Stscheint
#bentlig einmal
in
Berlag
Beitsbuchhandlung Hettingen- Zürich.
Doppelporto.
M: 35.
Donnerstag, 23. August.
Avis an bie Abonnenten und Korrespondenten des Sozialdemokrat".
Da der Sozialdemokrat sowohl in Deutschland als auch in Deferreis verboten ist, bezw. verfolgt wird, und die dortigen Behörden fich alle Mühe geben, unsere Verbindungen nach jenen Bändern möglich zu erschweren, resp. Briefe von dort an uns and unfere Zeitungs- und sonstigen Sendungen nach dort abzufangen, so i die außerste Borsicht im Boftverkehr nothwendig und barf teine Borsichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt ber Sendungen zu täuschen, und lektere dadurch zu schüßen. Haupterfordernis is hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten
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1883.
als möglich an den Sozialdemokrat, resp. deffen Berlag selbst adressiren, sondern sich möglichst an irgend eine unverdächtige breffe außerhalb Deutschlands und Oesterreichs wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung sett; anderseits aber, daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadreffen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Nekommandirung. Soviel an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch Kosten scheuen, um trotz aller entgegenRehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat unsern Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern.
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten unterbrochen und zerstört worden"? Was für jämmerliche Kerle
und Gemaßregelten nicht!
Kretinismus.
Das Herrschen demoralisirt den Herrscher noch mehr als den Beherrschten - das ist eine alte Wahrheit; und es demoralifir t nicht blos außer dem Charakter leidet auch der Körper und die Denkkraft. Alle herrschenden Völker, von denen die Geschichte uns berichtet, verweichlichten und gingen allmälig physisch, moralisch und intellektuell zu Grunde. Man nehme nur das Beispiel der Meder, Perser, Mazedonier, Römer. Von herrschenden Geschlechtern( Dynastien) gilt dasselbe. Die Demomoralisation und Degeneration alter Dynastengeschlechter ist eine anerkannte historische Thatsache. Wir erinnern nur an die Stuarts , die Bourbonen, die Habsburger , Wittelsbacher und andere ähnliche Herrschergeschlechter. Auch bei herrschenden Klassen finden wir dieselbe Erscheinung, was ja ganz natürlich ist, da gleiche Ursachen gleiche Wirkungen hervorbringen müssen. Wenn wir die Bourgeoisie von heute mit der Bourgeoisie des vorigen Jahrhunderts vergleichen welch' folossaler Abstand! Auf allen Gebieten des geistigen Lebens entwickelte damals das Bürgerthum eine wunderbar schöpferische Energie, es hatte die höchsten Ideale, und kein Jdeal, dessen Verwirklichung es nicht für möglich gehalten hätte. Kühn eroberte das Bürgerthum der Wissenschaft neue Reiche, vor keinem Problem, vor keiner Lösung, vor keiner Konsequenz schreckte es zurück. Und noch heute ergreift uns staunende Hochachtung, wenn wir die Werke der französischen Encyklopädisten und Materialisten, sowie der sonstigen Pioniere des emporstrebenden Bürgerthums lesen. Neben diesen titanischen Conquistadores( Eroberern) der neuen Welt der Bourgeoiste erscheinen die heutigen Vorkämpfer und Vertreter der Bourgeoisie als jämmerliche Zwerglein.
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Heute stimmen die bürgerlichen Männer der Wissenschaft in den Ruf der Reaktion ein:„ Die Wissenschaft muß umkehren!" und die größten wissenschaftlichen Thaten der Neuzeit: die Ne= volutionirung der Naturwissenschaften durch Dar win und die Revolutionirung der Nationalökonomie durch Marr haben sich gegen den Willen, unter dem heftigsten Widerstand der Bourgeoisie vollzogen.
In den Besitz der Herrschaft gelangt, hat die Bourgeoisie kein anderes Ziel, als sich im Besitz der Herrschaft zu erhalten und ihre Herrschaft auf's Aeußerste auszunußen. Diesem Ausnutzungszwecke wird alles Andere untergeordnet. Das Enrichissez- vous! ( bereichert Euch!), welches Guizot unter dem Bürgerkönig Louis Philipp der Bourgeoisie zurief, ist das einzige Gebot, welches ste noch kennt.
Und in diesem„ wüsten Materialismus", der nur die niedersten Organe wirken läßt, muß das Hirn verkommen. Man nehme nur unsere Bourgeois presse zur Hand, und man wird erschrecken über die tödtliche Geistesöde und Beschränktheit.
Einen drastischen Beweis für diese Hirndegeneration hat in den jüngsten Tagen das angesehenfte und oberste Organ der englischen Bourgeoisie, der entwickeltsten der Welt: die Londoner ,, Times" geliefert, und zwar in einem Artikel über die Kieler Wahl. Da werden wir aufgeklärt über das Wesen des deutschen Sozialismus; durch Marx, Lassalle und andere Demagogen sei er mit„ rohen Entwürfen zur Verbesserung der Gesellschaft" versehen worden und im Laufe der Dinge zu„ Mordverschwörungen" gelangt, welche das Werk eines Eugen Richter , Lasker , Fordenbeck, Bamberger unterbrochen und zerstört hätten." Neuerdings aber habe die sozialistische Bewegung in Deutschland ihren gefährlichen Charakter verloren, was daraus zu schließen sei, daß die konservative Partei sich mit den Sozialdemokraten alliirt habe. In anderen Ländern kämen solche beschämende Allianzen nicht vor. Uebrigens brauche man die ganze Sache nicht ernst zu nehmen, denn zur Ehre der Sozialisten muß gesagt werden, daß sie nie Anspruch erhoben haben, als zurechnungsfähig und mit gesunden Sinnen begabt betrachtet zu werden."
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Denke Niemand, er habe es hier mit einem mehr oder weniger schlechten Spaß zu thun nein, es ist ein ernsthafter Leitartikel, den wir hier zusammengefaßt haben- ein Leitartikel, dem die ,, Times" selbst so großes Gewicht beilegt und der ihr selbst so gut gefällt, daß sie seitdem mehrere Male auf ihn zurückgekommen ist. Wir gestehen die pyramidale Unwissenheit und der ebenso pyramidale Blödsinn, die uns aus dem Elaborat der„ Times" entgegengetreten find, haben uns mit Bewunderung erfüllt, obgleich wir in der Bourgeoispresse an Leistungen des Unverstandes gewohnt sind. Das dumme Zeug, das über Mary, Lassalle und bie Entwürfe" der Sozialdemokratie gesagt ist, lassen wir bei Seite, aber merkt denn die„ Times" nicht, daß sie nur ihre Schüßlinge und Freunde: die Eugen Richter , Lasker , Fordenbeck, Bamberger und Konsorten trifft, wenn sie sagt, das glorreiche " Werk" der betreffenden großen Männer sei durch solche Jbioten von Sozialisten, die sich selber nicht für zurechnungsfähig halten,
müssen da wohl erst die Schüßlinge und Freunde der„ Times" sein!
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Die„ Allianz der Konservativen mit den Sozialdemokraten" schenken wir der, Times" es ist das ein Bär, den ihr irgend ein deutscher Liberaler auf die Nase gebunden hat- freilich ein Bär, bei dessen Erzeugung menschliche Intelligenz nicht im Spiele war. Allein wie kann die ,, Times" die Unwissenheit soweit treiben, daß sie behauptet, von konservativer Seite seien nirgends sonst derartige Annäherungsversuche an Arbeiterparteien gemacht worden? Die„ Times", der mit der Dentfähigkeit auch das Gedächtniß abhanden gekommen zu sein scheint, hat also vergessen, daß gerade in England derartige Annäherungsversuche wiederholt, und nicht blos von konservativer, sondern auch von liberaler Seite gemacht worden sind? Die Zehnstundenbillbewegung, das Disraeli 'sche Jung- England", der pfäffische Sozialismus eines Kingsley( Alton Locke" 2c.), die heuchlerische Identifizirung liberaler Bourgeoisforderungen mit den Klassenforderungen der Arbeiter das ist noch eine viel längere Liste, als für solche Arbeiterfängerei- Versuche in Deutschland aufgestellt werden könnte. Genug- das Hauptorgan der englischen Bougeoiste- wie gesagt der entwickeltsten der Welt, die der unserigen als Muster hat unverantwortlich dummes Zeug geschrieben. vorschwebt
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Es hat dies unverantwortlich dumme Zeug über eine Bewegung geschrieben, welche genau zu kennen, nach Wesen und Zielen geschrieben, welche genau zu kennen, nach Wesen und Zielen sorgsam zu erforschen, ein Lebensinteresse der Bourgeoisie ist. Wenn ein Bourgeoisorgan über die sozialdemokra tische Bewegung statt Aufklärung zu geben, statt richtige Ansichten zu verbreiten, die albernsten Jagdgeschichten in die Welt schickt, den lächerlichsten Altweiberklatsch kultivirt, in Bezug auf schickt, den lächerlichsten Altweiberklatsch kultivirt, in Bezug auf Wesen und Ziele sich selber und seine Leser auf das Tollste belügt dann zeigt dies, daß die Zeitvorgänge ihm böhmische Dörfer sind und daß es in der schlaraffenmäßigen Behaglichkeit des Besitzes und Genusses mit der Denkfähigkeit sogar den Instinkt der Selbsterhaltung verloren hat!
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Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit- geistiger Blindheit, sagten die Alten. In's Politische kann man das damit übersetzen, daß der Verlust der Herrschafts: fähigkeit dem faktischen Verlust der Herrschaft vorangeht.
Aus der Verkretinifirung der Bourgeoiste können wir sehen, daß die Tage ihrer Herrschaft gezählt sind!
Fort mit Euch Kulturfeinden, Platz für die neue Gesellschaft des wahren Fortschritts!
Sozialdemagogen.
Eines der beliebtesten Schlag- und Schimpfworte der Feinde gegen uns ist die Bezeichnung: Sozialdemagog. Bei jeder Gelegenheit muß fie gegen uns aufmarschiren, und es gibt auch Lente, Tausende von Leuten, die den Ausdruck allen Ernstes für sehr passend halten und Wunders glauben, wie wehe sie uns thun, wenn sie ihn anwenden. Die Gedankenlosen! Wir verzeihen ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun und reden. Sie gleichen den Kindern, die eine Waffe handhaben, von deren Natur und Bedeutung fie feinen Begriff haben.
Faffen wir einmal den Ausdruck in's Auge. Was heißt denn eigentlich Sozialdemagog?
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Ein Demagog ist nach feftem, allgemein angenommenem Sprachgebrauch ein Mensch, welcher aus persönlichen Motiven, sei es um seiner Eitelkeit zu fröhnen und eine Rolle spielen, sei es um sich ein Amt, finanzielle oder andere Vortheile, Einfluß im Staat, der Gemeinde u. s. w. zu verschaffen, die Massen in Bewegung setzen will, agitatorisch thätig ist. Ein Sozial demagog ist demgemäß ein Mensch, welcher die soziale Frage in demagogischer Weise auszunuzzen sucht und auf dem Gebiete der sozialen oder sozialistischen Bewegung in seinem eigenen persönlichen oder Klassen Interesse, zu seinem Privatnu zen, oder sei es auch nur zur Befriedigung seinem Privatnusen, oder sei es auch nur zur Befriedigung seiner Eitelkeit und um eine Rolle zu spielen, agitatorisch thätig ist. Die interessirte Ausnutzung der agitatorischen Thätig. teit gehört zum Begriff des Demagogenthums, bas ohne sie nicht gedacht werden kann. Nun bedarf es aber blos des mäßigften Nachdenkens, und es leuchtet ein, daß bei Sozialdemokraten diese Bedingung nicht zutrifft aus dem einfachen Grunde, weil die Sozialdemokratie geächtet ist und die sozialdemokratische Agitation dem Agitator teine Vortheile, wohl aber schwere Nachtheile bringt!
Anders wenn wir die feindlichen Parteien durchmustern. Da finden wir, daß sie sämmtlich in sozialer Frage machen, und daß fie dies nicht im Interesse Derjenigen thun, welche unter den sozialen Mißständen leiden, sondern in ihrem eigenen, sei es persönlichen oder Partei- und Klaffenintereffe. Und das sind die charakteristischen Bestandtheile des Demagogenthums. In den Reihen unserer Feinde, die hier, wie bei ihren meisten Beschuldigungen gegen uns, nur in den Spie gel gesehen und ihre eigenen Sünden uns angelogen haben, erblicken wir die wahren und echten Sozialdemagogen.
Entsprechend den drei reaktionären Hauptströmungen im heutigen Staats- und Gesellschaftsleben zerfallen die Sozialdemagogen in drei Hauptgruppen. Zunächst die Staatssozialisten oder Sozial.
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reformer " Bismarc'scher Gefolgschaft, welche darauf ausgehen, die ,, Arbeiterbataillone" für den bankerotten Junkers, Polizei- und Militär
staat zu mobilifiren und den„ armen Mann" für seine praktisch christlichen Anwälte" die Kastanien aus dem Fener holen zu lassen. Damit
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diese Sorte von Sozialdemagogen, der Obersozialdemagoge Bismarck an der Spitze, noch eine Zeit lang ihre politische Schwindlerrolle fortspielen und die Klinke der Gesetzgebung" zu ihrem Privat-, Partei- und Klaffenvortheil benutzen können, ist die Sozialreform" zwar nicht erfunden ( denn es ist nur eine verschlechterte Kopie älterer Muster), aber doch auf's Tapet gebracht worden.
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Vertritt die er st e Gruppe der Sozialdemagogen den reaktionären Staat, so vertritt die zweite die reaktionäre 3 willingsschwester des Staates: die Kirche. Das Pfaffenthum katholischer und protestantischer Konfeffion namentlich das erstere, das vor dem tezzerischen Konkurrenten einen etwas ausgebildeteren Korpsgeift und politischen Verstand voraus hat hat den christlichen Sozialismus" gegründet in der einzigen Absicht, die Arbeiterklasse als Stütze für den morschen Bau der Kirche zu verwenden und durch den Köder des, chriftlich- sozialen" Linsengerichts die Massen in den großen Schafftall hineinzuloden.
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Die dritte Hauptgruppe von Sozialdemagogen vertritt die reaktionäre Gesellschaft, die Gesellschaft der Bourgeoisie. Von dem Augenblick an, wo das Klassen bewußtsein sich in den Arbeitern zu regen anfängt, sehen wir die Bourgeoisie eifrig bemüht, sich an die Spitze der sozialen Bewegung zu drängen und die Arbeiter durch Palliativmittelchen oder Charlatanerien jeder Art von dem, durch die Logik der Thatsachen und den Justinkt der Selbsterhaltung ihnen vorgeschriebenen Pfade der Sozialrevolution abzulenten. Schulze'sche Kredit- und Konsum- Vereine, Hirsch- Dunder'sche Gewerkvereine das sind so die bekanntesten dieser Balliativmittelchen und Charlatanerien.
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Daß die Reaktionäre in Staat, Kirche und Gesellsaft, obgleich sie einan der bis zu einem gewissen Punkte heftig befeinden, sich mit so rührender Einmüthigkeit auf die soziale Frage geworfen haben, findet seine natürliche Erklärung darin, daß die soziale Frage, vermöge der mächtigen ökonomischen Entwickelung unserer Zeit, zur Kardinalfrage geworden ist, um welche alle anderen Fragen sich drehen, und daß die Arbeiter in der That der Fels sind, auf welchem allein der Staat und die Gesellschaft heute eine feste Grundlage erlangen
fönnen.
Da die Sozialdemagogen es mit der Lösung der sozialen Frage und den Arbeitern nicht ehrlich meinen, so ergibt sich von selbst, daß Alles, was sie zur Lösung und als Lösung der sozialen Frage vorschlagen, den Stempel der Unehrlichkeit, des Lugs und Betrugs an der Stirne trägt. Man nehme die schwindelhaften Pfuschgesetze, welche der Oberfozialdemagoge Bismarck dem Reichstag vorzulegen die Stirn gehabt, das standalös bornirte ,, Programm", welches die Herren Chriftlich- Sozialen soeben ausgeheckt haben, die grauenhafte Mißwirthschaft, welche anläßlich des jüngsten ,, Krachs" in den Hirsch- Dunder'schen Gewerkvereinen an den Tag gekommen ist, und man wird uns beistimmen, wenn wir mit dem Sazze schließen: gleich reaktionär ihrem Ursprung und ihren Zielen nach find die Sozialdemagogen, einerlei, ob sie die Reaktion im Staat, in der Kirche oder in der Gesellschaft vertreten, auch einander gleich in der Stümperhaftigkeit.
Sozialpolitische Rundschau.
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- Das Sozialistengesetz ist todt, eslebe das Sozia listengeset! Das ist also, wenn man dem offiziösen Korrespondenten der Kölnischen Zeitung " Glauben schenken darf, jetzt offiziöse Parole in Deutschland . Nun, so wenig wir sonst dem Reptiliengesindel trauen, diese Nachricht glauben wir gern. Credimus quia absurdum: fie zeugt von so großer Bornirtheit, daß wir sie glauben müssen. Würde uns Jemand sagen, die preußische Regierung, d. h. Bismard, sieht ein, daß das Sozialistengesetz eine pyramidale Eselei war, daß er mit ihm absolut nichts ausgerichtet hat, noch die geringste Hoffnung hat, je Etwas mit ihm auszurichten, er will also weder es zu verlängern, noch an ihm herumzudottern versuchen wir würden ihn für den größten Lügner oder für den leichtgläubigften aller Dummköpfe halten. Aber daß Bismarck , nachdem er mit seinem famosen Sozialistengesetz in einer Weise Bankrott gemacht hat, wie sie kläglicher nicht gedacht werden kann, nun nach einem neuen Sozialistengesetz, nach funkelnagelneuen Ausnahmeparagraphen lechzt, das sieht dem größten Staatsmann des Jahrhunderts", dem Manne des„ Nach Kanossa gehen wir nicht!" so ähnlich, daß wir jeden Zweifel an der Richtigkeit dieses Waschzettels für eine Kanzlerbeleidigung halten. Dem Manne von Blut und Eisen eine andere Politik zumuthen, hieße vom Doktor Eisenbart verlangen, daß er auf Säge und Hackebeil 2c. für seine wunderbaren Kuren verzichten möge.
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Also ein neues Sozialisteng esetz soll angesichts des Auftretens der Arbeiter in neuerer Zeit" angefertigt werden. Ja, worin besteht denn ,, das Auftreten der Arbeiter in neuerer Zeit"? Sie suchen ihre Lohnverhältnisse zu verbessern, nachdem man ihnen die Lebensmittel im Hinweis auf die( bis jetzt ausgebliebenen) höheren Löhne vertheuert hat. Soll ihnen das als staatsgefährlich" verboten werden? Sie erklären da, wo sie Gelegenheit haben, sich über die großartige erste sozialrefor matorische Maßregel", das famose Krankenversicherungsgesetz, zu äußern, daß sie dasselbe für ein durch und durch stümperhaftes Machwerk halten. 3war nicht sehr schmeichelhaft für den oder die Fabrikanten desselben- sollen die Arbeiter bei Zuchthausstrafe gezwungen werden, es für wunderbar schön zu erklären? Sie betheiligen sich an öffentlichen Wahlen und wählen Vertreter, die ihnen konveniren sollen sie für das Ausüben ihrer ftaatsbürgerlichen Rechte außer Landes gejagt werden?*) Sie- ja, was thun die Arbeiter denn sonst noch? Halt! fie lesen den immer unbequemer werdenden ,, Sozialdemokrat", dem die zartesten Familien
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*) Nach der neuesten Lesart hat man allerdings etwas der Art in Aussicht. Anmerk. des Setzers.