Wenn wir den Anarchismus aufs Schrofffte bekämpfen. so ist das keine Intoleranz, sondern nur keine Indifferenz.
Und nun zum Schluß eine andere Frage. In dem obigen Artikel heißt es: Sie denunziren, verläſtern, bekämpfen und hemmen einander nicht." Das verläſtern" 2c. schenken wir der New- Yorker Volkszeitung", nicht aber das denunziren". Hier müssen wir sie bitten, sich etwas deutlicher auszudrücken und zu sagen, wer denn bei den Deutschen denunzirt. Möge sie ohne Umschweife sprechen, wir werden ihr gern Rede und Antwort stehen. Nur feine Zweideutigkeiten! Wenn wir auf Angriffe von notorischen Verleumdern bisher nicht geantwortet haben und auch in Zukunft nicht antworten werden geschieht dies in der Voraussetzung, daß kein anständiger Mensch ihnen Glauben schenkt. Wenn aber gute Freunde meinen, daß doch etwas daran" ist, dann sagen wir: Nur heraus mit der Sprache! Euch Sprache! Such werden wir die Antwort nicht schuldig bleiben!
Sozialpolitische Rundschau.
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Nun hat Desterreich also auch seinen Ausnahmezustand, und wenn man bedenkt, wie der normale Zustand beschaffen war, so wird man auch begreifen, daß die ,, Ausnahme" an Schönheiten nichts zu wünschen übrig läßt. Zum wirklichen Kriegszustand in Wien fehlt nichts als das offene Standrecht jeder Bewohner von Wien und Umgebung ist der frechsten Polizeiwillkür auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Aufhebung des Briefgeheimnisses, des Hausrechtes, wie überhaupt aller durch die Grundgeseze gewährleisteten politischen Rechte des Individuums, die Preffe vogelfrei, das Versammlungsund Vereinsrecht aufgehoben das sind so die Schönheiten des am 31. Januar von der österreichischen Regierung veröffentlichten Erlasses. Und in seiner Ausführung sind bereits mehrere Blätter unterdrückt, eine Druckerei geschlossen und bis im Augenblicke, wo wir dies schreiben mehr als 40 Personen aus Wien und Umgebung, ausgewiesen worden. Was wir von dieser Maßregel halten, haben wir bereits in voriger Nummer angedeutet. Sie ist zu allem Möglichem geeignet, nur nicht als Schußmittel gegen die Vorgänge, auf Grund deren sie in's Leben gerufen. Bu Dynamitattentaten braucht man weder Presse, noch Versammlungen, weder Hausrecht, noch Briefgeheimniß. Leute, die sich verstehen, wissen auch so mit einander zu forrespondiren, daß jede polizeiliche Spürnase den Brief lesen darf, und schicken ihre Briefe nicht an verdächtige Adressen. Zudem macht der gesteigerte Briefverkehr der Jektzeit eine wirkliche Kontrole aller Briefe unmöglich.
Vorläufig ist der Erlaß gegen alle der Polizei mißliebigen Elemente anwendbar, was den Liberalen oder was sich in Desterreich so nennt, höchft fatal werden könnte, da diese Herren jetzt in der Opposition sizen. Deshalb spielen sie auch die tugendhaften Biedermeier und ,, bedauern", daß die Regierung sich zu so extremen Schritten habe hinreißen laffen. Dabei stammt das Gesetz, welches der Regierung Vollmacht zu so extremen" Maßregeln ertheilt, aus der liberalen Aera Desterreichs. Und wenn im österreichischen Reichsrathe, vielleicht im selben Augenblicke, da wir dies schreiben, die Herren von der Linken in ,, glänzenden" Reden das Verfahren der Regierung kritisiren, so wird sich Niemand dadurch Sand in die Augen streuen lassen: ihr Mundstück, die ,, Neue Freie Presse", hat im ersten Schreck den Pferdefuß zu deutlich durchblicken lassen: Es muß verhindert werden, daß die Verfügung auch auf uns, die Liberalen, angewendet werden kann! Alle ,, Rautelen", welche die Herren beantragen und vielleicht auch durchsezen werden, haben nur diesen Zweck im Auge.
Die Regierung kann diesem Gebahren ruhig zusehen, sie mag es sogar vorausgesehen haben. Sie wird trotz allem Handeln immer noch genug für sich behalten, um ihr System der Korruption und Niedertracht nach Wunsch zu betreiben. Im Nothfalle braucht es ja nur eines neuen Attentates! Regierung und Opposition sind einander werth.
Und die Wiener Arbeiter? Wie werden diese angesichts der neuen Situation sich stellen?
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Die Beantwortung dieser Frage ist die Antwort auf die anarchistischsozialrevolutionäre Theorie. Die Wiener Arbeiterschaft, soweit sie überhaupt am politischen Leben theilnahm, gehört in ihrer Mehrheit zur Partei der Herren Peutert und Genossen Wien ist seit Langem der Stolz und die Hoffnung der Anarchisten. Die Berliner Arbeiter sind ,, Spießbürger"," Halbfortschrittler", die Wiener Revolutionäre. Sofort nach Verhängung des kleinen Belagerungszustandes hättet Ihr in Deutsch land losschlagen müssen! haben uns die Herren oft genug zugerufen jetzt haben sie den Belagerungszustand, müßten also folgerichtig auch losschlagen.
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Wir gestehen offen, daß wir angesichts des Temperamentes der Wiener Arbeiter, angesichts der Thatsache, daß ihnen seit Jahren diese Theorie des Losschlagens gepredigt ward, auf legten Sonnabend zwar teine Revolution denn dazu gehören andere Voraussetzungen wohl aber Unruhen, Tumulte in Wien vermutheten. Sie sind ausgeblieben, die einzig gebührende" Antwort ist nicht erfolgt. Wir sind weit entfernt, den Arbeitern daraus einen Vorwurf zu machen im Gegentheil, wir billigen es, daß sie vernünftiger waren als ihre Wortführer, daß sie die Situation richtig beurtheilten, und nicht in einem Augenblick losschlugen, wo alle Chancen des Kampfes gegen sie waren. Sie hätten der Regierung, die in diesem Augenblick wohlgerüstet dasteht, den größten Gefallen erwiesen, wenn sie auf die Barrikaden gestiegen wären.
Wien , das von den Anarchisten gewissermaßen als Versuchsfeld für ihre Propaganda der That" auserwählt wurde, wird jetzt die Probe auf dieselbe ablegen müssen, in Wien wird es sich zeigen, ob man mit künstlichen Mitteln, mit Provokationen, mit Attentaten, mit Putschen eine Revolution machen kann, ohne daß die thatsächlichen Voraussetzungen zu einer solchen gegeben sind.
Der Ausgang kann nicht zweifelhaft sein. Was auch die nächste Zukunft bringen möge, und daß durch die Ausnahmemaßregel der Fanatismus in gewissen Kreisen noch gesteigert werden dürfte, haben wir bereits in voriger Nummer gesagt; soviel ist sicher: die Revolution wird aus dieser Bewegung nicht hervorgehen. Die Sache des Sozialismus ift unbesiegbar, sie wird auch dem Wiener und wenn es weiter ausgedehnt werden sollte dem österreichischen Ausnahmezustand nicht unterliegen.
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Wohl aber kann ihr Marsch verzögert, aufgehalten, abgelenkt werden. Und das haben wir in Desterreich zu befürchten, weil die Voraussetzung fehlt, welche in Deutschland die Maßregeln unserer Feinde unwirksam machte: eine wohldisziplinirte Partei mit einem einheitlichen, klaren Brogramm, weil unsere Partei eine wirkliche Partei der sozialen Revolution ist, die einen grundsäglichen Gegensatz zwischen Reform und Revolution nicht kennt, und keine Partei der Revolutionsmacherei.
Wenn die österreichischen Arbeiter in ihrem Emanzipationskampfe vielleicht auf Jahre hinaus zurückgeworfen werden, so danken sie das nicht nur der Regierung, sondern auch deren bewußten und unbewußten Helfershelfern in ihren eigenen Reihen.
Das mag manchen Ohren hart klingen, aber Sache der Arbeiterpresse ist es nicht, Süßholz zu raspeln, sondern Kritik zu üben und strenge Verantwortung von Denen zu fordern, welche ihren Einfluß in der Arbeiterbewegung mißbrauchen.
Soweit war diese Notiz geschrieben, als uns die Mittheilung kommt, daß Herr Peutert den sicheren Aufenthalt in der Schweiz dem heißen Boden Wiens vorgezogen hat. Aha! Gilt's etwa auch hier den Belagerungsz stand vorzubereiten?
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Nur immer hübsch logisch. Der Hannover 'sche Kurier", das Organ der Hannoverschen Nationalliberalen, benutt, gleich seinen gefinnungsverwandten Preßkollegen anderwärts, die Wiener Attentate, um für die Verlängerung des deutschen Ausnahmegesezes Reklame zu machen, das ihm zahm und harmlos" vorkommt. Ein Gesetz, das der Willkür der Polizei Preß-, Vereins- und Versammlungsrecht preisgibt, das mit einem Schlage zu zerstören erlaubt, was in jahrelanger Arbeit mühsam geschaffen, zahm und harmlos"! Aber es tommt noch besser:
,, Noch sind wir Dant diesem Gesetz von Arbeiterunruhen, wie fie in Frankreich , England, Desterreich sich geltend machen, verschont gegeblieben, noch stehen uns die irischen und russischen Greuel ferne."
Dant diesem Gesetz! Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand würde sagen: trok diesem Gesetz- die ,, Ritter vom Geiste" des Dentervoltes haben sich aber das Denken so gründlich abgewöhnt, daß ste den haarsträubendsten Blödsinn mit der ernstesten Miene vortragen. Also Dank diesem Gesetz sind Attentate 2c. in Deutschland noch nicht an der Tagesordnung! Darum Verlängerung dieses ,, wohlthätigen Gesetzes"!
Soweit wäre in dem Wahnsinn wenigstens noch Methode; nun fommt aber das Schönste:
,, Und doch ist Grund zur ernsten Besorgniß vorhanden. Es ist ein norddeutscher Dialekt, den der Mordfanatiker spricht, Dynamitexplosionen sind uns nicht unbekannt( Dank diesem Gesetz?) 2c. 2c." Da hört doch wirklich Verschiedenes auf! Dieser Sah schließt unmittelbar an den vorhergehenden an, dem er schnurstracks widerspricht, aber der Hannover 'sche Kurier" ist ein höchst ernsthaftes Blatt! , Es ist ein norddeutscher Dialekt!" Nun, man weiß jetzt, wer der ,, Mordfanatiker" ist. Hermann Stellmacher, gebürtig aus Grotttau in Schlesien einer höchst frommen und pa= triotischen Stadt, wohin noch nie ein sozialistischer Agitator den
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Grenadier Regimentes. Also gottesfürchtig erzogen und patriotisch gedrillt!
Nach der Logik des„ Hannover 'schen Kurier" müßten also das Militär und die fromme Stadt Grottkau mit Ausnahmemaßregeln bedacht werden. Das wäre wenigstens konsequent. Aber Logik und Liberalismus, das hat sich noch nie gereimt.
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Ein braves Wort. In keiner Stadt Deutschlands haben die sozialistischen Arbeiter mehr unter dem Sozialistengesetz zu leiden als in Berlin . Aber das Sozialistengesetz hat sie auch vortrefflich geschult, Sie haben sich so vollständig darauf eingerichtet", daß einer derselben auf der Volksversammlung, welche für den Lump und Stöcker'schen Adjutanten Cremer zum Volksgericht und zur moralischen Lynchung wurde, unter brausendem Jubel die Erklärung abgab: Wir haben uns unter dem Sozialiste ngesek so gut organisirt, daß wir die Abschaffung desselben fast bedauern würden."
Das war ein braves Wort die beste Antwort an die reaktionären Esel, die den Sozialismus durch das Sozialistengesetz zu vernichten gehofft hatten, und die schönste praktische Ergänzung des Bracke'schen: Wir pfeifen auf das Sozialistengeset! Ueberhaupt steht es in Berlin ausgezeichnet. Die Befürchtung, welche hie und da gehegt ward: die Stadtverordnetenwahlen könnten Verflachung und Verwirrung, vielleicht auch die Einführung unsauberer Elemente im Gefolge haben, hat sich nicht erfüllt. Im Gegentheil: diese Wahlbewegung hat über alles Erwarten günstig gewirkt, und zu keiner Zeit hat die Arbeiterpartei in Berlin so start, so fest und so einig dagestanden wie heute! ld bruid mudi
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Dem Verdienste seine Krone. Eines muß selbst der Neid dem alten Wilhelm lassen: er ist, und darin stimmen alle, die ihn kennen, überein, für geleistete Dienste im hohen Grade erkenntlich. Das hat neuerdings einer seiner„ treuesten Diener", der Erpolizeipräsident von Berlin , Herr v. Wurm b, erfahren. Papa Wurmb, wie ihn die Ber liner Priesterinnen der Liebe wegen seiner väterlichen Liebe für sie zu nennen pflegten, ist nämlich von seinem kaiserlichen Herrn, dessen Ver= trauter er früher war, zum Domherrn von Merseburg ernannt worden. Das ist ein Posten, der seinem Verwalter die große Verpflichtung auferlegt, alljährlich einer Sigung des Domkapitels beizuwohnen, den Jahresbericht anzuhören, dann in der Kirche einem Dankgottesdienst beizuwohnen gepriesen seist Du, Gott, der Du den Armen nimmst und den Reichen gibst!" und schließlich an einem Diner theilzunehmen, wo der Champagner in Strömen fließt und welches gewöhnlich bis zum nächsten Morgen dauert. Für diese schwere Arbeit bezieht so ein Domherr das Lumpengehalt von 30,000-40,000 Mark pro Jahr die Religion muß dem Volke erhalten bleiben! Herr von Wurmb Domherr wer lacht nein, wer weint da? Hört Ihr nicht jenes unglückliche, von diesem lüsternen Pascha von Berlin brutalisirte, von feilen Kreaturen desselben mißhandelte und in's Elend gestürzte Weib Elise Hessels laut aufschreien in ohnmächtiger Entrüstung? Herr von Wurmb, der Berlin verlassen mußte, weil seine Schmachwirthschaft ihn dort unmöglich machte, nacheinander Re= gierungspräsident, Ritter des schwarzen Adler= ordens und Domherr!
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Wer lacht da? Bist Du's, deutscher Aristophanes? Du von dem fromm gewordenen Deutschland verpönter jüdisch- französisch- frivoler" Spötter, der Du statt lederne Gesangbuchverse profane Liebeslieder, statt deutschthümelnder und deutschlümmelnder Patriotengesänge alles Altehrwürdige verhöhnende ,, Satiren" dichtetest? Bist Du's, Heinrich Heine ? Ja Du bist's, Du lachst und Du zeigst auf Dein Buch der Lieder dort steht es: Der Domherr öffnet den Mund weit: Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit
D Du pietätloser Spötter, Du!
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Wer ist muthig? Die Fränkische Tagespost" fertigte jüngst in einer polemischen Notiz den fortschrittlichen„ Fränkischen Kourier", der, wie unsern Lesern bekannt, die Anarchisten mit ganz be= sonderer Vorliebe und aus sehr durchsichtigen Gründen die Wahlen stehen vor der Thür! in Schutz nimmt, folgendermaßen ab: Ein 2 ob bekommen die Anarchisten außerdem vom ,, Kurier": sie seien muthiger als die Sozialdemokraten. Es scheint uns ein etwas absonderlicher Muth" zu sein, einen Subalternpolizisten meuchlings niederzuschießen, oder mittelst eines Dynamitattentats eine Menge unschuldiger Menschen wegen vielleicht eines Schuldigen zu massakriren. Nach unserer Anschauung ist das Feigheit, nicht Muth, und es dürfte wohl mehr Ueberzeugungstreue und moralischer Muth dazu gehören, unter einem drückenden Ausnahmegesetze einen gefahr- und mühevollen Kampf gegen allerlei juristische und sonstige Fußangeln und außerdem systematische Verleumdung und Denunziation zu führen.'
Wenn wir auch nicht jedes Wort des hier Gesagten unterschreiben möchten, so sim wir doch mit dem Sinn desselben durchaus einverstanden. Es wir einmal nöthig, ein kräftiges Wort gegen den von gewiffer Seite sistematisch gepflegten Romantizismus des politischen Mordes zu redet. Der Romantizismus, ob er nun als sentimentale Gefühlsduselei der als Kultus der brutalen Leidenschaft auftritt, ist gleich verderblich für die Arbeiterbewegung, die nüchterne, klar denkende Leute erheischt. Es ist Romantizismus, in jedem Attentäter einen Helden" zu erblcken, wie der Kultus der Telle, der Brutusse 2c. ebenfalls sehr romantsch, aber geschichtlich sehr wenig gerechtfertigt ist. Nach der Logik der Herren Anarchisten wären der amerikanische ,, Rowdy", der Berliner Lous, der oberbayrische Bauernknecht Helden, denn auch ihnen kommt es richt darauf an, irgend Jemand, der ihnen zuwider ist, ,, talt" zu machen.
Die ganze Atentatsschwärmerei ist Nachäffung des Kampfes der Russen, ohne Rückscht auf die ganz ungleichen Verhältnisse des Westens. Nachäffung, nicht achahmung. Denn die Russen sind keineswegs leichten Herzens zun Terrorismus geschritten: gerade von denjenigen, welche sich in diesen Kampf am meisten auszeichneten, stimmen die Berichte ihrer Mitstreiter darüber überein, daß sie nur sehr schweren Herzens an ihre wirklichen Thaten gingen. Sophia Perowskaja, schreibt Stepnjat, jer Redakteur von„ Semlja i Wolja", litt unendlich, bevor sie an dem Bombenattentat theilnahm; und von Chalturin, dem Urheber der Explofon im Winterpalast, ist bekannt, wie tief unglücklich er bis zu seinem Tide darüber war, daß er die unbewußte- Ursache des Todes so vieler Unschuldiger gewesen. Und ebenso bekannt ist, mit welcher Vorsicht die Attentäter des 13. März zu Werke gingen, um nur ja tein Menschenleben außer dem ihres Todfeindes zu gefährden. Die Herren Anarchifen sind allerdings über solche ,, Schwächen" erhaben. Muth und„ Muth' sind eben zweierlei Dinge.
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Die Bank: otterklärung der sächsischen Fort schrittspartei. Bankrott ist sie schon lange, diese traurigste Spielart des politisoen Partei- Chamäleons, Fortschrittspartei genannt, sie ist sogar eigentlic niemals solvent gewesen, allein jetzt hat sie sich felber formell und ausdrücklich für bankrott erklärt.
Das erste Mal vielleicht, daß diese Partei der politischen Heuchelei die Wahrheit gesagt hat.
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Das Wunder geschah Montag, den 28. Januar d. J., in dem sächsis schen Landtag. Es handelte sich um die famose Steuerrestanten: Angelegenheit: das Interdikt gegen die armen Teufel, die nicht im Stand find, ihre Steuern zu zahlen. Bisher waren die Ge meindepaschas in dieser Angelegenheit ohne Methode und einheitlichen Plan vorgegangen. Da nahm sich die Fortschrittspartei der rathlosen Gemeindepaschas an und arbeitete einen Gesetzesvorschlag aus, durch welchen Methode in die Sache gebracht und die bisher geübte Willkür ſein zum Gesetz erhoben werden soll.
Das Ministerium, Herr von Nostiz- Wallwitz an der Spitze, war so flug gewesen, seine Finger von der heiklen Materie zu lassen, und hatte der dienstfertigen Fortschrittspartei flug die Initiative zuge schoben. Er hatte liberale Strupel!
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Am bezeichneten Montag tam nun das fortschrittliche Opus zur Ver handlung. Natürlich wurde es von Seiten der Sozialdemokraten( durch Dab Bebel) einer unbarmherzigen Kritik unterworfen. Darob entbrannte der fortschrittliche Zorn, und Herr Starke gab im Namen seiner Fraktion" zum Schluß die feierliche Erklärung ab: die Fortschrittspartei fönne mit der Sozialdemokratie nie etwas gemein haben( was sehr richtig) und es falle ihr nicht ein, Opposition gegen die sächsische Regie rung zu machen, die ihr so wolwollend" in allen Dingen entgegengekommen sei; solange die Sozialdemokratie das Ge meinwesen gefährde, müßten sich alle Ordnungsparteien, und darunter selbstverständlich auch die Fortschrittspartei, um die Regierung schaaren." Also sprach der Fortschritts Starke nicht wörtlich, doch dem Sinne nach. Das heißt: die Fortschrittspartei ist Regierungspartei geworden. Oder An vielmehr, sie hat öffentlich bekannt, daß sie es ist längst gewußt haben.
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Natürlich wundern wir uns über er diese offizielle Bankrotterklärung nicht; es amüsirt uns aber, daß die Herren Fortschrittler unsere Kritik ihres Wesens und Treibens so drastisch bestätigt haben. Gut bekommen wird's den Leutchen allerdings nicht. In Sachsen gibt es zwei sogenannte fortschrittliche Organe: die Leipziger Bürger zeitung" und die Dresdener Zeitung." Erstere steht mit der Land tagsfraktion der Fortschrittspartei" schon lange auf gespanntem, ja feind lichem Fuße, und hat deren Thätigkeit und Nichtthätigkeit in dieser einer Session vollständig ignorirt. Dagegen war die„ Dresdener Zeitung" durd bisher das Spezialorgan der Landtagsfraktion", insbesondere der Ab- uns geordneten Starke und Schaffrath. Wohlan: Die Dresdener was Beitung" hat in ihrer Nummer vom 31. Januar d. J. der Landtags lich fraktion" einen Absagebrief geschrieben und als Scheidegruß einen Leid fräftigen Fußtritt versetzt. Geschieht den Herren recht! Was Igni aber das Schönste ist; der Absagebrief und Fußtritt rührt von Nie Kom mandem anders her als von Starke's Busenfreund fund dem geistigen D Haupte der Partei", dem bei der letzten Wahl durchgefallenen Schaff Arbe rath. Da wäre denn die Spaltung fertig, wenn bei Gallerte von einer geffe Spaltung die Rede sein kann.
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Und nun das Blamabelste in dieser traurigen Selbst- Abschlachtungs unſe Geschichte:
Herr Starke verkündigte die Abdankung der Fortschrittspartei a uf Grund einer Mittheilung, die unsere Abgeordneten faft einer unwahrheit zieh und den Inhalt dieser wir seiner Mittheilung hat Herr Starke hintennach als ein, Mißverständniß" bezeichnen und die vollkom mene Wahrheit der sozialdemokratischen Behaup tung zugeben müssen! Mißverständniß! Die Sache könnte elegisch
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Also Selbstmord aus erscheinen, wenn sie nicht so komisch wäre! Mit den sächsischen Herren Fortschrittlern werden wir uns jetzt nicht mehr zu beschäftigen haben. Kadaver kann man weder lieben noch hassen, Arti und noch weniger bekämpfen man scharrt sie ein und geht seiner Seit Wege!
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A Lei Dem Leipziger Tageblatt" ist wieder ein Malheur Da paffirt. Es brachte dieser Tage einen höchst vernünftigen Leitartikel( auch der Tageblatt"-Scheere ergeht es wie dem blinden Huhn; sie findet mitunter eine Perle) über die jüngsten politischen Morde in Desterreich schief Es wird darin mit vollkommenem Recht ausgeführt, daß die Verhängung Fre von Ausnahmemaßregeln das Uebel nur verschärfen und die energischsten imm Arbeiter dem Nihilismus zudrängen würde. Jdeen, und seien es auch Leito verkehrte, könne man nicht mit Polizeigewalt ausrotten u. s. w. Als mus der Redakteur bei der Revision seinen blind gefundenen Artikel las, Bod dämmerte ihm plötzlich auf, daß er ja eigentlich einen Artikel gegen doku die Verlängerung des Sozialistengeseges in Deutsch Ger Land zu veröffentlichen im Begriffe war, und da in der Schnelligkeit kein anderer Artikel zu beschaffen, so fügte der nnglückliche ,, Tageblatt" Redakteur dem fatalen Artikel hinten die Bemerkung an:
In Deutschland sind die Verhältnisse natürlich ganz andere."
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Herr von Mangoldt, der christlich konservative Güt Würgengel, hat die Ohrfeigen, welche ihm Bebel kürzlich im sächsischen zu, Landtage ertheilte, sehr schmerzlich empfunden, denn er hat den Versuch eine gemacht, sich im Gerichtssaale davon reinzuwaschen. Er hielt bei Eröff wir, nung der Schwurgerichtssession eine Rede an die Geschworenen, worin nal er behauptete, er urtheile ohne Parteilichkeit und Haß und übe Gerech Fr tigkeit, auch wenn es sich um Reichs- oder Landtagsabgeordnete handle unge Zu dieser Rede hatte er sich wohlweislich vorher auf den Richterstuhl gesetzt, weil man ihm an dieser Stelle nicht antworten und nicht in Hohn gelächter ausbrechen kann über seine beispiellose Unverfrorenheit. Er hat aber auch nicht die Thatsache widerlegen können, daß er am ersten wiek Pfingstfeiertag 1882 den Boltsvertreter Bebel verhaften ließ, nachdem licht er sich auf eine Vergnügungsreise begeben hatte, um während der Feier tage nicht in die Lage zu kommen, Bebel wieder in Freiheit setzen zu müssen.
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Diese Verhaftung hatte den ganz niedrigen, ganz gemeinen Zwed dem Sozialisten Bebel und seiner Familie die Feiertage zu verderben denn es wurde amtlich als Grund derselben nur Fluchtverdach angegeben, und trotzdem wurde der Haftbefehl, der schon seit 14 Tage fertig war, nicht früher als am ersten Feiertage ausgeführt, während bei Fluchtverdacht stets Gefahr im Verzug ist. Dazu kommt abgesehen davon, daß es überhaupt absurd ist, einen Mann wie Bebel für flucht Dhi verdächtig zu halten, daß man Bebel nach den Feiertagen gegen 1000 Mart Raution wieder in Freiheit setzte. Wenn er wirklich flüchten wollte dann hätte er so viel aufgeben und zurücklassen müssen, daß es ihm au die 1000 Mt. wahrhaftig am wenigsten angekommen wäre. Dies begreif jedes Kind, dazu braucht man gar nicht Landgerichtsdirektor zu sein. Di Ausrede des Fluchtverdachts, welche die einzige Begründung der Ver haftung bildete, ist also kindisch albern. Wenn es nun nicht has nicht Rache war, was den gemeinen Streich veranlaßte, was war e dann, Herr v. Mangoldt?
Dieser famose Richter braucht sich übrigens gar nicht so sehr seine Unparteilichkeit zu rühmen, er sieht sich in jedem einzelnen Falle nic nur die Parteirichtung der Angeklagten, sondern die Person selbst sehr genau an. Dafür nur einige Beispiele.pls spig sid
1877, als Mangoldt noch Staatsanwalt in Chemnitz war, beging bo ein konservativer Streber, Assessor Böhmer, bekannt durch sein standalösen Urtheile, die er als Vorsitzender des Gerichtsamts im Bezirks gericht gegen die Sozialdemokraten erließ, grobe Verbrechen im Amt Dieselben wurden entdeckt, Mangoldt als Staatsanwalt hatte einzuschreiter Es that ihm aber leid um die brauchbare Kreatur; er reiste deshal nach Dresden und fragte beim Justizminister an, was zu thun sei. De Minister hörte, daß die Entdeckung der Verbrechen( Unterschlagunger Aftenfälschungen u. s. w.) in Chemnik schon publik sei, und sagte a Mangoldt: Nee, härnse, das Ding is Sie zu weid nein beese, da wär mer wohl der Gerächtigkeed freien Loof laffe müssen." Man hoffte nu zwar, durch die Verzögerung würde der Verbrecher Zeit zur Flucht g wonnen haben, aber dieser hatte sich zu fest auf seine Parteigenoffe verlassen, die ihn nun beim Kragen nahmen und auf fünf Jahre in Zuchthaus spedirten.
Ein anderes Bild aus neuester Zeit! Ein konservativer Revolverjou nalist, Namens Steinbach, trieb lange Zeit mit größter Frechhe in Dresden sein Wesen. Er griff alle Skandale auf, die in unser moralischen bürgerlichen Gesellschaft ja so häufig sind, und erpreßte vo
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