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den Betheiligten Geld, indem er mit Veröffentlichung ihrer Privatange legenheiten drohte und wirklich jede Woche einige Skandalartikel veris öffentlichte. Das Blatt Steinbach's, Shlips" genannt, wurde unbeanstandet in allen Kneipen kolportirt, während jedes Arbeiterblatt verboten und die Herausgeber eines solchen von Polizei und Justiz geradezu geschunden wurden. Denn Steinbach machte in Sozialistenfresserei und leckte Speichel vor dem sächsischen Hofe, da konnte man die anderen Gaunereien schon übersehen. Aber es wurde noch schlimmer mit Steinbach, er beging auch ein Sittlichkeitsverbrechen, indem er die Schwester seiner Frau, ein dreizehnjähriges Mädchen, zu nothzüchtigen versuchte, und zwar vor Zeugen, denn sogar seine Frau war neben anderen Personen mit in dem Zimmer anwesend, in welchem der Angriff geschah. Nun war Steinbach nicht mehr zu retten, er mußte in's Zuchthaus und seine Parteigenossen waren entrüstet über die Blamage, die ein Konservativer sich und der Partei zugefügt hatte. Steinbach saß zwei Jahre, dann kam er wieder, setzte seinen ,, Shlips" fort und beschrieb mit großem Bynismus sogar seine Erlebnisse im Zuchthause öffentlich im Blatte. Dabei nannte er sich natürlich wieder konservativ. Das war seinen Genossen höchst fatal, der Mensch mußte unschädlich gemacht werden, und dies besorgt mit Grazie immer Herr v. Mangoldt. Wegen einer Privatbeleidigung, wie solche Steinbach früher in jeder Nummer dugendweise begangen, wurde Steinbach in Untersuchungshaft genommen. Er hatte den Artikel, der die Beleidigung enthielt, von einem hochadeligen Herrn v. 3rschau( der allerdings auch schon Zuchthäusler war und der sächsischen Aristokratie keine besondere Ehre macht) im guten Glauben erhalten und war nicht einmal verantwortlicher Redakteur. Trotzdem erhielt er nach mehrmonatlicher Untersuchungshaft 9 Monate Gefängniß und der hochadelige Verfasser erhielt 1 Jahr Monate.
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So beseitigt Mangoldt seine unbequemen Parteigenoffen- ohne Ansehen der Person."
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-Im Wahlkreise Bielefeld Wiedenbrück( nicht Bielefeld - Herford , wie wir zweimal irrthümlich schrieben) findet die Wahl am 25. Februar statt. Unsere Genossen sind am 19. Januar mit dem ersten Flugblatt in den Wahlkampf eingetreten, welches auch bereits von dem unvermeidlichen Verbot ereilt worden ist. Für die vereinigten ibt Liberalen kandidirt Herr Ed. Windthorst( Kulturkämpfer außer Diensten), für die Ultramontan Konservativen Herr von Ungern Sternberg, der Chefredakteur der Kreuzzeitung ", ein würdiger Nachfolger des biedern Marcard. Unsere Genossen haben in dem Kreise ser einen schweren Stand, da ihre Reihen gerade im Kreise Wiedenbrück durch Auswanderung stark gelichtet sind. Auch fehlt es ihnen, wie sie uns schreiben, sehr an rednerischen Kräften; indessen werden sie thun, was in ihren Kräften steht, ein gutes Resultat zu erzielen, und namentlich die Wahlagitation zur Verbreitung unserer Prinzipien zu benutzen. Leider läuft das Volk dort noch blind den Pfaffen nach, die selbst an Ignoranz nichts zu wünschen übrig lassen. Die Katholiken wählen auf Kommando von Windthorst( Meppen ) den protestantischen Mucker.
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Die Liberalen wenden Alles auf, um die Stimmen der intelligenten Arbeiterschaft zu fangen, unsere Genossen haben aber nicht daran ver geffen, mit welchen Ehrentiteln Herr Windthorst seinerzeit unsere Partei belegt hat. Mögen die Bourgeois ihren Windthorst wählen", schließt unser Korrespondent ,,, die Arbeiter halten fest an ihrem Programm!"
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Unsere Genossen in Deutschland rüsten sich bereits fast allerwärts eifrigst zum bevorstehenden Wahlkampf, was jer wir mit großer Genugthuung konstatiren und den noch etwa rückständigen Orten zur Nachahmung anempfohlen. Sehr zu begrüßen ist es, daß die Beschlüsse des Kopenhagener Kongresses dabei gebührend berückPsichtigt werden, namentlich was die Kandidatenfrage anbetrifft. In der Liste der uns gemeldeten Kandidaturen figuriren eine ganze sisch Anzahl ,, neuer Namen". Wir drücken die feste Erwartung aus, daß auch hinsichtlich der Wahlflugbläter den Beschlüssen der Parteikongreffe ticht überall entsprochen werde, und werden unserseits durch eine Reihe von jen, Artikeln über unser Parteiprogramm den Genossen dabei zur Seite stehen.
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Auf Wunsch berichten wir schon heute folgende Kandidaturen: Für Leipzig ( Stadt): Bebel; Leipzig ( London ): J. Dietgen; Darmstadt : J. Müller.
Volksparteiliche Geschichts- schreibung. Auf der eich schiefen Bahn hält Niemand an. Das zeigt recht drastisch die gute ung Frankfurter Zeitung ", die, seit sie den Weg nach Damaskus gefunden, ften immer mehr versimpelt. Da schreibt dieses Blatt legten Sonntag in einem auch Leitartikel über die englische Landfrage, in welchem es seinen RadikalisAls mus durch Schimpfen auf die schwere Veräußerlichkeit des Grund und las, Bodens in England, dem stehenden Thema der englischen Freihändler, en dokumentirt, folgende Geistreichigkeit über die Bestrebungen von Henry sch George und Alfred Wallace :
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jedem Individuum ein Anrecht auf das Land zu geben, schlagen diese Leute vor, das Land zu nationalisiren, d. h. von Staatswegen alles Grundeigenthum mit Beschlag zu legen. Das ist natürlich keine neue Idee. Sie ist in der französischen Revolution praktisch ausgeführt worden." Diese Entdeckung ist wahrhaft genial. Wir anderen Sterblichen sind bisher der Meinung gewesen, die französische Revolution habe zwar die ve Güter der Pfaffen und Emigranten tonfiszirt, aber nur um sie hinterher chen zu„ kapitalisiren", d. h. an die Spekulanten zu verschleudern, die damit fuch einen einträglichen Handel inszenirten, weit gefehlt! Jetzt erfahren öff wir, daß die französische Revolution den Grund und Boden natio= orin nalisirt habe. Wenn das so weiter geht mit den Geschichtsstudien der cech Frankfurter Zeitung ", so können wir uns noch auf große Ueberraschble ungen gefaßt machen.
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Sittlichkeitsverbrecher. Bei der Debatte über den Gefängniß Etat tam man im sächsischen Landtag natürlich auch ften wieder auf die Prügelstrafe zu reden, die namentlich gegen Sitt lichkeitsverbrecher u. s. w. angewandt werden muß. Liebknecht erklärte, er habe unter Umständen nichts dagegen einzuwenden. Wenn z. B. die 13 Bengel der„ goldenen Jugend", welche des Abends anständige Frauen auf der Straße insultiren, die Mädchenjäger von Profession, die vornehmen Priester der freien Liebe", die Biedermänner, die ihre Dienstmädchen zu schänden versuchten, mit einer tüchtigen Tracht Prügel bedacht würden, so könnte das nur seinen vollen Beifall haben. Verschiedene Vertreter der Ordnung und Sittlichkeit schauten ziemlich verlegen drein, und der Großenhainer Bürgermeister griff unwillfürlich nach seinen Backen, die feuerroth wurden, als wäre eine kräftige
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Bravo! Unsere Genossen in Paris haben für das Rothe Kreuz der, Narodnaja Wolja " fünfzig Franreiften, für die sozialistische Agitation in Schweden fünfundzwanzig Franken gesammelt und abgeliefert, was wir auf Wunsch der Betreffenden hiemit quittiren.
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Frankreich. Der weitere Verlauf der Debatte über die Geschäftskrisis hat doch etwas mehr gehalten, als nach den ersten Reden zu erwarten war. Clovis Hugues und Tony Revillon haben mit anerkennenswerther Energie die Arbeiterforderungen vertreten und auch Herr Clemenceau hat in seiner dreistündigen Rede manches Richtige über die Ursachen der Krisis gesagt. Sein Antrag, eine parlamentarische Kommission einzusetzen, welche über Umfang der Krisis und Mittel zur Abhülfe Untersuchung anstellen soll, wurde trok Widerspruch der Regieipruch be rung angenommen.
Geholfen ist damit freilich sehr wenig. Was würde es selbst nüßen, wenn die Kammer über die wirklichen Ursachen der Geschäftskrisis im Klaren wäre? Würde, könnte sie die nöthigen Konsequenzen ziehen? Würde, könnte sie, aus von Bourgeois gewählten Bourgeois zusammengesetzt, nun auch die einzig wirksamen Mittel zur Abhilfe ergreifen, dem Palladium der Bourgeoisgesellschaft, dem Recht auf Ausbeutung, ernsthaft zu Leibe gehen? Das ist undenkbar. Sie wird im günstigsten Falle sich zu einigen Palliativmittelchen entschließen, wenn es Noth thut sogar etliche Millionen opfern, aber die freiwillige Abdankung ihrer Auftraggeber beschließen, das gibts nicht! Nicht einmal die wirksamste aller heute ausführbaren Maßregeln, den Maximalarbeitstag, wird sie befürworten, denn den verträgt die internationale Ronkurrenz nicht. Um so mehr Grund für die Arbeiter, den internationalen Marimalarbeitstag zu verlangen.
Mit um so größerem Vergnügen konstatiren wir, daß unsere franzöſi
schen Genossen sich immer eifriger an die Diskussion dieser so wichtigen Frage machen. Am nächsten Sonnabend findet in Lyon eine Konferenz zu diesem Zwecke statt, verbunden mit einer großen öffentlichen Volksversammlung, an der, wenn es möglich ist, auf Wunsch der Arrangeure auch ein Delegirter des Aktionsfomite's des Schweizerischen Arbeitertages theilnehmen wird.
Die Redaktion des in Guise( Departements A i sne) erscheinenden Devoir"( Die Pflicht), eines fourieristisch- philantropischen Blattes, sendet uns dasselbe zu, indem sie uns auf einen Artikel über die Ab= rüstungsfrage aufmerksam macht. In diesem Artikel wird ausgeführt, daß seit der Annexion von Elsaß- Lothringen das französische Volt allerwärts verdächtigt werde, nur an Revanche zu denken. Diesem Uebelstand, der von den Offiziösen hüben und drüben weidlich ausge nugt wird, könne am besten dadurch abgeholfen merden, daß von einer Konferenz der europäischen Mächte die streitigen Provinzen neutra Iisirt würden; es empfiehlt das" Devoir " der französischen Sektion der internationalen Friedensliga, eine Agitation in diesem Sinne in's Werk zu sehen.
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Die Jbee wäre unter den heutigen Verhältnissen ganz vernünftig, aber weil sie es ist, darum wird sie ein frommer Wunsch bleiben. Bismarck und Ferry haben gar kein Interesse daran, daß die„ Kriegsgefahr" abnimmt im Gegentheil. Denn sie brauchen das stehende Heer, und zwar nicht minder als gegen den äußeren gegen den in= neren Feind, die Sozialdemokratie. Diese aber ist die einzige wirkliche Friedenspartei, denn wenn sie zur Herrschaft kommt, ist auch die Neutralisation Elsaß - Lothringens überflüssig, da diese Provinzen dann frei sind und selbst zu entscheiden haben, ob sie französisch oder deutsch sein wollen.
Immerhin halten wir eine lebhafte Friedensagitation in Frankreich für sehr opportun- für Deutschland !
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Italien . Wie wir französischen Blättern entnehmen, ist der italienische Revolutionär Cipriani im Bagno erlegen. Er ist das Opfer trasfester Klassen- und Parteijustiz.
Trotz aller Maßregelungen macht der Sozialismus auch in Italien tüchtige Fortschritte, auch dort wollen die Arbeiter vom Staatssozialis mus und den nach deutschem Vorbild ausgearbeiteten sozialen Reformprojekten des Ministers Berti nichts wissen.
In Parma siegte jüngst bei einer Nachwahl der sozialistische Kandidat Dr. Musini mit 3666 Stimmen über seinen fortschrittlichen Gegner, der nur 3351 Stimmen erhielt. Das Wahlrecht ist in Italien bekanntlich beschränkt. Die Kandidatur Musini's war in einer von mehr als 3000 Personen besuchten Wählerversammlung von Andrea Costa warm vertheidigt worden.
Auch in Pesaro ist ein Sozialist gewählt worden.
Sozialistische Presse und Literatur: ,, Down with the Socialists and Communists!"( Nieder mit Sozialisten und Kommunisten!) Eine von unsern amerikanischen Genossen herausgegebene Agitationsbroschüre.
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Auf unserm Büchertisch ist eingegangen: Dr. Eugen Jäger, die Agrarfrage der Gegenwart. 2. Abthlg. Soweit wir nach einer flüchtigen Durchsicht urtheilen können, zeichnet sich auch diese Arbeit des bekannten christlich konservativen Sozialpolitikers, gleich seinen früheren Arbeiten, durch sachgemäße Behandlung der Frage, Fülle an Material und klare, übersichtliche Darstellung desselben aus. Eine eingehendere Besprechung dieser Schrift behalten wir uns vor.
Parteigenossen!
Es sind in einer Anzahl von Prozessen gegen Genossen von uns richterliche Urtheile ergangen, die man als geradezu unerhört in der RechtsVerwaltungsbehörden in Bezug auf das Verbot von Blättern und sprechung bezeichnen darf. Außerdem sind Begründungen der höheren Schriften, Versammlungen, Kassen und Vereinen ergangen, die als Kuriosa eine Art kulturhistorischer Bedeutung haben.
Die Berathung der Verlängerung des Sozialistengesetzes in der bevorstehenden Reichstagssession läßt es höchst wünschenswerth erscheinen, daß unsere Parteivertreter im Besiz dieser Aktenstücke sind.
Wir fordern deshalb alle Parteigenossen, welche im Besize solcher Aftenstücke sind, auf, dieselben unverzüglich einem unse= rer Parteivertreter zuzusenden.
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Die Redaktion und Expedition des, Sozialdemokrat."
Korrespondenzen
Niederlausit, im Januar. Nachdem seit Erlaß des Sozialistengesetzes bereits in Forst und Spremberg öffentliche Versammlungen abgehalten worden waren, in denen Gen. Kayser referirte, hat in jüngster Zeit Gen. Hasenklever eine Agitationsreise durch die größeren Städte der Niederlaufit unternommen.
Am 23. November sprach derselbe in Sora u über das Krankentaffengesetz. Trotzdem man den größten Saal gemiethet hatte, war bald der letzte Platz besetzt, und die Menge lauschte andächtig den Worten des Vortragenden. Jedoch änderte sich die Situation, als der von den Gewerkvereinen requirirte Kontroleur Bey in provozirender Weise das Wort ergriff; es wurde ihm größtentheils unmöglich gemacht, seine aufgespeicherte Weisheit auszukramen. Der von uns erzielte Erfolg ließ den Liberalen keine Ruhe, und so mußte sich der Vertreter des Wahlkreises, Witt, kurze Zeit darauf ins Zeug legen, um Bericht über seine Thätigkeit zu erstatten, wozu Dr. Hornih die nöthige Würze gab.
Den 24. war Versammlung in Forst mit der Tagesordnung: Die Sozialreform. Der Saal, welcher zirka 1500 Personen faßt, war lange vor Beginn überfüllt, und mußten Hunderte der Nachzügler umkehren. Trotz der Ueberfüllung und der damit verbundenen großen Hize verlief die Versammlung durchaus sachgemäß und wurde nur ab und zu durch laute Beifallsbezeugungen unterbrochen. Zum Schluß wurde auf Gen. Hasenklever ein donnerndes Hoch ausgebracht.
Die dritte Versammlung fand am nächsten Tage in Rottbus statt. Der Erfolg war derselbe. Vor einer dicht gedrängten Menge konnte Referent ohne Opposition sein Thema erledigen, und nach Schluß erhoben sich die Anwesenden zur Anerkennung von ihren Sißen.
In Spremberg wurde die Versammlung, angeblich wegen eines unpassenden Vergleichs von Seiten des Referenten, durch die Polizei aufgelöst.
Ueber die Ausführungen unsers Genossen Hasenklever etwas zu sagen, halten wir für überflüssig, da Jeder von der Gründlichkeit derselben überzeugt sein wird. Ueberall gestaltete sich diese Agitationsreise zu einem wahren Triumph; überall haben die Genossen gezeigt, daß sie tampfesmuthig und treu zur Fahne halten, und wenn auch die Uebrigen, welche bisher der Bewegung indifferent gegenübergestanden haben, den Appell Hasenklevers sich zu Herzen nehmen, so können wir mit bester Hoffnung der nächsten Reichstagswahl entgegensehen.
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Niederhaslau bei Zwickau . Wir Haslauer haben im Organ noch nichts von uns hören lassen; in der letzten Zeit aber haben sich bei uns Dinge abgespielt, die wohl verdienen, der Deffentlichkeit mitgetheilt zu werden. Es ist uns nämlich seit kurzer Zeit das neue Berggeset Knappschaftskaffengeset Knappschaftstassengeset zu einer Drientirung der Bergarbeiter in die Hände gelangt. Da nun das Gesez uns Bergarbeitern sehr mangelhaft erschien, beriefen wir am 9. Dezember in Wilkau in den Pleul'schen Gasthof eine Bergarbeiterversammlung ein, in welcher Genosse Wilhelm Liebknecht referiren sollte. Die Versammlung wurde auf 8 Uhr angezeigt, der Referent konnte jedoch erst eine Stunde später erscheinen. Als nun der Einberufer die Versammlung zur Zeit eröffnete und das Wort einem anderen Redner, einem Genossen aus Zwickau , ertheilen wollte, trat der hochlöbliche Herr Oberschandarm aus Zwickau dazwischen und verbot die Versammlung ohne Weiteres. Vorläufig mußten wir uns dem fügen, wir beschlossen aber sofort, eine zweite Versammlung
einzuberufen, und die Anwesenden gingen ruhig auseinander. Ein paar Tage darnach gingen zwei Genossen aus Wilkau zu dem Gastwirth Bleul, um nach dem Saal zu fragen. Herr Pleul sagte ihnen, er könne den Saal nicht hergeben; es wäre soeben bei ihm ein Doktor aus einem Nachbarorte gewesen( Leipold wird der saubere Bursche genannt) und habe ihm gesagt:„ Sie wollen um öffentliche Tanzmusit nachsuchen und geben den Sozialdemokraten den Saal? Das wagen Sie ja nicht wieder!" Darauf gingen die beiden Genossen zu dem anderen Gastwirth, Mehlhorn; der erklärte ihnen aber sofort, er könne ihnen den Saal nicht geben, die Sache wäre zu gefährlich."
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Das waren die Gastwirthe von Wilkau . So ging es denn nach H a 3- Iau( Haslau und Wilkau liegen neben einander, nur durch die Mulde von einander getrennt) zu dem Gastwirth August Meier, mit der Anfrage, ob er wohl auf Mittwoch, den 19. Dezember, seinen Saal zu einer Bergarbeiterversammlung hergeben würde; Meier sagte zu, und als er sich versichert, daß die Versammlung keineswegs eine politische sein, sondern nur die fachlichen Interessen der Bergarbeiter betreffen würde, war er erst recht mit Allem einverstanden und versprach auf Ehrenwort und Handschlag den Saal. aid biru de ad
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Kaum war die Versammlung der Amtshauptmannschaft angezeigt und in den beid en Zwickauer Blättern bekannt gegeben, so fällt es Hern Meier plöglich doch ein, den Saal zu verweigern, und alle unsere Mühe war umsonst, Meier war nicht mehr zu bewegen. Niederhaslau zählt zirka 4000 Einwohner, fast ausschließlich Berg- und Hüttenarbeiter; sonst enthält es nicht einmal ein Bauerngut, nur eine große Mühle. Nun, so mag denn Herr Meier von dem großen Müller und dessen Buchhalter, der alles Gute zu Tage fördert, und den übrigen Konsorten leben, wir Bergarbeiter werden ihm zeigen, daß wir ihn nicht nöthig haben.
Man sollte meinen, daß es solchen Gemeinden, wie Niederhaslau, Wiltau 2c., wo viele Bergarbeiter wohnen, recht sein müßte, wenn wohlmeinende Männer eintreten für eine soziale Besserstellung der Bergarbeiter, anstatt dem entgegenzusteuern. Denn sie kennen die Lage der Bergarbeiter, sie wissen, daß der Bergarbeiter, der seine Gesundheit auf dem Schacht eingebüßt hat, von seiner Pension nicht leben kann, so daß von Steuerzahlen gar keine Rede sein kann, er vielmehr zum Theil noch von der Gemeinde unterstützt werden muß.
Und doch solch ein Gebahren! Nun, macht nur so zu! Wir werden es uns merken! Einstweilen mag der Gemeinderath von Denen unsere Steuern verlangen, die uns entgegentreten; sie sind uns sehr gut betannt. Die Herren wollen Männer der Ordnung sein, und sie sind es, die den Arbeiter immer mehr in's Verderben bringen. Bei der bevorstehenden Reichstagswahl aber werden die Herren wieder wie gewöhnlich vor Liebe für den Arbeiter triefen.
Nun, Ihr habt uns gezeigt, wie Euer Herz für den Arbeiter schlägt; wir werden es nicht vergessen. Wir werden nicht versäumen, wie wir immer gethan, nicht nur für unseren Ort, sondern auch anderwärts zu arbeiten, den Wahlkreis, den Ihr uns genommen, wieder in unsere Hände zu bringen.
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Stuttgart, 11. Januar. Gestern fand gegen Behr und Voigt, deren Verhaftung ich seinerzeit mittheilte, die Gerichtsverhandlung statt, nachdem gegen die übrigen in Untersuchung gezogenen Genossen Taute und Stockinger Ende Dezember die Untersuchung eingestellt worden. Das Urtheil lautete gegen Behr auf 6 Monate Gefängniß, gegen Voigt auf Freisprechung. Beweise lagen gegen Behr massenhaft vor, d. h. was so ein deutscher Richter Beweise nennt dem gewöhn lichen Menschenverstand aber beweisen diese Beweise nichts weiter, als daß von Württemberg aus in den beiden letzten Jahren viele Sendungen von gewissen Kreisen unangenehmen Schriften in Deutschland verbreitet wurden. Alles, was das Brüderpaar Post und Polizei in den letzten Jahren an Sendungen verbotener Schriften zusammengestohlen hatte, wurde auf's Behr Schultern abgeladen. Freilich waren sich Staatsanwaltschaft und Richterthum klar, daß ihre Beweisführung etwas Gewaltſames hatte, und die Anklage richtete sich deshalb auch gegen Behr und Genossen. Die„ Genossen" hatten sie aber nicht und wie die Anklage selbst ausführte sie kannten sie nicht einmal. Den Behr aber hatten sie was liegt also für deutsche Richter näher, als daß sie den in ihren Händen Befindlichen für die Thaten anderer, ihnen unbekannter ,, Genossen" haftbar machen! Man sah es dem Staatsanwalt ordentlich an, daß es ihm gar nicht angenehm war, daß er seinen Strafantrag auf nur 6 Monate höchstes Strafmaß! stellen konnte. Natürlich waren die ,, unabhängigen Richter" ganz derselben Meinung wie der biedere Staatsanwalt. So ein Sozialdemokrat, besonders wenn er noch ,, Genossen" hat, die man nicht kennt, kann doch unmöglich freigesprochen werden! Ist er auch nicht schuldig, so könnte er doch schuldig sein. Die Genossen!" Können das nicht die Kumitsche sein, die die Bankiers ausrauben? Man kann von einem deutschen Richter doch nicht verlangen, daß er den Unterschied zwischen Anarchisten und Sozialisten kenne; beide sind ,, isten ergo wurde Behr verdonnert. Aber zum Beweis, daß auch die deutschen Richter Milde zu üben im Stande sind, rechneten sie von den 10 Wochen Untersuchungshaft fünfzehn Tage auf die Strafe an. Wie human! Wie milde!
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Uebrigens wäre Behr, auch wenn er keinen unbekannten ,, Genossen" gehabt hätte, doch verknurrt worden! Honold hatte gesagt, daß Behr der Mann sei, der so hübsche Geschichten über ihn, den Polizeikommissar, im ,, Sozialdemokrat" veröffentlicht habe. Honold mußte das wissen, und
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Behr mußte also verdonnert worden, und um ihn auch, wie so vielen Anderen schon geschehen, zum Lande hinausheßen zu können, wurde auf 3ulässigkeit der Aufenthaltsbeschränkung erkannt. Es gibt noch Richter in Deutschland, aber sie sind auch danach.
Köln, 6. Januar. Korruptionsblüthen. In unsere Nachbarschaft haben wir eine Bürgermeisterei Efferen, welche, zum Landkreise Köln gehörig, aus mehreren Dörfern und Ortschaften besteht. Die nächstliegenden, an die Stadt Köln grenzenden Orte sind Sülz und Lindenthal. In diesem letteren Orte, welcher größtentheils neuangebaut ist und wegen seiner schönen gesunden Lage sehr viele kleine Rentner und wohlhabende Privatleute als Bürger hat, ist auch der Sit des Bürgermeisteramts für Efferen.
Als Verwalter dieses Amts fungirte bis vor Kurzem der Sohn des ehemaligen Steuerverweigerers Weygold. Wie er sein Amt verwaltet hat, das stellte sich heraus, als ihn ein Oberlehrer, welcher keinen Gehalt bekommen konnte, verklagte. Aber erst auf dreimalige Beschwerde wurde die Sache untersucht, und da hat sich denn ein System geoffenbart, wie man es bisher nur in Rußland zu suchen gewohnt war.
Bevor ich auf die Einzelnheiten eingehe, bemerke ich noch, daß schon in den Jahren 1877 und 1878 durch unser damaliges Organ, die ,, Kölner Freie Presse", dem Bürgermeister am Zeug geflickt wurde, und nur dem Ausnahmegesetz hatte er es zu danken, daß er nicht schon damals mit dem Zuchthause in nähere Berührung fam. Der Bürgermeister verstand es, durch seine imponirende Persönlichkeit alle Beamten, z. B. Postagenten, Kommunalempfänger, Gemeinderäthe, Polizisten, zu seinen willenlosen Werkzeugen zu machen, so daß er alle Gelder, die auf der Post oder in die Steuerkaffe eingingen, für seine eigenen Bedürfnisse verwenden konnte. Jm Jahre 1877 hatte angeblich auf der Postagentur in Lindenthal ein Diebstahl stattgefunden. In demselben Hause war auch eine Wirthschaft, welche dem Postagenten Weuther gehörte. Abends vor dem angeblichen Diebstahl befanden sich in der Wirthschaft als einzige Gäfte der Polizist und Feldhüter Buche und der Maurermeister Reusch. Dem Buche war es schon lange fein Geheimniß mehr, daß der Bürgermeister Geldsendungen, welche auf der Post antamen, zunächst für seine wollüftigen Zwecke verbrauchte, bis dann nachher der betreffende Empfänger tam und reklamirte. Dann wurde eiligst ein Polizist nach dem nahegelegenen Ehrenfeld geschickt und dort das Geld aus der Kommunalkaffe gepumpt. Der Postagent hatte dem Buche sehr oft geklagt, daß er vom Bürgermeister kein Geld zurückbekommen könne, er würde schließ= lich unglücklich werden, wenn einmal plöglich eine Revision abgehalten würde.
Was war nun da zu machen? Der Bürgermeister hatte kein Geld, der Postagent auch nicht, und da fiel dem Bürgermeister der Plan ein, einen Diebstahl glaubwürdig herzustellen. Der Plan gelang. An dem nach dem Hofe zugelegenen Zimmer wurden die Fenster zertrümmert, und Freimarken, sonstige Postwerthzeichen, sowie leere Postbeutel auf dem Felde in der Richtung nach Braunsfeld zerstreut, um so den Diebftahl glaubhaft erscheinen zu lassen.
Dem Bürgermeister war es hinlänglich bekannt, daß der Polizist Buche in verschiedene Sachen einen Einblick hatte und daß ihm dieser