich der= selben gar nicht erst anzuschließen, zu verdanken, daß er nicht aus der selben ausgeschlossen worden ist. Bon Seite der Züricher Mitgliedschaft liegt übrigens bereits der Antrag auf Entfernung des Herrn Oppenheimer aus der Partei der nächsten Parteiberatjung vor.

Der kotalausschuß der Züricher Mitgliedschaft: 2. Tauscher, Schriftsezer, 1. Vertrauensmann. K. Manz, Buchbinder, 2. Vertrauensmann.

J. Kappes, Schneider, Kassier.

Anfrage. Die Brüsseler Genossen richten an die Genossen in Gent und Verviers hiermit die Anfrage, warum sie den Brief in Sachen der Parteiberathung nicht beantworten.

Zur Nachricht.

Auf die wegen Nr. 1 des Sozialdemokrat" eingegangenen Reklamationen zur Auskunft, daß ein Theil derselben gekapert wurde. Der Ersatz kam gleich nach Nr. 2 zur Versendung, muß aber am Aufgabeort lange Zeit liegen geblieben sein und zum Theile jetzt noch dort lagern, da immer noch Nachfragen einlaufen. Auf wiederholte Erkundigungen unserseits erhielten wir keinen Bescheid. Unangenehm ist die Sache auch deshalb, weil den Sendungen Zirkulare beilagen, welche viele spätere Korrespondenzen überflüssig gemacht hätten, wenn sie rechtzeitg eintrafen. Die Expedition.

Briefkasten

der Redaktion: Raummangels halber mußten mehrere Korre spondenzen sowie ein Theil der Rundschau für nächste Nummer zurück­gestellt werden.

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der Expedition: B. Sh. R. N. Fürth : Decadresse O.-St. längst außer Verlaß. Hielt Ihren Brief 14 volle Tage zurück. Anonym kann übrigens Jeder sozialdem. Ehrenrichter" spielen. Also erst Namen, dann Weiteres. Rothwein: Mt. 3,- Ab. 1. Qu. erh. Die Getreuen in Jever: Mt. 8,- für Ab. 1. Qu. und Nachbestllg. erh. und Alles vor­gemerkt. Lüttich W.: Nur wenn Sie Porto hin und zurück ver­güten, kann Unverkauftes remittirt werden. P. G. Chicago : Bfschft. bom 27/1. am 6/2. weiterbesorgt. Gruß. Dtschr. Ver. Neuchatel : Angelegenheit K. wird geordnet. Lag Frrthum vor. Fr. 5,30 pr. Schft. gutgebr. Jonscher N.- Y.: Karte foftet 10 Cts. Strafporto . Auszug abg. Rem. hier. Sßm. 3.: Fr. 3, f. Schft. erh. G. L. Cognac: Fr. 2,50 Ab. 1. Qu. erh. 674 G. St.: Ab. Rest 3. und 4. Qu. und Ab. 1. und 2. Qu. mit öwfl. 6, ausgeglichen. Bfl. Weiteres. A. K. M- S.: Mt. 3,- J. W. Lbck.: Mt. 3.- Ab. 1. Qu. erh. Ab. 1. Qu. erh.

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Schaft. Mr. 100,- à Cto. Ab. und Nachr. vom 2/2. erh. E. längst besorgt. Schr. B.: Mt.-, 75 Portozuschlag pro 1. Qu. erh. R. Luzern: Fr. 4, Ab. 1. Qu. für L. und Gen. in A. erh. Romeo und Julia: Mt. 20,- pro Сto. Ufd. dkd erh. A. L. D.: Mt. 3, Ab. 1. Qu. erhalten. Deutscher Arbeiterverein Wädensweil: Fr. 7,- pro Ufd. dkd. erh.- Ruprecht: Mt. 10, à Cto. Ab. 1. Qu. und Weiteres dkd. erh. Rother Greif: Bf. vom 4. erh. Gew. Adr. zc. folgt.- J. Rtbch.: Fr. 2,40 Ab. 1. Qu. u. Schft. erh.- Pgt. und Sch. Gon.: Fr. 7,40 Ab. 1. Qu. durch Freundeshand erhalten. E. Ratt.: Mt. 32,40 Ab. 1. Qu. erh. Stbrg.: Mt. 20,- à Conto Ab. und Mt. 9,- Schst. erh. Weiteres nach Wunsch. Hannibal : 4 a. d. Eider : Betr. Sdg. nicht unterwegs verzögert. Weiteres notirt. von uns ausgegangen, auch J. zweifelhaft. Wahrscheinlich Bolizeimache. Der Betaunte: Bfe. und Ggrchg. vom 4/2. erh. B. hatte Bfp. zu besorgen, deshalb 4 früher. Mit 6 war E. dran. Marat M.: Ggrchg. Bliz: gutgebr. Macht nur Mt. 53,97. Bstlg. folgt. Weiteres notirt. Bf. vom 5/2. erh. H." 48/59 zu kaufen, fehlen z. 3. leider. Fonds zu Blanc: zu diesem Zweck. Rother Stern: Folgt Alles nach Wunsch. Mt. 26,- à Cto. gutgebr. Schftbftllg. 2c. baldigst. P. Gen. Gera : Mt. 32, à Cto. Athle. dkd. erh. X 3: Mt. 10,- á Cto. Abon. erh. U. a. D.: Reklamiren Sie bei Nog. Addr. N. geordnet. J. R. in Moos: Fr. 1, f. Ftgschft. erh. Weiteres kommt dkd. zur Verwendung. Gruß!

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Samstag, den 10. Februar; Abends 8 Uhr, im.

Zürich . Café Kessler:

Geschlossene Versammlung der deutschen Sozialisten.

Tagesordnung: Besprechung der Kongressanträge. Delegirtenwahl. Die Genossen sind aufgefordert, vollzählig zu erscheinen. Jedes Mitglied ist verpflichtet, die Mitgliedskarte vorzuzeigen. Ohne diese kein Eintritt gestattet. Der Lokalausschuss der deutschen Sozialisten.

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Kampfe mit der Sozialdemokratie.

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