lebet klug und nerftünbig; sieht man in corpore sie, steckt ein Sozialbemokrat bri n." Der biebere Musterbourgeois hat vollstänbig Recht. Einzeln ist ber Arbeiter nichts, ba ist er ber Belehrung, will sagen Beeinflussung zugangig; er vennag gegen sie nicht aufzukommen. Vereint mit seinen Genossen aber fühlt er bie Bedeutung seiner Klasse, wirb er sich seiner Rechte bewußt, und der klassenbewußte Arbeiter muß naturgemäß über kurz ober lang zum bewußten Sozialbemokraten werben. Was viele Arbeiter heut nicht einsehen wollen, ber Bourgeoisinstinkt sieht es klar; er wittert in jebem Arbeiter einen geborenen Feind ber Bourgeoisherrlichkeit. Vereint sind bie Arbeiter Alles, ftnb sie bie Träger des sozial­demokratischen Gedankens, die Pionire des Reiches der Freiheit, Gleich- heit und Solidarität. In diesem Sinne, und nicht etwa aus Verehrung der Vereinsspielerei war es, daß Johann Jacoby seinen unvergeßlichen Ausspruch that:Die Gründung des kleinsten Arbeitervereins wird für den künftigen Kulturhistoriker von größerem Werthe sein, als der Schlachttag von Sadowa!" Aus Sachsen wird uns Ende November geschrieben: Die säch- sische Regierung, welche sich in der Person des Hrn. Nostiz-Wallwitz bei jeder ögentlichen Gelegenheit als von ganz besonders inbrünstiger Liebe jür ven armen Mann beseelt hinstellt, scheint es förmlich darauf angelegt zu haben, die H e u ch e l e i und den Schwindel der söge- nanntenSoztalreform" ad ooulos zu demonstriren. Es gibt keine Re- gierung in ganz Deutschland , die mit größerer Bosheit und berechneterer Willkür die soziale emoiratische Partei verfolgte und zu unterdrücken ver- suchte; und es gibt keine Regierung in ganz Deutschland , die, wo es sich um sozialpolitische Maßregeln und Gesetze handelt, von so kleinlichem, illiberalen Ge.ste beseelt wäre. Es hat sich dies jetzt wieder einmal recht deutlich gezeigt. Auf dem Gebiete des Knapp schaftskassen- wesens herrschen in Sachsen , wie überall sonst in Deutschland , die trostlosesten, skandalösesten Zustände. Nicht nur, daß das Kassenver- mögen der Arbeit, r nicht genügend gesichert ist, steht es auch thatsächlich unter der Bei waltung der Werkbesitzer(Arbeitgeber), denen es in Folge dessen gelungen ist, die Knappschaftskassen zu einem ihrer wirksamsten Machthebel zu machen. Der' Bergarbeiter,«elcher irgendwie mißliebig geworden ist, kann willkürlich aus der Kasie hinausgeworfen werden, und verliert dadurch jedes Anrecht auf das von ihm Eingezahlte. Es ist der reine, naate Raub, wie er vom Straßenräuber nicht reiner und nackter geübt werden kann. Die Furcht, bei der geringsten, den HH. Grubenbesitzern unangenehmen Handlung, und wäre es nur ein freies Wort, aus der Kasse geworfen, seines mühsamersparten" Gel- des(denn die Knappschaftskasse ist faktisch eine Sparkasse) beraubt zu werden und aller Ansprüche für die Zukunft verlustig zu gehen, hängt wie ein Damoklesschwert über jedem Bergarbeiter. Seit 2l) Jahren sind die sächsischen Bergarbeiter in Bewegung, um eine bessere Organisation der Knappschaftskassen zu erwirken. Sie haben petitiouirt, agitirt, organisirt. An dem hartnäckigen Widerstand und der bureaukratischcn Impotenz der Regierung scheiterte Alles. Zögernd, wider- willig bequemte sie sich dann und wann zu einer winzigen Konzession, die nie beiriebigte und stets zu spät kam. Jetzt zwang das Reichskran- kenkassengesetz zu einer Neuregelung der Knappschaftskassen, die, so weit sie der Kranke uunterstützung dienen, dem Reichskrankenkassengesetz ange- paßt werden müssen. Ein besserer Anlaß für eine durchgreifende Re- form deS gesammten Knappschaftswesens war nicht zu denken. Die Re- gierung hätte die Majorität des Landtags hinter sich gehabt, die in der vorigen Session bekanntlich einen dahin zielende» Beschluß gefaßt hatte Allein Hr. Nostiz- Wallwitz ist zwar in der Theorie ein gewaltiger Ar, beiterfreund vor dem Herrn, aber in der Praxis behandelt er den Ar, beiter als ein untergeordnetes Wesen, das, nach dem famosen Luther'- schen Rezept, Haferstroh und Prügel haben muß. Der Gesetzentwurf, welcher dem Landtag bald nach seinem Zusammentritt vorgelegt ward, ist ein so jämmerliches Machwerk, daß sogar das elende Reichskranken- kassengesetz liberal daneben erscheint. Am 2K. November Montag beschäftigte sich die zweite Kammer mit dem Ding, und da wurden denn von den sozialdemokratischen Rednern der Gesetzentwurf und die Regier- ung gar übel zerzauset, so daß man schier Mitleid bekommen konnte. Hr. Nostiz-Wallwitz wollte sich erst in vornehmes Schweigen hüllen, wurde jedoch aus seinem Bau getrieben und mußte die empfangene Züchtigung quittiren. Das Schlimmste für ihn war, daß in der ganzen Kammer nicht Einer war, der seinen unglücklichen Wechselbalg in Schutz nahm. Selbst der weiß-westliche geheime Hofrath und öffentliche Bauchrutscher Ackermann fand an dem Machwerk verschiedenes sehr Wesentliche auszu- setzen und empfahl eine gründliche Abänderung. Und da wundert sich diese regierende Verkörperung bureaukratischer Impotenz und Bornirtheit, daß die Arbeiter nicht zufrieden sind. In die Einzelheiten der Debatte gehe ich nicht ein es kam mir blos darauf an, diese neueste Rechtfertigung des Kopenhagener Beschlusses (mangelnder Wille und Unfähigkeit zur Sozialreform) zu konstatiren. Im Wahlreise Forchheim- Kulmbach(Oberfranken ) fand Montag eine Nachwahl zum Reichstage für den Fortschrittler Herz statt, der sein Mandat niederlegen mußte, weil er zum Land- gerichtsxath befördert worden war. Eine Wiederaufstellung hat der Herr abgelehnt, und er hat gut daran gethan, denn im Reichstage hat der Herr sein Versprechen, gegen die Kulturtampfsgesetze zu stimmen, nicht gehalten, und im bairischen Landtag hat er sich auch als Gegner des allgemeinen Stimmrechtes erklärt. Jndeß, was nachkommt, ist nur selten etwas Gutes: der neue Kandidat der Fortschrittlelr, ein Mühlen- besitzet Limmer, hat ein Programm ausgestellt, so nichtssagend, so Waschlappen, daß selbst dieFrankfurter Zeitung " erklärt, sich für eine solche Taktik nicht erwärmen zu können." Unter diesen Umständen ist es um so erfreulicher zu begrüßen, daß unsere dortigen Genossen in den Wahlkampf eingetreten und durch Ausstellung P h. W i e m e r s als Kandidaten dafür gesorgt haben, daß den Wischwaschliberalen ein Mann entgegentrat, der ihnen gehörig zu dienen vermochte. An einen Sieg war natürlich vorderhand nicht zu denken, indeß ward wenigstens der politischen Versumpfung kräftigst entgegengewirkt. Eim demokratisch- ultramontanes-nationak- liberales Kompromiß hat die Stadtverordnetenwahl in M a i n z gezeitigt. Und diese schöne Gesellschaft hat dann auch über die Landi- baten unserer dortigen Genossen den Sieg davon getragen. Anarchistisches. Ueber den von uns bereits früher gekenn- zeichneten Anarchisten Clemens Schütz erhalten wir aus Wien einige nähere Wittheilungen, aus welchen die grenzenlose Ver- logenheit dieses Patrons hervorgeht. Der Brief, in welchem er der Polizei seine Dienste als Spitzel anbietet, ist so abgefaßt, als sei Schütz ein Anhänger der sozialdemokratischen, d. h. derg e m ä ß i g t e n" Partei, und um diesen Eindruck noch zu verstärken, hatte Schütz die Frechheit, sich aus zwei hervorragende Mitglieder dieser Richttmg zu berufen. Wäre der Brief in falsche Hände gerathen, so mußte er den Eindruck machen, als handele Schütz im Auftrag derGemäßigten". Diese Taktik ist neuerdings System bei den Herren geworden, und bei ihrem Treibe» bietet ihnen die Polizei allen nur denkbaren Vorschub. Bezüglich des Stuttgarter Raubattentats liegen neuere Nachrichten nicht vor. Der Schreiner K u m i t s ch soll bereits rekognoszirt sein. Ob er sein» Genossen angegeben oder nicht, darüber hüllt sich die Statt- garter Polizei vorderhand in tiefes Schweigen; zweifelsohne versucht sie, ganz besonders schlau vorzugehen, nachdem sie den Begleitern des Kumitsch in Pforzheim so umsichtig das Entwischen ermöglichte. Wes Geisteskind Kumitsch ist, erhellt aus den Worten, mit denen er Grillenberger in St. Gallen gegenübertrat, als dieser an der Hand der Geschichte den Blödsinn von der gewaltsamen Revolution, der sogenannteneinen großen Sozialrevolution", welche mittels Dynamit gemacht werden soll, widerlegte.W o s geht uns Geschichte an", rief er mit Pathos aus,dös wornjosrüher andere Verhöltnisse; wos Wissenschaft, is jo Olles Schwindel, hilft uns nix als Dynamit und Petrol." Nach solchen Leistungen müssen wir unbedingt aus mildernde Umstände für Kumitsch plädiren. Er ist zweifelsohne nicht der Hauptschuldige, diese sitzen vielmehr weit vor'mSchuß im Sichern. Kumitsch ist nur das Werkzeug gewesen, die gewissenlosen Anstifter wer- den auch diesmal frei ausgehen, wie auch die Anstifter der M e r st a l- linger Affäre frei ausgegangen sind. Und diejenigenAkteure hinter den Koulissen, die dafür sorgten, daß die M e r st a l- linger Affäre für gewisse Leute so überaus günstig ver- lief, daß verschiedene der Betheiligten selbst davon überrascht waren, sind die wahren Schuldigen bei dem Stuttgarter R a n b a n f a l l! Als kleinere anarchistische Ich erze können wir es bezeichnen, daß in Nürnberg jetzt das Bündniß zwischen Fortschrittlern und zwar Fortschrittlern Nürnberger Kouleur! und A n a r- ch i st e n so weit gediehen ist, daß derFränkische Kurier" eines der arbeiterfeindlichsten Blätter jüngst ein von den dortigen Anarchisten verfaßtes Flugblatt voll der infamsten Angriffe gegen Grillenberger(um so infamer, als unter dem Druck des Sozialisten- gesetzes auf die darin ausgesprochenen Verdächtigungen nicht einmal ge- bührend geantwortet werden kann, was die Verfasser natürlich wußten) als Beilage brachte! Das Erzbourgeoisblatt hätschelt die biederen weitergehenden" Sozialisten nach Kräften. In Brünn spielte sich jüngst ein ähnliches Schauspiel ab. Dort ward in einer von den K a t h o l i k e n einberufenen Versammlung einem Sozialdemokraten das Wort entzogen, unter stürmischem Beifall der Anarchisten. Der in N i Z z a erscheinende s a z i a l r e v o l u t i o» ä r eReveil des Travailleurs" entnahm jüngst unserem Blatte den Bericht über die Agitatton Palin's in Schweden , natürlich ohne Quellenangabe. Sonst war die Uebersetzung ziemlich getreu, bis aus das kleine Versehen, daß bei dem Satze, daß Palm den Sozialismus in Deutschland und Däne- mark kennen gelernt, dem Uebersetzer das Deutschland in der Kehle stecken blieb. Wir bitten aber unsere Leser, nicht etwa glauben zu wollen, daß gemeiner Chauvinismus dabei die Hand im Spiele habe durchaus nicht. Der Uebersetzer ist gar kein Franzose, sondern ein harmloser Deutschrusse, der es den deutschen Sozialisten nicht verzeihen kann, daß sie nicht so revolutionär sind wie er in Nizza . D i e Katze läßt das Mausen nicht. In der letzten Num- mer des P r o l e t a i r e" beschäftigt sich Herr B r o u s s e in einer Polemik wider ein Zirkulär der Pariser Sozialisten Roanner Programms, in welchem dieinternationale Konferenz" einer scharfen Kritik unter- worfen wird, wieder einmal mit unserer Partei. Daß es da ohne einige Verdrehungen nicht abgeht, ist j. Gstverständlich. So muß u. A. die Berliner Freie Presse" als Beweis herhalten, daß unsere Partei nicht revolutionär sei, weil sie im Attentatssoininer 1878 dieEgalit" aus Anlaß einer revolutionären Adresse derselben Reptil genannt habe, sodann eine Notiz desVorwärts" aus derselben Zeit, daß unsere Partei gegen Putschversuche undRevolutionsmacher" ist, und schließlich die Thatsache, daß dieFührer der Sozialdemokratie mit Energie Hödel und N o b i l i n g verleugneten." Letzteres Faktum ist unbestreitbar, nur hätte Herr Brousse sich nicht auf dieFührer" zu beschränken brauchen, die ganze Partei hat diese Attentäter einstimmig desavouirt. War doch sogar das letzte ösfent- liche Auftreten des heute zu den weiland Ansichten des Hrn. Brousse bekehrten I. M o st in Deutschland ein entschiedener Protest gegen die Jdentifizirnng Hödels mit der Sozialdemokratie!(Am 2 6. Mai 1 878 ward M o st in einer Volksversammlung in Chemnitz verhaftet, in welcher er Hödel als einen Idioten hingestellt und die Zugehörigkeit desselben zur Sozialdemokratie als ein lächerliches Polizeimanöver bezeichnet hat). Was wir damals gethan, thun wir auch heute noch, wir erkennen weder Hödel noch Nobiling als unsere Genossen an, und zwar aus dem ganz einfachen Grunde, weil sie solche nicht gewesen sind. Desgleichen beurtheilen wir beide Attentate noch heute ebenso wie damals, wie wir auch damals schon offen für das Attentat auf einen T r e p o w, für die Hinrichtung eines M e s e n z o w uns erklärten. Es gehört also eine starke Dosis von Verlegenheit um nicht mehr zu sagen dazu, das Verhalten unserer Partei gegenüber Hödel und Nobiling auf eine Stufe mit dem Verhalten eines Broadhurst gegenüber den revolutionären Jrländern zu stellen. Herr Brousse beweist wieder einmal, daß, wenn er auch nicht mehr Anarchist ist, er doch die metaphysische Denkweise der Anarchisten beibehalten hat. Das zeigt sich auch in der Beurtheilung der Vorwärtsnotiz. Diese war eine Antwort auf eine reptilische Anzapfung. Die Reptilienpresse hatte sich der betr. Adresse der Franzosen bemächtigt, um der deutschen Sozialdemokratie ein Bein zu stellen, sie wollte sie für die damals aus- geschriebenen Wahlen fruktifiziren, und derVorwärts" trumpfte sie gehörig ab, indem er was Herr Brousse verschweigt ausdrücklich erklärte:wir haben nicht den Muth, die Adresse von uns zu weisen, wohl aber haben wir den Muth, sie nicht von uns zu weisen", und in vortrefflicher Weise nachwies, warum die Franzosen ein Recht hätten, so zu schreiben, und weshalb die deutsche Sozialdemokratie die Revolutionsmacherei verschmähe, wohingegen damals ganz andere Leute ein Interesse daran hatten, daß Blut fließe. Die Nottz derBerliner Freien Presse" erklärt sich daraus, daß ihr die fragliche Adresse zuerst in der oberoffiziösen BerlinerPost" zu Ge- kommen war, welche dieselbe bereits für ihre Zwecke verarbeitet hatte. Wer die Situation wenige Tage nach dem Attentat in der unsere Partei sich damals befand, aus eigener Erfahrung kennen gelernt, wer Zeuge war der infamen Verleumdungen, die damals wider unsere Partei ausgeheckt wurden, wird es begreifen, daß der Gedanke an ein repti- tilisches Kukuksei sehr nahe lag. Eine unter solchen Umständen ge- schriebene Notiz als Beweisstück für die prinzipielle Stellung unserer Partei anzuführen, dazu gehört eine ganz besondere polittsche Schule, deren Geheimniß wir indeß Herrn Brosse gern überlassen. Aus England. D i e Auflösung der kapitalisti - f ch e n Gesellschaft.!. ,,H ornbleLondon!" Schreckliches London !Tbc boms» of tbe Poor!' Das Heim der Armen! Diese und ähnliche Themata sind immer noch auf der Tagesordnung und werden auch wahrscheinlich noch eine geraume Zeit eine Rolle spielen, damit allen denkbaren Parteien und Portei'chen die nöthige Gelegenheit gegeben wird, ihren Unverstand oder ihren bösen Willen dem großen Publikum vorzutragen, damit ja die Arbeiterklasse von der richtigen Bahn abgelenkt werde. Letzteres ist das Hauptmotiv, warum alle nur denk- baren noch so einfälttgen sogenannten Mittel und Wege zur Abhilfe der Wohnungsnoth vorgeschlagen werden. Mit ganz wenig Ausnah- men findet man in den Zeitungen die abgeschmacktesten Ursachen für das grauenhafte Elend der großen Masse der Arbeiter und Arbeiterinen an- geführt, dagegen habe ich in den Arbeiterversammlungen, in welchen ich zugegen war, die treffendsten, besten, ganz und gar sozialistischen Er­klärungen und Vorschläge vernommen. Auch haben die Arbeiter endlich eingesehen, daß sie sich nur auf sich selbst zu verlassen haben, daß die Zeiten vorüber sind, auf sogenannte Größen zu rechnen sie haben ein- gesehen, daß die großen Fragen der Zeit nicht so gemüthlich und fried- lich, wie man es ihnen vorredet, gelöst werden können, daß die Fragen zwischen Kapital und Arbeit keine Gemüthssragen sind, und daß von keinen Kompromissen mehr die Rede sein kann. In einem liberalen oder auch bis zu einem Grad radikalen Vortrag machte dieser Tage in Lon- don ein Priester keiner von der Hochkirche! eine der besten Be- merkungen über die christliche Religion. Derselbe sagte, diese Religion. die über 18 Jahrhunderte besteht, habe nichts ausgerichtet, als was wir eben vor uns sehen. Das sei ein schreckenerregender Zustand, und es sei die Hauptaufgabe der Führer der christlichen Religion, den christlichen Sozialismus zu propagiren. Christus sei der erste Sozialist gewesen, und das wahre Christenthum sei der Sozialismus. Er ersuche deshalb die nicht christlichen Sozialisten, sich zu dem christlichen Sozialis- mus zu bekennen. Die christlichen Religionsführer haben also 1883 Jahre gebraucht, um nichts zu erreichen; deshalb ist es an der Zeit, daß sie sich in den Ruhestand begeben, und das Feld den u n ch r i st- lichen Soziali st en wenigstens für 50 Jahre überlassen; und wenn in dieser Zeit die Sozialisten und Kommunisten keinen besseren Zustand, das heißt: wahre Freiheit, wahre Gerechtigkeit und voll- kommene Gleichhett eingeführt, wenn sie sich darin unfähig gezeigt ha- den, dann und nur dann sollen die christlichen Helden wieder die Mensch- heit beglücken. Aber so lange, wie eben gesagt, bitten wir diese Herren, sich mit den Herren Kapitaliften zusammen in Ruhestand zu versetzen. Dies muß denselben ja sehr angenehm sein, va sie dann keine Berank- wortung mehr bei dem lieben Herrgott abzulegen hoben. Bei der Unklarheft, welche sich gerade in der hiesigen Presse mit wenigen Ausnahmen breit macht, ist die seit Januar hier erscheinende Monatsschrift ,,Progross�(Fortschritt) um so freudiger zu begrüßen. Herausgegeben wird dieselbe von G. W. Foode; ihr gegenwärtiger Leiter ist!»r. Ed. B. Aveling(ebenfalls ein bekannter Atheist und Anhänger von Darwin und Häckel), da sich G. W. Foode im Gefängniß befindet. Letzterer ward bekanntlich wegen Religionsläfterung zu 1 Jahr verurtheilt, welche Strafe erst in drei Monaten abgelaufen sein wird. Diese Zeit- schrift ist die beste, die ich bis jetzt gesehen, und hat jedenfalls eine gute Zukunft. Man findet darin Abhandlungen von unserer Freundin Miß E l e o n o r M a r x, der jüngsten Tochter unseres leider viel zu früh gestorbenen Karl Marx , sowie von Friedrich Engels , und Marx's Schwiegersohn Paul Lafa�rgue, auf welche ich nächstens zurückkom- men werde. Vorläufig will ich besonders aufmerksam machen auf eine Antwort, welche Fräulein Eleonore Marx einem gewissen Mr. E. B a d f o r d zu Theil werden ließ, der in der November-Nummer desProgress'' einen Artikel veröffentlicht hatte, betitelttiiv Attitüde of Plnlosophy to- warde Religion"(die Stellung der Philosophie gegenüber ber Religion). Der genannte Herr ist ein sehr vorgeschrittever Denker und ich glaube behaupten zu können, ebenfalls Atheist, er scheint aber vorzuziehen, seine Ansicht nicht vor der Welt auszusprechen, sondern sich hinter allen mög­lichen Namen u. s. w. zu verstecken und diejenigen zu verurtheilen, welche offen für den Atheismus eintreten. Er spricht sich gegen die Berurthei- lung von Food und Ramsey aus, hütet sich aber in derselben Zeit sehr, sick) mit jenen ganz einverstanden zu erklären. Er hält es für über- flüssig, offen seine atheistischen Ansichten zu verbreiten, wie jene Männer es gethan, die jetzt dafür zu leiden haben. Ebenso sucht er an Dar- w i n herum zu mäkeln und legt großes Geivicht darauf, daß Darwin sich niemals offen erklärt habe, wie er über Religion und GotteSglauben denke. Es gefällt ihm nicht, daß Darwin , als er einstens gedrängt wurde, sich darüber auszusprechen, gesagt haben soll:E r h a b e n i e- mals Zeit gehabt, darüber nachzudenke n."(Meiner An­sicht nach konnte derselbe keine passendere Antwort geben.) Nach Darwin kommt er auf die Nihilisten Rußlands zu sprechen und gibt zu, daß die- selben Recht hätten, die Mittel und Wege anzuwenden, von welchen diese oft Gebrauch gemacht, und spricht sich im Ganzen genommen einverstan- den mit ihnen aus. Am Schluß seines Artikels läßt er aber nochmals seinen Aerger aus gegen die Atheisten, welche offen und mit Energie ihre Ansichten der ganzen Welt gegenüber vertreten. Diesen Herrn nun hat Frl. Eleonor Marx so ausgezeichnet abgefertigt, daß ich glaube, der- selbe wird es vorziehen, sich ruhig zu veryalten. Sollte er jedoch dies nicht thun, so können wir überzeugt sein, daß es ihm nächstens viel schlimmer ergehen wird. Am Schlüsse ihrer Antwort sagt unsere brave Freundin, daß Mr. Badford's Hoffen und Streben dahin geht,daß kein Aiensch eine eigene Ansicht haben soll, ehe er 40 Jahre alt ist; ferner sagt sie,wenn unsere Kinder nicht mehr wie Gefangene in die Kirchen geführt werden, wenn in den Schulen die Bibel nicht mehr gelesen wird, wenn kleine Kinder nidst länger in der schrecklichen Ein­samkeit und Langeweile zu leben haben, wenn sie nicht mehr demoralisirt und furchtsam gemacht werden mit den abscheulichen Lügen von ewigen Strafen und von der Hölle, wenn ihnen gelehrt wird, daß die griechische und römische Mythologie, Buddhaismus und Fetischismus, Christenthum und Mohamedanismus, romantische Dichtungen sind, wie die von Grimm und Andersen, und daß die einzigen wirklichen Thatsachen, welche wir wissen, die Ergebnisse der Wissenschast sind dann, wenn alles dies unfern Kindern gelehrt wird, dann werden wir damit einverstanden sein, es ihnen in irgend einem Alter zu überlassen, sich nach freiem Willen zu entscheiden, für welche von diesenReligionen oder Mythologien" sie sich erkläreen. Aber bis dahin dürfen wir nicht aushören, offen zu sein, selbst dann nicht, wenn es die Nerven der Gegner angreift oder was viel schwerer fällt denjenigen wehe thut, die wir von Herzen lieben, wir wollen fortfahren, entschieden zu sein, und sogar aus dem offenen Marktplatz rusen, daß wir von eurem Christengott oder euren agnostischen" Göttern nichts wissen wollen!" Zum Schluß dieses Briefes sei noch bemerkt, daß auch der größte Mann seiner Zeit, der Atheiftenpapst Charles Bradlaugh , über Nüttel und Wege sich vernehmen läßt, dem fürchterlichen Elende ein Ende zu machen, die Lohnfrage, die Arbeiterfrage, überhaupt die soziale Frage zu lösen. Woche für Woche wiederholt er in seinem Organ, daß nur die Lehre deS Pfaffen M a l t h u s, welchem er nachbetet, das einzige Mittel ist! Werdet weniger! das ist die Lehre, die er den Hungernden und ausgebeuteten Arbeitern gibt und unaufhörlich in seinem Organ National Reformer" wiederholt, in welchem er in einer Weise sich selbst anbetet, daß selbst viele seiner Anhänger empört darüber sind und erklären, daß es unmöglich sei, ein solches Blättchen noch länger zu lesen, und immer wieder erklärt, er sei kein Sozialist, kein K o m- m u n i st und auch ja kein Revolutionär! Die sozialistische Arbeiterpartei kann sich hierzu von Herzen gratuliren, dieselbe hat nichts dadurch ver- loren, sondern im Gegentheil sehr viel gewonnen. F. L., ein alter Kommunist. Sozialistische Presse und Literatur. Oester- reichischer Arbeit er- Kall ender für 1884, herausgegeben von Jos. B a r d o r s. Redigirt von E. I. D o l e s ch a l l. Mit dem Bildniß unseres großen Vorkämpfers Karl Marx versehen, präsentirt sich uns in sauberer Ausstattung der neueste Kalender unserer öfter- reichischen Genossen. Neben den üblichen Kalendernotizen, verschiedenen, für die Arbeiter besonders wichtigen Verfassungs- und Gesetzesbestim­mungen, sowie einem Verzeichniß der Arbeitervereine in Oesterreich- Ungarn finden wir darin eine sehr reichhaltige sozialpolitische Rundschau auf das Ja'hr 188 2/ 83, eine biographische Skizze über Karl Marx , einen Artikel Sozialismus und Kultur, worin nachgewiesen wird, wie tief der Mustermensch der kapitalistischen Produktionsweise, der französische Parzellenbauer, in der Kultur steht, und wie die ganze Menschheit so tief sinken müßte wie er, wenn nicht der Sozialismus rettend eingreife, sowie einen für einen Arbeiter- Kalender ganz besonders zweckentsprechenden Aussatz:Was und wie soll der Arbeiter lesen?" Ohne dem darin Gesagten durchweg zustimmen zu wollen, können wir doch dem Grundgedanken dieses Auf- satzes nur zustimmen, und halten es für einen ganz besonders glücklichen Gedanken, den Lesern einen Fingerzeig für die Auswahl der sozialistischen