Anarchistische Polemit. Unser Artikel in Nro. 21 des " Sozialdemokrat" hat uns eine wahre Fluth von Beschimpfungen seitens des in demselben gekennzeichneten Herrn Peutert zugezogen. Da wir die Kampfesweise dieser Sorte Anarchisten zur Genüge kennen, so überrascht uns das keineswegs. Eine Diskussion ist mit diesen Leuten, deren Ueber­zeugung kaum von einer Woche zur andern reicht, eben nicht möglich. Behauptet doch Herr Peukert jetzt frischweg, er habe sich noch nie" mit einer Silbe überhaupt gegen den Normalarbeitstag 2c. ausgesprochen, er habe sich nur entschieden gegen jene Infinuation verwahrt, daß wir unter den gegebenen Verhältnissen, angesichts unserer politischen und wirthschaftlichen Zustände, endlich angesichts der Vergewaltigungen, welchen wir Arbeiter im Kampfe um unsere politischen und sozialen Rechte ausgesetzt sind", für derartige Balliativen erwärmen fönnten und uns durch solche Köder" zu dem Zwecke der feudal- klerikalen Partei ge­winnen zu lassen."

"

Und das schreibt derselbe Mann in demselben Organ, in welchem er zwei Nummern vorher geschrieben hatte:

,, Damit ist zur Evidenz bewiesen, daß für die arbeitenden Klaffen durch diesen Gesezentwurf( Normalarbeitstag, Beschränkung der Frauen­und Kinderarbeit 2c.!) bei der bestehenden Produktionsweise tein Jota an ihrer materiellen Nothlage abgeändert wird!"

Wenn die Arbeiter auf den Normalarbeitstag warten sollen, bis die sozialistische Produktionsweise durchgeführt ist, so hat diese Forderung als solche überhaupt keinen Sinn, das sollte selbst ein Anarchist einsehen. Aber Herr Peufert hat noch nie mit einer Silbe fich gegen den Nor­malarbeitstag ausgesprochen", nämlich noch nie gegen den Normal­arbeitstag auf dem Monde.

Weiter sucht Herr Peukert bei seinen Lesern den Glauben zu erwecken, unser Artikel ftüße sich lediglich auf den Zeitungsbericht über seine Aus­fage in der Gewerbefommission, dieser sei die Grundlage des ganzen Machwerks". Kein Wort darüber, daß wir gleichzeitig seinen Artikel in der Zukunft" unserer Kritik zu Grunde legten. So kann er uns doch -natürlich in seiner blühenden Sprache abgefeimter Ränkeschmied", professionsmäßiger Ehrabschneider" 2c., den Vorwurf machen, illoyal vorgegangen zu sein. Die Anarchisten gefallen sich nämlich gern in der Rolle der gekränkten Unschuld.

-

Auf die Insulten, die Herr Peukert dem von ihm vermutheten Ver­faffer des fraglichen Artikels an den Kopf wirft, haben wir natürlich feinen Grund zu antworten. Dagegen wollen wir nicht von ihm schei­den, ohne nicht noch zur Beluftigung unserer Leser mitgetheilt zu haben, wie Herr Peutert seine Gläubigen, und sie müssen sehr gläubig sein, wenn sie sich eine derartige Redaktion gefallen laffen, über die Partei­verhältnisse in Deutschland   informirt. Da schreibt er:

In allen Theilen des Reiches gährt es gewaltig und trotz der pom­pösen Berichte über die Wirkung des Kopenhagener Sozialistentongresses, daß die Wahlsozialisten einiger und stärker denn je dastehen, sind es die ,, revolutionären" Elemente, welche an allen Ecken und Enden spucken. Von überall(!) gehen Berichte ein, daß Flugschriften revolutionären Inhaltes verbreitet werden. Man kommt immer mehr zu der Ueber­zeugung, daß die pompösen Berichte für die Züricher Gründer Gesell­schaft" nothwendig sind, um die Wahrheit zu verdecken."

Gegenüber solcher Leistung streichen wir allerdings die Segel.

In Heidelberg   wurde am 21. Juni der Maler Nöm kült nach sechswöchentlicher Untersuchungshaft wegen Verbreitens verbotener Schriften zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. Die Richter waren aber so liebenswürdig, die 4 Wochen durch die sechswöchentliche Haft für ver­büßt zu erklären.

Dänemart. Der Redakteur unseres dänischen Bruderorgans, des Sozialdemokraten" zu Ropenhagen, ist auf Veranlassung des Justizministers mit einer Antlage auf Majestätsbeleidigung bedacht worden. Es handelt sich um einen Artikel, der die Antwort des Königs auf eine Adresse des Folkethings bespricht.

Der Streit der Zigarrenarbeiter dauert fort. Ein uns zugeganges Birtular ersucht die Kollegen allerorts dringend um Unterstützung. Gelder sind zu senden an: E. Ifyller Saxogade 355 Sal. W. Kopenhagen.

Korrespondenzen.

Hamburg  , 20. Juni. Die erste Wahlschlacht ist geschlagen, der theilweise Sieg errungen. Unser Kandidat Bebel hat eine große relative Majorität erhalten. Am Wahltage entfaltete sich hier ein sehr bewegtes Leben auf den Straßen und in den Wirthshäusern, besonders in den Arbeiterquartieren. In der Mittagszeit ud in den Abend­stunden durchzogen zahlreiche kleine Trupps die Straßen, um die Säu­migen zur Wahlurne zu holen; doch auch die Gegner waren auf dem Bosten, besonders die Fortschrittler, welche siegesgewiß nuter großem Geräusch ihre Agitation betrieben. Ueberall sah man Standarten, die auf den Straßen umhergetragen wurden, auf denen die Namen Bebel, Rabe oder Roscher prangten.

Da die Polizei sich völlig ruhig verhielt, tamen auch nirgends Ruhe­ftörungen vor. Verhaftet wurden nur zwei jugendliche Arbeiter, die den Namen Bebel an die Häuser und auf das Trottoir schrieben; doch wur­den dieselben sofort nach Feststellung ihrer Personen wieder entlassen. Anwesend war unser Genosse Hasenclever, der mit einigen hiesigen Sozialdemokraten die einzelnen Wahllokale besuchte, überall von alten Bekannten und Freunden mit Freuden begrüßt. Dabei sei bemerkt, daß entgegen der Behauptung einzelner fortschrittlicher Blätter, die sozial­demokratischen Abgeordneten hätten sich in Hamburg   nicht sehen lassen, außer Hasenclever, der vier Tage hier war, noch die Ge­noffen Kayfer und Liebknecht   uus vor der Wahl besucht haben. Den Höhepunkt erreichte die Wahlfreude, als später auch unsere dänischen Genossen, Holm, Hördum und Westerberg aus Kopen­ hagen  , welche sich eine deutsche   Wahlbewegung in der Nähe und zu­gleich Hamburg   ansehen wollten, begleitet von zahlreichen hiesigen Ge­noffen, von Wahllokal zu Wahllokal zogen. Sie blieben nebst Hasenclever noch bis Montag früh hier und sprachen wiederholt ihre Befriedigung aus über Hamburg   und die Haltung der hiesigen Parteigenossen, die sich wohl erinnerten, wie außerordentlich gastfreundlich die deutschen   Sozial­demokraten kürzlich in Kopenhagen   von den dänischen Genossen auf­genommen worden waren. So hat dieser Tag das Band, welches die dänischen und deutschen   Sozialdemokraten vereint, noch mehr befestigt. Am 29. d. M. findet die Stichwahl zwischen Bebel und Rabe statt, und täuschen nicht alle Anzeichen, so werden wir einen entschiedenen Sieg zu verzeichnen haben, obwohl es die Gegner nicht an Anstrengungen, denselben uns streitig zu machen, fehlen laffen werden.

Spremberg   N./L. Montag den 4. Juni hatten wir seit 1878 zum ersten Male wieder das Bergnügen, einen Genoffen, und zwar den Reichstagsabgeordneten Kayser, in öffentlicher Versammlung hier spre­chen zu hören. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht, trotzdem der Name des Referenten aus polizeilichen Rücksichten nicht öffentlich be­tannt gemacht worden war.

Ueber den Vortrag selbst ein Wort zu sagen, ist überflüssig; wer Kaiser gehört oder seine Reden gelesen, wird wissen, daß es ein äußerst gediegener war. Das bekundete auch die Versammlung durch die ge­spannte Ruhe und Aufmerksamkeit, welche während des Vortrages herrschte und nur durch wiederholte lebhafte Beifallsbezeugungen unterbrochen wurde. Widerspruch gegen K.'s Ausführungen wurde von keiner Seite erhoben, trotzdem die Mitglieder des hiesigen Gewerkvereins zahlreich zur Stelle waren. Nachdem Genosse Kayser noch mehrere an ihn gestellte Fragen beantwortet hatte, und sich Niemand mehr zum Worte meldete, wurde die Versammlung geschlossen. Ein Hoch auf unsern Kayser, aus der Mitte der Versammlung gebracht, war wohl der befte Dank für seinen vortrefflichen Vortrag; ein baldiges Wiedersehen hoffend, rufen wir ihm hiermit noch unsern besten Gruß zu.

Jm Großen und Ganzen macht die Partei hier recht erfreuliche Fort­

schritte, dafür sorgen schon auf's Beste unsere Herren Fabrikanten; sie säen Haß, wo sie nur können, möchten sie auch bald die Saat ern­ten! Die Firma L. H. Mittag, durch drei oder viermaligen Konkurs reich geworden, beschäftigt neben zahlreichen Maurer- und Zimmergesellen allein über 60 Tischler, wie aber alle diese Arbeiter von ihren Ausbeu­tern geachtet werden, hat Herr Richard Mittag, ein Bruder von dem schon früher einmal erwähnten Speiser(?), wohl am besten dadurch doku­mentirt, daß er vor kurzer Zeit einmal sagte: Wenn ich meinem Hunde aus Versehen auf die Pfoten trete, so thut mir das leid, sehe ich aber, daß meinen Arbeitern von der Arbeit die Hände bluten, so habe ich kein Mitleid."

Nun, wir werden uns das auf alle Fälle merken, und wird Herr Richard Mittag seinerzeit auch auf unser Mitleid nicht zu rechnen haben. Ein ebenso rücksichtsloses wie ungesetzliches Vorgehen gegen seine Ar­beiter zeigte dieser Tage auch der Tuchfabrikant Friz Müller am Roßplay. Wegen einer geringfügigen Ursache entließ derselbe einen Ar­beiter ohne vorherige Kündigung. Natürlich war dieser damit nicht ein­verstanden und ist jetzt ein Prozeß wegen Lohnzahlung im Gange; jeden­falls wird Müller auf 14 Tage Lohn zahlen müffen. Um nun Dem fünftighin nicht mehr ausgesetzt zu sein, legte Müller, und zwar, wie sein Werkmeister Dortenthon behauptet, auf Anrathen unseres Herrn Bürgermeisters, den Arbeitern ein Schriftstück zur Unter schrift vor, in welchem sie sich einverstanden erklären, wenn sie nicht nach Wunsch des Herrn Müller arbeiten, sofort entlaffen zu werden. Gefällt dem Arbeiter die Arbeit nicht mehr, so bleibt natürlich die Kün­digungsfrist bestehen! Auf Anrathen einiger Genoffen beschloffen die Ar­beiter, einige zwanzig an der Zahl, nicht zu unterschreiben, und wurde infolgedeffen fämmtlichen gekündigt und dieselben 14 Tage später entlaffen. " Sie werden schon wieder kommen, wenn sie den Hunger werden im Leibe spitren!" höhnte Herr Miller, und wirklich scheint er Recht zu haben, die größere Hälfte der Arbeiter hat, nachdem sie zwei Tage nicht gearbeitet, bereits diese entehrende Bedingung unterschrieben und die Arbeit wieder aufgenommen, von unseren Genossen ist natürlich keiner darunter.

Wir beabsichtigen nun, Herrn Müller noch eine tüchtige Knute zu überreichen, damit er anch Jedem, der etwa noch muckt, auch gleich ein paar fräftige Jagdhiebe aufbrennen kann! Zum Schaden wäre es nicht. Zum Schluß noch ein paar Worte über obengenannten Dortenthon, wie über die Herren Wertmeister im Allgemeinen. Diese Leute scheinen die Fabriken nur noch als Bordells zu betrachten, wo sie an den Ar beiterinnen, gleich viel ob Frauen oder Mädchen, ungenirt ihre Lüfte aus­laffen können; nur mit dem Unterschiede, daß sie dort dafür zahlen müssen und hier es eben ihre" Arbeiterinen sind, die sie beliebig annehmen oder entlassen können. Herrn Dortenthon erinnern wir ganz besonders an Frau Schulz, deren Familienleben der elende Hallunke auf diese Art zerstört hat. Wir schließen mit dem Ruf: Nieder mit der Pascha­F. wirthschaft!

Stollberg   in Sachsen  . Meine Korrespondenz in Nro. 10 des Sozialdemokrat bat den Erfolg gebabt, daß nach langer Ruhe die Bewegung hier etwas in Gang tommt. Es ist natürlich die Hochweise, welche die Agitation für uns besorgt. In ihrer Sucht, jeden zu vernichten, der einen Krebsschaden der heutigen Gesellschaft aufdeckt, und um die Schul­digen, den Gerichtsdiener Graubner nebst dem Amtswachtmeister, durch­schlüpfen zu lassen, läßt sie den Thatbestand der besagten Korre spondenz: die Durchprügelung des Handwerksburschen eine Sache, die hier allgemein bekannt ist hübsch beiseite liegen, sucht dagegen unserer Partei Eins auszuwischen. Haussuchungen über Haussuchungen werden vorgenommen, und selbst die unschuldigsten Arbeiter in Mitleidenschaft gezogen. Nun, ich will heute den hochweisen Staatsanwalt und das hochweise Amtsgericht mit der Nafe auf die Sache ftoßen, damit minde­ftens der Hallunke Gerichtsdiener Graubner, nicht sagen kann, meine Korrespondenz beruhe auf Verleumdung!

-

Der Handwerksbursche, Ihr Herren, hieß Röhner und ist aus Stollberg   gebürtig, und wenn Ihr authentische Zengen gebraucht, so wendet Euch an die Strumpfwirtermeister Karl Bartbel sen. und Karl Barthel jun., die können Euch reinen Wein einschenken. Sch sagte, die Hochweise ließe die Sache aus den Augen und bereite lediglich einen Schlag gegen unsere Partei vor. Ich will dies beweisen. Wären nämlich der Amtswachtmeister oder zum mindesten der Gerichtsdiener Graubner Kläger, z. B. wegen Beleidigung, so hätte die Staatsanwaltschaft mit der Sache gar nichts zu thun, so aber spielt ein schon seit Jahren bekaunter Gesinnungslump den Denunzianten und angehenden Spizzel in der Sache, um einen Bro­zeß auf Grund des berüchtigten Paragraphen 131 2c. zu ermöglichen. Der Name des Elenden ist Heinrich Kaufmann  , Fabrik­arbeiter, gegenwärtig in Mitteldorf   bei Stollberg   an­sässig. Dieser Kaufmann, der in früheren Jahren ein blutrother Anarchist gewesen sein soll, Die Hunde, die Blutsauger und Ausbeuter müssen alle aufgehängt werden; man muß von Oben herab anfangen" und ich glaube an eire fette Sau" so und ähnlich soll er sich vor dem Aus­nahmegesetz mit Vorliebe ausgelassen haben; nach Einführung des Aus­nahmegesetzes ist ihm aber das Herz und die Kourage in die Hofen ge­fallen; und wie er seiner Zeit wüthend und rebellisch gewesen, so ist er allmälig zum Schmarotzer bei seinem nun verstorbenen Arbeitgeber gegen seine Mitarbeiter herabgesunken. Bei seinem jezigen Arbeitgeber, dem Sohn seines früheren, findet diese schöne Seele tein Gehör, und so hat er sich denn ein anderes Feld gesucht. Charakteristisch an ihm ift: Er wurde vom Militärverein ausgeschlossen, was ihm aber, trotzdem er Anarchist sein wollte, doch nicht lieb gewesen ist; ferner wurde er erst vor Kurzem wegen rohen Benehmens von der Schüßengesellschaft her­ausgeworfen. Genug, dieser Kaufmann will einen Brief mit Ausschnitten aus dem Sozialdemokrat" durch die Bost empfangen haben. Er, der frühere Anarchist, gibt nun an, der Brief müsse von hiesigen Sozial­demokraten abgegangen sein, und das brauche er nicht zu dul­den, und deshalb denunzirt er der Staatsanwaltschaft einen ganz un­schuldigen Familienvater von 7 Kindern als den Absender und muth­maßlichen Verfaffer meiner oben erwähnten Korrespondenz.

-

-

Es ward infolgedeffen bei obigem Familienvater Ch. Friedrich Frenzel ist sein Name ein sehr ruhiger Mann, der trotz seiner zahlreichen Familie doch redlich dasteht und schon manchen Strauß für die Sache der Arbeiter mit ausfocht, wiederholt gehaussucht und auch jedesmal der Sozialdemokrat" vorgefunden, aber leider genügt das nicht für eine Anklage. Wie lange sie es noch so treiben werden, weiß ich nicht. Frenzel wird zweifellos einen harten Stand haben, aber ich habe Vertrauen zu ihm, daß er trotzdem der Sache der Arbeiter treu bleiben wird.

Doch wieder zur Sache. Ich habe durch einen Hausgenossen des Lumpen Kaufmann erfahren, daß um die fragliche Zeit und schon früher, wo Kaufmann den Brief erhalten haben will, der Gensdarm Günther von hier bei ihm aus- und eingegangen ist. Gensdarm Günther ist ein Sozialistenfresser, und ich will ihm durchaus nicht ab­sprechen, daß er etwas Menschentenner ist, denn er hat in Kanfmann seinen Mann gefunden. Woher aber weiß Kaufmann, daß die Aus­schnitte aus dem Sozialdemokrat" find? Und warum hängt er die Sache an die große Glode, wenn er nicht einen Zweck damit zu er reichen beabsichtigte? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, daß der Staats­anwalt den Gensdarm Günther in die Schule genommen, und der Gensdarm wieder den Kaufmann drangekriegt hat, um einmal ein Erempel ftatuiren zu können? Denn Niemand anders bat den Brief mit den Ausschnitten aus dem Sozialdemokrat" an den Kaufmann ge­fandt, als Kaufmann selbst, oder der Gensdarm Günther, niemals aber ein Sozialdemokrat! Furcht sollten diese Haussuchungen erwecken; das Gegentheil wird wohl erreicht werden.

-

Ihr Arbeiter aber sebet mit Verachtung auf diesen Schmarotzer und Verräther Kaufmann! Er ist ja doch ein roher, habsüchtig elender, un­ftäter und unzuverlässiger Mensch und wird auch seinen Brodherrn unfren Gegnern, denen er jetzt dient wenig Ehre machen. Speziell für mich hat die Sache des Prinzipes halber hohes Intereffe. Ich er­tenne daraus, daß als Anarchist sich jeder Schreier aufspielen kann und daß- wie die Erfahrung lehrt mancher Schuft und Lump sich hinter diese Maste schon geflüchtet hat, denn, um Sozialdemokrat zu sein, heißt's lefen, denken lernen. Der Revolutionsschreier hat's be­quemer und billiger. Er brüllt und mault von Rad und Galgen, Dyna­mit und Welterschütterung in den Tag hinein. Wieso, weshalb, warum, was dann? was fümmert's diese Tröpfe, sie machen ja ihr Geschäft dabei und profitiren für den Augenblick ein gutes Trinkgeld.

-

Ein Staat von solchem Gelichter, habsüchtig, roh und unwissend, würde jebenfalls mehr zu wünschen übrig laffen, als unser heutiger Bourgeois­

staat. Also her mit dem vollen klaren Wissen zum Kampf, her mit der Organisation bewußter Kämpfer, dann die fiegreiche Revolution! 1.­

Warnung.

Um weiteren Denunziationen vorzubeugen, warnen wir hiermit vor dem Dreher Hans Block, Sohn des verstorbenen Polizeispitzels Block. Derselbe hat die Ausweisung des Genoffen Albert Knapp   bewirkt und fich obendrein mit diesem gemeinen Schurkenstreich gebrüstet. Sig­nalement: Größe 1 Meter 74-75 Ctm., Alter ca. 24 Jahre, schwind­süchtiges Aussehen; besondere Kennzeichen: Narben am Halse, von Drüsen herrührend, und einige sogen. Grütbeutel. Das Subjekt wohnt Schön­hauser Allee 116 und arbeitet" in der Maschinenfabrik von R. Mosler, Schönhauser Allee 47. Haß und Verachtung dem Hallunken sowie dem Die Berliner   Genossen. ganzen Spitzel- System!

-

Aus Leipzig   erhalten wir folgende Zuschrift: ,, Wir warnen die Genoffen hiermit dringend vor folgenden zwei Subjekten:

1) Der schon früher gekennzeichnete Kolporteur H. Nebel ist jetzt als offizieller Spizel zu betrachten; er hat in neuester Zeit der Polizei verschiedene Liebesdienste erwiesen, wobei er sich allerdings so ungeschickt benahm, daß es einen schier erbarmen mochte. Bei der letzten Aus­weisung z. B. ftand Nebel wie angewurzelt vis- à- vis der Wohnung des ausersehenen Opfers. Von anderen Fällen wollen wir schweigen, um gewiffen Leuten kein schätzbares Material zu liefern.

2) Bon gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß der Schuhmacher Mauf als Spiel angestellt ist. Mauf, der sich den Anschein gibt, ale wisse er große Geheimnisse, ist der Sohn des Schuhmacherobermeisters Mauf, welcher die Jnnungskasse um ca. 6000 Mt. erleichterte und als­dann, vor 3 Jahren, ein Bad für immer nahm. Der Herr Sohn" hat das Geld größtentheils seinem großen Vater" abgezwungen, denn der Alte wäre nicht so" gewesen, sagen die alten Jnnungsmeister. Als z. B. der Herr Sohn" in einem zweifelhaften Fall zur Rechenschaft gezogen wurde, hatte er den Mäusen gelehrt, die Ziffern aus den Rech nungen herauszufreffen. Da Mauf junior außerdem an Frechheit und Rohheit nichts zu wünschen übrig läßt, so läßt sich nicht leugnen, daß er die besten Eigenschaften für eine Stütze der heutigen Gesellschaft be fitt Also aufgepaßt!"

er.

-

-

-

-

-

Briefkasten

der Redaktion: Blaschte: Auf Abonnenten, welche die Stimme der Kritik nicht vertragen können, verzichten wir gern, bestreiten aber auf's Energischste, daß wir in der Nr. 21 Thatsachen arg verdreht hätten. Dafür müssen wir den Beweis verlangen. Ihre frühere Einsen dung war bereits von uns zum Druck fertig gemacht, es tam aber dann der Kopenhagener Kongreß dazwischen, und hinterher war sie veraltet So etwas passirt indeß nicht nur Ihnen, sondern kommt leider öfters vor. Wir müßten stets zwei Seiten Korrespondenzen bringen, wollten wir alle Einsendungen abdrucken. Da das nicht geht, muß Dieser oder Jener einmal daran glauben, gefliffentlich aber unterdrücken wir Niemanden. Hochheim   in London  : Da Ihre Zuschrift fast ausschließlich per sönlicher Natur und nur für die Genossen in Br. von Interesse ist, so haben wir Ihren Brief zunächst dem Vertrauensmann in Br. übersandt der Expedition: Spielhölle O'straß: Fr. 2,40 pr. Agfd. drd. K. B. O'straß: Fr. 1,40 f. Schft. erhalten. v. d. Eider Mt. 56,- pr. Ab. 2. Qu. u. Schft. erh. Mehrbestellg. notirt. Elb räuber: Mt. 100,- à Cto. Abon. 2c. erh. Bf. erwartet. Zinnober Mt. 50, à Cto. Ab. erh. Weiteres angenehm. Sch. H. O.: Mt. 4,4 Ab. 3. Qu. erb. M. B. B.: Mt. 3, Ab. bis Ende Aug. erh. B. I. c. Mt. 700,- à Cto. Ab. durch Frdshd. erh. F. Blod Mt. 80, desgl. à Cto. Ab. erh. Kr.: Mt. 6,- Ab. 2. und Du. erh. J. K. D.: Mt. 60,- pr. Abon. erh. Bfl. Weiteres. Moritz Mt. 18,- Ab. 2. Qu. und Mt. 11,50 f. Schft. erh. Quittung auf 1. Outtg. früher schon bewirkt. Bft. Weiteres.- W. Gfbg. Ruman Fr. 2,60 f. Schft. erh. Fistus v. Venedig  : Fr.-, 40 für Photog erh. C. A. Sgr. Baltimore  : Fr. 75,- à Cto. Ab. F. u. f. Schft. er Sendung folgt ratenweise. Roderich: Mt. 20,- f. Schft. u. Expres sendung erh. Dtsch. Ver. Vorwärts Buenos Aires  : Fr. 363,30 Schft. und Fr. 10,10 Ab. N.y. Vlksztg. eingetr. R. Mcke. Buenos Aires  : Fr. 31,40 à Cto. Schrft. und Ab. erh. N. 3." folgt durch un ebenso Mehrbstllg. 2c. Die, Revista   sozial", Madrid   tönne Sie unter dieser Adr. bestellen. Auszug treuzte mit Ihrem Bf. v. 21/5 Gruß! Bon 4 Schafskopfspielern, Buffalo: Fr. 8,50 p. Ufb. d erh. 2. H. Buffalo: Fr. 1,70 f. Schft. erh. Sbg. abgg. O. St. J.: öwfl. 1,70 Ab. 2. Qu. erh. Nachtfrg. abgg.- Zürich  : Fr. 19, ges. im Cafe Reßler am 23/6. zur Hamburger Stichwahl dtd. erh. Bali: Fr. 3,50 f. Schrft. 2c. erh. Schichtsch. Fl.: Fr. 2, Abon 3. Qu. erh. Cpra. Bern  : Mt. 3, Ab. 3. Qu. f. G. O. erh. Blaschte: öwfl. 3,40 Ab. 3. Qu. erh. Gewünschtes toftet in Summ öwfl. 16, franto. Sichere Adr. senden. C. W. Mrn.: öwfl. 3,4 Abonn. 3. Qu. erhalten. Deutscher   Verein Winterthur  : Fr. 45, dem Agitationsfond f. Part.- Beiträge 1. u. 2. Du. dko. zugewiesen. Schorse: M. 220,- à Cto. erh. A. J. Hier: Fr.-, 40 f. Sh  erh. Rother Hahn: M. 317,50 à Сto. Ab. zc. am 25/6 erh. We teres nach Vorschrift. Bfl. mehr. H. Bzo. W'thur: Fr. 4,70 reto erh. Na A. Klgr. Ffld.: Fr. 2,80 f. Schft. u. Annonce erh. Fr. Pr. Chicago: Fr. 5,05 b. 3. u. 4 Qu. erh. Wallfisch M. 8,30 p. Ufbs. dkd. erh. Jugendl  . M. 7,85 f. Schft. n. nonce erh. Die alte Garde: M. 27, à Cto. Ab. 2. Qu. dur Froshd. erh. E. B. R.: M. 5,- Ab. 3. Qu. u. Schft. erh. M. St. Pst.: öw. fl. 1, für Schft. u. Porto erh. Ihnen gutkommen 80 Cts. Alles beachtet. H. V. W  . a. R.: M. 3, Ab. 3. Qu. er Spielhölle O'trß: Fr. 1,40 pr. Agfds. dkd. erh. C. Silberstein Fr. 5, per Agfd. u. Porto gutgebr. K. Sch. Aarau: Fr. 2 Ab. 3. Qu. erh. Gen. Paris  : Fr. 35, à Cto. Anth. erh. Bid Neuenburg, St. Jmier: Fr. 5,15 per Ufds. dfd. erh. Moritz a Ende Rockeville: Fr. 15,20 Ab. 3. Qu. 2c. u. Schrft. erh. Sdg. En Juni abgg. D. V. i. Jammerthal: Fr. 61,92 à Cto. Ab. 2c. er K. Sch. Amft.: Fr. 5,20 Ab. 3. Qu. u. Schft. erh.

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Für die streitenden Weber in Meerane  ( Sachsen  ) find ferner bei uns eingegangen:

Von den Gen. in Baden durch K. Fr. 10,50, von P.- Gen. in Ber Fr. 16,50 gesammelt.

-

Humoristische s. Blaurothe Bismärder. In dem bekannt ftrohfarbigen Autoritätslappen von Zürich   steht wörtlich folgende Not " Zur Beachtung. Wer gegen Majoritätsbeschluß der Genoff oder der Warnung der Mehrzahl der Genoffen entgegen, Personen, welche öffentlich blos gestellt sind, dennoch verteht und schließlich ausgewiesen wird, hat die Ausweisung selbst v schuldet und von der Partei keine Unterstützung zu beanspruchen. Berli 30. April 1883. Das Zentral- Romite."

Wir behalten uns vor, auf diesen schmutzigen Utas, der an Gemei heit sich mit jedem Dekret der preußisch- deutschen   Polizei kühn me tann, des Näheren zurüdzukommen. Daß die Drahtzieherbande mit fold Mittel gegen uns ankämpfen muß, beweist jedenfalls, daß ihr Einf im Schwinden ist. Das ist das einzige Erfreuliche an dieser widerlich Geschichte."

Also wörtlich zu lesen im Mostischen Revolution Moniteur. Daß der Beschluß unserer Berliner   Genossen, leichtfertigen Verkehr mit anrüchigen Subjekten energisch entgegenzuwirk den Beifall von Leuten nicht finden kann, die ihre Anhänger mit b spiellofer Eleganz gleich zu Dugenden in's Zuchthaus zu bringen ftanden haben, liegt auf der Hand; daß diese Leute aber die gegen d Madai'schen Spürhunde gerichtete Maßregel ohne Weiter auf sich beziehen, das ist in der That das einzige Erheiternde" u. f. ( fiehe oben).

Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .