öffentliche Klarstellung der technischen und praktischen dies­bezüglichen Fragen.

g) Die Erreichung einer wirklichen Vertretung der Gesellenschaft im Meisterrathe, bezüglich Gesellen-, Arbeits- und Lohnfragen, sowie auch des Lehrlingswesens.

-

-

k) Allgemeiner Rechtsschutz durch dauerndes Engagement eines tüchtigen Verbands- Rechts- Anwalts.

1) Gegenseitige technische, praktische und moralische Belehrung in Wort und Schrift zur allgemeinen Vervollkommnung. m) Die Wahrung der Ehre des Handwerks und des bürgerlichen Lebens im solidarischen Intereffe nach jeder Richtung. Anträge, Anmeldungen 2c. find an A. Marzian, Berlin N., Greifswalderstraße 56 baldmöglichst zu senden.

- Die Dirne Justiz hat wieder einmal ihre Schul­bigkeit gethan. Das Urtheil im Prozeß gegen unsere polnischen Genoffen ist gefällt, die Herren Richter sind noch über den Straf­antrag des Staatsanwaltes hinausgegangen und haben auf Grund der §§ 110 und 130 des Reichsstrafgesetzbuches unsere Genossen Pad­lew stizu zwei Jahren sechs Monaten Gefängniß und drei Monaten haft, Grzestiewicz zu zwei Jahren Ge­fängniß und Slotwinski zu einem Jahr sechs Monaten Gefängniß verdonnert. Das Verbrechen der Angeklagten be stand in angeblicher Anheftung eines sozialistischen Aufrufe und dito Verbreitung berbotener Druckschriften. Grzeskiewicz soll sich außerdem noch einer Majestätsbeleidigung, sowie einer Bedrohung schuldig gemacht haben.

Die wahrhaft unerhörte Höhe des Strafmaßes bildet einen würdigen Abschluß dieses Prozesses, bei dem man sich in der That fragen muß, wer die verächtlichste Rolle gespielt hat, Staatsanwalt, Richter oder die Zeugen. Waren es doch, ganz abgesehen von den der direkten Polizei­Spigelei verdächtigen Subjekten, eine ganze Anzahl von Bürgern, meist sogar Arbeitern, welche gegen unsere Freunde der Polizei Schergendienste leifteten. Das ist die Frucht der infamen Heßerei der nationalpolnischen Presse und der polnischen Ultramontanen gegen die Verworfenen", die es wagten, die polnischen Arbeiter zur Bildung einer selbständigen Ar­beiterpartei aufzufordern, ihnen zu zeigen, daß sie mit ihren deutschen Kollegen gleiche Interessen hätten und sich daher mit diesen verbinden sollten. Auf ihr Haupt die schweren Strafen, denen unsere verurtheilten Genossen sich unterziehen müffen!

"

Wie wir schon in der letzten Nummer sagten, war das Verhalten des Hauptangeklagten Badlewski ein durchaus rühmenswerthes. Ohne Prah­lerei, aber auch ohne Schwäche, vertrat er seine, unsere Sache. So wies er mit großem Eifer die Berechtigung des Aufrufs nach, dessen Verbreitung man ihn beschuldigte, und als der Staatsanwalt, Berndt heißt der Edle, ihn fragte, warum er diesen Aufruf so warm vertheidige, da er doch bestreite, denselben verfaßt oder verbreitet zu haben, antwortete er: der Aufruf rührt von meiner Partei her, und deshalb halte ich mich als Parteimitglied für verpflichtet, ihn zu vertheidigen. Als am Schluß des Prozesses der Staatsanwalt, der die Ueberzeugungstreue des An­geklagten nicht zu leugnen vermochte, diesem, um ihm doch möglichst niedrige Motive unterzuschieben was versteht so eine Kothseele auch von Aufopferung für eine für recht und gut erkannte Sache! der Ruhmsucht zieh und hinzusetzte, er glaube doch", daß der im Allgemeinen ,, unreife" Bablewski fich die sozialdemokratische Agitation zum Geschäft gemacht habe, da antwortete dieser:

"

Wenn ich aus Ruhmsucht gehandelt hätte, dann hätte es doch in meinem Jnteresse gelegen, mich gefangen nehmen zu lassen und unter meinem richtigen Namen aufzutreten; denn was für ein Ruhm ist es für Padlewski, wenn Hoffmann*) hier auf der Anklagebant steht,( Heiter­feit im Auditorium, der Präsident ermahnt zur Ruhe.) Als unreife Menschen bezeichnet man stets solche, die unangenehm sind. Die Behaup tung, daß erst nach meiner Anwesenheit hierselbst sozialdemokratische Um­triebe begonnen haben, weise ich als eine Beleidigung meiner Posener Parteigenoffen zurück. Es ist sehr natürlich, daß nach dem Mendelssohn­Prozeß die hiesige Bewegung eine Zeitlang geruht hat. Dies dürfte nach jedem größeren Sozialistenprozesse überall eintreten. Schließlich entwickelt fich die Bewegung doch wieder von selbst. Herr Dr. Szymanski hat ja auch bekundet, daß noch vor meinem Eintreffen in Posen im Juli v. J. sozial- demokratische Agitationen hierselbst stattgefunden haben. Ich tam auch keineswegs blos hierher, um Unfrieden zu stiften. Ich fand eine Partei hierselbst bereits vor, die mich auch sogleich mit Vertrauen auf­nahm. Ich habe mich sehr gefreut, daß der Herr Staatsanwalt, anstatt das Prinzip, das ich vertrete, meine Person angegriffen hat. Durch den Angriff auf das Prinzip hätte er mich ebenfalls angegriffen; so aber hat der Herr Staatsanwalt bekundet, daß er das Prinzip nicht anzu­greifen in der Lage ist. Es wäre ein Wahnsinn, wollten wir die Ar­beiter zu Gewaltthätigkeiten auffordern. Es ist allerdings meine per­sönliche Meinung, daß ohne eine gewaltsame Revolution die heutigen Verhältnisse sich nicht werden ändern lassen. Dadurch aber, daß man im Stande ist, in die Zukunft zu blicken und die Revolution für die ferne Zukunft zu prophezeihen, ist man weit entfernt, zur Revolution aufzu­fordern. Niemand ist überhaupt im Stande, eine Revolution zu machen; dieselbe ergibt sich stets aus den gesammten Gesellschaftsverhältnissen. Der Unfrieden der Arbeiter existirt überall in mehr oder weniger bewußter Form; dieser braucht nicht erst geschürt zu werden. Dadurch, daß wir diesen Unfrieden konstatiren und den Arbeitern zeigen, welch legaler Weg behufs Befferung der Verhältnisse einzuschlagen ist, machen wir uns doch feines Verbrechens schuldig. Durch unsere etwaige Verurtheilung werden Sie auch nicht im Stande sein, die Sozialdemokratie in Posen aus der Welt zu schaffen. Die Ausrottung der Sozialdemokratie in Posen dürfte jetzt zu spät sein."

Letzteres hoffen auch wir, wenngleich auch dieser Prozeß einen neuen Beweis dafür geliefert hat, welch große Schwierigkeiten einer erfolgreichen Sozialistischen Agitation in Posen im Wege stehen. Es wird unendlich schwierig sein, dem polnischen Volke klar zu machen, daß die Freiheits­phrasen im Munde seiner nationalen Führer eben nur Phrasen sind, hinter denen absolut nichts steckt, daß es von diesen Leuten eine Beffe­rung seiner sozialen Lage nun und nimmermehr erwarten kann.

Judeß, der Same zu einer erfolgreichen Agitation in Posen ist gelegt, hoffen wir, daß er bald aufgehen und gute Früchte zeitigen werde. Zum Schluß wollen wir nicht unterlassen, die Namen der ehren­werthen Richter hier zu veröffentlichen. Das Kollegium, welches so leichten Herzens die obige Freiheitsberaubung verfügte, setzte sich zu­sammen aus den Herren: Landgerichtsdirektor Hausleutner( Prä­fident), den Landgerichtsräthen Treutler und Mylius, dem Landrichter Renz und dem Gerichtsaffeffor Koch( Beisitzende). Möge ihnen die angemessene Belohnung bald zu Theil werden!

- Eine Königsreise. Aus dem 22. sächsischen Wahl­treise schreibt man uns: Eine widerliche Farce mußten wir am 3. und 4. Juli erleben. Es galt, Königstage, d. h. Moskauer Fest­tage en miniature, zu feiern. Der König von Sachsen hatte allergnädigst geruht, im lieben Vogtlande bezw. in den Städten Kirch= berg, engenfeld, Reichenbach , Mylau , Netschkau , Elsterberg und einer Anzahl ländlicher Orte einen Durchzug zu halten.

Infolge der Nähe der königlichen Sonne gerieth der reaktionäre Ord­nungsbrei in die gewaltigste Gährung.

In wahrhaft verrückter Weise machten Gemeinden und Private den toloffalften Aufwand. Während sonst, und mit Recht, gegen die unsinnige Berwüstung der Sträucher und Bäume geschrieben und gesprochen wird,

*) Unter diesem Namen trat Padlewski in Posen auf, deshalb die obigen drei Monate Haft.

-

-

war zu Ehren Sr. Majestät Alles gestattet. Während sonst von Seiten der Gemeinden der Straßenreinigung viel zu wenig Beachtung geschenkt, dem Armenetat wegen Mangel an Mitteln nur das Nothdurf­tigste zugewiesen wird, von andern gemeinnügigen Einrichtungen ganz zu schweigen waren an den Königstagen viel Tausend Mark dispo­nibel. Nun gar die Herren Bourgeois, die sonst so schlecht gestellt sind, daß sie die mäßigsten Lohnforderungen nicht, oder erst nach hartem Kampf vermittels Streit bewilligen können, heute streuten sie das Geld hau­fenweise zum Fenster hinaus; es galt, sich nicht lumpen zu lassen. Alles gligerte und flimmerte im größten Glanze, so daß es dem geliebten Landes­vater beim besten Willen nicht möglich war, etwas von der sprichwört­lichen Noth im Vogtlande zu hören und zu sehen. Was nur laufen konnte, war auf den Beinen, sei es um ein Stück vom König oder von den übrigen seltenen Dingen zu hören und zu sehen. Bei solchen Gelegen. heiten befinden sich Polizeiseelen und Speichellecker aller Art so recht in ihrem Element, während viele aus Geschäftsrücksichten den Batrioten herauslehren.

-

Eine rohe Polizeithat ist aus Reichenbach zu vermelden. Der dortige Stadtwachtmeister Freitag, ein Schmarozzer und Runts*) erster Klaffe- dies Prädikat sollte ihm auf die Stirn gebrannt werden der auch die ihm unterstellten Schußleute brutal behandelt, ohrfeigte am Königs­abend eine Frau, deren Mann in Frankreich begraben liegt, blos des­halb, weil dieselbe der Aufforderung zum Plazmachen" nicht schnell ge­nug Folge leisten konnte. Die Frau nannte den Kerl, und mit Recht, einen Runts", worauf ihr mit Verhaftung gedroht wurde. Sie zwang fich, zu schweigen, und entging somit der Verhaftung. Am nächsten Tag tam fie bei der Fabritarbeit zu Schaden sie wird einige Zeit arbeits­unfähig sein und kann dabei als Wittwe über den herrlichen Krieg, die prächtigen Königstage und die angenehmen Fabriken nachdenken und hungern.

-

Auch den Fabriken galt der königliche Besuch. Es ist bekannt, daß nur die größten besucht und diese auf alle mögliche Art auf die allerhöchste Ehre vorbereitet wurden. Außer allerlei Schmuck, stehen auch die Arbeiter beffer geteidet da, so daß allenthalben und auch bei den sorgsam arrangirten Ausstellungen die hohe königliche Befriedigung erzielt wird, während in der That Alles nur Blendwerk ist.

Man hört viele Arbeiterstimmen, welche meinen, der König müßte un­angemeldet in die Fabriken treten, da könnte er eher etwas hören und sehen, namentlich könnte er dann seine Geruchsnerven in der Reichen. bacher Lumpenfabrik, die einen ganzen Stadtheil mit Staub und Gestank belästigt, auf die Probe stellen.

Der tönigliche Fabrikbesuch der Mensch denkt und Gott lenkt" tam in Mylau in der Fabrit Georgi u. Co. zu einem unglücklichen Ab­schluß und damit die Reise zu einem unerwart raschen Ende. Die Herren befanden sich im zweiten Stocke und stellten sich unter Leitung des Fabrikdirektors auf den Fahrstuhl, um in den dritten Stock zu ge­langen. Statt aufwärts geht der Stuhl abwärts und prallt auf den Boden. Hierdurch hatt oben ein zwei Zentner schweres Gewicht aus, welches, neben dem König, dem Kreishauptmann Dr. Hübel den Schädel, dem Fabrikdirektor den Arm zerschlägt. Ein Ruf des Schreckens geht von Mund zu Mund, und Netzschkau und Elsterberg sind um den königlichen Besuch gekommen. Die hohen Herrschaften aber haben nun persönlich erfahren, welch tausendfachen Gefahren die Arbeiter in den Fabriken ausgesetzt sind und in dieser Hinsicht könnte die Königsreise den Fabrik­arbeitern nützlich sein, wenn gewiffe Leute lernen könnten.

Man zerbricht sich den Kopf, auf welche Weise das Unglück möglich geworden. Nachbarblätter munkeln sogar von sozialistischer Attentäterei. Ein Glück, daß der Direktor, ein junger Brausetopf und patriotischer Kollege des Fabritbesitzers, den Fahrstuhl dirigirte, daß die Herren" so recht gemüthlich unter sich waren, denn hätte ein Arbeiter die Fahrt ge­leitet, er wäre sofort hinter Schloß und Riegel gekommen.

Aber die Herren Fabritoirektoren stehen oftmals mit ihren theoretischen Kenntnissen bei einfachen Dingen in der Praxis rath­los da, wie die Ochsen am Berge.

Im Allgemeinen war die Stimmung der Arbeiterwelt eine sehr fühle. Wir Sozialdemokraten haben wenig oder gar nicht hingesehen. Als beste That glaubten wir eine Sammlung für den Unterstütungs­fond vornehmen zu müssen, und diese hatte guten Erfolg." Bravo!

- Unser bester Agitator in Hamburg war unstreitig Herr Eugen Richter . Das gemeine Verhalten dieses Herrn in Sachen der Liebknecht'schen Jnterpellation, seine pöbelhaften Angriffe auf die Sozialdemokratie und seine Parteinahme für die Hamburger Polizei in der letzten Sitzung des Reichstags, seine Feigheit, die ihn zwang, hinter verschlossenen Thüren zu reden, seine standalösen Wahlflugblätter, ins­besondere die von ihm geschriebene und eigenhändig torrigirtet) wahrhaft pöbelhafte Schandschrift: Gegen Bebel!" mußten jeden auständigen Menschen empören und einer Sache abwendig machen, die von einem solchen Anwalt" vertreten wird. Her Richter - das haben wir schon öfters gesagt ist ein einfacher Klopffechter und Pasquillant, ein in's Fortschrittliche übersetzter Treitschte- ein Mensch, der keine höheren Gesichtspunkte hat, kein ernsthaftes Wissen besitzt( blos Kenntniß seiner Spezialität) und Alles persönlich auffaßt und persönlich behandelt.

"

-

Fortschrittliche Blätter, auch die Frankfurter Zeitung ", die ja nach­gerade unter der Redaktion des Klugmeyers Stern zum Fortschritts­organ herabgesunken ist, nennen Herrn Richter einen großen Agitator". Ein großer Agitator ist er tein Zweifel aber einer von der Sorte, die für den Gegner agitiren. Außer in Hamburg haben wir es jüngst auch im Landauer Kreis gesehen. Hoffentlich agitirt Herr Eugen Richter noch recht lange für uns.

-

-

- Unter den schmuzigen Kniffen, beren sich Herr Eugen Richter bediente, um bei der letzten Hamburger Wahl seinem Fort­schritte- Rabe den Sieg zu erschwindeln, gehört auch dies, daß er in allen ihm zugänglichen Zeitungen kurz vor der Stichwahl schrieb oder schreiben ließ, die sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten hätten sich in Ham­ burg gar nicht sehen lassen. Die Absicht liegt auf der Hand: unter den Arbeitern sollte Mißßtimmung gegen die sogenannten Führer" erzeugt und Gelegenheit zum Fischen im Trüben beschafft werden. Dabei wußte Herr Eugen Richter ganz genau, daß Kayfer, Liebknecht und Hasenclever, letztere beide sogar je zweimal, zur Wahlagitation in Hamburg gewesen waren. Sonnten sie nicht öffentlich auftreten, so war das nicht ihre Schuld, sondern die des hohen Senates, der, mit Billigung des Herrn Eugen Richter , den Sozialdemokraten die Abhaltung von Versammlungen unmöglich machte.

Gar nicht so dumm. In deutschen Lakaien und Philifter­blättern lesen wir folgende Kronprinzenanekdote( beiläufig ist Methode darin, daß der fünftige deutsche Kaiser" mehr und mehr von sich reden läßt. Er scheint sich ein eigenes Preßbureau im Inland und im Aus­land z. B. England angelegt zu haben):

-

-

Als der Kronprinz bei seiner legten Anwesenheit in Golm bei dem dortigen Schmied vorbeikam und den Meister allein bei der Arbeit sah, erkundigte er sich nach der Ursache des Gehilfenmangels. ,, Die sind nicht zu bekommen!" war die Antwort. Auf den Ein­wand des Kronprinzen, in Berlin gebe es doch Gehilfen, erwiderte der Schmied: Die sind auch alle Sozialdemokraten, und dazu kann unser einer nichts thun." Unser *) Rüpel.

) Was wir dem sauberen Patron im Leugnungsfalle beweisen können. Redaktion des S.-D."

einer auch nicht", lautete die Entgegnung des Kronprinzen, ehe er sich von der Schmiede entfernte."

Wenn die Anekdote wahr ist, hätte der preußisch- deutsche Kronprinz wenigstens etwas begriffen. Deshalb steigen uns aber gelinde Zweifel auf.

-

- Ein neuer Agitator für den Sozialismus! F. Asper von Pittsburgh und S. B. Benson von Philadelphia, schreibt der Chicagoer, Vorbote", haben soeben ein Patent erlangt auf eine Maschine, die unter der Leitung eines einzigen Mannes im Kohlengraben dreißig Bergleute ersetzt. Die Erfindung muß in der That eine praktische sein, sonst würden Personen, wie die Ex- Senatoren Blaine, Davis und Mahone sicherlich nicht für die Uebernahme des Patentes, Fabrikation der Maschinen 2c. zu gewinnen gewesen sein. Die drei Genannten haben nämlich bereits eine Aktiengesellschaft gegründet, und soll die Fabrikation der Maschinen nächste Woche schon in Baltimore in Angriff genommen werden. Wo früher also hundert Bergleute be­schäftigt waren, werden nach diesem drei, im höchsten Falle vier genügen. Schätzen wir die Zahl der jetzt in den Vereinigten Staaten beschäftigten Bergleute auf 100,000: nach der allgemeinen Einführung dieser Maschine würden 4000 Mann genügen, um dieselbe Arbeit zu verrichten. Was soll mit den verbleibenden 96,000 überflüssigen Arbeitern geschehen? Wir glauben, daß diese Frage nicht nur berechtigt, sondern auch sehr zeit­gemäß ist. Gegner des Sozialismus find ersucht, diese Frage zu be­antworten!

-Aus Leipzig , den 14. Juli, wird uns geschrieben: Der Hohlfeld ist fürchterlicher, als ich ihn mir vorgestellt habe. Nicht genug, daß er einen armen Bruder Studio für das schwere Verbrechen, von Nationalökonomie mehr zu verstehen als ein königlich sächsischer Polizeiaffeffor, aus Leipzig ausweisen ließ und in seiner Karriere störte, hat er nun auch dem Verein für Volksbildung", in welchem er seine Ignoranz so erfolgreich zur Schau getragen hat, meuchlings einen Schlag versetzt, an welchem derselbe wahrscheinlich zu Grunde gehen wird. Er hat nämlich bewirkt, daß dieser, einzig Bildungszwecken gewidmete Verein für einen politischen Verein erklärt und damit unter das sächsische Vereinsgesetz gestellt worden ist, welches bekanntlich noch reaktionärer ist und der Polizeiwilltür noch breiteren Spielraum gewährt als das preußische, Diese Maßregelung hat die doppelte Folge, daß der Verein von nun an seine Sitzungen anzumelden und unter polizeilicher Ueberwachung abzuhalten hat, und daß sämmtliche Mitglieder unter 21 Jahren ausscheiden müssen. Da der Verein, wie sein Name besagt, die Bildung des Volkes, d. h. der Arbeiter, welchen der Staat aus sehr guten praktischen Gründen den geistigen Brodkord hochhängt, zum Zweck hat, mit anderen Worten: das von der Volksschule Versäumte nachzuholen sucht, so hat er hauptsächlich der Schule entwachsene Arbeiter, zwischen 17 und 21 Jahren, zu Mit­gliedern. Diese milffen jetzt ihre Mitgliedschaft aufgeben und der Verein ist damit seines eigentlichen Wirkungstreises beraubt warum beging er aber auch die verbrecherische Thorheit", Zeuge der phänomenalen Ignoranz des Herrn Hohlfeld zu sein?

-

Die von Hru. Hohlfeld und der wohllöblichen Polizei, Amtshauptmann­schaft und Kreishauptmannschaft- denn das Alles hängt weichselzopf­artig zusammen, und wer an die Unabhängigkeit der verschiedenen In­stanzen" von einander glaubt, ist ein großer- Optimist also die von dem Polizei Ring der Möglichkeit, sich auszubilden, beraubten jungen Arbeiter mögen ohne Bildung aufwachsen oder in den Volksverdum­mungsverein der Biedermänner und Pfaffen gehen. Charakteristisch ist jedenfalls die Geschichte. Man verfolge nur die einzelnen Partien. Also: 1) in einem Verein wird ein durchaus wissenschaftlicher und dem Ver­einszweck angemessener Vortrag gehalten;

2) ein föniglich fächsischer Polizeiassessor, dessen Erziehung vernachlässigt worden ist, und der infolgedessen nicht weiß, was ein wissenschaftlicher Vortrag ist, hört den Vortrag mit an;

-

-

3) besagter Jgnorant und Polizeiaffessor stolpert über ein paar Worte und macht die freilich an sich nicht ganz dumme Entdeckung, daß die Wissenschaft revolutionär und umstürzlerisch sei; 4) als prattisches Resultat dieser Entdeckung wird die Vereinsversamm­lung aufgelöft;

5) um die Auflösung gerechtfertigt erscheinen zu lassen, bewirkt der Ignorant und Polizeiaffessor die Ausweisung des Staatsbürgers, der den Vortrag gehalten; und

--

6) endlich, da der Ignoranz des Polizeiassessors dieses Opfer und diese Sühne noch nicht genügt, so bewirkt unser Ignorant und Polizeiaffessor den Ruin des Vereins, welcher der Schauplatz seiner Ignoranz- Aus­stellung und seiner Blamage war und verurtheilt wohl nach dem Grundsatz, daß es angenehm ist, Gefährten des Unglücks( und Unwissen­die meisten heit ist doch gewissermaßen auch ein Unglück) zu haben Mitglieder des ruinirten Vereins zu gleicher Ignoranz wie derjenigen, welche ihm selber zu seinem Amt verholfen und den hier kurz geschilderten Staatsstreich inspirirt hat.

-

-

Vielleicht find wir noch nicht am letzten Kapitel. Indeß, wenn wir auch schon am Schluß find lehrreich ist die Geschichte, das wird Nie­mand in Abrede stellen. In diesem kleinen Polizeigeschichtchen spiegelt fich unser ganzes politisches Leben.

Noch ein Bild.

-

"

sein Name sei Bei Frau Küngel war neulich ein Polizeibeamter vorläufig verschwiegen, erkundigte sich scheinbar theilnehmend nach ihrer Lage und warf, als das unglückliche Weib darauf hinwies, daß die Polizei durch Verweigerung der Rückkehr ihres Schwagers ihr jede Mög­Aber Sie lichkeit der Existenz abgeschnitten habe, ganz arglos hin: werden ja doch von der Partei gut unterstützt!" Wie meinen Sie das?" fragte Frau Künzel, welche die Tragweite dieser Be­mertung sofort erfaßte. Der biedere Polizist hatte, unter der Flagge der Humanität, einen Polizeifischzug machen und das Unterstützungskomité ausspioniren wollen!

-

In Linden au wo eine neue einem unserer Vorstadtsdörfer Kirche gebaut wird, brach während des Gewittersturmes vom vorigen Montag die noch unfertige Thurmspiße mit dem darum befindlichen Bau­gerüfte zusammen, wobei vier Arbeiter sofort den Tod fanden und ein fünfter schwere Verlegungen davontrug. Ein Wunder, daß die übrigen mit dem Leben davonkamen. Gleichzeitig mit der Kunde des Unglücks verbreitete sich die Nachricht, in Lindenau sei eine Windhose gewesen, von einer Stärke und Heftigkeit, wie sie sonst nur in Westindien vorzu­tommen pflege, und diese Windhose habe die Katastrophe verschuldet. Das Tageblatt" meldete anderen Tags auch pflichtschuldigt das Phänomen von der Windhose, hinzufügend, daß die Bauunternehmer keine Vorsichts­maßregel unterlassen hätten( jedoch gegenüber einem solchen Naturereigniß sei der Mensch machtlos) und kündigte im Annoncentheil schon einen Vortrag über die wunderbare Windhose an.

"

-

-

-

Die Windhose erschien mir von vornherein verdächtig. Ich begab mich an Ort und Stelle und fand, daß zur kritischen Zeit wohl ein ziemlicher Gewittersturm war wie noch nie in Leipzig jedoch nichts einer nirgends ein ge­Windhose Aehnliches. Ich untersuchte das Terrain tnickter Baum, ein beschädigtes Dach, eine zerstörte Effe, absolut keine Spur, die auf eine Windhose hingedeutet hätte. Daß eine Windhose aus den Wolken herunterfällt, eine Kirchthurmspitze abdreht und dann gleich wieder in die Wolten steigt, ohne die umgebenden Bäume, Häuser, Schornsteine zu berühren das ist einfach unmöglich. Kurz: Die Wind­hose ist in Wirklichkeit ein Wind mantel, mit welchem die vers brecherische Fahrlässigkeit der Bauunternehmer zugedeckt und den Augen entzogen werden soll. Aus zuverlässiger Quelle erfahre ich, daß das Gerüste höchst mangelhaft aufgerichtet war, und daß nur in dieser mangelhaften Herstellung die Ursache des Unglüde" zu suchen ist.

-