die im Buche enthaltenen Ausführungen verantwortlich zu machen, son­dern etwaige Angriffe gegen dieselben auf seine Person allein richten zu sehen. Wir sind aber fest überzeugt, daß eine sehr große Mehrzahl der Sozialdemokraten, wenigstens hierzulande, bereits von der Wahrheit der in diesem Buche verfochtenen Jdee der Gleichberechtigung der Frau mit dem Manne schon durchdrungen sind, und daß jeder echte Sozial­demokrat, der dies noch nicht ist, es bei Durchlesung dieses Buches werden muß. Nach Allem, was über die Frau und ihre Rechte schon in verschiedenen Sprachen geschrieben worden ist, muß diese gedrängte ( 220 Seiten starke) Darstellung des Gegenstandes als die entschieden beste und als ein Meisterstück betrachtet werden. Da es sehr wünschens­werth ist, daß das Buch die allergrößte Verbreitung finde, wollen wir seine Besprechung auf mehrere Artikel ausdehnen."

Da wir selbst aus leicht begreiflichen Gründen von einer Besprechung des Buches absehen, so halten wir es wenigstens für unsere Pflicht, die erste Stimme aus der auswärtigen sozialistischen   Presse über dasselbe hier zu registriren.-

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Vooruit( Vorwärts) betitelt sich der Kalender nnserer flä­mischen Genossen, dessen Ausgabe für 1884 uns heute vorliegt. Aus dem reichhaltigen Inhalte desselben heben wir besonders hervor: Eröffnungsrede der geseßgebenden Versammlung der sozialdemokratischen Republik der Niederlande, am Montag, den 2. September 1918, ein Zukunftsbild von H. Gerhard. Alle Macht soll im Volke ruhen. Eine Skizze über die Verfassungsfragen von F. D. N.( Nieuwenhuis). Die ökonomische Umwälzung durch die Elektrizität von E. v. B. ( van Beveren  ). Ueber das Wesen der Gewinnantheilschaft von E. A. ( Anseele). Die Segnungen des Christenthums, ein Gedicht, in welchem aufgezählt wird, welche schlechten Eigenschaften das Christenthum unter den Menschen verbreitete: Heuchelei, Intoleranz, Hemmung des Fortschrittes durch Abwendung des Individuums von dieser Erde" 2c.

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Jm Ganzen bietet der Kalender ein getreues Bild der Bewegung, der er gewidmet ist. Man sieht, es sind Proletarier, die ihn herausgeben, die für ihre Sache mit Entschlossenheit und Festigkeit eintreten, welche die hochtönende Phrase so wenig kultiviren als sie von schwächlicher Kompromißpolitik etwas wissen wollen. Vorwärts heißt der Kalender, und Vorwärts, das ist auch, wie wir mit Freude konstatiren, die Losung unserer unermüdlichen flämischen Genossen. tonte si po

Korrespondenzen.

Sommerfeld, im Oktober. ,, Nachdem unsere Polizei schon seit einiger Zeit mehrere sozialistischer Umtriebe sich verdächtig machende Personen beobachtet und in Folge dessen bei dem hiesigen Amtsgericht beantragt hatte, bei Betreffenden eine Haussuchung vorzunehmen, wurde diese laut Anord­nung des Herrn Staatsanwalts am letzten Sonnabend bei sieben hiesigen Einwohnern vollzogen. Leider stellte sich dabei heraus, daß die Vermuthung eine richtige war, denn bei einem der Verdächtigen, einem gewiffen G., sollen Druckschriften sozialdemokratischen Inhalts gefunden und seitens des Gerichts mit Beschlag belegt worden sein. Die ein geleitete Untersuchung wird wohl Näheres ergeben. In dem benach­barten Dorfe B. sollen die betr. Versammlungen stattgefunden haben.' Also jammert unser ,, Sommerfelder Wochenblatt" Die Thatsache stimmt. Punktum. Wenn nun aber erst der Herausgeber dieses patriotischen Käseblattes, der Buchhändler H. Mertsching, dahinterkommen wird, daß ,, einer der Verdächtigen", der gewisse G., gar kein Sozialdemokrat iſt, sondern den Ideen des Sozialismus so ferne steht, wie ein neugeboren Kind, und daß er die betr. Schriften, welche bei ihm gefunden worden sein sollen welche übrigens in nichts anderem bestehen als in einer alten Nummer des Sozialdemokrat" vom Jahre 1882 nur durch Zufall in die Hände bekommen hat, daß also hochweise Polizei, Staats­anwalt und Amtsgericht keinen lohnendern Fang gemacht, und folglich den Staat nicht gerettet haben, dann wird dieser patriotische Buchdrucker wohl ein höheres Klagelied Jeremiä anstimmen.

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Einer unserer Genossen konnte sich das Vergnügen nicht versagen, bei genanntem Herrn persönlich vorzusprechen, und ihm seiner Waschweiblich­feit wegen, wenn es gilt, über die Arbeiter herzuziehen, gehörig den Kopf zu waschen.

Was nun den Scharfsinn unserer Sicherheitsbehörde betrifft, so hat dieselbe diese wichtige Entdeckung dem bei uns der Denunziation dringend im Verdacht stehenden zuletzt angestellten Polizisten H. zu verdanken, welcher gegen den Bruder eines unserer Genossen persönlich gereizt ist nebenzu bemerkt, ist er mit Beiden nahe verwandt. Schöne Freund­schaft das!

Mutter Natur hat diesen frischgebackenenen Ordnungswächter dafür aber auch gekennzeichnet, dern er muß mitten im Sommer mit erfrorenen Haaren umherlaufen.

In Parteiangelegenheiten läßt sich hier in unserem vermuckerten Sumpffeld", wie es historisch in alten Zeiten hieß, ohne öffentliche Agitation, Volksversammlungen 2c. absolut nichts machen, denn Vor­urtheil, gegenseitiges Mißtrauen unter den Arbeitern, vermischt mit einer gehörigen Portion Muckerei und Patriotismus, sind hier vorherrschend, und Viele, die im Herzen sozialistisch gesinnt sind, rücken aus Angst und Furcht mit ihrer wahren Farbe nicht heraus.

Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, daß die Annahme vieler Ge­noffen, daß nämlich die Arbeiter, welche in einem besseren Lohnverhältniß stehen als die große Mehrzahl, auch die besten Parteigenossen seien,*) von uns Lügen gestraft werden muß, indem wir konstatiren können, daß ge­rade diejenigen, welche vor 8-10 Jahren die Eifrigsten waren, deren Lohnverhältnisse sich aber seit der Zeit verbessert haben, jetzt so lau sind, daß sie kaum noch werth find, als Genossen betrachtet zu werden.

Trotzdem lassen wir den Muth nicht sinken, sondern können im Gegen­theil mit freudiger Genugthuung berichten, daß es uns, Dank dem Zentral- Organ, sogar gelungen ist, wieder mehrere neue Streiter zu ge­winnen, die voll und ganz unsre große Sache auch zu der ihrigen machen, und deren einer es übernommen hat, diese Zeilen zu schreiben.

Darum, Ihr Genossen aller Orten, frisch ans Werk, müssen wir auch manches Wort zur Belehrung und Ueberzeugung an unsere Brüder, die noch außerhalb unserer Bewegung stehen vergeblich verschwenden, so laßt uns dennoch weder Mühe noch Opfer scheuen; je mehr der Streiter, desto gewisser ist der Sieg.

Ueber die eingeleitete Untersuchung und deren Ausgang werden wir nicht ermangeln, zu berichten.

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Mit brüderlichem Gruß!

Die Sommerfelder Genossen.

Crefeld  , 1. November. Auf den in Nr. 36 des Sozialdemo frat" besprochenen Artikel der Frankfurter Zeitung  " über den Wohl­stand der niederrheinischen Sammetweber muß ich erwidern, daß der Verfasser desselben und mit ihm die ,, Frankfurter Zeitung  " dem Publikum Sand in die Augen streuen. Hat denn die Frkf. 3tg." nichts von dem Nothstand erfahren, unter welchem die hiesigen Weber vor drei Jahren während der letten Sammetstockung litten? Davon bringt dieses große Weltblatt kein Wort. Und doch ist es bekannt, daß ein hiesiger Weber einen Brief an Seine Majestät den deutschen Kaiser" geschrieben, worin der Nothstand seiner Berufsgenossen besonders der Weber auf dem Lande, wo meistens nur Sammet gewoben wird, während in der Stadt Crefeld  zum größten Theil Seidenstoff gemacht wird, des Weiteren die Willkür der hiesigen Arbeitgeber in schlechten Zeiten geschildert wurden, das unerhörte System von Strafen und Lohnabzügen, infolgedessen der Weber, wenn er sein Stück fertig hat, mit Angst und Zagen nach dem Comptoir abliefern geht! Dieser Brief hatte zur Folge, daß die Ortsvorstände

*) Das hat wohl Niemand behauptet. Es ist nur vielfach, und nach unserer Ansicht mit Recht, konstatirt worden, daß je schlechter die Arbeiter materiell gestellt sind, es ihnen um so weniger möglich ist, ihr Klassen­intereffe zu vertreten, und daß langes Elend den Menschen in der Regel versumpft; um so rühmlicher und erfreulicher die Ausnahmen. Die besser fituirten Arbeiter aber haben von Rechtswegen die Pflicht, weil die größere Möglichkeit, im Kampfe für die Rechte ihrer Klasse in erster Reihe zu stehen. Wo dies nicht der Fall, wo sie Bourgeois­gesinnung annehmen, da gebührt ihnen der schärfste Tadel.

über die niederrheinische Weberei Bericht erstatten mußten. Ferner hat zur Erforschung der hiesigen Verhältnisse im vorigen Jahre der Staats­minister v. Böttcher hier am Niederrhein   eine Rundreise gemacht, und als Hilfsmittel aus der Noth hat die Regierung die hiesigen Weber mit der freien Innung bedacht und beschenkt, an welcher sie sich satt effen können.

Die Statistik der Crefelder Handelskammer zeigt stets, wie gering das Einkommen der hiesigen Weber ist, und deshalb versucht man, die Land­wirthschaft mit der Industrie durcheinanderzuwürfeln, um über die wahre Lage der hiesigen Weber falsches Licht verbreiten zu können.

Wenn der hiesige Weber, sei es in Crefeld   oder in der Umgegend, heute nicht arbeitet, hat er morgen nichts zu essen, das hat die lette Sammetstockung vor drei Jahren gezeigt, wo auf den Ortschaften überall Suppenanstalten errichtet werden mußten, um die hungrigen Weber am Leben zu erhalten. Schreiber dieses hat den Nothstand in der Ortschaft St. Tonis als verheiratheter Mann mitdurchgemacht. Die Weber dieses Ortes sind die bestituirten, da hier fast alle neuen Muster in Sammet zuerst gemacht werden, dieser Ort zählt bei der Reichstagswahl die meisten Sozialdemokraten und hat augenblicklich fünf Weber in dem Gemeinderathe ſizen. Wie in den anderen Ortschaften, so wurde auch hier vor drei Jahren eine Suppenanstalt errichtet. Ich muß hier er­wähnen, daß dies die dritte Sammetstockung seit 1873 war, und daß nach jeder Stockung der 2ohn gefallen ist, darum waren die Verhältnisse während der letzten Krise die schlimmsten. Die Suppe, die gekocht wurde, bestand aus gemahlenen Erbsen und Wasser. In den Arbeits- und Zuchthäusern kann sie nicht schlechter gekocht werden. Hunde, denen man sie vorsette, mochten sie nicht. Und damit die Leute nicht zu üppig wurden, ward folgende Vor­richtung getroffen. Die reichen Leute kauften sich 30-40 Karten, das Stück zu 5 Pfg.; diese Karten wurden den armen Webern, wenn sie Abends betteln gingen, geschenkt, und mußten sie mit denselben andern Mittags nach dem Armenhaus gehen, um sich Suppenbrei zu holen. Ja, sogar die Frauen der Kunstweber sah man Abends dahin schleichen, das Tuch in die Augen gezogen und den Kopf auf die Brust gesenkt vor Scham, damit sie nicht erkannt würden. Die Bauern konnten den ganzen Tag an der Thüre stehen bleiben und geben. Man drohte mit der Polizei, doch das half nichts; zuletzt gab man die Parole aus: wer an Wochen­tagen betteln geht, bekommt Samstags kein Armenbrod! Die Steuerkasse wurde geschlossen, bis wieder Arbeit kam, und dann mußte na ch be= zahlt werden.

Als im Spätsommer die Reichstagswahl fam, war die Hälfte der Leute nicht wahlberechtigt.*) Manche, die heimlich Unterstütnug erhalten hatten, hofften, nicht auf der Armenliste zu stehen, aber fehl­geschossen! Als Einer derselben fragte, warum er nicht in der Wahl­liste stände, bekam er zur Antwort, er habe Armenbrod erhalten. Ja, sagte er, man hat mir doch gesagt, daß die heimliche Unterstützung aus Privatmitteln herstamme, und nicht von Kommunalgeldern; doch blieb seine Reklamation fruchtlos. Und als am Wahltag die Weber in den Wirthschaften entrüstet waren, daß sie nicht in der Wahlliste gestanden, da hieß es immer wieder: Ihr habt ja diesen Winter Armenbrod er­halten!"

Nun zu dem Geschwät von der glücklichen Lage der Weber welche Hauseigenthümer sind. Diese alle haben schwere Zinsen zu zahlen, damit sie nur mit den Verhältnissen der Miether auf gleicher Stufe stehen; blos haben sie den Vortheil nicht, von einer Wohnung zur andern ziehen zu können; fast jeder Weber hat ein Stück Garten gemiethet, pro Quadratruthe zu 50 Pfg.; es wird allmälig bebaut und bepflanzt, des Morgens früh oder Abends spät nach Feierabend. Sie ziehen sich so einiges Gemüse und etwas Kartoffel; für den Winterbedarf Kartoffeln zu kaufen, sind die meisten nicht im Stande.

Hier gibt es sonst keinen Erwerbszweig. Die nicht weben können, müssen für einen minimen Lohn bei den Bauern arbeiten oder 1 bis 2 Stunden weit nach der Stadt ziehen und dort als Maurer oder Taglöhner arbeiten. Die Mädchen lernen fast sämmtlich weben, die Weber nehmen sich meist eine Frau, die auch weben kann. Der Mann übernimmt dann zwei Stühle, auf einem muß die Frau arbeiten. Ist die Frau in andern Umständen, dann wird der Sitz weiter gemacht, und so arbeitet sie dann bis zum letzten Tag, halb sizend, halb hängend zwischen Brustschale und Kettbaum. Dies hat manches schlimme Wochenbett zur Folge; die Kinder müssen meist alle mit Kuhmilch aufgezogen werden, da die meisten Frauen entweder keine Milch haben oder das Stillen nicht aushalten können.

In der Stadt sind Hunderte von Webern, die im Durchschnitt kaum 6-7 Mark pro Woche verdienen. Miethe und Steuern sind so hoch, daß Viele aus der Stadt ziehen müssen, weil sie in der Umgegend auf dem Lande billiger wohnen.

Die mechanische Weberei nimmt hier großartige Dimensionen an, die Fabriken schießen wie Pilze aus der Erde. Ein Fabrikant will den andern überflügeln, und so hat man auch hier angefangen, die Weber in Kaser­nen zu stecken. Jetzt ist man schon wieder daran, die Löhne herab­zusehen, und zwar pro Meter um 20-30 Pfg. Wenn der Stuhl geht, kann der Weber per Tag bis zu 3 Mark und darüber verdienen; aber wie oft kommt es vor, daß er nichts verdienen kann, weil an dem Stuhl etwas passirt?

Ueber die mechanische Weberei werde ich demnächst mehr berichten und dann auch die Zuchthaus  -, pardon! Fabrikordnungen einschicken.

Als der Staatsminister von Bötticher am Niederrhein   weilte, um die Industrieverhältnisse kennen zu lernen, besuchte er auch Cref Id. Das Erste, was man ihm zeigte, war die neue Webschule, die jetzt fertig dasteht. Der Kommerzienrath He i mendahl führte die Herren. Heimen­dahl ist als Kommis nach Crefeld   gekommen, hat lange Jahre als Kauf­mann ein großes Seidengeschäft betrieben und wird jezt als Millionär geschäßt. In seinem Seidengeschäft hat er stets die größte Elle**) geführt, was ihm Tausende einbrachte.

Beim Besuch der Webschule äußerte der Minister das Verlangen, auch einmal die H a usindustrie zu besuchen. Nun wohnte in der Nähe der Webschule ein Meister, welcher Jacquard- Sammet machte; dies wußte der Schuldirektor und deshalb führte man den Minister zu diesem. Zehn Minuten vorher wurde der Meister in Kenntniß gesetzt. Er hatte sechs Stühle stehen, aber nur drei im Betrieb, weil die Gesellen, wenn der Stoff gut geht, lieber Stoff als Sammet weben. Kommerzienrath Heimen­dahl meldete den Besuch an, die anderen Herren folgten. Der Meister fragte, ob er arbeiten solle, erhielt aber zur Antwort, daß es sich haupt­sächlich darum handle, die Arbeit zu sehen.( Aha!) Die Arbeit wurde abgerollt und die Waare allgemein gelobt. Es war Arbeit mit 360 Klöschen, die schwerste, die gemacht wird. Der Minister fragte nun, wie viel der Mann machen könne und wie hoch der Verdienst sei. Der Meister erklärte: 3 Mark täglich. Dabei sei aber die Vorarbeit, d. h. die Ein­richtung, Passiren einer neuen Rette, resp. Werkes, was eine Zeit von 3 Wochen in Anspruch nimmt, nicht gerechnet. Diese Abrechnung war dem Heimendahl zu stark, obschon er als Kauf- und Fachmann dies wohl kennen mußte. Und dafür bin ich Kunstweber!" sagte dann der Meister. Nun fragte der Minister, warum die drei Stühle leer stünden, ob er darauf keine Arbeit bekommen könnte. Der Meister erwiderte, es fehle ihm augenblicklich an Arbeitskraft. Diese Aussage wollte unser Heimendahl benußen und dem Minister glaubbar machen, daß es in hiesiger Gegend an Arbeitskräften fehle; da sagte der Webermeister: Und trotzdem ist dieser Artikel in 2 Jahren um 25 Prozent gefallen. Jezt stand Herr Heimendahl da, wie aus den Wolken gefallen, er konnte kein Wort mehr vorbringen, und als die Herren Abschied nahmen, schlich sich unser Kommerzienrath wie ein begossener Pudel hinaus. Wir Genossen lachten aber tüchtig, als wir hörten, zu wem man den Minister geführt. Ja, es ist unglaublich und doch wahr, der Herr Staatsminister hat in Crefeld   einem Sozialdemokraten in dessen Webstube die Hand gedrückt und ihm alles Gute gewünscht!

Es liegt noch ein gedruckter Ausschnitt bei, wie die Kaufleute den Lohn bezahlen. Seit 1848 wird die Lohnliste gemacht, und seit der Zeit ist die Miethe um das Dreifache gestiegen, die Produkte sind um das Doppelte theurer, die Kommunallasten bedeutend höher und Löhne werden immer mehr heruntergedrückt!

die

Und da faselt man noch von Wohlstand! Natürlich, die im Wohlstand sitzen, wollen sich immer mehr und mehr bereichern, aber kein Arbeiter,

*) Was meinen Sie, Herr Sonnemann, ob diese Weber ihre Forde­rungen auch mittels des allgemeinen Wahlrechtes durchsetzen werden?

**) Wohl beim Einkaufen, resp. Abliefern der Arbeit von Seiten der Weber? Die Red.

und wenn er noch so sparsam lebt, kommt vorwärts! Was müssen sich die fleißigen Arbeiter nicht abziehen, um nur eben bestehen zu können! Ein Rother.

Herr Tidmann.*) Altdänisches Volkslied. Früh am Morgen, da ward es Tag, Herr Tidmann kleidet sich vor dem Bett, Und er zog an sein Hemd so schön.

Das loben alle die Süderleut.

Er zog an sein Hemd so schön, Sein seidner Rock war herrlich und grün, Bockslederne Stiefel schnürt er ans Bein. Das loben alle die Süderleut. Bockslederne Stiefel schnürt' er ans Bein Vergoldete Sporen schnallte er drein, So zog er hin zum Süderharder Thing. Das loben alle die Süderleut.

So zog er hin zum Süderharder Thing, Die Steuer verlangt' er von jedem Edeling; Sieben Scheffel Roggen von jedes Mannes Pflug  . Das loben alle die Süderleut.

Sieben Scheffel Roggen von jedes Mannes Pflug  , Das vierte Schwein aus dem Mastungswald Auf da stund der alte Mann.

Das loben alle die Süderleut. Auf da stund der alte Mann: Keiner von uns das geben kann Und ehe die Steuer zahlen wir

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Das loben alle die Süderleut. ,, und ehe die Steuer zahlen wir, ,, Bleibt jeder Mann am Thinge hier

Ihr Süderharder Bauern steht zusammen im Ring!" Das loben alle die Süderleut.

Ihr Süderharder Bauern steht zusammen im Ring, Herr Tidmann darf lebend nicht kommen vom Thing!" Den ersten Schlag der alte Mann schlug.) Das loben alle die Süderleut.

Den ersten Schlag der alte Mann schlug, Herrn Tidmann nieder zu Boden er schlug, Da liegt Herr Tidmann, von ihm rinnt das Blut. Das loben alle die Süderleut.

Da liegt Herr Tidmann, von ihm rinnt das Blut, Doch frei geht der Pflug im schwarzen Grund, Frei gehn die Schweine im Mastungswald.

Das loben alle die Süderleut.

Dies Stück mittelalterlichen Bauernkriegs spielt in der Süderharde ( Harde ist Gerichtsbezirk) nördlich von Aarhuus   in Jütland  . Auf dem Thing, der Gerichtsversammlung des Bezirks, wurden außer den gericht­lichen auch Steuer- und Verwaltungssachen erledigt, und wie mit dem Aufkommen des Adels dieser den Edelingen, d. h. den freien Bauern, gegenübertrat, zeigt das Lied ebensowohl wie die Art und Weise, wie die Bauern der Adelsarroganz ein Ziel zu sehen wußten. In einem Lande wie Deutschland  , wo die besitzende Klasse ebensoviel Feudaladel wie Bourgeoisie und das Proletariat ebensoviel oder mehr Ackerbau­Proletarier als industrielle Arbeiter enthält, wird das kräftige alte Bauernlied grade am Plaze sein. Friedrich Engels  .

*) Entnommen dem ersten Jahrgang des alten ,, Sozialdemokrat"( 1865).

Zur Beachtung.

Wir bitten dringend, die Mehrbestellungen auf das 1. Quartal[ 1884 recht zeitig zu machen, damit gleich mit der ersten Nummer der volle Bedarf geliefert wer­den kann.

Die Expedition.

In der Seidenbandweberei Bauer, Sellbach u. Cie. in Sachsenhausen   ist heute morgen ein Streit ausgebrochen. Die Zahl der Streifenden beträgt zirka 80 Männer und Frauen.

Um Bekanntgabe in allen Arbeiterblättern wird gebeten, ebenso sind die Fachgenossen ersucht, 3uzug fernzuhalten. Näherer Bericht folgt.

Frankfurt am Main  , 26. November 1883.

Briefkasten

der Redaktion: 7./9.-27: Brief und Sendung dankend erhalten. Lettere   finden Sie unten quittirt, mit der Verwendung des ersteren werden Sie gewiß zufrieden sein. Gruß!

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der Expedition: Str. Bln.: Mt. 5, Schft. u. Ab. 4. Du. erh. Brieftaube Rt: Mt. 6, Ab. 4. Du. erh. A. Hochheim, London  : Fr. 7,50 Cto. Brüffel erh. Thdy. Frfld.: Fr.-, 90 f. Schft. erh. Sdg. fort. Deklamator später. Heinrich: Mt. 59,50 à Сto. Ab. u. Schft. 2c. erh. Bstllg. besorgt, kostet Mt. 26,50, also Ufd. ,, is nich!"* (-i): Mt. 11,90 f. Schft. erh. Ausbleiben der 3. Hfte. räthselhaft. Ersatz folgt ab N.-Y. baldmöglichst. Bile. V.: Mt. 3, Ab. 4. Du. erh. Schwarzer Taugenichts: Löschung besorgt. Dr. W. A.: Zettel war irrig beigelegt. E. V. E.: Mt. 3,80 26. 4. Du. u. Schft., Mt. 3, pr. Ufd. dkd. erh. Herr Meyer": Mt. 19,20 Ab. Okt. u. Nov. erh. Kpf. Dav. Play: Fr. 2, Ab. 4. Du. erh. Grb. Zch.: Fr. 2, Ab. 4. Du. erh. A. H. Newyork  : Fr. 253,15( Doll. 50) à Cto. erh. Ggrchg. gutgebr. Bftllg. erw. Carlo: Mt. 50,- à Cto. erh. Weiteres beachtet. B. B. B.: Abg. erh. A. Z. Dd.: Mt. 20,-

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à Cto. erh. Adr. geordnet. Bstllg. folgt. P. D. Alexandr.: Fr. 5,- f. Schft. u. 3 Mte. Ab. erh. Därmig; Bf. u. Bftllg. v. 24./11. erh. Weiteres wie bfl. dargelegt. Rother Greif: G. gesperrt. Adr. notirt. Sdg. nach Vorschrift. Pantaleon: Bf. v. 26./11. erh. Preis richtig gestellt. Weiteres briefl. am 28/11. Verspätung liegt an der Zwischen­hand. Ferd.: Bf. v. 17/11. durch Zwischenhand 2 Tage verspätet, betr. S. G. nicht einverstanden. Dennecke II.: Auf Deckadresse für das Partei- Archiv" verlautbaren, das ist geistreich! Panzerschiff: Adr. sc. notirt Bei Bbl. ,, Frau" 2c. Baarvorauszahlung unerläßlich, weil Herstllg. kostspielig und Neuauflage nöthig. Herstllg. kostspielig und Neuauflage nöthig. Michel Stieber: Besorgt. Georg. Schrftbstllg. notirt, folgt. Weiteres bfl. Crucifig: Adr. geordnet. Bf. fort. H. Nzsche. N.- York: Fr. 151,90( Doll. 30) à Cto. erh. Bftllg. folgt nebst Bescheid betr. Gzki. Lchmr. Basel  : Fr. 40,- à Cto. erh. Carl Werner  : Mt. 300,- à Eto. erh. P. ist stets ge= gangen. Bestellung 2c. folgt. Gruß! Frisch auf Lgz.: Mr. 8, f. Schft. erh. Weiteres am 20/11. bfl. beantw. Zeit: Mt. 14,( nicht 14,40) altes Guthaben u. Mt. 14,40 neueres pr. Ufds. dkd. verw. Rothe Schwefelbande: Mt. 22, Ab. ab Dkt. durch Kppch. erh. Bumbum: Es haben die Färber in Gaudenzdorf  , für Dein Rezept gewonnen, auf Müllerchens Buckel in Gaudenzdorf  , die Einreibungen be­gonnen. Sie rieben so fesch, so flint so froh, die Asche, bie ungebrannte" auch nebenbei auf den Gewaltsbobo und sangen vergnügt: Ja ja so so, das ist das Rezept, das charmante", von General Bumbum für seine Leut" empfohlen und angewandte!"

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tawieni: Genossenschaftsbuchdruckerei Hottingen- gürich.