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Die uns bis jetzt zugegangenen Berichte die New- Yorker Volts- zeitung" schenkt den Sitzungen ihre volle Aufmerksamkeit bestätigen vollkommen die von Gen. A. Jonas in seinem Bericht an den Kopen­hagener Kongreß festgestellte Thatsache, daß der sozialistische Gedanke in der amerikanischen Arbeiterbevölkerung ganz außerordentliche Fortschritte gemacht hat. Die Arbeiter, welche bis jetzt vor der Kommission er­schienen sind, haben fast durch die Bank in mehr oder minder entschie­dener Weise den sozialistischen Standpunkt vertreten. Einzelne mit be­merkenswerthem Geschick und seltener Klarheit. Auch Henry George ber bekannte Verfasser von Progress and Poverty "( Fortschritt und Armuth) gab vor der Kommission sein Gutachten ab, welches darauf hinausläuft, daß mit der Nationalisirung des Grund und Bodens Glüc und Segen wieder Einkehr halten würde. Unsere amerikanischen Bruder­organe weisen mit Recht die Halbheit dieser Auffaffung nach.

Korrespondenzen.

Köln , Mitte September. Er bauliches aus dem Pfaf­fen und Militärstaat. Vor einigen Wochen erhielt ich aus dem Dorfe Niehl bei Köln folgende Zuschrift zur Veröffentlichung im " Sozialdemokrat":" Ein netter ,, Diener des Herrn" ist unser Vitarius Ludwig Linden. Dieser Prediger der chriftlichen Tugend und Ent­haltsamkeit nothzüchtigte vor einiger Zeit ein Schulkind, Namens Brüen, und gab später dem Vater des Kindes 13 Thlr. für sein Schweigen. Nach der Ueberschwemmung war dem Vikar Linden die Vertheilung von Geldern und Bekleidungsstücken anvertraut worden, was denselben in die Lage versetzte, seine Sympathie für junge Wittwen zu bethätigen. So erhielt eine derselben, die Wittwe Schorn, bei dieser Gelegenheit vier Decken und Geld, wogegen Familienväter mit vier bis sechs halb­nackten Kindern nichts erhielten. Von der Zeit besuchte der Herr Vikar die Wittwen fleißig Nachts, und so tam es, daß eine seiner Freundinnen, die Wittwe Hundegeburt, eines schönen Tages fich Mutter fühlte. Die Vaterschaft soll jetzt einem gewissen Schimmelpfennig, einem Schulmeister, der wegen Schulden flüchtig ist, an die Rockschöße gehängt werden. Das Dienstmädchen des Herrn Vitars entlief demselben und erzählte den Lenten, fie tönne es nicht aushalten, weil der Herr Vikar die Finger nicht bei sich halten könne. Das Mädchen ist 17 Jahre alt und heißt Gertrud Kluth. Auch geht der Herr viel baden, und zwar an einem viel begangenen Fuhrwege, wo er sich ganz nackt auszieht und, unbekümmert um die Kinder oder die des Weges kommenden Leute dem Rheine zuschreitet. Der Paftor Wolff erklärte der Gemeinde auf der Kanzel, auf seine Anzeige an das General- Vikariat sei der Herr Vitar wegen einem groben Verbrechen gegen die Sittlichkeit zehn Tage nach Holland in die Strafanstalt*) geschickt worden, dieß sei schon das zweite Mal. Karten und Kegeln ist Hauptvergnügen des Vitars, bei seinen Predigten aber gedenkt er immer der Entsittlichung der Jugend und Schlechtigkeit der Menschen. In der Nähe der Kirche ist ein Wirthshaus, welches er von der Kanzel herab die Teufelskapelle nennt und Jeden verflucht, der dieselbe besucht, wenn nämlich der Wirth nicht Alles glaubt, was der Vikar sagt."

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Soweit diese Zuschrift. Jetzt erfahre ich noch Folgendes: Als der saubere Vikar aus Holland zurückkehrte, war fein erster Gang zu der Wittwe Hundgeburt. Vier Frauen hatten dies gemerkt und hielten Wache bis der Herr Seelsorger gegen halb 12 Uhr heraustam. Alsdann traten ihm die Frauen in den Weg und sagten: Herr Vifar, so ist es also doch wahr, was die Leute sagen fie konnten aber nicht weiter zu ihm reden, denn er machte sich so schnell als er nur konnte, aus dem Staube. Er zog es nunmehr vor, zu verreisen und schrieb an seinen Vorgesetzten, den Pfarrer Wolf, einen Brief, worin er meldete, daß er vom Erz­bischof auf längere Zeit beurlaubt sei, jedoch erhebe er auf sein volles Gehalt Anspruch. Der Pfarrer jedoch las den Brief von der Kanzel herab der Gemeinde vor, und erklärte, daß es eine Lüge sei, was in dem Brief stände. Denn wenn der Erzbischof den Bikar beurlaubt hätte, so wäre die Meldung doch zunächst an ihn( den Pfarrer) gekommen. Auf Gehalt tönne der Vikar keinen Anspruch machen und er stelle somit das Gehalt der Gemeinde zur Verfügung. Sie können sich denken, wie er­baut die ehrsame Christenheit von diesem ,, unliebsamen Vorfall" ist.

Nun aber eine Geschichte mit etwas weniger versöhnlichem" Aus­gang:

Borigen Freitag paffirte hier im Sicherheitshafen am Thürmchen ein ,, Unglück". Es ertranten bei einer Schwimmprobe fünf Soldaten von der 11. Compagnie des 65. Regiments. In diesem Hafen, welcher fast gar nicht mehr für Schiffe gebraucht wird und seit Jahren nicht mehr aus­gebaggert wurde, ist überhaupt das Schwimmen verboten. Der Hauptmanu der betr. Kompagnie, Meining, brütet aber immer die waghalsigsten Pläne aus, und so hatte er denn Denjenigen, die tüch­tige Freischwimmer waren, zugemuthet, fie sollten sich vorstellen, sie seien auf der Flucht und müßten, um sich zu retten, einen Fluß oder dergl. überschreiten, und sie sollten nun hier die Probe machen und mit der Kleidung und den langen Stiefeln durchschwimmen. Wenn er sie mit demselben Zumuthen an den offenen Rhein gestellt hätte, wären vielleicht Alle hinüber geschwommen, ohne zu ertrinken. Aber durch ein ganz stillstehendes Wasser voller Schlamm zu schwimmen, da hört alle Vernunft arf. Die Sache wurde soviel wie möglich beschwich­tigt, die Zeitungen verdrehten sie ganz und gar, kurz das Volk wurde belogen. Die Verunglückten waren ein Unteroffizier und vier Ge­meine, welche am Montag beerdigt wurden. Die Leute dienten im letzten Jahre und wären 14 Tage später in die Heimath entlassen worden. Das Begräbniß fand unter großer Betheiligung des Militärs und von mindestens 10,000 Personen aus dem Bürgerstande ftatt, natürlich fehlten die Pfaffen beiderlei Sorte nicht. Am Grabe hielt auch der katholische Kaplan eine ziemlich aufreizende Rede, er konnte froh sein, daß er nicht Sozialdemokrat war, sonst wäre er sofort abgeführt worden. Der preußische Garnisonprediger aber hielt als Soldat eine echt preu­ßische Leichenrede, indem er sich selbst als Kamerad hinstellte.

Bor zwei Jahren hat der obenerwähnte Hauptmann einen ähnlichen Streich begangen, indem er seine Leute aufforderte, einen steilen Wall zu erklimmen, wobei einer derselben rückwärts fiel, das Rückgrat brach und daran starb. Dieser Hauptmann ist sehr reich und grenzenlos ehrgeizig, und bei unseren herrlichen Einrichtungen müssen sich die Söhne des Vol­tes dazu hergeben, folchen Ehrgeizigen ihr Leben als Staffel zum ,, Ruhme" Robes vom Rhein . preiszugeben.

Freiburg in Baden , Ende September. In unserem Muster­lande fanden Mitte September die Wahlen zum Landtage statt. Die Wähler haben nur die Wahlmänner zu wählen, welche dann aus ihrer Mitte die Abgeordneten bestimmen. Die Arbeiter hielten sich deshalb fern vom Wahlkampf, welcher nur die beiden herrschenden Parteien inter­effirt. Unsere Nationalliberalen ahnten wohl ihre Niederlage, daher ließen fie unter dem Schutz der Regierung einen jämmerlichen Wahlaufruf von Stapel. Nur liberale Fürsten, Staatsmänner und Volksvertreter haben Baden zu dem weithin hochgehaltenen Staate des freisinnigen Bürger­thums gemacht."" Der Frieden zwischen Staat und Kirche ist wieder hergestellt."" Der edle Fürst Badens und seine freifinnige Regierung find bemüht, alle diese Segnungen zum Wohle Aller zu erhalten und zu mehren", deshalb wählt liberal! Hohngelächter darauf im badischen Bolte. Herr Kiefer, Landgerichtsdirektor, sprach in einer Wähler­versammlung in der Gambrinushalle, daß das allgemeine Wahlrecht nicht auf die Landtagswahlen ausgedehnt werden solle, denn sie, die Liberalen, haben genug an dem schändlichen Treiben und Wüh­len des Pöbels bei den Reichstagswahlen! Ei, ei, Herr Kiefer, Sie ärgern sich wohl, daß die Bauern im badischen Unter­Land Sie bei den legten Reichstagswahlen durchfallen ließen? Man solle ein Wahlgesetz schaffen, fuhr der liberale" Herr fort, wo der Groß­grundbesitzer und Fabrikant beffer vertreten sei, z. B. wie die preu­ßischen Landtagswahlen. Recht so, Herr Landgerichtsdirektor, bas ist viel gemüthlicher als in Volksversammlungen den Arbeitern Rede und Antwort stehen zu müssen!

*) Der betr. Vitar ist ein großer starker Bengel und über alle Maßen liederlich. Er schlägt auch die Bauern um die Ohren, wenn sie nicht zur Kirche kommen. Wir möchten gerne wissen, was das für eine ,, Strafanstalt" in Holland sein mag. Vielleicht ein Nonnenkloster, wo er Angesichts des Himmels Entsagung" fiudiren soll?

Die schwarzen ,, Voltsmänner", die Ultramontanen, waren nicht so heitel, sondern versprachen das allgemeine Wahlrecht zum Landtag ein­zuführen, und die indirekten Steuern abzuschaffen. Das wirkte folossal; gewählt wurden dann mit 1300 Stimmen 48 liberale und mit 2150 Stimmen 128 ultramontane Wahlmänner. Werden die Ultramontanen ihr Versprechen halten? Nein! Bereits haben die schwarzen Stadt­väter das Oftroi auf sämmtliche Lebensmittel eingeführt, und ähnliche Verordnungen tauchen im Hintergrunde auf. Herr Röttinger, der hiesige Bürgermeister und Landtagskandidat, ist als ein roher Patron be­fannt. Wenn ein Arbeiter seinen Meister wegen rückständigen Lohn oder wegen Mißhandlungen verklagt, so hält es Herr Röttinger für seine Aufgabe als Friedensstifter und gläubiger Chrift, die Arbeiter in folgender Weise anzubrüllen: Halten Sie das Maul, sonst lasse ich Sie einsperren! Einem jungen Arbeiter, welcher seinen Lohn für vier Wochen nicht er­halten hatte und bei ihm sein Recht verlangte, erwiderte er:" Ihnen gehört der A... verschlagen!" Aehnliche Fälle kommen so oft vor, daß viele Arbeiter fich fürchten, ihr Recht zu suchen. Das ist auch ein Bei­trag zum praktischen Christenthum". Auch der Vertreter der Stadt Freiburg , Herr Wänker, ultramontan, hat im Reichstag seinerzeit für die 200 Millionen indirekten Steuern gestimmt. Seht, Ihr Arbeiter und fleinen Handwerker, das sind die Voltsbetrüger unter chriftlichem Deck­mantel. Wollt Ihr Söhne der Hecker, Struve, und Nachkommen der Revolution von 1848/49 ruhig zusehen, wie man Euch in die Pfaffen­tutte steckt? Wollt Ihr Euch in der Kaserne noch länger von einer Heerde Faullenzer schinden lassen? Wollt Ihr Euch noch vollends von Haus und Hof vertreiben lassen? Ihr Landleute, seid Ihr noch nicht genug von Euern chriftlichen und jüdischen Wucherern ausgefogen? Wie zum Hohn auf Eure Armuth, werdet Ihr noch von Denjenigen be­schimpft, welche Ihr erhalten müßt, von den Herren à la Kiefer, dem liberalen Beamtentroß mit fetten Gehältern. Wollt Ihr Euch das gefal­len lassen? Nein und abermals nein! Zeigt, daß in Baden der freie Volksgeist noch nicht todt ist, sondern mit kühnem Muth die Volksrechte hochhält. Organisirt Euch, tretet mit Genoffen in Verbindung, fämpft gemeinsam mit der einzig wirklichen und fortgeschrittenen Demokratie, der Sozialdemokratie, welche in Deutschland durch ein schänd­liches Ausnahme gesetz unterdrückt wird.

Deiner Dränger Schaar erblaßt, Wenn Du, müde Deiner Laft, In die Ecke lehnst den Pflug, Wenn Du rufft: Es ist genug!

Die rothen Martgräfler.

Sprechsaal.

Werthe Genoffen!

Mailand , 9. September 1883.

Die Ausführungen des Genoffen Costa in Nr. 37 in Antwort auf meine letzte Korrespondenz nöthigen mich, etwas ausführlicher, als dies dort geschehen ist, auf die Frage der Taktik der italienischen Sozialisten zurückzukommen. Es thut mir leid, hierbei zunächst ein wenig die per­sönliche Seite der Frage berühren zu müssen; doch wie die Sache nach der Art und Weise, wie Cofta fie in seinem Briefe behandelt hat, steht, bleibt mir kaum etwas Anderes übrig.

Cofta versucht meine Kompetenz zu bestreiten, indem er darauf hinweist, daß ich kein Jtaliener sei. Wie? Ein Sozialist zieht die Nationalitäten­frage hervor? Aus dem einfachen Grunde, daß meine Wiege in Pommern und nicht in Italien gestanden, sollte ich unfähig sein, die Lage unserer Partei diesseits der Alpen beurtheilen zu können? Ja, wenn wenigstens anzunehmen wäre, daß Costa die Art und Daner meiner Theilnahme am politischen Leben in Italien unbekannt sei! Aber auch diese Ent­schuldigung kann ich nicht gelten laffen.

Ganz unmöglich und auch überflüssig erscheint es mir ferner, auf alle persönlichen Ausfälle Cofta's einzugehen, von denen sein hitziger Brief übervoll ist. Nur kurz will ich bemerken, daß es mir durchaus ferne lag, ihm Lehren ertheilen zu wollen, wie er dies behauptet. Meine Absicht ist einfach die, frei meine Meinung auszusprechen, einzig geleitet von dem Intereffe für unsere Partei. Ich werde mich hiebei auch nicht durch die hochmüthige Art stören lassen, mit welcher mich Cofta abzufertigen sucht. In der That, was bedeutet es, wenn Cofta meinen persönlichen Werth oder Unwerth abmißt, meine Tendenzen krankhafte", meine Ueberzeug ungen schwache nennt, ohne sich im Uebrigen weiter mit Beweisen hie­für aufzuhalten? Eine derartige persönliche Bekämpfung eines prinzipiellen Gegners sollte für Genosse Cofta wahrlich als zu kleinlich gelten. Wenn ich meinerseite Cofta tritifirt habe und noch ferner zu fritifiren gedente, so geschieht dies einzig und allein, um die Bedeutung der von ihm und seinen Freunden beliebten politischen Haltungin Bezug auf die Aufgaben unserer Partei zu beleuchten. Es ist hierbei durchaus nicht nöthig, ihm schlechte Beweggründe" zu unterschieben, wie er dies annnimmt. Ich bin im Gegentheil durchaus der Ueberzeugung, daß Costa in gutem Glauben handelt. Es thut mir nur leid, dies nach dem, wie mich Costa tennt, noch ausdrücklich bezeugen zu müssen.

Cofta und seine Freunde glauben ohne Zweifel dem Sozialismus durch ihren Bund mit den Republikanern große Dienste zu erweisen. Aber nicht alle Sozialisten in Italien sind dieser Meinung. Es sind auch nicht nur die Anarchisten par excellence, die hierin der Gruppe Costa gegen­überstehen, sondern( was Cofta übrigens unmöglich unbekannt sein tann) auch ein namhafter Theil derjenigen Sozialisten, die bisher mit ihm einig gingen.

Um die Bedeutung des Vorgehens der Gruppe Cofta für den Sozia lismus richtig würdigen zu können, ist es jedoch nothwendig, einen Blick auf die Lage der sozialistischen Partei in Italien überhaupt zu werfen. Die schwache Seite derselben ist die mangelnde Organisation. Eine eigentliche organisirte sozialistische Partei eriftirt überhaupt noch nicht. Alle Versuche, eine solche herzustellen, sind bisher noch immer mißlungen. Auch der kürzlich auf dem Kongreß in Ravenna unternom­mene Versuch, die Sozialisten Mittelitaliens zu organisiren, ist, allerdings zumeist Dank der polizeilichen Einmischung, als nur sehr unvollkommen verwirklicht zu betrachten.

Der mangelnden Organisation der sozialistischen Partei in Italien liegen jedoch zumeist nur innere Ursachen zu Grunde. Einerseits steht ihr entgegen der, der langsamen und zähen Ausdauer, wie sie die Arbeit in den Organisationen erfordert, widerstrebende Charakter der Italiener, anderseits aber die mangelhafte Ausbreitung des Sozialismus in der eigentlichen Arbeiterklaffe. Die sozialistische Partei in Italien ftützt sich nicht wie die anderer Länder auf die Arbeiterorganisationen, repräsentirt daher auch nicht wie in Frankreich und Deutschland das seiner Klaffenlage fich bewußte, organisirte Volt. Die sozialistische Partei in Italien refrutirt fich zum großen Theile aus, aus dem Mittelstande Ausscheidenden, sog. spostati, Unzufriedenen. Während nun diese Elemente in Deutschland bereits eine fertige sozialistische Arbeiterpartei vorfinden und deren Pro­gramm annehmen, in der Folge meistens auch der Partei durch ihre Intelligenz sehr nützlich werden, bilden diese selben Elemente in Italien aus Mangel einer sozialistischen Arbeiterpartei selber die Partei, reden und handeln im Namen der Arbeiterklasse und bilden sich ein, das eigentlich arbeitende Volk zu vertreten. Daher rühren auch die vielen Mängel der italienisch sozialistischen Partei, ihre langsame Ausbreitung, die mangelnde Organisation; daher die nicht enden wollenden gelehrten und ungelehrten Zäntereien über Anarchismus, Kollektivismus, Kommu nismus, Kommunalismus u. s. w., die persönlichen Angriffe und Schmäh­ungen auf alle diejenigen, die nicht zur betreffenden Sektionsfahne schwö­ren, und das ganze überaus traurige Bild einer ungefügigen, zerfahrenen und unorganisirten Masse, die sich Partei nennt.

Unsere besondere Aufmerksamkeit erfordert noch die Lage der soziali­ stischen Partei in Bezug auf ihr Verhältniß zu den bürgerlichen Parteien. Bon derjenigen der sozialistischen Partei Deutschlands unterscheidet sich dieselbe ganz besonders durch das Vorhandensein starker republikanischer Parteien, welche in Deutschland gänzlich fehlen. Die sozialistische Partei Italiens hat es deshalb auch weit mehr als die Deutschlands noth­wendig, ihr wirthschaftliches Programm zu betonen, will sie an­ders nicht mit den Republikanern verwechselt werden. Also Pflege der Arbeiter Organisationen, deren Ausbreitung und allmälige Umwandlung in sozialistische Vereinigungen d. h. möglichst ausgedehnte Organisation des seiner Klaffenlage sich bewußten arbeitenden Volkes und ein ausschließliches wirthschaftliches Programm. Das ist die Taktik, welche die Sozialisten in Italien einzuschlagen haben, wollen sie ihrer Partei zum Siege verhelfen.

Aus allem diesem resultirt nun leicht, weßhalb viele Sozialisten die Haltung der Gruppe Cofta verurtheilen. Cofta hat sich zur Erreichung illusorischer politischer Forderungen mit bürgerlichen Parteien verbunden und dadurch bewiesen, daß ihm die zunächst liegende Aufgabe des Sozi­alismus, d. h. die Befreiung der Gesellschaft vom Joche der Kapitalherr­schaft durch Niederwerfung aller bürgerlichen Parteien, unverständlich ge­blieben ist. Er begreift nicht die Nothwendigkeit einer einigen Zusam­menfassung der arbeitenden Klassen( deren Mangel die Hauptursache der übeln Lage des Sozialismus in Italien ist) auf Grund besonderer, von denen der Bourgeoisie scharf sich trennender Intereffen. Im Gegentheil, in einer Zeit, wo eine starte Organisation aller sozialistischen Elemente das Ziel der Thätigkeit eines bedeutenden Theils der italienischen So­zialisten bildet, hat Cofta die Verwirklichung einer solchen Idee auf's Neue hinausgeschoben( natürlich wider seine Absicht) durch seine Abweich­ung von dem für eine solche Organisation allein möglichen Programm. In diesem Sinne sprach ich in meiner letzten Korrespondenz, in Bezug auf das neueste Vorgehen von Costa, von einer Aufgabe der Prinzi­pien", und in diesem Sinne bin ich auch heute noch der Ueberzeugung, ich wiederhole es, daß Costa und seine Freunde den Standpunkt von sich ihrer Ziele flar bewußten Sozialisten verlassen haben.

Um diesen Brief nicht noch mehr als schon geschehen auszudehnen, übergehe ich verschiedene Ausführungen Costa's. Nur in Bezug auf die Unabhängigkeits- Erklärung der Sozialisten am Kongreffe zu Bologna will ich bemerken, daß ich dieselbe nur für das Feigenblatt betrachte, mit dem verschämte Sünder geschehene Thatsachen zu verdecken suchen. Emil Kerb 8.

Aufforderung.

Schriftsetzer Huber, welcher vorigen Herbst aus Leipzig aus­gewiesen wurde, wird gebeten, dem unterzeichneten seine gegenwärtige Adresse einzusenden. Borsdorf Leipzig. A. Bebel.

Genosse Wiezel, Zinngießer, welcher dieses Frühjahr von hier abgereift ist, wird hiemit gebeten, seine Adresse an den Unterzeichneten einzusenden.

Albert Vogel, Baffage Rochebrune 8, Paris .

Warnung.

Die Parteigenoffen von Leipzig und Umgegend werden wieder­holt vor dem Polizeispion Nebel gewarnt. Nebel steht, wie von ver­schiedenen Seiten bestätigt wird, fortgesetzt in intimem Verkehr mit Döbler und anderen Geheimpolizisten und hat neulich auch das Sommerfest der Polizei besucht.

Daß Nebel bis gegen Ende vorigen Jahres verbotene Schriften folportirte, geschah mit Wissen der Polizei, welche ihm dies gestattete, damit er um so besser sich in das Vertrauen der Genossen einschmeicheln konnte. Man gebe dem Kerl gelegentlich einen gehörigen Denkzetteln.

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Die Genossen werden dringend vor dem Schneider Reichelt aus Hannover gewarnt, der sich vor Kurzem auf eine Pumpreise" begeben hat und zunächst die Lütticher Genossen heimgesucht hat. Der­selbe ist 43 Jahre alt, mittelgroß, ziemlich korpulent und trägt einen Kinnbart.

Aufgepast!

In der Glacéleber Fabrit Mühlburg in Baden " vormals R. Elstätter, ist Arbeitssperre ausgebrochen. Wir ersuchen unsere Kollegen, allen Zuzug streng fernzuhalten, sowie vor den prahlerischen Versprechungen zu warnen, welche von der Direktion in auswärtigen Blättern gemacht werden. Unterstützungsgelder sind zu senden an

Wilhelm Cossed, Weißgerber in Mühlburg in Baden . Näherer Bericht folgt.

Briefkasten

der Redaktion: Rother Teufel, Stötterizz zc.: Jn nächster Nr. - Ferdinand: Briefe erhalten, ausführliche Antwort erfolgt baldigst

direkt.

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der Expedition: Ferd.: Bf. vom 21/9. hier. Weiteres pr. Ende Oftober angenehm. Ann. sobald Sdg. da. W. u. M. B.: Fr. 5,40 Ab. 4. Qu. dir. erh. Ch. Hadlich, St. Paul: Fr. 25,30( Doll 5,-) vom rothen Statklub" pr. Ufds. dfd. erh. Spezialqttg. folgt. später. Auseits beste Grüße! Ptschm. W'thur: Fr.-, 60 f. Schft. erh. H. Sch. Sttg.: Mt. 4,30 Ab. 4. Qu. für 1 dir. erh. Stimmt. Nordlicht: Mt. 50, à Cto. pr. 3. u. 4. Qu. u. Schft. gutgebr. Mehrbefillg. 2c. notirt. H. B. Liege: Fr. 25,- pr. Ab. August u. Sept., sowie für Schft. erh. Lt. Aufftlg. fehlen 90 Cts. Bf. hier.-M. P. Robg.: Mt. 25.20 Ab. 4. Qu. durch Br. erh. Adr. notirt. E. Dftr. W.: öwfl. 5,50 P. K. Aa.: Fr. 1, f. Schft.e rh. f. Schft. erh. Sdg. abgg. P.-G. Carlsruhe . Mt. 4,- pr. Cto. Athle. dkd. verrechnet. v. Mühl­ burg : Mt. 6, Ertrag einer Wurststeigerung p. Ufd. dkd. erhalten. -h.: Aufftllg. v. 12/9. vorgemerkt. Bestellung fort. J. B. Basel : Fr.-, 45 f. Schft. erh. Roland: Mt. 50,- à Cto. erh. Weiteres angenehm. Adr. notirt. Ruprecht: Mt. 27, à Cto. Ab. 3. Qu. erh. Sindbad der Seefahrer : Mt. 50,- à Cto. Ab. 2c. gutgebr. Weiteres notirt. Bfl. mehr. F. B. Wien : Fr. 2,74 f. Schr. erh. Sdg. fort. Der schwarze Rothe: Bf. v. 20/9. erh. Alles beachtet. M. Razel in Mishawaka: An uns find keine Gebühren gekommen. Aufforderung direkt nach Bt. besorgt. Ch. A. Höhne N.- Y.: Fr. 202,75 à Cto. erh B. L'Isle Adam: Fr. 2,20 pr. N. W. " ausbezahlt und Fr. 2,50 Ab. Sept., Oft., Nov. erh. Blanc: Nachr. v. 23/9. und Bftllg. erhalten. Lbg. pr. 1. Oft. gesperrt. Otto Vorw. Jammerthal: Mhrbftg. notirt. Bfl. Weiteres. Johannes B.: Mt. 9,- Ab. 3. u. 4. Qu. erhalten. Mt. 2,- pr. Ufd. dkd. verw. Gustel: Fr. 40 f. Schft. erh. S. St. D- A.: Fr. 9, f. Schft. erh. F. R. Hull: Mt. 7,50 Ab. 3. Qu. erh. Nicht nachlaffen. Der Tropfen höhlt den Stein. Most und Hasselmann wurden übrigens nicht ausgewiesen, sondern haben sich gedrückt, Letzterer, nachdem er an der Partei zum Verräther geworden. Ihre Gegenfüßler find nette Kenner, wie Sie sehen. Chr. Wblg. Ffld.: Bf. enthielt nur Mt. 1,60 f. K. in Marten. Weiteres notirt. Cd. Gth. Agn.: Mt. 4,30 Ab. 3. Qu. erh.- Der Alte vom Berge: Fr.-, 65 f. Schft. erh. G. R. Paris : Fr. 1, f. Schft. Binnober 3f.: Fr. 5,- f. Schft. erhalten. Gewünschtes folgt.­Rother Greif: Mt. 20,- à Cto. erh. Adr. notirt. Fr. Sttlbg. Nzza.: Bf. und Vorlage erh. Bescheid demnächst. Rosa Beck: Mt. 106.25 Ab. 2. u. 3. Qu. erh. Adr. 2c. notirt. Speyer : Mt. 6,- pr. Ufd. dkd. erh., desgl. Mt. 3, von Frankenthal u. Mt. 4,75 v. Friesenheim . H. 2. P. i. S.: Mit. 15,55 Ab. 3. Qu. u. Schft. erh. Mehrbstllg. notirt. Weiteres folgt mit. Es leben die Rothen: Mt. 8,70 Ab. 4. Qu. 2 Expl. dir. erh. Hmghs. St. Louis: Fr. 101,25 à Cto. erh. Newyork und Brooklyn : 8ur zweijährigen Pump­Jubelfeier am 30. September 1883: Peter Knauer heißt der Eine, wie der And're Emil Klässig, Kommt der Eine nie in's Reine, pumpt der And're unablässig. Denn nach Beiden for rumpiret stets präzises Zahlung- Stellen, und zur That" nur inflam­miret für die Freiheit"-Feindeprellen. Da gut Ding braucht lange Weile, haben Beide unterdessen Seit 2 Jahren in der Eile mit dem Geld die That" ver- gessen!

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Zürich. Samstag, den 27. Septbr. Abends 8 Uhr, im, Café Kessler, Stüssihofstatt Geschlossene

Versammlung der deutschen Sozialisten.

Der Lokalausschuss

der deutschen Sozialisten.