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gang bliden tönnten." Das war wenigstens ehrlich wenn auch nur die Offenherzigkeit der blaffen Angst.

Wenn die Fortschrittler sich hintenach damit trösten wollen, daß die 100,000 zu Haus gebliebenen Wähler" gute Fortschrittler seien, die nur deshalb nicht gewählt hätten, weil sie gewußt, daß auch ohne ste gefiegt werde so erinnert dies an das bekannte Argument des Kon­flift- Kriegsminister Roon, welcher der Regierung die Stimmen aller Landtagswähler, die nicht gestimmt hatten, zuzählte, denn sie seien jeden­teine Gegner der Regierung, und würden daher, wenn sie gestimmt hätten, für die Regierung gestimmt haben."

Wie die zu Hause gebliebenen" Kommunalwähler im Fall des Nicht­zuhausebleibens gestimmt haben würden, darüber wollen wir uns den Kopf nicht zerbrechen Thatsache ist. Die Betheiligung( in der dritten Klasse) war diesmal eine fast dreimal so große als bei den früheren Wahlen, wo kaum 14 Prozent der Stimmberechtigten von ihrem Stimm­recht Gebrauch machten.

Der Beschluß der Berliner Arbeiter, bei den Stichwahlen zwischen Fortschrittlern und Bürgerpartei sich fireng der Abstimmung zu enthalten, kann nur unsere vollste Billigung haben; ob ein paar ,, Bürgerparteiler" mehr oder weniger in der Stadtverordnetenversamm­lung fizen, ist ziemlich gleichgültig, dagegen würde es entschieden ein tattischer Fehler gewesen sein vom Prinzip gar nicht zu reden hätten die Berliner Arbeiter sich jetzt mit der Fortschritts­partei alliirt, gegen die sie bei den nächsten Reichstags­wahlen in erster Linie zu kämpfen haben.

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Die Frankfurterin lentt ein. Wir haben die ,, Frank­ furter Zeitung " so oft im Sozialdemokrat" anzugreifen Veranlassung gehabt, daß wir ihr auch gern einmal Abwechslung halber unsere Aner­kennung aussprechen. Seit einiger Zeit hat das volksparteiliche Haupt­organ in Bezug auf die Beurtheilung der Berliner Arbeiterbewegung eine bemerkenswerthe Schwenkung nach links gemacht. Genau an derselben Stelle, wo noch vor wenigen Wochen ihr N- Korrespondent seinen Geifer auf die Wortführer der Berliner Arbeiter ungehindert verspritzen durfte, lesen wir jetzt in einer Besprechung der magiftratlichen Ungültigkeits­erklärung der auf Ewald und Kreutz abgegebenen Stimmen:

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,, Aber besser wäre es jedenfalls gewesen, Magiftratus hätte diese philo­logischen Beluftigungen unterlassen und die Entscheidung darüber sammt deren Odium der Oberbehörde anheimgestellt. Denn man spricht und schreibt wohl in einiger Anerkennung davon, wie manierlich in dieser Kam­pagne fich die Arbeiterpartei betragen habe, aber man schweigt wohl­weislich davon, wie wenig man selbst dazu mitge= wirkt. Abgesehen von den Spöttereien und Ausfäl Ten gegen einige ungeschicklichkeiten der Arbeiter­redner aus den Probereden der minorum gentium( der unter­geordneten Leute) der liberalen Partei hätte sich auch manch artiges Blümlein pflücken lassen war das Verfahren am Wahltisch selber stellenweise ein sehr ungehöriges. Gab da, wo ein Hausbesitzer zu wählen war, Einer seine Stimme für einen Arbeiter kandidaten ab, so erfolgte stets seitens des Vorsitzenden eine Belehrung über besagte Haus­besitzbedingung und zum Schlusse die Frage, ob denn der betreffende Kan­didat Besitzer sei oder gar ein direkter Zweifel an der Möglichkeit solcher Qualifikation. Bisweilen war die Folge, daß die Arbeiter dann einen Andern nannten, und zwar den Bürgerkandidaten, die Allermeisten ver­harrten stumm, aber mit verbiffener Miene, bei ihrem Votum. Offenbar hielten sie dies Verfahren für den Versuch einer Beeinflussung, zumal ja jene Besitzbedingung ohnehin groß und breit den Wahleinladezetteln borgedruckt war. Bei der Schlußaddirung wurden dann diese Stimmen furzweg für ungültig erklärt, ja bisweilen nicht einmal im Protokoll ver­merkt, wem diese ungültigen" Stimmen zugefallen, so daß eine Statistik, die sich auf dies Material ftützt, nothwendig unrichtig sein muß. Der­gleichen erbittert und wedt Mißtrauen, man schiebt der Fortschrittspartei in die Schuhe, was vielleicht nur bureaukratisches Ungeschick war, und so wird vorweg ein Verhältniß getrübt, auf das man einige Hoffnung setzen tonnte. Denn werden die Vertreter der Arbeiterpartei in der neugewähl­ten Versammlung mit bona fides empfangen, wird ihnen das politische Gesellschaftsrecht in der Vertretung dee größten Kommune des Reichs zu­ertannt, so wirkt das mehr dahin, die Fortdauer der Ausnahmegeseze unmöglich zu machen, als zehn im verzweifelten Muthe sicherer Minorität abgegebene Reichsvota dagegen."

Das läßt sich doch wenigstens hören, auch wenn man den Standpunkt des Schreibers nicht theilt und ein Verhältniß" der Arbeiterpartei zur Fortschrittspartei in seinem Sinne für keineswegs wünschenswerth hält. Die Arbeiterpartei hat bewiesen, daß alles Gerede von ihrer Ver­bindung mit der Reaktion leeres Geflunker war, und wo die Fortschritts­partei für wirkliche demokratische Forderungen eintritt, kann sie deren Un­terstützung sicher sein, das ist immer so gewesen und wird so bleiben; im Uebrigen aber beruht die Stärke der Arbeiterpartei just in ihrer Selbst­ständigkeit und strengen Trennung von allen bürgerlichen Parteien. Darum halten wir auch den Vorschlag der Berliner Bolszeitung", die Fortschrittspartei solle der Arbeiterpartei drei weitere Site freiwillig ab­treten, für feineswegs verführerisch für die letztere. Es wäre ein Danaer geschent, dessen Kosten die Arbeiter bei den nächsten Reichtsagswahlen zu bezahlen hätten.

- Jn Dortmund hat die öffentliche Gerichtsverhandlung gegen die Martener Bergleute wegen des bekannten Krawalls auf der Zeche Germania " ihren Anfang genommen. Bis jetzt haben die Verhandlungen nur so viel ergeben, daß die Verwaltung der Zeche durch raffinirte Steigerung ihres Ausb eutungssystems die Arbeiter ge­radezu provozirt hat, und daß die Empörung derselben mehr wie gerecht­fertigt war. Ganz systematisch wurde die Arbeitslaft vermehrt und der Lohn herabgedrückt. Erst stellte man größere Förderwagen ein und hinter­her wollte man außerdem die Schichtzeit verlängern. Mit wie gutem Gewissem die Gesellschaft dabei vorging, zeigt folgende Episode aus den Prozeßverhandlungen:

,, Rechtsanwalt Mausen frägt den Obersteiger Nietmann, ob es wahr sei, daß man den 17. Juli deshalb und auch so plötzlich zur Einführung der verlängerten Schichtzeit benützt habe, weil auf einer benachbarten Zeche um diese Zeit größere Arbeiterentlaffungen stattfinden follten.

Obersteiger Nietmann: Ja, man habe die Arbeiter. entlassungen benihen wollen, um die Maßregel fofort einzuführen. Hätten die Bergleute sich dann geweigert, fo hätte man genug andere habentönnen. ( Große Sensation.)" oddmov

Kann man infamer vorgehen? Dieser kurze Satz ist die vernichte ndste Kritik unseres ganzen herrschenden Ausbeutungssystems. Einem solchen Berfahren gegenüber gab es kaum ein anderes Mittel als die Revolte. Weiteres über den Prozeß, sobald uns der Gesammtbericht über den­selben vorliegt.

- Der christlich- tonservative Reichsbote" flunkert anläßlich einer Rede Liebknechts in Bremen über die Sozial. reform wieder einmal mit dem Segen der Monarchie". So viel wie im monarchischen Deutschland geschehe in feinem politisch noch so freien Lande; die Republik bedeute weiter nichts als die schrankenlose Herr­schaft des Kapitale, und so weiter, und so weiter.- Das heißt die Dinge geradezu auf den Kopf stellen. Das Kapital ist vorderhand noch in allen sogenannten Kulturstaaten- ob Republit oder Monarchie obenauf. Das Königthum aber, wo es heute noch besteht, und in welcher Form es sich auch präsentirt, ist weiter nichts als der Geschäftsträger der Kapitalistenklaffe, und zwar taum in irgend einem anderen

Lande mehr als in Deutschland , dessen Wirthschaftspolitik in der letzten Zeit ausschließlich den Jntereffen des großen Kapitals diente. Die Stumm, die Baare, die Kardorf, die Minnigerode die ganze Sippschaft der Schlotjunker und Landbarone haben das entscheidende Wort in Deutschland zu sprechen, und wenn heute die deutsche Regierung eine wirkliche soziale Reformpolitik einschlagen wollte, sie würde an dem Widerstande dieser Herren scheitern. Das Königthum, das über den Parteien steht, ist eine Fabel, erfunden von Schurken, um Narren zu betrügen, das Königthum steht nur über den Parteien der herr­schenden Klassen, gegenüber den Unterdrückten ist es, wie oben gesagt, nichts als der Hausknecht der Ersteren. Die einzige Frage, in der in Preußen Kaigthum und Bourgeoisie ernsth aft differirten, ist der Mili­tarismus, und hier behält das Königthum nur deshalb Recht, weil die Bourgeoisie das stehende Heer zum Schutz für ihre Interessen braucht. Was nun aber die Fürsorge für die arbeitende Klasse anbetrifft, so ist es nicht das monarchische Deutschland , sondern die republikanische Schweiz , welche die beste Fabritgesetzgebung hat, im monarch­ischen Deutschland schlummern die Ausführungsbestimmungen des Ge­setzes behufs Anzeige von Verunglückungen 2c. noch in den Aften, weil nach Bismarcks Ansicht die Industrie" unter diesem Gesetze leiden tönnte. Jm monarchischen Deutschland schwebt über der Vereinigung der Arbeiter zur Wahrung ihrer Jntereffen das Damoklesschwert eines infamen Polizeigeseges, im republikanischen Frankreich ist man mit der Fertigstellung eines Gesetzes beschäftigt, welches den Arbeiterfachvereinen Korporationsrechte sichert. Hier Phrasen und dort Thaten, das ist der Unterschied zwischen dem Polizeistaat und dem demokratischen Gemein­wesen.

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3nr Naturgeschichte des preußischen Junker. thums. Daspreußische Junkerthum herrscht bekanntlich in dem preu­ßischen Staat, welchen es den Staat der Intelligenz" zu nennen pflegt. Das vornehmste und feinste Preßorgan dieses Junterthums ist die Neue Preußische Zeitung ", meist Kreuzzeitung " geheißen. Wohlan, die ,, Krenzzeitung", welche in der allzu großen Huma nität" unseres Strafgesetzes und Strafvollzugs die Ursache der Verwil­derung unserer gottlosen Zeit" erblickt, macht in einer ihrer letzten Num­mern den Vorschlag, man solle für besonders haarsträubende Verbrechen" die Strafe der Vivisektion einführen. Es ist kein Scherz: der Vor­schlag ist in vollem Ernst gemacht. Um die Humanität" des vornehmsten und feinsten Junkerorgans vollständig zu begreifen, muß man sich ver­gegenwärtigen, daß die ,, Kreuzzeitung " eine fanatische Gegnerin der Bivi­sektion von Thieren ist, weil die Vivisektion eine Grausamkeit sei, die durch keine wissenschaftliche Erwägung gerechtfertigt werden könne. Was also Thieren gegenüber eine durch nichts zu rechtfertigende Grausamkeit ist, soll fitr Menschen eine verdiente Strafe sein! Wir danken der Kreuzzeitung ", daß sie die bestialische Rohheit ihrer junter­lichen Patrone so unverhüllt zum Ausdruck gebracht und an den Pranger gestellt hat.

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- Freue dich, Schweizervolt! Du hast Gnade gefunden vor den Augen des Herrn Stöcker. In einer Rede über das Brechen der Judenmacht, eine Kulturaufgabe", stellte der würdige Lehrer der Nächstenliebe, wie sein Leiborgan mittheilt, die Schweiz als Beispiel auf. Dort genießen die Juden zwar den bürgerlichen Rechtsschutz, aber man läßt sie nicht recht auskommen. Die Juden find bei der dortigen Demokratie eben nur geduldet. Es ist noch kein Fall vorgekommen, daß ein jüdischer Händler, Banquier oder Zeitungsbefizer in einen Ge­meinderath oder gar in den Nationalrath der Schweiz gewählt worden wäre. Das wäre dort undenkbar."

Es ist uns so gleichgiltig, ob Juden in den schweizerischen Behörden fitzen oder nicht, daß wir uns gar nicht die Mühe nehmen, zu untersuchen, ob der biedere Pfaffe nicht auch hier wieder geflunkert hat. Zudem ist der Prozentsatz der Juden zur übrigen Bevölkerung der Schweiz so gering, daß die Stöcker'sche Behauptung, selbst wennfie wahr wäre, nichts Wun­derbares hätte. Eine namhafte jüdische Bevölkerung hat eigentlich nur Genf , und wenn die Juden den Genfern gegenüber nicht aufkommen," so hat man in der Schweiz dafür ein Sprichwort, das nicht sehr schmei­chelhaft für die Genfer ist.

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Aber ein anderer Grund veranlaßt uns, den Ausspruch Stöcker's hier festzunageln. Wenn nämlich in der Schweizer Demokratie die Juden nicht aufkommen können, ei! so gibt es ja ein probates Mittel, die Judenherrschaft" in Deutschland zu brechen: Man führe die demokratischen Institutionen der Schweiz in Deutsch . land ein! Zu dieser Lösung der Judenfrage würden wir dem Herrn Hofprediger freudigst die Hand bieten.

Ob er aber als Befürworter der freiheitlichen schweizerischen Verfassung noch lange Hof prediger sein würde, er, der so ungenirt immer auf's Neue den Rassenhaß schüren darf daran zu zweifeln wäre Majestätsbeleidigung.

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Wackere Voltsfreunde, diese frommen Katho­liten! Die Dublin Review", ein offiziell ultramontanes irisches Blatt, schreibt in ihrem Juliheft in einem giftgeschwollenen Artikel gegen die irische Revolutionspartei:

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Englische Politiker haben die Hand der Revolutionäre und Mörder geschüttelt, haben Verbrechen und Aufstand angepriesen, haben auf Frlands Stimme aufmerksamer gehört, wenn Irland zu­alle schlug und sprach. Aber es ist besser, daß Irländer und Katholiken werden zustimmen es ist besser, daß eine Nation leidet, besser selbst, daß sie zu Grunde geht, als daß sie sündigt, oder ihr klerus ge­meinsame Sache mit Männern macht, die dem Bolte keine Rühe mehr lassen werden, bis daß sie es in ihren politischen Atheismus hinein­gezogen haben."

Und die Christlich- sozialen Blätter", denen wir dieses nette Zitat ent­nehmen, fügen hinzu:

Wir unserseits stehen nicht an, dieses sehr ernste Schlußurtheil zu unterschreiben, und schließen mit dem Wunsche, es möge an dem edlen keltischen Volke die entsetzliche Gefahr, in die es durch die Geheimgesellschaften und die sozialistischen Führer gerathen, um seines matellos treu bewahrten katholischen Glaubens willen vorüber­geben."

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Der Schluß ist ebenso logisch, wie das Ganze, chriftlich" gedacht ist. Nachdem lang und breit vorher darüber gejammert worden ist, daß das irische Bolt sich von der Kirche ab und den revolutionären und sozialisti schen Gesellschaften zuwendet, soll plötzlich die Gefahr", daß es dies thut, ,, um seines macellos treu bewahrten katholischen Glaubens willen" an ihm vorübergehen, sonst mag es zum Teufel gehen. Die Un­eigennützigkeit der Kirche" tann gar nicht beffer gekennzeichnet werden, als es hier geschieht. Rom übernimmt die Rolle des Retters des Land­lordismus, weil von den edlen Herren, an denen ja mehr zu verdienen ist, als an dem von ihnen ausgehungerten irischen Volke, Einer nach dem Andern in den Schooß der alleinseligma chenden Kirche zurückkehrt. Es ist die reinste gegenseitige Rüdversicherung auf Ausbeutung und Ver­dummung des Voltes. Rom hat diese Parole ausgegeben innere fich des famosen Hirtenbriefs Leo's XIII. wider den Sozialismus und seine Gläubigen gehorchen.

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man er­

Auch in Deutschland verflüchtigt sich der katholische Sozialismus immer mehr im blauen Dunst, der Rest ist Pfaffengewäsch. Man lese nur den Artikel Zur Lohnfrage", im gleichen Heft der ,, chriftlich- sozialen Blätter". Da wird mit großem Aufwand von Scharfsinn ausgeführt, daß die Ar­beiter Lohnsklaven bleiben müssen, weil in dem Gleichniß von den Arbeitern im Weinberge auch der Herr mit den Arbeitern über den

Lohn freiwillig übereinkommt". Gegen solche Logit kann Niemand auf­tommen.

- Die wirthschaftliche Krisis, welche über Frankreich hereingebrochen ist, unterscheidet sich von früheren Krisen dadurch, daß sie hauptsächlich den Bauernst and trifft. Die mangelhaften Ge. treide und Weinernten der letzten 8 Jahre, verbunden mit den Fortschritten der Reblaus und mit der immer übermächtiger werden­den amerikanischen Konkurrenz, haben die französischen Bauern auf's Schwerste geschädigt und den ökonomischen Auflösungsprozeß, dem dieselben unterworfen sind, wesentlich beschleunigt. Der Rück gang der französischen Getränke- und Weinproduktion wird am besten durch die Thatsache illustrirt, daß Frankreich , welches früher wenig oder fein Getreide importirte und das weinreichste Land der Welt war, im vorigen Jahre einen Getreide i mport von 580 Millionen Mark hatte, und obendrein für 280 Millionen Mark Wein einführte, nachdem die Weineinfuhr in früherer Zeit nicht der Rede werth gewesen war. Für die soziale Bewegung in Frankreich , welche bisher den aktiven und paffiven Widerstand der Bauern nicht zu überwinden vermochte, kann die gegenwärtige Krisis nur von dem größten Vortheile sein, denn sie wirft die Bauern gewaltsam in den Pauperismus und stellt sie vor die Alternative des wirthschaflichen Untergangs oder der sozialen Revolution.

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Einen wunderbar weisen Entscheid hat jüngst die Münchener Polizei getroffen, die einem dort gegründeten Verein ,, Krantenschutz" die Genehmigung versagte, weil der Allgemeine männliche und weibliche Krankenunterstützungsverein", dem sein letzter Raffier 36,000 Mart unterschlagen hat die ganz gleichen 3wede verfolge!

D Schilda, mein Vaterland!

Frankreich . Die bereits von uns angedeutete Konferenz behufs internationaler Agitation für die Arbeiter. interessen ist am 29. Oktober in Paris zusammengetreten. An ihr nahmen außer den Einberufern Theil:

1) Aus England: die Herren Broadhurst( Parlamentsmitglied), Baily( Schneider), Burnett( Mechaniker), Delegirte des parlamen­tarischen Komites der Trades- Unions; G. Sixton, Dekorationsmaler, E. Coulson, Maurer, R. King, Buchbinder, Delegirte des Ver­bandsraths der Londoner Gewerkschaften, W. Dapp, Delegirter des nationalen Schneiderverbandes, M. Trow, Delegirter der Metall­arbeiter, Frau Heatherley, Delegirte der Schneiderinnen und Modiftinnen von London , M. Drumond, Delegirter der Londoner Schriftsetzer.degis

2) Aus Italien : Andrea Costa , Parlamentsmitglied, und ver­schiedene Delegirte von Mailänder 2c. Arbeitervereinen.

3) Aus Spanien : Brgr. Felgueroso, Delegirter des Komite's der Arbeiterpartei von Barcelona , Palias, Delegirter der Arbeiter der drei Dampfindustrien"( Texeilgewerbe) 2c. 2c.

Die Gründe, weshalb die deutsche Sozialdemokratie, neben den Trades Unions, die aber nicht ausgesprochen sozialistisch sind, die stärkste und beftorganisirte aller Arbeiterparteien, auf der Konferenz nicht vertreten ist, schweigen wir vorderhand mit Rücksicht auf die Sache, um die es sich daselbst handelt, und der wir unsere vollste Sympathie schenken. Nur soviel sei bemerkt, daß irgend ein Chauvinismus, wie die Sentinelle" in Verviers vermuthet, dabei absolut keine Rolle spielt.

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Das Dynamit geht um. Zwei Dynamit- Attentate werden wiederum gemeldet. In Frautfurt am Main wurde am 29. Ottober, 5 Uhr Abends, der Versuch gemacht, das dortige Polizei­gebäude in die Luft zu sprengen, während am 30. Oktober in London ein Bahnzug der unterirdischen Eisenbahn, wahrscheinlich durch auf die Schienen gelegtes Dynamit, demolirt wurde, wobei 32 Personen, meist Arbeiter, verunglückten. Wir stehen nicht an, letzteres Attentat als ein infames Verbrechen zu bezeichnen.

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Aus Polen . Unsere polnischen Genossen sind rührig an der Arbeit und wirken, getreu ihrem Programm, mit Eifer dafür, daß sich in den Ländern, welchen Dank der Perfidie der drei großen" Mon­archen Friedrich II., Joseph II. und Katharina II. , das ehemalige Bolen heute gehört, die polnischen Arbeiter zur Erringung ihrer politischen und sozialen Freiheit organisiren, im Anschluß an die unter der gleichen Fahne tämpfenden Arbeiterparteien dieser Länder und an die Taktik derselben. Von der Thätigkeit der Partei in der preußischen Provinz Posen haben wir in der letzten Zeit mehrfach berichtet, heute sind wir in der Lage, Einiges über den Fortgang der sozialistischen Agitation in Russisch- Polen, wo die Agitation doppelt schwierig ist, zu berichten. In Warschau ist seit diesem Frühjahr eine natürlich geheim wirkende Arbeiterpartei in's Leben gerufen worden, die den Titel führt:" Solidarität.

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Das Programm dieser Partei lautet:

,, Die Arbeiterpartei Solidarität" hat zum Zweck die Befreiung der arbeitenden Klaffe von dem ökonomisch politisch- sozialen Joche; dieses unter drei Formen bestehende Joch wird abgeschaffen sein, sobald: ,, 1) Die Ländereien, die Fabriten und sämmtliche Hilfsmittel der Arbeit Gemeingut aller Arbeiter werden und die von den sozialistischen Arbeitern organisirte Kollektivarbeit die Lohnarbeit ersetzen wird;

2) Die politische Autonomie sich auf das allgemeine und direkte Stimmrecht stützen wird; auf die vollständige Freiheit des Wortes, der Presse, des Vereins- und Versammlungsrechtes; auf die Gleichheit der Rechte aller Staatsbürger, ohne irgendwelchen Unterschied des Geschlechts, des Standes, der Nationalität und der Religion;

3) Der von allen Vorurtheilen befreite Unterricht allen Mitgliedern der Gesellschaft zugänglich sein wird.

,, Um diesen Zweck zu erreichen, muß man vor Allem trachten, sämmt­liche Arbeiter unseres Landes in eine organisirte Partei zu vereinigen, welche

,, 1. ihre Tendenzen als die einer unterschiedenen Klasse kennt und 2. zm Kampfe mit Allem und Jedem, was ihre Emanzipation behin­dert, bereit ist.

" Indem die Partei ihre Thätigkeit

1. auf die Solidarität der Intereffen aller Arbeiter ohne Unterschied des Geschlechtes, der Religion und der Nationalität,

,, 2. auf die Absonderung und den Antagorismus der Interessen der privilegirten Klassen und der unterdrückten Arbeiterklaffe stützt

,, wird sie mit größter Energie alles Das bekämpfen, was darauf ab­zielt, das unterscheidende Interessengefühl, sowte das der internationalen Solidarität abzuschwächen und den nationalen oder religiösen Haß zu erwecken.

" Ohne das ökonomische Feld zu verlassen, wird die Arbeiterpartei ,, Solidarität" ihre Thätigkeit kundgeben:

" Judem fie die unterschiedlichen Interessen der Arbeiterpartei, sowie die Prinzipien des Sozialismus verbreitet und die Tendenzen der privi­legirten Klassen, welche sich anstrengen, den gegenwärtigen, auf der Ab­hängigkeit der arbeitenden Klasse gestützten Zustand der Dinge andauern zu laffen, tennzeichnet.

,, 2) Indem sie die Arbeiter gegen alle Formen der Ausbeutung und gegen alle Verfügungen aufstachelt, welche bezwecken, die Unterdrückung der Arbeiterklasse zu einer fortwährenden zu machen und der Würde des Arbeiters Abtrag zu thun;

,, 3) Jndem sie sich organisirt und die Streits, sowie alle durch die Mißb: äuche der Kapitalisten und deren Parteigänger herbeigeführten Konflikte unterstützt;