n den Vereinigten Staaten 6,640 mit 118 Millionen Dollars Passiven gegen 4897 Falliments mit 69 Millionen Paffiven in dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Das englische Kanada , der nördliche Grenzstaat der Vereinigten Staaten , zeigt ebenfalls ein bedenkliches Wachsthum der Bankerotte. In den erften neun Monaten des vorigen Jahres gab es 537 mit 5 Millionen Paffiven, in den ersten neun Monaten dieses Jahres aber über 1000 mit über 11 Millionen Dollars Passiven.
Diese zahlreichen Bankerotte sind die Wirkung der sich in Amerika immer fühlbarer machenden Ueberproduktion in einer ganzen Reihe von Industrien und sie üben nothwendig ihren Rückschlag auf Europa und speziell auch Deutschland aus, das bekanntlich nach den Vereinigten Staaten start exportirt. Arbeitslosigkeit und Arbeiterentlassungen werden hiernach nicht ausbleiben, sie sind bereits in einer Anzahl Industrien eingetreten und weitere werden folgen. Es stehen für die Arbeiter schlimme Zeiten bevor, aber unser Troft ist, daß diese neue Krise auch in den Unternehmerkreisen verheerend wirkt, und die Erkenntniß von der absoluten unhaltbarkeit unserer Zustände sich immer mehr verbreitet und so das letzte Stündlein der bürgerlichen Welt beschleunigen hilft.
- Die großen Spizbuben. Die fortschrittliche ,, Mindener Zeitung" brachte am 6. Juni ds. Js. folgende interessante Korrespondenz aus dem Fürstenthum Schaumburg- Lippe :
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Wer da hat, dem wird gegeben", dieser Satz findet auch auf die hiesige fürstliche Kammertaffe Anwendung bezüglich der Uebernahme der durch unser Land führenden Theilstrecke der Eisenbahn seitens des preußischen Eisenbahnfistus. Die Uebernahme ist allerdings auch von der Genehmigung des preußischen Landtags abhängig, doch wird diese ohne Zweifel erfolgen. Diese Strecke wurde seinerzeit für etwa 4, Millionen Mark gebaut und wurde diese Summe durch Aktien, welche nach und nach eingelöst wurden, flüssig gemacht. Hätte der Betrieb petuniär schlechte Erfolge erzielt, so würde die Rentkammer nicht versäumt haben, etwaige Verluste durch die Aktien decken zu lassen, während die aufgekommene bedeutende Rente immer der Rentkammer, resp. Kammerkasse oder dem Privatvermögen des Fürsten zu Gute gekommen ist. Bei der Schichtung des Vermögens der Renttammer im Jahre 1869 in die Kammer- und Landeskasse(!) ist die letztere bezüglich der Eisenbahnen leer ausgegangen mit anderen Worten: der Fürst hat die Eisenbahnen für sich genommen, ohne dem Staate irgendwie Entschädigung zu gewähren.(!!) Daß der Eisenbahnvertauf ein brillantes Geschäft ist, erhellt daraus, daß der preußische Eisenbahnfiskus anfänglich 6 Millionen Mark für die Strecke geboten hat und nun schließlich doch die Forderung von 13 Millionen Mart zahlt, wovon 82 Millionen Reingewinn find!"
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Allerdings ein brillantes Geschäft, dieser notorische Diebstahl! Denn jede andere Bezeichnung für die fürstliche Manipu lation ist schmachvolle Beschönigung. Der gewiffenloseste Börsengauner treibt die Aufsaugung des Volksschweißes nicht schlimmer, als es hier geschehen. Dazu aber schweigen die antisemitischen Tugendwächter, denn es handelt sich ja um christlich germanische Spitzbuben, und auch die Fortschrittler würden sicherlich schweigen, wenn der edle Fürst von Schaumburg- Lippe ein konftitutioneller Die- ner des Staates wäre. woher kommen die nun eigent 81/2 Millionen Mark Reingewinnst lich? Der preußische Staat zahlt sie, aber wißt Jhr, wer das ist? Das sind die Arbeiter, denen nach allen Richtungen hin der Lohn abgezwackt wird, denen man die Arbeitszeit erhöht, die mit einem Wort doppelt und dreifach ausgebeutet werden. Die Arbeiter müssen die Millionen aufbringen, die der preußische Staat dem Fürsten von Schaumburg in die Tasche steckt. Preußen thut's gerne, Generosität ist eine angenehme Sache, wenn andere die Kosten bezahlen, und der Fürst wird es an Gegendiensten nicht fehlen laffen. Wenn es sich darum handelt, dem deutschen Volke eine neue Laft aufzubürden, ihm irgend ein Recht zu verkümmern, da gilt im Bundesrath jede Stimme. O, die deutschen Fürsten find nicht umsonst über Nacht die besten Träger des Reichsgedankens" geworden! Und das Volk, ach, wie schnell ist das beruhigt! Der Fürst von Gottes Gnaden braucht nur von seinen Millionen den hundertsten Theil für irgend einen„ wohlthätigen" Zweck zu spenden, und die servile deutsche Breffe, die in hysterische Weinkrämpfe über den unhöflichen Empfang verfiel, den die auf's Aeußerste gereizten Pariser dem gekrönten Sohn der tugendhaften Isabella bereiteten, fingt in allen Tonarten das Lob eines so freigebigen Fürften; und wo er sich naht, ba fliegen ehrerbietig die Hütte von den Köpfen: Hoch unser gnädiger Herrscher, hoch der Wohlthäter des Volkes!
Die kleinen Spizbuben hängt man, die großen
froh sein, wenn man sie wirklich einmal, laufen" ließe.
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wir wollten
Die Ueberproduktion an geistigen ArbeitsTräften, an der Deutschland seit Jahren leidet, nimmt noch immer zu. So wird neuerdings wieder über die enorme Steigerung der Zahl der angebenden Juristen geklagt. Die Zahl der im Justizdienst beschäftigten Referendare hat sich seit dem Jahre 1875 mehr als ver. doppelt, wie folgende Zahlen beweisen:
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1875: 1883; 1876: 2326; 1877: 2709; 1878: 3004; 1879: 3226; 1880: 3590; 1881: 3791; 1882: 3928. Daß diese Unmasse Rechtsgelehrten" in feinem Verhältniß zur Nachfrage nach solchen steht, liegt auf der Hand. Aber wohin mit ihnen, und wohin mit dem immer stärker anschwellenden Nachwuchs? In allen anderen höheren Berufskreisen wird nicht minder über zu starkes Angebot geklagt, und vom Ausland tönt es fortwährend: Sendet uns keine Gebildeten, wir sind zur Genüge versehen. So muß sich mit der Zeit ein Proletariat von ,, Studirten" heranbilden, deffen Lage im Verhältniß ebenso trübe sein wird, wie die des Proletariats der physischen Arbeit, während es durch seine naturnothwendige Räuflichkeit unser öffentliches Leben zu vergiften droht. Schon heute übt dieses Mißverhältniß auf unsere akademische Jugend die korrumpirendste Wirkung aus: unsere Studenten find bereits Stellenjäger.
- Der brave Otto scheint in seiner ,, Sozialreform" ein Haar gefunden zu haben. Wie sein Schmutz- und Leibblatt, die ,, Norddeutsche haben. Allgemeine", in einer Polemit mit der„ Germania " ausgeplaudert hat, ftößt er im Schooße seines eigenen Minifteriums auf allerhand Schwierigkeiten( Friftionen"), und zwar so, daß er schon mit seiner„ Demiffion" drohen zu müssen geglaubt hat. Das sieht gerade so aus, als wolle der " Herkules des 19. Jahrhunderts" sich um die„ Sozialreform" her umdrücken und die Schuld des elenden Fiaskos auf Andere wälzen. Denn daß seine Kommis ihm ernsthafte Opposition machten, nachdem er jeden halbwegs selbstständigen Kollegen" herausgebiffen hat, das glauben wir nie und nimmermehr. Freilich, der„ Herkules des 19. Jahr. hunderts" ist ein Kavalier und ein treuer Diener seines Herrn, und er hat nicht bloß sein eigenes Wort, sondern auch das seines taiserlichen Herrn feierlich für die Sozialreform" verpfändetallein, aber, indeffen das Doppelbudget, das mit jenen feierlichen Wortverpfändungen ergattert werden sollte, ist glücklich im Raften und- " Ehre ist ein französisches Wort", pflegen die russischen Adeligen zu fagen, die ja geistige Zwillingsbrüder unserer preußischen Junker sind. mit der Sozialreform" will's nicht vorwärts
Wie dem nun sei
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gehen selbst die„ verdünnte Waffersuppe", die uns versprochen ward, ift nach Ansicht der arbeiterfreundlichen Machthaber noch zu gut für das Volt. Unseren Otto aber tennen wir.
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Herr von Madai laborirt zwar an einer Gehirnlähmung, allein man hält ihn doch für gescheidt genug, um noch auf ein paar
Monate Polizeipräsident von Berlin spielen zu können. Wir glauben, daß sein gelähmtes Hirn sogar für eine viel höhere Stelle ausreichen würde. Da nun außer dem Hirn des Herrn Madai, das wenig oder gar nicht in Frage kommt, auch noch andere Körpertheile des Mannes frank find, die für das Polizeipräsidentenamt unentbehrlich sind, so soll Herr Madai vom 1. Januar oder spätestens vom 1. April an endgiltig seiner Funktionen enthoben und, mit Ruhm und Ehre beladen, in den Ruhestand versetzt werden. Für uns Sozialdemokraten ist die Sache höchst gleichgiltig; wir sind so an die Hirnlosigkeit unserer Gegner gewöhnt, daß ein gelähmtes Hirn uns gar nicht auffallen und höchstens als eine kleine Abwechslung intereffiren kann.
Ei! Ei!„ Man nehme dem( Sozialisten-) Gesetz den odiösen( gehäffigen) Charakter als Ausnahmemaßregel gegen eine einzelne Partei und verschärfe entsprechend die betreffenden Paragraphen des allgemeinen Strafgesetzbuches" also zu lesen in der neuesten Nummer des„ Chriftlichsozialen Korrespondenzblattes". Wir glauben's gern, daß es Herrn Stöcker und seinen Hinterleuten lieber wäre, wenn der„ Sozialdemokrat" in Zutunft unter der Guillotine deutscher Breßkn ebelungsgesetze erschiene. Wenn sie sich mit ihrer Spekulation nur nicht verrechnen!
Spaßhaft ist es aber doch, wie nach fünfjähriger Dauer des infamen Sozialistenvertilgungsgesetzes diese Herren mit ihrer Weisheit auf den Hänel gekommen sind. Und noch spaßhafter ist es, daß fie das Hänel'sche Rezept deshalb empfehlen, um der fortschrittlich- jüdischen Preffe" an den Kragen zu können. Der beste Wizbold ist und bleibt doch die Weltgeschichte.
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Ein rachsichtiger Mensch. Jm Leipziger Tageblatt" vom 2. Oktober finden wir folgende Korrespondenz- Notiz aus Schnee berg , 30. September:
Gestern wurde der frühere Hufschmied, jetzige(!) Steinbrecher Jlling, ein arbeitsschener Mensch, in der Schießhalle des hiefigen Schützenhauses erhängt aufgefunden. Ihm war am Mittwoch vom Pachter ein Obdach versagt worden und aus Rache erhängte er sich in dessen Räumlichkeiten, in die er durch ein offenes Fenster gelangt war."
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Also der erhängte, jezige" Steinbrecher Jüling verübte an dem Bächter des Schneeberger Schützenhauses, der so inhuman gewesen war, ihm ein Obdach zu verweigern, den raffinirten Racheakt, daß er nicht den Gegenstand seiner Rachsucht, sondern sich selbst aufhängte! Um fich an einem Andern zu rächen, rächte er sich an sich! Der Blödsinn und die Ignoranz des grammatiklosen Stribenten werden nur von seiner Gemüthsrohheit erreicht, die einen Unglücklichen sofort zum ,, arbeitsscheuen Menschen" stempelt. Das de mortuis nil nisi bene, mit dem man so gern Attentate auf die historische Wahrheit beschönigt, ift solchen bemitleidenswerthen Opfern der Gesellschaft gegenüber sicherlich am Plaz. Ja, wäre Jlling ein vornehmer Mann gewesen, der sich entleibte, weil 3. B. schmachvolle Rassendefette ans Licht tamen, wie z. B. neulich ein Großwürdenträger in Rußland , dann würde die Stribentenseele unzweifelhaft von Mitleid und Entschuldigungen übergefloffen sein.
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Lufttreibtorpedos sollen die neueste Erfindung unserer Mordkultur sein. Vermittelst Ballons soll es nach dem System eines Ingenieur Rodeck aus Charlottenburg möglich sein, Dynamit in Quantitäten von 10-20 Zentnern in belagerte Festungen 2c. zu schleudern. Die Sache klingt etwas mysteriös, wird aber von der Presse ziemlich ernsthaft diskutirt. Wie dem nun auch sei, soviel steht fest, daß wenn der edle Plan realistrbar wäre, unsere modernen Staatslenter teinen Augenblick anstehen würden, denselben praktisch zu verwerthen. Und warum sollte man auf dem Lande verschmähen, was man auf der See so erfolgreich anwendet? Etwa aus Humanitätsrücksichten? Lächerlich! Es ist eine der schönsten Errungenschaften der Neuzeit, daß es möglich ist, durch Torpedos ein ganzes Schiff mit Hunderten von Menschen zum sofortigen Versinken zu bringen. Für ihre Zwede verschmähen die Gewalthaber das Dynamit als Zerstörungs- und Vernichtungsmittel keineswegs, da ist es nothwendig, nützlich und angenehm verwerflich, unmoralisch, ja bestialisch ist die Anwen dung des Dynamits aber, wenn sie im Dienst der Freiheit erfolgt, als Mittel im Verzweiflungskampf der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker. Wem sollte diese Logit nicht einleuchten!
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Die Statistik der sächsischen Landtagswahlen ist hochinteressant. Zunächst ist zu konstatiren, daß die beiden Regierungsblätter, Leipziger Zeitung", wie„ Dresdner Journal", nur höchft unzuverlässige Ziffern angegeben haben, was jedenfalls seine guten Gründe" hat. Und zweitens ist zu konstatiren, daß bei der letzten Wahl in den städtischen Wahlkreisen, trodes Zensus, diesozialdemokratische Partei die meisten Stimmen gehabt hat mehr als die Konservativen und mehr als die Fortschrittler und Nationalliberalen- eine Thatsache, welche die guten Gründe" der Regierungsorgane in helles Licht stellt. Wir hoffen, in der nächsten Nummer genaue Zahlen mittheilen zu
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tönnen.
Auf dem Lande dagegen hatten die Konser vativen entschieden das Uebergewicht. Die Dinge stehen so, daß sich mit Bestimmtheit voraussagen läßt: es wird nicht mehr lange dauern, so werden in Sachsen bei der Landtagswahl( und bei der Reichstagswahl erst recht) nur noch zwei Parteien ernstlich in Frage kommen: die Sozial. demokraten und die konservativen. Wer die Artikel gelesen hat, welche wir vor Kurzem über die sächsischen Einkommenssteuer. verhältnisse brachten, und wer überhaupt die hohe wirthschaftliche Entwicklung Sachsens kennt, wird ein solches Resultat nur natürlich finden.
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Wenn der Herzog fällt, muß auch der Mantel dachten die Hannoveraner, Verrina's Worte umdrehend fallen und ließen den nationalliberalen Kandidaten in Bennigsen's Wahlfreis durchfallen. Die Nationalliberalen find außer sich über die Berfidie der Fortschrittspartei", die im Bunde mit allen möglichen Reichsfeinden der einzigen ächt staatsmännischen Partei ihren klaffischen Wahlkreis entriffen haben.
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Nun darin thun die Herren Nationalliberalen den Fortschrittlern Unrecht. Nicht diese haben dem nationalliberalen Rumpf den BennigsenWahlkreis entriffen, sondern die Erinnerung an die jämmerliche Handlungsweise des Waschlappen- Staatsmanns Bennigsen und die Erkenntniß, daß eine Partei, die einen solchen Menschen zum Führer gehabt hat und ihn als solchen noch verehrt, nicht werth ist, daß man einen Stimmzettel das find die Faktoren, welche den Fall für sie in die Wahlurne lege
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der nationalliberalen Hochburg" herbeigeführt haben. Das Gezeter und Gepolter der Herren Nationalliberalen ist also einfach abgeschmackt. Waren es etwa die Fortschrittler, welche ihnen neulich bei der sächsischen Landtagswahl die„ Hochburg" Leipzig entrissen und einem Konservativen in die Hände spielten? Wenn die Leutchen doch endlich begriffen, daß sie abgewirthschaftet haben und nichts Besseres thun tönnen, als sich in die Stille des Privatlebens zurückzuziehen, wo sie wenigstens gegen die öffentliche Verachtung geschützt wären.
- Kleinere Nachrichten vom deutschen Kriegsschauplaz. Genoffe Kräcker hat seine drei Monate, abgebrummt" und genießt wieder der herrlichen deutschen Freiheit". Auch Liebknecht hat seine vier Wochen Haft abgesessen, ist aber bereits auf's Neue wegen Beleidigung des schuftigen Denunzianten Nebel und des saubern Post Leonhardt zu vier Wochen verdonnert worden. In Leipzig sind die Genossen Hofmann und Posselt wegen Verbreitens sozialdemokratischer Schriften", der erstere zu drei Monaten, der letztere
zu drei Wochen Haft verurtheilt worden. Genosse Fehling in Altona ist mit noch vier Genossen, wie wir in letzter Stunde er. fahren, aus dem dortigen Bereiche des„ Kleinen" ausgewiesen worden.
In verschiedenen Orten Deutschlands haben in den letzten Wochen wieder Flugschriften- Verbreitungen stattgefunden. In Zittau und Umgebung verbreiteten die Genossen unser bekanntes Flugblatt Mucker-, Pfaffen- und Königsschwindel" mit bestem Erfolge. Der Inhalt ist der bekannte blutdürftige" 2c., bemerkt ein Berichterstatter der Berliner ,, Volkszeitung" dazu. Wunderbar! In dem ganzen Flugblatt ist von Blut teine Rede.
Unsere Münchener Freunde haben anläßlich des Oktoberfestes ein sehr geschickt geschriebenes Flugblatt in 60,000 Exemplaren, namentlich an die in München anwesenden Landleute, verbreitet.
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So wogt der Kampf auf der ganzen Linie.
Am 12. November tritt der sächsische Landtag zusammen; es werden sich daher von diesem Tage an unsere Genossen Bebel, Liebknecht und Vollmar die Dauer der Session über in Dres. den aufhalten, wohin alsdann Briefe 2c. zu richten find. Wir bitten die Genoffen, dies zu beachten, damit Berzögerungen, die durch Nachsendungen entstehen, möglichst vermieden werden.
- Ueber den Rongreß der sozialistisch- revolutionären Arbeiterpartei Frankreichs , der vorige Woche in Paris tagte, werden wir in nächster Nummer berichten. Für heute nur soviel, daß ca. 125 Vereine und Verbände durch etwa 100 Delegirte vertreten waren. Das Pariser Element überwog bei Weitem. In der Frage der Einwanderung ausländischer Arbeiter nach Frankreich wurde von keiner Seite der prinzipielle Boden verlassen, sondern lediglich die soziale Seite der Frage erörtert und auch in diesem Sinne Stellung genommen.
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Anarchistisches. Wir haben wieder ein rechtes kumpen- stückchen zu berichten, aber nicht von Gegnern ausgehend, sondern von Leuten, die sich als Sozialisten geriren.
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Vor einigen Wochen brachte der Fränkische Kourier" in Nürn berg , eines der giftigsten arbeiterfeindlichen Blätter, bie wir in Deutschland haben, einen gemeinen Angriff auf Grillenberger, und zwar aus Bucau- Magdeburg . Darin wurde gesagt: Hasenclever habe dort vor einigen Monaten für Grillenberger unter den Sozialisten Geld gesammelt, weil Grillenberger vor dem Bankerott stehe. Es seien infolge deffen auch 56 Mt. zusammengekommen. Hinzugefügt wurde noch, daß der Zweck der Sammlung jedenfalls auf Täuschung beruhe, da Grillenberger gar nicht bankerott werden könne, weil er schon vor Jahren den Manifestationseid geleistet habe.
Eine dem sauberen Blatte von Grillenberger zugesandte Berichtigung nahm daffelbe erst nach wiederholter Aufforderung und nachdem es durch scharfe Angriffe der Fränt. Tagespost " und durch eine Zuschrift eines Rechtsanwalts dazu gezwungen war, auf, aber nicht ohne gehäffige Bemerkungen.
Die Hauptfrage aber ist: wie tommt eine solch' niederträchtige Notiz, die offenbar aus Parteikreisen stammte, in den ,, Fränt. Kourier"? Die darüber angestellten Untersuchungen ergaben Folgendes: In Buckau wohnt seit einiger Zeit der aus Berlin ausgewiesene Schuhmacher Krause. Krause ist wie alle Ausgewiesenen und deren Familien von der Partei entsprechend unterstützt worden, und wurden für seine Familie anch die Mittel zur Uebersiedelung nach Frankfurt beschafft, obgleich und trotzdem Krause sich dort nicht besonders parteifreundlich benommen, sondern als Anhänger Moft's allerlei Störungen und Stänkereien in der Partei angezettelt hatte. In Frankfurt wurde Krause in den Streit der Herz'schen Schuhwaarenfabrit verwickelt und nach dessen Beendigung, als einer der Führer, nicht mehr in Arbeit genommen. Er siedelte nach Buckau über, wohin er auch alsbald seine Familie nachkommen lassen wollte. Für letteren Zweck wandte er sich an Grillenberger um Unterstüßung. Dieser war nach erfolgter Rücksprache mit den maßgebenden Genoffen genöthigt, zu erklären, daß die Partei unmöglich für die in Folge von Streits Gemaßregelten eintreten könne, daß dies vielmehr Sache der Gewertsgenossen sein müsse. Auf wiederholtes Drängen erhielt Krause 30 Mart. Dies hat ihn gegen Grillenberger, der nur handelte, wie die Pflicht ihm vorschrieb, erbittert.
Krause setzte sich mit seinem Freund, dem gleichfalls aus Berlin ausgewiesenen Drahtweber C. Meyer in Nürnberg , in Verbindung, bei dem er auf Grillenberger tüchtig schimpfte. Für Meyer, der in Nürnberg seit längerer Zeit einer kleinen Anarchistentlique angehörte, die gegen Gr. hetzt und intriguirt, waren die Briefe Krause's ein gefundenes Fressen, und es ist erwiesen, daß die gemeine Notiz in dem arbeiterfeindlichen Fränkischen Kurier" von C. Meyer ausging, der sich damit als ein vollkommener Lump entpupt hat.
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Wenn die Feindschaft gegen eine bestimmte Richtung in der Partei oder die Antipathie gegen bestimmte Personen auch noch so groß ist, so dürfen diese Stimmungen nie soweit gehen, daß die Träger derselben den offenen Feinden der Partei in die Hände arbeiten, oder daß sie wie im vorliegenden Falle, gar die gegnerische Hilfe in Anspruch nehmen. Wer das thut, der stempelt sich zum Lumpen, mit dem die Partei und die Parteigenoffen nichts mehr zu thun haben.
Meyer hatte sogar die Unverschämtheit, in einem Briefe an seinen Freund Krause, dessen authentische Abschrift in unseren Händen ist, neben Grillenberger auch dessen Frau in der gemeinsten Weise anzugreifen, und deren Verhältnisse in einem Lichte darzustellen, die Jeder, der die Verhältnisse tennt, als Lügen und schamlose Entstellungen erkennen muß.
Wie in der Partei Viele wissen, ist nicht für Grillenberger gesammelt worden, sondern es wurden bei einer Anzahl Parteigenoffen Darlehen aufgenommen für das Geschäft, in dem Grillenberger thätig ist, und das durch die gemeine Art, wie voriges Jahr der in seinem Verlag erschienene Kalender beschlagnahmt wurde, schwer geschädigt worden war. Diese Darlehen sind durchaus nichts Ehrenrühriges, sie werden allmälig zurückbezahlt, wie thatsächlich innerhalb weniger Monate nicht unerhebliche Summen zurückbezahlt worden sind.
Nachdem die Herren Meyer und Krause in solcher Weise ihre Rache genommen, werden die Parteigenossen wissen, wie sie sich solchen Patronen gegenüber zu verhalten haben. Meyer hat speziell von den Nürnberger Parteigenoffen zweihundert Mart an Unterstützung erhalten, zum Dank dafür liefert er den ausgesproche nen Feinden der Partei lügenhaftes Anklagematerial gegen den Vertreter der Nürnberger Parteigenossen. Kann man die Nichtswürdigkeit weiter treiben?
Korrespondenzen.
- Leipzig , im Juli. Zunächst will ich Ihnen mittheilen, daß die Durchhechelung des 2c. Meye doch etwas genützt hat, indem sich derselbe eine Zeit lang nicht hat sehen lassen. Es wird ihm in Zu funft wohl die Luft vergehen, die Arbeiter zu beschimpfen. Da es nun probatum est, wenn solche Strolche hin und wieder vor das Forum der öffentlichen Meinung geschleppt und abgethan werden, so will ich heute wiederum zum Gerichtstag rufen. Der Delinquent ist ebenfalls aus der Gegend von Halle, sein Name ist Backsch, er bekleidet die Stelle eines Werkführers in der Rud. Sack'schen Fabrit. Dieser Mensch leistet schon seit Jahren Großes in Korruption und Infamie, doch will ich nur darauf eingehen, was ich gesehen, so lange ich daselbst beschäftigt
war.