die frankischen Könige die ungeheuren, dem Gesammtvolke ge-hörenden Ländereien, namentlich Wälder, in Besitz, um siedurch Schenkungen an ihr Hofgesinde, an ihre Feldherren, anBischöfe und Aebte zu verschleudern. Sie bildeten dadurch denStamm des späteren Großgrundbesitzes von Adel und Kirche.Die letztere besaß schon lange vor Karl dem Großen ein volle«Drittel alles Bodens in Frankreich; es ist ziemlich sicher, daßdieses Berhältniß während des Mittelalters für das ganzekatholische Westeuropa gegolten hat.Die fortwährenden inneren und äußeren Kriege, derenregelmäßige Folge Konfiskationen von Grund und Boden waren,ruinirten große Mengen von Bauern, so daß schon zur Mero-vingerzeit es sehr viele freie Leute ohne Grundbesitz gab. Dieunaufhörlichen Kriege Karls des Großen brachen die Haupt-kraft des freien Bauernstandes. Ursprünglich war jeder freieGrundbesitzer dienstpflichtig und mußte nicht nur sich selbstausrüsten, sondern auch sich selbst sechs Monate lang imKriegsdienst verpflegen. Kein Wunder, daß schon zu Karls Zeitenkaum der fünfte Mann wirklich eingestellt werden konnte. Unterder wüsten Wirthschaft seiner Nachfolger ging es mit der Bauern-freiheit noch rascher bergab. Einerseits zwang die Roth derNormannenzüge, die ewigen Kriege der Könige und Fehden derGroßen, einen freien Bauern nach dem andern, sich einenSchutzherrn zu suchen. Andrerseits beschleunigte die Habgierderselben Großen und der Kirche diesen Prozeß; mit List,Versprechungen, Drohungen, Gewalt, brachten sie noch mehrBauern und Bauernland unter ihre Gewalt. Im einen wieim andern Fall war das Bauernland in Herrenland ver-wandelt und wurde höchstens den Bauern zur Nutzung gegenZins und Frohn zurückgegeben. Der Bauer aber war auseinem freien Grundbesitzer in einen zinszahlenden und froh-nenden Hörigen oder gar Leibeigenen verwandelt. Im west-fränkischen Reich, überhaupt westlich vom Rhein war dies dieRegel. Oestlich vom Rhein erhielt sich dagegen noch einegrößere Anzahl freier Bauern, meist zerstreut, seltner inganzen freien Dörfern vereinigt. Doch auch hier drückte im10.—12. Jahrhundert die Uebermacht des Adels und derKirche immer mehr Bauern in die Knechtschaft hinab.Intereffenpolitik.Alle« will heutzutage„Jnteressenpolitik" treiben. Bisher sei sie ver«uachlässigt, nicht verstanden worden; jetzt mllffe sie znr Geltung kommen— darin liege da« Heil der Menschheit. Ohne Intereffenpolitik könntenStaat und Gesellschaft nicht gesunden.Wo Begriffe fehlen, pflegt bekanntlich ein Wort sich einzustellen, demvon dem gedankenlosen Hausen der Plapperer und Nachplapperer einewunderwirlende Kraft beigelegt wird. Ein solche» Wort ist die„Jntereffea-Politik".Was versteht man darunter? So viel Antworten, so viel Meinungen.Nicht zwei verstehen daffelbe darunter. Und das ist sehr natürlich. DennJeder hat nur seine eigenen, persönlichenSonder« Interessenim Auge, und diese sind, je nach der gesellschaftlichen und wirthschaft-lichen Lage verschieden. Der Kleinbauer hat andere Jntereffen als derGroßbauer, dieser wieder andere als der Landmagnat; der Handwerkerandere als der Fabrikant; der Kleinfabrikant andere als der Großsabri-kant; der Handeltreibende andere als der Industrielle; der Schlosserandere als der Tischler und so weiter in's Unendliche.Herr Bismarck, oder richtiger die reaktionären Rllckwärtsresormer, dieihn unter Kuratel genommen haben, bezwecken mit dem von ihnen nnterdie Leute geworfenen Stichwort: Intereffenpolitik zweierlei:1) einerseits alle gemeinen Instinkte der Selbstsucht in den Menschenzu entfesseln; anderseits in dem verzweifelnden„armen Mann" allerKategorien allerhand vage Hoffnungen zu erwecken, und ihn dadurch zuködern.2) sollen dem famosen Satz de» divide et impera!(Theile undherrsche) entsprechend, die verschiedenen Gesellschaftsklassen gegen einandergeyetzt und dadurch verhindert werden, sich gegen den gemein-s a m e n Feind zu verbunden, dem sie, in ihrer Getrenntheit, wider«standsunsähig znr Beute fallen müssen.Was Bismarck und seine Leute in puncto des Verhetzen« geleistethaben, da« ist unfern Lesern bekannt. Nie hat es eine Regierung gegeben, die mit gleicher Gewissenlosigkeit und gleichem Zynismus an diegemeinsten Instinkte appellirt, die niedersten Leidenschaften entfesselt, durchlügenhafte Borspiegelungen die Massen zu täuschen versucht hätte.Genau betrachtet, hat da« Wort„Intereffenpolitik" gar keinen beson-deren Sinn. Entweder heißt es, daß man Politik treibt, um seineInteressen zu sördern, oder es heißt nichts.Daß aber die Herren, welche Politik treiben, von jeher und in allerHerren Länder die Politik zur Förderung ihrer Interessen benützt, also„Intereffenpolitik" getrieben haben, ist eine Thatsache, mit der Jeder de«ABC der Geschichte Kundige vertraut ist.Bismarck und seine Leute verstehen dies auch für sich unter Interessen-Politik, und sie haben den Beweis geliefert(Bismarck durch den Sachsen-wald und ein„Eigenthum" von ca. 30 Millionen Mark) daß ihre Vor-liebe für die Intereffenpolitik keine bloß platonische ist. Aber der„kleine Mann", den man braucht, soll in den Wahn versetzt werden, daßdie großen Weltbeglücker: Bismarck und seine Leute, auch für ihn undin seine Taschen„Intereffenpolitik" treiben wollen— der plumpsteBauernfang, dessen sich je politische und unpolitische Schwindlerschuldig gemacht.Greisen wir nnr die„Intereffenpolitik" der Getreidezölle heraus.Die reichen Junker und Laudmagnaten stecken 30,000—40,000 Markjährlich rein in die Tasche, während dem Kleinbauer zwar ein paarlumpige Mark ostenfiv in die rechte Westentasche gesteckt, gleichzeitigaber zehn Mal so viel Mark heimlich au« der linken Westentasche stiebitzlwerden. Das ist schon nicht mehr politische Taschen s p i el er ei, da«ist politische Taschen d i e b e r e i!Gewiß soll die Politik Jnteressenpolitik sein: allem, wie wirdie» schon früher ausführten, nicht die Politik verwerflichen, antagoui-stischen Sonder interesse«, sondern die Politik der harmonisirtenInteressen, de« Gemeininteresse«— kurz s« z i a-listische Politik.Jede andere Jnteressenpolitik ist Raub oderBauernfängerei.Bon dieser wahren Jnteressenpolitik haben die herrschenden Klassenjedoch keine Ahnung. Sie haben zu allen Zeiten nur an ihre Sonder-interessen gedacht.Wie ander« da« Proletariat.Hat der Adel, hat die Bourgeoisie jemals einen Beweis solch erhabenerSelbstverleugnung gegeben wie da» e n g l i s ch e P r o l e t a r i a t, alses zu Ansang der sechziger Jahre nach Berhänguug der B l o k a d e überdie amerikanischen SUdhäsen und der hierdurch hervorgerusenen Baum-wollen n oth— stall in da» Geschrei der reaktionären, sür denSklavenhalterbund schwärmenden Aristokratie und Bourgeoisie einzu-stimmen, sich für die N o r d st a a t e n, und für die Berechtigungder Maßregel erklärte, dieihmdenHungeriusHau« brachte?Da« Sonder interesse trieb die englischen Arbeiter damals zweifellosin da» Lager der Sklavenhalter und ihrer Patrone; allein da» höhereInteresse: ihr K l a s f e n i n ter e ff e, und da« Interesse derMenschheit trieb sie in da» Lager der gegen die Sklaverei kämpfendenNordstaaten.Indem sie ihre Sonderintereffen den Klassen- und Meuschheitsinter-essen unterordneten, leisteten sie der Kultur einen unvergeßliche» Dienst,beschleunigten sie die Emanzipation der arbeitenden Klassen und triebenwahre Jnteressenpolitik.Da» Beispiel de» englischen Proletariat« wird an den Proletariern derübrigen Länder nicht verloren sein.Sozialpolitische Rundschau.Zürich, 4. April 1883.— Wie das Proletariat seine Tobten ehrt. Zu einerwürdigen, erhebenden Demonstration hat sich die T r a u e r f e i e r ge-staltet, welche die Arbeiter New-Vork» am 19. März im Eooper-Institute veranstaltet hatten, um da« Andenken ihre» unsterblichen Lehrersund Mitkämpfers Karl Marx zu ehren. Um 8 Uhr, berichtet die„N.-D. Bolkszeimng", war in der mit dem Porträt des Verstorbenen,Fahnen der verschiedenen Gewerke und Bereine, Blumen und Inschriftenreich gezierten großen Halle kein Platz mehr und Tausende, die kemenEinlaß mehr finden konnten, drängten sich in den Korridor» und aufden Trottoir« vor dem Gebäude. Die große Menschenmenge verhielt sichwürdig, ruhig; Alle waren feierlich gestimmt, und als mit dem Orgelvortragvon Beethoven'« Trauermarsch die Feier begann, war es still im Saale,wie in einem Grabgewölbe. Nachdem Genosse M c. G u i r e die Ver-sammlung mit einer kurzen Ansprache eröffnet hatte, in welcher er sagte,dieselbe sei nicht berufen worden, um Personenkultus zu treiben, sondernum das Andenken eines großen Denker» zu ehren, folgten Reden inenglischer, deutscher, russischer, böhmischer und französischer Sprache.Der erste Redner war Viktor Drury. Er sagte u. A.:„Wir betrauern heute den Verlust eine« Manne», der, obwohl nichtselbst Arbeiter, den Arbeitern geHolsen hat in dem Kampfe der Schwachenund Armen gegen die Mächtigen und Reichen. Karl Marx ist verlachtund verhöhnt worden, wie Alle, die sich in der Internationale a<«Denkerund Kämpfer hervorgethan haben. Man hat die Internationa'« ver-lacht und todtgesagt, aber Euer Hiersein heute Abend ist ein Bewei», daßsie noch lebt!(Großer Beifall.) Und so lange noch ein Tropfen warmenBlutes in den Adern denkender Arbeiter fließt, so lange wird die inter-nationale Brüderlichkeit der Arbeiter fortdauern. Das von der Inter-nationale begonnene Werk wird trotzalledem und alledem noch zu einemherrlichen Ende geführt werden."Ihm folgte John Swinton:„Wir halten heute ein Requiem sür Karl Marx, der die Welt so-eben verlassen hat. Im August 1880 habe ich Marx zum ersten undzum letzten Male in England gesehen und er hieß mich in seiner Sommer-wohnung am Meere bei Ramsgate willkommen. Ich fand ihn zusammenmit seiner Familie von zwei Generationen. Die graziöse Frau mit demsanften Gesicht und der süßen Stimme, welche mir die Thür öffnete,war die Herrin de» Hause», das Weib von Karl Marx, und der Mannmit dem massiven Kopf, der großmüthigen Miene, dieser Mann mit dembuschigen, grauen Haar und Bart, dieser merkwürdige Mann ist KarlMarx, der Student von Berlin, der Kritiker Hegels, Journalist, Revo-lutionär, der Autor des„Kapital", der Gründer der gefürchteteu Juter-nationale, der Verbannte, der Flüchtling, welcher seit 40 Jahren einesolche sormidable Rolle in der Revolutions-Politik der Welt gespielt undhinter den Erdbeben gestanden hat, welche Nationen erbeben gemacht undThrone zerschmettert haben, und der noch die gekrönten Häupter undBetrüger mehr bedroht, wie irgend ein anderer Mann in Europa, JosesMazzini nicht ausgenommen.„Während de« halben Sommertages, den ich bei Marx zubrachte, warich oft von seinen Worten überrascht. Sein Dialog erinnerte mich anSokrates— so frei, so vernichtend, so schaffend, so schneidend, so wahr—mit seinem sardonischen Anflug, seinen Witzesblitzen und seiner burschi-kosen Lustigkeit: Er sprach von politischen Kräften und Volksbewegungenin den verschiedeneu europäischen Ländern, der großen Strömung inRußland, der Bewegung in den Gemüthern der Deutschen, der That-kraft der Franzosen, der Unbeweglichleit der Engländer. Es war klar,daß dieser Mann, von dem man in der Oeffentlichkeit so wenig sah undhörte, tief in den Strom der Zeiten eingriff, daß von der Newa bi» zurSeine, von den Pyrenäeu bi» zum Ural seine Hand am Ruder war.Und seine Arbeit war nicht umsonst; er hat so manchen heilsamen Wechselhervorgebracht, und als ich ihn frug:„Warum thun Sie jetzt nichts?"bemerkte ich, daß er sah, daß ich zu den Uneingeweihten gehöre und daßer keine direkte Antwort geben könne. Er sprach unumwunden von seinenZeitgenossen, dem stürmischen Russen Bakunin, dem brillanten DeutschenLaffalle, dem Franzosen Rochefort und ich konnte sehen, wie sehr seinGeist sich mit den Menschen beschäftigte, welche unter anderen Verhält-nissen die Weltgeschichte bestimmt haben möchten. Ich fand auch, daßMarx die Vorgänge in Amerika genau beobachte, und seine Aeußerungenzeugten deutlich von seiner scharfen Auffassungsgabe und gerechten Beur-theilung.„Ich habe in Marx den Mann gesunden, wie ich mir ihn vorgestellthatte, einen Mann ohne Sucht nach Schein und Ruf, der nichts umPrahlerei und Aussehen gab, ohne Hast und ohne Rast, einen Mann mitstarkem, großem, erhabenem Geist, voll von weitreichenden Projekten,logischen Methoden und praktische» Zielen. Solche Männer hat es zukeinen Zeilen viel gegeben. Wenn sie erscheinen, werden sie von derMenschheit nicht willkommen geheißen, sondern sie werden verachtet, außer-halb de» Gesetze« gestellt, eingesperrt oder gehängt.„Karl Marx plante die Befteiung der ganzen Menschheit von Unter-drückung und Knechtschaft. Er war ein Mann von erhabenem Geist,ausgerüstet mit allem Wissen seiner Zeit. Er hat die Liebe der ganzenMenschheit verdient. Er hat Außerordentliche« geleistet und erst späterwird der ganze Umfang seines Wirken« gewürdigt werden können. KarlMarx proklamirte fruchtbare Ideen, die sich m der InternationalenArbeiter-Affoziation verkörpert haben und die den Arbeitern der ganzenWelt den Schlachtruf in den Mund gelegt haben. Er widmete sein ganze«Leben den Enterbten und vernachlässigte seine eigenen Jntereffen, indemer sich dem Hasse der Mächte bloßstellte, welche ihn außerhalb de« Ge-setze« erklärten. Indem er der Menschheit Alle« gab, gab er mehr, al«irgend ein Anderer tonnte, er gab sich selbst I Sein Verlust für unsist groß.„Genossen überall, vereinigt Eure Wehklagen mit den Unsrigen. Invielen Werkstätten unsere» Lande« find die Augen der Arbeiter heutefeucht, weil ein Träger de» Licht» gesunken ist. Hunderte junger Stu-deuten in vielen Ländern trauern um ihren Meister. Seine Schüler inden Gesängnissen von Deutschland, Oesterreich, Rußland, Spanien undItalien weinen um ihn; aus den Steppen von Sibirien wird um ihngewemt.- Aber, obwohl er gestorben, er ist nicht tobt, er lebt in denHerzen der Menschheit und sein unsterblicher Geist weilt unter uns l(Sichnach dem Bilde von Marx wendend): Bleibe bei un» mächtiger Schatten,und dennoch, fahre wohl, theurer Freund, fahre wohl l"(Stürmischer,lang anhaltender Beifall.)Dr. Adolf D o u a i:„Bor Deutschen und in deutscher Sprache die Bedeutung vonKarl Marx zu würdigen, heißt eigentlich Wasser in» Meertragen. Diejenigen Deutschen, welche noch nicht seine Schriften, vorallen„Das Kapital", gelesen, d. h. studirt haben, sind zu bedauern, wennsie dazu noch keine Gelegenheit gehabt haben; wenn sie es aus anderenGründen nicht gethan, sind sie zu verurtheilen. Ganz besonder» dieGelehrten, für welche da« Studium diese« streng wissenschaftlichen Werke«keine Schwierigkeit hatte, wie für Hunderte, ja Tausende von Arbeitern,welche nicht abließen, bi« sie es verstanden. Es gibt in der ganzen Ge-schichte der Wissenschaften nicht« Schmachvollere« al« die Art, wie deutscheGelehrte, selbst Fachgelehrte de« Marx'schen Fache«, sein Werk behandelt,d. h. wie sie es todlzuschweigen gesucht haben. Wenn sie die Ergebnisseeiner so bedeutenden Forschung nicht billigten, so war es ihre wissenschaftliche Pflicht, e» zu widerlegen; wenn sie daran zu berichtigen fanden,e« zu berichtigen; wenn sie e» nicht widerlegen oder berichtigen konnten,die» einzugestehen. So gebeut e« da« wissenschaftliche Ehrgefühl undGewissen.„Die Regierungen aber und die Ausbeuterklasse haben da« unwider-legliche Werk, sobald e« von Tausenden intelligenter Arbeiter begriffenwar, dadurch geehrt, daß sie die Verbreitung feiner Wahrheiten verbotenhaben. Sie haben Ausnahmegesetze gegen die Anhänger von Marxerlassen, sie haben ihnen Rede-, Preß- und Bersammlungk-Freiheit ent-zogen und dadurch bewiesen, daß da« Werk unwiderlegliche Wahrheitenthält und daß mit Gewalt deren Ausbreitung verhindert werden muß,wenn sie selbst fortbestehen sollen. Ja, in ganz Europa, die Schweizund England ausgenommen, ist dem Worte, welches Wahrheit spricht,Gewalt entgegengesetzt, und für die Anhänger de« Marx gibt e«keine Redefteiheit mehr. Hat man je einem wissenschaftlichen Werke einschlagendere« Werthzeugniß ausgestellt als diese«? Aber damit hat mauzugleich dem arbeitenden Volke gelehrt, daß Gewalt nur durch G e-w a l t vertrieben werden könne. Man hat von oben herab bestätigt, wa«Marx bewiesen hat,„daß die Gewalt noch immer die Hebamme allergroßen Neuerungen gewesen fest"„Als Deutschen geziemt e« un«, diesen Stolz der Nationalität, diese«unsterbliche Verdienst unseres Marx zu würdigen. Kein Gelehrterunserer Nation hat in seinem Fache Größere» geleistet al« Marx, selbstnicht K o p e r n i k u s, der die Himmelskunde revolutionirte. Er hatdiejenige Wissenschaft revolutionirt, welche da« allgemeine Volkswohlaller Völker am tiefsten berührt, welche mehr als die Religion, mehrselbst al« die Naturwissenschaften, oder die Geschichte auf alle Menscheneinwirkt. Er hat seinem Volke die größte Ehre unter allen Gelehrten,und allen Völkern die größte Wohlthat erwiesen."S. E. S ch e w i t s ch:„Dies ist die größte internationale Versammlung, die ich jemals ge-sehen habe. Diese Tausende, die ich hier vor mir habe, find entschlossenfür die Ideen de« unsterblichen Marx zu leben und zu sterben!(GroßerApplaus.) Ich will jetzt zu meinen russischen Landsleuten reden undich versichere die Bürger diese« Lande«, daß die russische Jugend, dierussischen Studenten, die Ideen von Karl Marx kennen, daß sie sür siein Kerkern und Bergwerken schmachten, und daß, so lange es noch russischeRevolutionäre gibt, so lange werden sie nicht aufhören, Marx' Ideen zuverbreiten und für ihre Verwirklichung zu kämpfen!" Der Redner sprachdann mehrere Minuten lang in russischer Sprache, woraus er eine deutscheAnsprache hielt, die mit den Worten begann:„Es lebe Karl Marx!"(Großer Jubel.) Die Ideen von Marx leben und werden in alle Ewig-keit leben. Die Größe von Marx besteht darin, daß er der Welt sagte,weshalb, um was sie kämpfe. Er hat nachgewiesen, daß die Eutwickelungder Bourgeoisie, wie sie jetzt ist, eine geschichtliche Nothwendigkeit war.Die kolossale, die welterobernde Kraft, welche au» seineu Werken spricht,besteht darin, daß er nachweist, daß au« den bestehenden Verhältnissensich die kapitalistische Produktionsweise entwickeln mußte. Die Internationalewar die Verkörperung seiner Werke. Der Mann, der das„Kapital"schrieb, konnte nicht anders, er mußte der Gründer der Internationalewerden I Die Internationale ist nur der Form nach todt, aber in derWirklichkeit wird und kann sie nicht sterben, sie lebt und wird immerleben, auch wenn die Völker verbrüdert und befreit sein werden. Lassetun« heute geloben, für die Ideen, welche Karl Marx ausgesprochen, zuleben, zu kämpfen und auch, wenn'« nöthig werden sollte, dafür zusterben!(Großer Beifall.)E« sprachen hieraus noch JosephBunatain böhmischer, The oph il;Millot in französischer, Mc. Guire in englischer und JohannM o st in deutscher Sprache. Eine Resolution, welche den durch Marx'Tod erfolgten unersetzlichen Verlust sür die Sache der Arbeit tief beklagt und gelobt, niemals da» große Wort:„Proletarier aller Ländervereinigt Euch l" zu vergessen, wurde mit rauschendem Beifall begrüßtund dann die Feier mit dem Vortrage eines Liebe« geschlossen.— Niedriger hängen. Mit einer Ausnahme, sagten wir inletzter Nummer, legte die sozialistische Arbeiterpresse Zeugniß dafür ab,wie klar sie sich der Bedeutung von Karl Marx ist. Diese eineAusnahme ist— der Pariser„Prolctaire". Dort thul Herr PaulB r o u s s e unfern großen Lehrer in folgender Weife ab:„Marx zeigte sich al» ein gewaltiger Denker und in ökonomischenDingen(nur in ökonomischen?) al« ein Analytiker und Kritiker ohneGleichen. Er erörterte zunächst systematisch die Idee einer materialistischenGeschichtsausfassung und wenn der Sozialismus eine wissenschaftlicheBahn eingeschlagen hat, um sie nicht wieder zu verlassen, so verdankenwir da» ihm. Aber muß man darum mit Herrn Engel« erklären, daßdie Marx'sche Lehre da« G l a u b e n« b e k e n n t n i ß de» universellenSozialismus ist, oder mit Herrn Lawroff, daß da«„K a p i t a l" da»sozialistische Evangelium ist? Muß man mit den Frommen der Pariser„Verwachsung" in vollständige Uebereinstimmyng mit seiner Lehre treten?Da« wäre übertrieben. Marx war ein großer Mann, er ist kein Gott.WieOwen, wie Saint Simon, wie Proudhon ist erheute ebenfalls überholt, die wissenschaftlichen Arbeiten derNeuzeit haben die Grundlagen der materialistischen Geschichte bedeutenderweitert, und wa» die kommunistische Eutwickelung de« Eigenthum» an«betrifft, so läßt die Theorie der„öffentlichen Dienste",die aus den außerhalb de« Marx'schen Einflüsse«stehenden internationalen Kongressen von Brüsselund Bern 1874 und 1878 entstand, den Marx'schenKommunismus weit hinter sich in der Utopie."So Herr Brousse, weiland Mitglied der bakunistischen Allianz, Auar-chist par excellence und glühender Verehrer von Hödel und Nobiling.Was sollen wir dazu sagen? War es nicht wirklich schwere« Unrechtvon Herrn Lawroff, dem Verfasser der„historischen Briefe", in dem dierussischen Sozialisten seit Jahren ihre bedeutendste geistige Kraft erblicken,erst bei Herrn Brousse, den er ja in Pari« so reichlich Gelegenheit hat,zu sehen, über die Bedeutung des„Kapitals" anzufrageu? Von denIgnoranten Engel« und Lafargue ganz abgesehen. Diese Leute wissengar nicht, wa» in der wissenschaftlichen Welt vorgeht, daß Marx längstüberholt ist, überholt von der Wissenschaft, überholt von den HerreuBrousse und Genossen IDie„Theorie der öffentlichen Dienste", davon habe ich ja noch garnicht« gehört, mag hier mancher unserer Leser ausrufen. Leider, müssenwir beschämt gestehen, haben wir bisher noch die Gelegenheit verabsäumt,unsere Leser mit dieser großen Neuheit bekannt zu machen. Doch wirkönnen daS schnell nachholen. Wohl Jeder von un» hat schon in Agitation»-Vorträgen und Diskussionen die Gegner de» Sozialismus daraus hin-gewiesen, daß wie schon heute öffentlich- Anlagen, Museen ,c. auf Kostender Gesammtheit dem Einzelnen unentgeltlich zur Verfügung gestelltwerden, so in der sozialistischen Gesellschaft der«reis dieser gesellschaft-lichen Leistungen immer mehr erweitert wird, bi» der kommunistischeGrundsatz„Jedem nach seineu Bedürfnissen", zur Verwirklichung gelaugtist. Dieser gemeinplätzliche Gedanke ist die angeblich in Brüssel undBern ausgeheckte Neuheit, die Marx und seinen Kommunismus weithinter sich„m der Utopie" zurückläßt.Wie konnte dieser Marx auch 1847 im kommunistischen Manifestschreiben:„Der nächste Zweck der Kommunisten ist derselbe wie der allerübrigen proletarischen Parteien: Bildung de» Proletariat« zur Klasse,Sturz der Bourgeoisieherrschast, Eroberung der politischen Machtdurch da« Proletariat.Die theoretischen Sätze der Kommunisten beruhen keineswegs ausIdeen, aus Prinzipien, die von diesem oder jenem Weltverbesserererfunden oder entdeckt find."„Das Proletariat wird seine politische Herrschast dazu benutzen,der Bourgeoisie nach und nach alle« Kapital zu entreißen, alle Pro-duktions-Jnstrumenle in den Händen de« Staat«, d. h. de» al«herrschend- Klasse orgauifirteu Proletariat« zu zeutralisiren, und dieMasse der ProduktionSkräste möglichst rasch zu vermehren."Oder 1871 in der Adresse de« Generalrathe« der Internationalen überden„Bürgerkrieg in Frankreich":