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und von allen unlauteren Elementen zu reinigen. Ja, die Partei der Unterdrückten, welcher Presse, Versammlungsrecht und Alles, was zur Agitation den sogenannten" Ordnungs"-Parteien zu Gebote fteht, mit Gewalt genommen ist, hat seit den Wahlen vom Oktober 1881 mehr als 4000 Stimmen gewonnen.( 1881 zählte Genosse Heinzel etwas über 4700 Stimmen, während die Stichwahl am 3. Aug. d. J. 8771 Stimmen für Heinzel ergab.) Wenn man auch in Betracht zieht, daß im Jahre 1881 infolge der polizeilichen Uebergriffe etwa 1000 Heinzel zukommende Stimmen nicht abgegeben sind, so ist der diesmal erzielte Erfolg doch ein großer zu nennen.
In allen zum Wahlkreise gehörigen Städten, mit Ausnahme von Rendsburg , wo der fortschrittliche Kandidat Hänel etwa 100 St. mehr erhielt als Heinzel, fiegte der Kandidat der Sozialdemokratie, in Kiel , Neumünster und Gaarden sogar mit enormer Majorität. Daß wir Angesichts der 200 Landbezirke, von denen ja die Art und Weise, wie dort gewählt" wird, Jedermann bekannt ist, dies. mal noch nicht unseren Kandidaten in den Reichstag schicken konnten, war borauszusehen; aber der Sieg ist dennoch unser! Wir haben die aufgeflärten Städte erobert. Kiel , die hochburg der Liberalen", wie sich unsere lokale Bourgeoispreffe, die„ KielerZeitung", das Organ des Geldprozen Dr. Ahlmann, ausdrückte, ist gefallen, erstürmt von den unter dem Polizeidruck einig und start gewordenen Sozialdemokraten.
Nichts macht einen lächerlicheren Eindruck, als das Siegesgeheut, welches diese Zwitter- Presse nach der Stichwahl anstimmte, verglichen mit ihrer Angst vor derselben. Die gutgesinnten freisinnigen, liberalen Bauern haben unsern Wahlkreis vor einem Sozialdemokraten gerettet" so lautet der ftete Refrain ihrer Jubelhymnen.
Und wie steht es mit diesen freisinnigen" Wählern?- Wen der Herr wählt, muß der Knecht auch wählen. Von hundert wahlberechtigten Landbewohnern wissen überhaupt höchstens zehn, was eine Reichstagswahl bedeutet; und diese zehn hatten, da sie nur die liberale Presse zu Gesicht bekamen, welche ihnen buchstäblich den Unsinn bormalte, wenn Heinzel in den Reichstag käme, dann gehe sofort das Theilen los eine größere Angst vor einem sozialistischen Stimmzettel als vor der asiatischen Cholera. Wenn die Taglöhner an die Wahlurne traten, wurde der Zettel erst nachgesehen, ob er auch ,, richtig" sei, und wenn er den Herren nicht paßte, den Wählern ein„ richtiger" gegeben, welchen diese dann in Gegenwart ihrer Brotherren in die Urne flecken mußten. In einer Ortschaft wurden die Bauern vom GutsInspektor bedroht, wenn sie einen Stimmzettel von Heinzel benutten, dann verfielen sie in eine Strafe von 1000 Mt. eventuell 6 Monate Haft. In dem Dorfe Großen Aspe, wo sehr viele Handwerker und Arbeiter wohnen, und wo auch unsererseits bor der Wahl eifrig agitirt worden war, sind bei der Stichwahl hun dert und siebzig Stimmen für Hänel abgegeben worden und nicht eine einzige für Heinzel. Ist dieses ohne Schwindel möglich? Natürlich können die Wähler nicht reklamiren, weil sie sonst Brod und Eristenz verlieren würden.
Und mittelst dieser niederträchtigen Schwindeleien ist der großartige Sieg" Hänel's auf dem platten Lande erzielt worden. Das, Herr Profeffor, sind Ihre„ freien braven Bauern", welche das morsche Bauwerk der Zwitter- Partei noch einmal vor dem gänzlichen Zusammenbrechen bewahrt haben.
Nun noch ein Wort zur Charakteristik des Verhaltens der Ordnungspresse nach der Stichwahl, der liberalen sowohl wie der konservativen. Anstatt stillzuschweigen und über ihre moralische Niederlage nachzudenken, fangen fie jetzt an, sich in der gemeinsten Art gegenseitig auszuzanken, und jede der andern die Schuld unseres enormen Stimmenzuwachses in die Schuhe zu schieben. Gerade als ob irgend eine der zwei„ Ordnungs"- Parteien mit uns oder wir mit ihnen harmonirten! Wenn ein mit den Verhältnissen Unbekannter diese Hezartikel lesen würde, und ihm dann Jemand sagte, das seien die Ordnungsmänner, von denen sie ausgehen fürwahr, er würde den Betreffenden mit einem fragenden Blick nach deffen Oberstübchen den Rücken kehren.
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Wir aber können mit Stolz auf die Erfolge dieser Wahl zurückblicken. Wir haben tapfer gekämpft; aber wir dürfen uns nicht verschweigen, daß noch mehr, viel mehr hätte gethan werden können. Nun, nächstes Jahr geht's wieder los. Dann mit neuem Muth und verstärkter Kraft zum Kampfe! Unser Hauptaugenmerk muß darauf gerichtet sein, die in Unwiffenheit aufgezogenen und künstlich in derselben erhaltenen Landlente aufzuklären. Wir thun damit nicht nur ein gutes Werk für die Partei, sondern auch ein Werk der Menschenpflicht. Darum rüsten wir uns früh zum nächsten Kampfe. In diesem Jahre ist die Hochburg in der Stadt gefallen, nächstes Jahr muß sie auf dem Lande mit Sturm genommen werden.
Nur Muth, nur Muth,
Das höchste Gut,
Die Freiheit zu erringen! Gebrochen ist des Feindes Macht. Sein stolzes Bollwert hat gekracht, Laßt uns Siegeshymnen fingen! Der Feinde Trug und Heuchelei'n Trotz allem gleißnerischen Schein, Sie können nicht bestehen! Der Freiheit Sonne bricht sie durch. Auf! Laßt auf uns'rer Feinde Burg Die rothe Fahne wehen!
Von der Eider.
Thüringen , Mitte Auguft. Die Stimmung bei uns ist eine ausgezeichnete: 14 Tage nach Pfingsten hielten wir an höchft geeigneter Stelle unsere Bezirksversammlung in Mitten dasiger Naturschönheiten und Angesichts so mancher intereffanter und lehrreicher Erinnerungen an das durch Zeit und Umstände gebändigte und gebrochene alte Raubritterthum ab. Rein und kräftig klang die Marseillaise durch die Luft, als, wir so recht unter uns, unser seitheriges Thun eingehend erwogen, als wir unsern Rath fürs unbengfame Weiterkämpfen gepflogen hatten. Frohen Muthes zogen wir heimwärts in dem Gefühle, daß unsere Sache eine begeisternde, weil unbesiegbare ist.
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Der rothe Hubertus.
Augsburgs Lechhausen, im Juli. Schon lange ist es her, seit wir von uns im Parteiorgan etwas hören ließen, obwohl es an Stoff durchaus nicht mangelt; unsere ,, Hochlöbliche" ist so rührig wie anderswo, und mindestens nicht klüger, denn obgleich wir aus den Prozessen gar nicht ganz herauskommen, so hat die Polizei sich doch stets Blamagen dabei geholt. Solange wir eben kein Beamten- Verantwortlichkeitsgesetz haben wie in der Schweiz (?), wonach ein ohne allen gesetzlichen Grund angeklagter Staatsbürger von dem Beamten, der die Anklage erhoben hat, entschädigt werden muß folange machen es sich unsere Staatsanwälte und Polizisten mit ihrer Sozialistenhayz sehr leicht, fie sagen sich einfach: Nuzt es nichts, so schadet es uns wenigstens auch nichts, und hie und da kann man durch solche Blackereien doch den einen oder anderen Arbeiter um seine Existenz zu bringen. Und einen ehrlichen Arbeiter, der nichts verbrochen hat, als daß er sich frei zu denken erlaubt, um Arbeit, und dessen Frau und Kinder in's Elend zu bringen, das rechnen sich die schuftigen Polizeiseelen von der Sorte bich's als ein höheres Verdienst an, als einen betrügerischen Bankerotteur am Ausreißen zu verhindern oder einen mit Retourbillet auf Nimmerwiedersehen abfahrenden Zuchthauskandidaten à la Wilmersdörffer abzufangen.
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Keine geringe Aufregung unter unseren Spigeln verursachte am 13. März die Anwesenheit unseres Genossen Vollmar. Von der Münchener Polizei war dessen Ankunft der hiesigen angemeldet, und gab es sofort ein Laufen und Rennen; trotzdem aber verloren die Spitzel eine Zeit lang die Spur Vollmar's. Mehrere Genossen, welche Vollmar auf dem Bahnhof abholten, geleiteten ihn in den nächst der Bahn gelege nen Gasthof zu den ,, Drei Kronen", wo sich alsbald noch andere Genoffen einfanden. Da das Lokal aber zu weit außerhalb der Stadt liegt, beschloß man, einen weiter in der Stadt gelegenen Platz aufzusuchen, und begab fich daher zum Bierbrauer Wolf. Wiewohl es schon spät war und die Nachricht von der Ankunft Vollmar's erst in letzter Stunde bekannt wurde, folglich eine größere Betheiligung an der Abendunterhaltung zu Ehren unseres Freundes nicht mehr bewerkstelligt werden konnte, so hatte sich doch eine größere Anzahl Genoffen- nach Zählung der Polizei waren eingefunden, als um etwa 11 Uhr die heilige Hermandad acht Mann hoch erschien und unsere Unterhaltung und freie Bewegung auf's Gründlichste störte, was man Aufrechterhaltung der Ordnung nennt. Um zu beweisen, daß wir in einem freien Lande leben, wurde dem Wirthe
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seitens der Polizei die vorher offen gewesene Hausthür gesperrt, zwei Mann Polizei davor gestellt und Niemand hinaus noch hereingelaffen; die Thüre zur Gaststube wurde innen und außen durch einen Doppelposten besetzt, während der Führer" dieser Staats attion, Rottmeister Krumm junior mit noch einem Schutzengel das Lokal betrat, die " Bersammlung" auflöfte und die Anwesenden aufforderte, binnen einer Biertelstunde das Lokal zu verlaffen. Ein homerisches Gelächter folgte dieser Aufforderung, denn das Zusammensein in einem öffentlichen, für Jedermann zugänglichen Gaftlokale als eine Versammlung zu betrachten, ist ein heller, man möchte sagen polizeiwidriger Blödsinn. Allein die Hochlöbliche versteht in solchen Dingen keinen Spaß, fie notirte Namen und Wohnung sämmtlicher Anwesenden, unter denen sich etwa etwa ein halbes Dutzend Nichtsozialisten darunter ein haufirender Eier- und Sardinenhändler befanden. Alsdann wurde die Aufforderung, das Lokal zu verlassen, wiederholt, worauf sich auch ein Theil der Anwesenden entfernte, während die Anderen noch blieben und erst nach einigen Rencontre's mit der Polizei mit einem Hoch auf Vollmar ihrer Wege gingen.
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Nun folgte Sonntags darauf, um bei uns den 18. März nicht in Vergessenheit gerathen zu lassen, eine allgemeine Haussuchung bei den„ Aufgeschriebenen, mit dem gewöhnlichen Resultat: Null. Dann wurden sämmtliche 40 vor den Untersuchungsrichter zitirt, um über geheime Verbindung und verbotene Versammlung" wie die Anklage lautetebernommen zu werden. Es war der schönste Anfang zu einem Monstreprozeß, doch es sollte beim Anfang bleiben, denn heute, nach Verlauf von 4 Monaten, erhielten sämmtliche Geheimbündler", die sich jetzt aber von 40 auf 39 reduzirt haben, die Zustellung, daß das Verfahren eingestellt und folglich die Angeklagten außer Verfolgung gesetzt sind.
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Also eines Vorkommnisses wegen, wo man nicht einmal einen Prozeß in Szene setzen tann wozu doch bekanntlich bei unseren Richtern nicht viel gehört macht man einen solchen Aufwand von Polizeikräften, man durchsuchte im Gasthof zu den drei Kronen" sämmtliche Reisenden, ob sie nicht staatsgefährliche Kontrebande mit sich führen, die Kellnerin dortselbst wurde von einer Spürnase ausgefragt, was Vollmar gegeffen und getrunken habe, wer es bezahlte u. s. w. Ja, man geht im Uebereifer sogar so weit, daß man vom Reichstag die Genehmigung zur Verfolgung Vollmar's verlangte, um nur nicht bis zum Schluß der Reichstagssession mit dem lange ersehnten Prozeß warten zu müssen! Wenn dagegen ein Arbeiter bestohlen wird und pflichtgemäß bei der Polizei Anzeige macht, so hat man, wie es schon vorgekommen ist, nicht einmal Zeit, ihn anzuhören. Allerdings, für das Einfangen eines Diebes bekommt man teinen Orden, wird nicht befördert und erhält teine Prämie aus dem geheimen Polizeifond, was Alles bei falschem Zeugnißablegen gegen Sozialisten und bei ähnlichen Heldenthaten gegen Legtgenannte verdient werden kann.
Allerdings darf sich unsere liebe Polizei nicht zu viel mit ernsthafter Verfolgung von Lumpen und Dieben einlaffen, denn die Konsequenz führt in's Große, und da würden wohl die Besten und Edelsten" der heutigen Gesellschaft in's Zuchthaus wandern müssen!
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Noch ein Vorkommniß ist bei dieser Gelegenheit zu erwähnen. Als nämlich am 18. März gelegentlich der schon erwähnten Massenhaussuchung ein mit einer solchen betrauter Polizeibeamte nebft Zeugen bei einem Genossen eintrat, sagte letzterer zu den betreffenden Zeugen, sie sollen nur den Polizisten auf die Finger schauen. Er erinnerte sich hiebei wahrscheinlich des Falles, der in unserem lieben Deutschland " der Ort ist mir entfallen- schon da war, daß die haussuchenden Polizisten etwas Verbotenes mitbrachten, dasselbe beim Durchsuchen der Effekten irgendwo hineinsteckten, um es hintenach als gute Prise wiederum zu finden. Dieser Aeußerung wegen wurde Klage erhoben und der betreffende Genosse auf Grund falschen Zeugnisses eines der Zeugen, sowie mittelft Verdrehung der gebrauchten Worte seitens der Polizisten, zu 15 Mt. Strafe verurtheilt.
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Nun noch in Kürze Einiges über die hervorragendsten Handlanger unferes ,, ein äugigen Fuchses". Da glänzt in erster Linie Herr Rechtsrath Metzger. Derselbe vertritt in allen Fällen gegen uns den Antläger und zeichnet sich durch Rohheit, Mißachtung des Gesetzes und große Vertilgungswuth uns gegenüber aus. Diese schöne Seele würde überhaupt dem Stande, den sein Geschlechtsname andeutet, mehr Ehre machen als einem Rechts" rath. Ihm sekundirt als rechte Hand Oberrottmeister, auf Ansuchen, Obic. Was Schamlosigkeit anbetrifft, so wird Ben Ariba durch dieses Brachteremplar eines Spigels Lügen gestraft; denn nicht nur daß er Arbeiter, die ihm als Sozialisten bekannt find, bei ihren Arbeitgebern als solche denunzirt, um sie aus der Arbeit zu bringen, versucht er auch Frauen, deren Männer sich in Untersuchungshaft befinden, theils durch Schmeicheleien, theils durch dem Gesetz hohnsprechende Drohungen zu Aussagen gegen ihre eigenen Gatten zu bestim men; ja sogar bei Kindern versucht er dieses schandvolle Manöver, indem er ihnen beim Spielen auf der Straße schmeichelt, ste belobt, dann nach ihrem Vater fragt, was dieser für Blätter lese 2c. Um solche Kinder recht zutraulich zu machen, verabfolgt er ihnen manchmal Naschwerk als Judaslohn dafür, daß sie ihren Vater an's Meffer liefern, wenn derselbe so unvorsichtig war, vor seinen eigenen Kindern etwas laut werden zu lassen, das nicht Jedermann wissen darf. Er( Obich) hat im Gegensatz zu seinem Münchener Kollegen, dem bekannten ,, Meineidsmichel, die Gepflogenheit, zu den nöthigen falschen Eiden bezahlte Subjekte oder Frauenzimmer, die als Entschädigung ihr„ Gewerbe" ohne Karte ausüben dürfen, herbeizuziehen.
Das sind so die hauptsächlichsten Retter der Gesellschaft am hiesigen Blaze und wird ihre Unverschämtheit und Frechheit nur noch durch ihre Dummheit übertroffen, indem sie trotz aller Schnüffelei doch fast immer an solchen Plätzen haussuchen, wo nichts zu finden ist.
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Doch auch unsere Ausbeuter möchte ich ein wenig beleuchten. Es fällt mir da in erster Linie der Besitzer der Tuch appreturfabrit, Vittor Martini, ein. In seiner Fabrit war früher die Arbeitszeit von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends und der Taglohn für die Arbeiterinen es find meistens Frauen und Mädchen beschäftigt betrug 1 Mt. 30 Pf. Als nun vergangenen November ein etwas langsamerer Geschäftsgang eintrat, entließ man einen großen Theil der Arbeiterinen; aber schon nach 14 Tagen nahm man andere an, meist junge Mädchen von 16-18 Jahren, verlängerte dann die Arbeitszeit um eine Stunde und zahlt jetzt, bei längerer Arbeitszeit, 80-90 Pf., höchstens 1 Mart pro Tag. Dazu kommt noch, daß der ehrenwerthe Herr Direktor dieser Fabrit solche flott" bezahlte junge Mädchen zur Ausübung seiner Wolluft nach Belieben auf's Komptoir bescheiden läßt, wo sich diese dann, aus Furcht, entlassen zu werden, diesem Wüstling gegenüber feinen Widerstand entgegenzusetzen getrauen. Also für 80-90 Pf. pro Tag noch mit fich Unzucht treiben lassen müssen, nur um nicht arbeitslos zu werden, ist das nicht eine herrliche„ göttliche Weltordnung"! Dafür ist aber auch Herr Martini Mitglied des Gemeindekollegiums, Borstand des Unzuchtpardon! des Geflügelzuchtvereins( eignete sich aber besser für einen Stlavenzüchterverein) und ist in seiner Eigenschaft als Letterer äußerst spendabel.
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Was nun unsere großen Baumwollenbarone anbelangt, so ist der als Sparkünstler bekannte Hasler, Gerant der Baumwollspinnerei am Stadtbach, besonders hervorragend. Als nämlich in früheren Jahren einmal mehrere Arbeiter Lohnzulage verlangten, gab er ihnen zur Antwort, ste tönnten ganz gut auskommen, sie verständen blos das Sparen nicht. Um Geld zu ersparen, dürfe man blos, wenn man Durst hat, das fütr Bier bestimmte Geld in ein Glas werfen, alsdann das Glas mit Waffer füllen, hernach letzteres trinken, und es werden dann zwei Zwecke erreicht sein: nämlich durch Trinken des Wassers wird der Durst gelöscht, und da Waffer vorläufig selbst der Arbeiter nicht zu bezahlen braucht, so sei auch durch Anwendung der Methode Hasler's Geld erspart. Es wäre wohl beffer, wenn Herr Hasler mit gutem Beispiele voranginge und bei ihn anwandelndem Durste, statt für verschiedene Mark Wein zu vertilgen, nach seinem eigenen Rezepte verfahren würde. Wer jedoch glaubt, Herr Hasler habe kein Herz für Mildthätigkeit, der täuscht sich, denn als vor Kurzem der Präsident des Vereins süddeutscher Baumwollindustrieller, Fabrikant Staub in Buchen, starb und weil er wahrscheinlich das Hasler'sche Sparrezept nicht gefannt hatte tein Vermögen hinterließ, veranstaltete Herr Kommerzienrath" Hasler eine Sammlung bei befreundeten Fabrikanten, welche 60,000 Mt. ergab, zur Erziehung der Töchter Staub's .
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Was die Mechanische Baumwollspinn- und Weberei, die Buntweberei und die Mechanische Weberei am Fichtelbach anbetrifft, so haben die Arbeiter dieser Fabriken durch die vorjährigen Streits allerdings einige Verbesserungen erlangt, welche man ihnen aber, nach bekannter Wortbrüchigkeit der Fabrikanten, wieder allmälig hinwegeslamotirt. Alles in Allem, ist hier das Rezept Camphausen's zur vollen Geltung
gekommen, nämlich höhere Leistungen der Arbeiter und geringere Löhne!
Zum Schluß noch Einiges über die dritte Großmacht", die Preffe. Es gibt nicht leicht eine Stadt in Deutschland von der Größe Augsburgs, wo die liberale und ultramontane Reaktionspresse in so vollständiger Harmonie bezüglich Bertuschung aller Schurkenstreiche sowohl der Polizei als des Geldsackes sich befindet. Eines der miserabelsten der liberalen Blätter, das Organ durch Licht zu Wahrheit und Recht", wie es sich in der Ueberschrift, wie zum Hohn, nennt, das„ Anzeigeblatt", zugleich Leiborgan des Bürgermeisters Fischer, ist zu Grabe getragen worden. Dieses Blatt, welches im Jahr 1877 der Genossenschaftsbuchdruckerei, welche den„ Volkswille" herausgab, einen Krach prophezeite, ist nun selbst mit enormem Defizit verkracht. Die Genossenschaftsbuchdruckerei wäre ohne die fortgesetzten Polizeischurtereien des rothen Fischer" existenzfähig geblieben, aber der im Prozeß gegen die Genossenschaftsbuchdruckerei als Sachverständiger vernommene Druckereibefizer und Herausgeber des ,, Anzeigeblattes", F. Gräf, ist trop Zuwendung aller möglichen Arbeiten seitens seines Protettors Fischer und trotz Unterstützung vom ,, Liberalen Bürgerverein" gründlich verkracht. Ec tam zu seinem Glücke noch in's Grab, bevor seine ganze Habe gerichtlich veräußert wurde zum tiefen Leidwesen des rothen Spitzbuben", der nicht so bald wieder einen Zeugen finden dürfte, der so leichten Herzens auf jeden Wunsch seines Protektors mit der Miene des Biedermaunes seinen Eid" ablegt!
Dies sind so im Ganzen die Zustände am hiesigen Platz. Das Vorgehen der Polizei bet den vorjährigen Streits es wurde nämlich nicht nur jede versuchte Versammlung der Streikenden verboten, sondern jede ganz gewöhnliche Besprechung der Streikenden unter einander wurde polizeilich verhindert dieses Vorgehen, gepaart mit dem unserer Kapitalhyänen, hat unter den hiesigen Fabritarbeitern ein derartiges Auswanderungsfieber erzeugt, daß in den Jahren 1882 und 1883 so viele Leute von hier und Umgebung ausgewandert sind, als vorher in 10 Jahren zusammengenommen.
Auch unsere Genossen wandern massenhaft aus, und haben wir seit zwei Jahren gerade Arbeit genug gehabt, um nur immer die entstandenen Lücken auszufüllen; doch jetzt, wo es sich im ganzen Reich so gewaltig regt, hoffen auch wir, nicht nur das alte Terrain zu behaupten, sondern auch neues dazu zu gewinnen. Dazu ist aber nöthig, Ihr Genossen von Augsburg und Umgebung, daß Ihr Euch enger als bisher zusammenschaart und für Verbeitung unseres Parteiorgans thatkräftig eintretet, daß überhaupt Jeder seine Pflicht thut; dann wird auch uns der Erfolg nicht ausbleiben! Der rothe Hans am Lech .
Nachrufe.
Am Sonntag den 29. Juli d. J. wurde unser treuer Genosse Mensch zur ewigen Ruhe gebracht. Leider wurde sein Ableben erst am 28. Juli, Abends 11 Uhr, publizirt, und nahmen infolgedessen an der am frühen Morgen darauf erfolgenden Bestattung nur ca. 50 Personen Theil, welche sich meist mit rothen Nelten und Bändern geschmückt hatten. Unser Kandidat St. Heinzel hielt eine recht kräftige Ansprache nebst Nachruf. Ein hübscher Kranz mit großem rothen Band und der Inschrift: ,, Unserm treuen Genossen, von der Arbeiterpartei" ward alsdann auf dem Grabe niedergelegt.
Bemerken will ich noch, daß einer unserer nächtlichen Sicherheitswächter seines Postens enthoben ist, weil er seinem Freund die letzte Ehre erwies.
V. d. E.
Sonnabend den 11. August verschied nach kurzem Krankenlager unser allseitig beliebter Freund und Genosse Bernhard Müller, Schuhmacher, im Alter von 30 Jahren. Er hinterläßt Frau und drei Kinder. Ju Müller haben wir einen braven Genossen verloren, er scheute keine Mühe und Opfer, sondern wirkte raftlos für unsere Sache, soweit seine Kräfte reichten. Der Lohn war fortgesetzte Chikane von Seiten der Hochwohllöblichen", besonders in Haussuchungen bestehend, die aber stets resulatlos verliefen. In ihrer Wuth griffen die Schnüffler ihn schließlich von der Straße auf, wenn er ein Packet trug, ließen ihn stundenlang sitzen, um die alten Stiefeln einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen, welche anstatt der geahnten revolutionären Schriften meist den Inhalt des Packets bildeten aber ihr Zweck war doch erreicht: Müller war materiell geschädigt, und das war die Hauptsache.
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Selbst das Begräbniß unseres Freundes, bei welchem gegen 100 Genoffen anwesend waren, mußte zu einer Polizei- Aktion herhalten, denn unser Grünauge stand mit zwei Gesellen hinter den Lebensbäumen und glotte wie ein Tiger, der auf Beute lauert, dahinter hervor. Aber die Genossen waren nicht minder auf der Hut. Die letzte Bekanntmachung des Landeskonfiftoriums ist noch in Aller Gedächtniß. Der Abschied von unserem lieben Freunde wurde doch und in einer Weise, wie sichs gebührt, gefeiert. Es ging auch ohne den Grünäugigen. Der letzte Scheidegruß lautete: Ruhe sanft, lieber Freund, Du hast genug gekämpft für Dein bischen Leben; wir werden weiter kämpfen!
Werther Genoffe!
Sprechsaal.
Relböd.
Die Ihnen telegraphisch gemeldete Nachricht, daß H. W. Rowland zum Kandidat für Chelsea ernannt wurde, hat die Wuth des Hrn. Most erregt, der in einer lügenhaften( full of lies) Notiz in der Nummer der " Freiheit" vom 4. August sagt, daß Rowland nur ein Helfershelfer Broadhurst's sein würde. Ich bitte Sie, dem im„ Sozialdemokrat" entgegenzutreten, weil sonst einige Jhrer Genossen irregeleitet werden könnten. Es ist eine Lüge, wenn man sagt, Rowland sei vom gleichen Kaliber wie Broadhurst, und Niemand weiß das besser als Most. Denn als Moft hier verhaftet wurde, billigte Braodhurst die gegen ihn gethanen Schritte, während Rowland Vorsitzender des komites war, welches ihn vertheidigte!
Als Mitglied dieses Komites muß ich sagen, daß es von Most feige und unmännlich ist, über Leute, die ihm beistanden, als er im Gefängniß war, so aus der Luft gegriffene Litgen und Verleumdungen in Umlauf zu setzen.
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Mit parteigenössischem Gruße! Ch. J. Garcia.
Forst, 17. August 1883. Zur Berichtigung Ihres Berichtes aus Forst in Nr. 29 vom 12. Juli zunächst die Notiz, daß grade ich mit Wort und Feder stets für die Rechte der Arbeiter eingetreten bin, und daß alle Arbeiter meiner Parochie mich als einen uneigennützigen Freund der Armen und Gedrückten kennen. Die Unwiffenheit ihres Korrespondenten mit der Stimmung der hiesigen Arbeiter läßt vermuthen, daß es ein vertappter Reaktionär ist, der Ihr Blatt hier lächerlich machen möchte!
Denn:
1. Bereits ein Jahr vor meiner Wahl, bevor ich Forst ie gesehen, war der Neubau eines Diakonats beschlossen, da das alte Haus polizeilich als nicht mehr ausbesserungsfähig erklärt war.
2. Der Platz, auf dem das alte Haus steht, war zur Verbreiterung der Straße nöthig, der Verkauf des alten Grundstüdes aus gleichem Interesse schon vor Jahren eine beschloffene Sache, ehe ich Forst überhaupt gesehen hatte.
3. Die Gemeindevertretung ist in ihrer ungeheuren Majorität liberal, zum Theil fortschrittlich im firchlichen Sinne, wie dies hier natürlich und selbstverständlich ist. Dieser hat mit 46 gegen 6 Stimmen den Bauplatz auf dem Kirchhof bestimmt, an einer Stelle, wo seit mehr als 30 Jahren Niemand begraben ist, der Platz also rechtlich zur Verfügung der Gemeinde steht.
4. Gegen den Bau sind sechs schriftliche Proteste eingereicht, von den Behörden eingehend geprüft und als völlig unbegründet erachtet. Beim