Korrespondenzen.

Bremen. ( Schluß). Der saubere Kriminalschutzmann Wolfson hatte die Frechheit gehabt, während Genoffe Anders sich in Haft be­fand, in die Wohnung des letzteren zu dringen, um von der Frau ein ihren Mann kompromittirendes Geständniß zu erzwingen, und als diese sein Anfinnen zurückwies, that das verkommene Indivi­duum, als wolle es der Frau Anders Fesseln anlegen und sie so über die Straße schleppen. Durch dieses Manöver ward leider der Widerstand der Genannten gebrochen und wenigstens Belastungsmaterial gegen Ge­nosse Springer herbeigeschafft.

Dieser Wolfson, ursprünglich Jude, trat zur lutherischen Konfeffion über, um im Dienfte zu avanciren und seine Kollegen zu verdrängen. Er scheut kein Mittel, wenn es ihm zur Erreichung seines Vortheils geeignet erscheint; da er nun auch von einem gewaltigen Liebesdurft besessen ist, so treibt er sich des Abends in den Wallanlagen herum. Trifft er dort ein luftwandelndes Liebespaar, so versteht er, dasselbe einzuschüchtern, droht mit Verhaftung, und schließlich muß in der Regel das Mädchen fich ihm ergeben. Dabei schuldet der Ehrenmann Juden und Christen, so dem Wirth Büscher in der Faulenstraße seit 2 Jahren eine ansehn­liche Zechschuld.

Seine Frau ist das getreue Ebenbild ihres liebenswürdigen Mannes. Die Bewohner der Neustadt wissen davon ein Liedchen zu fingen, denn der genannte Stadttheil ist von der fittlichen Dame vorzugsweise zum Schauplatz ihrer Thätigkeit ausersehen worden. Fast allabendlich sucht fie mit ihrer taum der Schule entwachsenen Tochter sogenannte Nacht­wirthschaften auf, fingt, deklamirt, läßt sich traktiren und für gute Be­zahlung zu Dingen gebrauchen, ver denen selbst eine Prostituirte Abscheu empfinden würde. Sogenannte Spazier" fahrten, natürlich mit den Ver­tretern und Stützen unserer heutigen Religion und Sittlichkeit unter­nommen, gehören zu den gewöhnlichen Arten ihrer Liebenswürdigkeit. Soviel Geld nun aber auch die edle Dame auf diese lobenswerthe Art verdient, so gilt doch bei ihr das Sprichwort: Wie gewonnen, so zer­ronnen!" Krämer, Puzmacherin, Schneiderin, Manufakturhändler u. s. w. bringen vergebens auf Bezahlung. Und weshalb soll sie auch bezahlen? Ihr Mann bezahlt ja auch nicht. Jetzt geht Herr Wolfson mit dem Ge­danken um, seine Tochter an einen Polizeibeamten zu verheirathen, der ihr Vater sein könnte jedenfalls in der väterlichen Absicht, sein Kind vor der Helenenstraße zu bewahren.( Helenenstraße ist der Wohnort der Prostituirten und Bremer Staatsmonopol oder wenigftens, wie es selbst bon tompetenter Seite feft behauptet wird, ein Privatunternehmen einiger Senatsmitglieder.) Warum sollte er auch seinen Sprößling in dieser Anstalt unterbringen? Wenn sie die achtbare Frau eines seiner Gesin­nungs und Standesgenossen wird, kann sie, wie ihre Mutter, auf eigene Fauft weit beffere Geschäfte machen.

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Seht, das ist der Mann, der zum Wächter der Sicherheit und Ord­nung eingesetzt ist! Bezahlt ihn, und er überläßt Euch seine Frau; bezahlt ihn, und Ihr habt seine Tochter! Denunzirt und leistet dabei einen Meineid, und er schneidet Euch selbst vom Galgen ab! Und Jhr, die Ihr eine Wirthschaft betreibt und hohe Steuern und Abgaben leisten müßt, borgt dem Wolfson und mahnt ihn nicht, laßt seine Frau die tollsten Orgien in Euren Lokalen feiern oder er könnte Euch bei paffender Gelegenheit einen Denunzianten in's Haus schicken, dessen Eid einen hohen Gerichtshof veranlassen wird, Euch zu verurtheilen!

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Doch wir Sozialdemokraten tönnen stolz darauf sein, daß man ftets nur die verworfensten Subjekte, die längst ihres Poftens hätten enthoben werden müssen, nur Leute, die längst das Zuchthaus verwirkt haben, gegen uns in's Feld zu führen vermag.

Daß man keinen ehrlichen Mensch mehr gegen uns aufbieten kann, beweist, daß unsere Gegner mit ihrem Latein am Ende find.

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Wenn die Weserzeitung" in ihrer Mittagsausgabe vom 17. August meint, daß die gegenwärtige Hochfluth der sozialdemokratischen Bewegung von der zunehmenden Verbreitung des Parteiorgans herrührt, so hat sie Recht. Recht hat sie, wenn sie glaubt, daß das Organ in aufsteigender Entwicklung begriffen sei; wahr ist es, wenn sie annimmt, daß das Wach­sen der sozialdemokratischen Bewegung auf die Haltung des Parteiorgans zurückzuführen sei; Recht mag sie wohl haben, wenn sie sagt, daß die Sprache des Sozialdemokrat nachhaltiger auf die arbeitenden Klaffen einwirke, als ehedem die 40 oder 50 öffentlich erschienenen sozialdemokratischen Blätter aber unwahr ist es, wenn sie behauptet, daß fast jede Num­mer Verläumbungen und Verdächtigungen aller Art, und zwar unter vollster Namensnennung der Betreffenden, bringe, die niemals widerlegt würden, und daß Alles auf Treue und Glauben von den Arbeitern hin­genommen würde.

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Ist das wohl auch Verläumdung, ehrbare Herren von der Weser­zeitung", was wir in dieser Korrespondenz berichteten? Das Berichtete hat sich doch unter Ihren Augen zugetragen. Ziehen Sie nur mit aller Sorgfalt über diesen Punkt Erkundigungen ein, und Sie werden Alles vollauf bestätigt finden. Ja, noch mehr, wir sind im Besize noch ganz anderer Geschichten. Jetzt haben wir nur einen niedriger stehenden Schuft dem Publikum gezeigt, aber schließlich könnten wir auch einmal höher greifen. Material ist vorhanden, nur sei erst über die Echtheit desselben Erkundigung eingezogen, und dann, wenn es sein muß, lassen wir die Kanonen spielen.

Gerne glauben wir, daß das Vorhandensein unseres Parteiorgans ver­schiedenen Lenten recht unangenehm ist, allein sie selbst haben uns in ihrer Verblendung diese Waffe in die Hand gedrückt. Es soll sein ein zweischneidig Schwert, das wir schwingen den Armen und Unterdrückten zum Heil, den Schurken und Ausbeutern zum Verderben; es soll sein eine Heilandsgeißel, mit der wir die Volksrechtverschacherer aus dem Tempel des Volfes hinaustreiben; es soll sein eine Laterne, die mit ihren hellen Strahlen nicht allein die Dunkelheit verscheucht, sondern auch Dem plötzlich ihren Lichtschein in's Geficht wirft, der sich auf Schleich­wegen befindet, fich unbeachtet glaubt und ungestört seine Schurkenstreiche auszuführen gedenkt, bis einst, Sieg und Glück verkündend, überall die rothe Fahne weht.

Jenen, die uns mit Material versehen, um schurkische Beamte an den Pranger zu stellen, unseren Dant; weiterem Material sehen wir unter Zusicherung strengster Diskretion ebenfalls dankend entgegen, bis zum Mindesten zunächst der Beamtenstand von Schwindlern, Betrügern 2c. gereinigt wird. Der gemeinsame Schlachtruf laute:

Krieg den Schurken überall!

Rüdiger.

- Iserlohn , Anfang September. Zur Erinnerung an Lassalle's Todestag war an dem bei der Stadt gelegenen Fröndenberge eine mächtige rothe Fahne so aufgepflanzt, daß fie in der ganzen Stadt und Umgebung sichtbar war. Freitag Morgen ware dieselbe jedoch von einem Polizeidiener und Flurschützen von der Stange geriffen und mitgenommen. Das Mitnehmen" verstehen unsere Polizeiseelen aus dem ff!

Polizei und Schandarmerie recherchirten übrigens am Mühlenberg und dem Wasserbaffin nach den rothen Fähnrichen. Auf letterem war nämlich vor Jahresfrist die rothe Fahne aufgehißt. Wir werden den Machern des Sozialistengesetzes und der allem Recht und Gesetz hohnsprechenden Polizeiwillkür zeigen, daß wir auf das infame Gesetz etwas pfeifen! Im Uebrigen empfehlen wir gewissen Lenten folgenden Satz aus Zschotte's Anthologie( im Fragmente Freiheit):

Ein Staat, welcher die eine oder die andere Art der Freiheit ver­nichtet durch seine Gesetze, vernichtet damit den Plan und die Ordnung der Schöpfung, verkrüppelt die Menschheit, ist widernatürlich und der Auflösung werth."

Der konservative Prügelheld von - Oschak in Sachsen . Rotenhan hat in unserer Stadt würdige Nachfolger gefunden, und wir haben um so mehr Ursache, dieselben im Parteiorgan zu brand­marken, als die beiden hiesigen Wurftblättchen in schändlicher Weise alles todtschweigen, was der sogenannten hohen Obrigkeit in irgend einer Weise Verlegenheit bereiten könnte. Am 30. Mai hatte der Sohn eines armen Arbeiters das Unglück, eine Ente todtzuwerfen. Der Eigenthümer, der Restaurateur Leonhard, der die Ungezogenheiten seines eigenen Jungen gänzlich überfieht, hatte nichts Eiligeres zu thun, als es einem bei ihm verkehrenden Polizeibummler anzuzeigen, und dieser er­stattete sofort Bericht an den gestrengen Herrn Bürgermeister, welcher den Knaben auf das Rathhaus bestellte, und ihn alsdann dem Schuldirektor Sieber zur Bestrafung übergab. Auffallend war dabei nur, warum der Herr die Befirafung nicht selbst vollzog, denn er ist ein hier rühm­

lichst bekannter Prügelmeister, der bis dahin die Bestrafung höchst eigenhändig vollzog und schon so mancher Knabe war von ihm auf die Bant geschnallt worden. Vielleicht hielt ihn eine kurz zuvor bei solcher Gelegenheit paffirte Fatalität ab, oder er wollte seinem Freunde Sieber auch einmal einen derartigen Hochgenuß verschaffen. Jedenfalls erwies sich dieser Pädagog als der rechte Prügelheld. Denn der hochgebildete Herr schnallte den Knaben fest und bearbeitete den Aermsten derart mit einem Rohrstocke, daß derselbe, als man ihn wieder abschnallte, bewußtlos zusammenbrach. Nachdem er sich wieder erholt hatte, stellten fich Symptome von Geistesstörung ein, zu denen noch Krämpfe hinzn­traten. Der Junge schrie Tag und Nacht, weil er in seiner Phantasie seine Beiniger auf sich eindringen sah. Diese brutale Handlung eines Schurken, welcher selbst nicht weiß, was Kinder den Eltern werth sind, ( denn er besitzt keine) hatte den Knaben so ruinirt, daß er in Folge dessen am 8. Juni starb.

Die Aufregung unter der Bevölkerung hatte jetzt ihren Höhepunkt er­reicht, was der Ordnungsbande sehr unbequem zu werden schien. Sie suchten daher nach einem Retter in der Noth, welcher sich auch in der Person des Bezirksarztes Dr. Siegert fand. Dieser Siegert, welcher eigentlich Bezirkspfuscher genannt werden könnte und auch ge­nannt wird( Privatpraxis besitzt er fast gar keine; aus mehreren Kaffen, in welchen er als Arzt fungirte, wurde er herausgeworfen, nur die Stadtkrankenkasse beschäftigt ihn noch, weil die weisen Stadtväter ihren Freund nicht auch blamiren wollen), dieser Siegert mußte den Knaben untersuchen und konstatirte, daß derselbe nicht an den Schlägen, sondern am Scharlachfieber gestorben sei. Der Bürgermeister beeilte sich denn auch, diesen Befund amtlich bekannt zu machen, und der Todtschlä­ger Sieber war entsündigt und dem Zuchthause bis auf Weiteres entrückt.

Das Volt aber behauptet nach wie vor, daß der Knabe doch an den Folgen der Prügel gestorben ist. Man sollte nun meinen, daß der Prügel­held nach der That sofort seines Amtes verlustig erklärt oder mindestens Untersuchung über ihn verhängt worden wäre, doch davon schreibt Paulus nichtser fist nach wie vor in Amt und Würden. Bei der Beerdigung stellte der Pfaffe den Tod des Knaben als eine Fügung Gottes" hin. Mehrere Stimmen aus dem zahlreichen Publikum aber schrien: Ja todtgeschlagen hat man ihn!" Die Polizei, die sonst ihre Nase überall hat, und mit Schleppern, armstarten Knüppeln 2c. da­herschleicht( als ob man in Rußland lebte), hielt sich, wahrscheinlich auf Befehl, fern.

Nun ein Gegenstück: Vor längerer Zeit steckte der Sohn eines hiesigen reichen Kaufmanns und Droguisten das Haus seines Vaters zweimal in Brand, und da jedemal nur der Dachstuhl brannte, so versuchte es der Schlingel das drittemal im Keller, wobei man ihn erwischte. Dafür hätte er nun nach der Logik des obigen Falles wohl mindestens zweimal sobtgeprügelt werden müssen? Bewahre! Das war ja der Sohn des reichen Kaufmann Müller, während der todtgeprügelte un­glückliche Ententödter nur der Sohn eines Arbeiters war und als Brandstifter mindestens sofort nach der Besserungsanstalt Bräunsdorf gekommen wäre. Der dreifache Brandstifter Müller aber wurde standesgemäß" nur nach Dresden in Pension gegeben. Nicht wahr, schöne Logit? Für eine Ente todtwerfen, wird der Sohn des Armen todtgeschlagen, der reiche jugendliche Taugenichts aber, der ein Haus mehrmals anbrennt und damit einen ganzen Stadttheil gefährdet, kommt in Pension.

Ein rühmenswerther Ehrenmann ist auch der hiesige Lehrer Sei fert, welcher seinem Gesicht nach eher einem Jesuiten als einem Volks­bildner ähnelt. Dieser Schurke trieb voriges Jahr mit feinen 12-14jährigen Schülerinnen derart unfitt­liche Handlungen, daß man im Publikum ernstlich meinte, er werde in Untersuchung gezogen werden und mindestens 1-2 Jahre Ge­fängniß oder Zuchthaus bekommen. Die einzelnen Schmutzereien dieses Schurken find haarsträubender Natur.

Was geschah aber? Um der öffentlichen Meinung etwas nachzugeben, wurde Seyfert aus einem Oberlehrer ein gewöhnlicher" und statt der großen Schülerinnen bekam er die kleinsten. Er ist jedoch schon wieder bis zur 2. Klasse aufgerückt. Der schon vorhin erwähnte Bürgermeister Härtwig ist sein Name, welcher wegen seiner schändlichen bei der letzten Reichstagswahl entwickelten Polizeiwillkür vom Abg. Liebknecht im sächsischen Landtage angenagelt wurde, konnte die Schandthaten seiner Person und die seiner Spizel nur durch die Hervorbringung mehrerer Lügen decken.

Streits, wie von anderwärts, find von hier nicht zu melden. Die Arbeiter sind hier von den Fabrikanten so eingeschüchtert; so schwer gedrückt, daß fie es nicht wagen, ihr Haupt aufrecht zu halten; suchen fie ja doch fast jede Begegnung mit bekannten Sozialisten zu meiden. Es ist ihnen allerdings unter Androhungsofortiger Arbeits­entlassung verboten, mit Sozialisten Umgang zu pflegen. Da verstehen es die Herren Beamten der Stadt anders, die verlangen vom Bürgermeister bis zum Rathsdiener Lohnzulage, und damit ja keine Störung eintritt, wird drauflos bewilligt, natürlich aus dem Säckel der Steuerzahler.

Ueber unsern Günther Saalhausen, diesen Erzreaktionär, der unsern Kreis im Reichstag vertritt, wollen wir, um Raum zu sparen, hinweggehen; erwähnt sei nur, daß er der Busenfreund des Ackermann ist, und als solcher natürlich für die Arbeitsbücher eintrat. Leider konnten wir in der Frage der Arbeitsbücher nicht selbständig vor­gehen, da uns zu Versammlungen jeder Saal von den Wirthen mit dem Hinweis verweigert wurde, daß ihnen das Militär entzogen würde. Der Gewerbeverein, der doch meistens aus Spießbürgern besteht, wollte für die Arbeitsbücher agitiren, und als sich ein Lehrer Bernhard( liberal) zum Wort meldete und das Treiben der Gewerbevereine.als reaktionär bezeichnete, wurde ihm vom Vorsitzenden, Lehrer Holzmüller( tonser­vativ), das Wort entzogen. Selbst eine Versammlung einzuberufen, dazu fehlte es den Liberalen an Muth.

Wir wollen für heute schließen, und behalten uns vor, die Herren Aus­beuter und Leuteschinder bei ihrem Thun und Treiben auch ferner ge­hörig zu beobachten, und ihnen auf die verbrecherischen Finger flopfen.

Euch aber, Arbeiter von Oschatz , rufe ich zu: Fasset Muth! Laßt ab von Eurer Gleichgültigkeit gegenüber der großen Arbeiter­bewegung! Je mehr Ihr Euch duckt, um so mehr tritt man Euch, nur der wird heute geachtet, der sich durch energisches Auftreten Geltung verschafft. Darum zögert nicht länger, schließt Euch der Sozialdemo­tratie, der Partei des arbeitenden Volkes an, zeigt, daß Ihr entschloffen seid, um jeden Preis für Euer gutes Recht zu kämpfen. Ohne Kampf kein Sieg! Und der Sieg muß unser werden!

Der rothe Strahl.

Hechtsheim, bei Mainz , im September. Es wird für manchen Leser des ,, Sozialdemokrat" von Interesse sein, wenn ihm auch einmal etwas Erfreuliches von unserem Orte mitgetheilt wird. In ganz Hessen haben in diesem Jahre die Ersatzwahlen zum Gemeinderath stattzufinden. Hier fanden fie am 22. Auguft statt, und hatten die hiesigen Genoffen hierzu 3 Arbeiter als Kandidaten aufgestellt, welche auch als Sieger aus der Urne hervorgingen. Die Liberalen und die Ultramontanen, die je 3 Kandidaten aufgeftelt hatten, waren über ihre Niederlage ganz verblüfft, als das Resultat bekannt wurde. Diese Herren, welche sich einbildeten, sie hätten die Size im Gemeinderath gepachtet, haben sich diesmal ge­täuscht. Wie in unserem Orte die Bewegung fortschreitet, davon liefern die folgenden Zahlen den besten Beweis: Im Jahre 1874 bei der Reichs­tagswahl hatten wir 4 Stimmen, 1877: 34; 1878: 72; 1881: 142; bei der Stichwahl 1881: 241 Stimmen; und bei unserer jetzigen Ge­meinderathswahl, bei welcher blos diejenigen wählen dürfen, die ihre Umlagen bezahlt haben und wobei auch viele Arbeiter sich der Wahl ent­halten hatten, weil sie auf teinen Erfolg rechneten, brachten es unsere 3 Kandidaten auf 110, 109 und 99 Stimmen.

Zum Schluß will ich noch bemerken, daß unsere Herren Liberalen die Wahl beanstandet haben und hierbei folgende Gründe angaben: Es haben nämlich einige Liberale ihr Wahlrecht ausgeübt, welche mit ihren Um­lagen im Rückstande waren, aber mit der Gemeinde in Rechnung stehen. Nun ist aber bei früheren Wahlen ebenso verfahren worden, und Jeder durfte wählen, welcher ein Guthaben von der Gemeinde zu beanspruchen hatte. Zwei von den rückständigen" Liberalen waren sogar im Wahl­vorstand( wovon der eine, ein Pascha rohefter Sorte, aus dem Gemeinde­rath auszuscheiden hat und auch glücklich für immer ausgeschieden sein wird), und gerade diese Beiden haben die Wahl beanstandet, welche fie geleitet haben. Wer lacht da nicht?

Es hilft ihnen aber alles nichts, denn sollte es wirklich zu einer Neu­

wahl kommen, dann werden unsere Kandidaten ganz sicher die dop pelte Stimmenzahl erhalten, da wir noch eine bedeutende Reserve haben, und auch fast der ganze Ort über das Gebahren der Liberalen entrüftet M. ift. Der Sieg muß unser bleiben!

Nachruf.

Wiederum hat uns der Tod zwei brave Genossen entrissen! Am 4. September starb nach langen und schweren Leiden unser treuer Freund und Genoffe Otto Eichler, Tischler,

im Alter von 29 Jahren, und Genoffe

Posern, Maurer ,

am 11. September im gleichen Alter.

Eichler war einer der Ersten, welche, als der Belagerungszustand über Hamburg verhängt wurde, von da ausgewiesen wurden. Durch diese schuftige Maßregel existenz- und subsistenzlos gemacht und daher mit der bittersten Noth kämpfend, erwarb er sich den Keim zu seiner Krant­heit, von der er sich nicht wieder erholen sollte.

Posern, welcher an der Kehlkopfschwindsucht starb, hat sich sein Leiden in der Moltke 'schen Bildungsanstalt geholt; er hatte sich als Soldat bei einem Manöver eine Erkältung zugezogen, woraus sich seine Krank­heit entwickelte, der er erlegen ist.

Beide Genossen standen stets, wann und wo es immer galt, für unsere Sache zu wirken, in den vordersten Reihen der Kämpfenden. Darum Ehre ihrem Andenken!

Die Parteigenossen von Dresden und Umgegend.

Quittung.

Für die schlesischen Wassergeschädigten find 1200 Mt ausgezahlt worden.

Zu dem Restfond ist seit der letzten Abrechnung noch der Betrag von 32 Mt. 98 Pfg. durch Herrn Rudolf in Brooklyn , an Bebel adrefsirt gekommen.

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Borsdorf , 2. September 1883.

Wilhelm Liebknecht .

Friedrich Vogenis, Zigarrenarbeiter in Newyork , wird ersucht. seinem Bruder eine Nachricht von sich zukommen zu lassen und seine Adreffe mitzutheilen.

A. Vogeniz, Schriftsetzer, Altenburg ( S.-A.), Kunstgaffe 17.

Freund H. W., Leipzig !

Die Listen habe ich schon vor einem halben Jahre an den ,, S.D. " geschickt. Siehe Quittung in Nr. 10 1883. Rücksendung der Listen an Euch unter­blieb deshalb, weil es mir an sicherer Adr. mangelte..

H. Dähnert, Philadelphia , 1749 South 13 Str.

Brieffaften

der Redaktion: Em. R. in Md.: Jn nächster Nummer. Besten Gruß! Köln , Vikarius", Pforzheim , Urtheil" contra Leh­mann: desgleichen.

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der Expedition: Rother Hahn: Bestllg. vom 14/9. erh., folgt, Lüneburger Haide: Wir können doch nicht wissen, wie viel Sie N. schulden. Schreiben Sie's. Hameln 'scher Reichstagswahlkreis: Mt. 15,- f. d. Kongreßtoften angenehm. Spezialqttg. folgt. sobald Abrechnung in unserer Hand. Bft. Weiteres. Rother Voigtländer: Der Teufel weiß, woran das liegt. Weiteres kapirt. Ferd.: Alles hier. Marschirt leid­lich. K. G. 3.: Fr. 2,30 Aben. 3. Qu. 2c. erh. 20 Cts. pr. Agfd. Berrina: Mt. 2,- E. Ae. Bdf.: 20 Cts. Porto erh.

dfd. verw.

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f. 2 Expl. Fbrg. erh. Bft. Weiteres. Maulwurf Gz.: Mt. 60,- à Cto. erh. Bf. erwartet. A- n: ömfl. 1,20 f. Schft. erh. Schade, daß Sie Adreffe vergessen haben. Därmig: Mt. 44,05 f. Ab. 1. und Unverfönhnlicher: 2. Qu. u. Schft. erh. Weiteres besorgt. Gruß! Mt. 110, durch Ihn. erh. und mit Bf. v. 15/9. direkt Mt. 24,40, welche laut Vorschrift pr. Ab. u. Schft. gutgebracht sind. Mt. 6,- dir. Ab. 4. Qu. 83 und 1. Qu. 84 f. 2 Expl. reichen nicht, da Mt. 1,60 pr. Expl. Bortozuschlag. E. F. Lg.: Mt. 8,-f. Schft. erh. Sdg. folgt. F. H. Bgz: Mt. 3,20 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. Bldr. abges. Bhor. Bukarest : Fr. 6,45 f. Schft., Fr. 2,50 f. Ab. 4. Qu. und Fr. 3,36 pr. Agfd. dkd. erhalten. Arb.- W.- Chronit, Pest: Fr. 5,- Komm. A.- B.- Ver. Lon­für div. Schft. erh. Sdg. am 18/9. abges. don: Fr. 50,40( 2 Lftrl.) erfte Rate in Baar und Mt. 15,50 pr. Gegen Vers. St. Gallen: rechnung v. Lke. erh. Fr. 50,40 2. Rate eingetr. Columbus: Mt. 50 à Cto. Abon. Fr. 13,90 f. Schft. erh. durch B. Moorbrenner: Mt. 40,- à Cto. Ab. ab Hzg. erhalten. 2c. gutgebr. Weiteres notirt. Dcadr. folgt. K. i. W.: Mt. 3,20 Ab. 4. Qu. erh. Gewünschtes haber wir nicht. Soll( pr. ,, Berliner Volkszeitung") heraus­Rother 3.: Mt. gegeben von Philipp für Mt. 3,- zu haben sein.

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2,50 zuzüglich Mt. 19,10 Guthaben Ab. 3. Qu. erh., gutgebr. Bfl. mehr.

Anzeigen.

Soweit der Vorrath reicht, sind bei uns zu haben Einzelabzüge des Gedichtes:

Gedanken eines Sozialisten im Gefängniß.

Von

Daniel Lehmann.

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